Sonntag, 28. November 2004
PREDIGT IM ADVENT: WIR SIND KEINE ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt um
22:52
Kommentare (0) Trackbacks (0) PREDIGT IM ADVENT: WIR SIND KEINE DETERMINIERTEN HIRNMASCHINEN, SONDERN VERANTWORTLICHE MENSCHEN MIT LEIB UND SEELE
Liebe Andächtige!
Am Herz-Jesu-Freitag (= erster Freitag im Monat) nach den Krankenbesuchen mit der Heiligen Kommunion ist im Buchenhüller Sakristeibeichtstuhl ab 17 Uhr wieder Möglichkeit zur heiligen Weihnachtsbeichte, insbesondere sind auch alle Kinder und Jugendlichen eingeladen, die bei der letzten Kinderbeichte nicht hier gewesen sind. Um 18.15 Uhr heiliger Rosenkranz vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und nach der Heiligen Messe um 19 Uhr dann Eucharistischer Segen. Am kommenden 2. Adventsonntag um 09.30 Uhr Heilige Messe und um 17 Uhr kurze Eucharistische Andacht vor der traditionellen Ankunft des heiligen Nikolaus in Buchenhüll, diesmal bereits am Vorabend des 6. Dezember. Jene Kinder, die in einigen Monaten ihre erste Heiligen Kommunion empfangen werden, sind gemeinsam mit ihren lieben Eltern ganz besonders herzlich aufgerufen, der Sonntagspflicht zu entsprechen und an keinem Sonntag mehr zu fehlen. Letzte Woche ist mir eine hervorragende Zeitschrift in die Hände gefallen (vgl. Die Politische Meinung. Monatsschrift zu Fragen der Zeit, November 2004, ISSN 0032-3446), die im Zusammenhang von Forschung und Menschenbild und der dabei vorgenommenen wissenschaftlichen Thematik Hirnforschung und Willensfreiheit ein ganz wichtiges Zitat von Thomas Buchheim auf die Titelseite gestellt hat: Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Hat das was mit Advent und mit unserem katholischen Glauben zu tun? Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Tatsächlich, es hat ganz viel mit dem Advent und unserem Glauben zu tun, als eine Voraussetzung nämlich - es geht hier nämlich genau besehen um die letzten Gründe des Menschseins, es geht hier um alles. Jeder von uns hat ein Hirn. Und angesichts manchen umgangssprachlichen Redens meint mancheiner vielleicht: das Hirn denkt. Aber das ist eigentlich Unsinn. Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Wenn aber nun das Hirn nicht alleine denken kann, sondern zunächst einem Organismus zugehören muß, um zu funktionieren, und wenn dieser Organismus aus sich selbst heraus noch immer nicht denken kann, trotz des vorhandenen Hirnes, dann ist immer klarer: weder das Hirn noch der Gesamtorganismus denken, sondern wir selbst denken, das heißt Du denkst, ich denke, es denkt also - wenn wir so sagen wollen - der Personkern: ich - Du. Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Woher aber dann der Organismus in seiner Komposition? Woher die wunderbare Komposition des Menschen als Leib und Seele? Die weltlichen Naturwissenschaften können diesen Personkern nicht wirklich erreichen, sie können nicht wirklich erklären, woher die Geistseele kommt. Aber unsere Selbsterfahrung zeigt ganz sicher: wir drücken uns als unsterbliche Geistseelen mit unseren Leibern aus. Und wir wissen aus der Erfahrung: für uns es als Menschen genaugenommen keine Ursachen, sondern Gründe. Wenn es für unser Denken und Handeln nur Ursachen gäbe, dann wären wir tierähnliche Maschinen, daß ich (rein instinktiv) so denken oder handeln muß, sondern es gibt Gründe, warum ich so denke und dann entscheide, so oder anders zu handeln. Wir sind aber keine Maschinen: das heißt, wenn jemand die Wahrheit in einer Sache erkennt, kann er sogar gegen seine Vernunft und gegen sein Gewissen immer noch sagen: ich gebe es nicht zu, ich will es nicht erkennen, ich will trotzdem anders handeln. Aber indem wir eben keine Maschinen sind, sondern jeder von uns selbst denken kann, jedenfalls diese Fähigkeit hat, beweisen wir, daß ein jeder von uns eine Geistseele hat, die nicht sichtbar ist. Wir sind also jedenfalls keine determinierten Hirn-Maschinen. Wenn aber jeder von uns eine Seele hat, die der unsichtbaren geistigen Sphäre zugehört, die man nicht sehen kann, sondern die sich mittels unseres Leiber ausdrückt, dann steht fest, daß es die unsichtbare Welt gibt, wir selbst sogar daran Anteil haben mit unseren unsterblichen Seelen. Wenn es aber die unsichtbare Welt unserer Seelen und noch viel mehr, der Engel usw. gibt, dann steht noch mehr fest, daß keine Maschine und auch kein Computer eine solche Geist-Welt produzieren kann. Wer nun behauptet, daß aus einem Hirn oder Hirnsystem ein Geist hervordringt, redet vollkommenen Unsinn. Woher aber kommt dann unsere Geistseele? Sie ist direkt von Gott eingeschaffen. Und somit haben wir mit dem einfachen Satz, daß nicht unsere Gehirne denken, sondern wir selbst, quasi einen Gottesbeweis geliefert: dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Denn ohne Gott als Ursprung, hinter dem nichts mehr als weiterer Ursprung steht, ist es nicht erklärbar, daß wir als potentiell freie Menschen handeln können, das eine tun und das andere lassen. Denn jene, die wirklich meinen, daß nicht wir, sondern vielmehr unsere Hirne vordeterminiert und rein instinktiv denken und daß daher folglich Mörder und andere Verbrecher gar nichts dafür können, weil eben nur das Hirn jeweils falsch gedacht hat und damit die Verantwortung gegen null tendiert, sind auf dem Holzweg. Würde uns sogar jemand überzeugen, daß nicht wir denken, sondern unsere Hirne, dann hätten sie durch diese argumentative Überzeugungsarbeit, daß wir also plötzlich einer irrigen Theorie zustimmten, den Beweis unseres eigenständigen Denkens und des Eingehenkönnens auf Argumente gebracht und damit ihre eigene Hirntheorie vollkommen ad absurdum geführt. Denn Maschinen und biologische Systeme kann man nicht durch Argumente überzeugen, sondern nur potentiell frei denkende Menschen, die über die Gründe nachdenken können, die weinen können, die lachen können und die vor allem beten können, die auch über das alles und sich selbst reflektieren können, weil sie als Menschen beseelt sind, mit der von Gott direkt eingeschaffenen unsterblichen Geistseele und die im Unterschied zum Tier Verantwortung tragen. Liebe Andächtige! Mit Klarheit möchte ich im Advent daher sagen: wir sind auch keine Weihnachtseinkauf-Maschinen, die nur auf Reize reagieren und sich der Reize nicht erwehren könnten, sondern Menschen mit Leib und Seele, und diese jeweils individuelle Geistseele befähigt jeden von uns zum gewissenhaften und vernünftigen Handeln, und mit Gottes besonderer Hilfe zur Umkehr. Nur weil wir Menschen mit Leib und Seele sind, kann uns Paulus zu Beginn des Advents zurufen: Darum laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts (Röm 13,12). Und nur weil wir Verantwortung tragen für unser ganzes Leben vor allem als Getaufte und Gefirmte, kann Jesus betreffend seine zweite herrliche Ankunft, die wir noch gläubig erwarten, zurufen: Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen (Mt 24,40). Und so erhält unser Leben einen ganz tiefsten Sinn, nämlich durch die doppelte Ankunft Christi. Dadurch, daß der ewige Sohn Gottes Fleisch angenommen hat und uns als wahrer Gott so nahe gekommen ist, wie es keine andere Religion kennt als die des Christentums als der absoluten und wahren Religion, und wir durch Christus über den dreifaltigen Gott erfahren durften, und dadurch, daß Jesus Christus in Herrlichkeit wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten, und somit unser irdisches Leben als verantwortliche und beseelte Menschen unter der Sinnstiftung einer Verantwortung vor dem göttlichen Gericht steht. Und im Jahr der heiligsten Eucharistie vergessen wir keinesfalls die Ankunft Jesu Christi in jeder Heiligen Messe mit Seinem Versöhnungsopfer, das unblutig erneuert wird. Da also nicht unsere Hirne denken, sondern wir selbst und wir der Seele nach unsterblich sind und dank der Offenbarung Christi auch über die zukünftige Auferstehung des Fleisches wissen, hat jeder Mensch ein sinnvolles Leben vor sich, es gibt überhaupt kein Leben ohne Sinn mehr: jedes menschliche Leben ist berufen, seinen Ursprung zu erkennen, auf denkerische und gebetsmäßige Weise die religiöse Wahrheit zu betrachten und sich mit Gott durch Christus im Heiligen Geist zu vereinigen kraft der empfangenen Sakramente von Taufe und Firmung und vor allem der heiligsten Eucharistie. Und das ist Advent, daß wir uns wieder ganz gewissenhaft auf das Kommen Gottes in diese Welt und vor allem in unsere Herzen vorbereiten. Und darum kann es nicht sein, daß wir aus Menschenfurcht von dem uns alle erlösenden gottmenschlichen Christkind nicht mehr sprechen, daß wir - wie kürzlich aus Zürich vernommen - aus falscher Rücksichtnahme in Schulen und Klassen mit hohem nichtchristlichem Anteil plötzlich die Weihnachtskrippe verstecken und nicht mehr künden, daß der wahre Gott uns aus reiner Liebe durch die heilige Weihnacht als unser einziger Erlöser so nahe gekommen ist. Der ewige Sohn Gottes hat eben keine "hirnmaschinelle" Menschennatur angenommen, sondern hat sich im Moment der Menschwerdung aus Maria der Jungfrau, eine menschliche Natur gebildet und ist daher der wahre Gott-Mensch auf ewig. Für rein instinktiv gesteuerte und ohne echte Verantwortung ausgestattete "evolutionär entwickelte" Hirnmaschinen hätte es keinen Erlöser gebraucht, aber unsere Erfahrung zeigt uns, daß wir von den Folgen des Sündenfalles umwoben sind und als Tod- und Krankheitsgeweihte und vor allem für die Sünde Anfällige der Gnade der Erlösung Jesu Christi als echte Menschen mit Leib und Geistseele bedürfen. Aus reiner Liebe zu uns gefallenen Menschen ist Jesus auf die Erde herabgestiegen, um nach der Krippe und dem öffentlichen Wirken das Kreuz zu besteigen. Davon Zeugnis zu geben, vom sinnstiftenden Mysterium der Menschwerdung Gottes, ist unsere heilige Verpflichtung, und so erinnere ich mich gerne an ein amerikanische Ehepaar, daß in nördlichen Teil Zyperns in ihren Unterrichts- und Besprechungszimmern eine Weihnachtskrippe aufstellte und dadurch Fragen von den mehrheitlich aus dem arabischen Raum stammenden muslimischen Studenten provozierte, die sie dann liebevoll und klug beantworteten und so Zeugnis gaben von Jesus Christus als dem göttlichen Christkind, das jeden einzelnen zum wahren Glauben und zur Rettung seiner Seele beruft durch Glaube und Taufe. Und ich sage es deutlich: auch die christlichen Symbole, die sich zum Teil seit Generationen in glücklicher Weise kulturell verwurzelt haben, seien daher in der Advent- und Weihnachtszeit beachtet: ein würdiger Stern, ein schöner Christbaum, ein Adventkranz, die Krippe mit ihren Figuren und besonders mit dem Christkind, aber auch die Hinführung durch den heiligen Bischof Nikolaus. Aber bitte nicht das Mitschwimmen im Weihnachtsmann-Strom. Den Weihnachtsmann gab und es nicht; es ist unschön, wenn sich in einem Ort auf den Balkonen die künstlich aufgehängten und herumkletternden Plastikweihnachtsmänner türmen. Bei allem Verständnis immerhin für das Andeuten der geprägten Zeit, aber bitte nicht mit dem coca-cola-trinkenden Weihnachtsmann. Wir glauben an das Christkind mit allen Konsequenzen, und daher sollten wir im Advent etwas für unsere unsterblichen Seelen tun, wir sollten Pausen der Stille bewußt einlegen und Gott an uns handeln lassen (vgl. die Anregungen im wertvollen geistlichen Büchlein Verwandlung der Sinne von Heinrich Reinhardt). Wir sollten mehr nachdenken über die letzten Gründe, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts, wir sollten den Sinn unseres Lebens wieder neu erkennen, den uns nur das Christkind vollständig erschließen kann. Deshalb freut es mich sehr, daß der Prediger der Buchenhüller Glaubenswoche, H. H. Prof. Dr. Heinrich Reinhardt, die Universität in Eichstätt besuchen wird und am Donnerstag, den 16. Dezember 2004, um 19.30 Uhr einen öffentlichen Vortrag halten wird, der mit den letzten Gründen unseres Lebens zu tun hat. Es wird diesmal kein geistlicher Vortrag im eigentlichen Sinn sein, aber es wird eine philosophische Vorlesung sein, die uns klarmachen wird, welche Wissenschaften das Ganze reflektieren können und was die Physik, was die Naturwissenschaften ohne Kompetenzüberschreitung nicht beantworten können angesichts der Weihnacht, angesichts der Geistseele des Menschen, angesichts des unaufhörlich näher kommenden Todes eines jeden Menschen. Daher geht es im Vortrag um die Meta-physik, um die (notwendige) Wiederkehr der Metaphysik in der Philosophie von heute. In definitiver Weise kann uns dazu die Christliche Philosophie verhelfen, wie es der Priesterphilosoph Reinhardt vorgelegt hat. Ein neues Kirchenjahr ist ein guter Anlaß, wieder nach den Gründen zu fragen, nach den Urgründen, warum überhaupt etwas ist und warum nicht vielmehr nichts ist und so gestärkt von klarer Erkenntnis neu unser Ja zum Glauben an das Christkind zu sprechen, dem wir die Offenbarung verdanken, die uns die metaphysisch gewonnenen Erkenntnis mit letzter Sicherheit bestätigt und erhellt. Es ist nicht nötig, daß man bei einem wissenschaftlichen Vortrag alles versteht, jeder kann für sich etwas mitnehmen. Die methodisch streng arbeitende Philosophie kann uns letztlich als Christliche Philosophie nur hinführen zur vollen Wahrheit des katholischen Christentums, ein Wegbereiter sein, der uns Gründe erschließt, die uns nahelegen, wieder unser Ja zum Glauben zu erneuern, wir, die wir uns anschicken, das Mysterium der Menschwerdung Gottes wieder neu zu feiern, denn wenn wir Weihnachten nicht mehr wirklich religiös begehen, haben wir alles verloren, die wahre Religion des Christentums und den Sinnes Lebens, dies verhüte für immer das göttliche Christkind durch sein Opfer in jeder Messe. AMEN. Sonntag, 28. November 2004
ZUR ÄUSSEREN AMTSÜBERNAHME DES NEUEN ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Skandal St. Pölten um
18:40
Kommentare (0) Trackback (1) ZUR ÄUSSEREN AMTSÜBERNAHME DES NEUEN BISCHOFS VON ST. PÖLTEN: KLAUS KÜNG
Nachdem Seine Eminenz Christoph Kardinal Schönborn nach der Herbstsession der Österreichischen Bischofskonferenz in Salzburg darauf verwiesen hatte, daß die katholischen Bischöfe Österreichs dem ehemaligen Apostolischen Visitator und neuen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, "für die umsichtige, kluge und glaubwürdige Weise der Führung der Visitation" gedankt hätten, fand derselbe hochwürdigste Kardinal-Erzbischof von Wien auch anläßlich der äußeren feierlichen Amtseinführung des neuen Diözesanbischofs von St. Pölten am heutigen 1. Adventsonntag, dem 28. November 2004, klare Worte. "Auseinandersetzungen können auch ihr Gutes haben". Viele im Lande hätten den Vorgängerbischof, Seine Exzellenz Univ.-Prof. Dr. Kurt Krenn geschätzt, vor allem habe er sich "nie gescheut für die Lehre der Kirche auch dann einzutreten und sie zu vertreten, wenn sie nicht gleich den Applaus der öffentlichen Meinung findet", allerdings "manchmal vielleicht zu direkt, zu wenig sanft" (im gedruckten Text hieß es noch "zu hart"). "In den Jahren Deines Dienstes hat es so manche Kontroversen und Konflikte gegeben, die wir Bischöfe leider auch zum Teil in aller Öffentlichkeit ausgetragen haben, sehr zum Schaden der Kirche." Schönborn erinnerte daran, daß die Wahrheit ohne Liebe verletze und die Herzen verschließe. Gleichzeitig betonte er: "Liebe, die sich nicht mehr traut, die Wahrheit zu sagen und zu tun, ist ein Mangel an Liebe."
An den neuen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, gewandt, der die Diözese ja bereits am 8. Oktober 2004 rechtlich in Besitz genommen hatte, sagte der Kardinal: "Viele Aufgaben liegen vor uns. Mit großem Vertrauen auf Christus, der die Kirche baut und leitet, dürfen wir gemeinsam den schönen Weg des Glaubens gehen". Und bezugnehmend auf den Wechsel Küngs von der Salzburger in die Wiener Kirchenprovinz sagte der Metropolit: "Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Nicht nur, weil wir beide aus Vorarlberg kommen und uns gerne auf Vorarlbergerisch unterhalten." Die Gläubigen von St. Pölten bat Schönborn "nach den so schwierigen Zeiten von Herzen gemeinsam und mit Hoffnung den adventlichen Weg des Neuanfangs zu gehen." Es gebe noch "viel Dunkel - in uns, in der Welt, in der Kirche". Aber das Licht Christi sei stärker. Etwa 1500 Gäste sind heute nach St. Pölten gekommen, um an der feierlichen Amtseinführung im Dom teilzunehmen. Schon zu Beginn fand vor dem Dom die Schlüsselübergabe St. Pölten statt. Seine Exzellenz, der emeritierte Weihbischof der Diözese St. Pölten, Dompropst Dr. Heinrich Fasching, übergab dem neuen Diözesanbischof den Schlüssel mit den Worten: "Dem Willen des Heiligen Vaters bist du nachgekommen, hast deine Heimat Vorarlberg verlassen und hast dich aufgemacht, mit ganzem Herzen zu uns zu kommen." Dr. Fasching dankte Dr. Dr. Küng für seine Bereitschaft und seine Haltung. Er verwies dabei auf den Wahlspruch von Küng: "Serviam - ich will dienen." Fasching weiter: "Das Tor zum Dom und die Herzen deiner Gläubigen stehen dir offen". Unter den zahlreichen Bischöfen ist besonders die Präsenz Seiner Exzellenz, des hochwürdigsten Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Dr. Georg Zur, zu erwähnen. Der Verlesung der (zweifellos echten!) päpstlichen Ernennungsbulle durch den Ordinariatskanzler und dem Treueversprechen durch Vertreter der Priester und Laien der Diözese St. Pölten schloß der neue Oberhirte Begrüßungsworte an. DIE PÄPSTLICHE ERNENNUNGSBULLE Johannes Paul II., Bischof, Diener der Diener Gottes, entbietet dem ehrwürdigen Bruder Klaus Küng, bis jetzt Bischof von Feldkirch, dem erwählten Vorsteher der Kirche von St. Pölten, Gruß und Apostolischen Segen. Die Sorge um alle Kirchen bewegt Uns eindringlich, für jene eifrige Vorsteher zu bestellen, die aus verschiedenen Gründen bis jetzt vakant sind. Unter anderem steht jetzt die Diözese St. Pölten vor Unseren Augen, von der wir wissen, daß sie wegen des Amtsverzichts des ehrwürdigen Bruders Kurt Krenn ohne eigenen Hirten ist. An Dich, ehrwürdiger Bruder, wenden wir uns aus eigenem Antrieb, da du als Bischof von Feldkirch jederzeit außergewöhnliche Frömmigkeit, Weisheit und pastorale Sorge erwiesen hast. Nachdem wir daher den Rat der Kongregation für die Bischöfe erwogen haben, lösen wir Dich in Unserer apostolischen Vollmacht von dem Band, das dich mit deiner früheren Kirche verbindet, und ernennen Dich gleichzeitig zum Bischof von St. Pölten mit allen Rechten und Pflichten. Wir wünschen sehr, daß Du den Klerus und die Gläubigen der genannten Diözese von unserem Dekret in Kenntnis setzt. Dieses Dekret ist Zeichen Unseres Willens und Ermahnung, Deine entsprechenden Aufträge bereitwillig auszuführen. Schließlich ermutigen wir dich sehr, ehrwürdiger Bruder, das deiner pastoralen Sorge anvertraute Volk sowohl durch Unterweisung in der gesunden Lehre als auch durch bewährte Beispiele eifrig zu leiten. Dadurch möge das Volk täglich Zeugnis der Heiligkeit geben und sich noch größere Verdienste erwerben. Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 7. Tag des Monats Oktober im Jahr des Herrn 2004 und und im 26. Jahr unseres Pontifikats. JOHANNES PAUL II. Diözesanbischof Dr. Dr. Küng dankte Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. für das große Vertrauen, das ihm erwiesen wurde, und erwähnte auch humorvoll die Baumfäller-Qualitäten seines neuen Generalvikars Prälat Leopold Schagerl, dessen bevorzugte Freizeitbeschäftigungen Jagd und Waldarbeiten wären. Die Predigt des neuen regierenden St. Pöltener Bischofs lautete folgendermaßen: Eminenz, lieber Herr Kardinal, hochwürdigster Herr Nuntius, liebe Mitbrüder im Bischofs-, im Priester- und im Diakonenamt sehr geehrter Herr Landeshauptmann, Herr Landtagspräsident, sehr geehrter Herr Minister, liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Die Texte des 1. Adventsonntag bieten gute Leitlinien für diese Feier, die vor allem dann mit Freude zu erfüllen vermag, wenn sie echt adventlich geprägt ist, d. h. gekennzeichnet durch die Hoffnung auf den Adventus Domini, auf das Kommen des Herrn. In der ersten Lesung hörten wir aus dem Buch des Propheten Isaias die Worte: "Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs." Eine Aufforderung zum Aufbruch, zu einem Aufbruch der notwendig ist; Zielrichtung ist der Berg des Herrn. Wichtig ist auch die Bitte an Gott, die der Prophet damit verbindet: "Der Herr zeige uns den Weg". Nicht, als ob alles unklar oder unbestimmt wäre. Um auf dem richtigen Weg zu gehen, müssen wir uns auf jeden Fall auf dem Weg des Evangeliums - vereint mit der Weltkirche - bewegen. Und wir brauchen den Beistand des Hl. Geistes, um in den Umständen unserer Gesellschaft, unserer Zeit, unserer Kirche persönlich und gemeinsam dem Glauben an Christus zu entsprechen. Alle sind angesprochen, alle sollen mitbeten und mitgehen. Der Prophet sagt: "Viele Nationen machen sich auf den Weg". Nicht überhört werden darf die Ankündigung des Propheten: "Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, und übt nicht mehr für den Krieg". Eine prophetische Ansage, die zwar vollgültig erst auf die messianische Zeit bezogen, aber auch für die Gegenwart sehr wichtig ist: für mich verbindet sich mit diesem Hinweis einer der großen Wünsche heute, wenn ich in dieser Stunde an meine neue Diözese denke. Auf uns angewandt bedeutet das, nicht im Streit miteinander leben, sondern sich der dringenden Aufgabe der Aussaat des Gotteswortes, der Bebauung des Ackers unserer Gesellschaft und dieses unseres Landes, auch unserer Kirche, mit allen Kräften zuzuwenden. Es bedeutet, unserer Sendung als Mensch und Christ zu dienen. Zu diesem Dienst sind wir berufen. Serviam ist mein Wahlspruch. Ein anspruchsvolles Programm, das mit wenigen Worten skizziert ist. Ein Programm für alle Beteiligten, auch für mich, eine große Herausforderung. Als neuer Diözesanbischof bitte ich in dieser Stunde Sie alle, dieses Programm mitzutragen. Wenn es uns gelingt zu erreichen, daß alle da mittun, dann kann es ein fruchtbarer Advent werden, eine Wegbereitung für das Kommen, für die Geburt, für das Wirken des Herrn in unseren Herzen und in den Herzen vieler Menschen. Damit auch für das Kommen des Herrn in unserem Land, unserer Kirche. Auch die Worte des heiligen Paulus sind eine Einladung, die uns alle angeht. Er schreibt in der zweiten Lesung: "Bedenkt die gegenwärtige Zeit: die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf; die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe." In der derzeitigen Situation von Gesellschaft und Kirche erhalten diese Worte, zusätzlich zu ihrer ursprünglichen und immer gültigen Bedeutung einen aktuellen Akzent: in vielen Ländern Europas (christlicher Tradition) hat sich in den letzten Jahrzehnten bei einem größeren Teil der Bevölkerung durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren die Glaubenspraxis gelockert, die Folgeerscheinungen sind unübersehbar. Wo der Glaube nachläßt, treten Zeichen der Unerlöstheit in Erscheinung, obwohl materiell alles da ist, was man braucht, werden Lebenskrisen häufiger. Familien zerbrechen trotz aller Möglichkeiten von Beratung und vielfachem Beistand. Sozialfälle treten auf, obwohl man eigentlich nur schwer verstehen kann, warum. Dies und vieles andere ist auch nicht wirklich überraschend. Und nach meinem Eindruck sind die Gründe vielerorts bewußt. Es sind die Folgen falscher, man könnte auch sagen, unglücklicher Lebensweisen. Zugleich regen sich in den Herzen der Menschen Sehnsüchte. Es besteht - vielleicht unbewußt - eine Suche nach dem, was Hilfe und Heilung bringen könnte, nach dem Religiösen, nach Gott. Es besteht die Chance, daß eine Wende eintritt. Es müßte nur Christus in der Kirche, im Wort Gottes, in den Sakramenten aufgezeigt und vorgelebt werden: Voraussetzungen, um ihm wirklich begegnen zu können. Advent ist: die Zeit sehnsüchtiger Ausschau, Zeit der Hoffnung, der Hoffnung auf das Kommen des Herrn. Auch innerhalb der Kirche ist ein gewisser Nachdenkprozeß in Gang gekommen. Viele merken es schon seit längerem: Aktionen allein helfen nicht weiter. Es ist notwendig, inne zu halten, zu beten, das Wesentliche zu suchen, mehr hinhören auf Gott, mehr auf jenen bauen, der uns erlöst hat. Gott lehrt uns in dieser Zeit "theozentrischer", christozentrischer zu werden. Das bewirkt eine neue Fruchtbarkeit, einen neuen Aufbruch. Anfänge sind hier und dort schon erkennbar. "Die Nacht ist vorgerückt, der Tag bricht an." In diese Richtung führt der Hl. Vater, wenn er in diesem Jahr dazu auffordert, sich in besonderer Weise Christus in der Eucharistie zuzuwenden. Es geht darum, zu entdecken, daß Gott uns nahe ist, daß er durch Christus da ist, unter uns zugegen, daß er uns auf allen unseren Wegen beisteht, uns durch seine Wunden heilt. Es wäre mir ein Herzenswunsch, wenn wir auf diese Weise die persönliche Erneuerung und die Erneuerung der Kirche erstreben. Aber die vielen Kirchenskandale, die das Vertrauen der Gläubigen erschüttert haben!? - Ja, das ist schon bedrückend, schmerzhaft und schwer, dennoch gibt es Hoffnung. Irgendwie ist uns allen bewußt, daß nur ein Weg aus der Krise herausführt: es ist der Weg der Wahrheit - nur die Wahrheit macht frei - man muß der Wahrheit, auch im Sinne der Aufrichtigkeit sich selber und den anderen gegenüber, ins Auge schauen, und es ist auch notwendig, daß die Kirche den Gläubigen, jenen, die Unrecht erfahren haben, auch jenen, die beschuldigt werden, Gerechtigkeit zuteil werden läßt, ohne zu vergessen, daß Barmherzigkeit dazugehört. Die Möglichkeit zu Umkehr, Bewährung und Neuanfang sind Wesensbestandteile einer christlichen Betrachtungsweise des Lebens. "Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an", ruft uns Paulus zu. Ebenso muß auch das Wort des Herrn im Evangelium in unseren Herzen Eingang finden: "Seid also wachsam!" Es ist nicht zu übersehen, das manche Entwicklungen, die in unserer Gesellschaft vorkommen, zum Teil aus Mangel an Wachsamkeit auch in der Kirche wirksam sind. Es betrifft uns alle, jene, die die Hirten sind, es sein sollen, ganz besonders. Die Vorfälle zeigen: wir müssen aufwachen, wachsam sein, wachsamer werden, damit vorhandene Mißbräuche behoben und durch entsprechende Maßnahmen in Hinkunft vermieden werden. Soll jetzt alles anders werden? War also alles Bisherige falsch? So etwas zu sagen, sei mir fern. Mit großem Respekt betrachte ich die Arbeit meiner Vorgänger und aller, die mit ihnen zusammen hier gewirkt haben. Ich denke insbesondere an die letzten in der Ahnenreihe der Diözesanbischöfe und beginne mit dem ehrwürdigen Bischof Memelauer [Bischof Küng verwies darauf, daß er noch immer im "Gästezimmer, dem so genannten Memelauer-Zimmer" wohne], dem Koadjutor König, Bischof Zak, Weihbischof Stöger, Bischof Krenn, Weihbischof Fasching. Weiterhin sind es viele in der Diözese St. Pölten, die trotz aller Schwierigkeiten und Turbulenzen, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat, zum vollen Einsatz bereit sind. Ich danke in dieser Stunde allen, die sich in der Vergangenheit bemüht haben, auf deren Arbeit wir jetzt aufbauen können, und ich danke allen, die zum Mittun bereit sind. Es freut mich die Anwesenheit so vieler Priester, Diakone, Pastoralassistenten. Das gibt mir Hoffnung! Es freut mich die Anwesenheit der Äbte, so vieler Ordensleute, Brüder und Schwestern, sie sind wichtig und wertvoll, unersetzlich. Es freut mich, das so viele Gläubige aus der ganzen Diözese, viele junge Menschen, viele ältere mit dabei sind. Jede einzelne, jeder einzelne ist nötig! Es freut mich auch die Anwesenheit vieler Politiker, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, besonders freut mich, das Vertreter anderer christlichen Bekenntnisse an dieser Feier teilnehmen: es ist so wichtig, das wir mit einem großen Respekt voreinander, auch vor den unterschiedlichen Auffassungen in allem, in dem es uns möglich ist, eins sind. Alle zusammen sind wir stark! Mit Gottes Hilfe wird es trotz aller persönlichen Schwächen und trotz Versagen möglich, die Sendung der Kirche in unserer Zeit zu verwirklichen, dem Adventus Domini den Weg zu bereiten. Die Heiligen Hippolyt, Severin, Altmann, Leopold und die Gottesmutter Maria, der dieser Dom (Bischofskirche) geweiht ist, mögen uns mit ihrer Fürsprache beistehen. AMEN. [ENDE DER ANTRITTSPREDIGT VON BISCHOF KLAUS KÜNG.] |
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