Dienstag, 30. Mai 2006
SEINE HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI. ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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07:53
Kommentare (0) Trackback (1) SEINE HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI. IN AUSCHWITZ
Zum Abschluß seines Pastoralbesuches in der Republik Polen besuchte Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. am vergangenen Sonntag, dem 28. Mai 2006, Auschwitz. Dank kath.net kann die Ansprache des Papstes in deutscher Sprache abgedruckt werden:
An diesem Ort des Grauens, einer Anhäufung von Verbrechen gegen Gott und den Menschen ohne Parallele in der Geschichte, zu sprechen, ist fast unmöglich - ist besonders schwer und bedrückend für einen Christen, einen Papst, der aus Deutschland kommt. An diesem Ort versagen die Worte, kann eigentlich nur erschüttertes Schweigen stehen - Schweigen, das ein inwendiges Schreien zu Gott ist: Warum hast Du geschwiegen? Warum konntest Du dies alles dulden? In solchem Schweigen verbeugen wir uns inwendig vor der ungezählten Schar derer, die hier gelitten haben und zu Tode gebracht worden sind; dieses Schweigen wird dann doch zur lauten Bitte um Vergebung und Versöhnung, zu einem Ruf an den lebendigen Gott, daß er solches nie wieder geschehen lasse. Vor 27 Jahren, am 7. Juni 1979, stand hier Papst Johannes Paul II. Er sagte damals: "Heute komme ich hierher als Pilger. Es ist bekannt, daß ich viele Male hierher gekommen bin ... Wie oft! Und oft bin ich hinabgestiegen in die Todeszelle von Maximilian Kolbe und bin stehengeblieben vor der Hinrichtungsmauer, durch die Trümmer der Krematorien von Birkenau gegangen. Ich konnte als Papst unmöglich nicht hierherkommen." Papst Johannes Paul II. stand hier als Kind des Volkes, das neben dem jüdischen Volk am meisten an diesem Ort und überhaupt im Laufe des Krieges hat leiden müssen: "6 Millionen Polen haben ihr Leben während des Zweiten Weltkriegs verloren, ein Fünftel der Nation", sagte der Papst damals erinnernd. Er hat hier den Mahnruf zur Achtung der Rechte des Menschen und der Nationen erhoben, den zuvor seine Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI. vor der Welt erhoben hatten, und hat hinzugefügt: "Ich verkündige diese Rechte als Sohn der Nation, die in ihrer entfernten und jüngeren Geschichte vielfältige Qualen durch andere erlitten hat. Ich sage dies nicht, um anzuklagen, sondern um zu erinnern. Ich spreche im Namen aller Nationen, deren Rechte verletzt und vergessen werden ..." Papst Johannes Paul II. stand hier als Sohn des polnischen Volkes. Ich stehe hier als Sohn des deutschen Volkes, und gerade deshalb muß ich, darf ich wie er sagen: Ich konnte unmöglich nicht hierherkommen. Ich mußte kommen. Es war und ist eine Pflicht der Wahrheit, dem Recht derer gegenüber, die gelitten haben, eine Pflicht vor Gott, als Nachfolger von Johannes Paul II. und als Kind des deutschen Volkes hier zu stehen - als Sohn des Volkes, über das eine Schar von Verbrechern mit lügnerischen Versprechungen, mit der Verheißung der Größe, des Wiedererstehens der Ehre der Nation und ihrer Bedeutung, mit der Verheißung des Wohlergehens und auch mit Terror und Einschüchterung Macht gewonnen hatte, so daß unser Volk zum Instrument ihrer Wut des Zerstörens und des Herrschens gebraucht und mißbraucht werden konnte. Ja, ich konnte unmöglich nicht hierherkommen. Am 7. Juni 1979 hatte ich als Erzbischof von München und Freising unter den vielen Bischöfen hier gestanden, die den Papst begleiteten, auf ihn hörten und mit ihm beteten. 1980 war ich dann noch einmal mit einer Delegation deutscher Bischöfe an diese Stätte des Grauens gegangen, erschüttert ob des Bösen und dankbar dafür, daß über dieser Finsternis der Stern der Versöhnung aufgegangen war. Dazu bin ich auch heute hier: die Gnade der Versöhnung zu erbitten - von Gott zuerst, der allein unsere Herzen auftun und reinigen kann; von den Menschen, die hier gelitten haben und schließlich die Gnade der Versöhnung für alle, die in dieser unserer Stunde der Geschichte auf neue Weise unter der Macht des Hasses und der vom Haß geschürten Gewalt leiden. Wie viele Fragen bewegen uns an diesem Ort! Immer wieder ist da die Frage: Wo war Gott in jenen Tagen? Warum hat Er geschwiegen? Wie konnte Er dieses Übermaß von Zerstörung, diesen Triumph des Bösen dulden? Die Worte des Psalm 44 kommen uns in den Sinn, die Klage des leidenden Israel: "... Du hast uns verstoßen an den Ort der Schakale und uns bedeckt mit Finsternis ... Um Deinetwillen werden wir getreten Tag für Tag, behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Wach auf, warum schläfst Du, Herr? Erwache, verstoß uns nicht für immer! Warum verbirgst Du Dein Gesicht, vergißt unsere Not und Bedrängnis? Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, unser Leib liegt am Boden. Steh auf - hilf uns! In Deiner Huld erlöse uns!" (Ps 44,20.23-27). Dieser Notschrei des leidenden Israel an Gott in Zeiten der äußersten Bedrängnis ist zugleich der Notruf all derer in der Geschichte - gestern, heute und morgen - die um Gottes willen, um der Wahrheit und des Guten willen leiden, und das sind viele, auch heute. Wir können in Gottes Geheimnis nicht hineinblicken - wir sehen nur Fragmente und vergreifen uns, wenn wir uns zum Richter über Gott und die Geschichte machen wollen. Dann würden wir nicht den Menschen verteidigen, sondern zu seiner Zerstörung beitragen. Nein - im letzten müssen wir bei dem demütigen, aber eindringlichen Schrei zu Gott bleiben: Wach auf! Vergiß Dein Geschöpf Mensch nicht! Und unser Schrei an Gott muß zugleich ein Schrei in unser eigenes Herz hinein sein, daß in uns die verborgene Gegenwart Gottes aufwache - daß seine Macht, die er in unseren Herzen hinterlegt hat, nicht in uns vom Schlamm der Eigensucht, der Menschenfurcht und der Gleichgültigkeit, des Opportunismus verdeckt und niedergehalten werde. Wir stoßen diesen Ruf an Gott, diesen Ruf in unser eigenes Herz hinein, gerade auch in dieser unserer gegenwärtigen Stunde aus, in der neue Verhängnisse drohen, in der neu alle dunklen Mächte aus dem Herzen des Menschen aufzusteigen scheinen - auf der einen Seite der Mißbrauch Gottes zur Rechtfertigung blinder Gewalt gegen Unschuldige, auf der anderen Seite der Zynismus, der Gott nicht kennt und den Glauben an Ihn verhöhnt. Wir rufen zu Gott, daß er die Menschen zur Einsicht bringe, damit sie erkennen, daß Gewalt keinen Frieden stiftet, sondern nur wieder Gewalt hervorruft - eine Spirale der Zerstörungen, in der alle am Ende nur Verlierer sein können. Der Gott, dem wir glauben, ist ein Gott der Vernunft - einer Vernunft, die freilich nicht neutrale Mathematik des Alls, sondern eins mit der Liebe, mit dem Guten ist. Wir bitten Gott, und wir rufen zu den Menschen, daß diese Vernunft, die Vernunft der Liebe, der Einsicht in die Kraft der Versöhnung und des Friedens die Oberhand gewinne inmitten der uns umgebenden Drohungen der Unvernunft oder einer falschen, von Gott gelösten Vernunft. Der Ort, an dem wir stehen, ist ein Ort des Gedächtnisses. Das Vergangene ist nie bloß vergangen. Es geht uns an und zeigt uns, welche Wege wir nicht gehen dürfen und welche wir suchen müssen. Wie Johannes Paul II. bin ich die Steine entlanggegangen, die in den verschiedenen Sprachen an die Opfer dieses Ortes erinnern: in weißrussisch, tschechisch, deutsch, französisch, griechisch, hebräisch, kroatisch, italienisch, jiddisch, ungarisch, niederländisch, norwegisch, polnisch, russisch, roma, rumänisch, slowakisch, serbisch, ukrainisch, jüdisch-spanisch und englisch. All diese Gedenksteine künden von menschlichem Leid, lassen uns den Zynismus der Macht ahnen, die Menschen als Material behandelte und sie nicht als Personen anerkannte, in denen Gottes Ebenbild aufleuchtet. Einige Steine laden zu einem besonderen Gedenken ein. Da ist der Gedenkstein in hebräischer Sprache. Die Machthaber des Dritten Reiches wollten das jüdische Volk als ganzes zertreten, es von der Landkarte der Menschheit tilgen; auf furchtbare Weise haben sich da die Psalmworte bestätigt: "Wie Schafe werden wir behandelt, die zum Schlachten bestimmt sind." Im tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, der Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat. Wenn dieses Volk einfach durch sein Dasein Zeugnis von dem Gott ist, der zum Menschen gesprochen hat und ihn in Verantwortung nimmt, so sollte dieser Gott endlich tot sein und die Herrschaft nur noch dem Menschen gehören - ihnen selber, die sich für die Starken hielten, die es verstanden hatten, die Welt an sich zu reißen. Mit dem Zerstören Israels sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht und endgültig durch den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden. Da ist dann der Stein in polnischer Sprache: man wollte zunächst und zuerst die geistige Führung Polens auslöschen und damit das Volk als eigenes geschichtliches Subjekt austilgen, um es, soweit es weiter bestand, zu einem Volk von Sklaven zu erniedrigen. Dann lädt besonders der Stein zum Nachdenken ein, der in der Sprache der Sinti und Roma geschrieben ist. Auch hier sollte ein ganzes Volk verschwinden, das quer durch die einzelnen Völker wandert und lebt. Es wurde zu den unnützen Elementen der Weltgeschichte gerechnet, in einer Weltanschauung, in der nur noch der meßbare Nutzen zählen sollte; alles andere wurde nach deren Vorstellungen als lebensunwertes Leben eingestuft. Da ist dann der Gedenkstein in russisch, der uns an die ungeheuren Blutopfer der russischen Soldaten im Kampf gegen das nationalsozialistische Terror-Regime erinnert und freilich zugleich an die tragische Doppelbedeutung ihres Einsatzes denken läßt: daß sie, während sie Völker von der einen Diktatur befreiten, doch auch dazu dienen mußten, dieselben Völker einer neuen Diktatur, derjenigen Stalins und der der kommunistischen Ideologie, zu unterwerfen. Auch alle anderen Steine in den vielen Sprachen Europas sprechen uns von dem Leiden der Menschen aus diesem ganzen Kontinent; sie würden erst vollends zu unserem Herzen sprechen, wenn wir nicht mehr nur der Opfer im großen und ganzen gedächten, sondern die einzelnen Gesichter von Menschen sehen würden, die hier im Dunkel des Terrors endeten. Es war mir eine innere Pflicht, auch vor dem Gedenkstein in deutscher Sprache besonders innezuhalten. Von dort tritt das Gesicht von Edith Stein, Theresia Benedicta vom heiligen Kreuz, auf uns zu - Jüdin und Deutsche, die zusammen mit ihrer Schwester im Grauen der Nacht des nazideutschen Konzentrationslagers verschwunden ist, die als Christin und als Jüdin mit ihrem Volk und für ihr Volk sterben wollte. Die Deutschen, die damals nach Auschwitz-Birkenau verbracht wurden und hier gestorben sind, wurden als Abschaum der Nation hingestellt. Aber nun erkennen wir sie dankbar als die Zeugen der Wahrheit und des Guten, das auch in unserem Volk nicht untergegangen war. Wir danken diesen Menschen, daß sie sich der Macht des Bösen nicht gebeugt haben und so als Lichter in einer dunklen Nacht vor uns stehen. Wir beugen uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor all denen, die wie die drei Jünglinge angesichts der Drohung des babylonischen Feuerofens geantwortet haben: "Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott ... uns retten. Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast" (Dan 3,17 f.) Ja, hinter diesen Gedenksteinen verbirgt sich das Geschick von unzähligen Menschen. Sie rütteln unser Gedächtnis auf, sie rütteln unser Herz auf. Nicht zum Haß wollen sie uns bringen: sie zeigen uns, wie furchtbar das Werk des Hasses ist. Sie wollen uns zur Einsicht bringen, die das Böse als Böses erkennt und verneint; sie wollen den Mut zum Guten, zum Widerstand gegen das Böse in uns wecken. Sie wollen uns zu jener Gesinnung bringen, die sich in den Worten ausdrückt, die Sophokles der Antigone angesichts des Grauens um sie herum in den Mund gelegt hat: "Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." Gottlob wachsen im Umkreis dieser Stätte des Grauens mit der Reinigung des Gedächtnisses, zu der sie uns drängt, vielfältige Initiativen, die dem Bösen eine Grenze setzen, dem Guten Kraft geben wollen. Eben durfte ich das Zentrum für Dialog und Gebet segnen. Ganz nah dabei vollzieht sich das verborgene Leben der Karmelitinnen, die sich besonders dem Geheimnis des Kreuzes Christi verbunden wissen und uns an den Glauben der Christen erinnern, daß Gott selbst in die Hölle der Leiden abgestiegen ist und mit uns leidet. In Ooewizcim besteht das Zentrum des heiligen Maximilian und das Internationale Zentrum für die Erziehung über Auschwitz und den Holocaust. Es gibt das Internationale Haus für Jugendbegegnungen. Bei einem der alten Gebetshäuser besteht das Jüdische Zentrum. Schließlich ist die Akademie für die Menschenrechte im Aufbau begriffen. So dürfen wir hoffen, daß aus dem Ort des Grauens Besinnung wächst und daß das Erinnern hilft, dem Bösen zu widerstehen und der Liebe zum Sieg zu verhelfen. Die Menschheit hat in Auschwitz-Birkenau eine "finstere Schlucht" durchschritten. So möchte ich gerade an dieser Stelle mit einem Gebet des Vertrauens schließen - einem Psalm Israels, der zugleich ein Gebet der Christenheit ist: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er läßt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn Du bist bei mir, Dein Stock und Dein Stab geben mir Zuversicht? Im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit" (Ps 23,1-4.6). Herr, du bist der Gott des Friedens, du bist der Friede selbst. Ein Herz, das den Konflikt sucht, kann Dich nicht verstehen, ein Verstand, der sich an der Gewalt orientiert, kann Dich nicht erfassen. Gewähre, daß alle, die leben in der Eintracht, im Frieden ausharren, und daß alle, die getrennt voneinander leben, sich wieder versöhnen. Dies bitten wird Dich durch Christus unseren Herrn. AMEN. Freitag, 26. Mai 2006
ST. PÖLTEN: NEUE PROZESSINFORMATIONEN Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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14:07
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Das Oberlandesgericht Wien hat am 24. Mai 2006 die Berufung des hochwürdigen Herrn Prälaten K. in dem von ihm angestrengten Medienverfahren gegen "profil" verworfen, sodaß nun ein rechtskräftiger Abschluß vorliegt. Das Berufungsurteil der zweiten Instanz wurde vom Senatsvorsitzenden Mag. Maurer verkündet. Im Kern sei der Artikel des "profil" vom 12. Juli 2004 wahr gewesen, die Beweiswürdigung des Erstgerichtes im Urteil vom 15. September 2005 sei bemüht und differenziert. Auch wenn der Wahrheitsbeweis für die Spende einer Art Ehesakrament an zwei Alumnen nicht erweisbar gewesen wäre, so sei das im Gesamtzusammenhang unerheblich. Das Erstgericht hatte zu den homosexuellen Beziehungen unter anderem festgehalten: "Die genannten Aussagen und Beweise lassen in ihrer Gesamtheit entgegen den Aussagen der betroffenen Karl K. und des Antragstellers jedenfalls den Schluß zu, daß die beiden eine homosexuelle Beziehung hatten (...) Die Feststellung, daß auch der Priesterschüler H. mit dem Antragsteller zumindest eine gewisse Zeit lang ein homoerotisches Verhältnis unterhielt, beruht auf den Angaben des Zeugen R., der bestätigte, daß der Priesterschüler Josef S. ihm dies erzählt habe und auch dazu sagte, daß laut Aussage des Josef S., Gerhard H. diesem selbst darüber berichtet habe. Es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, daß der Zeuge H. gegenüber S. in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hat."
Offen ist nun in den von den beiden ehemaligen Seminarvorstehern angestrengten staatlichen Verfahren noch das Berufungsverfahren im Medienprozeß des ehemaligen Subregens sowie das zivilrechtliche Verfahren, daß Prälat K. unter Berufung auf Kreditschädigung und die Verletzung am eigenen Bild zusätzlich angestrengt hat, was jedoch an der Einschätzung der Faktenlage, die im Sommer 2004 eine Päpstliche Visitation der Diözese St. Pölten und ihres Priesterseminars nach sich zog, nichts mehr ändern kann. In diesem zivilrechtlichen Verfahren wegen behaupteter Verletzung am eigenen Bild hatte zuletzt der Journalist des beklagten Artikels vom 12. Juli 2004 zum Beweis der Wahrnehmung der journalistischen Sorgfalt dargelegt, daß er seine Informationen auch aus hohen Kirchenkreisen gehabt hätte, denen an der Aufklärung des Sachverhaltes gelegen gewesen wäre. Die Informanten nannte der Journalist jedoch nicht. Somit ist das Oberlandesgericht Wien der in Europa gängigen Rechtsprechung gefolgt, nach der das öffentliche Interesse beim Aufarbeiten berufsbedingter Lebenswidersprüche in der Kirche eine konkrete Berichterstattung über Personen und Vorfälle in den herkömmlichen Medien gestattet, soferne die journalistische Sorgfaltspflicht beachtet würde. Der damalige hochwürdigste Päpstliche Visitator Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng hatte bereits am 12. August 2004 bei der Verkündung der Schließung des Priesterseminars festgehalten: "Leider hat es auch schwerwiegende Fehlentwicklungen gegeben: dies wurde spätestens durch die pornographischen Bilder deutlich, die von einigen Seminaristen geradezu 'suchtartig' aus dem Internet geladen wurden. Sehr schmerzhaft war es für mich festzustellen, daß sich aktive homophile Beziehungen gebildet haben." Außerdem hatte er sich gegen die Führung der Medienprozesse im Fall der beiden ehemaligen Seminarvorsteher ausgesprochen. In einem ganz anderen Prozeßfall, der mit der Diözese St. Pölten zu tun hat, berichtet heute abend der ORF um 21:20 Uhr im zweiten Programm, mit Wiederholung in der Nacht um 01:30 Uhr. Als Vorankündigung ist zu lesen: "Dem Ruf Gottes gefolgt ... Herr W. war einst ein erfolgreicher Manager in der Papierindustrie. Heute lebt der Vater von acht Kindern auf zehn Quadratmetern in einem heruntergekommenen Kammerl in einem Studentenheim. Dazu ist es gekommen, weil der streng gläubige Katholik 'dem Ruf Gottes' gefolgt ist und 1993 eine Stelle als Sekretär in der Diözese St. Pölten angenommen hat. Dort geriet er im Streit zwischen Bischof Kurt Krenn und liberalen Kirchenkreisen zwischen die Fronten. Weil er dem Bischof vorwarf, mit seinen Gegnern zu tolerant umzugehen, wäre er gemobbt und schließlich gekündigt worden. Herr W. hat die Diözese und den Bischof auf über 200.000 Euro Schadenersatz verklagt." Dem Vernehmen beurteilt der Kläger die kirchenpolitische und die Fakten-Lage ein wenig anders als in dieser Kurzvorstellung. Das Verfahren ist bisher aufgrund der unterschiedlichen Einschätzung der Verjährung nicht erfolgreich gelaufen, weshalb die Sache nun in der zweiten Instanz landen wird. Der Bericht beim ORF steht insgesamt unter dem Motto: "Mit dem Rücken zur Wand. In dieser Ausgabe von 'Schauplatz Gericht' geht es um dramatische Lebenssituationen, um Menschen, bei denen einiges schief gelaufen ist und deren Schicksal in dramatischer Weise von einem einzigen Urteil abhängt." Beten wir betreffend alle diese außerkirchlich laufenden Verfahren um den jeweiligen Durchbruch der Wahrheit, sei es, daß Verantwortungsträger zu ihrer persönlichen Lebensgeschichte stehen, sei es, daß Verantwortungsträger für nachgewiesenes Mobbing entsprechende Entschädigungszahlungen anordnen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Freitag, 19. Mai 2006
VATIKAN: NICHT PROMINENZ, SONDERN ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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18:31
Kommentare (0) Trackbacks (3) VATIKAN: NICHT PROMINENZ, SONDERN SACHLAGE ZÄHLT. ZUM FALL DES GRÜNDERS DER LEGIONÄRE CHRISTI
Die Katholische Kirche gewinnt in der Aufarbeitung sexuellen Mißbrauchs durch Teile ihres Klerus zunehmend Glaubwürdigkeit. Nach dem verstärkten Bekanntwerden vieler älterer und jüngerer Fälle vor allem in den USA, aber auch in vielen anderen Ländern, wurden bekanntlich die kirchenstrafrechtlichen Bestimmungen sowie die Verjährungsfristen verschärft. Für die klerikalen Ausbildungsstätten auf dem Territorium der USA wurde eine Päpstliche Visitation begonnen, und so kann die nunmehrige Veröffentlichung der Sachlage im Fall des hochwürdigen Gründers der aufstrebenden Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi seitens des Heiligen Stuhles selbst nach dem weltweit beachteten Fall der mit höchster Professionalität durchgeführten Päpstlichen Visitation des Priesterseminars und der Diözese St. Pölten (wobei es jedoch dort nicht um den Mißbrauch Minderjähriger, sondern um homosexuelle Beziehungen zwischen Seminarleitern und Seminaristen und zwischen letzteren ging) als weiterer Meilenstein im Verwirklichen des christlichen Verantwortungsprinzips gelten: nicht Prominenz ist es, die vor Maßnahmen der Gerechtigkeit schützt, sondern die Sachlage ist es, die ohne Ansehen der Person zu würdigen ist, allezeit in der christlichen Verbindung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
So gab der Vatikan heute folgende Erklärung zu den wiederholten Vorwürfen gegen den bekannten Gründer der Legionäre Christi ab (zunächst eine eigene deutsche Übersetzung, dann der italienische Originaltext): [DEUTSCH:] Der Pressesaal des Heiligen Stuhles gibt im Zusammenhang mit den verbreiteten Berichten über die Person des Gründers der Legionäre Christi, den hochwürdigen Pater Marcial Maciel Degollado, folgendes bekannt: Seit dem Jahre 1998 wurden der Kongregation für die Glaubenslehre teilweise bereits öffentlich gemachte Vorwürfe gegen Hochwürden Marcial Maciel Degollado, Gründer der Kongregation der Legionäre Christi, zugeleitet, die Delikte enthielten, welche der ausschließlichen Kompetenz des Dikasteriums (für die Glaubenslehre) unterliegen. Im Jahre 2002 veröffentlichte Hochwürden Maciel eine Erklärung, um die Anschuldigungen zu negieren und sein Mißfallen über die ihm von Seiten einiger Ex-Legionäre Christi zugefügte Beleidigung zum Ausdruck zu bringen. Im Jahre 2005 trat Hochwürden Maciel dann aufgrund seines fortgeschrittenen Alters vom Amt des Generaloberen der Kongregation der Legionäre Christi zurück. Alle diese Details waren Gegenstand einer ausführlichen Überprüfung von Seiten der Kongregation für die Glaubenslehre, und gemäß den Normen des am 30. April 2001 vom Diener Gottes Johannes Paul II. promulgierten Motu Proprio Sacramentorum sanctitatis tutela autorisierte der damalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Seine Eminenz Joseph Kardinal Ratzinger, eine Untersuchung der Vorwürfe. In der Zwischenzeit ereignete sich der Tod des Papstes Johannes Paul II. und die Erwählung Kardinal Ratzingers zum neuen Pontifex. Nachdem die Ergebnisse der Untersuchung einem sorgfältigen Studium unterworfen worden waren, hat die Kongregation für die Glaubenslehre unter Führung des neuen neuen Präfekten, Seiner Eminenz William Kardinal Levada, entschieden - nämlich im Hinblick sowohl auf das fortgeschrittene Alter des Hochwürden Maciel als auch im Hinblick auf seine angeschlagene Gesundheit - auf einen kanonischen Prozeß zu verzichten und den Pater zu einem zurückgezogenen Leben des Gebetes und der Buße aufzufordern, unter Verzicht auf jedes öffentliche Dienstamt. Der Heilige Vater hat diese Entscheidungen approbiert. Unabhängig von der Person des Gründers wird das verdienstvolle Apostolat der Legionäre Christi und der Vereinigung Regnum Christi mit Dankbarkeit anerkannt. [ITALIENISCH:] In riferimento a notizie diffuse circa la persona del Fondatore dei Legionari di Cristo, il Rev.do P. Marcial Maciel Degollado, la Sala Stampa della Santa Sede comunica quanto segue: A partire dal 1998, la Congregazione per la Dottrina della Fede ricevette accuse, già in parte rese pubbliche, contro il Rev.do Marcial Maciel Degollado, fondatore della Congregazione dei Legionari di Cristo, per delitti riservati all'esclusiva competenza del Dicastero. Nel 2002, il Rev.do Maciel pubblicò una dichiarazione per negare le accuse e per esprimere il suo dispiacere per l'offesa recatagli da alcuni ex Legionari di Cristo. Nel 2005, per motivi di età avanzata, il Rev.do Maciel si ritirò dall'ufficio di Superiore Generale della Congregazione dei Legionari di Cristo. Tutti questi elementi sono stati oggetto di maturo esame da parte della Congregazione per la Dottrina della Fede, e, a norma del Motu Proprio "Sacramentorum sanctitatis tutela" promulgato il 30 aprile 2001 dal Servo di Dio Giovanni Paolo II, l'allora Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede, Sua Eminenza il Cardinale Joseph Ratzinger, ha autorizzato una investigazione delle accuse. Nel frattempo avvenne la morte di Papa Giovanni Paolo II e l'elezione del Cardinale Ratzinger a nuovo Pontefice. Dopo aver sottomesso le risultanze dell'investigazione ad attento studio, la Congregazione per la Dottrina della Fede, sotto la guida del nuovo Prefetto, Sua Eminenza il Cardinale William Levada, ha deciso - tenendo conto sia dell'età avanzata del Rev.do Maciel che della sua salute cagionevole - di rinunciare ad un processo canonico e di invitare il Padre ad una vita riservata di preghiera e di penitenza, rinunciando ad ogni ministero pubblico. Il Santo Padre ha approvato queste decisioni. Indipendentemente dalla persona del Fondatore si riconosce con gratitudine il benemerito apostolato dei Legionari di Cristo e dell'Associazione Regnum Christi. [ENDE DER VATIKANISCHEN STELLUNGNAHME.] Die Erklärung des Heiligen Stuhles läßt durchaus gute Erinnerungen an die in ähnlichem Stil verfaßten Erklärungen des ehemaligen und noch von Johannes Paul II. ernannten Päpstlichen Visitators sowie heutigen Diözesanbischofs von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, wach werden. In der Geschichte der Kirche war es tatsächlich immer wieder auch von höchster Stelle her nötig, bestehende Werke oder einzelne Amtsträger zur Korrektur ihrer Irrtümer im Bereich der Glaubens- und Sittenlehre bzw. in ihrer je eigenen Lebensführung aufzurufen. Auch darin zeigt sich immer wieder die Unersetzbarkeit des Petrusamtes, das der Heilige Vater Benedikt XVI. nunmehr bereits seit mehr als einem Jahr in großer Verantwortung und mit beispielhafter Umsicht innehat. Beten wir für ihn, für die Legionäre Christi und alle Institute geweihten Lebens, daß sie ihren je eigenen Gründungsaufträgen und Begabungen kraft des Heiligen Geistes zur Rettung vieler Seelen treu bleiben können. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at |
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