Mittwoch, 29. November 2006
ABT DR. GREGOR MARIA HANKE BEI ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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22:51
Kommentare (0) Trackbacks (0) ABT DR. GREGOR MARIA HANKE BEI SEINER VEREIDIGUNG: KIRCHE DARF AUF GEGENREDE NICHT VERZICHTEN
Am heutigen Tag wurde der von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. ernannte Bischof von Eichstätt, Seine Gnaden Abt Dr. Gregor Maria Hanke, durch den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber in der Staatskanzlei vereidigt. Dabei fand Bischof Gregor Maria die folgenden richtungsweisenden Worte:
[BEGINN DER ANSPRACHE:] Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Eminenz, Herr Landtagspräsident, Herr Staatsminister, Herr Staatssekretär und alle Vertreter aus der Politik, verehrte Mitbrüder und Mitglieder der Delegation aus Eichstätt! Als angehender katholischer Bischof der bayerischen Diözese Eichstätt lege ich gemäß dem Konkordat von 1933 vor dem Ministerpräsidenten mein Treueversprechen gegenüber Deutschland und Bayern ab. Ein solcher Akt ruft mancherorts durchaus Verwunderung hervor. Nicht wenige begegnen einer solchen Verbindung von Staat und Kirche mit einer gewissen Skepsis. Die einen fragen, ob eine Symphonie zwischen Staat und Kirche angesichts einer pluralistisch gewordenen Gesellschaft noch vertretbar ist, ob die Sonderstellung der Kirche und ihre Privilegien nicht anachronistisch sind? Innerkirchlich begegnet man dem Argument, die Kirche könnte bei einer allzu engen Liaison mit dem Staat Gefahr laufen, ihre Identität zu verdunkeln. Weil das Selbstverständnis der Kirche gemäß dem Evangelium auf das Reich Gottes ausgerichtet sei, müsse sich die Kirche eine gewisse Distanz zur Welt bewahren und sich vom Staat abheben. Christlicher Glaube als Weg der Liebe Christi konzentriert sich in der Tat zunächst auf das personale Heil des Einzelnen. Aber die ethische Auswirkung der Liebe im innerkirchlichen Bereich ist immer schon offen für institutionelle Dienste und Funktionen im Raum der Gesellschaft. Christlicher Glaube ist individuell, aber nie privat, so liest man in der Charta eines katholischen Verbandes. Die soziale Dimension des christlichen Glaubens konnte sich allerdings in den Anfängen des Christentums aufgrund der Rahmenbedingungen des römischen Imperiums so nicht manifestieren. Dennoch wird schon vom Beginn der christlichen Mission an deutlich, wie sehr die praktizierte Liebe Christi auf "Selbsttranszendenz" in neue Räume angelegt ist. Bereits die junge Kirche transzendierte sich vom engen jüdisch-palästinischen Raum weit über die Grenzen des geographisch-ethnischen Ursprungs hinaus in die Kirche aus Juden und Griechen, sprich Heiden. Zu nennen ist die Kraft der Selbsttranszendenz, welche die Gesellschaften und politische Systeme mit dem Geist der christlichen Botschaft durchdrang und umformte, angefangen von der christlichen Umgestaltung des römischen Imperiums bis zu den nichtchristlichen, ja atheistischen Systemen der Zeitgeschichte und Gegenwart, denen sich die Kirche gegenübersieht. Die geschichtliche Öffnung des Christentums auf die politische Ökumene hin besagt keineswegs, den Auftrag Jesu verraten zu haben, sondern trägt dem Wesen der Kirche Rechnung: Sauerteig zu sein, nicht nur für den individuellen Weg der Bekehrung und Nachfolge, sondern gerade auch im welthistorischen Sinn. Bewirken doch die individuelle Metanoia vieler Menschen und die von vielen Einzelnen gelebte Nachfolge Jesu die Implantation der christlichen Botschaft in das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben einer Gesellschaft. Im Missionsauftrag des Auferstandenen: Geht zu allen Völkern..., und tauft sie ... (Mt 28, 19) ist die Sendung vorgegeben, Sauerteig zu sein, der im Geiste Jesu verändert und Neues entstehen läßt. Ein Staat, in dem man sich der christlich-abendländischen Wurzeln bewußt ist und gerade diese Werte fördern und schützen will, tut um seiner Zukunft willen gut daran, der Kirche Räume und Freiräume zu gewähren, in denen sie sich als Sauerteig entfalten kann. Dankbar blicken wir als Kirche auf die uns gewährten Räume, deren Aufzählung zu weit führen würde. Als künftiger Bischof von Eichstätt möchte ich jedoch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt nicht unerwähnt lassen. Damit ist der Kirche ein hervorragender Raum anvertraut, in dem der suchende menschliche Geist vom Evangelium durchsäuert werden soll. Andererseits bedeutet es für die Kirche stets einen Grenzgang, sich als Sauerteig in die Gesellschaft einzumengen. Wird der Sauerteig, wenn er in etwas Fremdem aufgeht, sich identisch bleiben? lautet die bange Frage durch die Kirchengeschichte hindurch. Ziehen nicht, wenn Politik, Wirtschaft und Kultur durchsäuert werden, im Gegenzug eine weltliche Denkart, weltliche Methoden des Umgangs mit Macht und Geld in die Kirche ein? Können die vom Staat der Kirche zugeschriebenen Freiräume nicht dazu mißbraucht werden, daß sich Kirche als wohlbestallte Institution privatistisch einrichtet und kirchliche und staatliche Kompetenzen in einem falsch verstandenen Frieden gegeneinander abgegrenzt werden? Die Kirche muß achtsam und verantwortungsvoll mit den ihr vom Staat ermöglichten Räumen umgehen, d. h. sie muß der ihr eingestifteten Bewegung zur Selbsttranszendenz treu bleiben. Ein wichtiges Indiz der Treue hierzu ist gewiß nicht ihre Verwaltungskompetenz, sondern ihr missionarischer Eifer. Es genügt nicht, in der Kirche das Prinzip der Selbsttranszendenz auf den einzelnen Gläubigen zu applizieren, eben als Ansporn zu geistlichem Wachstum auf dem Weg der Nachfolge, als individuelle Berufungsgeschichte. Die Kirche muß sich als verfaßte Gemeinschaft gleichfalls darum mühen. Eine um das evangelische Selbstverständnis sich mühende Kirche wird schließlich das für die Gesellschaft beitragen können, dessen ein Staat bedarf, der sich auf Werte gründet. Die Politik sucht das jeweils Mögliche und Machbare zu verwirklichen und ist daher auf Kompromisse angelegt, und dies erst recht in einer pluralistischen Gesellschaft. Bleibt die Kirche dem Prinzip der Selbsttranszendenz treu, werden politische Kompromisse, die christliche Werte tangieren, immer wieder den Widerspruch, die Gegenrede der Kirche hervorrufen. Die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen, denen selbst an Werten gelegen ist, sollten diese Gegenrede der Kirche nicht nur als Teil des gesellschaftlich-demokratischen Diskurses betrachten, vielmehr sind solche Reaktionen der Kirche ein Zeugnis ihrer Lebendigkeit und Fähigkeit zur Selbsttranszendenz. Diese und nicht ihre Angepaßtheit generiert die Kraft für die Durchsäuerung der Gesellschaft im Geist des Evangeliums und sorgt so für die Lebendigkeit der christlich-abendländischen Werte. Das Schweigen der Kirche zu politischen Entscheidungen, die den Werten unserer abendländischen Tradition nicht gerecht werden oder den Handlungsspielraum für deren Realisierung mindern, wäre für die Zukunft eines Staatswesens, das sich auf Werte gründet, bedrohlicher als der im Augenblick als unangenehm erfahrene Widerspruch. Abschließend möchte ich meiner Hoffnung auf ein konstruktives Zusammenwirken von Staat und Kirche im Sinne einer kritischen Freundschaft Ausdruck verleihen und meinen Dank anfügen für die der Kirche ermöglichten Räume zur Entfaltung des Geistes des Evangeliums. [ENDE DER ANSPRACHE.] Freuen wir uns über diese klaren Worte des neu ernannten Bischofs von Eichstätt, Dr. Gregor Maria Hanke, der bereits am Herz-Jesu-Freitag, dem 1. Dezember, um 18 Uhr im hohen Dom zu Eichstätt begrüßt und dann eben dort am 2. Dezember im Rahmen der feierlichen Pontifikalliturgie um 09.30 Uhr die heilige Bischofsweihe empfangen wird. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Mittwoch, 29. November 2006
BISCHOF KÜNG: DIE IN DEN LETZTEN ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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21:51
Kommentare (0) Trackbacks (2) BISCHOF KÜNG: DIE IN DEN LETZTEN JAHRZEHNTEN ABGETRIEBENEN KINDER FEHLEN UNS
Angesichts eines soeben bekannt gewordenen Skandals im Zusammenhang mit der Österreichischen Hochschülerschaft, die nämlich eine Abtreibungskampagne mit der absurden Behauptung eines angeblichen Rechts auf Abtreibung(smord) verantwortet (vgl. die wichtige Meldung vom 26. November 2006 bei stjosef.at mit Verlinkungen zu Protestaufrufen), ist es wichtig, darauf hinzuweisen, daß das in unseren Breiten lange übersehene Problem des mangelnden Nachwuchses Gott sei Dank mittlerweile von fast allen politischen Gruppen anerkannt oder thematisiert wird. Ist bereits jede Abtreibung für sich die absolut unnötige Tötung unschuldigsten menschlichen Lebens, so ist eine Propaganda für Abtreibung darüber hinaus von größter Dummheit, wenn die Ursachen für den Bevölkerungsrückgang ehrlich analysiert werden.
In einem viel zu wenig beachteten Referat hat Seine Exzellenz Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng hingewiesen, wie sich die Argumentationslage verändert hat. Und zweifellos gehört das Bemühen um mehr Kinder zu einem religionenübergreifenden Handlungsfeld - dies sei gerade im Hinblick auf den derzeit laufenden Besuch Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. in der Türkei betont. Der von kath.net dankenswerterweise angebotene gesamte Vortrag Bischof Küngs als grundlegende Analyse zum Problem des fehlenden Nachwuchses vom 4. November 2006 lautet so: [BEGINN DER AUSFÜHRUNGEN DES BISCHOFS:] Noch vor 15 Jahren mußte man mit Widerspruch rechnen, wenn man es wagte, deutlich für eine größere Kinderzahl pro Familie einzutreten. Bevölkerungsüberschuß und Umweltschutz waren dominierende Themen. Man sagte: "Wenn nicht eingegriffen wird, können sich manche Länder niemals entwickeln." Die damals, Anfang der 90er-Jahre, vor allem von den USA, jetzt großteils von der EU finanzierten Programme der Geburtenkontrolle wurden (und werden) den unterentwickelten Ländern für die Gewährung von internationalen Förderungen und Langzeitkrediten als Vorbedingung auferlegt. Mit vielen Fakten wurde dargelegt, wie unverantwortlich von der jetzigen Generation mit den Energie- und anderen Umweltressourcen umgegangen wird. Die zu wenig differenzierte These lautete: Unkontrolliertes Wachstum bedroht die Zukunft der Menschheit. Schon damals war erkennbar, daß das Problem der Bevölkerungsexplosion nur bestimmte Länder in Afrika und Asien betraf, daß dagegen in den Wohlstandsländern, insbesondere in den USA und den meisten Ländern Europas, sehr bald ein Problem mit der Alterspyramide entstehen würde. Inzwischen hat sich bezüglich Kinderzahl die Atmosphäre gänzlich verändert. Schulen müssen der Reihe nach geschlossen werden, die Finanzierung der Kranken- und Pensionsversicherungen ist ohne Zuwanderung nicht mehr zu bewältigen. Allmählich wird auch bewußt, daß eine Trendwende schwierig und nur langfristig erreichbar ist, weil auch die Zahl derer, die Kinder haben können, kleiner geworden ist. Herwig Birg hat vor kurzem in einem Interview gesagt, die aktuelle Situation in Europa sei schlimmer als nach dem 30jährigen Krieg. Damals sei zwar fast ganz Europa verwüstet und die Bevölkerung durch Krieg und Pest dezimiert worden, aber man habe nach Eintritt des Friedens sofort den Wiederaufbau betreiben können. Dagegen beginnen Maßnahmen zur Verbesserung der demographischen Entwicklung, wenn der Geburtenstand längere Zeit hindurch zu niedrig war, erst zu wirken, wenn wir selbst längst nicht mehr leben. In den letzten Jahren wurden die Probleme der geringen Geburtenzahlen durch entsprechende Einwanderung kaschiert. Inzwischen wissen wir, daß Immigration langfristig ebenfalls gravierende Probleme aufwirft. Spätestens jetzt, nach den schrecklichen Terrorakten in den USA, Madrid und London, werden die Gefahren bewußt, die dadurch entstehen können. Echte, wirksame Maßnahmen der Politik zur Überwindung der demographischen Misere sind bis jetzt nicht erkennbar. Die meisten Überlegungen gehen in Richtung Vereinbarkeit von Familie und Beruf; möglichst flächendeckend werden Kinderkrippen und Ganztagsschulen gefordert. Wie das Beispiel einiger Länder zeigt, kann auf diese Weise eine gewisse Steigerung der Fertilitätsrate erreicht werden. Österreich hat eines der großzügigsten Förderungspakete für die Familie und gelangt bis jetzt auf 1,4 Kinder pro Familie. Andere Länder schaffen etwas mehr. Das Ziel 2,1 Kinder pro Familie wird freilich von keinem Land in Europa verwirklicht. Es ist überhaupt eine Frage, inwieweit mit Geld, mit finanziellen Zuwendungen und anderen materiellen Anreizen eine echte Wende bezüglich Kinderfreundlichkeit erreichbar ist. Es darf nicht übersehen werden, daß die zu geringe Kinderzahl durch in der Gesellschaft weit verbreitete und in den Menschen unserer Zeit tief eingewurzelte Trends bedingt ist. Es scheint mir notwendig, diese Trends - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - kurz aufzulisten. Wir werden dabei erkennen, daß es nicht bloß um die Probleme im Zusammenhang mit der demographischen Frage geht. Es geht um mehr. Es geht um das Wohl der Kinder und um unsere und ihre Zukunft. Es geht darum, ob die Menschen immer mehr in eine Sackgasse, in eine dekadente Entwicklung geraten, die kein Glück bringt, und welches die Schritte sind, um eine bessere Entwicklung zu erreichen. URSACHEN GERINGER KINDERZAHLEN: In unserer modernen Wohlstandsgesellschaft ist der Begriff "Selbstverwirklichung" sehr wichtig. Einen großen Einfluß hat in diesem Zusammenhang der Feminismus ausgeübt. Sich selbst zu verwirklichen ist an sich etwas Positives. Es gehört zur Bestimmung jedes Menschen, das Ziel zu erreichen, das ihm Gott in die Wiege gelegt hat. Die Frage ist, worin diese Selbstverwirklichung besteht und wie sie erreicht wird. Das Verlangen nach Selbstverwirklichung kann egoistische Züge annehmen, auch selbstschädigend werden. Heute wird Selbstverwirklichung oft einseitig im Beruf, in der Karriere gesucht. Es ist ein Verdienst des Feminismus, daß der Frau genauso wie dem Mann alle Möglichkeiten zur Ausbildung, zum Studium eröffnet wurden. Im vergangenen Jahrhundert hat sich in vielen Berufen ein gewaltiger Wandel vollzogen. Viel Gutes wird durch Frauen verwirklicht. Es ist verständlich, daß nach langem Studium das Verlangen nach Berufsausübung, nach beruflicher Erfahrung und Karriere besteht. Kinder werden deshalb häufig aufgeschoben. Schon das ist ein Grund, warum die Geburtenzahl zurückgegangen ist. Verständlich ist auch der Wunsch, möglichst bald in den Beruf zurückzukehren, sobald die Kinder etwas größer sind. Je größer die Zahl der Kinder und je länger die Zeit der Unterbrechung in der Berufsausübung andauert, desto schwieriger wird ein beruflicher Neuanfang. Das ist wohl der häufigste Grund, warum viele Frauen nicht mehr als zwei, maximal drei Kinder haben. Bei Männern und Frauen spielt die Selbstverwirklichung durch Wohlstand eine große Rolle. Man möchte sich etwas leisten, jedenfalls so wie die anderen leben können. Die Ausgaben sind groß, gerade auch dann, wenn mehrere Kinder zur Welt kommen. Ein größerer Wohnungsbedarf führt zu hohen Investitionen, und die Ausbildungen der Kinder kosten viel. Auch daraus ergibt sich oft die Notwendigkeit, daß beide Elternteile berufstätig werden. Familien mit mehreren Kindern sind gegenüber anderen mit wenigen oder keinen Kindern finanziell eindeutig benachteiligt. Ein anderer wichtiger Faktor ist die "Verhütungsmentalität". Die modernen Verhütungsmittel und ihre Ausbreitung haben in einem vorher noch nie da gewesenen Ausmaß "Sex" zum Konsumgut gemacht. Zugleich kam es durch die Kommerzialisierung der Sexualität in praktisch allen Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens zu einer gewaltigen Steigerung der Erotisierung der Gesellschaft mit einer kontinuierlichen Anhebung der Reizschwellen und vielen negativen Folgeerscheinungen. Man braucht kein scharfer Beobachter zu sein, um die gewaltige Veränderung der letzten Jahrzehnte in den Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Sexualität wahrzunehmen. Nicht nur die meisten Zeitungen, Fernsehsendungen, Internetangebote lassen es erkennen, sogar die in den Schulen verbreiteten offiziellen Aufklärungsbroschüren des Bundesministeriums für Soziales und Gesundheit weisen eine eindrucksvolle Richtung auf: Sex zu haben, unter Umständen schon früh, ist offenbar normal. Erlaubt ist alles, sofern man sich vor AIDS schützt. Vieles wird in Kauf genommen, manches, was zu einem schweren gesundheitlichen Problem werden könnte, wird nicht einmal erwähnt. Wichtig ist nur, daß keine Schwangerschaft eintritt. Ein Kind ist im Kontext der Verhütungsmentalität nichts anders als die Folge eines Fehlers, wobei trotz aller Aufklärung die "Fehler" relativ häufig vorkommen. Die Schwangerschaftsabbrüche sind aber nicht nur bei jungen Mädchen angestiegen, was nicht überrascht, noch häufiger sind sie bei verheirateten Frauen nach dem zweiten Kind. Die in den letzten Jahrzehnten abgetriebenen Kinder fehlen uns. In letzter Zeit setzt allerdings eine neue Entwicklung ein. Die oben zitierte Broschüre des Bundesministeriums empfiehlt dem gängigen Trend folgend die "Pille danach" als "Notfallsverhütung". In Wirklichkeit handelt es sich, wenn tatsächlich eine Befruchtung geschehen ist, um eine Abtreibung im frühesten Stadium, die freilich nicht nachweisbar ist. Es ist wahrscheinlich, daß in nächster Zeit die offiziellen Abtreibungszahlen niedriger werden, was aber nicht bedeutet, daß die Situation bezüglich Abtreibung tatsächlich besser geworden ist. Die allgemein verbreitete Verhütungsmentalität ist einer der wichtigsten Faktoren für das Absinken der Kinderzahl. Die Auswirkungen der Verhütungsmentalität betrifft aber nicht nur die Kinderzahl. Ihre Folgen sind weitreichend. Innerkirchlich hat die einseitige Interpretation einiger Konzilstexte und in der Folge die Ablehnung der Enzyklika "Humanae Vitae" eine wichtige Rolle gespielt. Im Konzil wurde betont, daß jene Akte, durch welche "die Eheleute innigst und lauter eins werden, von sittlicher Würde sind. Sie bringen, wenn sie human vollzogen werden, jenes gegenseitige Übereignetsein zum Ausdruck und vertiefen es, durch das sich die Gatten gegenseitig in Freude und Dankbarkeit reich machen" (GS 49). Das war etwas Neues, daß der Geschlechtsakt, auch ohne den Bezug zur Fortpflanzung zu erwähnen, so positiv beschrieben wurde. Viele meinten, davon ableiten zu können, daß in der Tat jeder Geschlechtsakt wertvoll sei, ohne die Frage des Bezuges zur Fortpflanzung einzubeziehen. Ein zweiter wichtiger Punkt war der im Konzil neu verwendete Begriff "der verantworteten Elternschaft": von vielen Christen wurden diesbezügliche Aussagen des Konzils von jedem Ehepaar in dem Sinn interpretiert, daß die Kinderzahl von jedem Ehepaar selbst zu bestimmen ist, was ja auch wahr ist. Nicht beachtet wurde, daß sie dabei überlegen müssen, was vor Gott richtig ist, was bezüglich Kinderzahl wohl Gott von ihnen erwartet. Nicht beachtet wurde weiters, daß schon das Konzil lehrte: "Wo es sich um den Ausgleich zwischen ehelicher Liebe und verantwortlicher Weitergabe des Lebens handelt, hängt die sittliche Qualität der Handlungsweise nicht allein von der guten Absicht und Bewertung der Motive ab, sondern auch von objektiven Kriterien, die sich aus dem Wesen der menschlichen Person und ihrer Akte ergeben und die sehr wohl den vollen Sinn gegenseitiger Hingabe als auch den einer wirklich humanen Zeugung in wirklicher Liebe wahren" (GS 51). Ein weiterer Faktor der geringen Kinderanzahl heute ist die Unsicherheit, ob eine Ehe zustande kommt und ob sie gelingen, dauerhaft sein wird. In dieser Situation der Unsicherheit fehlt die Voraussetzung für Kinder, die ein sicheres Zuhause brauchen, die Zuwendung von Vater und Mutter. In der derzeit weit verbreiteten Praxis, zusammenzuleben ohne verheiratet zu sein, ist die Anwendung von Verhütung fast selbstverständlich. Schwangerschaften gehen fast immer auf Verhütungsfehler zurück und stellen eine Komplikation dar, die auch heute nicht selten zu einer nicht ganz freiwillig eingegangenen Ehe führt. Es kann nicht verschwiegen werden, daß in all diesen Themen die Verkündigung der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten aus vielfachen Gründen defizitär war. Priester und Bischöfe sind verunsichert; die Thematisierung führt zu Widerspruch und Streit. Sexualität ist für viele Priester zu einem Thema geworden, das sie lieber meiden. Erwähnen möchte ich auch: Umweltschutz hat meines Erachtens weiterhin einen nicht geringen Einfluß: das Argument der negativen Auswirkungen der hoch technisierten, Energie und andere Ressourcen vergeudenden Konsumgesellschaft ist tief in die Herzen der Menschen eingedrungen. Es hat auch seine Wichtigkeit. Die Frage ist, ob wir bei der Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen an den richtigen Punkten ansetzten. Und bezüglich Politiker muß bedacht werden, daß bezüglich Familien- und Kinderfreundlichkeit einschneidende und langfristige Strategien nötig sind, die nur mit viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit möglich werden, was die Mitwirkung vieler voraussetzt. WAS KÖNNEN WIR TUN? Meines Erachtens ist es notwendig, an den Wurzeln anzusetzen. Zunächst eine Beobachtung: wer hat heute mehrere Kinder? Bei uns - ähnliches zeigt sich auch in anderen Wohlstandsländern christlichen Ursprungs - sind es fast nur Familien, die "gläubig" sind, die den Wert des Lebens sehen und die tiefere Bedeutung menschlicher Liebe erfaßt haben. Sie haben selten - wie es früher einmal war - zwölf Kinder, oft aber doch vier bis fünf, manchmal auch mehr. Sie haben den Wert der Hingabe erkannt. Oft widmen sich die Frauen in solchen Familien, auch solche mit hervorragender Ausbildung und hervorragenden Qualifikationen, den Kindern, die in diesen Familien einen zentralen Stellenwert besitzen. Solche Familien werden in der heutigen Gesellschaft zu Unrecht als "traditionell" angesehen, in Wirklichkeit sind sie eher als revolutionär einzustufen, weil sie bewußt gewissen Trends nicht folgen. Von ihnen wird auch die Bedeutung der Mutterschaft und der Vaterschaft erkannt und als etwas Schönes und Bereicherndes erfahren. Nicht wenige dieser jungen Paare sind an der Auseinandersetzung mit den Aussagen der Kirche über Ehe und Familie sehr interessiert und motiviert, bei der Verbreitung dieser Ideale und der damit im Zusammenhang stehenden Hilfen des Glaubens mitzuwirken. WER SOLL HANDELN? Eine wichtige Aufgabe kommt der Kirche zu. Da stellt sich allerdings sofort die Frage, wer ist Kirche? Kirche sind nicht nur der Bischof und die Priester, Kirche sind auch Eheleute, Männer und Frauen, Getaufte und Gefirmte, die auch ihre Aufgabe in Kirche und Gesellschaft haben. Gerade im Zusammenhang mit Ehe und Familie und deren Aufgaben ist zu beachten, daß Eheleute - auch nach der Auffassung des kirchlichen Lehramtes - nicht nur Ziel, Objekt der kirchlichen Verkündigung sind. Sie sind auch wichtige Träger dieser Verkündigung. Seit langem bin ich davon überzeugt, daß die Erneuerung der Ehe- und Familienpastoral im Sinn der Kirche hauptsächlich durch christliche Eheleute, die von ihrem christlichen Leben, von ihren persönlichen Erfahrungen Zeugnis ablegen, geschehen wird. Wir brauchen freilich auch Priester (Bischöfe), die bei dieser Verkündigung mittun. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt nämlich, daß gerade in dieser Mitarbeit das Zusammenwirken von Verheirateten und zölibatär Lebenden eine wertvolle Ergänzung bedeutet. Eheleute brauchen das Zeugnis von Priestern und anderen, die enthaltsam leben und ganz auf Gott hin orientiert sind. Priester brauchen das Zeugnis christlicher Eheleute, die in ihrer Situation konsequent die Nachfolge Christi leben. Wie bereits erwähnt: die Priester (Bischöfe) wurden in den letzten Jahrzehnten durch die innerkirchlichen Diskussionen wegen der Enzyklika "Humanae Vitae" stark verunsichert. Viele haben den Eindruck, die kirchliche Lehre sei nicht lebbar. Sie bedürfen der Bestärkung durch Ehepaare, deren Bekenntnis und Freude überzeugt. WELCHES SIND DIE THEMEN, DIE IN BESONDERER WEISE VERKÜNDET WERDEN MÜSSEN? Die wichtigste Frage scheint mir immer und in jedem Fall die Frage Gottes und des eigenen Lebenssinnes bzw. -zieles. Kardinal König hat es gerne so formuliert: "Woher kommen wir, wohin gehen wir, wofür sind wir da." Das ist gerade beim jetzigen Papst die Grundthematik, die er in vielen Varianten, in Ansprachen, Hirtenworten, Vorträgen zum Anklingen bringt. Der Lebenssinn, die Berufung zum Ewigen Leben mit Gott macht am besten den Wert und die Wünsche jedes einzelnen Menschen bewußt. Mit diesem zentralen Thema ist untrennbar verbunden das Thema Liebe. "Deus caritas est" - Gott ist die Liebe, und wir sind sein Abbild. Aus Liebe sind wir erschaffen und zur Liebe sind wir bestimmt. Um die Liebe kreisen die beiden Hauptgebote. Sie zu erlernen und zu entfalten ist das Wichtigste in unserem Leben, und Jesus Christus ist der Weg dazu. Da unsere Vorfahren und wir selbst gesündigt haben, laufen wir immer Gefahr, in die Sackgasse des Egoismus zu geraten. Es kann auch sein, daß wir wegen erlittener oder selbst verursachter Verletzungen den Weg zu ihr, zur Liebe, auf uns allein gestellt nicht finden. Das Lebensziel - welches ist mein eigentliches Ziel, was will ich vor allem? - ist daher die Grundfrage, die zu stellen ist. Nicht nur Konsum, Fun, Erfolg, Karriere bringen Erfüllung. Und so kommt es, daß sich junge Menschen heute, wenn sie das erfaßt haben, bewußt für die Familie entscheiden, mehrere Kinder wollen, auch wenn das Opfer kostet. Das bedeutet nicht, daß eine berufliche Tätigkeit für die Frau nicht in Frage kommt, aber es bedeutet Prioritäten, eine bestimmte Einstellung, gerade auch den Kindern gegenüber. Die Kirche muß zu Kindern ermutigen. Es ist wahr - das lehrt die Kirche - daß das Ehepaar selbst im Gespräch miteinander und im Gespräch mit Gott letztlich selbst die Zahl der Kinder zu entscheiden hat. Aber Liebe ist großzügig, führt zur Hingabe, auch konkret zum Hinhören auf Gott und aufeinander. Und oft wird die Schlußfolgerung sein: "Sollten wir nicht zu einem weiteren Kind Ja sagen?" Es ist auch notwendig bewußt zu machen, daß die Anwendung von Verhütungsmitteln nicht nur ein Ausklammern der Fortpflanzung bedeutet. Sie unterminieren den Hingabecharakter der geschlechtlichen Vereinigung. Oft mag dies dem Ehepaar gar nicht wirklich bewußt sein. Häufig zeigen sich die Folgen erst später. Auch bei natürlicher Empfängnisregelung ist diese Gefahr, nicht genügend großzügig zu sein, die Hingabe nicht ganz zu leben, nicht ausgeschlossen, wenn die Gründe, den Geschlechtsverkehr nur an unfruchtbaren Tagen zu suchen, nicht wirklich gegeben sind. Immerhin fordert natürliche Empfängnisregelung Rücksicht aufeinander, Selbstbeherrschung und das Mittun beider. Ehepaare, die so leben (mit NER), bezeugen, daß es ihre Beziehung verfeinert hat. Und oft wächst in dieser Lebensweise nach einiger Zeit der Wunsch nach weiteren Kindern, weil es etwas Schönes ist. Die eheliche Hingabe bewirkt auch, daß die Eheleute ihre Kinder nicht nur empfangen und zur Welt bringen, sondern mit ganzen Herzen lieben. Solche Eltern entdecken die Einmaligkeit und Unaustauschbarkeit jedes Einzelnen ihrer Kinder. Sie beginnen die Persönlichkeit jedes Einzelnen wahrzunehmen und zu fördern. Selbst werden sie dadurch bereichert, sie lernen vieles durch die Kinder und verändern sich im Umgang mit ihnen. Oft wird die Liebe zu den Kindern - auch die Liebe zu Gott - bewirken, daß Mütter ihren Beruf längere Zeit oder ganz aufgeben. Nicht immer wird es so sein müssen. Oft wirkt es sich auch auf die Familie positiv und gut aus, wenn eine Frau mit ihrem Beruf im Kontakt bleibt und nach einiger Zeit teilweise oder ganz zu ihm zurückkehrt. Wichtig ist, daß die Kinder nicht zu kurz kommen, im Zweifelsfall Vorrang haben. Freilich, auch Mütter brauchen Erholung, Fortbildung, Freiraum, Möglichkeit zur Entfaltung und Einsatz. Die gleiche Liebe bewirkt, daß sich auch die Väter ihren Kindern widmen. Heute wissen wir es besser denn je, wie wichtig für die gesunde Entwicklung der Kinder die Zuwendung beider Elternteile ist, Mutter und Vater sind nötig. Die Erfahrung - auch der letzten Jahre - zeigt, daß Eltern, die sich so den Kindern zuwenden, glücklich sind und reich, auch wenn sie auf manches verzichten und einfacher leben als es mit wenigen Kindern oder ohne sie möglich wäre. Es wäre wichtig, daß diese Erfahrung junger kinderreicher Familien bekannt gemacht wird, und daß sie selbst es erzählen, wie sie es bewerkstelligen. Das wirkt besser als die beste Predigt. Die Erziehung, das Begleiten der Kinder und Jugendlichen, ist - gerade in der heutigen Zeit - eine große Herausforderung. Es kann etwas sehr Attraktives sein, wenn eine Familie sich mit einer gewissen Kreativität bemüht, ihr Familienleben so zu gestalten, daß alle Beteiligten - Jung und Alt - sich wohl fühlen, wobei dies gegenseitige Rücksicht, Einfühlungsfähigkeit und Liebe voraussetzt. Es ist auffallend, daß Kinder aus solchen Familien gerne nach Hause kommen, selbst ebenfalls den Glauben praktizieren, den sie bei den Eltern erleben, und später, wenn sie selbst eine Familie gründen, genauso viele Kinder wünschen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erkenntnis, daß Ehe und Familie auch heute gelingen können, wenn das Ehesakrament die Grundlage ist und die Herausforderungen des Alltages und der verschiedenen Lebenssituationen aus dem Glauben heraus mit Hilfe des Gebetes, mit regelmäßigem Sakramentenempfang sowie persönlichem und gemeinsamem Bemühen bewältigt werden. Die Kirche muß den jungen Leuten Mut machen, konsequent christlich zu leben, vor der Ehe und in der Ehe. Dann sind die Chancen groß, daß alles gut geht. Die Kirche hat eine sehr wirksame Hilfe anzubieten: Christus, das Evangelium, die Sakramente, geistliche Begleitung. Schließlich ist doch auch zu bedenken, daß die christlichen Familien sich nicht mit den Benachteiligungen abfinden dürfen, die sie heute gegenüber Unverheirateten oder Einkindfamilien in Kauf nehmen müssen. Es ist erforderlich, mit Mut und Entschlossenheit eine Allianz für die Familien zu bilden. Unbedingt muß erreicht werden, daß eine Frau sich in aller Freiheit für die Familie entscheiden kann, ohne daß dies mit großen finanziellen Nachteilen verknüpft ist. Angesichts der geringen Kinderzahl muß der Staat neue Wege zur Förderung der kinderreichen Familien entwickeln. Eine solche wäre zum Beispiel die Einführung eines Erziehungsgeldes ab dem dritten Kind und die Anrechnung der Kinderjahre in der Pension in jedem Fall, auch dann, wenn die Frau vorher keine Berufstätigkeit ausgeübt hat. Kinder sind unsere Zukunft. Für sie einsetzen kann nur, wer sich zugleich für die Familie auf der Grundlage der Ehe einsetzt, wer bewußt macht, daß Kinder sich am besten entfalten, wenn sie die Liebe ihrer Eltern und Geschwister erfahren. Der Kirche kommt dabei eine besondere Aufgabe zu, weil wir alle der Erlösung bedürftig und Egoismus unsere große Gefahr ist, aber mit Christus haben wir allen Grund zur Hoffnung. Sie müssen wir auch anderen vermitteln. [ENDE DES VORTRAGS.] Angesichts dessen sollte sich das Frauenreferat der Österreichischen Hochschülerschaft (präzise: das Referat für feministische Politik mit seiner Mailadresse) besinnen und nicht auf längst verbrauchte Argumente für einen Abtreibungsmord hereinfallen und diese auch noch propagieren (auf einem Propagandaplakat ist z. B. zu lesen: "Eine Studie der WHO hat ergeben: 68000 Frauen jährlich sterben weltweit an Abtreibungen, da diese verboten sind. Mehr als 500000 Frauen jährlich sterben weltweit durch Komplikationen während der Schwangerschaft und/oder Geburt. 80 Millionen Frauen jährlich werden ungewollt schwanger, da sie keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmitteln haben. 19 Millionen Schwangerschaftsabbrüche jährlich werden unter unsicheren, unhygienischen Bedingungen durchgeführt, wodurch viele Frauen dauerhaft verstümmelt, krank, unfruchtbar werden. Fazit: es braucht mehr Mittel für Sexualaufklärung, Verhütungsmittel und legale leistbare Möglichkeiten für einen Schwangerschaftsabbruch!") Es gibt jedoch in Wirklichkeit niemals eine objektive Rechtfertigung für Abtreibung. Vielmehr ist Inge Baldinger rechtzugeben, wenn sie in ihrem Kommentar vom 18. November 2006 (in den Salzburger Nachrichten) unter dem Titel "Unerwünschtes Leben" schreibt: "In Deutschland hat dieser Woche wieder ein Kind per höchstrichterlichen Entscheid bestätigt bekommen, ein unerwünschtes Leben zu sein. Wenn der heute dreijährige Bub größer und in der Lage sein wird, dieses Urteil in seiner Tragweite zu erfassen, bleibt ihm als womöglich einziger Trost, kein Einzelfall zu sein (...) Abgründe tun sich auf. Und auch, wenn es manche nicht so dramatisch sehen wollen: hier steht das nackte Leben vor Gericht. In seiner Vielfalt und Fehlerhaftigkeit, in seiner Großartigkeit und in seiner Erbärmlichkeit. Hier wägen Eltern, Ärzte, Juristen Fragen ab, die jede Gesellschaft an den Rand des Menschseins bringen muß: die Frage nach unerwünschtem Leben; und die Frage, wer dafür bezahlen muß. Ist es das, was wir wollten? Kann man diese Abwägung dem Geist der Zeit entsprechend wirklich rein sachlich sehen? (...) Daneben gibt es auch eine ganz andere Entwicklung. Der Druck auf werdende Mütter steigt, unbedingt klären zu lassen, ob das in ihnen wachsende Leben nach menschlichem Ermessen auch sicher einwandfrei sein wird. Mütter, die sich diesem Druck nicht beugen, die dem neuen Leben auf alle Fälle eine Chance geben wollen, stoßen zusehends auf Unverständnis. Ist das Kind dann tatsächlich behindert, schwingt im kollektiven Bedauern schnell auch mit, daß sie ja die Wahl gehabt hätten, über Tod oder Leben zu entscheiden. Das ist das Fürchterlichste, was eine Gesellschaft ihren am meisten auf Hilfe angewiesenen Mitmenschen antun kann. Leben ist immer ein Risiko. Es macht, was es will. Dagegen gibt es keine Versicherung. Darüber kann kein Arzt und kein Apotheker informieren. Und auf keinen Fall kann Leben ein Schaden sein. Niemals." Dem schließe ich mich vorbehaltlos an. Von daher ist das in Nicaragua am 26. Oktober 2006 vom Parlament beschlossene völlige Abtreibungsverbot zu begrüßen. Die Studentinnen des Referates für feministische Politik hätten sich daher besser und wenigstens auch mit den Argumenten für ein naturrechtlich in der Tat gefordertes strafrechtliches Abtreibungsverbot befassen sollen, denn menschliches Leben, -sowohl jenes der Mutter als auch jenes des noch ungeborenen Kindes - hat von der Empfängnis an ein Recht auf diesen Schutz. Mit Recht haben die Teilnehmer einer internationalen AIDS-Konferenz in El Salvador im Hinblick auf den 25. November als Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gefordert, daß der Kampf gegen eine weitere Verbreitung von AIDS mit dem Kampf gegen Gewalt an Frauen Hand in Hand gehen müsse. Denn die in vielen lateinamerikanischen Staaten kaum geahndete sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen sowie die Schutzlosigkeit, die für viele zur Migration gezwungene Frauen in fremder Umgebung entsteht, sind Hauptgründe für die dort gegebene sechs Mal höhere Wahrscheinlichkeit der Frauen, sich mit dem HI-Virus anzustecken. Im Hinblick auf Prognosen, daß AIDS im Jahre 2030 die weltweit häufigste tödliche Infektionskrankheit sein würde, müßten auch radikale Feministinnen bereit sein, sich mit der kirchlichen Sittenlehre zu beschäftigen. Ein größeres Bemühen, sich auch an das sechste Gebot Gottes in der Überlieferung Seiner Kirche zu halten, hätte diesen AIDS-Trend frühzeitig stoppen können. Angesichts der immer wieder aufgewärmten Kondomgerüchte sei neuerlich auf diese Verhütungsaufklärung und auf die Unveränderlichkeit der Prinzipien der katholischen Sittenlehre verwiesen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Dienstag, 21. November 2006
BENEDIKT XVI. / ZWEITER TEIL: ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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07:26
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In Fortsetzung der ersten Ad-Limina-Ansprache widmete Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. der zweiten Gruppe der katholischen Bischöfe Deutschlands die zweite Ad-Limina-Ansprache mit wichtigen und glaubensmäßig zu beachtenden Hinweisen bei der Planung struktureller Reformen. Hervorhebungen im Fettdruck sind von meiner Seite.
[BEGINN DER PÄPSTLICHEN ANSPRACHE:] Meine Herren Kardinäle! Liebe Brüder im Bischofsamt! Mit besonderer Freude heiße ich Euch, liebe Mitbrüder aus der gemeinsamen deutschen und bayerischen Heimat, hier im Hause des Papstes willkommen. Euer Besuch ad limina Apostolorum führt Euch zu den Gräbern der Apostel, die aber nicht nur von Vergangenheit sprechen, sondern uns vor allem auf den auferstandenen Herrn verweisen, der immer in seiner Kirche gegenwärtig ist, ihr immer "vorangeht" (Mk 16,7). Die Gräber sprechen uns davon, daß die Kirche immer an das Zeugnis des Anfangs gebunden, aber zugleich im Sakrament der Apostelnachfolge immer lebendig bleibt; daß der Herr durch den apostolischen Dienst immer im Präsens zu uns spricht. Damit ist unsere Aufgabe als Nachfolger der Apostel berührt: wir leben in der Bindung an Ihn, der das Alpha und das Omega ist (Offb 1,8; 21,6; 22,13) - an den, der ist, der war und der kommt (Offb 1,4). Wir verkünden den Herrn in der lebendigen Gemeinschaft seines Leibes, die von seinem Geist belebt wird - in der lebendigen Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und dem Kollegium der Bischöfe. Der Ad-limina-Besuch soll uns in dieser Gemeinschaft stärken; er soll uns dazu helfen, daß wir immer mehr als treue und kluge Verwalter der vom Herrn uns anvertrauten Güter befunden werden können (vgl. Lk 12,42). Damit die Kirche dem Herrn und so sich selber treu bleibt, muß sie immerfort erneuert werden. Aber wie geht das? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst den Willen des Herrn, des Hauptes der Kirche, erfragen und klar erkennen, daß alle kirchliche Reform aus dem ernsten Bemühen um tiefere Erkenntnis der Wahrheiten des katholischen Glaubens und aus dem beharrlichen Streben nach sittlicher Läuterung und Tugend erwächst. Das ist ein Appell, der sich zuallererst an jeden einzelnen und dann an das ganze Volk Gottes richtet. Die Suche nach Reform kann leicht in einen äußerlichen Aktivismus abgleiten, wenn die Handelnden nicht ein echtes geistliches Leben führen und die Beweggründe für ihr Tun nicht beständig im Licht des Glaubens prüfen. Dies gilt für alle Glieder der Kirche: für Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und alle Gläubigen. Der heilige Papst Gregor der Große hält dem Bischof in seiner Regula pastoralis gewissermaßen einen Spiegel vor: "Über der äußeren Beschäftigung vernachlässige der Bischof nicht das innere Leben [...] Oft meint er wegen seiner hohen Stellung, er sei über alle erhaben [...] Von außen widerfährt ihm unangemessenes Lob, in seinem Innern aber geht ihm die Wahrheit verloren" (2,1). Es geht darum - und dies ist sicher auch eine tägliche Aufgabe für jeden Christen - vom eigenen Ich abzusehen und sich selbst dem liebenden und fragenden Blick Jesu auszusetzen. In der Mitte unseres Dienstes steht immer die Begegnung mit dem lebendigen Christus, die unserem Leben die entscheidende Richtung gibt. In Ihm blickt uns die Liebe Gottes an, die sich durch unseren priesterlichen und bischöflichen Dienst dem Menschen in den verschiedensten Situationen mitteilt, dem gesunden wie dem kranken, dem leidenden wie dem schuldig gewordenen Menschen. Gott schenkt uns seine verzeihende, heilende und heiligende Liebe. Immer wieder kommt Er neu auf uns zu "durch Menschen, in denen er durchscheint; durch sein Wort, in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie. In der Liturgie der Kirche, in ihrem Beten, in der lebendigen Gemeinschaft der Gläubigen erfahren wir die Liebe Gottes, nehmen wir ihn wahr und lernen so auch, seine Gemeinschaft in unserem Alltag zu erkennen" (Enzyklika Deus caritas est, 17). Natürlich muß in der Kirche auch institutionell und strukturell geplant werden. Kirchliche Institutionen, Pastoralpläne und andere rechtliche Strukturierungen sind bis zu einem gewissen Grad schlichtweg notwendig. Aber gelegentlich werden sie als das Wesentliche ausgegeben und verstellen so den Blick auf das wirklich Wesentliche. Sie werden jedoch nur dann ihrer eigentlichen Bedeutung gerecht, wenn sie am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden. Letztlich muß und wird es der Glaube selbst sein, der in seiner ganzen Größe, Klarheit und Schönheit den Rhythmus der Reform vorgibt, die wesentlich ist und die wir brauchen. Dabei darf freilich niemals vergessen werden, daß es immer Menschen sind, von deren Fähigkeiten und gutem Willen die Verwirklichung von Reformmaßnahmen abhängt. So schwer es auch im Einzelfall sein mag, so müssen in dieser Hinsicht doch immer wieder klare Personalentscheidungen getroffen werden. Liebe Brüder im bischöflichen Amt! Ich weiß, daß viele von Euch die ganz berechtigte Sorge um die situationsgerechte Weiterentwicklung der pastoralen Strukturen beschäftigt. Angesichts der augenblicklich abnehmenden Zahl der Priester wie leider auch der (sonntäglichen) Gottesdienstbesucher kommen in verschiedenen deutschsprachigen Diözesen Modelle der Um- und Neustrukturierung der Seelsorge zur Anwendung, bei denen das Bild des Pfarrers, das heißt des Priesters, der als Mann Gottes und der Kirche eine Pfarrgemeinde leitet, zu verschwimmen droht. Ich bin ganz sicher, daß Ihr, verehrte Mitbrüder, die Erstellung dieser Konzepte nicht kühlen Planern überlaßt, sondern nur solchen Priestern und Mitarbeitern anvertraut, die nicht nur über die notwendige vom Glauben erleuchtete Einsicht und über eine entsprechende theologische, kanonistische, kirchenhistorische und praktische Bildung sowie über pastorale Erfahrung verfügen, sondern denen die Rettung des Menschen wahrhaft am Herzen liegt, die sich also, wie wir früher gesagt hätten, durch "Seeleneifer" auszeichnen und für deren Denken und Handeln das ganzheitliche und damit das ewige Heil des Menschen die suprema lex ist. Vor allem werdet Ihr nur solchen strukturellen Reformen Eure Zustimmung geben, die voll und ganz mit der Lehre der Kirche über das Priestertum und den rechtlichen Normen im Einklang stehen und bei deren Umsetzung die Anziehungskraft des Priesterberufs nicht gemindert wird. Wenn manchmal gesagt wird, die Laien könnten sich in der Kirche nicht genug einbringen, so liegt eine verengende Fixierung auf die Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien, auf hauptamtliche Stellen in kirchlich finanzierten Strukturen oder auf die Ausübung bestimmter liturgischer Funktionen zugrunde. Auch diese Bereiche haben selbstverständlich ihre Bedeutung. Aber darüber darf man nicht das weite und offene Feld des dringend notwendigen Laienapostolats und seine vielfältigen Aufgaben vergessen: die Verkündigung der Frohbotschaft an Millionen von Mitbürgern, die Christus und seine Kirche noch nicht kennen; die Katechese für Kinder und Erwachsene in unseren Pfarrgemeinden; die karitativen Dienste; die Medienarbeit sowie das gesellschaftliche Engagement für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens, für die soziale Gerechtigkeit und in christlichen Kulturinitiativen. An Aufgaben für engagierte katholische Laien fehlt es fürwahr nicht, aber vielleicht mangelt uns heute manchmal der missionarische Geist, die Kreativität und der Mut, um auch neue Pfade zu beschreiten. In der Ansprache an die erste Gruppe der deutschen Bischöfe habe ich bereits kurz die vielfältigen liturgischen Dienste der Laien angesprochen, die heute in der Kirche möglich sind: die des außerordentlichen Kommunionspenders, zu der die des Lektors kommt wie die des Leiters von Wortgottesdiensten. Dazu möchte ich jetzt nicht noch einmal Stellung nehmen. Wichtig ist, daß diese Aufgaben nicht aus einem Anspruchsdenken, sondern aus dem Geist des Dienens heraus wahrgenommen werden. Der Gottesdienst ruft uns alle in den Dienst vor Gott, für Gott und für die Menschen hinein, in dem wir nicht uns selber darstellen, sondern in Demut vor Gott stehen und uns für sein Licht durchlässig machen wollen. In dieser Ansprache möchte ich noch vier weitere Punkte kurz berühren, die mir am Herzen liegen. Der erste ist die Glaubensverkündigung an die jungen Menschen unserer Zeit. Die Jugend von heute lebt in einer säkularisierten, ganz aufs Materielle ausgerichteten Kultur. Sie erlebt im Alltag - in den Medien, im Beruf, in der Freizeit - meist eine Kultur, in der Gott nicht vorkommt. Und doch wartet sie auf Gott. Die Weltjugendtage zeigen es uns, wie viel wartende Bereitschaft für Gott und für das Evangelium in den jungen Menschen unserer Zeit da ist. Unsere Antwort auf diese Erwartung muß vielschichtig sein. Die Weltjugendtage setzen voraus, daß junge Menschen in ihren Lebensräumen, besonders in der Pfarrei, die Begegnung mit dem Glauben empfangen können. Da ist zum Beispiel der Dienst der Ministranten wichtig, der Kinder und junge Menschen in Berührung mit dem Altar, mit dem Wort Gottes, mit dem Innenleben der Kirche bringt. Es war schön, bei der Ministrantenwallfahrt so viele junge Menschen aus Deutschland freudig im Glauben versammelt zu finden. Setzt dieses Mühen fort und sorgt dafür, daß die Ministranten in der Kirche wirklich Gott, seinem Wort, dem Sakrament seiner Gegenwart begegnen können und lernen, von daher ihr Leben zu gestalten. Ein wichtiger Weg ist auch die Arbeit mit den Chören, in denen junge Menschen Erziehung zum Schönen, Erziehung zur Gemeinsamkeit, Freude am Mitsein im Gottesdienst und so Bildung zum Glauben hin erfahren können. Nach dem Konzil hat uns der Heilige Geist die "Bewegungen" geschenkt. Sie können dem Pfarrer oder dem Bischof manchmal etwas eigenwillig erscheinen, aber sie sind Orte des Glaubens, in denen junge und erwachsene Menschen das Lebensmodell des Glaubens als Chance für heute erfahren. Deshalb bitte ich Euch, mit viel Liebe auf die Bewegungen zuzugehen. Da und dort müssen sie korrigiert, ins Ganze der Pfarrei oder des Bistums eingefügt werden. Aber die je eigene Art ihres Charismas müssen wir achten und froh sein, daß gemeinschaftliche Gestalten des Glaubens entstehen, in denen das Wort Gottes Leben wird. Das zweite Thema, das ich wenigstens kurz ansprechen möchte, sind die kirchlichen Hilfswerke. In meiner Enzyklika Deus caritas est habe ich von dem Dienst der Liebe als wesentlichem und unverzichtbarem Ausdruck des Glaubens in der Kirche geschrieben und dabei auch das innere Prinzip der Hilfswerke berührt. "Die Liebe Christi drängt uns", hat der heilige Paulus gesagt (2 Kor 5,14). Der gleiche "Zwang" der Liebe (1 Kor 9,16), der den heiligen Paulus nötigte, in alle Welt zu gehen, um das Evangelium zu verkünden - dieser gleiche "Zwang" der Liebe Christi hat die deutschen Katholiken veranlaßt, die Hilfswerke zu gründen, um den in Armut lebenden Menschen zu ihrem Recht auf die Güter der Erde zu verhelfen. Nun ist es wichtig, darauf zu achten, daß die Hilfswerke in ihren Programmen und Aktionen wirklich diesem inneren Impuls der vom Glauben gedrängten Liebe entsprechen. Es ist wichtig, darauf zu achten, daß sie nicht in politische Abhängigkeiten kommen, sondern einzig ihrer Aufgabe der Gerechtigkeit und der Liebe dienen. Dazu wiederum ist eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bischöfen und Bischofskonferenzen notwendig, die wirklich die Lage vor Ort kennen und dafür zu sorgen vermögen, daß die Gabe der Gläubigen aus dem Gewirr politischer und anderer Interessen herausgehalten und zum Besten der Menschen verwendet wird. Der Päpstliche Rat Cor Unum verfügt in diesem Sektor über umfassende Erfahrungen und wird auch gern in all diesen Fragen beratend zur Seite stehen. Schließlich liegt mir das Thema Ehe und Familie besonders am Herzen. Die Schöpfungsordnung der Ehe, von der uns die Bibel am Ende des Schöpfungsberichts eindrücklich spricht (Gen 2,24), wird heute immer mehr verwischt. So wie der Mensch sich die Welt im ganzen neu zu montieren versucht und dabei immer spürbarer seine Grundlagen gefährdet, so geht ihm auch der Blick für die Schöpfungsordnung seiner eigenen Existenz zusehends verloren. Er glaubt, sich selber in einer leeren Freiheit beliebig definieren zu können. Die Fundamente, auf denen seine eigene Existenz und die der Gesellschaft stehen, geraten so ins Wanken. Für die jungen Menschen wird es schwer, zu endgültigen Bindungen zu finden. Sie haben Furcht vor der Endgültigkeit, die nicht realisierbar und der Freiheit entgegengesetzt scheint. So wird es auch immer schwerer, Kinder anzunehmen und ihnen jenen dauerhaften Raum des Wachsens und des Reifens zu schenken, der nur die auf der Ehe gründende Familie sein kann. In dieser hier nur ganz kurz angedeuteten Situation ist es sehr wichtig, jungen Menschen zu helfen, das endgültige Ja zueinander zu sagen, das der Freiheit nicht entgegensteht, sondern ihre größte Möglichkeit ist. In der Geduld des lebenslangen Miteinander kommt die Liebe zu ihrer wahren Reife. In diesem Raum lebenslanger Liebe lernen auch die Kinder leben und lieben. So darf ich Euch bitten, alles zu tun, damit Ehe und Familie geformt, gefördert und ermutigt werden. Zuletzt noch ein ganz kurzes Wort zur Ökumene. All die lobenswerten Initiativen auf dem Weg zur vollen Einheit aller Christen finden im gemeinsamen Gebet und in der Betrachtung der Heiligen Schrift den fruchtbaren Grund, auf dem Gemeinschaft wachsen und reifen kann. In Deutschland müssen unsere Bemühungen vor allem den Christen lutherischen und reformierten Bekenntnisses gelten. Zugleich behalten wir dabei die Brüder und Schwestern in den orthodoxen Kirchen im Blick, auch wenn diese vergleichsweise weniger zahlreich sind. Die Welt darf von allen Christen ein geeintes Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Erlöser der Menschheit, erwarten. Ökumenisches Engagement darf sich daher nicht in gemeinsamen Papieren erschöpfen. Es wird sichtbar und wirksam, wo Christen verschiedener Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften inmitten eines zunehmend religiös entfremdeten sozialen Umfeldes sich gemeinsam und überzeugend zu den vom christlichen Glauben vermittelten Werten bekennen und diese im politischen und gesellschaftlichen Handeln kraftvoll zur Geltung bringen. Liebe Brüder im Bischofsamt! Da ich selber aus Eurem mir so lieben Land komme, fühle ich mich von den Leistungen wie auch von den Herausforderungen der Kirche in Deutschland besonders berührt. All das Gute der Kirche in unserer Heimat kenne ich nicht nur aus eigener Anschauung und Erfahrung, sondern auch, weil mir immer wieder Bischöfe, Priester und andere Besucher aus Europa und aus vielen Teilen der Welt vom tätigen Wohl berichten, das ihnen seitens kirchlicher Stellen und Personen zuteil wird. Die Kirche in Deutschland verfügt wirklich über reiche geistliche und geistige Ressourcen. Vor allem auch der oft zu wenig wahrgenommene treue Dienst so vieler Priester, Diakone, Ordensleute und hauptamtlicher kirchlicher Mitarbeiter in nicht immer einfachen pastoralen Verhältnissen verdient Respekt und Anerkennung. Ebenso bin ich aufrichtig dankbar, daß nach wie vor zahlreiche Christen bereit sind, sich in Pfarrgemeinden und Diözesen, Vereinigungen und Bewegungen zu engagieren und als gläubige Katholiken auch in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund teile ich mit Euch die feste Hoffnung, daß die Kirche in Deutschland noch missionarischer wird und Wege findet, um den kommenden Generationen den Glauben zu vermitteln. Ich weiß sehr gut, liebe Brüder im Bischofsamt, um Euer hingebungsvolles Wirken und um das so vieler Priester, Diakone, Ordensleute und Laien in euren Diözesen. So möchte ich Euch heute erneut meine Zuneigung bekunden und Euch ermutigen, geeint und voller Zuversicht Euren Hirtendienst zu leisten. Ich bin sicher, daß der Herr Eure Treue und Euren Eifer mit Seinem Segen begleitet und lohnen wird. Die Allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Mutter der Kirche und Hilfe der Christen, kann Euch, dem Klerus und den Gläubigen in unserer Heimat die Kraft, Freude und Ausdauer erwirken, um die notwendige Aufgabe einer echten Erneuerung des Glaubenslebens mutig und im festen Vertrauen auf den Beistand des Heiligen Geistes anzugehen. Auf ihre mütterliche Fürsprache und auf die Fürbitte aller in unserm Lande verehrten heiligen Männer und Frauen erteile ich Euch sowie allen Gläubigen in Deutschland von Herzen den Apostolischen Segen. [ENDE DER PÄPSTLICHEN ANSPRACHE.] Damit hat der Heilige Vater entscheidend angesprochen, daß strukturelle Veränderungen in einer Diözese immer das Seelenheil aller Gläubigen vor Augen haben müssen und somit nur rechtgläubigen Katholiken die Verantwortung dafür übertragen werden darf. Beten wir für alle katholischen Bischöfe des deutschen Sprachraumes, daß ihnen die von Benedikt XVI. hervorgehobenen klaren Personalentscheidungen diesbezüglich immer wieder gelingen mögen. An dieser Stelle sei auch schon auf den Besuch des Papstes in Österreich am 8. September 2007 in Mariazell zum 850jährigen Jubiläum hingewiesen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Sonntag, 12. November 2006
BENEDIKT XVI. AN BISCHÖFE: ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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18:20
Kommentare (0) Trackbacks (0) BENEDIKT XVI. AN BISCHÖFE: PROBLEMATIK DER GRUPPENDYNAMIK UND ANDERER PSYCHOLOGISCHER EXPERIMENTE
Nach can. 399 CIC ist jeder Diözesanbischof und ihm Gleichgestellte (vgl. can. 381 § 2 CIC) gehalten, den Heiligen Vater alle fünf Jahre über den Stand der anvertrauten Diözese oder einer der Diözese gleichgestellten Teilkirche (vgl. can. 368 CIC) Bericht zu erstatten. Im Berichtsjahr ist normalerweise ein Rombesuch und die Verehrung der Gräber der heiligen Apostel Petrus und Paulus vorgesehen (vgl. can. 400 CIC). Vergangenen Freitag, am 10. November 2006, hat Seine Heiligkeit Benedikt XVI. die erste Gruppe der katholischen Oberhirten Deutschlands im Rahmen dieses Ad-Limina-Besuchs empfangen. Darunter befanden sich Seine Eminenz Karl Kardinal Lehmann und Seine Eminenz Georg Kardinal Sterzinsky. Die zweite Gruppe mit Seiner Eminenz Joachim Kardinal Meisner und mit Seiner Eminenz Friedrich Kardinal Wetter beginnt morgen den vorgesehenen Ad-Limina-Besuch (darunter auch der hochwürdigste Diözesanadministrator des Bistums Eichstätt, Johann Limbacher, der noch bis zur heiligen Bischofsweihe des neu ernannten Hirten Dr. Gregor Maria Hanke am Samstag, dem 2. Dezember 2006, die erste Leitungsverantwortung trägt).
Sämtliche Hervorhebungen im nachfolgenden Text der von Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. gehaltenen Ansprache stammen von mir. Es ist für den neu ernannten Bischof von Eichstätt sicherlich eine große Freude, bereits vor dem Beginn seiner Regierung die Unterstützung des Heiligen Stuhles für die dort gelegene Katholische Universität des deutschen Sprachraumes in so klarer und die anderen regierenden katholischen Bischöfe Deutschlands einbindender Weise zu erfahren. Ebenso erfreulich ist die klare Stellungnahme des sichtbaren Stellvertreters Jesu Christi auf Erden gegen falsche psychologistische Experimente in der Priesterausbildung, wobei jede am christlichen und naturgemäßen Menschenbild orientierte Ausbildung sich daraufhin überprüfen lassen sollte. Vor mehr als zehn Jahren habe ich öffentlich festgestellt: "Ärgerniserregende Heucheleien sind von den Hirten liebevoll zu korrigieren. Hier hilft keine falsch orientierte und persönlichkeitszerstörende Gruppendynamik und ähnliches." In der Tat maßten sich in nicht wenigen kirchlichen Ausbildungsstätten von der jeweiligen Hausleitung beauftragte Psychologen und Psychologinnen eine Art über-geistliche Führung an. In solchen Fällen ist es notwendig, innerhalb solcher Gruppen klare Opposition zu signalisieren. Widerstand ohne Rücksicht auf existentielle Nachteile im eigenen Bereich ist von den reiferen Priesterseminaristen hier einzufordern. Nicht selten gab es die Absicht, in derartigen menschenrechtswidrig geführten Gruppen wohlmeinende Kandidaten für das Priesteramt von ihren Motivationen, möglichst viele unsterbliche Seelen für das Reich Gottes zu gewinnen und so zu retten, abgebracht werden. Sogar sinnlose Berührungsspiele unter blind verbundenen Teilnehmern wurden von Zeugen vermeldet. Da sich die manipulativ eingesetzte Gruppendynamik wie ein Virus auch innerkirchlich verbreitet hat, liegt nunmehr eine klare Aussage des Papstes vor (vgl. auch die Antwort des Heiligen Stuhles auf eine andere Gefahr in der Priesterausbildung und meinen Kommentar dazu). Papst Benedikt XVI. formulierte: [BEGINN DER PÄPSTLICHEN ANSPRACHE:] Meine Herren Kardinäle! Liebe Brüder im Bischofsamt! Willkommen im Hause des Nachfolgers Petri! In der Freude am Glauben, dessen Verkündigung unser gemeinsamer Hirtendienst ist, begrüße ich Euch zu dieser Begegnung der ersten Gruppe deutscher Bischöfe anläßlich des Ad-Limina-Besuchs. Ich freue mich, mit Euch nach meinen Deutschlandbesuchen zum Weltjugendtag 2005 und kürzlich im September, bei denen ich vielen von Euch wenigstens kurz begegnen konnte, hier zusammenzukommen, um mit Euch einen Blick auf die Lage der Kirche in unserer Heimat zu werfen. Ich brauche es gewiß nicht eigens zu sagen: die Katholiken in den deutschen Diözesen und überhaupt alle Christen in unserem Land liegen mir am Herzen. Täglich bete ich um den Segen Gottes für das deutsche Volk und für alle in unserer Heimat lebenden Menschen. Möge die große Liebe Gottes die Herzen aller berühren und verwandeln! Ich bin dankbar, daß ich in den Einzelgesprächen mit Euch nicht nur unsere persönliche Freundschaft und Verbundenheit vertiefen kann, sondern vieles über die Lage in Euren Bistümern lernen darf. In den beiden Reden, mit denen wir die persönlichen Begegnungen beschließen, möchte ich einige Aspekte des kirchlichen Lebens hervorheben, die mir in dieser unserer geschichtlichen Stunde besonders am Herzen liegen. Die Bundesrepublik Deutschland teilt mit der ganzen westlichen Welt die Situation einer von der Säkularisierung geprägten Kultur, in der Gott immer mehr aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwindet, die Einzigkeit der Gestalt Christi verblaßt und die von der kirchlichen Tradition geformten Werte immer mehr an Wirkkraft verlieren. So wird auch für den einzelnen der Glaube schwieriger; die Beliebigkeit an Lebensentwürfen und Lebensgestaltungen nimmt zu. Dieser Situation sehen sich Hirten wie Gläubige der Kirche gegenübergestellt. Nicht wenige hat deshalb Mutlosigkeit und Resignation befallen, Haltungen, die das Zeugnis für das befreiende und rettende Evangelium Christi hindern. Ist das Christentum nicht am Ende doch auch nur eines von vielen anderen Angeboten zur Sinnstiftung? So fragt sich manch einer. Zugleich aber schauen angesichts der Brüchigkeit und Kurzlebigkeit der meisten dieser Angebote viele wieder fragend und hoffend auf die christliche Botschaft und erwarten von uns überzeugende Antworten. Ich denke, die Kirche in Deutschland muß die so angedeutete Situation als providentielle Herausforderung erkennen und sich ihr mutig stellen. Wir Christen brauchen keine Angst vor der geistigen Konfrontation mit einer Gesellschaft zu haben, hinter deren zur Schau gestellter intellektueller Überlegenheit sich doch Ratlosigkeit angesichts der letzten existentiellen Fragen verbirgt. Die Antworten, die die Kirche aus dem Evangelium des menschgewordenen Logos schöpft, haben sich fürwahr in den geistigen Auseinandersetzungen zweier Jahrtausende bewährt; sie sind von bleibender Gültigkeit. Von diesem Bewußtsein bestärkt können wir zuversichtlich all denen Rede und Antwort stehen, die uns nach dem Grund der Hoffnung fragen, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3, 15). Dies gilt auch für unseren Umgang mit den Angehörigen anderer Religionen, vor allem den vielen Muslimen, die in Deutschland leben, und denen wir mit Respekt und Wohlwollen begegnen. Gerade sie, die an ihren religiösen Überzeugungen und Riten meist mit großem Ernst festhalten, haben ein Recht auf unser demütiges und festes Zeugnis für Jesus Christus. Um dieses mit Überzeugungskraft abzulegen, bedarf es freilich ernster Bemühungen. Deshalb sollten an Orten mit zahlreicher muslimischer Bevölkerung katholische Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die die entsprechenden sprachlichen und religionsgeschichtlichen Kenntnisse besitzen, die sie zum Gespräch mit Muslimen befähigen. Ein solches Gespräch setzt freilich zuallererst eine solide Kenntnis des eigenen katholischen Glaubens voraus. Damit ist ein anderes - ganz zentrales - Thema angeschlagen: das des Religionsunterrichts, der katholischen Schulen und der katholischen Erwachsenenbildung. Dieser Bereich erfordert neue und besondere Aufmerksamkeit seitens der Oberhirten. Da geht es zunächst um die Curricula für den Religionsunterricht, die es am Katechismus der Katholischen Kirche auszurichten gilt, damit im Laufe der Schulzeit das Ganze des Glaubens und der Lebensvollzüge der Kirche vermittelt wird. In der Vergangenheit wurde nicht selten der Inhalt der Katechese gegenüber den didaktischen Methoden in den Hintergrund gedrängt. Die ganzheitliche und verständliche Vergegenwärtigung der Glaubensinhalte ist ein entscheidender Gesichtspunkt bei der Genehmigung von Lehrbüchern für den Religionsunterricht. Nicht minder wichtig ist auch die Treue der Lehrenden zum Glauben der Kirche und ihre Teilnahme am liturgischen und pastoralen Leben der Pfarreien oder kirchlichen Gemeinschaften, in deren Gebiet sie ihren Beruf ausüben. In den katholischen Schulen kommt es darüber hinaus darauf an, daß Einführung in katholische Weltsicht und Glaubenspraxis sowie ganzheitliche religiöse Persönlichkeitsbildung nicht nur im Religionsunterricht, sondern im gesamten Schulalltag - nicht zuletzt durch das persönliche Zeugnis der Lehrer - überzeugend vermittelt werden. Eine ähnliche Bedeutung kommt den vielfältigen Institutionen und Aktivitäten auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung zu. Hier sollte besonderes Augenmerk auf die Wahl der Themen und Referenten gerichtet werden, damit die zentralen Inhalte des Glaubens und der christlichen Lebensgestaltung nicht hinter vordergründig aktuellen oder marginalen Fragestellungen zurückbleiben. Die umfassende und getreue Weitergabe des Glaubens in der Schule und in der Erwachsenenbildung hängt ihrerseits maßgeblich von der Ausbildung der Priesteramtskandidaten und Religionslehrer an den Theologischen Fakultäten und Hochschulen ab. Da nun kann nicht genug betont werden, daß die Treue zum Depositum fidei, wie es vom Lehramt der Kirche vorgelegt wird, die Voraussetzung für seriöse theologische Forschung und Lehre schlechthin darstellt. Diese Treue ist auch eine Forderung der intellektuellen Redlichkeit für jeden, der ein akademisches Lehramt im Auftrag der Kirche ausübt. Den Bischöfen obliegt es dabei, das oberhirtliche Nihil obstat nur nach gewissenhafter Prüfung zu erteilen. Nur eine theologische Fakultät, die sich diesem Grundsatz verpflichtet weiß, wird in der Lage sein, einen authentischen Beitrag zum geistigen Austausch innerhalb der Universitäten zu leisten. Laßt mich auch, verehrte Mitbrüder, von der Ausbildung in den Priesterseminarien sprechen. Hierfür hat das Zweite Vatikanische Konzil in seinem Dekret Optatam totius wichtige Normen erlassen, die leider noch nicht voll verwirklicht sind. Dies gilt insbesondere von der Einrichtung des sogenannten Einführungskurses vor Beginn des eigentlichen Studiums. Dieser sollte nicht nur die für das Studium von Philosophie und Theologie mit Nachdruck zu fordernde solide Kenntnis der klassischen Sprachen vermitteln, sondern auch die Vertrautheit mit dem Katechismus, mit der religiösen, liturgischen und sakramentalen Praxis der Kirche. Angesichts der zunehmenden Zahl von Interessenten und Kandidaten, die nicht mehr von einem traditionellen katholischen Hintergrund herkommen, ist ein solches Einführungsjahr dringend notwendig. Darüber hinaus kann der Student in diesem Jahr bereits größere Klarheit über seine Berufung zum Priestertum gewinnen. Andererseits erhalten die für die Priesterausbildung Verantwortlichen die Möglichkeit, sich ein Bild vom Kandidaten, von seiner menschlichen Reife und seinem Glaubensleben, zu machen. Hingegen sind gruppendynamische Rollenspiele, Selbsterfahrungsgruppen und andere psychologische Experimente weniger dazu geeignet und können eher Verwirrung und Unsicherheit schaffen. In diesem größeren Zusammenhang möchte ich Euch, liebe Brüder im Bischofsamt, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt besonders ans Herz legen. In ihr besitzt das katholische Deutschland eine hervorragende Stätte, an der eine Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen mit Problemen auf hohem akademischen Niveau und im Lichte des katholischen Glaubens geführt und eine geistige Elite herangebildet werden kann, die den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft im Geist des Evangeliums zu begegnen vermag. Die finanzielle Sicherstellung der einzigen Katholischen Universität Deutschlands sollte als eine Gemeinschaftsaufgabe aller deutschen Diözesen erkannt werden, denn die damit verbundenen Lasten können in Zukunft nicht allein von den Bayerischen Bistümern getragen werden, die gleichwohl eine besondere Verantwortung für diese Universität behalten. Zum Schluß möchte ich noch kurz auf ein ebenso dringendes wie emotional belastetes Problem eingehen: Es ist das Verhältnis von Priestern und Laien bei der Erfüllung der Sendung der Kirche. Wie wichtig die aktive Mitarbeit der Laien für das Leben der Kirche ist, erfahren wir in unserer säkularen Kultur immer mehr. All den Laien, die die Kirche aus der Kraft der Taufe lebendig mittragen, möchte ich von Herzen danken. Gerade weil das aktive Zeugnis der Laien so wichtig ist, ist auch wichtig, daß die spezifischen Sendungsprofile nicht vermischt werden. Die Predigt in der Heiligen Messe ist ein an das Weiheamt gebundener Auftrag; wenn eine ausreichende Zahl von Priestern und Diakonen anwesend ist, steht ihnen die Ausspendung der heiligen Kommunion zu. Auch wird immer wieder der Anspruch auf von Laien auszuübende pastorale Leitungsfunktionen erhoben. Dabei dürfen wir die damit zusammenhängenden Fragen nicht nur im Licht pastoraler Zweckmäßigkeiten erörtern, denn es geht hier um Glaubenswahrheiten, nämlich um die von Jesus Christus gestiftete sakramental-hierarchische Struktur Seiner Kirche. Da diese auf Seinem Willen und die apostolische Vollmacht auf Seiner Sendung beruhen, sind sie dem menschlichen Zugriff entzogen. Nur das Sakrament der Weihe befähigt den Empfänger in persona Christi zu sprechen und zu handeln. Dies, verehrte Mitbrüder, gilt es, mit aller Geduld und Lehrweisheit immer wieder einzuschärfen und daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Liebe Mitbrüder im Bischofsamt! Die Kirche in Deutschland verfügt über tiefe geistliche Wurzeln und über hervorragende Mittel zur Förderung des Glaubens und zur Unterstützung bedürftiger Menschen im In- und Ausland. Die Zahl der engagierten Gläubigen und auch die Qualität ihres Wirkens zum Wohle von Kirche und Gesellschaft sind wahrlich bemerkenswert. Der Verwirklichung der Sendung der Kirche dient auch die weitgehend gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche zum Segen der Menschen in Deutschland. Um der eingangs angesprochenen großen Herausforderung durch den anhaltenden Säkularisierungsprozeß adäquat begegnen zu können, muß die Kirche in Deutschland vor allem die Kraft und Schönheit des katholischen Glaubens neu sichtbar machen: um dies zu können, muß sie in der Gemeinschaft mit Christus wachsen. Die Einheit der Bischöfe, des Klerus und der Laien untereinander und auch mit der Weltkirche, besonders mit dem Nachfolger Petri, ist dabei von fundamentaler Bedeutung. Möge die mächtige Fürsprache der Jungfrau und Gottesmutter Maria, die in unserer deutschen Heimat so viele wunderbare Heiligtümer besitzt, die Fürbitte des heiligen Bonifatius und aller Heiligen unseres Landes Euch und den Gläubigen die Kraft und Ausdauer erwirken, um das große Werk einer authentischen Erneuerung des Glaubenslebens in der Heimat in Treue zu den universalkirchlichen Vorgaben mutig und vertrauensvoll fortzusetzen. Dazu erteile ich Euch allen für die Aufgaben Eures Hirtendienstes sowie auch allen Gläubigen in Deutschland von Herzen den Apostolischen Segen. [ENDE DER PÄPSTLICHEN ANSPRACHE.] Beten wir in diesem Sinne für nachhaltige Reformen zum Abbau glaubenswidriger Mißverständnisse, unterstützen wir den jeweiligen katholischen Diözesanbischof bei seinen Bemühungen, den vernünftig dargelegten Willen des Nachfolgers Petri umzusetzen. Freuen wir uns schon heute auf die heilige Bischofsweihe und Amtseinführung des von Papst Benedikt XVI. erwählten hochwürdigsten Abtes Dr. Gregor Maria Hanke im Eichstätter Dom! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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