Dienstag, 21. Oktober 2014
CHRISTLICHE POLITIKER IN DER TÜRKEI: ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Türkei und Zypern um
21:43
Kommentare (0) Trackbacks (0) CHRISTLICHE POLITIKER IN DER TÜRKEI: INTERVIEW MIT SYRISCH-ORTHODOXER BÜRGERMEISTERIN VON MARDIN
Am 6. Oktober 2014 erschien in dem von der italienischen Tageszeitung "La Stampa" verantworteten Projekt "Vatican Insider" ein von Roberta Leone geführtes Interview mit der syrisch-orthodoxen Christin und Bürgermeisterin von Mardin, Februniye Akyol Akay. Dieses wurde unter Zuhilfenahme eines Übersetzers in der Muttersprache der jungen christlichen Politikerin geführt, also im Grunde in der Sprache unseres Herrn Jesus Christus, nämlich in syrischem Aramäisch, und dann jeweils ins Italienische übertragen. Wenn ich es richtig notiert habe, heißt Bürgermeisterin Akyol-Akay in ihrer Muttersprache Fabronia Benno. Sie hatte bereits vor etwa einem halben Jahr in manchen deutschen Medien anlässlich der türkischen Kommunalwahlen für einzelne Schlagzeilen gesorgt. Eingeladen nach Neapel (Italien) hatte sie nun Ernesto Olivera, um Zeugnis zu geben im Rahmen von SERMIG (= Servizio Missionario Giovani), einer von demselben 1964 gegründeten und missionarisch ausgerichteten Vereinigung von christlichen Familien und Ordensleuten, vor allem im Sinne der Solidarität mit den Ärmsten und der Friedenserziehung heutiger Jugendlicher.
Während des Interviews vernahm die 26jährige Februniye Akyol Akay Nachrichten von den Angriffen der Terrorgruppe ISIS auf das von ihrer Heimat nicht weit entfernte Kobani (Ain al-Arab oder Kobanê) in Syrien. Vor dem Gespräch in Rom hatte die junge Bürgermeisterin noch am Grab des heiligen Apostelfürsten Petrus im Petersdom gebetet, und angesichts dieser Meldungen betonte sie, dass sie bei ihrem Volk bleiben werde, egal was passiere. Gemäß Gesamtartikel von "Vatican Insider" ist sie die erste gewählte Christin als Bürgermeisterin einer türkischen Stadt. Im Türkischen werden die Assyrer bzw. Aramäer oder syrischen Christen "süryani(ler)" genannt, wie die Journalistin Leone korrekt informiert. Vom ganzen (kirchlichen) Ritus her gehören sie so wie die katholischen Maroniten zur antiochenischen Tradition, wobei es seit 1783 auch einen uniert-katholischen Teil als syrische Patriarchalkirche gibt: eine der 23 eigenrechtlichen Rituskirchen innerhalb der Katholischen Kirche. Sowohl der katholische (durch ihren Patriarchen Ignatius Joseph III. Younan) als auch der nicht-katholische Teil derselben Syrer (durch den Metropoliten und Patriarchalvikar Mor Filiksinos Yusuf Çetin) werden am Papstbesuch in der Türkei teilnehmen. (As)syrer und Maroniten haben von ihrem Rituserbe her durch das Aramäisch somit eine hohe Verwandtschaft, was die Nähe zur verwendeten Alltagssprache unseres Herrn Jesus Christus betrifft. Als Assyrer im engeren Sinne können auch die Christen der chaldäisch-katholischen Patriarchatskirche bzw. der (noch nicht mit Rom unierten, autokephalen) Assyrischen Kirche des Ostens bezeichnet werden, deren Katholikos Patriarch Mar Dinkha IV. erst vor wenigen Tagen, am 2. Oktober 2014, von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden ist. Der größere Teil der syrisch-orthodoxen Christen lebt in der Türkei historisch gesehen in der Region von Tur Abdin rund um das berühmte Kloster Mor Gabriel. In den letzten 100 Jahren haben die bis heute noch nicht völkerrechtlich aufgearbeiteten Verfolgungen ihre Anzahl von 500.000 auf wenige Tausend schrumpfen lassen. Unter den etwa 80.000 Einwohnern von Mardin sind heute nur noch einige hundert aramäische (syrisch-orthodoxe) Christen übriggeblieben, und in der gesamten Region von Tur Abdin etwa 3.000, wiewohl einige der ausgewanderten Christen aufgrund der verbesserten politischen Lage der Türkei an eine Rückkehr in ihre Heimat denken. Vom großen Gedenkjahr 2015 (1915!) sind die Assyrer bzw. Aramäer also direkt betroffen. Rein konfessionell gesehen hat somit eine muslimische Bevölkerungsmehrheit der Stadt Mardin dem gleichberechtigten Bürgermeister-Tandem des routinierten kurdischen Politikers Ahmet Turk und der jungen syrisch-orthodoxen Christin Februniye Akyol in den letzten Kommunalwahlen am 30. März 2014 ihr überwältigendes Vertrauen ausgesprochen. Auch in anderen Regionen der Türkei kandidierten Christen, zum Beispiel im Großraum von Antalya, sowohl bei der Regierungspartei als auch bei der größten Oppositionspartei. Die konkrete Geschichte der gewählten christlichen Bürgermeisterin von Mardin beginnt nun etwa 60 Kilometer von Mardin entfernt, in Midyat, einer ursprünglich syrisch-aramäischen Kleinstadt, ebenso im Südosten der Türkei: Februniye war die erste Aramäerin in der Region, welche die Chance erkannte, in Istanbul auf die Universität zu gehen. Hier also meine Übersetzung des Interviews von Roberta Leone mit Februniye Akyol Akay, welches auch zum Verstehen der aktuellen Gesamtlage in der Region äußerst hilfreich ist: Roberta: Februniye, Sie sind die erste Aramäerin Ihrer Region mit der Möglichkeit eines Studienabschlusses gewesen. Februniye: Viele Jahre, wenigstens bis zum Jahr 2000, ist es den aramäischen Mädchen nicht möglich gewesen, weit weg von ihren Wohnhäusern zu studieren. Man fürchtete - und es gab dafür Beweise -, dass sie von den Islamisten entführt würden. Um sie zu schützen, verboten die christlichen Familien ihren Töchtern zu studieren, bis dahin, dass sie daheim isoliert wurden. Unser Volk hat aufgrund des Glaubens viel gelitten. Wo wir leben, gibt es die Kurden, die Jesiden und die Christen. Von 1915 bis 2000 haben alle Minderheiten das Projekt der Assimilation durchmachen müssen, zuerst von Seiten des Osmanischen Reiches und dann von Seiten der türkischen Regierung, nämlich ihre Unterschiedlichkeiten aufgehen zu lassen in einer einzigen Sprache, in einer einzigen Flagge und in einem einzigen Staat. In diesen Jahren war es Absicht des Staates, die Kräfte des kurdischen Islam gegen die Christen zu benützen, um hernach auch der Identität der Kurden ein Ende zu bereiten. Es war "im Namen des Islam", dass die Kurden die Christen getötet haben. Aber nach der praktisch totalen Ausrottung der Armenier, der Christen im allgemeinen und unserer aramäischen Minderheit waren die Kurden selbst etwa 40 Jahre lang an der Reihe, um für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Auch in diesem Kampf waren die ganz wenigen Christen, welche überlebt hatten, eingekesselt, und es gibt ein paar von uns, die flohen. Die türkische Regierung beschuldigte (damals) die Christen, auf Seiten der Kurden zu stehen, während die Kurden in die Dörfer eindrangen und den Christen vorwarfen, beim Plan der Regierung mitzuspielen. Doch in Wirklichkeit hatte die Christen überhaupt keine Macht, sie haben gegen niemanden gekämpft. Sie haben nie zu den Waffen gegriffen, weil es das ist, was das Evangelium lehrt. Die christlichen Dörfer sind im buchstäblichen Sinne entleert worden. Im Jahre 1990 sind Dutzende aus ihren Häusern abgeholt worden, und immer noch weiß niemand, was ihnen zugestoßen sei. Unter ihnen waren Ärzte, Priester, Intellektuelle. Niemand weiß, wo sie sein könnten. Roberta: Was ist in Ihrem Fall anders gelaufen? Februniye: Nach dem Jahr 2000 hat sich die Beziehung zwischen der Regierung von Ankara und den Kurden verbessert. Die Besorgnis bliebt, aber seit den Gymnasialjahren habe ich diesen Prozess verfolgt und mir Mut gemacht. Ich wollte das Eis brechen, die Schwierigkeiten überwinden und meiner Gemeinschaft zeigen, dass ich studieren und nachher dorthin, von wo ich weggereist war, zurückkehren und mich für mein Volk einsetzen konnte. Ich wollte ein Modell für die anderen Mädchen sein, denn meiner Meinung nach konnte man es schaffen: eine Frau konnte ihr eigenes Dorf verlassen und studieren. Ich sprach mit meiner Familie und bin dann nach İstanbul umgezogen. Roberta: Sie haben ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, um dann heimzukehren. Von was träumten Sie? Februniye: Ich dachte nicht an die Politik, aber es gab in mir einen starken Wunsch, der Gemeinschaft zu helfen. Als ich nach Midyat zurückgekehrt war, folgten verschiedene Mädchen meinem Beispiel. Daraus ist dann eine Vereinigung junger Akademiker entstanden, in der wir diskutierten, wie wir allen anderen die Botschaft übermitteln könnten, zu studieren, um erfolgreich eine Veränderung für unsere Gemeinschaft zu erreichen. Ich habe zwei Jahre im Wirtschaftsbereich gearbeitet, und dann habe ich begonnen, auf der Universität die Ursprünge der aramäischen Kultur und Sprache zu studieren. Das war mein Traum: die aramäische Sprache an der Universität zu unterrichten. Ein Jahr später folgten in der Türkei die Kommunalwahlen. Eine Delegation der BDP fragte mich nach meiner Bereitschaft zur gemeinsamen Bürgermeister-Kandidatur in Mardin mit Ahmet Turk [71 Jahre], einem kurdischen Langzeitparlamentarier. Es war nicht mein Wunsch, Bürgermeister der Stadt zu werden, aber ich habe angenommen. Überzeugt hat mich die interne Frauenkommission der Partei. Während des Treffens mit ihnen wurden die Gründe für zwei Bürgermeister - einen Mann und eine Frau - diskutiert, zur Verteidigung der Frauenrechte und der Rechte aller Minderheiten, die auf unserem Territorium leben. Das allerdings war auch mein Wunsch, und so habe ich angenommen. Roberta: Wie schwer wiegt die Erinnerung an die erlittene Gewalt im Dialog mit den Kurden? Februniye: Natürlich ist es nicht leicht, zu vergessen, was meiner Gemeinschaft passiert ist. Aber es gibt keine Alternativen: wenn wir in der Türkei bleiben wollen, in unseren Städten, würde ich sagen, dass wir praktisch gezwungen sind, in die Politik zu gehen und an den Institutionen teilzuhaben. Wenn wir bleiben sollen, müssen wir zusammenarbeiten und es schaffen, unsere Denkweise gegenüber der Zukunft zu öffnen. Im Augenblick gibt die kurdische Partei den Christen diese Möglichkeit, was bei der aktuellen Regierung nicht der Fall ist. Roberta: Sie sind auch von vielen Muslimen gewählt worden: was ist geschehen? Februniye: Ja, ich bin von der Mehrheit der kurdischen Bevölkerung gewählt worden. Die Kurden sind sich bewusst geworden, was sie den Christen angetan hatten, und sie wissen, dass sie gefehlt haben. Um meine Kandidatur zu bitten, ist eine Form, auch eine symbolische, für das Geschehene um Entschuldigung zu bitten und uns ihre Nähe zuzusprechen. Offizielle und persönliche Entschuldigungen sind vor Jahren von Seiten des Herrn Bürgermeisters erfolgt, der heute mein Kollege ist. Im übrigen haben sie dann auch all das erlitten, was sie uns angetan hatten. Sie haben einer Christin die Möglichkeit gegeben, mit ihnen am politischen Leben teilzuhaben, und so können auch wir Christen versuchen, unserer Identität, unserer Kultur und unserer Sprache von neuem Bedeutung zu geben, auch wenn von uns mittlerweile fast niemand übrig ist. Roberta: Mit allen Vor- und Nachteilen: spielt das religiöse Element in der Kooperation eine Rolle? Februniye: Ich habe keine Schwierigkeiten bei der Kollaboration mit den Kurden, und es gibt keine "islamische Frage". Im Regelwerk der Partei, die ich repräsentiere, wird erklärt, dass wir uns alle für die Rechte aller Minderheiten einsetzen. Es gibt weder Christ noch Muslim, wir lassen nicht zu, dass uns die religiösen Zugehörigkeiten in der Arbeit spalten. Meine Benennung ist im übrigen von allen kurdischen Anführern abgesegnet worden. Ich persönlich habe mir noch ein weiteres Gewicht aufgeladen, nämlich mit den Rechten der Christen auch jene der Jesiden zu erreichen. Das ist nicht leicht: es handelt sich um eine lange und komplexe Diskussion, die in der Zukunft noch komplizierter werden könnte. Ich werde mich bemühen, auch ihre Rechte durchzusetzen: ich spüre, dass ich diese Aufgabe habe, und ich hoffe, dass ich mit der Hilfe Gottes wenigstens einen Teil dessen, was mir vorschwebt, erfolgreich verwirklichen kann. Ich wiederhole, es ist nicht einfach, aber es muss mir gelingen, damit die Jesiden nicht noch mehr diskriminiert werden als was jetzt schon der Fall ist. Roberta: Sie waren kürzlich in Erbil und haben viele evakuierte Christen getroffen. Was denken Sie über die Rolle des Westens in dieser Krise? Februniye: Wem es gelungen ist, in Erbil anzukommen, besitzt gar nichts mehr. Kleidung, Essen, und es fehlt auch das Wasser. Heute passiert im Irak das, was in der Türkei schon passiert war. Im Irak gibt es zahlreiche Minderheiten und einen großen Reichtum, und es gibt auch viele mächtige Staaten, die ihre Augen auf diesen Reichtum gerichtet haben. Vor dem Jahr 2003 kamen die irakischen Christen auf 1.500.000 Einwohner. Heute sind im Irak etwas mehr als 300.000 Christen. Was wir sehen, ist allgemein gesagt, dass der Westen überhaupt keinen Plan für die Christen im Nahen Osten hat und für ihre Lebensbedingungen praktisch kein Interesse zeigt. Am Ende sind wir es - wir Christen -, die jedes Mal verschluckt, vertrieben oder erdrückt werden. [ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DES INTERVIEWS VON BÜRGERMEISTERIN FEBRUNIYE AKYOL AKAY.] Die somit auch von Februniye Akyol Akay vorgebrachten schweren Vorwürfe gegen den all zu lange uninteressierten "Westen" führen erst langsam zu einem Umdenken in unserem eigenen "politischen Raum". Das Interview trägt auch zum besseren Verständnis des wesentlich komplizierten innertürkischen Ringens zwischen der sogenannten "alten Türkei" und der sogenannten "neuen Türkei" bei. Faktum ist nämlich - wie das Interview zeigt -, dass die "neue Türkei" eine Öffnung hin zu den Minderheiten betrieben hat, wenn auch mit Rückschlägen, die sicherlich den jeweiligen Wahlen geschuldet sind, um auf nationalistische oder auch islamistische Wählergruppen Rücksicht zu nehmen, die jedoch keinesfalls mit der Mehrheit der Bevölkerung gleichgesetzt werden dürfen. Falsch wäre der Weg einer "neuen Türkei" allerdings dann, wenn dabei im weiteren die gesunde Säkularität des Staates aufgegeben und nicht die Partnerschaft mit allen gemeinwohlorientierten Religionsgruppen gesucht würde, oder anders gesagt: die Aufhebung religiöser Diskriminierungen darf zum Schluss nicht mit einer einzigen zulässigen (Staats)religion enden. Nicht nur von Regierungsseite hat sich die Lage für Angehörige von Minderheiten und Christen etwas verbessert, sondern vor allem auch in einigen Regionen und Städten der Türkei haben die kommunalen Behörden eine hohe Toleranz entwickelt, die auch auf das Konto der größeren Oppositionspartei geht. Christen werden von Kemalisten nicht mehr einfach mit Staatsfeinden gleichgesetzt. So werden in manchen Regionen den Kirchengebäuden dieselben Vergünstigungen oder Privilegien eingeräumt wie Moscheen. Im türkisch kontrollierten Nordzypern kann diese Toleranz noch deutlicher abgelesen werden, was die maronitisch-katholischen Ortschaften und die Bewegungsfreiheit betrifft. Seit den sogenannten Gezi-Vorfällen in der Türkei haben sich überhaupt einige Vorurteile und Bewertungen verschoben, und eine Hauptfrage ist die grundlegende Versöhnungspolitik der Regierung gegenüber den Kurden im allgemeinen. Manche werden der Jungpolitikerin Februniye Akyol durch ihr Mitwirken in der prokurdischen Partei womöglich sogar Kollaboration mit terroristischen Elementen vorwerfen, doch ich halte eine solche Sichtweise für ungerecht, und das oben abgedruckte Interview zeigt klar, wie sehr sie den authentischen christlichen Geist atmet, der keine Rache und Vergeltung kennt, sondern auf allen Gebieten des Lebens die Versöhnung sucht. Angesichts dieser manchmal nicht leicht durchschaubaren innenpolitischen Lage der Türkei und ihrer unterschiedlichen Regionen werden vielleicht auch manche Pauschalvorwürfe gegen die Regierung oder von der Regierung besser verstehbar. Natürlich bleiben aktuell Bedenken bestehen, dass die türkische Regierung beispielsweise die Peschmerga-Kämpfer aus der befreundeten autonomen kurdischen Region des Irak früher nach Kobane lassen hätte können als dann tatsächlich geschehen. Und angesichts einer derart schwierig zu meisternden Lage an der Grenze der Türkei blühen die wildesten Verschwörungs- und Sündenbockthesen, auch gerne aus dem arabischen Raum, nicht zuletzt wegen des weitläufigen Misslingens eines sogenannten arabischen Frühlings. Schuldlos sind nur wenige, und daher kann es immer nur darum gehen, den Blick nach vorne zu richten und dem Frieden jeweils eine neue Chance zu geben. So bleibt die türkische Politik in jeder Hinsicht eine der spannendsten "Minenfelder" in Europa und Asien, wiewohl meiner Überzeugung nach der EU-Vollbeitritt sowohl für das Land selbst, für alle seine Bevölkerungsgruppen, als auch vor allem für Europa große Vorteile bringen würde. Natürlich ist dabei die Zypernfrage von besonderer Bedeutung. Die Türkei nimmt nun schon länger für sich in Anspruch, gerade im Hinblick auf ihre offene humanitäre Flüchtlingspolitik jegliches konfessionelle bzw. sektoide Denken vermieden zu haben. Tatsächlich kann der Schutz der jeweiligen Zivilbevölkerung sich den Luxus einer inhumanen konfessionell-religiösen Unterscheidung nicht mehr leisten. Vergangenheitsorientierte Vorwürfe können daher auch keine Ausrede mehr bilden, einer Stadt wie Kobane nicht so professionell wie möglich zu helfen. (Wirkliche Sympathien für die IS-Terroristen gibt es innerhalb der türkischen Bevölkerung nur bei einer absoluten Minderheit, und selbst diese ist sich weitgehend im klaren, dass dieses Terrorregime mit Religion oder Islam nach der türkischen Tradition absolut nichts mehr zu tun hat.) Die aktuelle Regierung der Türkei wirft im übrigen demselben im Interview genannten "Westen" schon lange vor, bei der Situation in Syrien trotz unvorstellbarer Opferzahlen über Jahre zugeschaut zu haben. Zur Aufrüttelung des Westens und der ganzen Internationalen Gemeinschaft möchte auch der Heilige Stuhl durch seine wirklich zahlreichen internationalen Interventionen besonders beitragen, und zwar ganz im Sinne dessen, was die junge christliche Politikerin in ihrem obigen Interview nachvollziehbar zusammgefasst hat. Erst gestern hat Seine Heiligkeit Papst Franziskus die ihn beratenden Kardinäle zusammengerufen und damit ihre Anwesenheit bei der zu Ende gegangenen außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode genützt, um ihnen in einem öffentlichen Konsistorium folgende Worte zu sagen, die ich ebenso aus dem Italienischen übersetze: [EIGENE ÜBERSETZUNG DER PAPSTWORTE AN DIE KARDINÄLE IM ORDENTLICHEN ÖFFENTLICHEN KONSISTORIUM:] Eminenzen, liebe Herren Patriarchen und Brüder im Bischofsamt, einen Tag nach dem Abschluss der dritten außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode über die Familie wollte ich dieses Konsistorium neben einigen Heiligsprechungsfällen einer anderen Frage widmen, die mir sehr am Herzen liegt, nämlich dem Nahen Osten und insbesondere der Situation der Christen in der Region. Ich bin Euch für Eure Anwesenheit dankbar. Uns verbindet der Wunsch nach Frieden und Stabilität im Mittleren Osten und der Wille, die Konfliktlösung durch den Dialog, die Versöhnung und das politische Engagement zu fördern. Gleichzeitig wollen wir den christlichen Gemeinschaften die größtmögliche Hilfe geben, um ihre Präsenz in der Region zu unterstützen. Wie ich bei vielen Anlässen unterstreichen konnte, können wir uns nicht damit abfinden, an einen Nahen Osten ohne die Christen zu denken, die dort seit 2.000 Jahren den Namen Jesu bekennen. Die letzten Entwicklungen, vor allem im Irak und in Syrien, sind sehr besorgniserregend. Wir erleben ein Terrorismusphänomen früher unvorstellbaren Ausmaßes. Viele unserer Brüder werden verfolgt und mussten ihre Häuser auch auf brutale Art verlassen. Es scheint, dass das Bewusstsein des Wertes menschlichen Lebens verloren gegangen ist, es scheint, dass die Person nichts mehr zählt und man sie anderen Interessen opfern kann. Und das alles leider im Rahmen einer Gleichgültigkeit vieler. Diese ungerechte Situation verlangt abgesehen von unserem beständigen Gebet auch eine angemessene Antwort von Seiten der Internationalen Gemeinschaft. Ich bin sicher, dass aus dem heutigen Treffen mit der Hilfe des Herrn wertvolle Überlegungen und Vorschläge hervorgehen werden, um unseren leidenden Brüdern helfen zu können und um auch dem Drama der abnehmenden christlichen Präsenz auf dem Gebiet zu entgegnen, wo das Christentum seinen Ursprung nahm und wo es sich ausbreitete. [ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DER PAPSTWORTE AN DIE KARDINÄLE VOM 20. OKTOBER 2014.] Damit hat der Heilige Vater Papst Franziskus in kurzen Worten das zusammengefasst, was er schon Anfang Oktober mit seinen offiziellen Repräsentanten im Nahen Osten besprechen ließ. Von 2. bis 4. Oktober 2014 fanden sich nämlich die Apostolischen Nuntien des Mittleren Ostens zu einem Treffen mit den Oberen der Römischen Kurie im Vatikan ein, wobei es um die "Präsenz der Christen im Nahen Osten" ging. Auf der Internetseite des Heiligen Stuhles hieß es dazu am 3. Oktober 2014: "Beim Verfolgen der politischen Situation im Nahen Osten und im allgemeinen bei der Beziehung zu den Ländern mit muslimischer Mehrheit hat der Heilige Stuhl als fundamentale Fragestellungen immer den Schutz und den Respekt der Christen und der anderen Minderheitsgruppen als Staatsbürger im vollen rechtlichen Sinn sowie der Menschenrechte vor Augen, insbesondere der Religionsfreiheit." Bei der Heiligen Messe mit den Nuntien predigte der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Fest des heiligen Franziskus unter anderem: "Die verfolgten Christen und all jene, die ungerechtermaßen leiden, müssen in der Kirche die Institution erkennen können, die sie verteidigt, die für sie betet und agiert, die sich nicht fürchtet, die Wahrheit auszusprechen, um so Sprache zu werden für den, der keine Stimme hat, sowie Verteidigung und Unterstützung für den, der verlassen, vertrieben und diskriminiert ist." Am selben 4. Oktober 2014 wurde dann auch eine Abschlusserklärung herausgegeben, und zwar unter dem Titel "Es reicht mit dem Krieg und mit der Verletzung der Menschenrechte". Dabei wird vor einem Gewöhnungseffekt gewarnt und besonders der ungehinderte Waffen- und Menschenhandel angeprangert. Vor allem wird auf die Verletzung der fundamentalsten Rechte von Kindern und Frauen aufmerksam gemacht. Man dürfe sich nicht mit dem Gedanken an einen Nahen Osten ohne Christen anfreunden. Schon einige Tage zuvor, am 29. September 2014, konnte derselbe Staatssekretär Seiner Heiligkeit, Pietro Kardinal Parolin, eine ausführliche Grundsatzansprache bei der 69. Generalversammlung in New York gegen jeglichen Kampf der Kulturen halten, auch sehr gut abrufbar als Video bei den Vereinten Nationen. Dabei erinnerte der Kardinalstaatssekretär auch besonders an den Aufschrei des Papstes vom 9. August 2014. Nach Parolin gebe es eine Terrororganisation, die alle Staaten bedrohe und auflösen wolle, um sie durch eine "pseudoreligiöse Weltregierung" zu ersetzen. Dabei verwies der Kardinalstaatssekretär auch auf eine Meditation des Papstes vom 2. Mai 2014 über das "Töten im Namen Gottes" auf Kosten ganzer ethnischer Gruppen und antiker Kulturen. Es müsse in Erinnerung gerufen werden, dass solche Gewalt Ausdrucksform der Gottvergessenheit sei, wie Benedikt XVI. am 7. Januar 2013 gegenüber dem Diplomatischen Korps betont hatte: "Wie ich schon einmal gesagt habe, handelt es sich um eine Verzerrung der Religion selbst, da diese doch im Gegenteil danach strebt, den Menschen mit Gott zu versöhnen, die Gewissen zu erleuchten und zu reinigen und deutlich zu machen, daß jeder Mensch ein Abbild des Schöpfers ist." In diesem Zusammenhang fordert (auch) der Heilige Stuhl eine erneuerte Organisation der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates, die gemäß Internationalem Recht überhaupt besser auf nicht-staatliche Aggressoren reagieren müssen, welche eben gleichzeitig mehrere Völkerrechtssubjekte bedrohten. Hier bringt Kardinal Parolin die Enttäuschung des Heiligen Stuhles wörtlich so zum Ausdruck: "Es ist enttäuschend, dass die Internationale Gemeinschaft im Blick auf die Konflikte in Syrien, im Nahen Osten und in der Ukraine bis jetzt von widersprüchlichen Stimmen oder sogar vom Schweigen getragen ist." Weitere fünf Tage zuvor hatte Pietro Kardinal Parolin für den Heiligen Stuhl beim Sicherheitsrat Stellung genommen zum Thema der Bedrohungen von Friede und Sicherheit durch terroristische Handlungen auf internationaler Ebene. Dabei hatte er auch an wegweisende Worte von Papst Franziskus gegen den Missbrauch des Namens Gottes bei seiner Apostolischen Reise nach Albanien erinnert. Und schon am 9. September 2014 hatte in Genf ein weiterer Teilnehmer des oben geschilderten Nuntientreffens, Erzbischof Silvano M. Tomasi als ständiger Beobachter des Heiligen Stuhles, während der 27. Ordentlichen Sitzung des Menschenrechtsrates zur Bekämpfung heutiger Formen der Versklavung auf die exemplarischen Jugendversklavungen durch Boko Haram in Nigeria und durch die ISIS-Terroristen im Nordirak hingewiesen, aber ebenso auf 250.000 Kinder, die in bewaffneten Konflikten als Schutzschilder missbraucht würden. Hierher gehörten auch 5,7 Millionen Kinder, die Zwangsarbeit leisten müssen, als Haussklaven dienten oder in Zwangsehen gepfercht würden. Dabei verwies er auf die Ansprache Seiner Heiligkeit Papst Franziskus an die Internationale Konferenz zur Bekämpfung des Menschenhandels am 10. April 2014 und an das vom Heiligen Stuhl gewählte Thema der Sklaverei für den kommenden Weltfriedenstag. Und bei der 22. Sondersitzung desselben Menschenrechtsrates der UN zur Menschenrechtssituation im Irak hatte Erzbischof Tomasi am 1. September 2014 daran erinnert, dass ein ungerechter Angreifer gestoppt werden müsse. Mit diesen Hinweisen und Auszügen, welche das oben übersetzte Interview abrunden sollen, ist zweifellos die Gesamtlinie des Heiligen Stuhles zum Internationalen Recht und zur weltpolitischen Einschätzung klar geworden. Und in diesem Geist wird der Papst auch seine Apostolische Reise in die Türkei antreten, zu einem wichtigen Beitrittskandidaten für die Europäische Union. Mit Papst Franziskus reist nicht nur ein "Staatsoberhaupt", nein, es reist die einzige natürliche Person der Welt, die gleichzeitig Völkerrechtssubjekt ist. Denn der Papst ist der Heilige Stuhl, und von diesem hängt der Vatikanstaat ab, der präzise gesprochen kein Völkerrechtssubjekt ist. Und so möge uns dieser Eintrag im Gebet und im Einsatz für alle verfolgten Minderheiten vereinen! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Samstag, 4. Oktober 2014
VOR DER FAMILIENSYNODE: FRAGEN ZUR ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, Sonstiges um
12:28
Kommentare (0) Trackbacks (0) VOR DER FAMILIENSYNODE: FRAGEN ZUR EHESCHLIESSUNG AUS ITALIEN
Kürzlich fiel mir ein kirchliches Brautprotokoll in die Hände, basierend auf einem Ehevorbereitungsgespräch zweier verlobter und ohne Erlaubnis der Kirche standesamtlich verheirateter Katholiken aus Italien. Sehr gut gefiel mir dabei, dass die nunmehr zu einer gültigen Hochzeit bereiten Brautleute die Fragen des Priesters nicht nur mit "Ja" oder "Nein" beantworten konnten, sondern auch ins Protokoll selbst ganze Sätze eingetragen werden mussten. Ob die heutigen Brautprotokolle der Pfarreien auf italienischem Territorium immer noch so gehalten sind, habe ich nicht geprüft, aber ich denke, dass sich in den letzten 20 Jahren nicht viel geändert hat. Und weil ich die vom beauftragten Geistlichen zu stellenden Fragen sehr gelungen finde, drucke ich kurz vor dem Beginn der dritten Generalversammlung der Außerordentlichen Bischofssynode in Rom über die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung einige aus dem Italienischen übersetzte Auszüge ab, wobei die in den jeweils unmittelbar wiedergegebenen Anmerkungen dieses Brautprotokolls genannten Dekrete natürlich von der katholischen Italienischen Bischofskonferenz herrühren. Diese Übersetzung möge auch Erinnerung sein an das von mir schon seit langem angebotene Dauerdokument zur unmittelbaren Vorbereitung auf eine naturrechtlich und kirchenrechtlich gültige Ehe:
[ÜBERSETZUNG DER HINWEISE UND FRAGEN EINES ITALIENISCHEN BRAUTPROTOKOLLS:] Prot.-Nr. / (Erz)Diözese / Pfarrei / Gemeinde, Postleitzahl, Provinz PERSONALIEN: Bräutigam / Braut Nach- und Vorname(1) (1) Im Falle von Abweichungen zwischen den Personenstandsdaten der zivilen Geburtsurkunde und des Taufzeugnisses sind beide einzutragen, wobei die Priorität den staatlichen Daten zu geben ist und in Klammern angeführt wird, was aus dem Taufzeugnis hervorgeht. Ort und Tag der Geburt Ort und Tag der Taufe Religion Familienstand(2) (2) Je nach Situation schreibt man: unverheiratet, frei von einem Eheband, verwitwet … Staatsbürgerschaft Beruf Wohnsitz und Adresse(3) (3) Hier ist die ganze Adresse des staatlich gemeldeten Wohnsitzes anzugeben. Eine eventuelle Abweichung gegenüber dem kanonischen Wohnsitz (tatsächlichen Wohnsitz) wird darunter notiert. DOKUMENTE(4) Bräutigam / Braut (4) Es ist Aufgabe des Pfarrers, der das Brautexamen durchführt, die Gültigkeit der Dokumente zu überprüfen (vgl. Allgemeines Dekret, 6). Die Dokumente sind in diesem "Brautprotokoll" aufzuheben, auch wenn die Hochzeit anderswo zelebriert wird (vgl. Allgemeines Dekret, 23). 1. Taufzeugnis 2. Firmzeugnis 3. Zertifikat des Todes des Ehegatten für Verwitwete 4. Erklärung der Eltern für Minderjährige 5. Zeugnis des Ledigenstandes 6. Aufgebot in der Pfarrei 7. Aufgebot in anderen Pfarreien 8. Dispens vom kanonischen Aufgebot 9. Erlaubnis des Ordinarius für ... 10. Dispens vom Ehehindernis 11. Genehmigung des Standesbeamten 12. Mitteilung des erfolgten Ehe-Eintrags beim Staat PRÜFUNG DES BRÄUTIGAMS(5) / PRÜFUNG DER BRAUT(5) (5) Der Bräutigam muss getrennt von der Braut befragt werden und umgekehrt. Wenn er/sie dem Pfarrer nicht persönlich bekannt ist, soll ein Personaldokument verlangt werden. Man mache darauf aufmerksam, dass die Antworten auf die Fragen dieser Prüfung unter Eid gegeben werden müssen und dass sie durch das Amtsgeheimnis geschützt sind (vgl. Allgemeines Dekret, 10). Die Antworten sollen niedergeschrieben und abschließend dem Antragsteller /der Antragstellerin nochmals vorgelesen werden. Dies ist so durchzuführen, dass sich die Antworten nicht nur im allgemeinen Sinne auf "Ja“ oder "Nein“ beschränken, sondern dass dadurch die Intention der Heiratswilligen mit mehr Inhalt zum Ausdruck komme. (X = dem Pfarrer bekannt) Diese (folgenden) Fragen beschließen die Vorbereitung auf die Hochzeit, welche Ihnen geholfen hat, die Werte und Verpflichtungen der ehe zur Kenntnis zu nehmen. Sind Sie einverstanden, die folgenden Fragen unter Eid zu beantworten? LEDIGENSTAND(6) (6) Die Fragen zum Ledigenstand dürfen niemals ausgelassen werden. Die gegebenen Antworten gelten als zusätzliche eidliche Versicherung für jene Heiratswilligen, die sich nach Vollendung des 16. Lebensjahres länger als ein Jahr in einer anderen Diözese aufgehalten haben, und es nicht möglich ist, ihren Ledigenstand durch das Anhören von zwei geeigneten Zeugen zu überprüfen und das Ergebnis in der dafür vorgesehenen Bescheinigung einzutragen (vgl. Allgemeines Dekret, 9). 1. Haben Sie sich nach Vollendung des 16. Lebensjahres mehr als ein Jahr in einer anderen Diözese aufgehalten (falls dies zutrifft, ist der Ort anzugeben)? 2. Haben Sie jemals eine Ehe geschlossen, womöglich nur eine zivile? Wenn ja: wann und mit wem? Wie wurde das Eheband gelöst? Haben Sie Kinder bekommen? EHEKONSENS 3. Warum entscheiden Sie sich, in der Kirche zu heiraten? Glauben Sie an die Ehe als Sakrament? Haben Sie irgendeine Schwierigkeit bei der Annahme der kirchlichen Lehre zur Ehe? (Im zutreffenden Fall ist anzugeben, welche Schwierigkeit besteht.) 4. In der Eheschließung ist eine völlig freie Entscheidung enthalten. Heiraten Sie aufgrund Ihrer Wahl, frei und aus Liebe, oder sind Sie dazu durch eine bestimmte Notwendigkeit gezwungen? Fühlen Sie sich von Ihren Angehörigen oder von jenen Ihres Verlobten zur Hochzeit gedrängt? 5. Die Ehe ist die Gemeinschaft des ganzen Lebens zwischen einem Mann und einer Frau. Wollen Sie diese Ehe als einzige, und verpflichten Sie sich zur ehelichen Treue? 6. Es ist der Wille Gottes, dass das Eheband bis zum Tode eines der Ehepartner besteht. Wollen Sie die Ehe als unauflösliche, und schließen Sie daher aus, sie mittels der Scheidung zu beenden? 7. Die Ehe ist von ihrer Natur her auf das Wohl der Ehegatten sowie auf das Hervorbringen und die Erziehung des Nachwuchses ausgerichtet. Nehmen Sie die Berufung zur Vaterschaft/Mutterschaft an, ohne den Kindersegen auszuschließen? Haben Sie vor, den Kindern eine katholische Erziehung angedeihen zu lassen? 8. Setzen Sie der Ehe Bedingungen? (Falls ja, welche?) 9. Akzeptiert Ihre Verlobte / Ihr Verlobter das Ehesakrament als einziges und unauflösliches, oder hat sie / er diesbezüglich irgendeinen Vorbehalt (Untreue, Scheidung)? Sind Sie sicher, dass sie / er Sie aus freiem Willen und aus Liebe heiratet? 10. Hatten Sie in der Verlobungszeit Anhaltspunkte, um an einem guten Ausgang Ihrer Ehe zu zweifeln? Haben Sie etwas verborgen gehalten, was das eheliche Leben schwerwiegend stören könnte? EHEHINDERNISSE ODER VERBOTE(7) (7) Der Pfarrer ist verpflichtet, eine kluge Ermittlung zu den Ehehindernissen und zu den Heiratsverboten durchzuführen. Abgesehen von den ausdrücklich angegebenen prüfe er im besonderen die Ehehindernisse der Religionsverschiedenheit (can. 1086), einer heiligen Weihe (can. 1087), der in einem Ordensinstitut abgelegten öffentlichen ewigen Gelübde (can. 1088), der Entführung (can. 1089), des Tötungsdeliktes (can. 1090) und die Verbote bei der konfessionsverschiedenen Ehe (can. 1124; vgl. Allgemeines Dekret, 48 – 52), bei der Eheschließung von Wohnsitzlosen (can. 1071 § 1 n. 1 – vgl. Allgemeines Dekret, 46), bei der Eheschließung von solchen, die offenkundig vom katholischen Glauben abgefallen oder mit einer Beugestrafe belegt sind (can. 1071 § 1 nn. 4 – 5; vgl. Allgemeines Dekret, 43) und bei der Eheschließung, die durch einen Stellvertreter erfolgen soll (can. 1071 § 1 n. 7). 11. Gibt es zwischen Ihnen und Ihrem/Ihrer Verlobten Bande der Blutsverwandtschaft? (can. 1091) 12. Gibt es andere kanonische Ehehindernisse oder Heiratsverbote? 13. bei Minderjährigen mit 18 Jahren: wissen Ihre Eltern Bescheid über Ihre Ehe? Sind sie dagegen? 14. bei ziviler Verheiratung: was war der Grund für diese Entscheidung? Warum heiraten Sie jetzt in der Kirche? 15. bei ziviler Verheiratung mit anderen: haben Sie schon das Scheidungsurteil erhalten? Erfüllen Sie die natürlichen Verpflichtungen aus Ihrer vorhergehenden Verbindung? 16. Gibt es Ehehindernisse oder –verbote nach dem zivilen Recht oder für die Übertragung (Eintragung) in die staatlichen Register? Die Brautleute haben die protokollierten Antworten eingesehen und unterschreiben in Bindung an den Eid. Datum, Ort des Siegels, Pfarramt Unterschrift des Bräutigams / Unterschrift des Pfarrers / Unterschrift der Braut WEITERE AUFGABEN Wahrgenommene Form zur Vorbereitung auf die Ehe (vgl. den abschließenden Entscheid der XXII. Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz): Erklärung zur Eheschließung (Gütertrennung, Anerkennung der Kinder): ZELEBRATION DER HOCHZEIT Die Hochzeit wird am … gefeiert. [ENDE DER ÜBERSETZUNG EINES ITALIENISCHEN BRAUTPROTOKOLLS AUS DEM JAHRE 1994.] Außerdem drucke ich noch die Übersetzung des Gesuches um eine kirchliche Eheschließung ab, nachdem Brautleute längere Zeit zuvor eine zivile (und damit für formplichtige Katholiken ungültige) Eheschließung vorgenommen hatten, obschon dies in Italien vorbildhafterweise gar nicht notwendig ist, wenn sich Katholiken nämlich wie vorgesehen sogleich entscheiden, das Jawort nur einmal und gültig zu sprechen, weil nämlich die kirchliche Eheschließung vom italienischen Staat anerkannt wird und somit die Daten von den Pfarrämtern nur weitergegeben werden müssen. Hier also das Gesuch, seine Genehmigung und eine entsprechender Erklärung der Brautleute in meiner Übersetzung aus dem Italienischen: [ÜBERSETZUNG DES GESUCHS UND DER ERKLÄRUNG ZUR KANONISCHEN EHESCHLIESSUNG NACH EINER ZIVILEN HEIRAT:] Hochwürdigste Exzellenz, die Personen Herr … und Frau ... wollen die Ehe schließen. Sie sind bereits gemeinsam eine zivile Eheschließung bei der Gemeinde … per … eingegangen. Sie erklären, diese Wahl aus den folgenden Gründen getroffen zu haben: [BEISPIEL: um die italienische Staatsbürgerschaft erhalten und arbeiten zu können.] Jetzt bitten sie um Ordnung ihres Standes, weil sie immer die Intention hatten, nur mit dem Sakrament zusammenzuleben. Ich füge dieses Gesuch bei, dass dieselben Brautleute an Eure Exzellenz richten als Bestätigung, dass sie sich der Werte des Ehesakramentes bewusst sind und sich verpflichten, den Weg des Glaubens wieder aufzunehmen. Ich versichere Ihnen die rechte Intention der Brautleute und ihre Bereitschaft, zur Vorbereitung auf die Feier der religiösen Eheschließung. Priester, Ort und Datum, Pfarramt [ICH GEWÄHRE ES IHNEN: DER AUXIALIARBISCHOF UND GENERALVIKAR DER (ERZ)DIÖZESE] ERKLÄRUNG VOR DER FEIER DER LEDIGLICH KANONISCHEN EHESCHLIESSUNG(1) IN ITALIEN: (1) Die Vertragsparteien müssen die vorliegende Erklärung vor dem Pfarrer unterfertigen, der ihre Aussage gegenzeichnet. Die Unterzeichneten, Herr ... und Frau ... bitten um die Feier der religiösen Eheschließung, im Bewusstsein des Wertes des Ehesakramentes, und sie erklären, die zivile Eheschließung nur vorgenommen zu haben, um (BEISPIEL: die italienische Staatsbürgerschaft zu erhalten und arbeiten zu können.) Unterschrift des Bräutigams / Unterschrift der Braut Ort, Datum, Pfarrer [ENDE ALLER ÜBERSETZUNGEN ZUR VORBEREITUNG EINER KIRCHLICHEN EHE VON STANDESAMTLICH VERLOBTEN KATHOLIKEN.] So bleibt uns nur noch eines, nämlich die außerordentliche Bischofssynode zur Familienpastoral in Rom mit unserem Gebet zu begleiten und sämtliche Verliebten und Verlobten, die sich kurz vor ihrer Eheschließung befinden. Herzliche Grüße am Festtag des heiligen Franziskus! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Mittwoch, 24. September 2014
PAPST FRANZISKUS SIEHT IN ALBANIEN ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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22:31
Kommentare (0) Trackbacks (2) PAPST FRANZISKUS SIEHT IN ALBANIEN AUTHENTISCHES INTERRELIGIÖSES ZUSAMMENLEBEN
Die Albanienreise war für Seine Heiligkeit Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz in Rom Anlass, in Dankbarkeit Rückschau zu halten: "Ich danke noch einmal dem Herrn, dass er mir durch diese Reise gewährt hat, einem mutigen und starken Volk zu begegnen, das sich vom Schmerz nicht hat beugen lassen. Ich lade die Brüder und Schwestern in Albanien erneut ein, Mut zu haben zum Guten, um die Gegenwart und die Zukunft ihres Landes und Europas aufzubauen. Ich vertraue die Früchte meines Besuchs Unserer Lieben Frau vom Guten Rat an, die im gleichnamigen Heiligtum in Scutari verehrt wird, auf dass sie den Weg dieses Märtyrervolkes auch weiterhin leiten möge." Bereits bei seinem abendlichen Rückflug hatte der Papst zum Ausdruck gebracht, Albanien bewusst als Land in Europa besucht zu haben. Das Motto des sonntäglichen Besuches am 21. September 2014 hatte gelautet: "Gemeinsam mit Gott zur Hoffnung, die nicht enttäuscht", und der Papst erinnerte heute:
"Auf meinem Weg die Hauptstraße von Tirana entlang, die vom Flughafen zum großen zentralen Platz führt, konnte ich die Porträts der 40 Priester sehen, die während der kommunistischen Diktatur ermordet wurden und für die der Seligsprechungsprozess eingeleitet wurde. Sie kommen hinzu zu den Hunderten christlicher Geistlicher und muslimischer Würdenträger, die ermordet, gefoltert, ins Gefängnis geworfen oder deportiert wurden, nur weil sie an Gott glaubten. Es waren dunkle Jahre, in denen die Religionsfreiheit dem Erdboden gleichgemacht und es verboten war, an Gott zu glauben. Tausende von Kirchen und Moscheen wurden zerstört oder in Lagerhallen und Kinos umgewandelt, die die marxistische Ideologie propagierten. Religiöse Bücher wurden verbrannt und den Eltern war es verboten, ihren Kindern die religiösen Namen der Vorfahren zu geben. Die Erinnerung an diese dramatischen Ereignisse ist wesentlich für die Zukunft eines Volkes. Das Gedenken an die Märtyrer, die im Glauben standgehalten haben, ist die Garantie für die Zukunft Albaniens. Denn ihr Blut ist nicht umsonst vergossen worden, sondern es ist ein Same, der Früchte des Friedens und der brüderlichen Zusammenarbeit tragen wird. Heute ist Albanien nicht nur ein Beispiel für das Wiedererstehen der Kirche, sondern auch für das friedliche Miteinander der Religionen. Daher sind die Märtyrer keine Besiegten, sondern Sieger: In ihrem heroischen Zeugnis erstrahlt die Allmacht Gottes, der stets sein Volk tröstet und neue Wege und Horizonte der Hoffnung öffnet." Und der Bischof von Rom betonte auch noch: "Im Mittelpunkt der Reise stand daher eine interreligiöse Begegnung, in der ich mit aufrichtiger Freude feststellen konnte, dass das friedliche und fruchtbare Miteinander von Menschen und Gemeinschaften, die verschiedenen Religionen angehören, nicht nur wünschenswert, sondern konkret möglich und praktizierbar ist. Sie praktizieren es! Es handelt sich um einen echten und fruchtbaren Dialog, der sich nicht dem Relativismus beugt und der Identität eines jeden Rechnung trägt. Denn was die verschiedenen religiösen Ausdrucksformen miteinander verbindet, ist der Weg des Lebens, der gute Wille, dem Nächsten Gutes zu tun, ohne die jeweilige Identität zu leugnen oder zu schmälern." Bei der Begegnung mit den Behördenvertretern im Präsidentenpalast von Tirana hatte Franziskus unter anderem gesagt: "Die Achtung der Menschenrechte – die Achtung ist ein wesentliches Wort bei Ihnen –, unter denen die Religionsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung herausragen, ist ja die Vorbedingung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Wenn die Würde des Menschen geachtet wird und seine Rechte anerkannt und gewährleistet werden, erblühen auch Kreativität und Unternehmungsgeist, und die menschliche Persönlichkeit kann ihre vielfältigen Initiativen zugunsten des Gemeinwohls entfalten. In besonderer Weise freue ich mich über eine glückliche Eigenschaft Albaniens, die mit aller Sorgfalt und Aufmerksamkeit zu bewahren ist – ich beziehe mich auf das friedliche Zusammenleben und die Zusammenarbeit von Angehörigen verschiedener Religionen. Das Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen ist ein kostbares Gut für das Land und gewinnt eine besondere Bedeutung in dieser unserer Zeit, in der von extremistischen Gruppen das echte religiöse Empfinden verfälscht wird und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bekenntnissen verzerrt und instrumentalisiert werden, indem man sie zu einem gefährlichen Anlass für Auseinandersetzungen und Gewalt macht, anstatt zu einer Gelegenheit für den offenen und achtungsvollen Dialog und für ein gemeinsames Nachsinnen über das, was es eigentlich bedeutet, an Gott zu glauben und sein Gesetz zu befolgen. Niemand soll meinen, er könne sich hinter Gott verstecken, während er Gewalttaten und Übergriffe plant und ausführt! Niemand nehme die Religion zum Vorwand für seine Taten, die der Würde des Menschen und seinen Grundrechten entgegen stehen, an erster Stelle dem Recht auf Leben und auf Religionsfreiheit aller! Was in Albanien geschieht, beweist hingegen, dass das friedliche und fruchtbare Zusammenleben von Menschen und Gemeinschaften, die unterschiedlichen Religionen angehören, nicht nur wünschenswert, sondern konkret möglich und machbar ist. Das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften ist tatsächlich ein unschätzbares Gut für den Frieden und die harmonische Entwicklung eines Volkes. Es ist ein Wert, der Tag für Tag gehütet und gefördert werden muss durch die Erziehung zur Achtung der Verschiedenheiten und der spezifischen Identitäten, die offen sind für den Dialog und die Zusammenarbeit zum Wohl aller, sowie dadurch, dass man einander immer besser kennen und schätzen lernt. Es ist ein Geschenk, das stets im Gebet vom Herrn erfleht werden muss. Möge Albanien immer auf diesem Weg voranschreiten und so für viele Länder zu einem Vorbild werden, an dem sie sich orientieren können!" Die Ansprache Seiner Heiligkeit bei der Begegnung mit den Führern anderer Religionen und anderer christlichen Konfessionen auf der Katholischen Universität Unserer Lieben Frau vom Guten Rat (Nostra Signora del Buon Consiglio) in Tirana übernehme ich aufgrund der Hinweise Seiner Heiligkeit und aufgrund ihrer somit gegebenen hohen Bedeutung als ganze von der Seite des Heiligen Stuhles: "Liebe Freunde, ich bin wirklich froh über diese Begegnung, welche die Verantwortlichen der bedeutendsten in Albanien gegenwärtigen religiösen Bekenntnisse zusammenführt. Mit großer Achtung begrüße ich einen jeden von Ihnen und die Gemeinschaften, die Sie vertreten; und herzlich danke ich Erzbischof Massafra für seine einführenden Worte, mit denen er Sie vorgestellt hat. Es ist wichtig, dass Sie hier beisammen sind: Es ist das Zeichen eines Dialogs, den Sie täglich leben in dem Bemühen, untereinander Beziehungen der Brüderlichkeit und der Zusammenarbeit aufzubauen, zum Wohl der ganzen Gesellschaft. Danke für das, was Sie tun! Albanien hat auf traurige Weise erleben müssen, welche Gewalttaten und welche Tragödien die erzwungene Ausschließung Gottes aus dem persönlichen und dem gemeinschaftlichen Leben verursachen kann. Wenn man im Namen einer Ideologie Gott aus der Gesellschaft ausstoßen will, betet man schließlich Götzen an, und sehr bald verliert der Mensch sich selber, wird seine Würde mit Füßen getreten und werden seine Rechte verletzt. Ihr wisst genau, zu welchen Brutalitäten der Entzug der Gewissens- und der Religionsfreiheit führen kann und wie aus dieser Wunde eine von Grund auf erschöpfte Menschheit hervorgeht, weil sie keine Hoffnung und keine geistigen Anhaltspunkte hat. Eine positive Folge der Veränderungen, die seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschehen sind, bestand auch darin, dass die Bedingungen für eine wirkliche Religionsfreiheit geschaffen wurden. Das hat jeder Gemeinschaft die Möglichkeit gegeben, Traditionen neu zu beleben, die trotz der grausamen Verfolgung nie erloschen waren, und hat allen erlaubt, auch von der eigenen religiösen Überzeugung her einen positiven Beitrag in erster Linie zum moralischen und dann auch zum wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes zu geben. Tatsächlich ist die Religionsfreiheit – wie der heilige Johannes Paul II. bei seinem historischen Besuch in Albanien 1993 bekräftigte – »nicht nur ein kostbares Geschenk des Herrn für alle, die die Gnade des Glaubens besitzen: Sie ist ein Geschenk für alle, denn sie ist die grundlegende Garantie für jeden anderen Ausdruck von Freiheit […] Nichts erinnert uns so wie der Glaube daran, dass wir, wenn wir einen einzigen Schöpfer haben, auch alle Geschwister sind! Die Religionsfreiheit ist ein Bollwerk gegen alle Totalitarismen und ein entscheidender Beitrag zur menschlichen Brüderlichkeit« (Botschaft an die albanische Nation, 25. April 1993). Doch man muss sofort hinzufügen: »Die wahre Religionsfreiheit schreckt vor den Versuchungen zu Intoleranz und Sektierertum zurück und fördert Haltungen eines achtungsvollen und konstruktiven Dialogs« (ebd.) Wir können nicht umhin anzuerkennen, dass die Intoleranz dem gegenüber, der andere religiöse Überzeugungen als die eigenen hat, ein besonders heimtückischer Feind ist, der sich heute leider in verschiedenen Gegenden der Welt zeigt. Als Glaubende müssen wir besonders wachsam sein, dass die Religiosität und die Ethik, die wir mit Überzeugung leben und die wir leidenschaftlich bezeugen, sich immer in einem Verhalten ausdrücken, das jenes Geheimnisses würdig ist, das sie zu ehren beabsichtigen. Darum müssen wir all jene Formen, die einen verkehrten Gebrauch der Religion darstellen, mit Entschiedenheit als nicht recht zurückweisen, weil sie weder Gottes noch des Menschen würdig sind. Die echte Religion ist eine Quelle des Friedens und nicht der Gewalt! Niemand darf den Namen Gottes gebrauchen, um Gewalt auszuüben! Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg! Im Namen Gottes zu diskriminieren, ist unmenschlich. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Religionsfreiheit nicht ein Recht, das einzig vom geltenden gesetzgebenden System garantiert werden kann, das dennoch notwendig ist: Sie ist ein gemeinsamer Raum, ein Bereich der Achtung und der Zusammenarbeit, der mit der Beteiligung aller aufgebaut werden muss, auch derer, die keine religiöse Überzeugung besitzen. Ich erlaube mir, auf zwei Haltungen hinzuweisen, die besonders nützlich sein können bei der Förderung dieser Grundfreiheit. Die erste besteht darin, in jedem Mann und jeder Frau – auch in denen, die nicht der eigenen religiösen Tradition angehören – nicht Rivalen und noch weniger Feinde zu sehen, sondern Brüder und Schwestern. Wer sich seiner eigenen Überzeugungen sicher ist, hat es nicht nötig, sich durchzusetzen und Druck auf den anderen auszuüben: Er weiß, dass die Wahrheit ihre eigene Strahlkraft besitzt. Im Grunde sind wir alle Pilger auf dieser Erde, und auf dieser unserer Reise leben wir in unserer Sehnsucht nach Wahrheit und Ewigkeit nicht als autonome Wesen, die sich selbst genügen – weder als Einzelne noch als nationale, kulturelle oder religiöse Gruppen –, sondern hängen voneinander ab, sind gegenseitig der Sorge der anderen anvertraut. Jeder religiösen Tradition muss es von innen her gelingen, dem Dasein des anderen Achtung zu zollen. Eine zweite Haltung ist das Engagement zugunsten des Gemeinwohls. Jedes Mal, wenn die Zugehörigkeit zur eigenen religiösen Tradition einen überzeugteren, großzügigeren und selbstloseren Dienst an der gesamten Gesellschaft hervorbringt, ist das eine authentische Ausübung und Entwicklung der Religionsfreiheit. Dann erscheint diese nicht nur als ein rechtmäßig eingeforderter Raum der Unabhängigkeit, sondern als eine Möglichkeit, die mit ihrer fortschreitenden Ausübung die Menschheitsfamilie bereichert. Je mehr man den anderen zu Diensten ist, umso freier ist man! Schauen wir uns um: Wie viel Not besteht unter den Armen, wie sehr müssen unsere Gesellschaften noch Wege zu einer weiter verbreiteten sozialen Gerechtigkeit, zu einer inklusiven Wirtschaftsentwicklung finden! Wie notwendig ist es für den menschlichen Geist, den tiefen Sinn der Erfahrungen des Lebens nicht aus den Augen zu verlieren und Hoffnung wiederzugewinnen! In diesen Wirkungsbereichen können von den Werten der eigenen religiösen Traditionen inspirierte Männer und Frauen einen wichtigen, ja unersetzlichen Beitrag liefern. Das ist auch für den interreligiösen Dialog ein besonders fruchtbares Feld. Und dann möchte ich etwas ansprechen, das immer ein Phantom ist: der Relativismus, „alles ist relativ“. In diesem Zusammenhang müssen wir einen klaren Grundsatz berücksichtigen: Man kann keinen Dialog führen, wenn man nicht von der eigenen Identität ausgeht. Ohne Identität kann es keinen Dialog geben. Das wäre ein Scheindialog, ein Dialog in den Wolken – er ist nutzlos. Jeder von uns hat seine religiöse Identität und ist ihr treu. Aber der Herr weiß, wie die Geschichte voranzubringen ist. Gehen wir ein jeder von seiner eigenen Identität aus, und tun wir nicht so, als hätten wir eine andere, denn das nützt nichts und ist nicht hilfreich, das ist Relativismus. Was uns verbindet, ist der Weg des Lebens, ist der gute Wille, von der eigenen Identität auszugehen, um den Brüdern und Schwestern Gutes zu tu. Gutes tun! Und so gehen wir miteinander als Geschwister. Jeder von uns bietet dem anderen das Zeugnis der eigenen Identität an und kommt mit dem anderen ins Gespräch. Dann kann der Dialog über theologische Fragen weitergeführt werden, aber wichtiger und schöner ist, miteinander zu gehen, ohne die eigene Identität zu verraten, ohne sie zu verschleiern, ohne Heuchelei. Mir tut es gut, so zu denken. Liebe Freunde, ich ermuntere Sie, die in Albanien bestehende Tradition der guten Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften zu erhalten und auszubauen und sich im Dienst an Ihrem geschätzten Heimatland vereint zu fühlen. Mit ein bisschen Sinn für Humor kann man sagen, dass dies hier wie eine Fußballmannschaft aussieht: die Katholiken gegen alle anderen… Aber alle gemeinsam, zum Wohl der Heimat und der Menschheit! Bleiben Sie – für Ihr Land und darüber hinaus – weiterhin ein Zeichen dafür, dass herzliche Beziehungen und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Menschen verschiedener Religionen möglich sind. Und ich bitte Sie um einen Gefallen: für mich zu beten. Auch ich habe es nötig, sehr nötig. Danke." Und nach diesem Albanientag Seiner Heiligkeit blicken wir optimistisch auf die nächsten Kurzbesuche des Papstes, vor allem auf die von ihm bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug angesprochene Reise in die Türkei, auf Basis der Einladung des erstmals direkt gewählten türkischen Staatspräsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, vom 10. September 2014, der damit die Einladung seines Vorgängers im Amt, Abdullah Gül, an Seine Heiligkeit erneuert hat. Mit diesen Einladungen des amtierenden Staatsoberhauptes der demokratisch verfassten Türkei kann Papst Franziskus nun auch gleichzeitig die Einladungen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus und des lateinischen Metropolitanerzbischofs von İzmir (Smyrna), Dr. Dr. Ruggero Franceschini OFMCap, des Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, annehmen. Mittlerweile gibt es auch schon ein Vorbereitungsgebet der Antoniuskirche (İstanbul) - einige Teile daraus übersetze ich gerne, um so auch dem Aufruf desselben Papstes zu entsprechen, für ihn zu beten: "Wir danken Dir, Gott Vater, für unseren Papst Franziskus, welcher den Besuch der Türkei auf seinem Programm hat. Wir bitten Dich, Herr Jesus Christus, den göttlichen Schutzmantel über jede Etappe seiner Pilgerreise auszubreiten, damit wir in ihm einen gläubigen Pilger, einen weisen Lehrer und einen demütigen Hirten erkennen können. Du hast Petrus und seinen Bruder Andreas, der entlang des Meeres von Galiläa wandelte, zu Menschenfischern werden lassen und hast durch ihren Dienst den Völkern das Licht des Evangeliums gebracht, und so bitten wir Dich: mache das Treffen des Papstes und des Ökumenischen Patriarchen zu einem klaren Zeichen Deiner Gegenwart unter uns, damit die Angst ausgelöscht, die Umkehr angeregt und Wunderbares hervorgebracht werde. Heiligster Herr, so wie Du für die Einheit Deiner Kirche gebetet hast, "dass alle eins sein sollen", mache dieses Treffen zu einem entscheidenden Schritt auf dem Weg zur sichtbaren Einheit unter Deinen Kindern. Bewirke in uns, dass diese Begegnung das Bewusstsein unserer christlichen Identität vertiefe; einige uns alle als Deine wahren Jünger, damit wir in unseren Gemeinschaften und in unserer Gesellschaft für Dich Zeugnis ablegen können. Gewähre dem Treffen des Papstes mit den politischen Autoritäten Fruchtbarkeit für die Gerechtigkeit und den Frieden. Beschütze die Einwohner dieses Landes vor der Gewalt, vor dem Hass und vor jeder Form des Bösen. Schenke allen leitenden Verantwortlichen Weisheit, damit wir in Harmonie und im Dialog zusammenleben und vollständig mitarbeiten können für das Gemeinwohl, insbesondere durch den Dienst an den Kranken, an den Armen und an den vielen Flüchtlingen, die jetzt in diesem Land Zuflucht suchen." AMEN. Dienstag, 12. August 2014
PAPST FRANZISKUS AN DEN ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Fürbitten, Katholische Lehre, News Kommentare um
15:00
Kommentare (0) Trackbacks (7) PAPST FRANZISKUS AN DEN UN-GENERALSEKRETÄR UND DETAILLIERTE VERURTEILUNG DES IS-TERRORS IM IRAK DURCH DEN VATIKAN
Die beiden äußerst bedeutsamen neuen Dokumente des Heiligen Stuhles (= des Vatikan = des Papstes) zum salafistisch-islamistischen Terrorregime im Irak und in Syrien übernehme ich heute von den Internetseiten desselben Heiligen Stuhles einerseits in der angebotenen deutschen Übersetzung und andererseits als französischen Ausgangstext für meine selbst hergestellte deutsche Übersetzung. Leider gibt es die beiden Dokumente nicht in türkischer Sprache auf den Vatikanseiten, was sehr wichtig wäre. Als Völkerrechtssubjekt hat der Papst nicht nur eine Verantwortung für alle Christen auf dem ganzen Erdkreis, sondern für alle Menschen und den immer wieder neu zu erkämpfenden gerechten Frieden auf derselben Erde. Ein selbsternannter IS der durch zahllose Faktoren und Schuldige entstandenen Terrorgruppe QSIS oder ISIS oder ISIL kann niemals völkerrechtliche oder faktische Anerkennung finden. Schon am 18. Juni 2014, also vor knapp zwei Monaten, hatte das türkische Religionsamt schriftlich und in acht Sprachen per Video veröffentlichen lassen: "Ein Gebilde, das auf den bei Interessensgefechten zum Opfer gefallenen unschuldigen Menschen, Kindern, Frauen und vertriebenen Menschen errichtet wurde, kann nicht mit dem Islam vereint werden. So etwas ist inakzeptabel." Lesen wir heute den Brief des Heiligen Vaters Papst Franziskus und die Erklärung des ihn repräsentierenden und hier zuständigen Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog:
1. SCHREIBEN DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS AN DEN UN-GENERALSEKRETÄR ZUR LAGE IM NORDIRAK An Seine Exzellenz Herrn Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen Traurigen Herzens und voller Sorge habe ich die dramatischen Ereignisse der letzten Tage im Nordirak verfolgt, wo Christen und andere religiöse Minderheiten zur Flucht aus ihren Häuser gezwungen wurden und die Zerstörung ihrer Gotteshäuser und des religiösen Erbes mitansehen mussten. Tiefbewegt von ihrem Leid habe ich den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Seine Eminenz Fernando Kardinal Filoni, der päpstlicher Vertreter meiner Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. beim irakischen Volk war, gebeten, meine geistige Nähe und meine Sorge sowie die der ganzen katholischen Kirche zum Ausdruck zu bringen in Bezug auf das unerträgliche Leid derer, die lediglich in Frieden, Harmonie und Freiheit im Land ihrer Vorfahren leben möchten. In demselben Geist schreibe ich Ihnen, Herr Generalsekretär, und stelle Ihnen die Tränen, das Leiden und die Schreie der Verzweiflung der Christen und der anderen religiösen Minderheiten des geliebten Landes Irak vor Augen. Während ich meinen dringenden Appell an die Internationale Gemeinschaft erneuere, aktiv zu werden, um die jetzige humanitäre Tragödie zu beenden, ermutige ich alle zuständigen Einrichtungen der Vereinten Nationen, insbesondere die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Völkerrecht und Flüchtlingshilfe verantwortlichen, ihre Anstrengungen in Übereinstimmung mit der Präambel und den betreffenden Artikeln der Charta der Vereinten Nationen fortzusetzen. Die gewaltsamen Angriffe, die über den Nordirak hinweggehen, müssen die Gewissen aller Männer und Frauen guten Willens aufrütteln und sie zu konkreten Taten der Solidarität veranlassen, indem sie die von Gewalt betroffenen oder bedrohten Menschen schützen und die notwendige und dringende Hilfe für die vielen Vertriebenen gewährleisten sowie deren sichere Rückkehr in ihre Städte und ihr Zuhause. Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und das Grundverständnis der Menschenwürde verpflichten die Internationale Gemeinschaft, insbesondere mit Hilfe der Normen und Instrumente des Völkerrechts alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die systematischen Gewaltakte gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu stoppen und weiterer Gewalt vorzubeugen. Im Vertrauen darauf, dass mein Appell, den ich mit dem der orientalischen Patriarchen und der anderen religiösen Führungspersönlichkeiten vereine, eine positive Antwort finden wird, nehme ich die Gelegenheit wahr, Sie, Exzellenz, erneut meiner vorzüglichen Hochachtung zu versichern. Aus dem Vatikan, 9. August 2014 FRANZISKUS [ENDE DES IRAK-BRIEFES SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS AN SEINE EXZELLENZ BAN KI-MOON] 2. ERKLÄRUNG DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG [vom heutigen Tage, 12. August 2014, gegen den IS-Terror] Die ganze Welt ist mit ungläubigem Staunen Zeuge dessen geworden, was mittlerweile als "die Wiederherstellung des Kalifats" bezeichnet wird, das am 29. Oktober 1923 durch Kemal Atatürk, den Gründer der modernen Türkei, abgeschafft worden war. Die Ablehnung dieser "Wiederherstellung" durch die Mehrheit der islamischen Institutionen religiöser und politischer Art hat die Dschihadisten des "Islamischen Staates" nicht daran gehindert, unbeschreibliche Verbrechen zu begehen und dies auch weiterhin zu tun. Dieser Päpstliche Rat, weiters alle, die im Interreligiösen Dialog engagiert sind, die Anhänger aller Religionen sowie die Männer und Frauen guten Willens können gar nicht anders diese menschenunwürdigen Praktiken unzweideutig anzuprangern und zu verurteilen, nämlich: - die Abschlachtung von Menschen aus dem einzigen Motiv ihrer Religionszugehörigkeit heraus; - die grauenhafte Praxis der Enthauptung, der Kreuzigung und des Aufhängens von Leichen auf den öffentlichen Plätzen; - die den Christen und Jesiden aufgezwungene Wahl zwischen der Konversion zum Islam, der Zahlung eines Tributs (jizya) oder der Auswanderung; - die Zwangsvertreibung zehntausender Menschen, unter denen sich Kinder, Alte, schwangere Frauen und Kranke befinden; - die Entführung junger Mädchen und von Frauen, die der jesidischen und christlichen Gemeinschaft angehören, als Kriegsbeute (sabaya); - die Auferlegung der barbarischen Praxis der Infibulation (Genitalverstümmelung); - die Zerstörung der christlichen und muslimischen Kultstätten und Mausoleen; - die erzwungene Besetzung oder Entweihung von Kirchen und Klöstern; - die Abnahme von Kreuzen und von anderen religiösen Symbolen des Christentums sowie von Symbolen anderer Religionsgemeinschaften; - die Zerstörung des christlichen religiös-kulturellen Erbgutes unschätzbaren Werte; - die niederträchtige Gewaltausübung mit dem Ziel, die Menschen zu terrorisieren, um sie zur Aufgabe oder Flucht zu zwingen. Kein Grund wird jemals eine solche Barbarei rechtfertigen können und mit Sicherheit auch keine Religion. Es handelt sich um eine extrem schwerwiegende Beleidigung gegenüber der Menschheit und gegenüber Gott, der ihr Schöpfer ist, wie Papst Franziskus es oft in Erinnerung gerufen hat. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Christen und Muslime zusammenleben konnten - es ist wahr, mit Höhen und Tiefen - und im Laufe dieser Jahrhunderte eine Kultur des Zusammenlebens und eine Zivilisation schufen, auf die sie stolz sind. Dies ist im übrigen die Basis, auf der in den vergangenen Jahren der Dialog zwischen Christen und Muslimen fortgeführt wurde und sich vertiefte. Die dramatische Lage der Christen, der Jesiden und der anderen religiösen und ethnischen Minderheiten der Zahl nach im Irak erfordert eine klare und mutige Stellungnahme von Seiten der Religionsverantwortlichen, vor allem der muslimischen, von Seiten der im interreligiösen Dialog engagierten Menschen und von Seiten aller Personen guten Willens. Alle müssen übereinstimmen in der ohne jede Zweideutigkeit vorzunehmenden Verurteilung dieser Verbrechen und beim Anprangern der Anrufung der Religion zur Verbrechensrechtfertigung. Welche Glaubwürdigkeit werden die Religionen, ihre Anhänger und ihre leitenden Verantwortlichen ansonsten haben? Welche Glaubwürdigkeit wird dann noch der interreligiöse Dialog haben können, der in diesen letzten Jahren geduldig weitergepflegt wurde? Die Religionsverantwortlichen sind auch aufgerufen, ihren Einfluss bei den Regierenden geltend zu machen zur Beendigung dieser Verbrechen, zur Bestrafung jener, die sie begehen, und zur Wiederherstellung eines Rechtsstaates auf dem gesamten Gebiet: alles, um die Heimkehr der Vertriebenen sicherzustellen. Indem die Notwendigkeit einer Ethik zur Verwaltung menschlicher Gesellschaften in Erinnerung gerufen wird, werden dieselben Religionsverantwortlichen nicht zu unterstreichen versäumen, dass die Unterstützung, die Finanzierung und die Bewaffnung des Terrorismus moralisch verwerflich ist. Nachdem dies gesagt ist, dankt der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog all jenen Männern und Frauen, die bereits zuvor ihre Stimmen erhoben haben, um den Terrorismus anzuprangern, vor allem jenen Terrorismus, der die Religion missbraucht, um sich zu rechtfertigen. Vereinen wir also unsere Stimmen mit jener von Papst Franziskus: «Der Gott des Friedens erwecke in allen ein echtes Verlangen nach Dialog und Versöhnung. Gewalt besiegt man nie mit Gewalt. Gewalt besiegt man mit dem Frieden!». [ENDE MEINER DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG DER VATIKAN-ERKLÄRUNG GEGEN DEN IS-TERROR AUS DEM FRANZÖSISCHEN ORIGINALTEXT.] Dazu kommt mir nur noch eines in den Sinn: vor knapp zwei Jahren besuchte Benedikt XVI. den Libanon. Hätten seit damals alle Nationen, Politiker und Religionsverantwortlichen auf ihn gehört, dann gäbe es diese oben benannten unbeschreiblichen Leiden im Nahen Osten nicht. Am 14. September 2012 unterschrieb der Papst damals mit dem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Ecclesia in Medio Oriente eine Passage, die seither mein Motto gegen jeden religiösen Fundamentalismus darstellt: "30. Die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, die Begabung einiger zur Manipulation und ein mangelhaftes Verständnis der Religion bilden unter anderem die Basis für den religiösen Fundamentalismus. Dieser sucht alle religiösen Gemeinschaften heim und lehnt das jahrhundertealte Zusammenleben ab. Aus politischen Gründen sucht er – manchmal mit Gewalt – die Macht über das Gewissen der einzelnen und über die Religion zu gewinnen. Ich appelliere an alle jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsführer der Region, danach zu streben, durch ihr Beispiel und ihre Lehre alles zu tun, um diese Bedrohung auszumerzen, die unterschiedslos und tödlich die Gläubigen aller Religionen ergreift. 'Geoffenbarte Worte, heilige Schriften oder den Namen Gottes zu gebrauchen, um unsere Interessen, unsere – so leicht willfährige – Politik oder unsere Gewalttätigkeit zu rechtfertigen, ist ein sehr schwerer Fehler.'(Anmerkung 23: BENEDIKT XVI., Ansprache anlässlich der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, Vertretern der staatlichen Institutionen, mit dem Diplomatischen Korps und mit Vertretern der wichtigsten Religionen, Cotonou [19. November 2011]: AAS 103 [2011], S. 820.)" Und so hoffe ich sehr, dass die römische Nahost-Bischofssynode des Jahres 2010 in irgendeiner Weise eine sinnvolle Fortsetzung finden kann und dass wir in der Zeit des mit dem 15. August wieder beginnenden Frauendreißigers besonders für die verfolgten religiösen Minderheiten beten und spenden! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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