Mittwoch, 24. Juli 2013
BRASILIEN: PAPST FRANZISKUS IM ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt um
23:29
Kommentare (0) Trackbacks (0) BRASILIEN: PAPST FRANZISKUS IM HEILIGTUM UNSERER LIEBEN FRAU VON APARECIDA
Noch am Hochfest der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus hatte Seine Heiligkeit Papst Franziskus das erste weltweite Rundschreiben an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die gottgeweihten Personen und überhaupt an alle Christgläubigen unterzeichnet, nämlich über den Glauben. Diese erste Enzyklika vom 29. Juni 2013 namens "Lumen Fidei" ("Licht des Glaubens") ist aber kein rein "franziskanischer", sondern vor allem noch ein "benediktinischer" Wurf (vgl. seine Enzykliken über die Liebe und die Hoffnung.) Und es wird spannend sein, ob das Pontifikat von Papst Franziskus noch weitere Rundschreiben erbringen oder andere bereits erkennbare Schwerpunkte vertiefen wird. So jedenfalls sind wir erinnert, daß wir uns in dem von Benedikt XVI. ausgerufenen Jahr des Glaubens befinden. Und Franziskus ist mittlerweile zu seiner ersten Apostolischen Reise außerhalb Italiens aufgebrochen, nämlich nach Rio de Janeiro (Brasilien) zum (28.) XXVIII. Weltjugendtag ((22. - 29. Juli 2013). Erfreulicherweise wurde seine in portugiesischer Sprache gehalten Predigt bei der Heiligen Papstmesse im marianischen Nationalheiligtum Unserer Lieben Frau von Aparacida vom heutigen Tage auf den Seiten des Heiligen Stuhles sofort in deutscher Übersetzung angeboten, und diesen Text übernehme ich sogleich für den neuen Blogeintrag:
[PREDIGT SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS IN APARECIDA] Verehrte Mitbrüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst, liebe Brüder und Schwestern, welch eine Freude ist es für mich, zum Haus der Mutter eines jeden Brasilianers, dem Heiligtum Unserer Lieben Frau von Aparecida, zu kommen! Am Tag nach meiner Wahl zum Bischof von Rom habe ich die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom besucht, um meinen Dienst als Nachfolger Petri der Gottesmutter anzuvertrauen. Heute bin ich hierher gekommen, um Maria, unsere Mutter, um ein gutes Gelingen des Weltjugendtags zu bitten und ihr das Leben der lateinamerikanischen Bevölkerung zu Füßen zu legen. Ich möchte euch vor allem eines sagen. In diesem Wallfahrtsort, wo vor sechs Jahren die V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik abgehalten wurde, ist etwas sehr Schönes geschehen, das ich persönlich bemerken konnte: Ich habe erlebt, wie die Bischöfe, die über das Thema der Begegnung mit Christus, der Jüngerschaft und der Mission gearbeitet haben, sich ermutigt, begleitet und in gewissem Sinn inspiriert fühlten durch Tausende von Pilgern, die Tag für Tag kamen, um ihr Leben der Muttergottes anzuvertrauen. Diese Versammlung war ein bedeutungsvolles kirchliches Ereignis. Und tatsächlich kann man sagen, dass das Dokument von Aparecida gerade aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen ist, unter dem mütterlichen Schutz Marias. Wenn die Kirche Christus sucht, klopft sie immer am Haus der Mutter an und bittet: „Zeige uns Jesus". Von ihr lernt man die wahre Jüngerschaft. Und das ist der Grund, warum die Kirche immer auf den Spuren Marias in die Mission geht. Im Hinblick auf den Weltjugendtag, der mich nach Brasilien geführt hat, komme heute auch ich, um an der Tür von Marias Haus anzuklopfen – bei ihr, die Jesus geliebt und erzogen hat –, damit sie uns allen, den Hirten des Gottesvolkes, den Eltern und den Erziehern helfe, unseren jungen Menschen die Werte zu vermitteln, die sie zu Erbauern einer gerechteren, solidarischeren und brüderlicheren Nation und Welt machen. Zu diesem Zweck möchte ich an drei einfache Verhaltensweisen erinnern: die Hoffnung bewahren, sich von Gott überraschen lassen und in der Freude leben. 1. Die Hoffnung bewahren. Die zweite Lesung der Messe stellt uns eine dramatische Szene vor Augen: Eine Frau – Bild Marias und der Kirche – wird von einem Drachen – dem Teufel – verfolgt, der ihren Sohn verschlingen will. Doch es ist keine Szene des Todes, sondern des Lebens, weil Gott eingreift und das Kind in Sicherheit bringt (vgl. Offb 12,13a.15 - 16a). Wie viele Schwierigkeiten gibt es im Leben jedes Einzelnen, in unserem Volk, in unseren Gemeinschaften, aber wie groß sie auch scheinen mögen, Gott lässt niemals zu, dass wir von ihnen gänzlich überflutet werden. Angesichts der Entmutigung, die es im Leben geben und die bei denen aufkommen könnte, die für die Verkündigung des Evangeliums arbeiten oder die sich bemühen, den Glauben als Familienvater und -mutter zu leben, möchte ich mit Nachdruck sagen: Habt stets diese Gewissheit im Herzen: Gott geht an eurer Seite, in keinem Augenblick verlässt er euch! Verlieren wir niemals die Hoffnung! Löschen wir sie niemals in unserem Herzen aus! Es gibt den „Drachen" – das Böse –in unserer Geschichte, aber nicht er ist der Stärkste. Der Stärkste ist Gott, und Gott ist unsere Hoffnung! Es ist wahr, dass heute alle, und auch unsere Jugendlichen, ein wenig den Reiz der vielen Götzen spüren, die sich an Gottes Stelle setzen und Hoffnung zu geben scheinen: Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen. Im Herzen vieler breitet sich oft ein Gefühl der Einsamkeit und der Leere aus und führt zur Suche nach Kompensationen, nach diesen vergänglichen Götzen. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns Lichter der Hoffnung sein! Lasst uns eine positive Sicht der Wirklichkeit haben! Fördern wir die Großherzigkeit, welche die jungen Menschen kennzeichnet, begleiten wir sie auf ihrem Weg, Protagonisten des Aufbaus einer besseren Welt zu werden: Sie sind ein mächtiger Antrieb für die Kirche und für die Gesellschaft. Sie brauchen nicht nur Dinge, sie brauchen vor allem, dass ihnen jene immateriellen Werte vorgelegt werden, welche die geistige Mitte eines Volkes, das Gedächtnis eines Volkes sind. In diesem Heiligtum, das Teil des Gedächtnisses von Brasilien ist, können wir sie gleichsam lesen: Spiritualität, Großherzigkeit, Solidarität, Ausdauer, Brüderlichkeit, Freude – Werte, die ihre tiefste Wurzel im christlichen Glauben haben. 2. Die zweite Verhaltensweise: sich von Gott überraschen lassen. Wer ein Mann, eine Frau der Hoffnung ist – der großen Hoffnung, die uns der Glaube schenkt –, weiß, dass Gott auch inmitten der Schwierigkeiten handelt und uns überrascht. Die Geschichte dieses Heiligtums ist ein Beispiel dafür: Nach einem vergeblichen Tag, an dem sie keine Fische gefangen haben, finden drei Fischer in den Wassern des Rio Parnaíba etwas Unerwartetes: ein Bild Unserer Lieben Frau von der Unbefleckten Empfängnis. Wer hätte je gedacht, dass der Ort eines ergebnislosen Fischens der Ort werden würde, an dem alle Brasilianer sich als Kinder ein und derselben Mutter fühlen können? Gott setzt immer in Erstaunen, wie der neue Wein im Evangelium, das wir gehört haben. Gott hält immer das Beste für uns bereit. Aber er verlangt, dass wir uns von seiner Liebe überraschen lassen, dass wir seine Überraschungen annehmen. Vertrauen wir auf Gott! Fern von ihm erschöpft sich der Wein der Freude, der Wein der Hoffnung. Wenn wir in seine Nähe kommen, wenn wir bei ihm bleiben, verwandelt sich das, was kaltes Wasser zu sein scheint, das, was Not, was Sünde ist, in neuen Wein der Freundschaft mit ihm. 3. Die dritte Verhaltensweise: in der Freude leben. Liebe Freunde, wenn wir in der Hoffnung vorangehen, indem wir uns von dem neuen Wein überraschen lassen, den Jesus uns anbietet, herrscht in unserem Herzen Freude, und wir können gar nicht anders, als Zeugen dieser Freude sein. Ein Christ ist frohgemut, er ist niemals traurig. Gott begleitet uns. Wir haben eine Mutter, die immer für das Leben ihrer Kinder – für uns – eintritt, wie die Königin Ester in der ersten Lesung (vgl. Est 5,3). Jesus hat uns gezeigt, dass Gott das Gesicht eines Vaters hat, der uns liebt. Sünde und Tod sind besiegt. Ein Christ kann nicht pessimistisch sein! Er hat nicht ein Gesicht wie einer, der in ständiger Trauer zu sein scheint. Wenn wir wirklich in Christus „verliebt" sind und spüren, wie sehr er uns liebt, wird unser Herz in einer solchen Freude „entbrennen", dass sie alle ansteckt, die in unserer Nähe leben – wie Benedikt XVI. sagte: „Der Jünger weiß nämlich, dass es ohne Christus kein Licht, keine Hoffnung, keine Liebe und keine Zukunft gibt" (Eröffnungsansprache der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik, Aparecida, 13. Mai 2007: Insegnamenti III/1 [2007], 861). Liebe Freunde, wir sind gekommen, um an der Tür von Marias Haus anzuklopfen. Sie hat uns geöffnet, hat uns eintreten lassen, und sie zeigt uns ihren Sohn. Jetzt bittet sie uns: „Was er euch sagt, das tut!" (Joh 2,5). Ja, unsere Mutter, wir bemühen uns, das zu tun, was Jesus uns sagen wird! Und wir werden es mit Hoffnung tun, im Vertrauen auf die Überraschungen Gottes und voller Freude. So sei es. [ENDE DER PÄPSTLICHEN PREDIGT IN DEUTSCHER VATIKANÜBERSETZUNG.] Am Ende der Heiligen Messe betete der Papst zu Maria als Unserer Lieben Frau von Aparecida, rief den Segen auf Brasilien herab und weihte sein ganzes Pontifikat der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria. Und dazu können wir nichts anderes sagen als Amen. Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Mittwoch, 3. April 2013
PAPST FRANZISKUS IM JAHR DES ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre um
22:10
Kommentare (0) Trackbacks (0) PAPST FRANZISKUS IM JAHR DES GLAUBENS ZUR AUFERSTEHUNG CHRISTI
Seit meinem letzten Geburtstag hat die (Katholische) Kirche mit all ihren Patriarchaten, Bistümern und anderen Territorien sowie mit all ihren 23 unterschiedlichen Rituskirchen wieder einen für die Verfassung der Kirche unerläßlichen Felsenmann als Papst und Nachfolger des heiligen Apostels Petrus, nicht nur gültig gewählt von Kardinälen nach dem rechtskräftigen Rücktritt von Benedikt XVI., sondern gleichzeitig direkt erwählt durch Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Papst Franziskus will vor allem durch klare Impulse den persönlichen Glauben der ihm anvertrauten Menschen auf dem ganzen Erdkreis stärken. Viele Erwartungen werden in ihn gesetzt, die ein einzelner Mensch normalerweise nie erfüllen könnte. Wir dürfen also über das gesamte Pontifikat sehr gespannt sein, und angesichts des höchsten Festes der Christenheit, des Ostersonntags mit der Osternacht, übernehme ich von den Seiten des Heiligen Stuhles die Ansprache des Heiligen Vaters bei der heutigen Generalaudienz in Rom (Petersplatz):
[BEGINN DER ERSTEN KATECHESE ZU OSTERN:] Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! Heute nehmen wir die Katechesen zum Jahr des Glaubens wieder auf. Im Glaubensbekenntnis sagen wir immer wieder dieses Wort: Er »ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift«. Eben dieses Ereignis feiern wir: die Auferstehung Jesu, das Zentrum der christlichen Botschaft, die von Anfang an zu hören war und weitergegeben wurde, um bis zu uns zu gelangen. Der hl. Paulus schreibt an die Christen von Korinth: »Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf« (1 Kor 15,3 – 5). Dieses kurze Glaubensbekenntnis verkündigt das Ostergeheimnis, mit den ersten Erscheinungen des Auferstandenen vor Petrus und dann vor den Zwölf: Der Tod und die Auferstehung Jesu sind der Kern unserer Hoffnung. Ohne diesen Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu wäre unsere Hoffnung schwach, wäre sie nicht einmal Hoffnung, und gerade der Tod und die Auferstehung Jesu sind der Kern unserer Hoffnung. Der Apostel sagt: »Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden« (V. 17). Leider hat man oft versucht, den Glauben an die Auferstehung Jesu zu verdunkeln, und auch bei den Gläubigen selbst haben sich Zweifel eingeschlichen. Ein bisschen »Rosenwasser«-Glaube, wie wir sagen, ein verwässerter Glaube: Das ist kein starker Glaube. Und das aus Oberflächlichkeit, manchmal aus Gleichgültigkeit, beschäftigt mit tausend Dingen, die man für wichtiger hält als den Glauben, oder aus einer nur horizontalen Sichtweise des Lebens heraus. Aber gerade die Auferstehung öffnet uns auf die größere Hoffnung hin, weil sie unser Leben und das Leben der Welt auf die ewige Zukunft Gottes hin öffnet, auf die vollkommene Glückseligkeit, auf die Gewissheit, dass das Böse, die Sünde, der Tod überwunden werden können. Und das führt dazu, die täglichen Wirklichkeiten mit mehr Vertrauen zu leben, ihnen mit Mut und Einsatz zu begegnen. Die Auferstehung Christi erleuchtet diese täglichen Wirklichkeiten mit einem neuen Licht. Die Auferstehung Christi ist unsere Kraft! Aber wie ist uns die Glaubenswahrheit der Auferstehung Christi weitergegeben worden? Im Neuen Testament gibt es zwei Arten von Zeugnissen: einige in der Form eines Glaubensbekenntnisses, also kurze Formeln, die auf den Kern des Glaubens verweisen; andere wiederum haben die Form eines Berichts über das Ereignis der Auferstehung und der damit verbundenen Tatsachen. Die erste, die Form des Glaubensbekenntnisses, ist zum Beispiel die, die wir gerade vernommen haben, oder die im Brief an die Römer, wo der hl. Paulus schreibt: »Wenn du mit deinem Mund bekennst: ›Jesus ist der Herr‹ und in deinem Herzen glaubst: ›Gott hat ihn von den Toten auferweckt‹, so wirst du gerettet werden« (10,9). Von den ersten Schritten der Kirche an ist der Glaube an das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu felsenfest und ganz deutlich. Heute möchte ich jedoch bei der zweiten Form verweilen, die wir in den Evangelien finden, beim Zeugnis in Form eines Berichts. Vor allem sehen wir, dass die ersten Zeuginnen dieses Ereignisses die Frauen waren. Als eben die Sonne aufgeht, kommen sie zum Grab, um den Leib Jesu zu salben, und finden das erste Zeichen: das leere Grab (vgl. Mk 16,1). Dann folgt die Begegnung mit einem Boten Gottes, der verkündigt: Jesus von Nazaret, der Gekreuzigte, ist nicht hier; er ist auferstanden (vgl. V. 5 – 6). Die Frauen sind von der Liebe getrieben und können diese Verkündigung mit Freude annehmen: Sie glauben und geben es sofort weiter. Sie behalten es nicht für sich, sie geben es weiter. Die Freude zu wissen, dass Jesus lebt, die Hoffnung, die das Herz erfüllt, lässt sich nicht im Zaum halten. Das sollte auch in unserem Leben geschehen. Wir müssen die Freude spüren, Christen zu sein! Wir glauben an einen Auferstandenen, der das Böse und den Tod überwunden hat! Wir müssen den Mut haben »hinauszugehen«, um diese Freude und dieses Licht an alle Orte unseres Lebens zu bringen! Die Auferstehung Christi ist unsere größte Gewissheit; sie ist der kostbarste Schatz! Wie sollten wir diesen Schatz, diese Gewissheit nicht mit den anderen teilen? Sie ist nicht nur für uns da, sie ist da, um weitergegeben zu werden, um sie den anderen zu schenken, um sie mit den anderen zu teilen. Gerade das ist unser Zeugnis. Ein weiteres Element: In den Glaubensbekenntnissen des Neuen Testaments werden als Zeugen der Auferstehung nur Männer erwähnt, die Apostel, aber nicht die Frauen. Das liegt daran, dass nach dem jüdischen Gesetz jener Zeit Frauen und Kinder kein verlässliches, glaubwürdiges Zeugnis geben konnten. In den Evangelien dagegen haben die Frauen eine erstrangige, grundlegende Rolle. Hier können wir ein Element erblicken, das für die Geschichtlichkeit der Auferstehung spricht: Wenn sie eine erfundene Tatsache wäre, dann wäre sie im Kontext jener Zeit nicht mit dem Zeugnis von Frauen verbunden worden. Die Evangelisten berichten jedoch einfach das, was geschehen ist: Die Frauen sind die ersten Zeuginnen. Das heißt, dass Gott nicht nach menschlichen Maßstäben auserwählt: Die ersten Zeugen der Geburt Jesu sind die Hirten, einfache und bescheidene Menschen; die ersten Zeuginnen der Auferstehung sind die Frauen. Und das ist schön. Und das ist ein bisschen die Sendung der Frauen: der Mütter, der Frauen! Den Kindern, den Enkeln Zeugnis geben, dass Jesus lebt, dass er der Lebendige ist, dass er auferstanden ist! Mütter und Frauen, gebt weiter dieses Zeugnis! Für Gott zählt das Herz, es zählt, wie offen wir für ihn sind, ob wir wie Kinder sind, die Vertrauen haben. Das bringt uns jedoch auch zum Nachdenken darüber, dass die Frauen in der Kirche und auf dem Glaubensweg eine besondere Rolle gehabt haben und auch heute haben, um dem Herrn die Türen zu öffnen, ihm nachzufolgen und sein Antlitz zu vermitteln, denn der Blick des Glaubens bedarf immer des schlichten und tiefen Blicks der Liebe. Die Apostel und die Jünger tun sich schwerer zu glauben. Die Frauen nicht. Petrus läuft zum Grab, bleibt aber beim leeren Grab stehen; Thomas muss mit seinen Händen die Wunden des Leibes Jesu berühren. Auch auf unserem Glaubensweg ist es wichtig zu wissen und zu spüren, dass Gott uns liebt, und keine Angst zu haben, ihn zu lieben: Den Glauben bekennt man mit Mund und Herz, mit Worten und mit Liebe. Nach den Erscheinungen vor den Frauen folgen weitere. Jesus wird auf neue Weise gegenwärtig: Er ist der Gekreuzigte, aber sein Leib ist verherrlicht; er ist nicht zum irdischen Leben zurückgekehrt, sondern in einem neuen Zustand. Anfangs erkennen sie ihn nicht wieder, und nur durch seine Worte und seine Gesten werden die Augen geöffnet: Die Begegnung mit dem Auferstandenen verwandelt, gibt dem Glauben eine neue Kraft, eine unerschütterliche Grundlage. Auch für uns gibt es viele Zeichen, in denen der Auferstandene sich zu erkennen gibt: die Heilige Schrift, die Eucharistie, die anderen Sakramente, die Nächstenliebe, jene Gesten der Liebe, die einen Strahl des Auferstandenen bringen. Lassen wir uns erleuchten von der Auferstehung Christi, lassen wir uns von seiner Kraft verwandeln, damit auch durch uns in der Welt die Zeichen des Todes den Zeichen des Lebens weichen. Ich habe gesehen, dass auf dem Platz viele junge Menschen sind. Da sind sie! Zu euch sage ich: Tragt diese Gewissheit voran: Der Herr lebt und geht an eurer Seite im Leben. Das ist eure Sendung! Tragt diese Hoffnung voran. Bleibt in dieser Hoffnung verankert: mit diesem Anker, der im Himmel ist. Haltet das Seil fest, bleibt in dieser Hoffnung verankert und tragt sie weiter. Ihr, die Zeugen Jesu, tragt das Zeugnis voran, dass Jesus lebt, und das wird uns Hoffnung schenken, es wird dieser Welt Hoffnung schenken, die ein bisschen gealtert ist durch die Kriege, durch das Böse, durch die Sünde. Voran, ihr jungen Menschen! [ENDE DER ERSTEN KATECHESE VON PAPST FRANZISKUS.] Manche Katholiken begehen das hohe Osterfest aus ökumenischen Gründen und mit Erlaubnis des Heiligen Stuhles in diesem Jahr wesentlich später und stehen also mitten in der Fastenzeit: sie feiern die wahre Auferstehung des Christus Jesus gemeinsam mit orthodoxen und orientalischen Christen (im Nahen Osten), die noch nicht in voller Einheit mit dem Bischof von Rom sind. Unabhängig davon wünsche ich allen eine gnadenreiche Osterzeit, die wenigstens bis zum Pfingstmontag zum vollen Ausdruck kommen soll, auch in der Freude über den neuen Papst Franziskus! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Montag, 11. Februar 2013
BOTSCHAFT DES PAPSTES ZUM XXI. ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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07:30
Kommentare (0) Trackback (1) BOTSCHAFT DES PAPSTES ZUM XXI. WELTTAG DER KRANKEN IN ALTÖTTING
In Fortsetzung des letzten Blogeintrages zum Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst und im Blick auf die Internationale Tagung zu dem von der Katholischen Kirche heute begangenen XXI. Welttag der Kranken übernehme ich die diesbezügliche Botschaft Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. von der Internetseite des Heiligen Stuhles für das Jahr 2013:
[BEGINN DER BOTSCHAFT DES HEILIGEN VATERS:] »Geh und handle genauso!« (Lk 10,37) Liebe Brüder und Schwestern! 1. Am 11. Februar 2013, dem liturgischen Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes, wird im Marienwallfahrtsort Altötting der 21. Welttag der Kranken feierlich begangen. Dieser Tag ist für die Kranken, für die im Krankendienst Tätigen, für die Christgläubigen und für alle Menschen guten Willens »ein bedeutender Moment des Gebetes, des Miteinander, der Aufopferung des Leidens für das Wohl der Kirche und des Aufrufs an alle, im Angesicht des kranken Mitmenschen das heilige Antlitz Christi zu erkennen, der durch sein Leiden und Sterben und durch seine Auferstehung das Heil der Menschheit erwirkt hat« (Johannes Paul II., Brief zur Einführung des Weltkrankentags, 13. Mai 1992, 3). Bei dieser Gelegenheit fühle ich mich einem jeden von euch besonders nahe, liebe Kranke, die ihr in Betreuungseinrichtungen und Pflegeheimen oder auch zu Hause aufgrund eurer Krankheit und eures Leidens eine schwierige Zeit der Prüfung erlebt. Mögen die Vertrauen erweckenden Worte der Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils euch alle erreichen: »Ihr seid weder verlassen, noch nutzlos: Ihr seid von Christus berufen, ihr seid das Bild, das seine Gestalt durchscheinen läßt« (Botschaft an die Armen, Kranken und Leidenden). 2. Um euch auf eurer geistigen Pilgerreise zu begleiten, die uns von Lourdes, dem Ort und Symbol der Hoffnung und der Gnade, zum Heiligtum von Altötting führt, möchte ich mit euch über die emblematische Gestalt des Barmherzigen Samariters nachdenken (vgl. Lk 10,25 - 37). Das Gleichnis aus dem Lukasevangelium fügt sich in eine Reihe von Bildern und Erzählungen aus dem Alltagsleben ein, mit denen Jesus die tiefe Liebe verständlich machen will, die Gott für jeden Menschen hegt, besonders wenn dieser krank ist und Schmerzen leidet. Doch mit den abschließenden Worten des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter: »Geh und handle genauso« (Lk 10,37), zeigt der Herr zugleich, welche Haltung jeder seiner Jünger gegenüber den anderen einnehmen muß, besonders wenn sie der Pflege bedürfen. Es geht also darum, durch eine intensive Beziehung zu Gott im Gebet aus seiner unendlichen Liebe die Kraft zu schöpfen, wie der Barmherzige Samariter dem, der körperlich und seelisch verletzt ist oder um Hilfe bittet, sei er auch unbekannt und mittellos, täglich mit konkreter Aufmerksamkeit zu begegnen. Das gilt nicht nur für die in der Seelsorge und im Krankendienst Tätigen, sondern für alle, auch für den Kranken selbst, der seine Lage in einer Perspektive des Glaubens leben kann: »Nicht die Vermeidung des Leidens, nicht die Flucht vor dem Leiden heilt den Menschen, sondern die Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und in ihm zu reifen, in ihm Sinn zu finden durch die Vereinigung mit Christus, der mit unendlicher Liebe gelitten hat« (Enzyklika Spe salvi, 37). 3. Verschiedene Kirchenväter haben in der Gestalt des Barmherzigen Samariters Jesus selbst gesehen und den Mann, der den Räubern in die Hände gefallen war, mit Adam identifiziert, mit der durch die eigene Sünde verlorenen und verletzten Menschheit (vgl. Origenes, Homilie XXXIV über das Lukasevangelium, 1 - 9; Ambrosius, Kommentar zum Lukasevangelium, 71 - 84; Augustinus, Sermo 171). Jesus ist der Sohn Gottes, er ist derjenige, der die Liebe des Vaters, die treue, ewige, schranken- und grenzenlose Liebe gegenwärtig werden läßt. Aber Jesus ist auch derjenige, der sich seines „göttlichen Gewandes entäußert“, der sich von seinem „Gottsein“ aus erniedrigt, um das Leben eines Menschen anzunehmen (vgl. Phil 2,6 - 8) und um dem Menschen in seinem Leid so nahezukommen, daß er in das Reich des Todes hinabsteigt – wie wir im Credo bekennen – und Hoffnung und Licht bringt. Er hält nicht daran fest, Gott gleich zu sein, wie Gott zu sein (vgl. Phil 2,6), sondern beugt sich voll Erbarmen über den Abgrund menschlichen Leidens, um das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung darüber auszugießen. 4. Das Jahr des Glaubens, das wir gerade begehen, ist eine günstige Gelegenheit, den Dienst der Nächstenliebe in unseren kirchlichen Gemeinden und Gemeinschaften zu intensivieren, damit jeder dem anderen an seiner Seite ein barmherziger Samariter sei. In diesem Zusammenhang möchte ich an einige der vielen Gestalten in der Geschichte der Kirche erinnern, die den Kranken geholfen haben, das Leiden auf menschlicher und geistlicher Ebene fruchtbar werden zu lassen; sie sollen so als Beispiel und Ansporn dienen. Die heilige Theresia vom Kinde Jesu und vom heiligen Antlitz, eine „Expertin der scientia amoris“ (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo Millennio ineunte, 42), verstand es, die Krankheit, die sie »durch große Leiden zum Tod« führte, »in tiefer Vereinigung mit dem Leiden Jesu« zu leben (Generalaudienz, 6. April 2011). Der ehrwürdige Diener Gottes Luigi Novarese, den viele noch heute in lebendiger Erinnerung haben, spürte in der Ausübung seines Dienstes in besonderer Weise die Bedeutung des Gebetes für und mit den Kranken und Leidenden, die er oft zu den Marienwallfahrtsorten – besonders zur Grotte von Lourdes – begleitete. Von der Liebe zum Nächsten getrieben, hat Raoul Follereau bis in ganz entlegene Regionen der Erde sein Leben der Pflege von Menschen gewidmet, die an Morbus Hansen litten, und hat unter anderem den Welt-Lepra-Tag gefördert. Die selige Teresa von Kalkutta begann ihren Tag immer damit, daß sie Jesus in der Eucharistie begegnete, um dann mit dem Rosenkranz in der Hand auf die Straßen hinauszugehen und dem in den Leidenden gegenwärtigen Herrn zu begegnen und ihm zu dienen, besonders in denen, die „nicht gewollt, nicht geliebt, nicht beachtet“ sind. Auch die heilige Anna Schäffer von Mindelstetten wußte in beispielhafter Weise ihre Leiden mit den Leiden Christi zu vereinen: Ihr wurde »das Krankenlager zur Klosterzelle und das Leiden zum Missionsdienst … Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende« (Predigt zur Heiligsprechung, 21. Oktober 2012). Im Evangelium ragt die Gestalt der Seligen Jungfrau Maria heraus, die ihrem leidenden Sohn bis zum äußersten Opfer auf Golgotha folgt. Sie verliert niemals die Hoffnung auf den Sieg Gottes über das Böse, über das Leid und den Tod; sie weiß den in der Grotte von Bethlehem geborenen und den am Kreuz gestorbenen Sohn Gottes mit derselben Umarmung des Glaubens und der Liebe aufzunehmen. Ihr festes Vertrauen auf die göttliche Macht wird erhellt durch die Auferstehung Christi, die dem Leidenden Hoffnung schenkt und die Gewißheit der Nähe und des Trostes des Herrn erneuert. 5. Zum Schluß möchte ich ein Wort herzlichen Dankes und der Ermutigung an die katholischen Krankeneinrichtungen und an die Zivilgesellschaft selbst, an die Diözesen, die christlichen Gemeinschaften, die in der Krankenseelsorge tätigen Ordensfamilien sowie an die Verbände der Sanitäter und der freiwilligen Helfer richten. Allen möge immer bewußter werden, daß »in der liebevollen und hochherzigen Annahme jedes menschlichen Lebens, vor allem des schwachen oder kranken, … die Kirche heute ein besonders entscheidendes Moment ihrer Sendung« erlebt (Johannes Paul II., Nachsynodales Schreiben Christifideles laici, 38). Ich vertraue diesen 21. Welttag der Kranken der Fürsprache Unserer Lieben Frau von Altötting an, daß sie die leidende Menschheit auf ihrer Suche nach Trost und fester Hoffnung stets begleite und allen helfe, die am Apostolat der Barmherzigkeit beteiligt sind, ihren von Krankheit und Leiden geprüften Brüdern und Schwestern barmherzige Samariter zu werden. Dazu erteile ich gerne den Apostolischen Segen. Aus dem Vatikan, am 2. Januar 2013 Benedictus PP XVI [ENDE DER BOTSCHAFT DES PAPSTES.] So wünsche ich allen Leserinnen und Lesern auch schon eine gute Fastenzeit ab dem Aschermittwoch! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Samstag, 15. Dezember 2012
ZUM MITREDEN DIE GANZE BOTSCHAFT ZUM ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre um
14:00
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Da auch die neue Weltfriedensbotschaft für den 1. Januar 2013 nicht nur in Italien und Europa sofort einige Diskussionen ausgelöst hat und noch auslösen wird, übernehme ich dieselbe nicht erst im neuen Jahr, sondern schon ab heute, damit jene, die mitreden wollen, nicht lange weitersuchen müssen. Ich schließe mich Pater Lombardi vom vatikanischen Pressesaal voll und ganz an, der angesichts der fast schon gewohnten Reaktionen dazu aufrief, die ganze Botschaft zu lesen und nicht nur Teile. Damit steht aber ganz klar fest, daß sich Extremisten "auf beiden Seiten" irren: diese Botschaft soll wirklich dem universalen gesellschaftlichen Frieden dienen und nicht einer diskriminierenden oder fundamentalistischen Verhärtung. Das beweist vor allem auch der Abschnitt 7, in dem ausdrücklich aus einer mittlerweile bekannten anti-fundamentalistischen Ansprache des Papstes (Libanon) zitiert wird. Von großem Nachteil ist es bei den Klarstellungen Lombardis aber schon seit langem, daß die deutsche Sprache immer entweder gar nicht oder viel zu spät nachgeschoben wird. Lesen wir also einfach selbst den (von der Vatikanseite übernommenen) Text Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. für den Tag der Beschneidung des Herrn Jesus Christus, also den 1. Januar, der in weiten Teilen der lateinischen Kirche heute vor allem als Fest der wahren Gottesmutter Maria begangen wird:
BOTSCHAFT SEINER HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI. ZUR FEIER DES WELTFRIEDENSTAGES SELIG, DIE FRIEDEN STIFTEN 1. JEDES NEUE JAHR bringt die Erwartung einer besseren Welt mit sich. In dieser Perspektive bitte ich Gott, den Vater der Menschheit, uns Eintracht und Frieden zu gewähren, damit für alle das Streben nach einem glücklichen, gedeihlichen Leben Erfüllung finden könne. Fünfzig Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils, das eine Stärkung der Sendung der Kirche in der Welt ermöglicht hat, ist es ermutigend festzustellen, daß die Christen als Volk Gottes, das in Gemeinschaft mit Gott lebt und unter den Menschen unterwegs ist, sich in der Geschichte engagieren, indem sie Freude und Hoffnung, Trauer und Angst [Anm. 1 = Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Pastoralkonstitution über die Welt von heute Gaudium et spes, 1.] teilen, das Heil Christi verkünden und den Frieden für alle fördern. Unsere Zeit, die durch die Globalisierung mit ihren positiven wie negativen Aspekten und durch weiter andauernde blutige Konflikte und drohende Kriege gekennzeichnet ist, erfordert in der Tat einen erneuten und einhelligen Einsatz in dem Bemühen um das Gemeinwohl wie um die Entwicklung aller Menschen und des ganzen Menschen. Alarmierend sind die Spannungen und Konfliktherde, deren Ursache in der zunehmenden Ungleichheit zwischen Reichen und Armen wie in der Dominanz einer egoistischen und individualistischen Mentalität liegen, die sich auch in einem ungeregelten Finanzkapitalismus ausdrückt. Außer den verschiedenen Formen von Terrorismus und internationaler Kriminalität sind für den Frieden jene Fundamentalismen und Fanatismen gefährlich, die das wahre Wesen der Religion verzerren, die ja berufen ist, die Gemeinschaft und die Versöhnung unter den Menschen zu fördern. Und doch bezeugen die vielfältigen Werke des Friedens, an denen die Welt reich ist, die angeborene Berufung der Menschheit zum Frieden. Jedem Menschen ist der Wunsch nach Frieden wesenseigen und deckt sich in gewisser Weise mit dem Wunsch nach einem erfüllten, glücklichen und gut verwirklichten Leben. Mit anderen Worten, der Wunsch nach Frieden entspricht einem grundlegenden moralischen Prinzip, d. h. dem Recht auf eine ganzheitliche, soziale, gemeinschaftliche Entwicklung mit den dazu gehörenden Pflichten, und das ist Teil des Planes Gottes für den Menschen. Der Mensch ist geschaffen für den Frieden, der ein Geschenk Gottes ist. All das hat mich angeregt, für diese Botschaft von den Worten Jesu Christi auszugehen: »Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden« (Mt 5,9). Die Seligpreisungen 2. Die von Jesus verkündeten Seligpreisungen (vgl. Mt 5,3 - 12; Lk 6,20 - 23) sind Verheißungen. In der biblischen Überlieferung stellen die Seligpreisungen nämlich ein literarisches Genus dar, das immer eine gute Nachricht, d. h. ein Evangelium enthält, das in einer Verheißung gipfelt. Die Seligpreisungen sind also nicht nur moralische Empfehlungen, deren Befolgung zu gegebener Zeit – die gewöhnlich im anderen Leben liegt – eine Belohnung bzw. eine Situation zukünftigen Glücks vorsieht. Die Seligkeit besteht vielmehr in der Erfüllung einer Verheißung, die an alle gerichtet ist, die sich von den Erfordernissen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Liebe leiten lassen. Die auf Gott und seine Verheißungen vertrauen, erscheinen in den Augen der Welt häufig einfältig und realitätsfern. Nun, Jesus verkündet ihnen, daß sie nicht erst im anderen, sondern bereits in diesem Leben entdecken werden, daß sie Kinder Gottes sind und daß Gott ihnen gegenüber von jeher und für immer solidarisch ist. Sie werden verstehen, daß sie nicht allein sind, weil er auf der Seite derer steht, die sich für die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Liebe einsetzen. Jesus offenbart die Liebe des Vaters; er zögert nicht, sich selbst hinzugeben und als Opfer darzubringen. Wenn man Jesus Christus, den Gottmenschen, aufnimmt, erfährt man die Freude an einem unermeßlichen Geschenk: die Teilhabe am Leben Gottes selbst, das heißt das Leben der Gnade, Unterpfand eines vollkommen glücklichen Lebens. Jesus Christus schenkt uns im besonderen den wahren Frieden, der aus der vertrauensvollen Begegnung des Menschen mit Gott hervorgeht. Die Seligpreisung Jesu besagt, daß der Friede messianisches Geschenk und zugleich Ergebnis menschlichen Bemühens ist. Tatsächlich setzt der Friede einen auf die Transzendenz hin offenen Humanismus voraus. Er ist Frucht der wechselseitigen Gabe, einer gegenseitigen Bereicherung, dank dem Geschenk, das von Gott ausgeht und ermöglicht, mit den anderen und für die anderen zu leben. Die Ethik des Friedens ist eine Ethik der Gemeinschaft und des Teilens. Es ist also unerläßlich, daß die verschiedenen heutigen Kulturen Anthropologien und Ethiken überwinden, die auf rein subjektivistischen und pragmatischen theoretisch-praktischen Annahmen beruhen. Dadurch werden die Beziehungen des Zusammenlebens nach Kriterien der Macht oder des Profits ausgerichtet, die Mittel werden zum Zweck und umgekehrt, und die Kultur wie auch die Erziehung haben allein die Instrumente, die Technik und die Effizienz im Auge. Eine Voraussetzung für den Frieden ist die Entkräftung der Diktatur des Relativismus und der These einer völlig autonomen Moral, welche die Anerkennung eines von Gott in das Gewissen eines jeden Menschen eingeschriebenen, unabdingbaren natürlichen Sittengesetzes verhindert. Der Friede ist der Aufbau des Zusammenlebens unter rationalen und moralischen Gesichtspunkten auf einem Fundament, dessen Maßstab nicht vom Menschen, sondern von Gott geschaffen ist. »Der Herr gebe Kraft seinem Volk. Der Herr segne sein Volk mit Frieden«, sagt Psalm 29 (vgl. V. 11). Der Friede: Gabe Gottes und Frucht menschlichen Bemühens 3. Der Friede betrifft die Person in ihrer Ganzheit und impliziert die Einbeziehung des ganzen Menschen. Er ist Friede mit Gott, wenn man gemäß seinem Willen lebt. Er ist innerer Friede mit sich selbst, er ist äußerer Friede mit dem Nächsten und mit der gesamten Schöpfung. Wie der selige Johannes XXIII. in seiner Enzyklika Pacem in terris schrieb, deren Veröffentlichung sich in einigen Monaten zum fünfzigsten Mal jährt, bedingt der Friede hauptsächlich den Aufbau eines auf Wahrheit, Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit gegründeten Zusammenlebens.[Anm. 2 = Vgl. Enzyklika Pacem in terris (11. April 1963): AAS 55 (1963), 265 - 266.] Die Leugnung dessen, was die wahre Natur des Menschen ausmacht – in seinen wesentlichen Dimensionen, in der ihm innewohnenden Fähigkeit, das Wahre und das Gute, letztlich Gott selbst zu erkennen –, gefährdet den Aufbau des Friedens. Ohne die Wahrheit über den Menschen, die vom Schöpfer in sein Herz eingeschrieben ist, werden die Freiheit und die Liebe herabgewürdigt, und die Gerechtigkeit verliert die Basis für ihre praktische Anwendung. Um authentische Friedensstifter zu werden, ist zweierlei grundlegend: die Beachtung der transzendenten Dimension und das ständige Gespräch mit Gott, dem barmherzigen Vater, durch das man die Erlösung erfleht, die sein eingeborener Sohn uns erworben hat. So kann der Mensch jenen Keim der Trübung und der Verneinung des Friedens besiegen, der die Sünde in all ihren Formen ist: Egoismus und Gewalt, Habgier, Machtstreben und Herrschsucht, Intoleranz, Haß und ungerechte Strukturen. Die Verwirklichung des Friedens hängt vor allem davon ab anzuerkennen, daß in Gott alle eine einzige Menschheitsfamilie bilden. Wie die Enzyklika Pacem in terris lehrte, ist diese durch zwischenmenschliche Beziehungen und durch Institutionen gegliedert, die von einem gemeinschaftlichen „Wir“ getragen und belebt werden, das eine innere und äußere Sittenordnung einschließt, in der ehrlich – gemäß der Wahrheit und der Gerechtigkeit – die wechselseitigen Rechte und Pflichten anerkannt werden. Der Friede ist eine Ordnung, die belebt und ergänzt wird von der Liebe, so daß man die Nöte und Erfordernisse der anderen wie eigene empfindet, die anderen teilhaben läßt an den eigenen Gütern und die Gemeinschaft der geistigen Werte in der Welt eine immer weitere Verbreitung findet. Der Friede ist eine in Freiheit verwirklichte Ordnung, und zwar in einer Weise, die der Würde der Menschen angemessen ist, die aufgrund ihrer rationalen Natur die Verantwortung für ihr Tun übernehmen.[Anm. 3 = Vgl. Enzyklika Pacem in terris (11. April 1063): AAS 55 (1963), 266.] Der Friede ist kein Traum, keine Utopie: Er ist möglich. Unsere Augen müssen mehr in die Tiefe schauen, unter die Oberfläche des äußeren Anscheins, um eine positive Wirklichkeit zu erblicken, die in den Herzen existiert. Denn jeder Mensch ist nach dem Bild Gottes erschaffen und dazu berufen, zu wachsen, indem er zum Aufbau einer neuen Welt beiträgt. Gott selber ist ja durch die Inkarnation seines Sohnes und durch die durch ihn erwirkte Erlösung in die Geschichte eingetreten, indem er eine neue Schöpfung erstehen ließ und einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen schloß (vgl. Jer 31,31 - 34) und uns so die Möglichkeit gegeben hat, »ein neues Herz« und »einen neuen Geist« (Ez 36,26) zu haben. Eben deshalb ist die Kirche überzeugt, daß die Dringlichkeit besteht, Jesus Christus, den ersten und hauptsächlichen Urheber der ganzheitlichen Entwicklung der Völker und auch des Friedens, neu zu verkünden. Jesus ist nämlich unser Friede, unsere Gerechtigkeit, unsere Versöhnung (vgl. Eph 2,14; 2 Kor 5,18). Friedensstifter im Sinne der Seligpreisung Jesu ist derjenige, der das Wohl des anderen sucht, das umfassende Wohl von Seele und Leib, heute und morgen. Aus dieser Lehre kann man entnehmen, daß jeder Mensch und jede Gemeinschaft – religiösen wie zivilen Charakters, im Erziehungswesen wie in der Kultur – berufen ist, den Frieden zu bewirken. Der Friede ist hauptsächlich die Verwirklichung des Gemeinwohls der verschiedenen Gesellschaften, auf primärer, mittlerer, nationaler, internationaler Ebene und weltweit. Genau deshalb kann man annehmen, daß die Wege zur Verwirklichung des Gemeinwohls auch die Wege sind, die beschritten werden müssen, um zum Frieden zu gelangen. Friedensstifter sind diejenigen, die das Leben in seiner Ganzheit lieben, verteidigen und fördern 4. Ein Weg zur Verwirklichung des Gemeinwohls und des Friedens ist vor allem die Achtung vor dem menschlichen Leben, unter seinen vielfältigen Aspekten gesehen, von seiner Empfängnis an, in seiner Entwicklung und bis zu seinem natürlichen Ende. Wahre Friedensstifter sind also diejenigen, die das menschliche Leben in all seinen Dimensionen – der persönlichen, gemeinschaftlichen und der transzendenten – lieben, verteidigen und fördern. Das Leben in Fülle ist der Gipfel des Friedens. Wer den Frieden will, kann keine Angriffe und Verbrechen gegen das Leben dulden. Wer den Wert des menschlichen Lebens nicht ausreichend würdigt und folglich zum Beispiel die Liberalisierung der Abtreibung unterstützt, macht sich vielleicht nicht klar, daß auf diese Weise die Verfolgung eines illusorischen Friedens vorgeschlagen wird. Die Flucht vor der Verantwortung, die den Menschen entwürdigt, und noch mehr die Tötung eines wehrlosen, unschuldigen Wesens, können niemals Glück oder Frieden schaffen. Wie kann man denn meinen, den Frieden, die ganzheitliche Entwicklung der Völker oder selbst den Umweltschutz zu verwirklichen, ohne daß das Recht der Schwächsten auf Leben – angefangen bei den Ungeborenen – geschützt wird? Jede dem Leben zugefügte Verletzung, besonders an dessen Beginn, verursacht unweigerlich irreparable Schäden für die Entwicklung, den Frieden und die Umwelt. Es ist auch nicht recht, auf raffinierte Weise Scheinrechte oder willkürliche Freiheiten zu kodifizieren, die auf einer beschränkten und relativistischen Sicht des Menschen sowie auf dem geschickten Gebrauch von doppeldeutigen, auf die Begünstigung eines angeblichen Rechts auf Abtreibung und Euthanasie abzielenden Begriffen beruhen, letztlich aber das Grundrecht auf Leben bedrohen. Auch die natürliche Struktur der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau muß anerkannt und gefördert werden gegenüber den Versuchen, sie rechtlich gleichzustellen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche gesellschaftliche Rolle verdunkeln. Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, noch sind sie nur eine Ableitung aus dem Recht auf Religionsfreiheit. Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben, mit der Vernunft erkennbar und so der gesamten Menschheit gemeinsam. Der Einsatz der Kirche zu ihrer Förderung hat also keinen konfessionellen Charakter, sondern ist an alle Menschen gerichtet, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Solch ein Einsatz ist um so nötiger, je mehr diese Grundsätze geleugnet oder falsch verstanden werden, denn das stellt eine Beleidigung der Wahrheit des Menschen dar, eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens. Darum ist es auch ein wichtiger Beitrag zum Frieden, wenn die Rechtsordnungen und die Rechtsprechung die Möglichkeit anerkennen, vom Recht auf Einwand aus Gewissensgründen gegenüber Gesetzen und Regierungsmaßnahmen Gebrauch zu machen, die – wie Abtreibung und Euthanasie – die Menschenwürde gefährden. Zu den auch für das friedliche Leben der Völker fundamentalen Menschenrechten gehört das Recht der einzelnen und der Gemeinschaften auf Religionsfreiheit. In diesem geschichtlichen Moment wird es immer wichtiger, daß dieses Recht nicht nur in negativer Deutung als Freiheit von – zum Beispiel von Verpflichtungen und Zwängen in bezug auf die Freiheit, die eigene Religion zu wählen – gefördert wird, sondern auch in positiver Deutung in ihren verschiedenen Ausdrucksformen als Freiheit zu: zum Beispiel die eigene Religion zu bezeugen, ihre Lehre zu verkünden und mitzuteilen; Aktivitäten auf dem Gebiet der Erziehung, der Wohltätigkeit und der Betreuung auszuüben, die es erlauben, die religiösen Vorschriften anzuwenden; als soziale Einrichtungen zu existieren und zu handeln, die entsprechend den ihnen eigenen lehrmäßigen Grundsätzen und institutionellen Zielen strukturiert sind. Leider nehmen auch in Ländern alter christlicher Tradition Zwischenfälle von religiöser Intoleranz zu, speziell gegen das Christentum und gegen die, welche einfach Identitätszeichen der eigenen Religion tragen. Der Friedensstifter muß sich auch vor Augen halten, daß in wachsenden Teilen der öffentlichen Meinung die Ideologien des radikalen Wirtschaftsliberalismus und der Technokratie die Überzeugung erwecken, daß das Wirtschaftswachstum auch um den Preis eines Schwunds der sozialen Funktion des Staates und der Netze der Solidarität der Zivilgesellschaft sowie der sozialen Rechte und Pflichten zu verfolgen sei. Dabei muß man bedenken, daß diese Rechte und Pflichten grundlegend sind für die volle Verwirklichung weiterer Rechte und Pflichten, angefangen bei den zivilen und politischen. Zu den heute am meisten bedrohten sozialen Rechten und Pflichten gehört das Recht auf Arbeit. Das ist dadurch bedingt, daß in zunehmendem Maß die Arbeit und die rechte Anerkennung des Rechtsstatus der Arbeiter nicht angemessen zur Geltung gebracht werden, weil die wirtschaftliche Entwicklung vor allem auf der völligen Freiheit der Märkte basiere. So wird die Arbeit als eine abhängige Variable der Wirtschafts- und Finanzmechanismen angesehen. In diesem Zusammenhang betone ich noch einmal, daß die Würde des Menschen sowie die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Erfordernisse verlangen, »daß als Priorität weiterhin das Ziel verfolgt wird, allen Zugang zur Arbeit zu verschaffen und für den Erhalt ihrer Arbeitsmöglichkeit zu sorgen«.[Anm. 4 = BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 32: AAS 101 (2009), 666 - 667.] Voraussetzung im Hinblick auf die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Ziels ist eine neue, auf ethischen Prinzipien und geistigen Werten beruhende Sicht der Arbeit, die ihr Verständnis als fundamentales Gut für die Person, die Familie und die Gesellschaft stärkt. Einem solchen Gut entsprechen eine Pflicht und ein Recht, die mutige und neue Formen der Arbeitspolitik für alle erfordern. Das Gut des Friedens schaffen durch ein neues Entwicklungs- und Wirtschaftsmodell 5. Von mehreren Seiten wird erkannt, daß es heute eines neuen Entwicklungsmodells wie auch eines neuen Blicks auf die Wirtschaft bedarf. Sowohl eine ganzheitliche, solidarische und nachhaltige Entwicklung als auch das Gemeinwohl verlangen eine richtige Werteskala, die aufgestellt werden kann, wenn man Gott als letzten Bezugspunkt hat. Es genügt nicht, viele Mittel und viele – auch schätzenswerte – Wahlmöglichkeiten zu haben. Sowohl die vielfältigen, für die Entwicklung zweckmäßigen Güter als auch die Wahlmöglichkeiten müssen unter dem Aspekt eines guten Lebens, eines rechten Verhaltens genutzt werden, das den Primat der geistigen Dimension und den Aufruf zur Verwirklichung des Gemeinwohls anerkennt. Andernfalls verlieren sie ihre richtige Wertigkeit und werden letztlich zu neuen Götzen. Um aus der augenblicklichen Finanz- und Wirtschaftskrise – die ein Anwachsen der Ungleichheiten zur Folge hat – herauszukommen, sind Personen, Gruppen und Institutionen notwendig, die das Leben fördern, indem sie die menschliche Kreativität begünstigen, um sogar aus der Krise eine Chance für Einsicht und ein neues Wirtschaftsmodell zu gewinnen. Das in den letzten Jahrzehnten vorherrschende Wirtschaftsmodell forderte die größtmögliche Steigerung des Profits und des Konsums in einer individualistischen und egoistischen Sicht, die darauf ausgerichtet war, die Menschen nur nach ihrer Eignung zu bewerten, den Anforderungen der Konkurrenzfähigkeit zu entsprechen. Aus einer anderen Perspektive erreicht man dagegen den wahren und dauerhaften Erfolg durch Selbsthingabe, durch den Einsatz seiner intellektuellen Fähigkeiten und seines Unternehmungsgeistes, denn die lebbare, das heißt authentisch menschliche wirtschaftliche Entwicklung braucht das Prinzip der Unentgeltlichkeit als Ausdruck der Brüderlichkeit und der Logik der Gabe.[Anm. 5 = BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 34 und 36: AAS 101 (2009), 668 - 670 und 671 - 672.] Konkret zeigt sich in der wirtschaftlichen Aktivität der Friedensstifter als derjenige, der mit den Mitarbeitern und den Kollegen, mit den Auftraggebern und den Verbrauchern Beziehungen der Fairneß und der Gegenseitigkeit knüpft. Er übt die wirtschaftliche Aktivität für das Gemeinwohl aus, lebt seinen Einsatz als etwas, das über die eigenen Interessen hinausgeht, zum Wohl der gegenwärtigen und der kommenden Generationen. So arbeitet er nicht nur für sich selbst, sondern auch, um den anderen eine Zukunft und eine würdige Arbeit zu geben. Im wirtschaftlichen Bereich ist – besonders seitens der Staaten – eine Politik der industriellen und landwirtschaftlichen Entwicklung erforderlich, die den sozialen Fortschritt und die Ausbreitung eines demokratischen Rechtsstaates im Auge hat. Grundlegend und unumgänglich ist außerdem die ethische Strukturierung der Währungs-, Finanz- und Handelsmärkte; sie müssen stabilisiert und besser koordiniert und kontrolliert werden, damit sie nicht den Ärmsten Schaden zufügen. Die Sorge der zahlreichen Friedensstifter muß sich außerdem – mit größerer Entschiedenheit, als das bis heute geschehen ist – der Nahrungsmittelkrise zuwenden, die weit schwerwiegender ist als die Finanzkrise. Das Thema der Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung ist aufgrund von Krisen, die unter anderem mit plötzlichen Preisschwankungen bei den landwirtschaftlichen Grundprodukten, mit verantwortungslosem Verhalten einiger Wirtschaftsunternehmer und mit unzureichender Kontrolle durch die Regierungen und die Internationale Gemeinschaft zusammenhängen, erneut ins Zentrum der Tagesordnung der internationalen Politik gerückt. Um dieser Versorgungskrise zu begegnen, sind die Friedensstifter aufgerufen, gemeinsam im Geist der Solidarität von der lokalen bis hin zur internationalen Ebene zu wirken, mit dem Ziel, die Bauern, besonders in den kleinen Landwirtschaftsbetrieben, in die Lage zu versetzen, ihre Tätigkeit würdig, sozial vertretbar, umweltfreundlich und wirtschaftlich nachhaltig zu entfalten. Erziehung zu einer Kultur des Friedens: die Rolle der Familie und der Institutionen 6. Mit Nachdruck möchte ich noch einmal betonen, daß die zahlreichen Friedensstifter aufgerufen sind, sich mit ganzer Hingabe für das allgemeine Wohl der Familie und für die soziale Gerechtigkeit sowie für eine wirksame soziale Erziehung einzusetzen. Niemand darf die entscheidende Rolle der Familie, die unter demographischem, ethischem, pädagogischem, wirtschaftlichem und politischem Gesichtspunkt die Grundzelle der Gesellschaft ist, übersehen oder unterbewerten. Sie hat eine natürliche Berufung, das Leben zu fördern: Sie begleitet die Menschen in ihrem Wachsen und fordert sie auf, durch gegenseitige Fürsorge einander zu stärken. Insbesondere die christliche Familie trägt in sich den Urplan der Erziehung der Menschen nach dem Maß der göttlichen Liebe. Die Familie ist einer der unverzichtbaren Gesellschaftsträger in der Verwirklichung einer Kultur des Friedens. Das Recht der Eltern und ihre vorrangige Rolle in der Erziehung der Kinder – an erster Stelle im moralischen und religiösen Bereich – müssen geschützt werden. In der Familie werden die Friedensstifter, die zukünftigen Förderer einer Kultur des Lebens und der Liebe, geboren und wachsen in ihr heran.[Anm. 6 = Vgl. JOHANNES PAUL II., Botschaft zum Weltfriedenstag 1994 (8. Dezember 1993): AAS 86 (1994), 156 - 162.] In diese ungeheure Aufgabe der Erziehung zum Frieden sind besonders die Religionsgemeinschaften einbezogen. Die Kirche fühlt sich an einer so großen Verantwortung beteiligt durch die neue Evangelisierung, deren Angelpunkte die Bekehrung zur Wahrheit und zur Liebe Christi und infolgedessen die geistige und moralische Wiedergeburt der Menschen und der Gesellschaften sind. Die Begegnung mit Jesus Christus formt die Friedensstifter, indem sie sie zur Gemeinschaft und zur Überwindung des Unrechts anhält. Ein besonderer Auftrag gegenüber dem Frieden wird von den kulturellen Einrichtungen, den Schulen und den Universitäten wahrgenommen. Von diesen wird ein beachtlicher Beitrag nicht nur zur Ausbildung zukünftiger Generationen von Führungskräften, sondern auch zur Erneuerung der öffentlichen Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene erwartet. Sie können auch zu einer wissenschaftlichen Überlegung beisteuern, welche die Wirtschafts- und Finanzaktivitäten in einem soliden anthropologischen und ethischen Fundament verankert. Die Welt von heute, besonders die der Politik, braucht den Halt eines neuen Denkens, einer neuen kulturellen Synthese, um Technizismen zu überwinden und die mannigfaltigen politischen Tendenzen im Hinblick auf das Gemeinwohl aufeinander abzustimmen. Als ein Ganzes aus positiven zwischenmenschlichen und institutionellen Beziehungen im Dienst des ganzheitlichen Wachstums der einzelnen und der Gruppen gesehen, ist das Gemeinwohl die Basis für jede wahre Erziehung zum Frieden. Eine Pädagogik des Friedensstifters 7. So ergibt sich schließlich die Notwendigkeit, eine Pädagogik des Friedens vorzuschlagen und zu fördern. Sie verlangt ein reiches inneres Leben, klare und gute moralische Bezüge, ein entsprechendes Verhalten und einen angemessenen Lebensstil. Tatsächlich tragen die Werke des Friedens zur Verwirklichung des Gemeinwohls bei und wecken das Interesse für den Frieden, erziehen zu ihm. Gedanken, Worte und Gesten des Friedens schaffen eine Mentalität und eine Kultur des Friedens, eine Atmosphäre der Achtung, der Rechtschaffenheit und der Herzlichkeit. Man muß also die Menschen lehren, einander zu lieben und zum Frieden zu erziehen sowie über bloße Toleranz hinaus einander mit Wohlwollen zu begegnen. Der grundsätzliche Aufruf ist der, »nein zur Rache zu sagen, eigene Fehler einzugestehen, Entschuldigungen anzunehmen, ohne sie zu suchen, und schließlich zu vergeben«[Anm. 7 = BENEDIKT XVI., Ansprache anläßlich der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, der Institutionen des Staates, mit dem Diplomatischen Corps, den Verantwortungsträgern der Religionen und den Vertretern der Welt der Kultur, Baabda, Libanon (15. September 2012)], sodaß Fehler und Beleidigungen in Wahrheit eingestanden werden können, um gemeinsam der Versöhnung entgegenzugehen. Das verlangt die Verbreitung einer Pädagogik der Vergebung. Denn das Böse wird durch das Gute besiegt, und die Gerechtigkeit muß in der Nachahmung Gottvaters gesucht werden, der all seine Kinder liebt (vgl. Mt 5,21 - 48). Es ist eine langwierige Arbeit, denn sie setzt eine geistige Entwicklung, eine Erziehung zu den höheren Werten und eine neue Sicht der menschlichen Geschichte voraus. Man muß auf den falschen Frieden, den die Götzen dieser Welt versprechen, verzichten und so die Gefahren, die ihn begleiten, umgehen: auf jenen falschen Frieden, der die Gewissen immer mehr abstumpft, der zum Rückzug in sich selbst und zu einem verkümmerten Leben in Gleichgültigkeit führt. Im Gegensatz dazu bedeutet die Pädagogik des Friedens aktives Handeln, Mitleid, Solidarität, Mut und Ausdauer. Jesus verkörpert das Ganze dieser Verhaltensweisen in seinem Leben bis zur völligen Selbsthingabe, bis dahin, das Leben zu »verlieren« (vgl. Mt 10,39; Lk 17,33; Joh 12,25). Er verspricht seinen Jüngern, daß sie früher oder später die außerordentliche Entdeckung machen werden, von der wir zu Anfang gesprochen haben, daß es nämlich in der Welt Gott gibt, den Gott Jesu Christi, der ganz und gar solidarisch mit den Menschen ist. In diesem Zusammenhang möchte ich an das Gebet erinnern, in dem wir Gott darum bitten, daß er uns zu einem Werkzeug seines Friedens mache, um seine Liebe zu bringen, wo Haß herrscht, seine Vergebung, wo Kränkung verletzt, den wahren Glauben, wo Zweifel droht. Gemeinsam mit dem seligen Johannes XXIII. wollen wir unsererseits Gott bitten, er möge die Verantwortlichen der Völker erleuchten, damit sie neben der Sorge für den rechten Wohlstand ihrer Bürger für das wertvolle Geschenk des Friedens bürgen und es verteidigen; er möge den Willen aller entzünden, die trennenden Barrieren zu überwinden, die Bande gegenseitiger Liebe zu festigen, die anderen zu verstehen und denen zu verzeihen, die Kränkung verursacht haben, so daß kraft seines Handelns alle Völker der Erde sich verbrüdern und unter ihnen immer der so sehr ersehnte Friede blühe und herrsche.[Anm. 8 = Vgl. Enzyklika Pacem in terris (11. April 1963): AAS 55 (1963), 304.] Mit dieser Bitte verbinde ich den Wunsch, daß alle als wahre Friedensstifter an dessen Aufbau mitwirken, so daß das Gemeinwesen der Menschen in brüderlicher Eintracht, in Wohlstand und in Frieden wachse. Aus dem Vatikan, am 8. Dezember 2012 BENEDICTUS PP XVI [ENDE DER WELTFRIEDENSBOTSCHAFT DES PAPSTES FÜR 2013.] Gerne können wir hier oder auf Twitter darüber sprechen und diskutieren. So wünsche ich allen Leserinnen und Lesern von Herzen eine gute dritte Adventwoche, einen kurzen 4. Advent und schließlich gnadenreiche Weihnachten! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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