Predigt am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel

Thema: Maria, Urbild der Kirche, in der ewigen Auferstehungsherrlichkeit
Zusatzangebot: Zeitpunkt des Todes (Sakramentenspendung, Organspendung) und Mariae Himmelfahrt

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Padre Alex - Kirchenrektor Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik,
Wiener Neustadt, Eichstätt, Buchenhüll


Liebe Andächtige in Christus, unserem Erlöser!

Im feierlichen Glaubensbekenntnis, das der Heilige Vater Papst Paul VI. nach dem II. Vatikanischen Konzil 1968 mit strahlender Klarheit in die revolutionär verunsicherte Zeit hinein verkündete, im bekannten Credo des Gottesvolkes lesen wir zum heutigen Festgeheimnis, was jeder Katholik zu seinem Heil gläubig bekennt:

"Verbunden in einer ganz innigen und unauflöslichen Weise mit dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung (unseres Herrn Jesus Christus), wurde die allerseligste Jungfrau, die (von der Erbsünde) unbefleckt Empfangene, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen und - in Vorausnahme des künftigen Loses aller Gerechten - ihrem auferstandenen Sohne in der Verklärung angeglichen."

Liebe Gläubige! Maria war - wie wir wissen - wirklich in einer ganz innigen und für uns unvorstellbaren Weise mit der Menschwerdung des ewigen Sohnes Gottes verbunden: Darum also hat die Kirche heute eine Lukas-Stelle gewählt, in der Maria unseren Erlöser noch in ihrem Schoß trug. Wir glauben ja, daß Maria aufgrund dieser einzigartigen Gnadenauserwählung, aufgrund der unschätzbaren Würde ihrer Gottesmutterschaft, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt wurde. Und wir dürfen und müssen weiterfolgern, daß es aufgrund dieser Berufung zur Gottesmutter, daß es aufgrund der dafür erfolgten Vor-Erlösung, die wir ja immer am 8. Dezember feiern, daß es also aufgrund der von der Sünde Adams unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau, mehr als geziemend war, daß sie als erste schon vor der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus, noch vor dem letzten Tag, das Fest der Auferstehung persönlich feiern durfte, während ja die unsterblichen Seelen unserer verstorbenen Brüder und Schwestern noch auf die Wiedervereinigung ihrer Seelen mit ihren verklärten Leibern warten, die himmlische Seligkeit also nach Vollendung der Weltgeschichte noch ausgedehnt werden wird auf den Leib jeder gerettete Seele. Im letzten feierlichen päpstlichen Glaubensbekenntnis heißt es deshalb über Maria im Himmel: in Vorausnahme des künftigen Loses aller Gerechten. Jene aber, die bis zum Ende ihres Lebens die Liebe, das Erbarmen und die Wahrheit Gottes ablehnten - so im selben Glaubensbekenntnis - werden dem Feuer überantwortet, das niemals erlischt. Und auf ihre Auferstehungsleiber wird nicht die unvorstellbare Glückseligkeit ausgedehnt werden, sondern das ewige Getrenntsein von Gott, das Bestraftsein für die unbereuten Todsünden, das kein Ende kennt. Wir müssen gerade im August daran erinnern, weil die Gottesmutter im August 1917 den drei Seherkindern in der kirchlich anerkannten Botschaft von Fatima flehentlich zugerufen hat: "Betet, betet, und bringt viele Opfer für die Sünder. Denn es kommen viele in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet."

Liebe Andächtige! Aufgrund also der Offenbarung Gottes ist es für uns höchste Glaubensgewißheit, daß Maria in jener vollkommenen Weise in den Himmel aufgenommen wurde. Dies ist für uns genauso wahr und heilsnotwendig zu glauben, wie, daß Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch in einer göttlichen Person ist. Und weil Maria von der Erbsünde von vornherein bewahrt wurde, hat Maria ihr Sterben nicht als angstvolle, von der Erbsünde verursachte Belastung erleben müssen, sondern als seligen Übergang - sie, die in Treue das freiwilliges Blutopfer ihres Sohnes gläubig ausgehalten und mitgetragen hat bis zum Schluß. Die Kirche spricht im Credo noch vorsichtiger vom Ende ihres irdischen Lebens, sodaß auch Theologen weiterforschen dürfen, ob Maria überhaupt gestorben ist.

Von Anfang an, liebe Brüder und Schwestern, haben die Väter im 12. Kapitel der Geheimen Offenbarung, die wir gehört haben, in der Frau, von der Sonne umkleidet, sowohl Maria als auch die Kirche erkannt. So konnte Methodius im 4. Jahrhundert sagen: "Wahrlich, das ist sie, unsere Mutter, die große Frau am Himmel. Das ist sie, die Kirche." (Symp. 8,5) Der hl. Ambrosius sah die Verbindung von Maria und der Kirche Christi vor allem darin, daß sich in der Kirche die jungfräuliche Mutterschaft Marias wiederholt und in ihr weitergeht; denn in der Kraft des Heiligen Geistes empfängt die in ihrem Glauben reine Jungfrau "Kirche" immer neues göttliches Leben und bringt als taufende Mutter neue Glieder Christi hervor. Und weil Maria als Königin des Himmels dabei hervorragend mitwirkt, konnte ihr der Heilige Vater Paul VI. den Titel "Mutter der Kirche" nach dem letzten Konzil von neuem antragen.

Wenn es aber die wesentliche Aufgabe der einen katholischen Kirche ist, Christus aufzunehmen und sein Leben und seine Lehre unfehlbar durch die Geschichte zu tragen, so hat Maria das als erste getan, und somit ist sie als Gottesmutter "Kirche im Ursprung" geworden. Maria ist mir ihrem heilsentscheidenden "Mir geschehe" (Lk 1,38) ein für allemal das bleibende Beispiel für das Wesen der Kirche geworden. Im Glauben nämlich öffnet sich die Kirche als Angerufene der vollen Wahrheit Gottes und unterwirft sich ihrer Forderung. Und wenn dies alles zutrifft, wenn also Maria als im Himmel verherrlichte Jungfrau-Mutter bleibend Urbild der Kirche Christi ist, dann dürfen wir alle, ja dann müssen wir auch die Konsequenzen mit Klarheit erblicken, die jedem von uns aufgegeben sind:

+ Der wahre (marianische) Katholik nämlich empfängt wie Maria alles von oben, sämtliche Gnaden und vor allem die Gnade des wahren katholischen Glaubens.

+ Der marianische Katholik nimmt mit Dankbarkeit das von Christus eingesetzte Petrusamt als Fundament wahrer Einheit und wahren Glaubens entgegen. Der marianische Katholik weiß also um die Sinnlosigkeit, sich irgendein Gottesbild, sich irgendein Kirchenbild selber zu machen oder irgendwelche Prinzipien selber zu erfinden.

+ Der marianische Katholik weiß auch, daß es in der Liturgie und vor allem beim Heiligsten Meßopfer niemals um hektisches Selbermachen geht, sondern zuerst um demütiges Empfangen und um die Herzensaktivität, um die innerste Teilnahme an den heiligen Geheimnissen.

+ Der marianische Katholik läßt sich auch nicht einreden, daß der Auferstandene über Vermittlung der allerseligsten Jungfrau Maria ausgerechnet heute nicht mehr die Gnadenkraft für lebenslange Treue schenkte, in welchem Stand auch immer.

+ Und angesichts der unvorstellbaren Herrlichkeit des Leibes Mariens in der Vorwegnahme der Auferstehung läßt sich der marianische Katholik gerade heute niemals das Märchen vom "leibfeindlichen" katholischen Christentum einreden, als ob das Ernstnehmen der Gebote Gottes, als ob die Tugend der Keuschheit leibfeindlich wäre.

Einige Katholiken, liebe Andächtige, haben offenbar vergessen, daß sie schon in der Hl. Taufe mit Tod und Auferstehung Christi verbunden wurden - haben vergessen, mit welcher Klarheit der hl. Paulus an die Konsequenzen der Taufe und an die Bedingung für die Erreichung der ewigen Herrlichkeit erinnert: An die Kolosser schreibt er nämlich: "Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. (...) Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist." (Kol 3,1 ff.) Gerade auch weil wir aufgrund des Auferstehungsglaubens, aufgrund der Augustfeste Verklärung des Herrn und leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, um die hohe Berufung und Würde unseres Leibes wissen, sollen wir unseren Leib und den der anderen in Ehren halten, also vor allem nicht entwürdigen durch Unkeuschheit. Daran erkennt man die Erlösten, nicht an einem künstlichen Daueroptimismus nach Art der falschen Propheten, die geschickt jede Erinnerung an die Sünde zu verdrängen suchen, vor allem durch Flucht vor ehrlichem Gebet, das sich nie mit einem glaubenswidrigen Leben vertragen kann. Und den Korinthern ruft der hl. Paulus zu: "Wer Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist ... Ihr gehört euch nicht selbst, denn um einen teuren Preis - um das kostbare Blut Christi - seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott mit eurem Leib!" Dieses echte Heilighalten des eigenen Leibes mit Hilfe und dank der Gnade Gottes ist also eine ganz konkrete Konsequenz unseres Glaubens an die wahre Auferstehung des Fleisches, des wahren katholischen Glaubens an die Wiedervereinigung der geretteten und reinen Seelen mit ihren verherrlichten Leibern am Letzten Tag, für das ewige unbeschreiblich glückselige Paradies, in dem Maria als von Christus eingesetzt Königin thront auf ewig.

Mit dem heutigen Hochfest, liebe Gläubige, will uns die Kirche also feste Hoffnung schenken, daß Gott den Sieg bereits durch Kreuz und Auferstehung seines menschgewordenen Sohnes Jesus Christus errungen hat und am letzten Tag auch den letzten Feind, den Tod, vernichten wird. Dann werden alle Geretteten der gesamten Menschheitsgeschichte vor und nach Christus unter Führung der Himmelskönigin mit endgültig triumphierender Stimme mitrufen: "Der Mächtige hat Großes an mir, ja an uns getan, und sein Name ist heilig. - Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten." AMEN.


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(Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik)