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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH TIRANA (ALBANIEN)

PRESSEKONFERENZ MIT PAPST FRANZISKUS
AUF DEM RÜCKFLUG VON TIRANA


Sonntag, 21. September 2014

 

(Pater Lombardi) – Wir sind dem Heiligen Vater sehr dankbar, dass er bei uns ist, sogar am Ende eines so anspruchsvollen Tages. Er wollte für einige – aber wenige – Fragen in Bezug auf die Reise zur Verfügung stehen. Nun wollen wir so verfahren, dass unsere albanischen Kollegen, welche die ganze Reise mit uns zusammen gemacht haben, die Fragen stellen. Sie sind eigens nach Rom gekommen, um mit Ihnen zu reisen, und jetzt kehren sie noch nach Rom zurück, um die Erfahrung mit Ihnen abzuschließen. Sie sind von drei albanischen Fernsehgesellschaften. Beginnen wir mit Frau Mira Tuci vom albanischen Nationalfernsehen.

(Frage) – Heiligkeit, Sie haben die Reise mit einer bestimmten Vorstellung von den Albanern, von Albanien angetreten, die besagt: Ein Albaner hat gelitten, aber er ist auch tolerant. Haben Sie andere Eigenschaften bei den Albanern gefunden, mit denen Sie in Berührung gekommen sind? Sind diese die richtigen, um den Adler ins Nest zurückkehren zu lassen?

(Antwort) – Ich würde sagen, ich habe ein wenig zurechtgerückt, was Sie erwähnen, aber das Leiden, das ihr Albaner ertragen habt, das habe ich aus der Nähe gesehen. Das mit der Toleranz… ich ändere das Wort. Er ist nicht tolerant, der Albaner, er ist Bruder. Er hat die Fähigkeit zur Brüderlichkeit: Das ist mehr. Und das sieht man im Zusammenleben, im Zusammenarbeiten von Muslimen, Orthodoxen und Katholiken. Und sie arbeiten zusammen, aber als Brüder, nicht wahr? Und dann hat mich noch eine andere Sache von Anfang an beeindruckt: die Jugend des Landes. Als ich diese Bemerkung machte, sagte man, dass es das jüngste Land Europas ist. Aber Albanien hat deutlich sichtbar eine höhere Entwicklung in der Kultur und auch in der Regierungsführung dank dieser Brüderlichkeit.

(Frage) – Heiligkeit, Sie sind auf dem zentralen Boulevard von Tirana unter den Portraits der Geistlichen hindurchgefahren, die während des kommunistischen Regimes das Martyrium erlitten haben, in einem Land, dem bis vor fünfundzwanzig Jahren der Atheismus aufgezwungen war. Welche persönlichen Gefühle hatten Sie?

(Antwort) – Seit zwei Monaten habe ich diese schwierige Epoche Albaniens ein wenig studiert, um sie zu verstehen; ich habe mich auch etwas mit dem Ursprung beschäftigt. Ihr habt wunderschöne und starke kulturelle Wurzeln, von Anfang an eine große Kultur. Ich habe jene Epoche studiert; es war eine grausame Zeit: Das Ausmaß der Grausamkeit war schrecklich. Als ich diese Fotos sah – aber nicht nur die Katholiken, auch Orthodoxe, auch Muslime –, dachte ich an die Worte, die man ihnen sagte: „Aber du darfst nicht an Gott glauben“, und dass man sie einfach erschoss, wenn sie sagten: „Ich glaube!“ Darum sage ich, dass alle drei Religionsgruppen Zeugnis für Gott abgelegt haben, und jetzt geben sie ein Zeugnis der Brüderlichkeit.

(Frage) – Heiligkeit, Sie haben Albanien, ein Land mit muslimischer Mehrheit besucht. Doch der Besuch findet in einem unsicheren Moment der weltweiten Situation statt: Sie selbst haben erklärt, dass der dritte Weltkrieg schon begonnen hat. Gilt Ihre Botschaft der Reise nur für die Albaner, oder reicht sie darüber hinaus?

(Antwort) – Nein. Sie reicht darüber hinaus. Sie reicht weiter. Albanien hat einen Weg des Friedens, des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit zurückgelegt, der weiter reicht, der auch andere Länder angeht, die gleichermaßen verschiedene ethnische Wurzeln haben. Sie haben gesagt: „Es ist mehrheitlich ein muslimisches Land“ – ja, aber es ist kein muslimisches Land. Es ist ein europäisches Land. Für mich war das eine Überraschung. Albanien ist ein europäisches Land, gerade von seiner Kultur her – der Kultur des Zusammenlebens, auch von der  geschichtlichen Kultur her, die es hatte.

(Frage) – Sie haben jetzt diese Reise nach Albanien gemacht, das in Europa liegt, welche sind die nächsten?

(Antwort) – Ja, die Geographie kann ich nicht ändern. Die nächsten Reisen sind: am 25. November nach Straßburg, zum Europarat und zum Europaparlament, zu beiden. Und dann, am 28. – vielleicht – in die Türkei, um am 30., dem Fest des heiligen Andreas, dort zu sein, zusammen mit dem Patriarchen Bartholomäus.

(Frage) – Heiligkeit, wir haben begriffen, dass Sie von Albanien eine Vorstellung haben, die etwas anders ist, als die der Europäer, das heißt: Wir betrachten Europa fast, als wäre es die Europäische Gemeinschaft; Sie haben als erstes Land Europas, das Sie besuchen, ein Land an der Peripherie gewählt, das nicht zur Europäischen Gemeinschaft gehört. Was kann das denen sagen, die nur auf das Europa der „Mächtigen“ schauen?

(Antwort) – Dass sie eine Botschaft ist, diese meine Reise, sie ist ein Zeichen: Sie ist ein Zeichen, das ich setzen will.

(Frage) – Wir alle haben Sie, glaube ich, weinen sehen, zum ersten Mal, sie waren tief erschüttert bei dieser Begegnung: Das war, glaube ich, der bewegendste Moment der Reise.

(Antwort) – Einen Märtyrer vom eigenen Martyrium sprechen hören, das ist umwerfend! Ich glaube, dass wir alle dort tief bewegt waren – alle. Und diese Zeugen sprachen, als redeten sie über einen anderen, ganz natürlich, mit einer Demut... Mir hat das gut getan!

Vielen Dank, und guten Appetit zum Abendessen.

 



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