Predigt für den 1. Jänner (Hochfest der Gottesmutter, Mank 1995)

Einleitung: Am Oktavtag von Weihnachten werden uns für das neue Jahr von der heutigen Liturgie zwei Namen mitgegeben. Der hlst. Name Jesu, den das Erlöserkind acht Tage nach der Geburt gemäß der Engelsbotschaft erhielt, und der hl. Name Mariens, der uns am sichersten immer wieder zu ihrem göttlichen Sohne führt. Das große Festgeheimnis dieses 1. Jänner ist ja die göttliche Mutterschaft Mariens, es ist die Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau.

Introitus: Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde.

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(Padre Alex)


Liebe Brüder und Schwestern in Christus, dem göttlichen Sohne Marias!

"Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau" (Gal 4,4), sagt uns heute der hl. Paulus. Wieder ist ein Jahr voll geworden. Doch Paulus meint in seinem Brief an die Galater nicht nur eine zu Ende gegangene Zeit, sondern es ging um die Erfüllung einer sehnsüchtigen Erwartung, die wir bereits vor einer Woche frohen Herzens feiern durften. Die "Fülle der Zeit" gibt den Augenblick an, den von Ewigkeit her bestimmten Augenblick, in dem der Vater seinen Sohn als Erlöser sandte - den Moment, in dem der Heilige Geist im jungfräulichen Schoß Mariens die menschliche Natur Christi formte. Und mit der "Frau" meint Paulus natürlich die neue Eva, also die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die uns den neuen Adam, den göttlichen Erlöser, schenken durfte. Ausdrücklich lesen wir ja bereits im Lukasevangelium (Lk 1,43) von der "Mutter des Herrn". Nicht nur die lehrende Kirche hat in Maria unfehlbar die Mutter Gottes erkannt, sondern auch die gelebte katholische Frömmigkeit: Maria wird im ältesten marianischen Gebet - vielleicht in der Not der Märtyrerzeit am Ende des dritten Jahrhunderts - als "Gottesgebärerin" um Hilfe angerufen. Das uns vertraute "Unter deinem Schutz und Schirm" heißt damals noch: "Unter den Schutz deiner mütterlichen Barmherzigkeit flüchten wir uns, Gottesgebärerin".

So wie auf dem Altar durch die heiligen Wandlungsworte unter den Gestalten von Brot und Wein der ungeteilte Jesus Christus mit unverkürzter göttlicher und menschlicher Natur wirklich gegenwärtig wird, so hat auch Maria niemals nur einen menschlichen Teil Christi im Schoß getragen. Denn seit dem "Ja"-Wort Mariens sind in Jesus Christus Gottheit und Menschheit unvermischt und vor allem untrennbar beisammen auf ewig. Christus ist nun nach unserem Glauben auch als Mensch der wahre Sohn Gottes. Darum ist er - streng umgekehrt - auch als Gott der wahre Sohn Marias; denn er ist als Gott wie als Mensch ein- und dieselbe Person. Maria kann also nur Mutter des ganzen Christus sein, sie ist also wahre Gottesgebärerin, wahre Gottesmutter, wahre Mutter des ewigen Sohnes Gottes. In der Beanspruchung Marias als jungfräuliche Mutter zeigt Gott, daß er mit seinem Heilswillen alles Menschliche bis in seine Wurzeln ergreifen und verwandeln will. Und was anderes, liebe Andächtige, will der Name "Jesus" sagen. "Jesus" bedeutet ja auf hebräisch "Gott rettet", "Heiland". Weil niemand "Sünden vergeben" kann außer Gott, ist es Gott selbst, der in Jesus "sein Volk von seinen Sünden erlöst" (vgl. Mt 1,21). Jesus ist der göttliche Name, der allein Heil bringt. Er kann von allen angerufen werden, weil Gott sich durch die Fleischwerdung seines Sohnes mit allen Menschen sosehr vereint hat, daß "uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12). Der Heiland war von Beginn an der Christus, der durch den Heiligen Geist gesalbte Gottmensch, auch wenn dies nur schrittweise kundgetan wird: zuerst, wie wir wissen, den Hirten und dann den Sterndeutern. Die Beschneidung Jesu Christi am achten Tag nach seiner Geburt, dieses Erstlingsopfer seines kostbaren Blutes, ist nicht nur Zeichen dafür, daß er sich gehorsam und demütig in die Nachkommenschaft Abrahams, in das Bundesvolk eingliedern ließ, sondern sie ist für Paulus auch Vorzeichen auf die "Beschneidung, die Christus gegeben hat", nämlich die hl. Taufe, durch die wir wirklich die Adoptivsohnschaft Gottes erlangt haben.

Wie steht es nun mit dem Ernstnehmen der hl. Taufe und Firmung im Jahre 2002? Gibt es vielleicht einen konkreten Vorsatz, den sich jeder von uns als echtes Adoptivkind des Vaters nehmen sollte? Wenn wir Umfragen ernstnehmen können, so haben sich die meisten für "mehr Bewegung und Gesundheit" entschieden. Sicher nichts Schlechtes, im Gegenteil, ein guter Vorsatz. Aber der Mensch ist doch eine wunderbare Komposition aus Leib und Seele. Und wie heißt es im heutigen Evangelium über Maria: Sie "bewegte" die Worte der Hirten in ihrem Herzen. Es gibt also nicht nur Bewegung für unseren Leib, sondern auch für unsere unsterblichen Seelen, ja das treue und regelmäßige Gebet. ist überhaupt am wichtigsten. Während es uns doch oft leicht fällt, bei einem netten Gespräch mit Bekannten oder sehr guten Freunden ein bis zwei Stunden länger sitzen zu bleiben, während wir also geneigt sind, die bequemen Stunden - vielleicht sogar vor dem Fernseher - nicht aufhören zu lassen, fällt uns jede Minute mehr heiliges Schweigen und stille Anbetung schwer. Manchmal scheint uns der Erlösungspreis unseres Heiles, das kostbare Blut Christi, so wenig wert, daß wir sogar schon hier in die westeuropäische Zählmentalität hineinfallen.

Liebe Brüder und Schwestern! Der Sohn Gottes hat sich erniedrigt und in seinem menschlichen Herzen beten gelernt, von wem? Von seiner Mutter, wie wir im Katechismus lesen (vgl. Nr. 2599). Möge also kein Tag im neuen Jahr vergehen, an dem wir nicht Maria inniglich gegrüßt haben. Folgen wir dem guten Rat des heiligen Bernhard: "In Gefahren, in Nöten, in Zweifeln denke an Maria, rufe Maria an; sie weiche nicht aus deinem Mund, sie weiche nicht aus deinem Herzen." (De Laud. B. M. hom. 2). Bei allen Gefahren, die Gnade Gottes zu verlieren, wollen wir also an die wunderbare Mutter denken und Maria zugleich mit dem hlst. Namen Jesu anrufen. Möge also kein Tag im Jahr vergehen, an dem wir nicht den heiligsten Namen Jesu in ehrfürchtigem Gebet ausgesprochen haben. Ich darf an die Litanei vom heiligsten Namen Jesu erinnern. Immer wieder wollen wir auch Stoßgebete verrichten wie z. B. das uralte Jesusgebet: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab' Erbarmen mit mir Sünder!" Jedes "Ave Maria" gipfelt ja in "Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus." Und wenn wir uns immer wieder durch Maria zu Jesus führen lassen, dann wird sie uns auch immer wieder den wichtigsten Vorsatz stärken, dann wird sie uns bei jeder hl. Beichte die Gnade eines festen und wirksamen Vorsatzes vermitteln. Als ein Beweis der notwendigen Reue ist ja (bekanntlich) immer die Entschlossenheit notwendig, sich durch nichts abbringen zu lassen vom Vorsatz, die schweren Sünden zu meiden und die entsprechenden Mittel anzuwenden, nämlich die Gelegenheit zur Sünde beständig zu meiden und den Schaden auszugleichen. So haben wir uns auch wieder an den wichtigsten Vorsatz im christlichen Leben erinnert. Und im neuen Jahr könnte ein konkreter Vorsatz lauten: Weniger fernsehen, mehr beten, vor allem in der Familie, unter dem Motto "Zeit für Gott." AMEN.


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