Predigt für das Hochamt am Ostersonntag

Themen: Nun aber ist Christus wahrhaft auferstanden!

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(Padre Alex)


Andächtige in Christus, dem Auferstandenen!

Eine Welt, in der es keine Armut und keine Kriege, selbst keine Krankheit mehr gäbe - eine Welt ohne physische und psychische Leiden - in der aber kein Knie sich beugen würde vor Christus, in der Gott nicht mehr angebetet würde und sich niemand mehr mühevoll um das Halten der Gebote Gottes kümmern würde, hätte keinen Augenblick ein Recht zu bestehen und wäre würdig, ins Nichts zu versinken. Der Auferstehungsmorgen muß uns dies klarer denn je vor Augen führen: Das ist der Tag, den der Herr gemacht; laßt uns jubeln und seiner uns freuen! So rufen wir voller Freude am Fest der Feste, am Sonntag der Sonntage, im Wissen um die "glückliche Schuld" Adams, die einen solchen Erlöser gefunden hat. Erlösung ist zuerst die glückliche Vergebung unserer ehrlich bekannten Schuld, Erlösung bedeutet zuerst die Rettung unserer unsterblichen Seelen durch den Auferstandenen, Erlösung wird sogar bedeuten, daß am jüngsten Tag auch die geretteten Seelen einen strahlenden Auferstehungsleib erhalten werden. In seiner neuen Enzyklika vom 25. März 1995 an alle Menschen guten Willens mit ihrem österlichen Titel "Evangelium des Lebens" über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens bestätigt uns der Heilige Vater Johannes Paul II. dies schon im ersten Teil: "Den zentralen Kern seines Erlösungsauftrages stellt Jesus mit den Worten vor: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10). Tatsächlich bezieht er sich auf jenes neue und ewige Leben, das in der Gemeinschaft mit dem Vater besteht, zu der jeder Mensch im Sohn durch das Wirken des heiligmachenden Geistes unentgeltlich (gratis!) gerufen ist." (EV Nr. 1) "Das Geschenk dieses Lebens bildet den eigentlichen Zweck der Sendung Jesu: Er ist der, der "vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt" (Joh 6,33), so daß er mit voller Wahrheit sagen kann: "Wer mir nachfolgt, ... wird das Licht des Lebens haben" (Joh 8,12)." (EV Nr. 37) Und sodaß auch wir angesichts des hochheiligen Ostersonntags mit dem Apostelfürsten Petrus sprechen dürfen: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du (allein) hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen" (Joh 6,68 f.) Dieses Leben in Fülle wird uns aber erst dann geschenkt, wenn wir die Worte des heiligen Paulus annehmen: "Lebt als Kinder des Lichts ... Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis" (Eph 5,8.10 - 11; Überschrift für EV Nr. 95 ff.).

Der Heilige Vater zitiert auch die heutige Ostersequenz: "Tod und Leben, die kämpften unbegreiflichen Zweikampf; des Lebens Fürst, der starb, herrscht nun lebend." (zit. in EV Nr. 105) Den ersten Hinweis für den Ostersieg entdecken wir im leeren Grab. Dieses leere Grab war für alle ein entscheidend wichtiges Zeichen, und seine Entdeckung durch die Jünger der erste Schritt zur Einsicht, daß Christus tatsächlich auferstanden ist, wie das zuerst bei den heiligen Frauen und sodann bei Petrus der Fall war. Der "Jünger, den Jesus liebte" (Joh 20,2), sagt, er habe, als er in das leere Grab eingetreten sei und "die Leinenbinden liegen" gesehen habe (Joh 20,6), "gesehen und geglaubt" (Joh 20,8). Das setzt voraus, daß er am Zustand des leeren Grabes festgestellt hat, daß das Fehlen des Leichnams Jesu nicht auf die Tat von Menschen zurückzuführen ist. Im Glauben wissen wir unfehlbar, daß die heilige Seele Christi nach der Verkündigung des Sieges im Reich des Todes (Vorhölle) bei den gerechten Seelen der Vorzeit sich wiedervereinigte mit dem heiligen Leib Christi. Sowohl Seele als auch Leib sind ja auch während der Todestrennung mit der Gottheit Christi verbunden geblieben. Der Leib Christi war also im Unterschied zu unserem Leib nicht verweslich. Selbstverständlich war das Grab nach der herrlichen Auferstehung leer. Ab nun aber war der Leib Jesu strahlend wie die Sonne, fein und alles durchdringend, schnell wie unsere Gedanken und unfähig zu leiden und zu sterben. Genauso werden auch die Auferstehungsleiber der Geretteten beschaffen sein.

Und erst diese Erscheinungen Christi in seiner neuen verklärten Art machen den Jüngern völlig klar, warum der Leichnam nicht mehr im Grab sein konnte: "Er ist nicht hier, sondern auferstanden" (Lk 24,6) Gerade die feinen Unterschiede in den vier Evangelien bei völliger Übereinstimmung der wesentlichen Fakten sind für uns ein zusätzlicher Hinweis der Glaubwürdigkeit. Nicht einmal die größten Genies aller Zeiten hätten solche vier Evangelien nur annähernd erfinden können. Sie bezeugen uns die volle Wahrheit der Geschehnisse, besiegelt durch die direkte Todesnachfolge der meisten Apostel. Noch dazu wenn wir bedenken, daß wir es mit keinen leichtgläubigen Jüngern zu tun haben. Wäre nach modernistischem Sprachgebrauch aber nur irgendeine sogenannte "Sache Jesu" in den Gehirnen irgendwelcher Verrückter weitergegangen ohne echte fleischliche Auferstehung in unserer Geschichte als Eingriff aus der Ewigkeit Gottes, dann wäre diese sog. "Sache Jesu" in Kürze auf den Schutthalden der Geschichte gelandet, dann hätte sich auch die Kirche durch zwei Jahrtausende niemals als göttlich-unzerstörbare zeigen und beweisen können, dann wäre die Kirche schon bei den ersten Verfolgungen völlig untergegangen.

Christus ist aber wahrhaft auferstanden! Diese Gewißheit des Glaubens ist der wahre Grund unserer Hoffnung. Sie bestätigt, daß Jesus wirklich Gottes Sohn ist (KKK 653), daß jedes einzelne Wort Christi zuverlässig und wahr ist, daß er die befreiende Macht hat, Sünden zu vergeben, und daß er für uns, ja für dich, für mich gestorben ist. Und nur weil Christus wirklich auferstanden ist, bleibt er gegenwärtig in vollkommener und unüberbietbarer Weise unter den eucharistischen Gestalten (KKK 1373). Wo Christi lebendiger Leib ist, da ist auch sein Blut und seine Seele, denn es gibt keinen lebendigen Leib ohne das eine und das andere. Und wo Christi Menschheit, da ist auch Christi Gottheit, denn die eine ist mit der anderen untrennbar in einer Person verbunden. Und somit ist die katholische Kirche als die Wohnung der heiligen Hostie im Tabernakel die Wohnung Christi. Hier wohnt der Auferstandene wahrhaft, wirklich, wesentlich. Das Telefonbuch weiß nichts davon, aber nach dem Evangelium ist es unzweifelhafte Wahrheit! Nur weil Christus wirklich auferstanden ist, bleibt er also gegenwärtig in seinen Sakramenten, im Priester, in seinem Wort, in der Gemeinschaft der Kirche, in den Armen und Notleidenden.

Und weil Christus auferstanden ist, garantiert er der römisch-katholischen Kirche völlige Unzerstörbarkeit in ihrem Wesen, darum dürfen wir uns auch nicht entmutigen und verwirren lassen von irgendwelchen Revolutionären, die nicht die Worte des Auferstandenen vertreten, sondern eigene Ideen, darum dürfen wir uns nicht verwirren lassen durch sog. "Kirchenvolksbegehren", darum dürfen wir uns auch nicht einreden lassen, daß der Auferstandene ausgerechnet heute nicht mehr jedem Christen in seinem Stand - sei es für die eheliche Keuschheit, sei es für die vollkommene Enthaltsamkeit des Zölibates - die notwendige Gnadenkraft für ein treues beharrliches Leben nach der Ordnung der Gebote Gottes bis zur Todesstunde schenkt, als ob Christus umsonst gestorben und auferstanden wäre, als ob Christsein ohne Kreuz und Anstrengung auskommen könnte. Mehr denn je müssen wir betonen: Niemals in der Geschichte der Kirche ist im Glaubensbekenntnis gestanden: "Wir glauben an die persönliche Heiligkeit dieses und jenes Christen, wir glauben an die persönliche Heiligkeit dieses und jenes Priesters." Sondern immer war klar, daß wir Gott selber den vom Priester in Treue verkündeten Glaubensinhalt z. B. der wahren Auferstehung des Fleisches glauben. Immer war klar, daß der Auferstandene der Kirche seine heilige Lehre und sämtliche Mittel sichert, um uns und die größten Sünder auch im eigenen Schoße der Kirche heilig zu machen. Immer war klar, daß nur in der katholischen Kirche alle vom auferstandenen Christus geschenkten Garantiebereiche der Heiligkeit vollkommen erhalten geblieben sind. Darum also ist es eines der größten Mißverständnisse vor allem mancher Journalisten, als ob sich wegen einer einzigen Sünde irgendeines Christen in der Geschichte nur irgendetwas an der Wahrheit der überlieferten und heilsnotwendigen katholischen Glaubens- und Morallehre ändern würde. Der Auferstandene hat garantiert, daß trotz der größten Sündhaftigkeit sogar mancher Päpste ein feierlich definierter Irrtum im Bereich des Glaubens und der Moral bekanntlich nie vorgekommen ist und nie vorkommen wird. Ein großer Trost am Ostersonntag ist es also zu wissen, daß absolut niemand jemals die Kirche des Auferstandenen zerstören wird können, was auch immer kommen mag. Die Freude über diese Sicherheit und Unzerstörbarkeit, die Freude über alle diese konkreten Auswirkungen der Auferstehung Christi, ist wirklich Anlaß, in gut-katholischer Tradition ordentlich gefeiert zu werden.

Schließen wir in Anlehnung an den Schluß der neuen großen päpstlichen Lebensenzyklika: "Das geschlachtete Lamm lebt mit den Zeichen der Passion in der Herrlichkeit der Auferstehung: (Dieses geschlachtete Lamm) allein beherrscht das ganze Geschehen der Geschichte: (Dieses siegreiche Osterlamm) öffnet deren 'Siegel' (vgl. Offb 5,1 - 10) und macht in der Zeit und über sie hinaus die Macht des Lebens über den Tod geltend." AMEN.


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