Primizpredigt
[ Eine weitere Primizpredigt ]

Themen: Bedeutung, Sinn und Ziel des Priesterlebens. Gedanken zur Anrede "Hochwürden" / "Hochwürdigster Herr Bischof"

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(Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik)


Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen. Meine lieben beiden Erstkommunikantinnen, lieber hochgeschätzter hochwürdiger Herr Pfarrer dieses wunderbaren katholischen Ortes und vor allem, lieber hochgeschätzter hochwürdiger Herr Primiziant, der Du heute Dein erstes heiliges Meßopfer in Einzelzelebration auf diesem Altare darbringen wirst, meine lieben Andächtigen in Christus Jesus, unserem Erlöser, dem Auferstandenen!

Sacerdos in aeternum! Der Priester ist Priester auf ewig, nicht nur nach der Ordnung des Melchisedek, sondern, was weit darüber hinausgeht, nach der Ordnung Jesu Christi, des Ewigen Hohenpriesters, und er ist es deswegen in Ewigkeit, weil die heilige Weihe, die gestern der hochwürdigste Erzbischof mit großer Freude diesem Diözesanen gespendet hat, weil diese heilige Weihe auf der Seele unseres Primizianten ein unauslöschliches Siegel hinterlassen hat. Und Ihr habt hier noch einen guten Firmunterricht, und daher wißt Ihr, daß die Taufe, die Firmung und die heilige Weihe auf unserer jeweiligen unsterblichen Seele wirklich dieses Siegel des dreifaltigen Gottes hinterläßt. Niemand kann es uns nehmen - wir haben das Evangelium gehört, wie der Auferstandene sagt: "Niemand kann mir das Leben nehmen." (Vgl. Joh 10,18) Dieses Siegel der Taufe, dieses Siegel der Firmung als Ergänzung und als Vollendung der Taufgnade und das Siegel der heiligen Weihe, des Diakonates, des Priestertums, des Bischofsamtes, können nicht mehr ausgelöscht werden. Es bleibt in Ewigkeit.

Meine Lieben, das ist eine enorm hohe Verantwortung, für jeden einzelnen von uns bereits als Getaufte und Gefirmte, die wir in der Welt wirken sollen, um Jesus Christus den Weg zu bereiten, aber auch ganz besonders für unsere hoffentlich guten Hirten, denn dafür sind wir da. Wir wollen, daß dieser Primiziant wirklich ein guter Hirte wird, ein guter Hirte deswegen, weil er für uns jenes Opfer darbringen wird, daß Jesus Christus im Abendmahlsaal ein für alle Mal eingesetzt hat für die Zeit der Kirche, daß der Auferstandene wieder kommt und zu uns kommen kann; ein guter Hirte, der seine Herde, die ihm anvertraut wird von seinem Bischof, führt und lenkt in die richtige Richtung, und zwar in großer Liebe, und ein guter Hirte deswegen, weil er die Lehre der Kirche unverkürzt verkünden wird, damit wir das ewige Heil erlangen können und vor allem die Welt die Erlösung erkennen kann, wenn er diese enorme Verantwortung für diese Vielen wirklich vor dem lieben Gott übernimmt.

Und meine Lieben, da müssen wir ganz klar sagen: wenn unser Primiziant und wenn jeder Priester dieses unauslöschliche Siegel auf seiner Seele trägt, dann ist das der einzige Grund, warum wir auch heute noch sagen: es ist eine hohe Würde, das heißt die Anrede des Priesters mit "Hochwürden" ist keine Anmaßung, ist kein Hochmut, sondern ist nichts anderes - von unserer Seite - daß wir sagen: ich glaube an die Sendung des Priesters, ich weiß, daß ihm dieses Amt auf ewig übertragen ist, und weil ich weiß um die hohe Würde, um die Berufung, die nicht nur ein gradueller Unterschied ist, sondern die ihn wesenhaft "abhebt", daß diese hohe Berufung berechtigt, ihn anzusprechen mit "Hochwürden". Wir müssen sagen - manchmal muß ich mich wundern - wenn also eigentlich auf der gehobenen Ebene, wenn wir in die Domkapitel schauen oder zu den Bischöfen, da ist es ganz klar, da hören wir dann "Hochwürdigster Herr Bischof", da hören wir "Exzellenz", und auf einmal soll der einfache Priester jetzt also nicht mehr mit "Hochwürden" angesprochen werden können. Da kann ja wohl (terminologisch) etwas nicht stimmen, und so ist es auch. Denn das unauslöschliche Siegel des Weiheamtes ist tatsächlich für uns der Grund, daß wir mit Freude den Priester begrüßen "Gelobt sei Jesus Christus!" und daß wir wirklich auch in Deutsch sagen: aufgrund dieser hohen Würde, die sich der Priester nicht selbst genommen hat, denn er ist von Gott gerufen, er hat sie sich nicht selbst genommen, sondern diese Gnade, diese bleibende Weihegnade, dies ist für uns der Grund, daß wir sagen: "Hochwürden".

Mein lieber Hochwürden! Es ist eine ganz große Freude, daß Du gestern die heilige Weihe von Deinem Heimatbischof erhalten hast und jeder, der Dich kennt, weiß, Deine persönliche Geschichte ist wirklich beeindruckend, es ist ein wirklicher Weg des Kreuzes. Jeder, der unseren Primizianten kennt, weiß, wieviel Geduldsproben er überstehen mußte, wieviel Verfolgung er überstehen mußte, ungerechtfertigt, wegen irgendwelcher Neider - und das ist vielleicht auch eine der Hauptsünden unseres Klerus: der Neid ist es, der immer wieder den Weg uns vergällen möchte, der immer wieder irgendwie das Eigene vergessen läßt, und nur schaut, was andere haben, und da muß jeder Priester bei sich selbst beginnen - und eines weiß ich: weil unser Primiziant erlebt hat, was es heißt, von Intrigen ungerechtfertigt verfolgt zu werden, was es heißt, wirklich zu leiden mit Christus in einer Stunde, wo man den wahren Freund, eben nur noch die wahren, die wirklichen Freunde erkennt - es sind ganz wenige, wir wissen es: wenn ich in einer Krise bin, wieviele stehen zu mir? Es bleiben ganz wenig übrig - es ist die Realität des Menschseins, und diese hat unser Primiziant in aller Mühe kennengelernt, und das ist die Garantie, daß er das Fundament, das menschliche Fundament haben wird, ein guter Hirte zu werden, das heißt, der so viel miterlebt hat und es immer wieder vereint hat mit dem Meßopfer, immer wieder neu erkannt hat: von Gott kommt unsere ganze Kraft.

Und der Heilige Vater Benedikt XVI. hat es ganz klar gesagt. Ihr wißt, seine erste Enzyklika - er hat ja sich vorgenommen, weniger zu schreiben, weil wir von Johannes Paul II. ja sehr vieles haben, und das ist auch gut so - er hat eine Enzyklika - wir wissen nicht, ob es die einzige bleiben wird - aber die hat Fundament, und die heißt, Ihr wißt es längst: Gott ist die Liebe. Deus caritas est. Und auch der Erzbischof hat es gestern ganz klar kurz hineingebracht, denn diese Enzyklika "Gott ist die Liebe" ist realitätsverbunden, und sie gipfelt darin zu sagen: die höchste Liebe Gottes, nämlich die Agape, diese Opferliebe, die sich wirklich für den anderen hingibt, diese Agape kommt einzig und allein von Jesus Christus, dem Gekreuzigten, kommt aus dem Heiligsten Herzen Jesu heraus, und nur von dieser Agape-Dimension, wenn wir wirklich bereit sind, für unseren anderen, für Gott uns hinzugeben, kann wahre Liebe entstehen. Und das ist das Große dieser Enzyklika: der Papst spricht ganz ganz klar an, daß selbstverständlich der Eros - das ist also das andere Grundelement der Liebe, vielleicht oft, mit dem es beginnt; das Begehren, das grundgelegt ist in Mann und Frau, weshalb wir uns ganz klar sind: es kann nur diese natürliche Ehe zwischen Mann und Frau geben - dieser Eros wird nur dann halten, und die Ehe wird nur dann halten, und das Priestertum in dem Sinne, daß es ein Leben lang wirklich bis zum Tod treu ist, kann nur dann halten - alle Lebensstände der Kirche können nur dann durchgehalten werden, wenn dieser Eros, das Begehren gereinigt wird, umgewandelt wird von der Agape Christi, wenn wir also den Eros reinigen lassen und wenn wir daher bewußt in unseren Herzen nur noch das Heilige begehren, nach dem Heiligen zu suchen trachten und es denken. Eros und Agape, die vollkommene Einheit dieser beiden Dimensionen, sie sind im lieben Gott gegeben, in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, und wenn wir hier wieder zur Persönlichkeitsbildung beitragen, dann haben wir für die Krise unserer Gesellschaft ganz viel getan, und ich sage Persönlichkeit:

Wir brauchen heute im Klerus Persönlichkeiten, wir brauchen keine Duckmäuser, wir brauchen keinen Unterdurchschnitt, wir brauchen sich auszeichnende Persönlichkeiten, glaubwürdig, die mit uns verbunden sind und uns trotzdem zum Heiligen führen; wir brauchen Persönlichkeiten, die führen können, nicht irgendwelche Narren, die nicht uns zeigen, wo die Wahrheit ist. Persönlichkeit - und das ist das Christentum: zu Ostern haben wir gefeiert die Auferstehung des Fleisches unseres Herrn Jesus Christus. Wenn wir das nicht glauben, daß Jesus Christus wirklich aus dem Grabe mit seinem Fleische auferstanden ist, dann ist unser Glaube, unser Leben sinnlos. Aber weil Jesus Christus mit demselben Fleisch wunderbar aus dem Grab erstanden ist, weil die Evangelien absolut glaubwürdig sind. Und eines möchte ich hier sagen. Persönlichkeit heißt: in der Stunde unseres Absterbens, unseres Todes im Gegensatz zu irgendwelchen fernöstlichen buddhistischen Theorien. Wir werden nicht aufgehen in einer großen Masse, anonym, wo man uns nicht mehr finden wird, sondern jeder einzelne von uns mit seiner ganzen Geschichte wird vor Gott treten, und dann wird etwas ganz Großes sein: ich werde vor Gott der sein, der ich immer hätte sein sollen. Und das ist es: jeder von uns - ganz besonders der Priester - hat die Aufgabe, sein wahres Ich, sein wahres Selbst zu finden und zu verwirklichen. Wir müssen schauen, wie will uns Gott dann, denn die Grundfrage unseres Lebens ist: wie werde ich vor Gott sein, wenn ich sterbe. Als wer, als welche Persönlichkeit werde ich vor den Richterstuhl Gottes hintreten. Wie werde ich sterben vor Gott, denn wir wissen es: wir haben ein Fundament unserer Unsterblichkeit. Jeder von uns hat eine unsterbliche Seele, auf der ja die Siegel der Taufe, der Firmung, der Weihe eingeprägt sind auf ewig - und jeder von uns trägt einen Körper, und das ist das Wunderbare: das Christentum war und ist nicht leibfeindlich. Das ist die Botschaft des Auferstehungstages, das ist die Botschaft der Enzyklika von Benedikt XVI. "Gott ist die Liebe", der ganz klar zeigt: wo liegt die Berufung des Leibes? Was hat einen Wert?

Der Priester verzichtet ganz bewußt auf die emotionale Heimat bei einer Frau - das ist der natürliche Ruf normalerweise von jedem - er verzichtet darauf, nicht auf irgendwelche sexuellen Sachen, sondern er verzichtet auf eine emotionale Heimat. Zölibat ist nicht immer schwer. Zölibat (vollkommene Enthaltsamkeit) ist manchmal leicht. Er kann schwer werden. Wir müssen das nicht hochstilisieren zum größten Opfer aller Zeiten. Das ist ein Blödsinn. Aber er kann schwer werden, vor allem dann, wenn der Priester nicht mehr mit der Agape Gottes verbunden ist, wenn er nicht aufgeht in seinen Aufgaben als Hirte, Priester und Lehrer. Er muß einfach aufgehen für die Seelen, er muß verbunden sein, freundlich, als freundlicher Mensch in Jesus Christus, er muß vor allem denken an den Monat Mai, mit der Mutter Gottes ein Leben lang verbunden sein. Sie wird ihm immer von Christus her jene Kraft vermitteln, die bleibt. So ist der Priester dann wirklich eine Persönlichkeit, verankert im Glauben an den Dreifaltigen, beschützt von der Mutter Gottes und allen Heiligen und Engeln, der uns führen und leiten kann und der dann mit seiner Persönlichkeit auch wirklich vor Gott treten kann. Und das ist jetzt das Wunderbare: Auferstehung heißt für uns im letzten dann, am Jüngsten Tage: unsere Seelen, die ja gewohnt sind, einen Leib zu tragen, sie werden in einer unvorstellbaren Harmonie sich wieder verbinden, eben mit unseren Leibern. Das können wir uns jetzt gar nicht vorstellen, aber die Auferstehung im Christentum heißt, daß wir eine Harmonie erleben werden, die nie mehr aufhört, wir werden nicht mehr sterben können, sondern es ist etwas, eine Glücksdimension, die wir auf Erden erst erahnen können.

Und es gibt einen Punkt, den ich noch bringen möchte aus dieser Enzyklika "Gott ist die Liebe". Der Papst sagt es ganz klar: mit der Liebe Christi werden wir verbunden in der Heiligen Kommunion. Und nur wenn der Priester das Opfer darbringt, wenn er die heiligen Wandlungsworte spricht, nicht nur als Stellvertreter Jesu Christi, sondern in persona Christi - als zweiter Christus - damit tritt auch er als Mensch zurück, er ist der zweite Christus. Wenn die Heilige Kommunion zu uns kommen kann, weil wir gebeichtet haben, weil wir im Stand der Gnade sind, dann ist das eine Vereinigung mit dem Auferstandenen, mit dem Allerheiligsten Sakrament des Altares - und hier übersetze ich jetzt Benedikt XVI.: diese Einheit zwischen meiner schwachen Person und dem Allerheiligsten Sakrament - Jesus Christus, der Auferstandene kommt zu mir und bleibt ja in dieser Viertelstunde, bis alles verdaut ist, wirklich vollständig da - die Heilige Kommunion ist für mich also der Höhepunkt, ich muß jetzt wirklich mein Beten intensivieren, hier kann ich meine Bitten äußern, hier liegt dann der Grund unserer Danksagung nach der Heiligen Messe, diese Heilige Kommunion verbindet uns - jeden einzelnen - mit dem Auferstandenen intensiver als es je zwei verliebte Menschen auf Erden schaffen könnten.

Und hier haben wir den Ansatzpunkt, daß die heiligen Sakramente, die uns der Priester garantiert - das ist das Wunderbare - Christus hat sie eingesetzt als Garantiebereiche. Das heißt, unabhängig davon, ob der Priester gut oder schlecht gelaunt ist, ob er sündhaft ist oder heilig, wenn die Ordnung Christi und der Kirche eingehalten wird, haben wir objektiv Gnadenströme, haben wir die Kraft vom Altar, vom Allerheiligsten Sakrament, das ist das Wunderbare. Die Messe ist gültig, auch wenn es dem Priester nicht so gut geht. Der Priester ist also mit dieser objektiven Dimension der Heiligkeit versehen, deswegen "Hochwürden", egal ob er gescheitert ist oder nicht: er bleibt auf ewig Hochwürden. Und diese hohe Würde, diese hohe Würde wollen wir in unseren Gebeten begleiten, vor allem unserem Primizianten, wir wollen immer wieder auch an seinem Weihetag an ihn denken. Wir wollen, daß er mit seiner Herde gemeinsam das ewige Heil erreiche, denn das ist das Ziel des Hirten. Nur wenn wir daran glauben, wenn wir das anstreben, sind wir wahre und gute Christen, und nur dann sind wir auch solidarisch und voll Liebe besehen, und dann werden wir auch immer liebevoller werden, denn das ist das Entscheidende: die Liebe, die bleibt.

Wenn wir aus der Kirche herausgehen und mit Intrige, mit Neid, mit Haß, mit Vergeltungsgedanken daherkommen, dann ist die Frucht bei uns nicht angekommen. Die Liebe muß in jedem von uns wachsen. Wenn wir selber nach der Beichte die Vergebung empfangen durch den Priester, dann sind wir verpflichtet, diese Vergebung auch jedem anderen zu geben, wir sind verpflichtet, dem anderen wieder eine Chance zu geben. Die Liebe muß in allem obsiegen, und dafür muß auch der Priester immer wieder geradestehen, er, der vielmehr noch bereit sein muß, sein Leben mit dem Kreuz zu verbinden und von dieser Agape, dieser höchsten Opferliebe, her zu leben. Und das wollen wir uns alle vornehmen, daß wir wieder mehr den Auferstandenen in unser Leben aufnehmen, daß wir wieder mehr seine Wunden betrachten, daß wir das Heiligste Herz Jesu anbeten und daß wir versuchen, vom Kreuz her zu leben und alles, was uns Gott schenkt, auch wirklich immer in das Meßoper hineinzulegen. Bleiben wir katholisch, und unser Primiziant - das weiß ich - ist Garant dafür: jede Pfarrgemeinde, die ihm anvertraut wird, die wird katholisch werden und katholisch bleiben bis in den Tod. AMEN.


Ich bitte zu berücksichtigen, daß es sich um die wörtliche Übernahme der frei gehaltenen Predigt handelt: Du verstehst etwas nicht, Du hast eine konkrete Frage oder Kritik? Dann nichts wie auf, direkt zum Padre, am besten gleich per eMail oder mittels Formular.

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