Seine Exzellenz Weihbischof Univ.-Prof. Dr. Andreas LAUN, europaweit angesehener Moraltheologe, hat sich in einem beeindruckenden Interview zur Diskussion um die Kriterien für die Aufnahme und Weihe von Priesteramtskandidaten der katholischen Kirche in der DEUTSCHEN TAGESPOST Nr. 408 vom 20. Juli 2004 Stellung genommen. Im Sinne meiner bisherigen Aussagen zum Thema
http://www.padre.at/homo.htm
http://www.padre.at/padre-bei-barbara-karlich-2.htm
werden hier Auszüge des Interviews veröffentlicht:
Kann es sein, daß die kirchliche Lehre über Homosexualität in den letzten Jahren etwas schwerer erkennbar wurde?
Auch Christen sind nur Menschen und stehen unter dem Einfluß des Zeitgeistes. Dieser Zeitgeist behauptet, mit dem Anspruch eine Art Dogma zu verkünden, daß Homosexualität eine Form der Normalität darstelle. Ohne Zweifel sind dadurch nicht wenige Christen verunsichert, und andere haben diese Ansicht überhaupt übernommen. Aber wer die authentisch katholische Lehre kennen lernen will, kann sich ohne die geringste Schwierigkeit das nötige Wissen beschaffen: Die homosexuelle Neigung ist eine Unordnung in der menschlichen Natur; ihr nachzugeben ist eine Sünde.
Wie kann die Kirche ihren hohen und für viele schwer zu lebenden Anspruch an verliebte Jugendliche und auch an Eheleute glaubwürdig vertreten, wenn jene, die als Priester in Christi Nachfolge stehen, sich sexuell enthemmt präsentieren?
Gott sei Dank entsprechen nur ganz wenige Priester der Beschreibung "sexuell enthemmt" zu leben. Aber selbstverständlich sind solche Fälle eine schwere Belastung. Ich möchte aber hinzufügen: Der Glaube eines wirklich reifen Christen hängt nicht von der mehr oder weniger guten Moral des Klerus ab.
In einer Stellungnahme der Pressestelle der Österreichischen Bischofskonferenz heißt es, daß "alles, was mit praktizierter Homosexualität oder Pornographie zu tun hat, in einem Priesterseminar keinen Platz haben kann". Bedeutet dies im Umkehrschluß, daß nicht-praktizierte Homosexualität in Seminaren durchaus geduldet werden kann?
Auch nicht praktizierte homosexuelle Neigungen stellen eine schwere Frage an die Leitung eines Priesterseminars. Theoretisch gesehen würde es natürlich keinen entscheidenden Unterschied machen, ob ein Priester sich der Homosexualität enthält oder der normalen sexuellen Beziehung. Aber aus zwei Gründen muß die Kirche mit homosexuellen Neigungen viel vorsichtiger umgehen: Erstens, weil bei einem möglichen Fall des betreffenden Priesters der Schaden viel größer ist, wenn homosexuelle Beziehungen bekannt werden als bei der Beziehung eines Priesters zu einer Frau. Zweitens scheint die Wahrscheinlichkeit eines Versagens eine erheblich größere zu sein bei homosexuellen Neigungen. Diese beiden Gesichtspunkte zusammengeschaut führen zu dem Schluß: Man sollte Menschen mit einer dauerhaften, nicht veränderbaren homosexuellen Neigung nicht zum Priestertum zulassen.
Kann die Kirche Kandidaten mit einer klar homosexuellen Neigung weihen oder muß sie sie ablehnen?
Ablehnen.
Ein amerikanischer Journalist, Michael S. Rose, beklagte in seinem Buch "Goodbye, good men" homosexuelle Seilschaften und Netzwerke in amerikanischen Priesterseminaren. Gibt es dieses Phänomen nach Ihrer Einschätzung auch in Europa, etwa in Deutschland und Österreich?
Leider ja, wenn ich auch nichts über ein österreichisches Seminar weiß, und auch das Ausmaß im deutschsprachigen Raum nicht abschätzen kann. Aber angesichts der Verbreitung der homosexuellen Ideologie auch in katholischen Medien, die ich ja in meinem Buch beispielhaft aufgelistet habe, kann es kaum anders sein.
Ist, was in Sankt Pölten an die Oberfläche gespült wurde, möglicherweise ein umfassenderes Problem? Und falls ja, ist es dann zielführend, aus dem dortigen Skandal einen "Fall Krenn" zu machen?
Wenn man an die Verbreitung der Ideologie denkt, dann ist es ein umfassenderes Problem. So notwendig es ist, die Probleme in Sankt Pölten zu klären und zu lösen, was Bischof Krenn sicher tun wird: Ein ähnliches Problem kann auch in anderen Diözesen auftreten. Unmittelbar sollten die Bischöfe darauf achten, daß die homosexuelle Ideologie in ihrer Diözese nicht vertreten und verbreitet werden kann. Das wäre im deutschen Sprachraum derzeit eine große Aufgabe. Die Frage nach der Homosexualität im kirchlichen Bereich muß sich sicher nicht nur Bischof Krenn stellen.
Wie sollte ein Regens vorgehen, wenn er homosexuelle Neigungen bei Priesteramtskandidaten feststellt?
In einem solchen Fall bedarf es wohl der Abklärung, ob es sich um vorübergehende und gegebenenfalls therapierbare Versuchungen handelt oder um eine nicht veränderbare homosexuelle Neigung. In diesem zweiten Fall würde ich einen solchen Kandidaten entlassen.
Wie sollte ein Bischof handeln, wenn er homosexuelle Strukturen oder zumindest eine homoerotische Atmosphäre in seinem Priesterseminar feststellt?
Es ist schwer zu sagen, was der Bischof konkret tun sollte. Er müßte die Situation sorgfältig analysieren und dann mit Entschlossenheit durchgreifen. Das dann notwendige Handeln kann natürlich auch schmerzlich für alle Beteiligten sein.
Es gibt die These, homosexuell fühlende Menschen könnten für die Seelsorge besondere Begabungen und Sensibilitäten mitbringen.
Diese These halte ich in dieser Form für falsch. Der gute Seelsorger hängt nicht von speziellen Begabungen ab, sondern vor allem von seiner Beziehung zu Gott. Außerdem fehlt dem homosexuell orientierten Seelsorger das tiefere Verständnis für Familie und Ehe.
Sind homosexuell orientierte Seelsorger in der Familien-, Ehe- und Jugendpastoral den Gläubigen zumutbar?
Daß ich eindeutig homosexuell orientierte Männer nicht zu Priestern weihen würde, habe ich schon gesagt, daher beziehe ich diese Frage auf schon geweihte Priester. Wenn es herauskommt, daß ein Priester homosexuelle Neigungen hat, wird man nur den Einzelfall prüfen und entscheiden können. Aber ein provokantes Coming out eines Priesters wäre unzumutbar. Einen Priester mit homosexuellen Neigungen würde ich von der Kinder- und Jugendarbeit fernhalten.
Wie sehr ist bei der Auswahl und bei der Ausbildung der Priesteramtskandidaten auf sexuelle und menschliche Reife zu achten? Sind psychisch labile und sexuell unreife Kandidaten überhaupt für das Priesteramt geeignet?
Natürlich muß es ein wichtiges Thema der Ausbildung sein, den Priesteramtskandidaten die kirchliche Lehre zum Thema Liebe, Sexualität und Ehe zu vermitteln. Dieser Lehre entsprechend müssen sie in der Lage sein, auch mit ihrer eigenen Sexualität zurecht zu kommen. Vor allem müssen sie vor der Weihe verstanden haben, daß auch die zölibatäre Enthaltsamkeit eine Form der Liebe ist, und eine Art und Weise, die eigene Sexualität zu leben.
Wann immer Priester sich sexueller Eskapaden oder Fehltritte schuldig machen, wird über den Zölibat debattiert. Ist in einer hypersexualisierten Zeit wie dieser ein keusches Leben, wie es die Kirche vom Zölibatären fordert, lebbar? Und gibt es eine Einübung in diese keusche Lebensform?
Enthaltsamkeit zu leben war immer ein starkes Zeichen, das zu allen Zeiten dem Zeitgeist widersprochen hat. Gerade weil es das tut, ist dieses Zeichen für die heutige Welt eine Notwendigkeit. Was die Lebbarkeit betrifft, erinnere ich an das Gespräch Jesu mit den Aposteln über die Ehe: Jesus erklärt ihnen den hohen Anspruch Gottes an die Eheleute. Daraufhin fragen sie geradezu verzweifelt: "Wer kann dann noch gerettet werden?" Jesus antwortet: "Für Menschen ist es unmöglich, für Gott aber ist alles möglich." Das gilt auch für die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Unzählige Priester und Ordensfrauen haben mit ihrer erfüllten, reifen Existenz bewiesen, daß diese religiös begründete Ehelosigkeit zwar für den Menschen allein unmöglich ist, nicht aber in Verbindung mit Gott.
Diesem Interview ist nichts hinzuzufügen. Nunmehr gilt es, den Apostolischen Visitator Dr. Dr. Klaus KÜNG in seiner wichtigen Untersuchungsarbeit durch Gebet und Mitteilungen intensiv zu unterstützen. Seine elektronische Adresse lautet für die Zeit der Visitation visitation@kirche.at - Euer Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik