Friday, October 29. 2004
GEDANKEN ZUR GEFAHR HOMOSEXUELLER ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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17:30
Comments (0) Trackbacks (4) GEDANKEN ZUR GEFAHR HOMOSEXUELLER UNTERWANDERUNG DES KLERUS
Diskussionsbeitrag zur Gefahr homosexueller Unterwanderung des Klerus und für die zukünftige Klerikerauswahl in der Katholischen Kirche nach der Apostolischen Visitation der Diözese St. Pölten vom Kirchenrechtler Dr. Alexander Pytlik (vgl. auch den wichtigen Nachfolgekommentar vom 23. November 2005 zur neuen Homosexuellen-Instruktion des Heiligen Stuhles)
I. EINORDNUNG UND RELATIVITÄT DER GEFAHR. Um jegliches Mißverständnis von vornherein auszuschließen: es gibt viele Gefahren in der Priesterauswahl oder -ausbildung. Im Zuge der Apostolischen Visitation der Diözese St. Pölten hat sich jedoch das Thema dieses Beitrages fast logisch ergeben, und somit soll dies ein weiterer Beitrag zur Nachbereitung der weltweit beachteten Ereignisse aus meiner Feder sein. Es sind fehlbare Überlegungen, getragen von vielen Informationen und Beobachtungen. Es geht nicht um ein einziges Priesterseminar oder eine einzige Diözese, es geht um bleibende Anfragen an die katholische Weltkirche und alle ihre Teilkirchen. Die Gefahr homosexueller Unterwanderung des katholischen Klerus ist im übrigen auch keine absolute, sondern nur eine relative. So wie nicht hinter jedem Gebüsch ein weltverschwörungsbewußter Freimaurer versteckt ist, so werden auch nicht in jedem katholischen Priesterseminar homosexuell tendierende oder gar praktizierende Seminaristen in Großzahl vorhanden sein. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß ein ganzer Sprachraum von solchem Übel verfolgt ist und die Folgen einer gezielten oder gesellschaftlich einfach mitverursachten Unterwanderung über lange Jahre oder Jahrzehnte innerkirchlich zu tragen hat. Auch soll dieser Beitrag kein Aufruf zur innerkirchlichen Verfolgung homosexuell tendierender Gläubiger sein, sondern in voller Ernstnahme der kirchlichen Sicht neuerer und älterer Dokumente nüchtern und differenziert auf Punkte hinweisen, die sogar so manchem Amtsträger mehr oder weniger verborgen bleiben oder die sehr gerne verdrängt werden. (Und sollten sich in den folgenden Bemerkungen nebenbei Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen aufdrängen, so betone ich grundsätzlich die Unschuldsvermutung für alle Verdächtigen.) II. AUSGEWÄHLTE AKTUELLE STELLUNGNAHMEN. 1. Vorausgeschickt sei, daß Jorge Kardinal Medina Estevez für die römische Sakramentenkongregation am 16. Mai 2002 (vgl. Notitiae) korrekt feststellte: "Von einer Diakonen- oder Priesterweihe für homosexuelle Männer oder für Männer mit homosexuellen Tendenzen ist striktest abzuraten, sie wäre unklug und unter pastoralen Gesichtspunkt sehr riskant. Eine homosexuelle Person oder eine mit homosexuellen Tendenzen ist daher nicht geeignet, das Weihesakrament zu empfangen." Und der in diese Fragen wissenschaftlich voll eingearbeitete Salzburger Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun meldete sich zu Beginn der Apostolischen Visitation im Interview mit der Deutschen Tagespost (Nr. 408 vom 20. Juli 2004) zu Wort: "Auch nicht praktizierte homosexuelle Neigungen stellen eine schwere Frage an die Leitung eines Priesterseminars. Theoretisch gesehen würde es natürlich keinen entscheidenden Unterschied machen, ob ein Priester sich der Homosexualität enthält oder der normalen sexuellen Beziehung. Aber aus zwei Gründen muß die Kirche mit homosexuellen Neigungen viel vorsichtiger umgehen: erstens, weil bei einem möglichen Fall des betreffenden Priesters der Schaden viel größer ist, wenn homosexuelle Beziehungen bekannt werden als bei der Beziehung eines Priesters zu einer Frau. Zweitens scheint die Wahrscheinlichkeit eines Versagens eine erheblich größere zu sein bei homosexuellen Neigungen. Diese beiden Gesichtspunkte zusammengeschaut führen zu dem Schluß: man sollte Menschen mit einer dauerhaften, nicht veränderbaren homosexuellen Neigung nicht zum Priestertum zulassen (...) Unmittelbar sollten die Bischöfe darauf achten, daß die homosexuelle Ideologie in ihrer Diözese nicht vertreten und verbreitet werden kann. Das wäre im deutschen Sprachraum derzeit eine große Aufgabe (..) Einen Priester mit homosexuellen Neigungen würde ich von der Kinder- und Jugendarbeit fernhalten." 2. Zur Anregung der Diskussion seien aber noch zwei weitere, durchaus würzige Kommentare vorgestellt - wobei der Autor dieses vorliegenden Beitrages betont, daß es sich ausschließlich um die persönliche Meinung von sehr geschätzten Mitbrüdern handelt. Bereits am 21. Januar 2004 wagte es ein alter Studienfreund Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II., welcher ja in seinen römischen Jahren dem Päpstlichen Kolleg des Königreiches Belgien angehören durfte, nämlich Gustaaf Kardinal Joos (Gent), zur Frage der Homosexualität an sich Stellung zu beziehen. Seit Jahrzehnten in der Ehepastoral und in der Ehegerichtsbarkeit tätig, sagte er in einem weltweit beachteten Interview mit dem wöchentlich erscheinenden P-Magazine u. a. folgendes: "Ich bin bereit, mit meinem eigenen Blut zu unterschreiben, daß von denen, die sich selbst schwul oder lesbisch nennen, tatsächlich nur 5 - 10 Prozent auch homosexuell sind. Der Rest ist einfach sexuell pervers. Zögern sie nicht, das aufzuschreiben, ich verlange es. Wenn diese kommen, um vor meiner Tür zu protestieren, ist mir das egal. Ich werde die Tür sowieso nicht öffnen. Wirkliche Homosexuelle rennen nicht in bunten Kleidern durch die Straßen. Es sind Menschen mit einem schwerwiegendem Problem, und sie müssen damit leben lernen - wir müssen ihnen helfen und dürfen sie nicht verurteilen." Und dem monatlich erscheinenden PUR-Magazin sagte derselbe Kardinal Joos im Hinblick auf das weltweite Echo dann noch: "Ich denke, daß viele Angst haben, die Wahrheit zu sagen. Aber Angst habe ich in meinem Leben noch nicht viel gehabt (...) Ich spreche mit der Stimme des Lehramtes und unseres Papstes. Und ich habe gehört, Kardinal Ratzinger, der Präfekt der Glaubenskongregation, habe meine Aussagen gelobt (...) Angst vor den Medien? Das dauert doch nur eine Woche, dann haben die schon wieder eine neue Sensation. Eine Woche haben Sie Ärger, dann ist es vorbei (...) Wirklich wichtig im Leben ist nur, wie wir vor Gott erscheinen werden. Alles andere, ob wir Kardinal sind oder Straßenarbeiter, ist unwichtig. Dante hat nicht umsonst in seiner berühmten Komödie mehrere Kardinäle und Päpste in die Hölle gesetzt." Mit demselben Mut nahm dann der Wiener Neustädter Dom- und Akademiepfarrer Militärsuperior Mag. Siegfried Lochner in der Wochenschrift Zur Zeit (Nr. 30 - 31, 23. Juli 2004, achte Seite) im Rahmen eines Gastkommentars zu Beginn der Apostolischen Visitation der Diözese St. Pölten u. a. wie folgt Stellung: "Empörend aber ist es, wenn, wie man es in den letzten Jahren ja leider gewohnt wurde, auch dieser Zusammenbruch noch schöngeredet werden soll. Aus homosexuellen Zungenküssen werden Weihnachtsküsse, aus perversen Griffen im Genitalbereich dumme Bubenstreiche. Sind das die Hirten von morgen, die das Fußvolk der coolen Kirche des dritten Jahrtausends beglücken werden, wie sie der neue Innsbrucker Diözesanbischof fordert? (...) Fazit: wahre Reform tut not, eine Rückkehr zum Alten - was das Wort Reform für altphilologisch Gebildete aussagt - ist erbeten. Es gibt auch heute noch Priester, die in diesem Geist zu leben und zu sterben bereit sind. Um ihrer Ehre willen muß gesagt werden, die eigentliche Schande der Sankt Pöltener Vorfälle besteht darin, Perversionen nicht mehr als himmelschreiende Sünden zu benennen, sondern als Kavaliersdelikte und Bubenstreiche zu verharmlosen und damit einen ganzen Berufsstand in Geiselhaft zu nehmen, um karrieresüchtige Täter aus der Schußlinie zu ziehen (...) Es ist höchste Zeit, den Rückweg aus der Sackgasse anzutreten." III. EINE SACKGASSE? DIE UNTERSCHIEDLICHEN GRUPPEN. 3. Tatsächlich stellt sich die Frage: wie ist eine offensichtlich mögliche bzw. möglicherweise bereits teilweise geschehene homosexuelle Unterwanderung des katholischen Klerus zu greifen? Wie können wir präzise erklären, was geschehen ist und was wir darunter verstehen? Wie sieht dann der Rückweg aus der Sackgasse solcher Unterwanderung aus? Denn im 1999 erstmals italienisch erschienenen Buch ">Wir klagen an. Zwanzig römische Prälaten über die dunklen Seiten des Vatikans. I Millenari" schreiben die Autoren - angeblich getrieben von der Sorge um die Kirche - im IX. Kapitel unter dem Titel "Der Speer der Homosexualität", wie solche tiefsitzenden Tendenzen einerseits als Vorwürfe dienen, um jemanden abzuschießen, oder aber gezielt dazu benutzt werden, um Karriere zu machen. Die Autoren versteigen sich gar zur unbewiesenen Behauptung, daß homosexuelles Verhalten sogar in gewissem Maße nötig sei, um Karriere zu machen. Andererseits schaffe diese ein beträchtliches Erpressungspotential (man denke auch an die heute extrem vereinfachten und privatisierten digitalen Photographiermöglichkeiten ohne Notwendigkeit der Zwischenschaltung einer betrieblichen Photoentwicklung). Ein Zitat aus dem Skandalbuch mag genügen: "Ein Monsignore war sich darüber im klaren, daß ihn die Bischöfe seines Landes wegen gewisser amouröser Abenteuer systematisch vom Episkopat ausschlossen: da er selbst der römischen Kurie angehörte, kannte er sich aus. Mit großem Geschick setzte er nun dreist und skrupellos alle Hebel in Bewegung: Kardinäle, Botschafter, Politiker - alles, was Rang und Namen hatte, lud er zum Essen in sein Haus ein. Um seinen Tisch versammelten sich die höchsten Autoritäten des Vatikans, um ihre ausländischen Kollegen zu treffen. Beim Abschied reichte er ihnen das Gästebuch, in das sie sich eintragen sollten und aus dem sie entnehmen konnten, welche illustren Persönlichkeiten ihnen vorangegangen waren. So rückte der entscheidende Tag langsam näher." (S. 106) 4. Nimmt man nun die öffentlichen Stellungnahmen des ehemaligen Apostolischen Visitators der Diözese St. Pölten Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng her, wird man die Vermutung nicht ganz von der Hand weisen können, daß möglicherweise etwas Ähnliches im Begriffe war, sich in einer Diözese anzubahnen, vielleicht in abgeschwächter Form. Das, was der Kirche und ihrer Glaubwürdigkeit tatsächlich schwer schadet, ist nämlich klar zu kennzeichnen: es ist der homosexuell motivierte Karrierismus. Wenn dieser Karrierismus dann zudem getragen ist von einem eiskalten Menschenschlag, der gutmütige und naive und fromme Menschen vor seine Interessen spannt und alle gegeneinander ausspielt, um schließlich über potentielle Leichen hinweg brutal die vorgenommenen Karriereziele sowie geplanten Abservierungen unliebsamer Menschenkenner zu erreichen, dann ist akuter Handlungsbedarf für jeden regierenden Bischof gegeben. Dabei geht es nicht mehr um die veralteten Etiketten "konservativ" oder "progressiv", sondern es geht um die Sache. Klar ist aber, daß sich die Paarung "vorgeblich konservativ" / "homosexuell praktizierend" besonders ärgerniserregend auswirkt, als ja gleichzeitig auf Bedarf formal vorgegeben wird, daß man der unveränderlichen Sittenlehre der Kirche anhänge, welche aber im übrigen - Gott sei Dank! - ihre Position auf Basis des für den Menschen spezifisch geltenden Naturgesetzes gegenüber der zu verurteilenden praktizierten Homosexualität auch niemals ändern wird. Klar ist im übrigen auch, daß sich homosexuell tendierende Kleriker besonders schwer tun werden, diese Lehre der Kirche zu verkünden. Somit haben wir das gefährlichste Phänomen bei der Unterwanderungsstrategie gekennzeichnet: den eiskalt berechnenden homosexuellen Karrierismus. Wie oft haben wir es in den Priesterseminarien außerdem erlebt, daß unschuldige Kandidaten mit dem falschen Vorwurf der Homosexualität angepatzt wurden von Leuten, die damit nur in diabolischer Weise von den eigenen Tendenzen ablenken wollten, um also ehrlich um Reinheit bemühte Seminaristen als zukünftige potentielle Karrierekonkurrenten ein für allemal loszuwerden. Denn nicht selten sind jene, die sich Tag für Tag nur um angeblich homosexuelle Gesten ihrer Conseminaristen "kümmern", selbst mit schweren psychischen Problemen eben auf besagtem Gebiet versehen. Besonders gefährdet von der Unterwanderung aus dem homosexuell-karrieristischen Lager sind zweifellos selbsternannte oder auch kirchlich approbierte "konservative" Kreise. Und ärgerniserregend ist es dann zudem, wenn homosexuelle Cliquen zu ihrem äußeren Erkennungs- und gleichzeitigen Verbergungszeichen das hochklerikale Auftreten im äußeren Gewand wählen. Darum ist es angesichts der vorliegenden Krise, die auch durch homosexuelle Unterwanderung mitverursacht scheint, besser, in den gewöhnlichen Priesterseminarien darauf zu bestehen, klerikales Gewand im äußeren nichtliturgischen Bereich erst ab der Diakonatsweihe zuzulassen. 5. Die zweite gefährliche Gruppe ist dann jene, die bewußte Propaganda für praktizierte Homosexualität betreibt, meist eher dem "progressiven Lager" zugerechnet. Es werden offenbar sogar Netzwerke gebildet, um homosexuelle Partnerschaften psychisch abzusichern gegen Angriffe korrekter Anzeiger und lästiger Bischöfe, die doch Anfragen hätten. Die ungefährlichste Gruppe ist dann jene, die sich nicht verbindet, sondern es sind Einzelkämpfer, die durch mangelnde Menschenkenntnis oder sogar ganz bewußt von Bischöfen, Äbten und Regenten zum Weihealtar durchgelassen wurden, die aber ehrlich sagten, daß sie ihre Tendenzen nie an die große Glocke hängen würden, sondern wirklich mit allen Gnadenmitteln der Kirche den Weg bewußter zölibatärer Keuschheit unter Inkaufnahme von Opfern gehen wollten. Solche durchgekommenen Priester brauchen besonders die begleitende Seelsorge ihres geistlichen Vaters, des eigenen Diözesanbischofs oder des eigenen Abtes. Denn diesen Einzelkämpfern ist ein über Leichen gehender Karrierismus fremd. Ja mehr noch, sind solche vereinzelte Priester aufzurufen, karrieristischen Gesinnungsgenossen jegliche Solidarität zu entziehen. Denn - dies muß noch nachgereicht werden - von den eiskalten homosexuellen Karrieristen, denen ihr Gewissen aus Gewöhnung nur noch wenig Probleme bereitet, werden all jene homosexuell tendierenden Christen vor den Kopf gestoßen, die sich als einfache Gläubige wirklich und ehrlich um den keuschen Weg mit der Kirche Christi bemühen und nur reine Freundschaften zu pflegen sich vorgenommen haben (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2359). Gefragt ist für alle homosexuell tendierenden Priester auch eine gesunde, am christlichen Menschenbild orientierte Psychotherapie. Im Angesicht des Themas des Beitrages muß hier nicht von jener ganz großen Gruppe an katholischen Priestern gesprochen werden, die als normal tendierende den Zölibat ehrlichen Herzens leben wollen und aus ihm wirklich seelsorgliche Kräfte schöpfen. IV. ZUR FRAGE DER AUFDECKUNG UND DER INDIZIEN. 6. Wenn nun aber ein solcher von eiskalt berechnenden Personen getragener und aufkeimender homosexueller Karrierismus unter Duldung eines regierenden Hierarchen an alle zuständigen kirchlichen Stellen gemeldet oder gar durch säkulare Medien aufgedeckt wird, dann ist vom heutigen Standpunkt allerdings nicht mehr zu sehen, warum jenen, die vermeinen, solches nach bestem Wissen und Gewissen tun zu müssen, besondere Vorwürfe gemacht werden sollen. Denn der im Katechismus der Katholischen Kirche geforderte objektiv gültige bzw. entsprechend wichtige Grund (vgl. Nr. 2477 bzw. Nr. 2491) liegt wohl eindeutig in der Gefährlichkeit des Ausbreitens einer homosexuell-karrieristischen Cliquenwirtschaft, die die Glaubwürdigkeit der Kirche in ihrer Verkündigung massiv schädigt und viele unschuldige nicht-homosexuell tendierende oder diesem Treiben nicht zustimmende Menschen in der Kirche in Schwierigkeiten bringen kann. Das kirchliche Gemeinwohl kann hier einen klaren Vorrang vor der Achtung persönlicher Rechte erhalten (vgl. Katechismus, Nr. 2492). Ja, es ist überhaupt die Frage zu stellen, ob homosexuell praktizierende öffentliche Personen für ihr Sexualleben jene Intimsphäre anrufen können, die im Grunde nur dem im gültigen Ehebund verbundenem Mann und seiner Frau kraft ihrer konsensmäßig übertragenen "Gemeinschaft des ganzen Lebens" (vgl. can. 1055 CIC 1983) und kraft des darin unter anderem enthaltenen "ius in corpus" (vgl. can. 1081 § 2 CIC 1917) im Vollsinn zusteht. Zweifellos aber kann es auch ganz schäbige kirchenpolitische Aufdeckungsmotive geben. In anderen Fällen sollten daher die Behörden "die Verletzung der Rechte eines jeden auf seinen guten Ruf und auf die Achtung des Privatlebens bestrafen." (Katechismus, Nr. 2498) Dann bemißt sich eine Gewissenspflicht der notwendigen Wiedergutmachung nach der Größe des verursachten Schadens (vgl. Katechismus, Nr. 2487). Im sogenannten Fall St. Pölten könnte zu all diesen Fragen präzise wohl nur der ehemalige Apostolische Visitator der Diözese kompetent Stellung nehmen bzw. scheinen sich darum offenbar direkt oder indirekt staatliche Gerichte zu kümmern, was nach menschlichem Ermessen leider zu weiteren Ärgernissen führen wird. 7. Damit aber sind wir schon bei der Verwechslungsmöglichkeit (angeblich) homosexueller Kennzeichen oder Indizien angelangt. Wie schon zuvor angedeutet, gibt es offenbar Menschen, deren Gedanken derart fixiert sind, daß sie in alle möglichen Gesten sofort und fast schon paranoid Homosexualität vermuten. Nun müssen wir aber sagen, daß es auch anderes zweckgebundenes Körper-Interesse gibt, das nicht als homosexuell gekennzeichnet werden kann. So wird beispielsweise die Krankenpflege wohl kaum einem solchen Generalverdacht ausgesetzt sein. Aber auch im gemeinschaftlich ausgeübten Sport wird man den Generalverdacht zurückweisen müssen, selbst im Falle des wettkampfmäßigen Bodybuilding-Trainings. Auch wenn man nicht genau versteht, welches Ehe-Verständnis der austro-kalifornische Schauspieler und Gouverneur Arnold Schwarzenegger eigentlich hat, so sind seine Bemerkungen aus dem Jahr 1977 zu der ganzen Thematik doch ehrlich und bemerkenswert. "Haben Sie einen Trainingspartner?" Arnold: "Ja. Er hilft beim Durchhalten während der Schmerzphasen. Die Beziehung zwischen den beiden ist sehr eng - tatsächlich enger als in den meisten Ehen - er muß verstehen, wenn Du versuchst, aufzugeben, aber auch, wenn Du wirklich die Gewichter loslassen solltest. Er schaut auf Deinen Körper so, wie wenn es sein eigener wäre (...) der Prozentsatz an Homosexuellen ist wahrscheinlich derselbe wie überall. Die meisten Bodybuilder sind normale Männer von der Straße, auch wenn viele nicht ernsthaft genug sind." "Sind Sie nicht davon unangenehm berührt, daß Sie beim Training in so engem Kontakt mit Männern sind?" Arnold: "Überhaupt nicht. Als ich im Alter von 14 Jahren Fußball spielte, war das erste, was wir vor dem Betreten des Feldes taten, daß wir uns gegenseitig auf die Oberschenkel stiegen und die Beine massierten ... niemand von uns hatte auch nur einen Gedanken, homosexuell zu sein ... Männer sollten sich nicht wie Schwule fühlen, nur weil sie einen schön aussehenden Körper haben wollen." Klar ist aber: Seminaristen und Priester sind weder Bodybuilder noch Profifußballer, aber auch keine herausstechenden Arnolds. Der Priester hat größere Vorsicht walten zu lassen, er darf sich keines Verdachtes aussetzen, ohne aber irgendeinem paranoiden Wahn zu verfallen. Man wird trotzdem von gewissenhaften Anzeigern bei kirchlichen Behörden keine sogenannten direkten oder primären Beweise bei homosexueller Verdächtigung verlangen können. Es genügt eine ausreichende Anzahl sekundärer Indizien. Denn so oft werden Täter nicht in flagranti im Bett oder sonstwo erwischt, und alles nur damit zurückzuweisen, weil man nicht bei homosexuellen Andeutungen und Handlungen gesehen wurde, kann nicht als ausreichende Basis der Verteidigung des Klerus vor der homosexuellen Unterwanderung angesehen werden. Es genügt daher beispielsweise schon, wenn ein älterer Priester offen darüber spricht, in einer "glücklichen Beziehung" mit einem wesentlich jüngerem Seminaristen zu stehen. Und händchenhaltende Männer, die intensive Zungenküsse austauschen, sind in keinem geistlichen Haus tragbar: überhaupt muß alles mit Strenge ferngehalten werden, was unter Männern in ähnlicher Weise absolut unüblich ist und tatsächlich einem sogenannt femininen Getue gleichkommt. Es gibt auch eine falsche homosexuelle Sensibilität. Daher ist zweckgebundenes Körperinteresse im Sport oder bei der Krankenpflege streng zu unterscheiden von einem sündhaft-lustbetonten Körperinteresse zwischen Männern. Im Priesterseminar muß es daher auch eine minimale Normal-Körperausbildung geben können: Sport im gesunden Maß hat noch kaum jemandem geschadet. Dafür kann exemplarisch und vorbildhaft der Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, gelten, der nun schon zum neunten Mal das Deutsche Sportabzeichen in Gold erkämpfte und zu diesem Anlaß u. a. meinte, daß gerade die Kirche dafür sorgen müsse, daß Phänomene wie Fettleibigkeit, Diabetes, Herzinfarkte und Kreislaufbeschwerden aufgrund von ungesundem Lebenswandel so wenig wie möglich vorkämen. V. VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT: HEILUNG UND WAHRE SUBLIMIERUNG. 8. Die Sünde praktizierter Homosexualität kann im Bußsakrament vergeben werden. Für Kleriker, die mit solchen Sünden bzw. klar homosexuellem Verhalten aufgefallen sind, kann es aber zum Wohle der Kirche keine fortgesetzte Karriere geben. Dies muß Konsens sein bei allen höhergestellten Verantwortungsträgern. Man wird zweifellos jenen Mut beim gerechten Kampf gegen Homosexuellencliquen in der Kirche fordern müssen, den Gustaaf Kardinal Joos angesprochen hat: "Wenn diese kommen, um vor meiner Tür zu protestieren, ist mir das egal. Ich werde die Tür sowieso nicht öffnen (..) Angst vor den Medien? Das dauert doch nur eine Woche, dann haben die schon wieder eine neue Sensation. Eine Woche haben Sie Ärger, dann ist es vorbei." Angst ist ein schlechter Ratgeber: wer Angst hat vor der oder einigen Homocliquen in der Katholischen Kirche, wird noch mehr Angst haben vor den Homocliquen in der Gesellschaft. Nein, in den eigenen Reihen muß der Kampf auf Basis von Gerechtigkeit und christlicher Liebe beginnen. Homosexueller Karrierismus ist ein Wurzelübel und muß vom Ansatz her bekämpft werden. Hier sind Bischöfe, Äbte, Regenten, aber auch einzelne Gläubige gefordert. Wir dürfen nicht zuschauen, sondern müssen so wie im Falle der Häresie handeln: aufzeigen und anzeigen, nach Möglichkeit unter Nutzung aller innerkirchlichen Möglichkeiten. Der Heilige Vater Johannes Paul II. sagte am 6. August 1993 in der Moralenzyklika Veritatis splendor ("Glanz der Wahrheit", Nr. 26) ganz klar: "Die Einheit der Kirche wird nicht nur von den Christen verletzt, die die Glaubenswahrheiten ablehnen oder verzerren, sondern auch von jenen, die die sittlichen Verpflichtungen verkennen, zu denen sie das Evangelium aufruft (vgl. 1 Kor 5,9 - 13)." 9. Es kann nicht unterbleiben, hier noch eine kirchenhistorische Frage mit pastoralen und juridischen Aspekten zu stellen. Wer hatte nun recht: der von einigen in seiner totalen Apologetik über Jahre hinweg bewunderte Diözesanbischof em. Dr. Kurt Krenn oder die vier Bischöfe Christoph Kardinal Schönborn, Alt-Erzbischof Dr. Georg Eder, Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari und Alt-Diözesanbischof Johann Weber mit ihrer Erklärung vom 27. Februar 1998, daß die damals während eines längeren Zeitraumes erhobenen Vorwürfe gegen Hans Hermann Kardinal Groër im wesentlichen zutreffend gewesen wären? Wird man auch sagen müssen, daß juridisch zu einer solchen Erklärung offenbar keine Vollmachten vorgelegen waren, wird man andererseits die Situation der damaligen pastoralen Ausweglosigkeit berücksichtigen müssen. Denn die totale Dauerverteidigung des Kardinals durch Bischof Krenn ist ebenso kritisch zu hinterfragen: war diese Loyalität wirklich richtig? Sah sich Bischof Krenn immer schon und bis zuletzt von einer solchermaßen verstandenen Loyalität gegenüber Mitarbeitern höheren und niedrigeren Ranges verpflichtet? Kann man wirklich alle indiziengestützten Vorwürfe einfach mit der vielzitierten "Unschuldsvermutung" hinwegbügeln? Hatte nicht doch die im Jahre 1993 in der Diözese St. Pölten zur Verteidigung gegen ungerechte Angriffe auf Bischof Krenn von Eberhard Wagner und Freunden gegründete Plattform "Gelebter Glaube" recht, als sie trotz des Wissens um das eigentümlich anmutende Loyalitätsverständnis Bischof Krenns kurz nach Ausbruch der Medienkampagne gegen Kardinal Groër mutig und nach heutigem Urteil vorausschauend formulierte: "Warum schweigt der Kardinal? Mit wachsendem Befremden reagiert die Plattform 'Gelebter Glaube' aus der Diözese St. Pölten auf die Vorgänge um Se. Em. Kardinal Groër. Zwar ist es bedauernswert, daß die Intimsphäre des Einzelnen vom Gesetz schon lange nicht mehr effizient geschützt wird, aber es ist auch zu wenig, angesichts der Existenz der Medien deren Eigengesetzlichkeit zu beklagen. Vergleiche mit dem Schweigen Jesu sind dann zulässig, wenn die Vorwürfe unwahr sind. Dazu würde ein Wort der Bestreitung genügen. Der Schaden allerdings, der der Kirche ERST JETZT zugefügt würde, wenn sie die Vorwürfe angesichts derartiger Solidarisierungswellen (mit Kardinal Groër, Anm. v. Verf.) als wahr erwiesen, ist gar nicht zu ermessen. Und man hört schon das Säbelrasseln. Es ist grundweg naiv von der Bevölkerung zu verlangen, die Unschuld des Kardinals einfachhin anzunehmen, wo es doch so viele Menschen gibt, die von dergestalten Fehlleistungen von Gottesmännern WISSEN. Da sollte die Bereitschaft der Menschen dieses Landes, zu verzeihen, nicht unterschätzt werden! Es ist aber keine moralische Untat, in diesem Punkt eine klare Sprache zu verlangen. Falsches 'Mauermachen' kann hier UNABSEHBAREN Schaden erzeugen und die Glaubwürdigkeit der Kirche als 'Leib Christi' katastrophal schädigen. Kardinäle sind KEINE 'gewöhnlichen' Menschen. Stattdessen sollten diese Vorwürfe von den Verantwortlichen zum Anlaß genommen werden, Sittlichkeit bei ihnen unterstellten Klerikern energisch einzufordern und offenkundigen Mißständen wirksam entgegenzutreten. Das Volk hat ein Recht auf sittlichen Lebenswandel der Priester als Stellvertreter Christi, die durch ihr Leben ein Zeugnis von der Wahrheit geben müssen!" Insider wissen, daß der damalige Diözesansekretär für die Katholische Männerbewegung in St. Pölten, Eberhard Wagner, eben wegen dieses kritischen selbstdenkerischen Mutes und anderer offenbar vorgeschobener Gründe seinen Arbeitsplatz trotz bestehender Großfamilie bald verloren hatte. Dies aber hätte nicht passieren dürfen. Ähnlich ungut mutete es in den letzten Monaten an, als offenbar Hauptverdächtige und Bündnisgenossen versuchten, den Sex-Skandal in St. Pölten (Originalworte des Visitators vom 12. August 2004: "pornographische Bilder geradezu 'suchtartig' geladen", "aktive homophile Beziehungen") in einen angeblichen Skandal von Verdächtigen umzuinterpretieren, die den (bösen!) säkularen Medien Informationen gegeben hätten. Wobei tatsächlich weltweit nur wenige Journalisten wirklich den "kirchlichen Durchblick" haben und immer die Gefahr droht, daß Vermutungen und Halbwahrheiten zu einem skandalträchtig aufbereiteten "Supergau" hingebogen werden. Aber dies gehört eben leider auch zur fast unvermeidlichen Eigengesetzlichkeit des nicht all zu oft vom Naturrecht getragenen medialen Handelns. 10. Was aber gibt es noch Heilendes zu sagen und zu empfehlen? Ich verweise auf das wertvolle geistliche Büchlein des Sprachphilosophen und Theologen Prof. Dr. Heinrich Reinhardt "Verwandlung der Sinne. Fünf Wege zu Gott" (1992), in welchem der Autor zur Verwandlung des Tastsinnes folgendes schrieb: "Eine sinnvolle und moralisch saubere neue Kultur des Tastens, d. h. eine Rückführung des menschlichen Getasts in seine normale, naturgemäße Rolle, ist angesichts der durchgehenden Sexualisierung unseres Lebens allerdings schwer zu erreichen. Wir haben uns nur daran gewöhnt, doch wir sollten uns nicht täuschen - dadurch, daß unsittliche Lebensformen wie 'Ehen ohne Trauschein' (= ohne persönliche Verantwortung), 'Ehen zu dritt', Homosexualität usw. bereits widerspruchslos hingenommen werden, daß in der unseligen 'Sexualerziehung' bereits die kleinen Schulkinder (vielerorts in eigens dafür gebauten Klassenzimmern) eine zügellosen Ausprobier-Pädagogik mit Sexspielen und praktischer Einführung in Verhütungsmittel ausgeliefert werden, daß private Fernsehstationen, die ausschließlich auf Schmutz- und Schundfilme spezialisiert sind, bereits vom Staat geduldet werden usw. - durch all dies ist die natürliche Scham nach wie vor schwersten Angriffen ausgesetzt. Intimste, schutzbedürftigste Bereiche des Menschseins sind also in unserer Zivilisation längst zu einer Maschine degradiert, die jeder 'bedienen können' muß und deren Beherrschung staatlich geprüft werden darf. Wir merken es schon gar nicht, daß unsere Gewissen in Fragen des Geschlechtlichen tief gestört sind. Angesichts dessen scheint es fast aussichtslos, unbefangen eine neue Kultur des Tastens aufzubauen oder nur zu fordern. Muß nicht alles, was wir in dieser Richtung tun, als neue Verführung zur Sünde verstanden werden? Kann man hier überhaupt noch unbefangen sein? - Trotz allem Anschein sage ich: Ja, man kann auch heute noch (oder wieder) in diesen Dingen unbefangen sein. Zugunsten dieser Behauptung führe ich dreierlei an: ein Beispiel (die selige Mutter Theresa, Anm. v. Verf.), ein Vorbild (die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, Anm. v. Verf.) und ein äußerst brauchbares Hilfsmittel (der heilige Rosenkranz, aber auch das Weihwasser und die Reliquien, Anm. v. Verf.)" (S. 60 ff.) Dies kann hier nicht mehr ausgefaltet werden und möge ein Anreiz sein, die christliche Verwandlung aller fünf Sinne bei Heinrich Reinhardt nachzulesen. 11. Welcher Gedanke soll diese sicherlich teils gewagten und fehlbaren Analysen meines Beitrages abschließen? In den letzten Wochen war auch ab und zu die Rede vom katholischen Priester als einem Ersatz-Vater. Soferne eine solche These nicht einer Verbrämung eines homosexuellen Verhältnisses (mit Vorliebe für jüngere Männer) oder gar eines pädophilen Verhältnisses dient, muß heute gesagt sein: tatsächlich ist der Priester als quasi-universaler Ersatz-Vater gerade im Angesicht so vieler zerstörter Familien unverzichtbarer denn je. Nicht zufällig zitierte der große österreichische Sozialethiker und Priester Johannes Messner bereits 1952 in dem Gott sei Dank endlich wieder (2002) neu erschienenen Werk "Widersprüche in der menschlichen Existenz. Tatsachen, Verhängnisse, Hoffnungen" aus "Male and Female" von Margaret Mead: "Etwas vom Wichtigsten, was das menschliche Kind zu lernen hat, ist, ein Vollglied des eigenen Geschlechts zu sein und zugleich die volle Beziehung zum anderen Geschlecht zu finden. Das zu lernen, ist nicht leicht und erfordert, um Wirklichkeit zu werden, die dauernde Gegenwart eines Vaters und einer Mutter. Wenn das Kind wissen will, wie es einmal ein Kind in seinen Armen halten soll, muß es selbst so getragen worden sein, und wenn es wissen will, wie das andere Geschlecht ein Kind hält, muß es von beiden Eltern getragen worden sein." (S. 122 f.) Überhaupt wird man die "Widersprüche in der menschlichen Existenz" mit den wertvollen und fast zeitlosen Anmerkungen Johannes Messners zum Zölibat bzw. zur Sublimierung des Geschlechtstriebes in jede gesunde Priesterausbildung hineinreklamieren müssen: "Wir haben eben gesehen, daß die Befriedigung des Geschlechtstriebes weder zur biologischen noch zu psychischen Existenzerfüllung unbedingt notwendig ist (...) Wer die wirkliche Sublimierung unter freiwilligem Verzicht auf die geschlechtsbedingte Liebe unternehmen will, kann dies nur in der Hoffnung tun, daß ihm solche Kräfte verfügbar sein werden (die der Gewalt des Geschlechtstriebes gleichkommen, Anm. v. Verf.). Ob diese Hoffnung begründet ist, hängt in mehrfacher Hinsicht von ihm selbst ab. Erstens, er wird zu prüfen haben, wie groß der Aufwand solcher Kräfte für ihn persönlich sein wird; denn die einzelnen sehen sich einer sehr verschieden starken Macht des Geschlechtstriebes und des Dranges nach geschlechtsbedingter Liebe gegenüber, bedürfen daher verschieden großer Kraftreserven für deren Sublimierung. Zweitens, er muß Ziele vor sich sehen, die es ihm wert sind, daß er ihnen ein Vollmaß solcher Kräfte widmet. Drittens, er muß bereit sein, nicht nur das Opfer der Enthaltsamkeit zu bringen, sondern auch durch Selbstdisziplin jene Kräfte wach zu erhalten und zu steigern, da der Geschlechtstrieb dauernd seine Ansprüche auf unmittelbare Erfüllung anmelden wird. Das erfordert den konzentrierten Einsatz der ganzen Persönlichkeit des Menschen (...) Ziel ist dabei, wie schon betont, nicht die Entsagung als solche, sondern die Erlangung jenes Vollmaßes von Kräften der Persönlichkeit, durch die das Optimum der Sublimierung bedingt ist (...) Sublimierung ist nicht ein einmaliger Umschaltvorgang, sondern ein Prozeß, der dauernd gelebt werden muß und in jedem Stadium der Existenzerfüllung eine neue Aufgabe wird, eben weil der Geschlechtstrieb ein so nachhaltiges Element der physisch-psychischen Triebkonstitution des Menschen bildet. Wirkliche Sublimierung erfordert daher ein erhöhtes Maß von Selbstdisziplin." (S. 76 ff.) Die Sublimierung als Ausbalancierung auf höherer Ebene nach Johannes Messner kann nicht durch bloßes Moralisieren erreicht werden, sondern durch das Hineinwachsen in die das Geschlechtliche überhöhende Welt echter Werte und kulturell wertvoller Interessen. Natürliches und übernatürliches Fundament für eine mögliche erfolgreiche Sublimierung bei jedem einzelnen Weihekandidaten zu erkennen und zu bewerten, wird auch in Zukunft eine fundamentale Aufgabe aller Verantwortlichen der Priesterausbildung sein. Ich behaupte, daß die Zugrundelegung des wirklichkeitsnahen Ansatzes des Dieners Gottes Johannes Messner im Werk "Widersprüche in der menschlichen Existenz" dem Priesterausbildner entscheidend dazu verhelfen kann, Gesundes vom Ungesunden zu unterscheiden und sowohl Perversion als auch Neurosenbildung weitgehend hintanzuhalten. Dann werden wir mit Gottes Hilfe auch der Gefahr homosexueller Unterwanderung des Klerus glaubwürdig, erfolgreich und stetig entgegentreten können. Herzlichen Gruß von Dr. Alexander PYTLIK Padre Alex P. S. Der Kommentar findet sich auch bei http://www.kath.net/detail.php?id=8779 und wurde ein Jahr später in seiner inhaltlichen Richtigkeit durch die vatikanische Instruktion über die Kriterien zur Berufsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen bestätigt: hier daher der verwandte Nachfolgekommentar (zur Homosexuellen-Instruktion der römischen Kongregation für das Katholische Bildungswesen)! Saturday, October 16. 2004
BEGRÜSSUNG DES NEUEN ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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13:28
Comments (0) Trackback (1) BEGRÜSSUNG DES NEUEN DIÖZESANBISCHOFS KLAUS KÜNG AM 28. NOVEMBER 2004
Am 1. Adventsonntag, dem 28. November 2004, wird im St. Pöltner Dom um 15 Uhr ein festliches Pontifikalamt mit Seiner Exzellenz, dem neuen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, zelebriert werden, um Gott für den neuen Bischof zu bitten und für seine Einsetzung zu danken. In einem Interview antwortete Bischof Küng auf die Fragen der NÖN bzw. der Kirchenzeitung:
"Die Reaktionen auf Ihre Bestellung, zumindest die, die öffentlich zu lesen und zu hören waren, waren abwartend bis teilweise durchaus kritisch. Waren Sie enttäuscht?" Eigentlich wäre ich überrascht, wenn alle so jubeln würden. Ich glaube sogar, daß Applaus für Bischöfe gefährlich sein kann. Im übrigen, mir scheint der Blick auf Christus, der Blick auf Gott wichtig zu sein. In unserer Zeit, in der der praktische Materialismus und der Hedonismus sehr stark dominieren, zum Teil auch in die Kirche eingedrungen sind, ist es nicht verwunderlich, wenn jeder, der jetzt versucht, dem Evangelium - ich würde es einmal so sagen - ohne Abstriche zu entsprechen, aneckt. Christus ist da auch angeeckt. Ich sehe da schon auch meine Aufgabe. Ich bin kein Politiker, sondern ich bin ein katholischer Bischof. "Fast drei Monate lang haben Sie als Apostolischer Visitator die Diözese St. Pölten unter die Lupe genommen. Wo sehen Sie heute die größten Herausforderungen?" Das allerdringlichste ist, einen Prozeß der Versöhnung und der Einigung auf den Weg zu bringen. Es ist erforderlich, die sicherlich vorhandenen sehr unterschiedlichen Kräfte soweit als möglich zu sammeln, damit wir als Kirche den Herausforderungen der Zeit, die sich in St. Pölten genauso wie überall stellen, gerecht werden und die Botschaft Jesu glaubwürdig verkünden und leben. Eine besonders schwierige, aber für die Diözese ganz wichtige Aufgabe sehe ich darin, im Priesterseminar einen guten Neubeginn zustande zu bringen. "Wissen Sie schon, wie es mit dem Priesterseminar und der Hochschule weitergehen wird?" Nach der Schließung des Seminars im Sommer wurde eine Kommission eingesetzt, die mit allen Priesteramtskandidaten Aufnahmegespräche geführt hat. Wir hatten ursprünglich die Absicht, mit den verbliebenen Seminaristen im Herbst einen provisorischen Betrieb aufzunehmen. Die römische Kongregation aber meinte, dass dies verfrüht wäre. So bleibt in diesem Studienjahr das Seminar geschlossen und wir werden uns bemühen, einen guten Neuanfang vorzubereiten und dafür auch ein entsprechendes Führungsteam zu finden. Die aufgenommenen Kandidaten werden auf Priesterseminare anderer Diözesen oder Klöster verteilt und die Ausbildung fortsetzen. Einige Kandidaten, die vorerst nicht aufgenommen wurden, weil bei ihnen noch wichtige Klärungs- und Reifungsschritte nötig sind, haben die Möglichkeit, sich nach einem Jahr noch einmal zu bewerben. Während dieser Zeit sollen sie mit einer guten geistlichen Begleitung ihren Weg klären. Die theologische Hochschule geht weiter. Aber auch hier wollen wir in Absprache mit Rom Reformschritte setzen, was die Struktur und das Profil angeht. "Warum glauben Sie, ist diese Resignation in der Diözese St. Pölten entstanden?" Das hat mehrere Gründe. Ein Grund ist die an sich nicht leichte Frage der Eingliederung von Priestern von außen, Gemeinschaften von außen. Das, was ich manchmal Transplantation nenne, Transplantation von einem Land in ein anderes, ist vor allem, wenn die Unterschiede in der Mentalität, in der Kultur, im Entwicklungsstand eines Landes groß sind. Wenn dann noch die sprachliche Barriere dazukommt, dann ist das nicht einfach. Da braucht es Zeit. Das ist ein Punkt, wo ich sehe, dass manche überhaupt nicht integriert sind. "Der Pastoraltheologe Peter Hofer hat im Kirchenblatt Vorarlberg gemeint, es hat Einflüsterer und Zuträger in St. Pölten gegeben, die sich eine Generalkompetenz angemaßt haben, und es habe ein Klima der Angst und des Mißtrauens geherrscht, das ihn an die Schlußphase des DDR-Regimes erinnert hat. Wie haben Sie das empfunden?" Das wage ich nicht zu beurteilen, aber diese Gefahr scheint mir gerade im kirchlichen Bereich des öfteren zu bestehen, dass man nicht Miteinander, sondern übereinander redet. Oder nicht direkt. Oft wäre es viel besser, wenn wir einander das, was man jetzt auch als schwierig, falsch oder unpassend sieht, einander sagen könnte. Und nicht nur über die Ecken. Das ist das eine. Und das andere. Wir müssen auch das Positive wahrnehmen. "Exzellenz, Sie werden oft als konservativ bezeichnet." Ich halte diese Einteilung und Abstempelung von konservativ und progressiv für falsch. Ich habe sie nie gemocht. Nicht nur, weil das manchmal Schlagwörter sind, um eben jemanden zu erledigen oder auf die Seite zu stellen und gar nicht zuzuhören, sondern weil es Bereiche gibt, in denen man den Mut haben muß, manchmal ganz etwas Neues zu versuchen und man das auch tun darf. Andere Bereiche dagegen unbedingt festzuhalten sind, weil es sich um Glaubensfragen handelt oder eben tatsächlich sittliche Gebote, die wir nicht ändern können. Darum gibt es Dinge, wo man unbedingt konservativ - wenn Sie diese Terminologie wollen - unbedingt bewahrend sein muß. "Was glauben Sie, welche Erwartungshaltung haben die Menschen in der Diözese St. Pölten?" Ich fürchte, daß sie eine im gewissen Sinne zu große haben oder vielleicht eine falsche. Denn, wenn man von einem Menschen erwarten würde, der wird jetzt alles lösen, oder, wenn ich meinen würde, jetzt komme ich und mache das und das und das - das ist von meiner Auffassung her falsch. Die Erwartungen, die müssen wir auf Gott, auf Christus legen. Und dann müssen wir gemeinsam versuchen, auf ihn hinzuschauen. Und auch gegenseitig zuhören. Wenn wir das tun, dann können die Erwartungen nicht hoch genug sein. "Mit welchem Konzept gehen Sie jetzt in die Diözese St. Pölten? Welche Prioritäten werden Sie setzen?" Ich meine, ich muß jetzt einmal mit dem 1 x 1 rangehen. Die logischen Schritte setzen, die man nicht überspringen kann. Ich brauche Mitarbeiter, einen Schreibtisch, ich brauche nicht viel, aber einiges ist notwendig. Dann, so glaube ich, gibt es eine ganze Reihe von Fragen, die schon auf eine Klärung warten. Ich habe mir eine ganze Evidenzliste - das ist jetzt vielleicht ein kleines Geheimnis, das ich verrate - zusammengeschrieben. Nicht, weil ich meinte, daß ich Bischof werde. Ich hatte gedacht, gut, wenn man den Bischof weiß, dann bekommt er die Liste. Jetzt muß ich damit arbeiten. Man soll nicht unbedingt nur über Bischof Krenn diskutieren oder über, ich weiß nicht welche Probleme, sondern, die Dinge angehen. Ich habe da kein Rezept, wo man sagt: Jetzt macht man das, das oder das. Das wäre eine Illusion. Und in seinem ersten Hirtenbrief an die Christgläubigen der Diözese St. Pölten schreibt der hochwürdigste Oberhirte: Liebe Gläubige! Seit wenigen Tagen bin ich nun Bischof von St. Pölten. Ich war immer der Meinung, dass ein Apostolischer Visitator kommt und nach getaner Arbeit wieder weg geht. Der Heilige Vater hat anders entschieden. Ich muß gestehen, dass das für mich etwas plötzlich gekommen ist, dass mir der Abschied aus der Diözese Feldkirch, meiner Heimat, nicht leicht fällt und auch noch nicht vollzogen ist, jedenfalls nicht ganz. Da ich nun aber hier bin, bitte ich euch, mich anzunehmen. Die Bestellung zum Diözesanbischof in St. Pölten bedeutet für mich, einen Neuanfang zu versuchen, und mit jedem Tag, den ich hier verbringe, stelle ich mich besser darauf ein und beginne, mich auf das richtige Kennenlernen meiner neuen Diözese und aller ihrer Gläubigen zu freuen. Schon jetzt habe ich bemerkt, dass viel Positives, viel guter Wille, viel Einsatz und vor allem viele liebe Menschen in diesem Land sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich hier bald zu Hause sein werde. Gleichzeitig kann ich nicht verbergen, dass mir auch ein wenig bange ums Herz ist. Viele Gläubige hegen jetzt große Erwartungen. Mit Respekt schaue ich auf die Bemühungen, auch auf die Schwierigkeiten meiner Vorgänger. Der Heilige Vater hat die Rücktritte von Bischof Kurt und Weihbischof Heinrich angenommen. Für alles, was sie an Gutem gewirkt haben, gebührt ihnen Dank und Anerkennung. Die Diözese St. Pölten hat eine lange und bewegte Geschichte. Eine außerordentlich reiche religiöse Kultur ist hier entstanden und der Glaube ist trotz aller Umbrüche unserer Zeit noch immer tief im Volk verwurzelt. Es gibt aber auch einige Schwierigkeiten: viele sind dieselben wie in fast allen europäischen Ländern. Nur gemeinsam, mit dem Einsatz aller können sie überwunden werden. Zunächst möchte ich allem anderen voran in Erinnerung rufen: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn. Es gibt in der Tat auch jetzt eine gut begründete Hoffnung, die tragen kann. Wenn alle den Heiligen Geist herabflehen und für seine Regungen offen sind, wenn sich alle Kräfte einen, die die Kirche lieben, wenn wir das Gespräch suchen und pflegen, auf Gott und aufeinander hören, wenn Versöhnung gelingt, dann kann eine erneuerte, junge Kirche entstehen, und es wird möglich werden zu erfahren, was ER versprochen hat: Seid gewiß, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt! Ich bitte euch alle inständig: Bedenkt, dass auch der Bischof ein Mensch und auf euer Beten, euer Mitdenken und Mittun angewiesen ist. St. Pölten, im Oktober 2004 + DDr. Klaus Küng, Bischof von St. Pölten und Apostolischer Administrator von Feldkirch Friday, October 15. 2004
KARDINAL WEIHTE IN BERLIN IM ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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11:56
Comments (0) Trackback (1) KARDINAL WEIHTE IN BERLIN IM ÜBERLIEFERTEN LATEINISCHEN RITUS
Historische Momente für Deutschland und die katholische Tradition: wie auch in der Berliner Morgenpost nachlesbar, weihte am Samstag, dem 9. Oktober 2004, Seine Eminenz Darío Kardinal Castrillón Hoyos einen Priester und einen Diakon für das am 26. Mai 2004 errichtete Institut St. Philipp Neri im sogenannten tridentinischen Ritus, der dank der Weitsicht des regierenden Heiligen Vaters Papst Johannes Paul II. und des Einsatzes des genannten Kardinals, vieler Bischöfe, Priester und Christgläubigen in der lateinischen Rituskirche der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche wieder zunehmend Heimatrecht besitzt. Es gibt nun auch schon im deutschen Sprachraum mehrere rechtmäßig bestehende katholische Gemeinschaften, die entweder ihren Priestern die Möglichkeit geben, auch den älteren lateinischen Meßritus zu verwenden oder sich überhaupt bewußt zur ausschließlichen Pflege der älteren Bücher berufen sehen wie im Falle der beiden Gesellschaften Apostolischen Lebens, der Priesterbruderschaft St. Petrus und des Institutes St. Philipp Neri. Auf den Seiten des neuen Instituts kann die spannende Geschichte der Errichtung nachgelesen werden. Damit bietet sich für viele Städte die Errichtung weiterer ähnlicher Oratorien in voller Einheit mit dem Heiligen Stuhl an. Für den Kanonisten sind zunächst die auf fünf Jahre ad experimentum approbierten Statuten und das Errichtungsdekret der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei von Interesse. Letzteres sei daher dem Amtsblatt des Erzbistums Berlin, 76. Jg. (Nr. 10 / 1. Oktober 2004) 115, entnommen:
Pastoribus Ecclesiae hodiernis in adiunctis auxilium multiplex opus esse patet, ut in exercendo munere pastoris sollicitos sese praebeant erga omnes christifideles (can. 383 CIC 1983) illisque veritates fidei credendas et moribus applicandas proponere et illustrare (cfr. can. 386 CIC 1983) possint. Licet presbyteri in pastorali sollicitudine maximi illis sint adiutorii, attamen, eorum numero deficiente, onus hoc gravissimum nonnisi coniunctis viribus portare queunt. Ideo de adventu novi subsidii in Ecclesia Berolinensi gaudere opportet: nonnulli profecto clerici in illa urbe vitam communem, sub patrocinio sancti Philippi Neri, ad instar Oratorii gerere sibi proponunt. Archiepiscopus vero Berolinensis, Eminentissimus Dominus Georgius Maximilianus Cardinalis Sterzinsky, laeto animo comunitatem illam in dioecesi sua accipere non tardavit, sicut litteris die 14 februarii 2004 datis patefacit. Indolem specialem huius coetus membrorum, qui se vinctos sentiunt quibusdam antecedentibus formis liturgicis et disciplinaribus traditionis Latinae (Motu proprio Ecclesia Dei n. 5, c) idem Eminentissimus Berolinensis Praesul observandam esse voluit, confidens clericis illis curam pastoralem horum imprimis suae ditionis fidelium, qui aequo modo se vinctos sentiunt traditioni latinae liturgicae. His omnibus bene perpensis, Divino freta auxilio, haec Pontificia Commissio Ecclesia Dei, vigore facultatum sibi a Summo Pontifice IOANNE PAULO II tributarum, audito Praefecto Congregationis pro Institutis Vitae Consacratae et Societatibus Vitae Apostolicae, in civitate Berolinensi, et quidem in ecclesia eique adnexo aedificio sic dicto Sankt-Afra-Stift, uti Soceitatem Vitae Apostolicae iuris pontificii canonice erigit. Item Constitutiones praedicti Instituti, uti exstant in exemplari huic Decreto adnexo, ad quinquennium et ad experimentum approbat. Denique membris huius Instituti privilegium confert celebrandi sacram Liturgiam utendo libris liturgicis - id est Missali Romano, Rituali Romano, et Pontificali Romano quoad Ordines conferendos - anno 1962 vigentibus necnon Officium Divinum recitandi secundum Breviarium Romanum eodem anno editum. Postremo Reverendum Dominum GERALDUM GOESCHE, Sacrae Theologiae Doctorem, primum huius Instituti Praepositum nominat. Contrariis non obstantibus quibuscumque. Datum Romae, ex aedibus Pontificiae Commissionis Ecclesia Dei, in Festo Sancti Philippi Neri, die 26 mensis Maii a. D. MMIV Darius S. R. E. Cardinalis Castrillon Hoyos, Praeses / Camillus Perl, a Secretis Danken wir dem Heiligen Vater und seinen Kardinälen für den guten Weg, der begonnen und nun zum Segen für die Hauptstadt Deutschlands fortgeführt wurde. Euer Padre Alex Monday, October 11. 2004
ANMERKUNGEN ZU PASTORALEN HINWEISEN ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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13:06
Comments (0) Trackbacks (0) ANMERKUNGEN ZU PASTORALEN HINWEISEN DER ERZBISCHÖFE CHRISTOPH KARDINAL SCHÖNBORN UND GERHARD LUDWIG MÜLLER
Die wissenschaftliche Fassung dieses Kurzkommentars ist bereits als PDF-Dokument unter dem Titel Anmerkungen zu neueren pastoralen Hinweisen der Diözesanbischöfe von Wien und Regensburg für wiederverheiratete geschiedene Gläubige abrufbar. Es werden dabei dogmatische, kanonistische, naturrechtliche bzw. rechtsphilosophische sowie pastorale Blickwinkel berücksichtigt.
1. Erfreulicherweise verwehrte sich der Wiener Kardinal-Erzbischof Univ.-Prof. Dr. Christoph Schönborn im ORF ("Offen gesagt" / Thema: "Findet die Kirche Wege aus der Krise?") am 10. Oktober 2004 sehr deutlich gegen den oft geäußerten Vorwurf, die mit dem Zölibat auferlegte Ehelosigkeit führe zu neurotischem Verhalten. Es gebe auch viele allein lebende Menschen, die nicht Priester seien. Hier zu sagen, diese seien alle neurotisch, sei "diskriminierend". Und nach dem Einwurf eines Diskussionsteilnehmers, daß Jesus Christus niemals gesagt habe, daß alle Priester ehelos sein müßten, meinte Kardinal Schönborn: "Jetzt sind wir zum 100. Mal bei der Zölibatsdiskussion. Wir werden in Österreich nicht einen Sonderweg abseits der Weltkirche gehen." Die Vertreter des sogenannten "Kirchenvolksbegehrens" in Österreich würden "Selbstfrustration praktizieren, in dem sie Themen behandeln, die Sache der Weltkirche sind". 2. Andererseits konnte man nicht klar erkennen, was Christoph Kardinal Schönborn mit anderen Worten gemeint haben könnte. Er kündigte nämlich eine Art Bewegung im Umgang mit den "wiederverheirateten Geschiedenen" an. Er habe "in einem sehr dramatischen Moment" - beim Begräbnis von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil - dieses Thema schon angesprochen. Und er wolle diesen Weg weiter gehen. (Damals - am 10. Juli 2004 - sagte der Kardinal wörtlich: "Mit Betroffenheit sehen wir, wie groß heute die Sehnsucht nach dem Gelingen von Beziehungen, die Sehnsucht nach Geborgenheit in Ehe und Familie ist, und wie schwer dieses Gelingen geworden ist. Die Haltung der Kirche in dieser Frage hast Du respektiert, auch wenn es Dir nicht leicht fiel. Es fällt auch der Kirche nicht leicht, den Weg zwischen dem unbedingt notwendigen Schutz für Ehe und Familie einerseits und der ebenso notwendigen Barmherzigkeit mit dem menschlichen Scheitern und Neubeginnen anderseits zu finden. Vielleicht, lieber Freund, ist Dein Tod Anlaß, uns alle gemeinsam um beides zu bemühen, im Wissen, daß beides notwendig und daß beides nicht einfach ist.") Allerdings werde er dies nicht an die große Glocke hängen, "weil ich nicht wünsche, daß das ein großes Medienthema ist". Das sei eine pastorale Frage. 3. Genau darum geht es aber: ist dies nur eine pastorale Frage? Kardinal Schönborn hat vorerst zu wenig präzisiert, was er mit einem neuen Zugang zum Thema der "Wiederverheiratet-Geschiedenen" wirklich meint. Bereits im März 2003 war beispielsweise der Regensburger Diözesanbischof Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller mit konkreten Vorschlägen in bestimmten seltenen Fällen an die Öffentlichkeit getreten. Um aber der Lehre der Katholischen Kirche treu zu bleiben, müssen von allen Amtsträgern folgende Punkte auch in jeglicher pastoralen Bemühung beachtet werden, sodaß sich die Frage stellt, ob Wortmeldungen wie jene genannten (abgesehen von der interpretierbaren Begräbnisansprache des Kardinals) wirklich einen Sinn machen: a) Es darf nicht einmal der Anschein erweckt werden, daß die (kirchliche) Rechtssicherheit und das Bemühen um gute und unauflösliche Ehen nicht mehr an erster Stelle stünden. Im verbindlichen Schreiben der Glaubenskongregation an die Bischöfe über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen vom 14. September 1994 wurde daher schon in der Nr. 3 als kritisches Anlaßbeispiel ausdrücklich der hypothetisierte Fall genannt, in welchem jemand von der Ungültigkeit seiner vorausgehenden Ehe überzeugt wäre, dies aber im äußeren Bereich angeblich nicht aufzeigen könnte. - Bei Ernstnahme nun so mancher aktuellerer Andeutungen und Vorschläge müßte trotzdem jeder Einzelfall genauestens geprüft werden: dies kann ein Nichtkanonist nicht, und dies ist eine Überforderung für den Durchschnittspfarrer. Hier werden im Grunde "Ausnahmesituationen" herbeigeredet, die erst nachgewiesen werden müßten. Es müßte daher gewährleistet bleiben, daß die Beurteilungskompetenz für solche Fälle wiederum dem einzig kompetenten Richter, nämlich dem Bischof vorzutragen sind bzw. seinen von ihm beauftragten Diözesanrichtern. Und selbst ein solcher Vorschlag wäre immer noch ein praktischer Angriff gegen die Unauflöslichkeit der Ehe mit all ihren Konsequenzen. Dann bemühte sich nämlich in Konsequenz kaum mehr jemand um die Ernstnahme kirchengerichtlicher Urteile, die in größten Mühen erarbeitet wurden, und wenn sie negativ wären (also das Eheband als gültig bestätigt würde), behauptete dann (potentiell) jeder, er hätte eine sogenannte "höchste moralische Gewißheit" vom gegenteiligen Zustand. Genau hier hat jedoch die Kongregation für die Glaubenslehre unter anderem im Jahr 1994 angesetzt. b) In bestimmten Theologenkreisen wird die nötige Gläubigkeit der Eheleute überbetont. Wenn diese jedoch nichts ausschließen, was die Naturehe beinhaltet - und selbst wenn sie nicht besonders mit der Kirche lebten - änderte dies gar nichts an der absoluten Unauflöslichkeit einer einmal gültig geschlossenen und vollzogenen Ehe zwischen getauften Christen. Nur weil allgemein die Unauflöslichkeit nicht mehr so ernstgenommen würde, hieße dies noch lange nicht, daß jemand für seine konkrete Ehe dies auch so sehen muß. Meist ist es ganz anders, daß nämlich die konkreten Eheleute für sich ganz klar denken: "Wir wollen immer beisammen bleiben." Allgemeine Ideologien müssen erst nachweislich den Willen derart bestimmt haben, daß ein aktiver Ausschluß der Unauflöslichkeit einer konkreten Ehe bestanden haben könnte. Das Maß der Gültigkeit einer sakramentalen Ehe ist also nicht irgendein charismatischer Tief-Glaube, sondern das normal vorbereitete JA-WORT freiwillig gekommener Menschen, die nichts Wesentliches und auch nicht die Kompetenz der Kirche und Gottes mit aktivem Willen ausschließen. Man merkt sehr stark, daß manche auch sehr geschätzte Theologen in diesem eherechtlichen und naturrechtlichen Bereich nicht wirklich ganz zu Hause zu sein scheinen. Doch auch Bischöfe sind verpflichtet, ihre Gedanken und Schlüsse in Konfrontation mit der gültigen und aus dem Dogma herausfließenden Rechtspraxis der Kirche zu setzen, an die der Papst praktisch jedes Jahr das Gericht der Römischen Rota ganz klar erinnert. Wer hier das irrtumsanfällige "private" forum internum zum plötzlichen und nicht mehr öffentlich kontrollierbaren Maßstab des Kommunionempfanges und konsequenterweise (!) sogar einer potentiellen Wiederheirat macht, der führt die Lehre der Kirche - auch wenn er noch das Gegenteil betont - offenbar doch ad absurdum. c) Es ist sehr interessant, daß die kleinen und großen Abweichungen von der gültigen und irrtumsfreien Glaubens- und Sittenlehre der Kirche mit all ihren Konsequenzen in der Praxis zumeist mit Bezug auf ein angeblich mögliches persönliches Gewissensurteil eines Katholiken (!) begründet werden, welcher den kirchlichen Spruch zwar hört (!), aber trotzdem nicht berücksichtigen möchte, so zum Beispiel mit dem im Recht so nicht beschriebenen Begriff einer "höchsten moralischen Gewißheit", während die kirchlichen Richter für ihr Ehenichtigkeitsurteil "lediglich" eine moralische Gewißheit benötigen. Es geht hier nicht um die Frage, wer was interpretiert, sondern es sind die Konsequenzen aus der Unauflöslichkeit der Ehe zu sehen, weil wir sonst das Wort Christi verraten würden. Das bequeme Sich-Ersparen-Wollen des kirchengerichtlichen Weges oder im Anschluß an einen gerichtlichen Weg das angeblich "höchste moralisch-gewisse" Besserwissen als mehrere Instanzen (vom Papst oder vom Bischof bestellter und ausgebildeter kirchlicher Richter), ist nicht tolerierbar. d) Wenn also ein Bischof schreibt: "Hier kann der Bischof und Priester, denen von Christus die Binde- und Lösegewalt innerhalb des Bußsakramentes anvertraut worden ist, die Erlaubnis zum Kommunionempfang verantworten", befindet er sich doch in direktem Gegensatz zum kirchlichen Lehramt, welches 1994 lediglich in Erinnerung gerufen hat, was weiter gültig sein muß: "Gläubige, die wie in der Ehe mit einer Person zusammenleben, die nicht ihre rechtmäßige Ehegattin oder ihr rechtmäßiger Ehegatte ist, dürfen nicht zur heiligen Kommunion hinzutreten. Im Falle, daß sie dies für möglich hielten, haben die Hirten und Beichtväter wegen der Schwere der Materie und der Forderungen des geistlichen Wohls der betreffenden Personen und des Allgemeinwohls der Kirche die ernste Pflicht, sie zu ermahnen, daß ein solches Gewissensurteil in offenem Gegensatz zur Lehre der Kirche steht. Sie müssen diese Lehre zudem allen ihnen anvertrauten Gläubigen in Erinnerung rufen (...) Die irrige Überzeugung von wiederverheirateten Geschiedenen, zum eucharistischen Tisch hinzutreten zu dürfen, setzt normalerweise voraus, daß dem persönlichen Gewissen die Macht zugeschrieben wird, in letzter Instanz auf der Grundlage der eigenen Überzeugung über das Bestehen oder Nichtbestehen der vorausgehenden Ehe und über den Wert der neuen Verbindung zu entscheiden. Eine solche Auffassung ist jedoch unzulässig (...) Das Gewissensurteil über die eigene eheliche Situation betrifft daher nicht nur die unmittelbare Beziehung zwischen Mensch und Gott, als ob man ohne die kirchliche Vermittlung, die auch die im Gewissen verbindlichen kanonischen Normen einschließt, auskommen könnte. Diesen wichtigen Aspekt nicht zu beachten, würde bedeuten, die Ehe faktisch als Wirklichkeit der Kirche, das heißt als Sakrament, zu leugnen (...) Während die Disziplin der Kirche die ausschließliche Kompetenz der Ehegerichte bezüglich der Prüfung der Gültigkeit der Ehe von Katholiken bekräftigt, bietet sie auch neue Wege, um die Ungültigkeit einer vorausgehenden Verbindung zu beweisen, und zwar mit dem Ziel, jede Abweichung der Wahrheit, die im prozessualen Weg nachweisbar ist, von der objektiven, vom rechten Gewissen erkannten Wahrheit so weit wie möglich auszuschließen. Das Befolgen des Urteils der Kirche und die Beobachtung der geltenden Disziplin bezüglich der Verbindlichkeit der für eine gültige Ehe unter Katholiken notwendigen kanonischen Form ist das, was dem geistlichen Wohl der betroffenen Gläubigen wahrhaft nützt." e) Auch wenn sich eine Partei am kirchengerichtlichen Verfahren nicht beteiligt, heißt dies noch lange nicht, daß eine tatsächliche Ungültigkeit nicht vom Gericht erkannt werden könnte. Wenn jemand wirklich im recht gebildeten und nicht irrenden Gewissen überzeugt ist, daß seine Ehe ungültig sein müßte, dann ist es normalerweise auch möglich, dorthin zu kommen. Jede Partei kann sich zudem einen Anwalt nehmen. Es geht hier nicht nur um Kirchen- oder Prozeßrecht, sondern es geht primär um Naturrecht, und dies ist nicht in unserer Disposition, wenn es um die Unauflöslichkeit geht. Nur dem Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden sind abgesehen von der dogmatisch unantastbaren gültigen und vollzogenen Ehe zwischen Getauften besondere Fälle vorbehalten, die Ehe tatsächlich aufzulösen, was also über die Erkenntnis einer (jeweils immer bestandenen) Nichtigkeit seitens der als kompetent definierten Kirchengerichte hinausginge. Bei bischöflichen Äußerungen muß also letztlich auch darauf geachtet werden, nicht noch mehr jenen katholischen Pfarrern in den Rücken zu fallen, die sich in Treue dem Schutz der Unauflöslichkeit der Ehe verpflichtet haben und pastoral-liebevoll erklärt haben, warum der Kreuzweg des Nichtempfanges der Heiligen Kommunion bzw. der geistlichen Kommunion der bessere sei und es keine Alternativen geben könne, solange nicht die Bereitschaft zum keuschen Leben als Bruder und Schwester gegeben ist. 4. Abschließend ist es zweifellos passend und aktuell, den neu ernannten Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, zu Wort kommen zu lassen. Er sagte dazu, daß die Probleme von Paaren, "die es eben nicht schaffen, nicht dadurch gelöst sind, daß ich ihnen die Kommunion gebe". Die Kirche müsse sich noch viel mehr der Ehevorbereitung und Ehebegleitung widmen und die Stabilität der Ehe fördern: "Entweder ist die Ehe unauflöslich oder nicht. Das ist nicht eine Frage, die ich so oder so beantworten kann, das ist eine Frage des Evangeliums. Diese Menschen sind deswegen nicht von der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen". Eine gute Diskussion und ein gutes Nachdenken wünscht Euch Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik P. S. Der Kommentar findet sich leicht gekürzt auch auf http://www.kath.net/detail.php?id=8658. Die wissenschaftliche Fassung ist bereits als PDF-Dokument unter dem Titel Anmerkungen zu neueren pastoralen Hinweisen der Diözesanbischöfe von Wien und Regensburg für wiederverheiratete geschiedene Gläubige abrufbar. Es werden dabei dogmatische, kanonistische, naturrechtliche bzw. rechtsphilosophische sowie pastorale Blickwinkel berücksichtigt. Außerdem gibt es eine weitere zitierfähige Fassung in der Monatsschrift Theologisches, 34. Jg., Nr. 10/11 (Oktober/November 2004) 583 - 600. |
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