Noch immer wird von manchen die These vertreten, es gäbe keine Gründe für den vom Heiligen Vater erbetenen Rücktritt des St. Pöltener Diözesanbischofs Univ.-Prof. Dr. Kurt Krenn. Genährt wird diese These auch durch Aussagen des emeritierten Diözesanbischofs selbst, der nicht wisse, warum er eigentlich zurücktreten hätte sollen. In Wirklichkeit jedoch ergeben sich aus den Pressekonferenzen, Presseaussendungen und Interviews mit dem einstmaligen Apostolischen Visitator und nunmehr regierenden neuen Diözesanbischof, Dr. Dr. Klaus Küng, klare Anhaltspunkte, warum der Rücktritt von Bischof Krenn doch notwendig erschien. Um also jeglichen Dolchstoßlegenden und anderen Gerüchten entgegenzutreten, seien diese offensichtlichen Rücktrittsgründe mit den Worten von Bischof Küng zusammengestellt:
1. (12. August 2004) "Im Priesterseminar der Diözese St. Pölten wurde in den letzten Jahren zu wenig auf die erforderlichen Auswahlkriterien geachtet."
2. (12. August 2004) "Leider hat es auch schwerwiegende Fehlentwicklungen gegeben: dies wurde spätestens durch die pornographischen Bilder deutlich, die von einigen Seminaristen geradezu 'suchtartig' aus dem Internet geladen wurden."
3. (12. August 2004) "Sehr schmerzhaft war es für mich festzustellen, daß sich aktive homophile Beziehungen gebildet haben." (9. Oktober 2004) "Ohne Zweifel. Ich glaube, das (der Sex-Skandal, Anm.) hat letztlich den Ausschlag gegeben."
4. (9. Oktober 2004) "Ich glaube, es waren gesundheitliche Fragen, wobei er (Krenn, Anm.) betont, er ist ganz gesund. Ganz gesund ist er wirklich nicht."
5. (9. Oktober 2004) In der Diözese habe es "große Spannungen und Feindbild-Denken" gegeben.
6. (9. Oktober 2004) Es sei auch das Problem entstanden, daß Bischof Krenn "bestimmten Personen, die er schon im Widerstand eingesetzt hat, total vertraute und es einfach auch nicht wahrhaben wollte, was da geschehen ist".
7. (9. Oktober 2004) Es habe dann auch Stellungnahmen von Bischof Krenn gegeben, "die er abgegeben hat zu Dingen, wo man sagen muß, das ist bedauerlich, da müssen wir uns entschuldigen, daß das passiert ist. Das darf nicht passieren. Wenn so was passiert, muß man sehr rasch korrigieren. Das hat schon den Ausschlag gegeben".
Allerdings gibt es auch einige positive Aussagen des ehemaligen Visitators und neuen Diözesanbischofs über seinen Vorgänger, den er immer gemocht hat. Deshalb kann man sicher sein, daß er das Gute am Erbe Bischof Krenns in möglichst fruchtbarer Weise weiterentwickeln wird, auch wenn es angesichts der visitierten Situation schwierig sein wird und unsere Gebete sowohl für den neuen als auch alten Diözesanbischof nötig sein werden. Völlig absurd ist es jedenfalls, dem neuen Diözesanbischof oder meiner Wenigkeit vorzuwerfen, wir hätten Bischof Krenn gewissermaßen zum Rücktritt gezwungen. Ich selbst habe Bischof Kurt in dieser Zeitspanne überhaupt nie gesehen.
Herzliche Grüße! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik