Sunday, November 28. 2004
ZUR ÄUSSEREN AMTSÜBERNAHME DES NEUEN ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Skandal St. Pölten at
18:40
Comments (0) Trackback (1) ZUR ÄUSSEREN AMTSÜBERNAHME DES NEUEN BISCHOFS VON ST. PÖLTEN: KLAUS KÜNG
Nachdem Seine Eminenz Christoph Kardinal Schönborn nach der Herbstsession der Österreichischen Bischofskonferenz in Salzburg darauf verwiesen hatte, daß die katholischen Bischöfe Österreichs dem ehemaligen Apostolischen Visitator und neuen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, "für die umsichtige, kluge und glaubwürdige Weise der Führung der Visitation" gedankt hätten, fand derselbe hochwürdigste Kardinal-Erzbischof von Wien auch anläßlich der äußeren feierlichen Amtseinführung des neuen Diözesanbischofs von St. Pölten am heutigen 1. Adventsonntag, dem 28. November 2004, klare Worte. "Auseinandersetzungen können auch ihr Gutes haben". Viele im Lande hätten den Vorgängerbischof, Seine Exzellenz Univ.-Prof. Dr. Kurt Krenn geschätzt, vor allem habe er sich "nie gescheut für die Lehre der Kirche auch dann einzutreten und sie zu vertreten, wenn sie nicht gleich den Applaus der öffentlichen Meinung findet", allerdings "manchmal vielleicht zu direkt, zu wenig sanft" (im gedruckten Text hieß es noch "zu hart"). "In den Jahren Deines Dienstes hat es so manche Kontroversen und Konflikte gegeben, die wir Bischöfe leider auch zum Teil in aller Öffentlichkeit ausgetragen haben, sehr zum Schaden der Kirche." Schönborn erinnerte daran, daß die Wahrheit ohne Liebe verletze und die Herzen verschließe. Gleichzeitig betonte er: "Liebe, die sich nicht mehr traut, die Wahrheit zu sagen und zu tun, ist ein Mangel an Liebe."
An den neuen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, gewandt, der die Diözese ja bereits am 8. Oktober 2004 rechtlich in Besitz genommen hatte, sagte der Kardinal: "Viele Aufgaben liegen vor uns. Mit großem Vertrauen auf Christus, der die Kirche baut und leitet, dürfen wir gemeinsam den schönen Weg des Glaubens gehen". Und bezugnehmend auf den Wechsel Küngs von der Salzburger in die Wiener Kirchenprovinz sagte der Metropolit: "Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Nicht nur, weil wir beide aus Vorarlberg kommen und uns gerne auf Vorarlbergerisch unterhalten." Die Gläubigen von St. Pölten bat Schönborn "nach den so schwierigen Zeiten von Herzen gemeinsam und mit Hoffnung den adventlichen Weg des Neuanfangs zu gehen." Es gebe noch "viel Dunkel - in uns, in der Welt, in der Kirche". Aber das Licht Christi sei stärker. Etwa 1500 Gäste sind heute nach St. Pölten gekommen, um an der feierlichen Amtseinführung im Dom teilzunehmen. Schon zu Beginn fand vor dem Dom die Schlüsselübergabe St. Pölten statt. Seine Exzellenz, der emeritierte Weihbischof der Diözese St. Pölten, Dompropst Dr. Heinrich Fasching, übergab dem neuen Diözesanbischof den Schlüssel mit den Worten: "Dem Willen des Heiligen Vaters bist du nachgekommen, hast deine Heimat Vorarlberg verlassen und hast dich aufgemacht, mit ganzem Herzen zu uns zu kommen." Dr. Fasching dankte Dr. Dr. Küng für seine Bereitschaft und seine Haltung. Er verwies dabei auf den Wahlspruch von Küng: "Serviam - ich will dienen." Fasching weiter: "Das Tor zum Dom und die Herzen deiner Gläubigen stehen dir offen". Unter den zahlreichen Bischöfen ist besonders die Präsenz Seiner Exzellenz, des hochwürdigsten Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Dr. Georg Zur, zu erwähnen. Der Verlesung der (zweifellos echten!) päpstlichen Ernennungsbulle durch den Ordinariatskanzler und dem Treueversprechen durch Vertreter der Priester und Laien der Diözese St. Pölten schloß der neue Oberhirte Begrüßungsworte an. DIE PÄPSTLICHE ERNENNUNGSBULLE Johannes Paul II., Bischof, Diener der Diener Gottes, entbietet dem ehrwürdigen Bruder Klaus Küng, bis jetzt Bischof von Feldkirch, dem erwählten Vorsteher der Kirche von St. Pölten, Gruß und Apostolischen Segen. Die Sorge um alle Kirchen bewegt Uns eindringlich, für jene eifrige Vorsteher zu bestellen, die aus verschiedenen Gründen bis jetzt vakant sind. Unter anderem steht jetzt die Diözese St. Pölten vor Unseren Augen, von der wir wissen, daß sie wegen des Amtsverzichts des ehrwürdigen Bruders Kurt Krenn ohne eigenen Hirten ist. An Dich, ehrwürdiger Bruder, wenden wir uns aus eigenem Antrieb, da du als Bischof von Feldkirch jederzeit außergewöhnliche Frömmigkeit, Weisheit und pastorale Sorge erwiesen hast. Nachdem wir daher den Rat der Kongregation für die Bischöfe erwogen haben, lösen wir Dich in Unserer apostolischen Vollmacht von dem Band, das dich mit deiner früheren Kirche verbindet, und ernennen Dich gleichzeitig zum Bischof von St. Pölten mit allen Rechten und Pflichten. Wir wünschen sehr, daß Du den Klerus und die Gläubigen der genannten Diözese von unserem Dekret in Kenntnis setzt. Dieses Dekret ist Zeichen Unseres Willens und Ermahnung, Deine entsprechenden Aufträge bereitwillig auszuführen. Schließlich ermutigen wir dich sehr, ehrwürdiger Bruder, das deiner pastoralen Sorge anvertraute Volk sowohl durch Unterweisung in der gesunden Lehre als auch durch bewährte Beispiele eifrig zu leiten. Dadurch möge das Volk täglich Zeugnis der Heiligkeit geben und sich noch größere Verdienste erwerben. Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 7. Tag des Monats Oktober im Jahr des Herrn 2004 und und im 26. Jahr unseres Pontifikats. JOHANNES PAUL II. Diözesanbischof Dr. Dr. Küng dankte Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. für das große Vertrauen, das ihm erwiesen wurde, und erwähnte auch humorvoll die Baumfäller-Qualitäten seines neuen Generalvikars Prälat Leopold Schagerl, dessen bevorzugte Freizeitbeschäftigungen Jagd und Waldarbeiten wären. Die Predigt des neuen regierenden St. Pöltener Bischofs lautete folgendermaßen: Eminenz, lieber Herr Kardinal, hochwürdigster Herr Nuntius, liebe Mitbrüder im Bischofs-, im Priester- und im Diakonenamt sehr geehrter Herr Landeshauptmann, Herr Landtagspräsident, sehr geehrter Herr Minister, liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Die Texte des 1. Adventsonntag bieten gute Leitlinien für diese Feier, die vor allem dann mit Freude zu erfüllen vermag, wenn sie echt adventlich geprägt ist, d. h. gekennzeichnet durch die Hoffnung auf den Adventus Domini, auf das Kommen des Herrn. In der ersten Lesung hörten wir aus dem Buch des Propheten Isaias die Worte: "Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs." Eine Aufforderung zum Aufbruch, zu einem Aufbruch der notwendig ist; Zielrichtung ist der Berg des Herrn. Wichtig ist auch die Bitte an Gott, die der Prophet damit verbindet: "Der Herr zeige uns den Weg". Nicht, als ob alles unklar oder unbestimmt wäre. Um auf dem richtigen Weg zu gehen, müssen wir uns auf jeden Fall auf dem Weg des Evangeliums - vereint mit der Weltkirche - bewegen. Und wir brauchen den Beistand des Hl. Geistes, um in den Umständen unserer Gesellschaft, unserer Zeit, unserer Kirche persönlich und gemeinsam dem Glauben an Christus zu entsprechen. Alle sind angesprochen, alle sollen mitbeten und mitgehen. Der Prophet sagt: "Viele Nationen machen sich auf den Weg". Nicht überhört werden darf die Ankündigung des Propheten: "Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, und übt nicht mehr für den Krieg". Eine prophetische Ansage, die zwar vollgültig erst auf die messianische Zeit bezogen, aber auch für die Gegenwart sehr wichtig ist: für mich verbindet sich mit diesem Hinweis einer der großen Wünsche heute, wenn ich in dieser Stunde an meine neue Diözese denke. Auf uns angewandt bedeutet das, nicht im Streit miteinander leben, sondern sich der dringenden Aufgabe der Aussaat des Gotteswortes, der Bebauung des Ackers unserer Gesellschaft und dieses unseres Landes, auch unserer Kirche, mit allen Kräften zuzuwenden. Es bedeutet, unserer Sendung als Mensch und Christ zu dienen. Zu diesem Dienst sind wir berufen. Serviam ist mein Wahlspruch. Ein anspruchsvolles Programm, das mit wenigen Worten skizziert ist. Ein Programm für alle Beteiligten, auch für mich, eine große Herausforderung. Als neuer Diözesanbischof bitte ich in dieser Stunde Sie alle, dieses Programm mitzutragen. Wenn es uns gelingt zu erreichen, daß alle da mittun, dann kann es ein fruchtbarer Advent werden, eine Wegbereitung für das Kommen, für die Geburt, für das Wirken des Herrn in unseren Herzen und in den Herzen vieler Menschen. Damit auch für das Kommen des Herrn in unserem Land, unserer Kirche. Auch die Worte des heiligen Paulus sind eine Einladung, die uns alle angeht. Er schreibt in der zweiten Lesung: "Bedenkt die gegenwärtige Zeit: die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf; die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe." In der derzeitigen Situation von Gesellschaft und Kirche erhalten diese Worte, zusätzlich zu ihrer ursprünglichen und immer gültigen Bedeutung einen aktuellen Akzent: in vielen Ländern Europas (christlicher Tradition) hat sich in den letzten Jahrzehnten bei einem größeren Teil der Bevölkerung durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren die Glaubenspraxis gelockert, die Folgeerscheinungen sind unübersehbar. Wo der Glaube nachläßt, treten Zeichen der Unerlöstheit in Erscheinung, obwohl materiell alles da ist, was man braucht, werden Lebenskrisen häufiger. Familien zerbrechen trotz aller Möglichkeiten von Beratung und vielfachem Beistand. Sozialfälle treten auf, obwohl man eigentlich nur schwer verstehen kann, warum. Dies und vieles andere ist auch nicht wirklich überraschend. Und nach meinem Eindruck sind die Gründe vielerorts bewußt. Es sind die Folgen falscher, man könnte auch sagen, unglücklicher Lebensweisen. Zugleich regen sich in den Herzen der Menschen Sehnsüchte. Es besteht - vielleicht unbewußt - eine Suche nach dem, was Hilfe und Heilung bringen könnte, nach dem Religiösen, nach Gott. Es besteht die Chance, daß eine Wende eintritt. Es müßte nur Christus in der Kirche, im Wort Gottes, in den Sakramenten aufgezeigt und vorgelebt werden: Voraussetzungen, um ihm wirklich begegnen zu können. Advent ist: die Zeit sehnsüchtiger Ausschau, Zeit der Hoffnung, der Hoffnung auf das Kommen des Herrn. Auch innerhalb der Kirche ist ein gewisser Nachdenkprozeß in Gang gekommen. Viele merken es schon seit längerem: Aktionen allein helfen nicht weiter. Es ist notwendig, inne zu halten, zu beten, das Wesentliche zu suchen, mehr hinhören auf Gott, mehr auf jenen bauen, der uns erlöst hat. Gott lehrt uns in dieser Zeit "theozentrischer", christozentrischer zu werden. Das bewirkt eine neue Fruchtbarkeit, einen neuen Aufbruch. Anfänge sind hier und dort schon erkennbar. "Die Nacht ist vorgerückt, der Tag bricht an." In diese Richtung führt der Hl. Vater, wenn er in diesem Jahr dazu auffordert, sich in besonderer Weise Christus in der Eucharistie zuzuwenden. Es geht darum, zu entdecken, daß Gott uns nahe ist, daß er durch Christus da ist, unter uns zugegen, daß er uns auf allen unseren Wegen beisteht, uns durch seine Wunden heilt. Es wäre mir ein Herzenswunsch, wenn wir auf diese Weise die persönliche Erneuerung und die Erneuerung der Kirche erstreben. Aber die vielen Kirchenskandale, die das Vertrauen der Gläubigen erschüttert haben!? - Ja, das ist schon bedrückend, schmerzhaft und schwer, dennoch gibt es Hoffnung. Irgendwie ist uns allen bewußt, daß nur ein Weg aus der Krise herausführt: es ist der Weg der Wahrheit - nur die Wahrheit macht frei - man muß der Wahrheit, auch im Sinne der Aufrichtigkeit sich selber und den anderen gegenüber, ins Auge schauen, und es ist auch notwendig, daß die Kirche den Gläubigen, jenen, die Unrecht erfahren haben, auch jenen, die beschuldigt werden, Gerechtigkeit zuteil werden läßt, ohne zu vergessen, daß Barmherzigkeit dazugehört. Die Möglichkeit zu Umkehr, Bewährung und Neuanfang sind Wesensbestandteile einer christlichen Betrachtungsweise des Lebens. "Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an", ruft uns Paulus zu. Ebenso muß auch das Wort des Herrn im Evangelium in unseren Herzen Eingang finden: "Seid also wachsam!" Es ist nicht zu übersehen, das manche Entwicklungen, die in unserer Gesellschaft vorkommen, zum Teil aus Mangel an Wachsamkeit auch in der Kirche wirksam sind. Es betrifft uns alle, jene, die die Hirten sind, es sein sollen, ganz besonders. Die Vorfälle zeigen: wir müssen aufwachen, wachsam sein, wachsamer werden, damit vorhandene Mißbräuche behoben und durch entsprechende Maßnahmen in Hinkunft vermieden werden. Soll jetzt alles anders werden? War also alles Bisherige falsch? So etwas zu sagen, sei mir fern. Mit großem Respekt betrachte ich die Arbeit meiner Vorgänger und aller, die mit ihnen zusammen hier gewirkt haben. Ich denke insbesondere an die letzten in der Ahnenreihe der Diözesanbischöfe und beginne mit dem ehrwürdigen Bischof Memelauer [Bischof Küng verwies darauf, daß er noch immer im "Gästezimmer, dem so genannten Memelauer-Zimmer" wohne], dem Koadjutor König, Bischof Zak, Weihbischof Stöger, Bischof Krenn, Weihbischof Fasching. Weiterhin sind es viele in der Diözese St. Pölten, die trotz aller Schwierigkeiten und Turbulenzen, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat, zum vollen Einsatz bereit sind. Ich danke in dieser Stunde allen, die sich in der Vergangenheit bemüht haben, auf deren Arbeit wir jetzt aufbauen können, und ich danke allen, die zum Mittun bereit sind. Es freut mich die Anwesenheit so vieler Priester, Diakone, Pastoralassistenten. Das gibt mir Hoffnung! Es freut mich die Anwesenheit der Äbte, so vieler Ordensleute, Brüder und Schwestern, sie sind wichtig und wertvoll, unersetzlich. Es freut mich, das so viele Gläubige aus der ganzen Diözese, viele junge Menschen, viele ältere mit dabei sind. Jede einzelne, jeder einzelne ist nötig! Es freut mich auch die Anwesenheit vieler Politiker, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, besonders freut mich, das Vertreter anderer christlichen Bekenntnisse an dieser Feier teilnehmen: es ist so wichtig, das wir mit einem großen Respekt voreinander, auch vor den unterschiedlichen Auffassungen in allem, in dem es uns möglich ist, eins sind. Alle zusammen sind wir stark! Mit Gottes Hilfe wird es trotz aller persönlichen Schwächen und trotz Versagen möglich, die Sendung der Kirche in unserer Zeit zu verwirklichen, dem Adventus Domini den Weg zu bereiten. Die Heiligen Hippolyt, Severin, Altmann, Leopold und die Gottesmutter Maria, der dieser Dom (Bischofskirche) geweiht ist, mögen uns mit ihrer Fürsprache beistehen. AMEN. [ENDE DER ANTRITTSPREDIGT VON BISCHOF KLAUS KÜNG.] |
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