Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hat den regierenden katholischen Militärordinarius Deutschlands als Diözesanbischof von
Eichstätt nach
Augsburg versetzt. Damit ist dieser in Hinkunft dem Herrgott und dem
Papst für mehr Seelen als bisher verantwortlich. Aus diesem Anlaß sei der letzte vielbeachtete Hirtenbrief des Diözesanbischofs vom 10. Juli 2005 zum Festsonntag des heiligen Bischofs Willibald unter dem Titel
Christen als Zeugen abgedruckt:
1. Bedeutung und Wertschätzung von Ehe und Familie
Der heilige Willibald hat sein Leben in den Dienst der Verkündigung gestellt und unserer Heimat das Evangelium Jesu Christi gebracht. Die Frage muß gestellt werden: "Wäre Willibald als Glaubensbote zu uns gekommen, wenn er nicht schon als Kind durch den Glauben seiner Eltern Jesus Christus begegnet wäre?"
Ich weiß, daß diese Frage nicht eindeutig, d. h. mit ja oder nein beantwortet werden kann. Wir alle wissen aber, daß wir als Menschen für unsere ganzheitliche Entwicklung in der Regel eine Familie brauchen. Gott selbst hat es in seiner Schöpfungsordnung (vgl. Gen 1 - 3) so angelegt, daß der Mensch nicht allein ist und daß er in einer unterschiedlichen Geschlechtlichkeit auf den anderen verwiesen ist. Diese unterschiedliche Geschlechtlichkeit läßt den Menschen auch teilhaben am Schöpfungsauftrag Gottes, an der Weitergabe des Lebens. Aus der Lebensgeschichte des hl. Willibald wissen wir, daß sein Vater Richard und seine Mutter Wuna sich sehr um ihn und um seine beiden Geschwister Wunibald und Walburga gesorgt haben. Sie gaben ihnen nicht nur ein für die damaligen Lebensverhältnisse gutes Zuhause mit wohnlicher Geborgenheit, der richtigen Ernährung und mit schützender Kleidung, sondern sorgten sich ganzheitlich um Leib und Seele ihrer Kinder. Durch die Fürsorge und Liebe der Eltern haben die Kinder auch die Liebe des unsichtbaren Schöpfergottes erfahren, nicht zuletzt durch ein das tägliche Leben tragendes Gebet.
Die Botschaft von Jesus Christus ist den heranwachsenden Kindern überzeugend nahe gebracht worden. Durch die Macht Seiner Liebe und Seines Lebens, durch Seine ungebrochene Freundschaft zu uns Menschen in Seinem Wort und in den Sakramenten haben Willibald und seine Geschwister von Kindheit an Jesus kennen gelernt als den, der immer derselbe ist - gestern, heute und in Ewigkeit derselbe in seiner Liebe und Treue zu uns Menschen im täglichen Auf und Ab. Die menschliche Geborgenheit in der Familie in Verbindung mit einem aus Liebe gelebten Glauben war das solide Fundament für die spätere Erziehung Willibalds und seiner Geschwister durch andere Glaubensboten, durch Benediktinermönche. Diese glücklichen Umstände sind die Ursache dafür, daß alle drei Kinder dieses adeligen Ehepaares sich ganz für Gott und für die Menschen auf den Weg gemacht und unserer Heimat den befreienden Glauben gebracht haben.
Diese Umschreibung eines aus dem Glauben gelingenden Familienlebens ist nicht eine "romantische Unwirklichkeit", sondern ist auch heute noch durchaus erfahrbar. Ich danke allen Frauen und Männern, die in der
ehelichen Lebensgemeinschaft in Liebe und Zuverlässigkeit zueinander stehen und ganz einfach für ihre Kinder "da" sind. Diese die Gesellschaft tragende und kleinste, aber auch wichtigste Lebenszelle in jedem Staat wird in ihrer Bedeutung heute in einer unverantwortlichen Weise vernachlässigt. Es ist eine unglaubliche Täuschung, andere Lebensgemeinschaften auf eine Ebene mit der ehelichen Lebensgemeinschaft zu stellen. Es ist unerträglich, wenn in Politik und Gesellschaft führende Persönlichkeiten die eheliche Lebensgemeinschaft, die eine Familie begründet, untergeordnet behandeln und dadurch ins "Abseits" schieben. Die Folge einer derartigen Denk- und Handlungsweise zeigt sich nicht auch zuletzt darin, daß die Verantwortung für die Zukunft unseres Landes und unserer Heimat nicht mehr gesehen wird. Aus einer in sich egoistischen Grundeinstellung jedoch ist kein menschenwürdiger Aufbau für kommende Generationen möglich.
2. Die Unverletzbarkeit des einzelnen Menschen
Schlagwortartig muß festgestellt werden, daß ein "
kinderloses Deutschland" und auch ein "kinderloses Europa" keine Zukunft haben. Während der vergangenen 25 Jahre wurden in unserer Bundesrepublik 7 Millionen
Abtreibungen vorgenommen: 7 Millionen Menschen wurden aus unterschiedlichen Beweggründen getötet. Wie soll auf dieser Grundlage eine positive und hoffnungsvolle Entwicklung unserer Bevölkerung und unserer Heimat erfolgen?
Es ist unbegreiflich, daß Bundeskanzler Gerhard Schröder anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Göttingen sich eindeutig für die so genannte "embryonale Stammzellforschung" ausgesprochen hat. Der Verweis des Bundeskanzlers auf mögliche Chancen embryonaler Stammzellforschung darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß dabei unverfügbare Grundwerte auf dem Spiel stehen, die eine Abwägung nicht zulassen. Menschenwürde und Lebensrecht kommen jedem Embryo vom Zeitpunkt der Befruchtung an zu. Namhafte Ärzte bestätigen die biologische Tatsache, daß sich mit der Verschmelzung der Keimzellen im Schoß der Mutter ein eigenständiges und damit unantastbares menschliches Leben entwickelt. In diesem zunächst mikroskopisch kleinem Lebewesen sind alle geistigen und seelischen, alle körperlichen Eigenschaften bereits grundgelegt! Im Gegensatz zu dieser medizinisch erhärteten Wirklichkeit hat sich teilweise eine unmenschliche Sprachweise durchgesetzt, in der vom Embryo als einem "bedeutungslosen Zellklumpen" gesprochen wird.
Mit einer derartigen Redeweise soll über die Wirklichkeit hinweggetäuscht werden, daß die embryonale Stammzellforschung gleichzusetzen ist mit der Tötung eines eigenständigen menschlichen Lebens.
Jede Art von
Abtreibung, bis hin zu den furchtbaren Spätabtreibungen, jede Vernichtung eines Embryo zu Forschungszwecken widerspricht dem biblischen Menschenbild, das den Menschen von seinem Anfang bis zu seinem Ende schützt und jede Instrumentalisierung, jedes "Verbrauchen" und damit Tötung menschlichen Lebens ausschließt. Als Christen sind wir herausgefordert, in unserem täglichen Leben, in unserer Umgebung, in der ganzen Gesellschaft lautstark für den Lebensschutz einzutreten. Wenn wir von Jesus Christus überzeugt sind, dann ist es eine Tatsache, daß durch Jesus Christus jeder Mensch Kind Gottes ist. Wir sind nicht das Zufallsprodukt einer menschlichen Entwicklungskette, sondern jeder von uns ist vom ersten Augenblick seines Daseins an von
Gott gewollt und geliebt!
3. "Die Kirche lebt noch - sie ist eine junge Kirche!"
"Die Kirche lebt noch - sie ist eine junge Kirche!" - Diese sehr aufbauende und positive Aussage des Hl. Vaters, Papst Benedikt XVI., bei seiner Amtseinführung kann auch auf die Grundeinstellung des hl. Willibald bezogen werden. Er war von Jesus Christus und der Botschaft des Evangeliums so überzeugt, daß er im wahrsten Sinn des Wortes als Wandermissionar durch das ihm anvertraute Bistumsgebiet zog und unermüdlich den verschiedenen Volksstämmen die befreiende Botschaft des Evangeliums verkündete.
Der Weltjugendtag 2005 in Köln stellt die ursprüngliche Bezeugung des Glaubens an den menschgewordenen Gottessohn in den Mittelpunkt. Deshalb hat er auch als Motto die Aussage der Weisen aus dem Orient, verbunden mit einer freudigen Überzeugung: "Wir sind gekommen, ihn anzubeten!". Mit den Erwartungen an den Weltjugendtag stellt sich selbstverständlich auch kritisch die Frage: "Was kommt danach? Was wird vom Jugendtag bleiben? Hat dieses große Treffen mit dem Papst auch in unserer Diözese, in unseren Pfarrgemeinden eine nachhaltige Wirkung?" Fragen, denen wir nicht aus dem Weg gehen können und die wir beantworten müssen!
Wir können und dürfen unsere jungen Christen mit ihren persönlichen Lebensentscheidungen nicht allein lassen. Die Jugendarbeit mit den Ministranten in unserer Diözese ist sicher in vielerlei Hinsicht beispielhaft. In Anknüpfung an diese guten Erfahrungen müssen - sicher in unterschiedlicher Art - Gesprächsrunden zu christlichen Glaubens- und Lebensfragen angeboten werden, damit unsere getauften und gefirmten Jugendlichen nicht orientierungslos bleiben oder gar "fremd bestimmt" werden, vor allem durch oftmals sehr negative und falsche Darstellung von Lebensentwürfen in den Medien.
Es ist ein Gebot der Stunde, daß wir wieder neu über Werte wie Treue und Liebe in Beziehung zu Gott und auch in Beziehung zueinander sprechen. Notwendig ist gleichzeitig eine klare und gut verständliche Darstellung über geschlechtliches Reifen und über verantwortungsbewußten Umgang mit der Geschlechtlichkeit. Es muß auch davon neu gesprochen werden, daß Liebe und Treue wie eine kostbare Pflanze im jungen Menschen wachsen können und müssen, daß dafür aber auch Selbstdisziplin, nüchterne Selbsteinschätzung und auch
Enthaltsamkeit notwendig sind. Mit Überzeugung und aus der eigenen Erfahrung heraus muß unseren heranwachsenden Jugendlichen gesagt werden, daß die menschliche Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit nur auf der Grundlage echter Zuverlässigkeit und treuer Liebe zu einem Partner erfüllt werden kann. Der Wert der ehelichen Lebensgemeinschaft auf dieser Grundlage, die persönliche Vorbereitung auf eine solche Lebensentscheidung und die dazugehörigen Hilfsmaßnahmen müssen neu bedacht werden.
In gleicher Weise stellt sich für uns alle ganz verantwortlich die Frage: wie halten wir es in unserer Diözese mit der Förderung des Priester- und Ordensberufes? Im Matthäusevangelium (9,37 f.) spricht Jesus selbst von einer "großen Ernte, aber von wenigen Arbeitern" und fordert uns auf, den Herrn zu bitten, Arbeiter in seine Ernte zu senden. Bei meinen regelmäßigen Visitationen, d. h. Bischofsbesuchen in den Pfarrgemeinden, begegnen mir immer wieder Kinder und Jugendliche, die sich durchaus überlegen könnten, ob nicht der Priester- oder Ordensberuf eine gute Lebensentscheidung wäre. Wird um die Gnade einer solchen Erkenntnis noch gebetet, auch vor dem ausgesetzten Allerheiligsten am Priesterdonnerstag oder Herz-Jesu-Freitag? Werden geeignete Jugendliche noch angesprochen, ob sie sich nicht neben anderen möglichen Berufsentscheidungen auch einen solchen Lebensweg in der Nachfolge Christi vorstellen könnten?
Es gibt wahrhaftig viel zu tun! Gottes Liebe und seine Führung ist durch Jesus Christus auch im Heiligen Geist in uns und unter uns. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wir brauchen keine Angst zu haben! Öffnet die Türen eurer Herzen für Jesus Christus, den besten Begleiter auf unserem Lebensweg, den zuverlässigsten und treuesten Freund! Wir müssen neu eine "missionarische Kirche" sein; müssen jede Art von Feigheit ablegen und die großartige Botschaft unseres Glaubens hinaus rufen. Wir können dies mit einem gesunden christlichen katholischem Selbstbewußtsein tun, da wir nicht uns selbst als begrenzte Menschen verkünden, sondern Jesus Christus, der "derselbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit!" (Hebr 13,8) Dazu segne euch aus ganzem Herzen, ihr Kinder und Jugendlichen und sie Schwestern und Brüder im Glauben, der allmächtige und barmherzige Gott + der Vater, + der Sohn und + der Heilige Geist!
[
ENDE DES HIRTENBRIEFES.]
Unter vielen Projekten seiner Eichstätter Regierungszeit sei hier auch die komplette personelle Erneuerung seines
kirchlichen Gerichtes erwähnt, das nunmehr schon seit langem als Team unter der Führung des Judizialvikars H. H. Domkapitular Msgr. Dr. utr. iur. Stefan
Killermann arbeitet. Besonderen Anklang findet die sachlich strukturierte und vielen Eheleuten schnell Information gebende
Homepage des Bischöflichen Offizialates Eichstätt. Dort kann auch ein praktischer Folder zur Möglichkeit eines Ehenichtigkeits- oder Eheauflösungsverfahrens erbeten werden. Wir alle aber wollen in den kommenden Monaten für einen guten Nachfolger des Bischofs in Eichstätt beten.
Euer
Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik