Thursday, August 18. 2005
KATHOLISCHER WELTJUGENDTAG MIT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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00:58
Comments (4) Trackbacks (0) KATHOLISCHER WELTJUGENDTAG MIT SEINER HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI. IN KÖLN
Erfreuliches und zunehmendes Interesse in allen Schichten der Bevölkerung und auf allen Ebenen der Gesellschaft sowie in den Medien besteht am XX. Weltjugendtag in Köln. Die Erfindung des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. zeigt weitere Früchte, und es hängt auch von unserem begleitenden Gebet ab, ob dieses wichtige Ereignis bleibende christliche Akzente in Staat und Gesellschaft hinterlassen wird können, aber auch zur Hinordnung vieler Diskussionen auf die eigentliche Botschaft des katholischen Glaubens führt. Dem dient ja auch der nun erschienene Katholische Kurzkatechismus als zusammenfassendes Kompendium (vgl. das Motu proprio Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. zur Approbation) zum Katechismus der Katholischen Kirche.
Die besten Internetadressen zur sachlichen Information über den Katholischen Weltjugendtag finden sich meines Erachtens unter anderem bei www.kath.net, www.vatican.va, www.radiovatikan.de, www.wjt2005.de und news.stjosef.at - auf der Seite von Radio Vatikan findet sich auch ein Exklusivinterview von Hw. Pater Eberhard von Gemmingen mit Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. im Vorfeld seines Pastoralbesuches in Deutschland, seiner ersten Auslandsreise. Dieses Gespräch sei hier nachgedruckt: Heiliger Vater, Sie haben am 25. April gesagt: "Ich freue mich auf Köln." Können Sie diese Freude ein bißchen konkretisieren? Ja - in vieler Hinsicht, erstens habe ich im Rheinland schöne Jahre verbracht, sodaß ich mich einfach freue, wieder 'mal den Charakter des Rheinlands zu atmen, diese weltoffene Stadt und all das, was damit verbunden ist. Dann überhaupt, daß die Vorsehung es gewollt hat, daß meine erste Auslandsreise nach Deutschland geht. Ich hätte nicht gewagt, das einzurichten. Aber wenn einem der liebe Gott das sozusagen antut, darf man sich darüber freuen. Und auch, daß diese erste Auslandsreise eine Begegnung mit jungen Menschen aus aller Welt ist. Der Jugend zu begegnen, ist immer etwas Schönes, weil sie voller Probleme - vielleicht - aber auch voller Hoffnung, voller Schwung und Erwartungen ist, weil in ihr die Dynamik der Zukunft steckt, und weil die Begegnung mit ihr auch einen selber dann wieder schwungvoller, freudiger und offener macht. Das sind so eine Reihe von Motiven, die diese Freude bei mir inzwischen verstärkt und nicht etwa vermindert haben. Heiliger Vater, können Sie sagen, was Sie der Jugend der Welt vor allem vermitteln wollen? Was ist die Hauptsache, die Sie 'rüberbringen wollen? Ja - ich möchte ihnen zeigen, daß es schön ist, ein Christ zu sein, denn es besteht ja weithin die Idee, Christentum sei eine Menge von Geboten und Verboten, Lehrsätzen, die man einhalten muß und dergleichen und insofern etwas Mühseliges und Belastendes. Man sei freier, wenn man diese Last nicht habe. Ich möchte demgegenüber deutlich machen: sozusagen von einer großen Liebe und Erkenntnis getragen zu sein, ist nicht etwa ein Gepäck, sondern sind Flügel, und es ist schön, ein Christ zu sein, mit dieser Erfahrung, daß es uns das Weite gibt, daß uns das auch eine große Gemeinschaft gibt, daß wir als Christen eben nie allein sind - in dem Sinn, daß immer Gott bei uns ist, aber auch, daß wir immer miteinander in einer großen Gemeinschaft stehen, Weggemeinschaft sind, ein Projekt der Zukunft haben und damit eben wirklich ein Dasein, das sich lohnt - die Freude am Christsein, daß es schön und auch richtig ist, zu glauben. Heiliger Vater, Papstsein heißt Brückenbauer sein, Pontifex sein. Nun hat die Kirche eine alte Weisheit und Sie begegnen einer schwungvollen Jugend, die aber noch nicht allzu viel Weisheit besitzt Wie kann eine Brücke gebaut werden zwischen dieser alten Weisheit - auch eines doch ein wenig betagten Papstes - und einer Jugend? Wie geht das? (lacht) Ja - wir werden sehen, inwieweit der Herr mir hilft. Aber jedenfalls Weisheit in sich ist nicht etwas Abgestandenes - wie wir im Deutschen ein bißchen dieses Wort Weisheit mit diesem Geschmack verbinden, sondern ist Verstehen dessen, worum es geht, ist der Blick aufs Wesentliche. Die jungen Menschen wollen natürlich das Leben erst erlernen, es selber neu entdecken, nicht einfach von anderen vorgekaut bekommen. Das ist vielleicht der Gegensatz, den man da sehen könnte. Aber zugleich ist Weisheit eben gerade das, was eben Welt interpretiert, was auch immer wieder neu ist, weil es in den neuen Kontexten dann wieder hinführt auf das, worauf es ankommt und wie man das, worauf es ankommt, verwirklichen kann. Insofern ist - glaube ich - das Sprechen, Glauben, Leben von etwas heraus, das der Menschheit geschenkt worden ist und ihr Lichter aufgesteckt hat, nicht Vorkauen von etwas Abgestandenem, sondern ist gerade - sozusagen - der Dynamik der Jugend angemessen, die ja auch nach dem Großen, nach dem Ganzen fragt. Und darum geht es in der Weisheit des Glaubens, daß wir nicht eine Menge von Details kennen - die sind für jeden Beruf wichtig - aber, daß wir über allen Details wissen, worum es im Leben geht und wie Menschsein, wie Zukunft zu gestalten ist. Heiliger Vater, Sie haben auch gesagt: "Die Kirche ist jung, sie ist nichts Altes." Können Sie noch ein bißchen genauer sagen, was Sie damit meinen? Ja, sie ist zunächst jung, sagen wir, in dem biologischen Sinn, daß ihr sehr viele junge Menschen angehören. Sie ist aber auch in dem Sinne jung, daß ihr Glaube sozusagen aus dem frischen Quell Gottes selber kommt, von daher also, wo das wirklich Neue und Erneuernde da ist. Das ist nicht eine abgestandene Kost, die wir seit 2000 Jahren haben und die immer wieder aufgekocht wird, sondern Gott selbst ist der Quell aller Jugend und allen Lebens. Und wenn der Glaube eben eine Gabe ist, die von ihm her kommt sozusagen das frische Wasser, das uns immer wieder gegeben wird, mit dem wir dann leben können und das wir sozusagen als Kraft in die Wege der Welt einspeisen dürfen - dann ist eben Kirche eine verjüngende Kraft. Es gibt einen Kirchenvater, der einmal die Kirche gesehen hat und dabei das Sonderbare sah, daß sie im Lauf der Jahre nicht älter, sondern immer jünger wird, weil sie immer mehr dem Herrn entgegengeht, das heißt immer mehr der Quelle entgegen, von der Jungsein, von der Neuheit, Erfrischung, die frische Kraft des Lebens kommt. Sie kennen ja die Kirche in Deutschland besser als ich und wir alle, und da kommt die Frage nach der Ökumene, nach der Kircheneinheit zwischen der katholischen und den evangelischen Kirchen, eine zentrale Frage. Und es gibt vielleicht utopische Hoffnungen, daß der Weltjugendtag einen Durchbruch in Sachen Ökumene bringen könnte. Spielt Ökumene dabei eine kleine, eine mittlere, eine große Rolle? Ja - sie ist in sofern da, als der Auftrag zur Einheit, der das ganze Wesen der Kirche durchdringt, nicht irgendeine marginale Aufgabe am Rande ist. Gerade wenn man den Glauben zentral lebt und behandelt, ist er Aufbruch zur Einheit hin. Die konkreten ökumenischen Gespräch sind natürlich nicht so groß geschrieben, weil es ja vor allem eine Begegnung von katholischen jungen Menschen aus der ganzen Welt ist - freilich auch von solchen, die nicht katholisch sind, die aber fragen möchten, ob hier vielleicht etwas zu finden ist und die insofern in dem inneren Begegnen der Jugend, die ja nicht nur mit dem Papst spricht, sondern vor allen Dingen sich untereinander begegnet, gerade auch diese Dimension dann anwesend sein wird. Ich werde eine Begegnung mit unseren evangelischen Freunden haben, und wir werden leider wenig Zeit haben, weil das Gepäck des Tages sehr groß ist, aber doch immerhin etwas Zeit haben, uns zu besinnen, wie es weitergehen soll. Ich erinnere mich sehr gut und gerne an den ersten Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II., wie er in Mainz mit den Vertretern der evangelischen Gemeinschaften an einem Tisch saß und man miteinander entwickelt hat, wie es weitergehen soll. Es wurde dann ja die Kommission gegründet, aus der dann der Rechtfertigungskonsens hervorging. Das Wesentliche - so denke ich - ist das wir eben alle gerade in der Zentralität unseres Christseins und nicht nur in bestimmten Begegnungsaugenblicken immer die Einheit im Blick haben und insofern das, was wir gläubig tun, immer von innen her auch ökumenisch ist. Heiliger Vater, es gibt ja gerade auch in unseren nördlichen und reichen Ländern Abwendung nicht nur aller Menschen von Kirche und Glauben, sondern gerade auch der Jungen. Kann man da etwas dagegensetzen oder vor allem: wie kann man vielleicht die Sinnfrage - was hat mein Leben für einen Sinn? - so beantworten, daß die Jugend sagt: "Kirche ist d i e Sache, unsere Sache!" (lacht) Ja - wir alle versuchen, den Jungen das Evangelium zu bringen, denn das ist die Botschaft, auf die wir warten. Es ist klar, daß es in unserer modernen westlichen Gesellschaft viele Bleigewichte gibt, die uns vom Christentum wegdrängen. Der Glaube und Gott scheinen sehr fern zu sein, das Leben selbst voller Möglichkeiten und Aufgaben. Man will das Leben zunächst selbst ergreifen, es soviel leben wie es nur geht. Ich denke dabei an den verlorenen Sohn, der auch dachte, im Vaterhaus sei es langweilig, er müsse das Leben so richtig ausschöpfen, an mich reißen und genießen, bis er dann merkt, das es richtig leer ist und daß er frei und groß war, als er im eigenen Vaterhaus lebte. Nun also denke ich: jedenfalls unter den jungen Menschen breitet sich doch aber auch die Empfindung aus, daß all diese Vergnügungen, die uns angeboten werden, und der ganze Freizeitbetrieb, all das, was man macht und machen kann, kaufen und verkaufen kann, nicht das Ganze sein kann, daß es irgendwie um mehr geht. Und insofern ist - denke ich - doch auch eine große Frage danach da, was denn nun das Eigentliche sei. Das alles, was wir da so haben und kaufen können, kann es nicht sein. Deswegen gibt es ja auch sozusagen den Markt der Religionen, der dann das auch gleichsam als Ware wieder anbietet und damit auch degradiert. Aber er ist ein Zeichen dafür, daß eine Frage da ist. Und diese Frage wirklich zu erkennen und nicht an ihr vorbeizureden, nicht Christentum als etwas nun Abgetanes und genügend Ausprobiertes zur Seite schieben zu lassen, sondern gerade als die - weil von Gott selbst herkommende und daher immer frische Möglichkeit, die auch immer neue Dimensionen in sich birgt und entbirgt, erkennen zu lassen - der Herr sagt ja: der Herr wird euch einführen in Dinge, die ich jetzt nicht sagen kann. Das Christentum ist voll unentdeckter Dimensionen und zeigt sich eben frisch und neu, wenn man seine Frage wieder wirklich von Grund auf stellt - sozusagen das Aufeinandertreffen der Frage, die da ist, und der Antwort, die wir leben und die wir sozusagen immer selbst durch die Frage hindurch erst neu empfangen - das sollte das Ereignis in der Begegnung zwischen Verkündigung und jungen Menschen sein. Ich persönlich lebe derzeit in dem Gefühl, daß Europa sich immer mehr aufgibt, seine im Christentum begründeten und seine humanen Werte immer weniger zählen. Chinesen und Inder arbeiten sehr hart, sind gut gebildet, während wir in Europa zum Teil faul, mißmutig sind. Es geht um die christlichen Wurzeln - jetzt gerade auch in der Europäischen Verfassung. Europa ist in der Krise. Könnte durch so einen Weltjugendtag mit vielleicht nahezu einer Million Leuten ein Impuls gegeben werden, wirklich nach den christlichen Wurzeln zu suchen und gerade von der Jugend her - damit wir human weiterleben können? Wir hoffen es, denn gerade ein solches Zusammentreffen von Menschen aus allen Kontinenten sollte auch dem alten Kontinent, der der Gastgeber ist einen neuen Impuls geben und uns helfen, daß wir nicht nur das Kranke, das Müde, das Verfehlte an der europäischen Geschichte sehen - denn wir sind ja doch in einer Art Selbstbemitleidung und Selbstverurteilung - ja es gab viel Krankes in allen Geschichten, auch in der unseren, die so große technische Möglichkeiten entwickelt hat - es ist dann besonders dramatisch geworden - aber doch auch zu sehen, wie Großes von Europa ausgegangen ist: die ganze Welt würde ja nicht heute sozusagen die von Europa ausgegangene Zivilisation leben, wenn die nicht auch aus größeren Wurzeln käme. Nun bieten wir nur noch dies Letztere an und dann übernimmt man die Zivilisation, sucht sich aber andere Wurzeln dafür und gerät letzten Endes in Widersprüche. Ich glaube, diese Zivilisation mit all ihren Gefahren und ihren Hoffnungen kann nur gebändigt und zu ihrer Größe geführt werden, wenn sie die eigenen Kraftquellen wieder erkennt, wenn wir das Große wieder sehen, das dann dieser gefährdeten Möglichkeit des Menschseins seine Richtung und seine Größe gibt. Wenn wir wieder Freude daran haben, das wir in diesem Kontinent leben, der das Weltgeschick bestimmt hat - im Guten und im Bösen - und daß wir damit gerade einen bleibenden Auftrag haben, wieder das Wahre, das Reine und das Große und Zukunftgebende zu entdecken und damit weiterhin und auf eine neue und wohl bessere Weise im Dienst der ganzen Menschheit zu stehen. Kann man - als letzte Frage - ein Idealziel des Weltjugendtages in Köln formulieren? Was wäre das Ziel, wenn es ganz, ganz toll laufen würde? (lacht) Ja - nun, daß eben ein Schwung neuen Glaubens durch die Jugend geht - vor allem auch durch die Jugend in Deutschland und in Europa. Wir haben in Deutschland immer noch große christliche Institutionen. Es geschieht viel Christliches, aber es gibt auch eine sehr große Müdigkeit und wir sind so sehr mit Strukturfragen beschäftigt, daß der Schwund und die Freude des Glaubens fehlen. Wenn dieser Schwung, das Frohsein, daß wir Christus kennen, wieder neu aufleben würde und der Kirche in Deutschland und auch Europa eine neue Dynamik gäbe, dann denke ich, wäre das Ziel des Weltjugendtages erreicht. Heiliger Vater, vielen, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Gottes Segen für die schönen und auch anstrengenden Tage in Köln. (ENDE DES INTERVIEWS VON RADIO VATIKAN.) So wünsche ich allen Teilnehmern des Weltjugendtages eine reichhaltige geistliche Erfahrung und bitte Euch alle um Euer Gebet im Sinne der Ablaßgewährung des Heiligen Vaters! Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / http://www.padre.at Monday, August 15. 2005
BISCHOF KÜNG ZUR LAGE IN ST. PÖLTEN ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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23:43
Comment (1) Trackback (1) BISCHOF KÜNG ZUR LAGE IN ST. PÖLTEN ZEHN MONATE NACH DER APOSTOLISCHEN VISITATION UND SEINE HALTUNG ZUR NATÜRLICHEN EMPFÄNGNISREGELUNG
In einem APA-Interview ergänzt Seine Exzellenz, der hochwürdigste Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, Mitglied der Römischen Kongregation für den Klerus und Konsultor des Päpstlichen Rates für die Familie, sein Interview aus dem Vorjahr über die Gründe für den Rücktritt seines Vorgängers Bischof Dr. Kurt Krenn. Entgegen einer unbedeutenden Gruppe völlig Uneinsichtiger, was die Notwendigkeit und den glaubwürdigen Erfolg der von Johannes Paul II. in Auftrag gegebenen und mit 8. Oktober 2004 abgeschlossenen Apostolischen Visitation der Diözese St. Pölten betraf, hält der regierende Bischof Küng mit seinem Amtsvorgänger Krenn regelmäßigen Kontakt und nennt nochmals einen der Gründe für dessen notwendigen Rücktritt: "Es geht ihm leider - wie Sie sagen - nicht besonders gut. Schon im Sommer des vergangenen Jahres war zu befürchten, daß sich seine gesundheitliche Entwicklung nicht zum Besseren wenden und in etwa so sein wird." Die Bestellung zum Apostolischen Visitator und später zum regierenden Bischof in St. Pölten kam für Dr. Dr. Küng völlig überraschend "und war eine große Herausforderung, aber ich habe mich dieser Aufgabe gestellt. Von Anfang an wußte ich mich vom Gebet vieler getragen, der Abschied ist mir aber schwer gefallen." Er sei gut aufgenommen worden und dafür sehr dankbar. Mit seiner Heimat Vorarlberg werde er immer fest und tief verbunden bleiben. "Ich bin aber dabei, in Niederösterreich Wurzeln zu fassen. Die Landschaft ist auch hier schön und es gibt viele nette Leute."
Nach einem sehr intensiven Arbeitsjahr sei äußerlich "weitgehend Ruhe eingekehrt. Der Schaden ist noch nicht zur Gänze behoben. Es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, um noch weiter aufzuarbeiten. Aber ich bin zuversichtlich." Das Priesterseminar, das Bischof Krenn während der Zeit der Apostolischen Visitation aufgrund der Ermittlungsergebnisse schloß, wird nun unter neuer Leitung wieder geöffnet. Derzeit gäbe es 14 Kandidaten, im Seminar würden im Herbst sieben beginnen. "Einer muß das Propädeutikum nachholen, ein anderer noch ein Sozialjahr absolvieren, wieder andere, die in ihren Studien bereits fortgeschritten sind, werden hauptsächlich in der Pastoral tätig sein und blockweise gewisse Zeiten im Seminar verbringen. Es ist ein bescheidener Neuanfang", erläuterte der Bischof Küng. "Damit die Entwicklung positiv verläuft, scheint mir vor allem wichtig, bei allen, die in das Seminar aufgenommen werden, auf die menschlichen Voraussetzungen zu achten und im Seminar ein intensives geistliches Leben zu pflegen, bei dem das gute Miteinander nicht zu kurz kommt. Seitens der Kirche gibt es klare Vorgaben für die Priesterausbildung, die zu beachten sind." Noch gibt es für Bischof Küng etliche andere Sorgen, einige davon seien belastend: "Ich sehe ein großes Arbeitsfeld vor mir: als erstes wird eine gewisse auf die Zukunft orientierte Neuorganisation der Seelsorge notwendig sein, und einige Ämter sind noch zu besetzen. Möglichst bald werden aber die Belebung der Jugend- und Familienpastoral sowie die Erneuerung der Gemeinde- und der Familienkatechese meine Hauptanliegen sein." Betreffend die vom ausgebildeten Mediziner und Theologen Bischof Dr. Dr. Klaus Küng - als Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz zuständig für das Referat Familie (mit: Entfaltung und Schutz des menschlichen Lebens, Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik [IMABE]) - angesprochene Familienpastoral lohnt es sich, die von ihm am 16. Juni 2002 anläßlich der Verleihung des Gregoriusordens mit Stern an Prof. Dr. med. Josef Rötzer gehaltene Festrede abzudrucken, welche die wichtige Thematik der Natürlichen Empfängnisregelung beinhaltet: Sehr geehrter Herr Erzbischof, lieber Weihbischof Andreas! Sehr geehrter Herr Doktor Rötzer! Liebe Angehörige! Verehrte Damen und Herren! Der Anlaß, der uns an diesem Sonntagnachmittag in St. Virgil zusammenführt, ist ein besonderer: die Verleihung des Gregoriusordens mit Stern an Dr. Josef Rötzer. Es ist mir eine große Freude und Ehre, ihm diese Päpstliche Auszeichnung im Namen des Heiligen Vaters überreichen zu dürfen. Dr. Rötzer hat bereits im Jänner 1990 aus den Händen des Kardinals Edouard Gagnon das Komturkreuz des Gregoriusordens empfangen. Das war schon eine sehr hohe Päpstliche Auszeichnung. Wenn ich trotzdem in Absprache mit Bischof Maximilian, seinem zuständigen Ortsbischof, um eine weitere, noch etwas höhere Päpstliche Ehrung angesucht habe, dann hat dies Gründe, die den Einsatz Dr. Rötzers im Bereich der Kirche in Österreich betreffen, aber auch mit den großen Anliegen im Zusammenhang stehen, die viele von Ihnen, die Sie heute hier anwesend sind, und viele Menschen im Herzen tragen. Es geht nicht nur um die Erforschung und die Verbreitung der natürlichen Empfängnisregelung, das Thema, dem sich Dr. Rötzer seit mehr als 50 Jahren mit außerordentlichem Engagement widmet und um das er sich sehr große Verdienste erworben hat; es geht in Wirklichkeit um mehr. Denn dieses Thema hängt mit Fragen zusammen, die für jeden Menschen wesentlich sind; es sind Fragen des Lebens und der Liebe. Außerdem wurden durch die Nichtannahme der Enzyklika Humanae vitae die inneren Entwicklungen der Kirche in den letzten Jahrzehnten in einem nicht unwesentlichen Maße beeinflußt, nicht zuletzt deshalb, weil auch heute noch die Meinung weit verbreitet ist, natürliche Empfängnisregelung, die vom kirchlichen Lehramt unter bestimmten Voraussetzungen einzig und allein als Weg zur Empfängnisregelung akzeptiert ist, sei nicht genügend "sicher" und für viele Partnerschaften schwierig, also kaum oder nicht zumutbar. Der weit verbreitete Dissens zum kirchlichen Lehramt in diesem Punkt war der Anfang eines allmählich fortschreitenden, auch auf andere Lehraussagen der Kirche übergreifenden, inneren Distanzierungsvorganges. Heute ist die Relativierung des kirchlichen Glaubens, insbesondere der Gebote Gottes, so wie sie von der Kirche vermittelt werden, gang und gäbe. Die Ablehnung der Enzyklika Humanae vitae hat in einem hohen Maße zum Verlust des kirchlichen Autoritätsanspruches bei vielen geführt, sie hat also schlimme Folgen. Schließlich kann auch nicht übersehen werden, daß die durch die Ausbreitung von Empfängnisverhütungsmittel begünstigte Sex-Revolution arge Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft mit sich gebracht hat, insbesondere für die Familie und die demographische Entwicklung in den Wohlstandsländern. Wenn sich Dr. Rötzer dem Thema der natürlichen Empfängnisregelung zuwandte, dann wohl deshalb, weil sich mehreres gut fügte: eine nicht unwesentliche Rolle spielte, daß ihm und seiner Frau in kurzer Zeit drei Kinder geschenkt wurden und es ratsam schien zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Ein günstiger Zufall war weiters, daß er bei der Wiener Frühjahrsmesse 1951 das Angebot eines Frauenthermometers zur Messung der morgendlichen Temperaturen bemerkte. Das ärztliche Interesse regte sich: er begann nachzulesen, was in der medizinischen Literatur damals über das Thema der natürlichen Empfängnisregelung zu finden war. Seine Gattin war damit einverstanden, in der Praxis auszuprobieren, was theoretisch nur teilweise bekannt war. Mit ihr zusammen konnte er erste Erfahrungen sammeln, die später durch viele Frauen, die er beriet, bestätigt und verfeinert wurden. Seine Glaubensüberzeugung war für seinen Einsatz im Bereich der natürlichen Empfängnisregelung bedeutend. Er ist in Wien geboren, besuchte dort die Volksschule und das Gymnasium; er war Mitglied der Marianischen Kongregation, die ihm einen festen Halt gab. Nach der Matura 1938 mußte er für den Polenfeldzug 1939 einrücken. Er nahm eine Kiste Bücher mit, auch die Heilige Schrift, und wurde, weil er ohne Scheu vor den anderen Soldaten in der Heiligen Schrift las und sich zum Glauben an Christus bekannte, wegen "Zersetzung der Truppe" zurück nach Österreich strafversetzt. Das war sein großes Glück, weil er so von Stalingrad verschont blieb, wo alle seine Kriegskameraden in Gefangenschaft gerieten. Von Jugend an war er ein Mann des Glaubens. Seine Haltung wurde bestärkt, als er während eines Einsatzes im Krankenhaus Vöcklabruck seine Frau Margaretha kennen lernte, die ebenfalls dem Glauben zugetan war. Dieser Glaube war später für seine Forschung wichtig, denn er sagte sich: wenn die katholische Kirche recht hat, muß ihre Lehre auch lebbar sein. So begann er, sich mit den Fragen der natürlichen Empfängnisregelung zu befassen, suchte nach praktikablen Wegen, sammelte Unterlagen und Erfahrungen. Sein Buch "Natürliche Empfängnisregelung - die symptothermale Methode - der partnerschaftliche Weg" war und ist mit inzwischen bereits 26 Auflagen und 16 Übersetzungen ein großartiger Erfolg. Nach seiner Veröffentlichung setzte seine vielfältige Vortrags- und Kurstätigkeit ein. Er erhielt auch Lehraufträge an Universitäten und pastoralen Instituten. Gerade bei den Jüngeren fand er offene Ohren. Sehr bald setzten aber, vor allem im Zusammenhang mit dem Aufkommen der "Pille",die innerkirchlichen Auseinandersetzungen ein. Maßgebliche Moraltheologen nahmen für die "Pille" Stellung, auch manche Bischöfe deuteten an, daß sie sich eine Akzeptanz der neuen Verhütungsmittel durch die Kirche sehr wohl vorstellen könnten. Unter den Ärzten waren die Reaktionen unterschiedlich, viele waren eher skeptisch. Es mag unter anderem damit im Zusammenhang stehen, daß wir Ärzte auf Grund des an den Universitäten vorherrschenden, naturwissenschaftlich geprägten, oft stark reduktionistischen Menschenbildes dazu neigen, immer und für alles, wenn es nützlich und hilfreich scheint, eine Pille zu verschreiben oder Eingriffe vorzunehmen, ohne zu bedenken, daß die Durchführung einer zeitweise oder dauerhaften Sterilisierung - sowohl beim Mann als auch bei der Frau - einen tiefgreifenden Eingriff in das Personsein darstellt, aber auch die dem Geschlechtsakt innerlich zukommende Bedeutung beeinflussen kann. Auch unter den katholischen Ärzten waren (und sind) die Meinungen geteilt. Es sind auch heute wahrscheinlich nur sehr wenige Ärzte, die die Richtlinien der Enzyklika Humanae vitae genau kennen und daraus Konsequenzen für ihren ärztlichen Dienst ableiten. Dr. Rötzer erzählt von einer Tagung deutscher Theologen und katholischer Ärzte Ende der Sechzigerjahre: zunächst waren die anwesenden Ärzte bei den rein medizinischen Beratungen einig, daß Rötzers Methode der Empfängnisregelung bei richtiger Anwendung eine hohe Zuverlässigkeit besitze und keine Nebenwirkungen zeige. Nach der Wortmeldung eines bekannten Moraltheologen aber kam es zu einem Meinungsumschwung. Sie unterschrieben in der Folge einen Brief an den Heiligen Vater mit der Forderung, die katholische Lehre bezüglich Empfängnisverhütung zu ändern. Dr. Rötzer hat als einziger den Brief nicht unterzeichnet. Er geriet mit seinen Bemühungen, die symptothermale Methode zu verbreiten, mitten in die kirchlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der natürlichen Empfängnisregelung übernommen. Nach erfolgter Pensionierung zu frühest möglichem Zeitpunkt führte er seine Arbeit in Eigenregie weiter. Das hat ihm eine Freiheit ermöglicht, die er sonst nicht gehabt hätte. Sein großes Verdienst ist es, daß er diese Freiheit großherzig, mit allen Kräften und mit einem hohen Verantwortungsbewußtsein genützt hat. 1980 wurde er eingeladen, vor der Bischofssynode in Rom zum Thema "natürliche Empfängnisregelung" zu sprechen. Die innerkirchliche Situation hat sich nach dieser Synode und nach Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens Familiaris consortio kaum verändert. Insbesondere die für die Ausbildung und die Familienpastoral maßgeblichen Kreise beharrten auf ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Enzyklika Humanae vitae. Die Fronten haben sich in den letzten Jahren eher verhärtet. Dr. Rötzer ist es gelungen, trotz dieser Situation und vielfach an den offiziellen kirchlichen Einrichtungen vorbei, Multiplikatoren auszubilden und auch in vielen anderen Ländern der Welt wirksam zu werden. 1986 kam es zur Gründung des "Instituts für natürliche Empfängnisregelung Dr. Rötzer". Durch ihn hat eine große Zahl von Menschen, trotz der widrigen Umstände innerhalb der Kirche und der ablehnenden Haltung vieler Ärzte, Zugang zur Lehre der Kirche gefunden; für viele von ihnen war und ist das gleichbedeutend mit einer positiven Einstellung zum Glauben an Christus und die Kirche. Es ist ein besonderes Verdienst von Dr. Rötzer, daß er sich nicht nur mit dem medizinischen und mehr praktischen Aspekt der natürlichen Empfängnisregelung befaßt, sondern sich zunehmend auch den tieferen Fragen der Anthropologie und der Schöpfungstheologie zugewandt hat. Sehr bald bemerkte er, daß es sich bei der Umsetzung der natürlichen Empfängnisregelung nicht bloß um die Anwendung einer bestimmten Methode der Empfängnisregelung handelt, sondern um eine Lebensweise, die eine bestimmte Grundeinstellung voraussetzt und tiefergehende Folgen auslöst. Vor allem wird durch diesen Weg die partnerschaftliche Beziehung vertieft und die Schöpfungsordnung Gottes in einer unvergleichlichen Weise erlebt. Diese Einsichten machten ihn auch für zu flache oder falsche Darlegungen der natürlichen Empfängnisregelung sensibel, die in den letzten Jahren da und dort gerade auch innerkirchlich zu bemerken waren. Etwas mehr als 30 Jahre nach Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae erkennen wir sehr deutlich, wie recht Papst Paul VI. mit seinen düsteren Prognosen hatte, die er für den Fall der Nichtbeachtung der kirchlichen Lehre bezüglich Empfängnisverhütung voraussah: die Zunahme des außerehelichen Geschlechtsverkehres, die Ausbreitung sexueller Perversionen, die schwerwiegenden Schäden bei Jung und Alt. Dies alles ist eingetroffen; manche spätere Entwicklungen hat man sich damals, bei Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae 1968, kaum vorstellen können: z. B. daß das Zusammenleben, ohne verheiratet zu sein, auch in an sich christlichen Ländern zu etwas durchaus Normalem, gesellschaftlich Akzeptierten, oder die "Probeehe" zur üblichen Art der "Prüfung" werden, ob eine Ehe in Frage kommt. Heute müssen wir - auch in Hinblick auf die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte sagen - daß sich dieses "Ausprobieren" in keiner Weise bewährt. Vor allem aber sind die Auswirkungen der Nichtbeachtung der Enzyklika Humanae vitae auf die Eheleute selbst wahrscheinlich viel größer als es die meisten wahrhaben wollen. Die verschiedenen Formen der Verhütung dürften nicht selten dazu beitragen, daß die eheliche Liebe unterminiert wird, weil ohne die Notwendigkeit gegenseitiger Rücksicht der eigene Genuß gesucht wird. Es mag sogar vorkommen, daß bei einem Paar die gegenseitige, wahre, ganzheitliche Hingabe gar nicht zustande kommt, weil sie durch Anwendung von Empfängnisverhütung niemals wirklich gelebt wird. Die Zahl der Abtreibungen hat in den letzten Jahrzehnten trotz massiver Aufklärungsbemühungen, verbunden mit Propaganda für Empfängnisverhütung (oder gerade deswegen), nicht ab-, sondern eher zugenommen. Natürliche Empfängnisregelung, die mit der Haltung einer wahren Liebe zu Gott und zum Ehepartner motiviert ist, sensibilisiert für das Geheimnis des Lebens. Vor allem aber nehmen junge Menschen Schaden, weil sich frühe intime Beziehungen sehr stark verbreitet haben. In dieser Situation, in der Priester, viele kirchliche Mitarbeiter keine Hilfe sind, obwohl sie eine sein sollten, in der die Nöte vieler Menschen wegen ihrer falschen Lebensweise groß sind, hat Dr. Rötzer hoffnungsvolle Gruppen mit einer positiven Einstellung zu Ehe und Familie, auch zum Leben, konkret zu Kindern gebildet. Die Lösung der Frage, mit der er sich beschäftigt hat, schafft Zugang zu anderen wichtigen Fragen. Dr. Rötzer spricht mit Überzeugung und innerem Engagement über die Themen des Lebens und der Liebe. Menschen wie er sind wegweisend. Und damit kommen wir zur Erklärung, warum die Ehrung, die wir heute vornehmen, wichtig ist als Zeichen der Anerkennung für ihn, aber auch als Ermutigung für alle, die sich auf dem gleichen Weg wie er befinden. So darf ich herzlich gratulieren, Gottes Segen wünschen und die Verleihung des Gregoriusordens mit Stern vornehmen. [ENDE DER ANSPRACHE.] So wollen wir weiterhin für unsere katholischen Bischöfe und anläßlich des kommenden Katholischen Weltjugendtages besonders um ein mutiges Glaubenszeugnis der Jugend beten, daß in Treue zum Lehramt des Papstes die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche getreu dem Katechismus der Katholischen Kirche erkannt und verkündet werde! Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / www.internetpfarre.de Monday, August 15. 2005
ZEITPUNKT DES TODES (ORGANSPENDE) ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre, Kirchenrecht, News Kommentare at
02:08
Comments (0) Trackback (1) ZEITPUNKT DES TODES (ORGANSPENDE) UND MARIAE HIMMELFAHRT: WIE LANGE KÖNNEN LOSSPRECHUNG UND LETZTE ÖLUNG NOCH GESPENDET WERDEN? PREDIGTREIHE STERBEN / TOD: TEIL 4
TEIL 4 (gehalten am 15. August 2005, Patrozinium) (TEIL 1 - TEIL 2 - TEIL 3)
Liebe Andächtige! Als ich gestern einen Abendlauf auf den Frauenberg machte und den bewölkten Himmel betrachtete, verschoben sich zwei Wolken und plötzlich strahlte einem der Mond entgegen. Sofort kam mir die marianische Antiphon aus dem alttestamentlichen Lied der Lieder, aus dem Hohelied, in den Sinn: "Wer ist es, die da aufsteigt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, leuchtend wie die Sonne, furchtbar wie ein Heer in Schlachtbereitschaft?" (Hld 6,10) Heute blicken wir voll Freude und Hoffnung auf Maria in ihrer Herrlichkeit, ohne die Gott unsere Erlösung nicht wirken wollte. Gleichzeitig gingen meine Gedanken bei diesem Blick in den irdischen Himmel natürlich zu den 121 Passagieren des bei Athen abgestürzten zypriotischen Flugzeuges (eine Boeing 737-300 der Helios Airways, Tochter der Libra Holidays Group Public Ltd.) - offenbar spielten dabei Probleme mit dem Sauerstoff- und Luftdruck-Ausgleichssystem bzw. mit der Kommunikationselektronik eine erhebliche Rolle. Die Frage ist, ob noch genug Zeit zum Nachdenken und Abschließen war, wie es aus der von einem Mann offenbar erfundenen Mobiltelephon-Kurznachricht hervorgegangen wäre: "Die Piloten sind bewußtlos. Mein Cousin, ich sage Lebewohl. Wir erfrieren." Was hätten wir noch getan? "Gott, wir sterben. Rette uns Gott!" Das waren die letzten Worte jenes afrikanischen Priesters, als er bemerkte, daß bei der Landung seines Air-France-Flugzeuges in Toronto am 2. August 2005 etwas schief lief. Während der Priester betete, begannen die Leute um ihn herum zu schreien. Diese Menschen hatten Glück und überlebten alle. In beiden Flugzeugkatastrophen hätte ein katholischer Priester die Pflicht gehabt, die Passagiere wenigstens bedingungsweise von den Sünden loszusprechen: "So spreche ich Euch los von Euren Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" Was aber sollte ich tun, wenn kein Priester erreichbar ist, was sollte ich während des Jahres überhaupt neben einer persönlichen Beichte öfters erwecken? Es ist die vollkommene Liebesreue, d. h. ich bereue meine noch ungebeichteten Sünden, weil ich dadurch Gott als höchstes und liebenswürdigstes Gut beleidigt habe. Und wenn damit der Beichtwille verbunden ist, dann rechtfertigte diese Liebesreue schon außerhalb des Bußsakramentes. Deswegen ist es gut, am Abend eine Gewissenserforschung zu machen und diese christliche Grundhaltung einzuüben. Jene, die im Notfall absolviert wurden, müssen dann ihre Sünden dann schon noch persönlich nachbeichten. Dort aber, wo ich einen Priester rufen kann, werde ich es für Anvertraute und Angehörige Tag und Nacht sicher tun, denn wenn von einem bewußtlosen Sterbenden bekannt ist, daß er mit Gott versöhnt sterben wollte, so hat der Priester ihm unter anderem die wirksame Lossprechung zu erteilen. Liebe Andächtige! Bei Marias Entschlafung stellte sich weder die Frage nach einer Lossprechung von Sünden noch die Frage des genauen Todeseintrittes, denn als von jedem Makel der Sünde unbefleckte Jungfrau bedurfte sie keiner weiteren Erlösung, und an Organspenden dachte man damals noch nicht. Hinzu kommt aber, daß Maria nicht nur mit ihrer Seele, sondern auch mit ihrem ganzen Leib in die himmlische Herrlichkeit erhoben wurde und erhoben bleibt auf ewig: wer das nicht glaubt, ist nicht katholisch. Wir glauben Gott selbst auf seine von der Kirche unfehlbar erkannte Offenbarung hin, daß Maria in solch wunderbarer Art den Tod nicht erlitten hat, sondern kraft ihrer unbefleckten Empfängnis den Tod als seligen Übergang in die ewige Herrlichkeit erleben durfte, verbunden mit dem absoluten Privileg, sofort nach Jesus, ihrem göttlichen Sohne, nicht nur mit der unsterblichen Seele, sondern auch mit ihrem durch die Aufnahme in den Himmel verherrlichten und nach Jesu Art glorreich umgestalteten Leib aufgenommen zu werden. Nachdem wir uns mehrere Sonntage mit den Chancen, Grenzen und Gefahren einer Patientenverfügung auseinandergesetzt haben, dank des ursprünglichen Impulses von Dr. Schmidramsl, nachdem wir geklärt haben, daß einem Wachkomapatienten die Ernährung niemals abgestellt werden darf, selbst wenn jemand in einer Patientenverfügung nach solcher Sterbehilfe verlangen würde, weil Ernährung nämlich kein Medikament ist, sondern die Grundversorgung darstellt, sind wir gestern bei der entscheidenden Frage des Todeseintrittes angelangt und haben uns gefragt: müssen wir nach Auffassung bedeutender christlicher Denker in jedem Sterbefall so viel Zeit lassen, daß dem Verstorbenen schließlich auch keine brauchbaren Organe mehr entnommen werden können, oder aber haben führende (auch christliche) Mediziner recht, die sich sicher sind, daß ein gewissenhaft festgestellter Hirntod bereits der legitime Zeitpunkt auch für die Entnahme brauchbarer und möglicherweise lebenswichtiger Organe ist? Denn für die edle Tat der Organspende nach dem Tod verlangt der am letzten Freitag erschienene Katholische Kurzkatechismus nicht nur die Zustimmung des Organspenders, sondern es muß auch der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen. Sicher ist aber nur, wie Johannes Paul II. am 1. Februar 2005 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften sagte, daß keine wissenschaftliche Technik, also niemand, den genauen Zeitpunkt des Todes als Trennung von Leib und Seele hier auf Erden feststellen kann. So gesehen müssen wir ehrlich sein: der gewissenhaft festgestellte Hirntod ist als alleiniges Kriterium wahrscheinlich sehr oft nur der sichere Vorbote der noch bevorstehenden Trennung von Leib und Seele und damit des eigentlichen Todes aus philosophischer und religiöser Sicht. Deshalb darf niemand verurteilt werden, der für sich Spenden lebenswichtiger Organe nach dem Hirntod ausschließt, wobei zudem Karl Kardinal Lehmann mit seiner Bemerkung völlig richtig lag, daß nämlich der Mensch nicht prinzipiell als "Organ-Magazin" für die Allgemeinheit angesehen werden dürfe. Aber der durch seinen eigenen Sterbeprozeß noch glaubwürdiger gewordene Diener Gottes Johannes Paul II. sagte am 1. Februar 2005 zu unserer Problematik noch mehr und damit auch einiges für jene, die so wie der regierende Heilige Vater Benedikt XVI. einen Organspendeausweis besitzen, was der Regensburger Bischof kürzlich bei einer Telephonaktion des Straubinger Tagblattes erzählte, ich zitiere: "Zum einen ermutigte die Kirche zur freiwilligen Organspende, zum anderen zeigte sie die ethischen Bedingungen für eine solche Spende auf, indem sie die Pflicht zum Schutz des Lebens und der Würde sowohl des Spenders als auch des Empfängers hervorhob (...) Aus klinischer Sicht jedoch ist es der einzig korrekte - und auch der einzig mögliche Weg - den Tod eines Menschen festzustellen, die Aufmerksamkeit und Forschung auf die Identifizierung jener angemessenen »Zeichen des Todes« zu konzentrieren, die an ihren physischen Symptomen im Individuum zu erkennen sind. Offensichtlich geht es hier um ein Thema von grundlegender Bedeutung, bei dem vor allem die sorgfältig durchdachte und präzise Position der Wissenschaft berücksichtigt werden muß, wie dies bereits Pius XII. lehrte, als er erklärte, daß »es Aufgabe des Arztes ist, den 'Tod' und den 'Augenblick des Todes' eines in den Zustand der Bewußtlosigkeit gefallenen Patienten klar und präzise zu definieren« (vgl. Ansprache vom 24. November 1957)." Wir sehen also, auch wenn kein Mensch auf Erden den Zeitpunkt der Trennung von Leib und Seele und damit den wahren Tod messen kann, so ist es doch erlaubt, sich auf gewissenhafte Ärzte und Ärztinnen zu verlassen, was den rein klinisch definierten Tod betrifft. Solange also das kirchliche Lehramt zu den von Johannes Paul II. angeregten weiteren philosophischen und medizinischen Forschungen zum Todeszeitpunkt keine weiteren Präzisierungen vorlegt, ist es ganz eindeutig in das Gewissen des Einzelmenschen gestellt, ob und wie er als Organspender fungieren oder ob er dies mit Absolutheit ausschließen möchte. Faktum ist aber, daß nicht wenige Ärzte und Ärztinnen, aber vor allem auch Pflegeschwestern in Intensivstationen betreffend Organspenden bei Befragungen Unwohlsein äußern, da offensichtlich biologisch Lebenden, jedoch gleichzeitig hirntot erklärten Personen lebenswichtige Organe entnommen werden und hernach der Sterbeprozeß zugelassen wird. Erst im April wandte sich ein italienischer Arzt über meine Internetseite an mich, der aus dem Klinikwesen ausgestiegen war, weil er die ganze Organwirtschaft nicht mehr aushielt - all diese Erfahrungen basieren nicht nur auf fehlbaren Gefühlen, sondern sprechen deutlich für ein Recht jedes Menschen auf einen natürlichen Tod bzw. auf einen unverkürzten Sterbeprozeß ohne Verpflichtung zur Organspende. Viele äußere Anzeichen des Lebens sprechen nach dem Philosophen Professor Dr. Josef Seifert nämlich dagegen, daß ein Hirntoter mit Sicherheit tot sei. Und sind wir doch ehrlich: ist es in unseren westlichen Gesellschaften und auch in Deutschland nicht pervers, wenn manchmal herumgejammert wird, daß zu wenige Organe gespendet würden (angesichts einer im übrigen durchaus gelungenen deutschen Gesetzgebung, nach der im Gegensatz zu Österreich nicht von vornherein der Spendewille angenommen wird) - und gleichzeitig werden aktive christliche Lebensberater vor Abtreibungsmord-Kliniken angegriffen, die schwangere Frauen und die sie begleitenden unverantwortlichen Männer durch gutes Zureden im letzten Moment von der Abtreibung erfolgreich abbringen und immer wieder abbringen wollen. Und noch perverser wird es, wenn im selben Krankenhaus, in dem für ein bißchen Lebensverlängerung mit nicht immer gesunden Organen herumtransplantiert wird bzw. in dem Angehörige in Richtung Organspende beraten werden, zwei Stöcke tiefer von Ärzten, die diesen Namen dann aber nicht mehr verdienen, ein ungeborenes Kind nach dem anderen hinweggeschlachtet wird. Ja, erkennen denn hier viele Menschen nicht, wer hier wirklich einen Knall hat? (Im übrigen haben in Deutschland im ersten Halbjahr 2005 rund 15 Prozent mehr Menschen ihre Organe gespendet als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres.) Die einzige konsequente Position ist die christliche: klarer Schutz des Lebens von der Empfängnis, also schon vor der Einnistung, bishin zum natürlichen Tod. Alles andere hat doch kein Fundament. Man kann man also über die Hirntodthese streiten, und eines war sicher falsch, das müßte nun jedem einleuchten - es war falsch, daß manche Priesterausbildner in den letzten 30 Jahren einfach hergingen und meinten, da es jetzt (plötzlich!) den Hirntod gäbe, dürften nach Erklärung des Hirntodes keine Sakramente mehr gespendet werden. Warum ist das grundfalsch? Weil der Tod im philosophischen, im anthropologischen Sinn, im wirklichen Sinn erst durch Trennung von Leib und Seele eintritt und von daher die Spendung der Sakramente (wenigstens bedingungsweise) noch länger möglich ist. Bei einem plötzlichen Tod gilt sogar die alte Erfahrungsregel, daß die Lossprechung und die heilige Ölung, welche ja bei fehlendem Bewußtsein auch alle schweren Sünden hinwegnimmt, noch mehrere Stunden später, d. h. nach dem letzten Atemzug, gespendet werden kann und soll. Deshalb sagt auch das erneuerte lateinische Kirchenrecht (can. 1005 CIC 1983): "Im Fall eines Zweifels darüber, ob der Kranke ... gestorben ist, ist dieses Sakrament (der Krankensalbung) zu spenden." Ich ärgere mich immer wieder, wenn ich höre, daß ein Mitbruder - wenn auch guten Glaubens - meinte, er hätte nur noch beten, aber keine Sakramente mehr spenden können. Im Zweifel kann der Priester dazusagen: "wenn Du lebst, so spreche ich Dich los ..." Deshalb können Gläubige mit Absolutheit fordern, daß die vorgesehenen Sakramente wenigstens unter dieser Bedingung noch gespendet werden, auch wenn es ansonsten - also wenn kein plötzliches Versterben vorliegt - noch idealer ist, den Priester schon vor einer Operation und während einer schweren Krankheit und somit wesentlich früher zu rufen. Und damit, meine Lieben, sind wir wieder angelangt beim Blick auf das entscheidende Ziel unserer Pilgerschaft auf Erden, auf den Himmel nicht im irdischen Sinne, sondern im ewigen Sinne: schauen wir heute die Bilder und Statuen Mariens ganz neu an und erkennen in unserer Verehrung der Mutter Gottes jene Frau, die auch unsere himmlische Mutter ist und für immer bleiben möchte. Darum sollten wir unser ewiges Seelenheil wirken durch Glaube, Liebe, regelmäßige Umkehr und Liebesreue. AMEN. Euer Kirchenrektor Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik, Eichstätt - Buchenhüll Sunday, August 14. 2005
WACHKOMA, ZEITPUNKT DES TODES UND ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre at
16:14
Comments (0) Trackbacks (0) WACHKOMA, ZEITPUNKT DES TODES UND ORGANSPENDE - THEMATISCHE PREDIGTREIHE ZU FRAGEN DES STERBENS UND DES TODES: TEIL 3
TEIL 3 (gehalten am 14. August 2005) (TEIL 1 - TEIL 2)
Bevor wir morgen zum Hochfest der Aufnahme Mariens mit Seele und Leib in den Himmel beim Patroziniumshochamt mit Kräutersegnung und mit Eucharistischem Segen auf eines der herrlichsten Festgeheimnisse des ganzen Kirchenjahres blicken, kehren wir noch in anderer Weise zum Themenkreis Sterben und Tod zurück. Wir lagen mit unseren Überlegungen an zwei Sonntagen, was die Chancen, Grenzen und Gefahren einer persönlichen Patientenverfügung betrifft, in der Tat goldrichtig, denn in einer der jüngsten Ausgaben des Deutschen Ärzteblattes gesteht ein Mitarbeiter eines Institutes für Ethik ein (Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2079 - 2082 [Heft 30]): "Selbst wenn eine Vorausverfügung vorliegt, kann ihre Anwendung bei Entscheidungen zur Therapiebegrenzung dennoch problematisch sein. Denn es ist kaum möglich, die subjektiven (= persönlichen) Präferenzen für einen unbestimmten künftigen Zeitpunkt mit nur schwer einschätzbaren gesundheitlichen Einschränkungen und medizinischen Therapiemodalitäten so klar zu bestimmen und in einer Patientenverfügung schriftlich zu fixieren, daß Interpretationsprobleme bei der Anwendung durch stellvertretende Entscheidungsträger verläßlich vermieden werden. Offenheiten - und damit ethische Kontroversen - werden also bleiben. Hierfür sollten diesseits gerichtlicher Entscheide Institutionen wie zum Beispiel ein klinisches Ethik-Komitee vorhanden sein, um eine fallnahe Konfliktlösung zu erarbeiten, die das Wohlergehen und den (erklärten oder mutmaßlichen) Willen der betroffenen Patienten in angemessener Weise respektiert." Doch in Wirklichkeit gibt es im bereits kurz angeschnittenen Fall der Wachkoma-Patienten - wie es Teresa Maria Schiavo (+ 31. März 2005) in den USA war und wie es etwa 10000 in Deutschland sind - gar keine Offenheit oder Legitimation, die Ernährung abzubrechen, selbst wenn es in einer gültigen Patientenverfügung verlangt würde. Wer sich nämlich auskennt, weiß, daß bei den Wachkomapatienten so gut wie nie die Frage besteht, ob eine Sondenernährung neu begonnen werden muß, sondern ob eine bestehende Ernährung abgebrochen werden soll. Deswegen hatte der stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" im Deutschen Bundestag, Hubert Hüppe von der CDU, völlig recht, daß die in die Schlagzeilen geratene Terry Schiavo keine Sterbende, sondern eine Frau mit Behinderung war. Es wäre nicht sicher, ob sich ihr Zustand nicht doch noch veränderte. Unter anderem genau deshalb lehrte der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. in seiner richtungsweisenden Ansprache an die Teilnehmer des Internationalen Fachkongresses zum Thema "Lebenserhaltende Behandlungen und vegetativer Zustand: wissenschaftlicher Fortschritte und ethische Dilemmata" vom 20. März 2004 klar: "Der Kranke im vegetativen Zustand (= im Wachkoma), der die Wiederherstellung oder das natürliche Ende erwartet, hat das Recht auf eine grundlegende ärztliche Betreuung (Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit, Hygiene, Wärme usw.) und auf die Vorsorge gegen Komplikationen, die mit der Bettlägrigkeit verbunden sind. Er hat auch das Recht auf einen gezielten rehabilitativen Eingriff und auf die Überwachung der klinischen Zeichen einer eventuellen Besserung. - Insbesondere möchte ich unterstreichen, daß die Verabreichung von Wasser und Nahrung, auch wenn sie auf künstlichen Wegen geschieht, immer ein natürliches Mittel der Lebenserhaltung und keine medizinische Handlung ist. Ihre Anwendung ist deshalb prinzipiell als normal und angemessen und damit als moralisch verpflichtend zu betrachten, in dem Maß, in dem und bis zu dem sie ihre eigene Zielsetzung erreicht, die im vorliegenden Fall darin besteht, dem Patienten Ernährung und Linderung der Leiden zu verschaffen. - Denn die Pflicht, dem Kranken in solchen Fällen die gebotenen normalen Behandlungen nicht vorzuenthalten, umfaßt auch die Versorgung mit Nahrung und Wasser (vgl. Päpstl. Rat für die Pastoral im Krankendienst, Charta für den Krankendienst, Nr. 120). Eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, die auf den geringen Hoffnungen auf Besserung gründet, wenn der vegetative Zustand mehr als ein Jahr andauert, kann ethisch die Aussetzung oder Unterbrechung der Mindestbehandlungen des Patienten, einschließlich der Ernährung und Wasserverabreichung, nicht rechtfertigen. Denn der Tod durch Verhungern und Verdursten ist das einzig mögliche Resultat infolge ihrer Unterbrechung. In diesem Sinn wird er am Ende - wenn er bewußt und absichtlich herbeigeführt wird - zur tatsächlichen realen Euthanasie durch Unterlassung (...) Im übrigen ist der moralische Grundsatz bekannt, wonach auch der einfache Zweifel, ob man sich einer lebenden Person gegenüber befindet, schon dazu verpflichtet, diese voll zu respektieren und jede Handlung zu unterlassen, die auf ihren vorzeitigen Tod abzielt." Und so hat der Präsident des italienischen Bioethik-Komitees, Professor Dr. Francesco D'Agostino, recht, der zum viel diskutierten Fall Terry Schiavo und zu ihrer schließlich angeordneten Tötung sagte: "Es ist eine schreckliche Entscheidung. Auch wenn diese Krankheitszustände mit niedriger Genesungswahrscheinlichkeit verbunden sind, gibt es da bioethisch nur eine einzige Pflicht: sich des Kranken pflegerisch anzunehmen. Die gesetzlichen Vertreter müßten die Personen im Wachkoma diesbezüglich rechtlich schützen. Im konkreten Fall kann man nicht von therapeutischem Übereifer sprechen: Terry braucht einfach Ernährung, und diese Ernährung ist weder eine komplizierte noch eine anspruchsvolle Technologie." Wir alle sollten daher gemeinsam dagegen ankämpfen, daß es zur weiteren Kürzung von Mitteln, zu einer Entwertung von alten und kranken Menschen und zur falschen Verabsolutierung des Selbstbestimmungsrechtes kommt und schließlich als human und würdig verkauft würde, menschliches Leben mit den Mitteln der Medizin einfach "schnell und schmerzlos" zu beenden. Was nämlich völlig übersehen wird - und dies sagt im Ärzteblatt verdienstlicherweise ein Mediziner namens Prof. Dr. med. Karl H. Beine - daß die Hospizbewegung und die moderne (schmerzlindernde) Palliativmedizin längst den Beweis dafür erbracht haben, daß der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe so gut wie gar nicht bei Menschen vorkommt, deren Schmerzen erträglich sind, die kompetent und menschlich therapiert und gepflegt werden und die in tragfähigen Beziehungen leben. Um das Kapitel Patientenverfügung und medizinische Behandlungen vorläufig abzuschließen, konsultieren wir noch den vorgestern in deutscher Sprache erschienenen weltweit gültigen Katholischen Kurzkatechismus, genauer das praktische Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche, das also somit rechtzeitig vor dem Katholischen Weltjugendtag in Köln erschienen ist und in keinem Haushalt fehlen sollte (in der Gottesdienstordnung habe ich darauf Bezug genommen). Das Frage-Antwort-System führt uns hier weiter, die Frage Nr. 471 lautet nämlich: welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht? (Wir reden hier also nicht vom Sonderfall des Wachkomas, bei dem über Jahre hinweg der Tod nicht bevorsteht!) Die Antwort auf die Frage lautet im neuen Kurzkatechismus: "die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt." Und damit gibt diese knappe Antwort genau das wieder, was nach naturrechtlicher und somit nach katholischer Auffassung einzig legitimer Bestandteil einer therapiebegrenzenden Patientenverfügung sein kann und darf, so jemand überhaupt eine Patientenverfügung im Sinne einer Therapiereduktion verfassen wollte. Wichtig ist: in der Frage heißt es wenn der Tod unmittelbar bevorsteht. Und in der Antwort heißt es, daß der Verzicht auf medizinische Verfahren gestattet ist, wenn diese in keinem Verhältnis stehen und wenn es dabei es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt. Und nochmals, weil es nicht oft genug gesagt werden kann: Ernährung, auch sogenannte künstliche Ernährung, ist kein medizinisches Verfahren im eigentlichen Sinne, sondern ein Grundrecht, das wir verteidigen müssen. Der vorgestern also zweifellos zur kommenden Freude aller suchenden Menschen und aller Katholiken erschienene Kurzkatechismus leitet mit Frage Nummer 476 nun auch gleich ideal über auf unser nächstes Kapitel: sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem Tod gestattet? Die Antwort im Kurzkatechismus lautet: die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für die edle Tat der Organspende nach dem Tod muß der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen. Damit sind wir also bei der versprochenen Thematik von Organspende und Zeitpunkt des Todes. Die Frage ist nämlich in der Tat: wann und wie steht denn der vom Katechismus angesprochene tatsächliche Tod des potentiellen Organspenders fest? Und auch da kommt uns der Diener Gottes Johannes Paul II. entgegen, da er am 1. Februar 2005 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften sagte: "Im Bereich der christlichen Anthropologie ist es wohlbekannt, daß der Augenblick des Todes für jede Person im endgültigen Verlust der konstitutiven Einheit zwischen Leib und Seele besteht. Jeder Mensch ist nämlich insofern lebendig, als er oder sie »corpore et anima unus« (= mit Leib und Seele einer) ist (Gaudium et spes, 14), und er oder sie bleiben es, solange diese substantielle Einheit in der Ganzheit besteht. Im Licht dieser anthropologischen Wahrheit wird deutlich, daß, wie ich bei früheren Gelegenheiten bereits betont habe, »der Tod des Menschen, in diesem radikalen Sinn, ein Ereignis ist, das durch keine wissenschaftliche Technik oder empirische Methode direkt identifiziert werden kann« (vgl. Ansprache vom 29. August 2000; in O.R. dt., Nr. 37, 15.9.2000, S. 7,4)." Also kann niemand auf Erden genau sagen, wann die Trennung von Leib und Seele bzw. der Moment des (wahren) Todes wirklich eintritt. Und genau daher rührt jetzt die Grundfrage (vgl. dazu die nächste Predigt und auch diesen weiterhin gültigen italienischen Beitrag mit den exemplarischen Positionen des Philosophen Prof. Dr. Josef Seifert und des Mediziners Prof. Dr. Johannes Bonelli): müssen wir daher in jedem Sterbefall nach Auffassung einiger christlicher Denker so viel Zeit lassen, daß dem Verstorbenen dann (logischerweise) auch keine brauchbaren Organe mehr entnommen werden können, oder aber haben führende (auch christliche) Mediziner recht, die sich sicher sind, daß ein gewissenhaft festgestellter Hirntod bereits der legitime Zeitpunkt auch für die Entnahme brauchbarer und möglicherweise lebenswichtiger Organe ist? Was können wir dazu als Christen und im Sinne einer von der Offenbarung Gottes erleuchteten Ethik sagen, oder aber ist diese Frage vielleicht in dieser Alternative falsch gestellt, weil zwei unterschiedliche Ebenen gegeneinander ausgespielt werden? All den damit verbundenen Aspekten in der richtigen Zuordnung nachzugehen, dies möge uns morgen die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria ermöglichen, deren Entschlafung und herrliche Aufnahme in den Himmel mit Seele und Leib wir hochfestlich begehen werden. AMEN. Portal gegen aktive Sterbehilfe und entsprechend formulierte Patientenverfügungen |
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