Monday, October 31. 2005
GEGEN STERBEHILFE: PHILOSOPH ROBERT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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00:40
Comments (0) Trackbacks (0) GEGEN STERBEHILFE: PHILOSOPH ROBERT SPAEMANN NIMMT STELLUNG
Dankenswerterweise hat die Stuttgarter Zeitung am 26. Oktober 2005 einen Gastkommentar von Robert Spaemann zur derzeit in Deutschland vor allem aufgrund einzelner Politikeräußerungen immer wieder diskutierten Thematik der sogenannten Sterbehilfe gebracht. Dieser extrem wichtige Kommentar wird von der Zeitung so eingeleitet: "In Hannover hat der Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas jetzt seine erste deutsche Filiale eröffnet [das Wirken dieser Vereinigung ist mit Absolutheit abzulehnen, Anm. des Padre] und damit die Debatte um den würdigen Tod wieder angestoßen. Der Philosoph Robert Spaemann nimmt dazu Stellung." Somit ist er eine ideale Ergänzung der knappen Predigtreihe zu diesen und ähnlichen Fragen:
Sterbehilfe ist nur ein anderes Wort für Töten. Plädoyer für die Achtung des Lebens Die Forderung, schwer kranke Menschen auf ihren Wunsch hin und Menschen, die einer klaren Willensäußerung nicht mehr fähig sind, auch ohne ihren Wunsch zu töten, wird nach einer Latenzzeit von etwa fünfzig Jahren nun wieder energisch vorgetragen. Der Gedanke hat inzwischen auch einen CDU-Minister befallen, der - was die Tötung ohne Verlangen betrifft - sogar über die holländische Gesetzgebung hinausgehen möchte. Die Vertreter der Euthanasieforderung legen in der Regel großen Wert darauf, nicht mit der kriminellen Praxis der Nationalsozialisten in Zusammenhang gebracht zu werden. Dieser Zusammenhang aber ist nicht zu leugnen. Er wurde auch sehr früh bemerkt. Im Gefolge der Prozesse gegen die Euthanasieärzte des Dritten Reiches schrieb 1949 der amerikanische Arzt Leo Alexander, "daß allen, die mit der Frage nach dem Ursprung dieser Verbrechen zu tun hatten, klar wurde, daß sie aus kleinen Anfängen wuchsen. Am Anfang standen zunächst feine Akzentverschiebungen in der Grundhaltung. Es begann mit der Auffassung, die für die Euthanasiebewegung grundlegend ist, daß es Zustände gibt, die als nicht mehr lebenswert zu betrachten sind. In ihrem Frühstadium betraf diese Haltung nur die schwer und chronisch Kranken. Nach und nach wurde der Bereich jener, die unter diese Kategorie fielen, erweitert und auch die sozial Unproduktiven, die ideologisch Unerwünschten, die rassisch Unerwünschten dazugerechnet. Entscheidend ist jedoch zu erkennen, daß die Haltung gegenüber den unheilbar Kranken der winzige Auslöser war, der diesen totalen Gesinnungswandel zur Folge hatte." Der wesentliche Unterschied zwischen der damaligen und der heute angestrebten Praxis besteht nur darin, daß die damaligen Tötungen von Geisteskranken (bei denen übrigens erstmals die Methode der Vergasung erprobt wurde) ohne gesetzliche Grundlage erfolgten, weshalb der Münsteraner Bischof Graf Galen denn auch Strafanzeige wegen Mord erstatten konnte, die selbstverständlich niedergeschlagen wurde. Der Arm des Gesetzes konnte jederzeit durch geheimen Führerbefehl lahm gelegt werden. In Holland wird er allerdings auch ohne Führerbefehl lahm gelegt. Nach der Legalisierung der Tötung auf Verlangen gehen inzwischen die straffreien Tötungen ohne Verlangen in die tausende, sodaß holländische Greise es häufig vorziehen, sich in deutsche Altenheime zu flüchten. Ein Drittel der Getöteten wurde bereits 2001 auf das Urteil von Ärzten oder Angehörigen hin umgebracht. Es wird geltend gemacht, damals sei der einzelne Kranke im Interesse des Volkswohls ermordet worden, um die Pflegekosten zu sparen. Heute solle er nur in seinem eigenen Interesse getötet werden, wenn das Leben für ihn selbst nicht mehr lebenswert sei. Dieser Hinweis übersieht, daß auch die Nationalsozialisten mit dem Interesse des Patienten und mit seiner Würde argumentieren. Der Film "Ich klage an", den Joseph Göbbels damals mit erstklassigen Schauspielern lancierte, zeigt eine an multipler Sklerose erkrankte junge Frau, der ein befreundeter Arzt die tödliche Spritze aus Gewissensbedenken verweigert, deren Ehemann, ebenfalls Arzt, sie aber aus Mitleid nach einem rührenden Abschied tötet und dann vor Gericht das Gesetz anklagt, das eine solche Hilfe verbietet. Auch der Theologe durfte nicht fehlen, der dem Mann beisteht mit dem Hinweis darauf, daß Gott doch dem Menschen die Vernunft gegeben habe, damit er selbst beurteilen könne, wann es an der Zeit ist zu gehen. Nur wenige Sekunden lang wird ein Blick des Arztes auf schwerstbehinderte Kinder in einer Klinik eingeblendet, um die schiefe Ebene sicherzustellen, auf der die Praxis dann in den Abgrund des Massenmords gleiten sollte. Aber sogar in den internen Gutachten der Psychiater jener Zeit, die ihre Patienten zur Tötung freigaben, ist nicht vom Geld und nicht vom Volksganzen die Rede, sondern vom Interesse derer, die man von einem lebensunwerten Leben befreien müsse. Natürlich stand dahinter das Interesse der Politik, speziell der Politik in einer Zeit der Knappheit. Daß der erneute Ruf nach Euthanasie heute nur rein zufällig in einem Augenblick Gehör findet, da die demographische Entwicklung das Problem der Altersversorgung immer dramatischer werden läßt - wer wollte das guten Gewissens behaupten? Hier bietet sich ein Ausweg, der den Charme einer sehr billigen Endlösung hat, heute wie damals. Aber darf eine humane Gesellschaft sich diesen Ausweg leisten? Die Argumente, die dagegen sprechen, sind meines Erachtens zwingend, soweit jemand sich durch Argumente überhaupt zwingen läßt. Die Grundlage unserer Rechtsordnung ist die Achtung des Menschen vor dem Menschen. Diese Achtung darf nicht an das Vorliegen bestimmter Eigenschaften oder Zustände geknüpft sein. Das einzige Kriterium muß die Abstammung von Menschen bleiben. Andernfalls dürften zum Beispiel Schlafende oder Bewußtlose schmerzlos getötet werden. Und überhaupt würde es Sache eines Mehrheitsbeschlusses sein, welchen Menschen Personenrechte gewährt werden sollen und welchen nicht. Aus der Anerkennung würde eine "Verleihung". Menschen träten nicht auf Grund eigenen Rechts in die Menschheitsfamilie ein, sondern sie würden bedingungsweise kooptiert. Von Menschenrechten kann dann nicht mehr die Rede sein. Nun wird geltend gemacht, der Mensch werde als Freiheitssubjekt gerade dadurch geachtet, daß man seine Verfügung über das eigene Leben achte. In der Tat, die Rechtsordnung sanktioniert nicht den Versuch des Selbstmords. Philosophen von Platon bis Wittgenstein haben zwar den freien Selbstmord für etwas fundamental Verwerfliches gehalten. Aber die Zuständigkeit der Rechtsgemeinschaft endet dort, wo jemand aus diesem zwischenmenschlichen Gefüge austreten will. Wenn er das tun will, muß er es allerdings allein tun. Denn jeder, der ihm bei dieser Handlung behilflich ist oder sie sogar an seiner statt ausführt, befindet sich innerhalb dieses Gefüges. Er darf nicht, mit der Begründung oder unter dem Vorwand, den anderen als Freiheitssubjekt zu achten, eben dieses Freiheitssubjekt vernichten. Hier gilt Hegels Wort: "Das Werk der absoluten Freiheit ist der Tod." Und kein Mensch hat das Recht, von einem anderen zu erbitten, daß er zu ihm sagt: "Du sollst nicht mehr sein." Es muß ihm klar sein, daß er dieses Recht nicht hat. Denn wenn er es hat, dann ist es unvermeidlich, daß aus diesem Recht eine Pflicht wird. Wenn er dieses Recht hat, dann hat er die volle Verantwortung für alle Mühen, Kosten und Entbehrungen, die seine Mitmenschen aufbringen, um ihn zu pflegen. Er könnte sie ja durch einen Federstrich von dieser Last befreien, statt das Familienvermögen zu verbrauchen. Welcher sensible Mensch wird nicht unter solchen Umständen eine moralische Pflicht empfinden, der stummen Geste zu folgen, die ihm sagt: "Da ist der Ausgang!" Die rechtliche Möglichkeit der Tötung auf Verlangen produziert eben dieses Verlangen. Es handelt sich hier um eine zwingende Logik. Immer wieder ist in diesem Fall von Selbstbestimmung die Rede. Man hat Mühe, hier nicht an Zynismus zu glauben. Untersuchungen haben ergeben, daß die meisten Suizidwünsche nicht großer Schmerzen wegen geäußert werden, sondern aus Situationen der Verlassenheit heraus. Fast immer verschwinden diese Wünsche, falls sie nicht krankhaft sind, wenn ein Mitmensch, der sogar der Arzt sein kann, ein echtes und tätiges Interesse am Dasein eines Kranken bekundet. In diesem Augenblick größter Schwäche und reduzierter Autonomie, wo der Leidende nur eines braucht - nämlich Zuwendung, Solidarität und Linderung der Schmerzen - seine fiktive Selbstbestimmung in den Mittelpunkt zu stellen, ist eine zynische Ausrede, um sich diesen Verpflichtungen zu entziehen. "Du sollst nicht mehr sein" ist mithin der krasseste Ausdruck der Entsolidarisierung. Der Arzt repräsentiert dem Patienten gegenüber die Bejahung seiner Existenz durch die Solidargemeinschaft der Lebenden, auch wenn er ihn nicht zum Leben zwingt. Gerade in Situationen seelischer Labilität ist das Bewußtsein katastrophal, der Arzt oder auch der Psychiater könnte auf seinen Wunsch spekulieren, sich aus dem Weg räumen zu lassen, und insgeheim darauf warten, diesen Wunsch exekutieren zu können. Zu den objektiven Gründen für die Wiederbelebung des Euthanasiegedankens gehören die neuen Praktiken medizinischer Lebensverlängerung und die Explosion der Kosten. Der Widerstand gegen die Euthanasiebewegung kann seine Entschiedenheit nur dann rechtfertigen, wenn er diesen objektiven Faktoren Rechnung trägt. Es ist ja wahr, daß in unserem Land seit langem menschenunwürdig gestorben wird. Meistens in Kliniken, also in Häusern, die nicht fürs Sterben, sondern fürs Heilen da sind. In der Klinik wird naturgemäß gegen den Tod gekämpft, obwohl dieser Kampf immer mit Kapitulation endet. Aber die Kapitulation geschieht oft viel zu spät. Nachdem kranke oder alte Menschen auf alle Art zum Leben gezwungen wurden, bleibt ihnen keine Zeit mehr, "das Zeitliche zu segnen". Das Sterben verkümmert zum Verenden. Die "aktive Sterbehilfe", also das Töten, ist nur die Kehrseite eines Aktivismus, der bis zum letzten Augenblick glaubt, "etwas machen" zu müssen, wenn nicht das Leben, dann den Tod. Angesichts unserer technischen Möglichkeiten kann die Medizin nicht mehr dem Prinzip folgen, jederzeit jedes menschliche Leben so lange zu erhalten, wie dies technisch möglich ist. Sie kann es nicht aus Gründen der Menschenwürde, zu der auch das menschenwürdige Sterbenlassen gehört. Sie kann es auch nicht aus ökonomischen Gründen. Die uns zur Verfügung stehenden Mittel sind nun einmal begrenzt. Bei ihrer Verteilung müssen wir das in sich selbst inkommensurable Leben des Menschen durch sekundäre Kriterien vergleichbar machen. Bei der Knappheit von Spenderorganen ist das evident. Aber es muß auch gelten für diagnostischen und therapeutischen, wenn auch keinesfalls für pflegerischen Aufwand. Muß wirklich eine 88jährige, die eine Hirnblutung bekommen hat und ohnmächtig ist, zwei Tage vor ihrem Tod eine aufwendige Hirnoperation über sich ergehen lassen? Und muß die Solidargemeinschaft der Versicherten damit belastet werden? Das ärztliche Berufsethos muß angesichts der wachsenden Möglichkeiten neue Kriterien des Normalen entwickeln - Kriterien für das, was wir kranken Menschen an medizinischer Grundversorgung und Zuwendung schulden, und für das, was abhängig gemacht werden muß von Alter, Heilungsaussicht und persönlichen Umständen. Wer jeden Verzicht auf den Einsatz äußerster Mittel als Tötung durch Unterlassen brandmarkt, der bereitet - oft absichtlich! - den Weg für die "aktive Sterbehilfe", das heißt fürs Töten. Die Hospizbewegung, nicht die Euthanasiebewegung, ist die menschenwürdige Antwort auf unsere Situation. Die Kräfte der Phantasie und Solidarität werden angesichts der Probleme, die auf uns zukommen, nur mobilisiert werden, wenn der billige Ausweg unerbittlich verriegelt bleibt. Wo Sterben nicht als Teil des Lebens verstanden wird, da beginnt die Zivilisation des Todes. [ENDE DES KOMMENTARS, Hervorhebungen vom Padre] In den Tagen rund um Allerseelen ist es gut, daß uns ein Denker wie Spaemann Klarheit gibt in der existentiellen Thematik rund um das Sterben und um den immer wieder klärungsbedürftigen Begriff der sogenannten Sterbehilfe. Euer Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / www.internetpfarre.de Thursday, October 27. 2005
PAPST BENEDIKT XVI. ÜBER SEINEN ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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23:47
Comments (0) Trackbacks (3) PAPST BENEDIKT XVI. ÜBER SEINEN VORGÄNGER JOHANNES PAUL II.: ERSTES FERNSEHINTERVIEW
Als die Republik Polen am Sonntag, dem 16. Oktober 2005, des verstorbenen Dieners Gottes Johannes Paul II. aus Anlaß des Jahrestages seiner Erwählung zum Papst gedachte, wurde im dortigen öffentlich-rechtlichen Fernsehen das erste Fernsehinterview Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. ausgestrahlt. Die deutsche Übersetzung verdankt sich vor allem Radio Vatikan:
Herzlichen Dank, Heiliger Vater, daß Sie uns dieses kurze Interview aus Anlaß des "Tages des Papstes", den man in Polen feiert, gewähren. Am 16. Oktober 1978 wurde Kardinal Karol Wojtyla Papst, und von diesem Tag an hat Johannes Paul II. über 26 Jahre lang die Kirche als Nachfolger Petri zusammen mit den Bischöfen und Kardinälen geleitet. Unter den Kardinälen war auch Eure Heiligkeit, eine auf besondere Weise von Ihrem Vorgänger geschätzte und hoch angesehene Person; eine Person, von der Johannes Paul II. in seinem Buch "Auf, laßt uns gehen" schrieb - ich zitiere - "Ich danke Gott für die Anwesenheit und die Hilfe von Kardinal Ratzinger. Er ist ein bewährter Freund." Heiliger Vater, wie hat diese Freundschaft begonnen und wie haben Eure Heiligkeit Kardinal Karol Wojtyla kennen gelernt? Ich habe ihn persönlich nur in den beiden Präkonklaven und Konklaven von 1978 kennen gelernt. Ich hatte natürlich von Kardinal Wojtyla gehört, am Anfang vor allem im Kontext der Korrespondenz zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen von 1965. Die deutschen Kardinäle haben mir erzählt, wie groß der Verdienst und der Beitrag des Erzbischofs von Krakau waren und daß er eigentlich die Seele dieser wirklich historischen Korrespondenz war. Von universitären Freunden hatte ich von seiner Philosophie gehört und von seiner Größe als Denker. Aber wie ich schon sagte, geschah ein persönliches Treffen das erste Mal beim Konklave von 1978. Von Anfang an habe ich eine große Sympathie gefühlt, und - Gott sei Dank! - hat mir der damalige Kardinal von Anfang an unverdienterweise seine Freundschaft geschenkt. Ich bin dankbar für dieses Vertrauen, das er mir ohne mein Verdienst geschenkt hat. Vor allem, wenn ich ihn beten sah, habe ich gesehen und nicht nur verstanden; habe ich also gesehen, daß er ein Mann Gottes war. Das war der grundlegende Eindruck: Ein Mann, der mit Gott lebt, mehr noch, der in Gott lebt. Mich hat dann auch die vorurteilslose Herzlichkeit beeindruckt, mit der er mir begegnet ist. In diesen Treffen des Präkonklaves der Kardinäle hat er mehrmals das Wort ergriffen, und da hatte ich auch die Möglichkeit, die Gestalt des Denkers zu hören. Ohne große Worte ist auf diese Weise eine große Freundschaft geboren, und gleich nach seiner Wahl hat mich der Papst mehrere Male zu Gesprächen nach Rom gerufen, und zum Schluß hat er mich zum Präfekten der Kongregation für Glaubenslehre ernannt. Also war diese Ernennung und Berufung nach Rom keine Überraschung? Für mich war es etwas schwierig, weil es von Anfang meines Episkopats in München mit der feierlichen Bischofsweihe in der Münchner Kathedrale an für mich eine Pflicht gab, fast eine Ehe mit dieser Diözese. Man hatte nämlich auch unterstrichen, daß ich nach Jahrzehnten der erste aus der Diözese stammende Bischof war. Ich fühlte mich daher sehr dieser Diözese verpflichtet und an sie gebunden. Es gab außerdem schwierige Probleme, die noch nicht gelöst waren, und ich wollte die Diözese mit diesen ungelösten Problemen nicht verlassen. Über all das habe ich mit dem Heiligen Vater gesprochen, in der großen Offenheit und jenem Vertrauen, das der Heilige Vater hatte, der mir gegenüber sehr väterlich war. Er hat mir schließlich eine Bedenkzeit gegeben, er selbst wollte auch nachdenken. Am Ende hat er mich überzeugt, denn das war der Wille Gottes. So konnte ich diesen Ruf annehmen und auch diese große, nicht einfache Verantwortung, die für sich gesehen meine Fähigkeiten überstieg. Aber im Vertrauen auf das väterliche Wohlwollen des Papstes und mit der Führung des Heiligen Geistes konnte ich ja sagen. Diese Erfahrung dauerte mehr als 20 Jahre? Ja, ich bin im Februar 1982 gekommen, und es hat bis zum Tod des Papstes im Jahr 2005 gedauert. Was sind Ihrer Meinung nach, Heiliger Vater, die bedeutendsten Punkte des Pontifikats von Johannes Paul II.? Wir können, würde ich sagen, zwei Sichtweisen haben: eine "ad extra", von der Welt her, und eine "ad intra", eine kirchliche. Was die Welt angeht, so scheint mir, daß der Heilige Vater mit seinen Reden, seiner Persönlichkeit, seinem Auftreten und seiner Fähigkeit zu überzeugen eine neue Sensibilität für moralische Werte und für die Bedeutung der Religion in der Welt geschaffen hat. Das hat eine neue Offenheit, eine neue Sensibilität für die Probleme der Religion und für die Notwendigkeit der religiösen Dimension im Menschen ermöglicht; und vor allem ist die Bedeutung des Bischofs von Rom auf unvorstellbare Weise gewachsen. Alle Christen haben anerkannt - trotz der Unterschiede und trotz ihrer Nicht-Anerkennung des Nachfolgers Petri -, daß er der Sprecher der Christenheit ist. Aber auch für die Nichtchristenheit und die anderen Religionen war er der Sprecher der großen Werte der Menschheit. Man muß auch erwähnen, daß er es geschafft hat, ein Klima des Dialogs unter den großen Religionen zu schaffen und einen Sinn für die gemeinsame Verantwortung, die wir alle für die Welt haben. Aber auch, daß Gewalt und Religion unvereinbar sind und daß wir gemeinsam den Weg des Friedens suchen müssen - in einer gemeinsamen Verantwortung für die Menschheit. - Schauen wir nun auf die Situation der Kirche. Ich würde sagen, daß er vor allem die Jugendlichen für Christus hat begeistern können. Das ist etwas Neues, wenn wir an die Jugend der 68er und die der 70er Jahre denken. Daß sich die Jugend für Christus und die Kirche begeistert und auch für die schwierigen Werte, konnte nur eine Persönlichkeit mit diesem Charisma erreichen; nur er konnte so die Jugend der Welt für die Sache Gottes und die Liebe Christi mobilisieren. In der Kirche hat er, denke ich, eine neue Liebe zur Eucharistie geschaffen. Wir sind noch im "Jahr der Eucharistie", das er mit so viel Liebe gewollt hat. Er hat einen neuen Sinn für die Größe der Barmherzigkeit Gottes geschaffen; und er hat auch die Liebe zur Mutter Gottes sehr vertieft und uns so zu einer Verinnerlichung des Glaubens und gleichzeitig einer größeren Wirksamkeit geführt. Natürlich muß man, wie wir alle wissen, auch hinzufügen, wie wichtig sein Beitrag für die großen Umwälzungen in der Welt 1989 gewesen ist, für den Niedergang des so genannten realen Sozialismus. Was hat Eure Heiligkeit im Laufe Ihrer persönlichen Treffen und Gespräche mit Johannes Paul II. am meisten beeindruckt? Könnten Sie uns von Ihren letzten Begegnungen mit Johannes Paul II. erzählen? Ja. Die letzten beiden Begegnungen hatte ich zum ersten um den 5., 6. Februar in der Gemelli-Klinik und dann am Tag vor seinem Tod in seinem Zimmer. Beim ersten Treffen litt der Papst sichtbar, aber er war völlig klar und bei Bewußtsein. Ich war nur einfach zu einem Arbeitstreffen gekommen, denn ich brauchte einige seiner Entscheidungen. Obwohl er sehr litt, verfolgte der Heilige Vater mit großer Aufmerksamkeit, was ich sagte. Er teilte mir in wenigen Worten seine Entscheidung mit, er gab mir seinen Segen, grüßte mich auf Deutsch und gewährte mir damit sein ganzes Vertrauen und seine Freundschaft. Für mich war es sehr bewegend zu sehen, wie sein Leiden auf der einen Seite in Einheit mit dem leidenden Herrn geschah - wie er sein Leiden mit dem Herrn und für den Herrn trug -, und wie er auf der anderen Seite eine innere Fröhlichkeit und vollkommene Klarheit ausstrahlte. Die zweite Begegnung war am Tag vor seinem Tod: er litt offensichtlich noch mehr, umgeben von Ärzten und Freunden. Er war noch sehr klar und gab mir seinen Segen. Er konnte nicht mehr viel sprechen. Für mich war seine Geduld im Leiden eine große Lehre, vor allem sehen und hören zu können, wie er in den Händen Gottes war und wie er sich dem Willen Gottes überließ. Trotz der sichtbaren Schmerzen war er frohen Mutes, denn er war in den Händen der göttlichen Liebe. Sie, Heiliger Vater, stellen in Ihren Ansprachen oft die Gestalt Johannes Pauls II. heraus und sagen von Johannes Paul II., daß er ein großer Papst war, ein betrauerter und verehrter Vorgänger. Wir denken immer an die Worte Eurer Heiligkeit, die Sie in der Messe am vergangenen 20. April sprachen, Worte, die direkt Johannes Paul II. gewidmet waren. Sie waren es, Heiliger Vater, der gesagt hat - ich zitiere - "es scheint, daß er mich stark an der Hand hält, ich sehe seine lachenden Augen und höre seine Stimme, die sich in diesem Moment besonders an mich richtet: 'Hab keine Angst!' " Heiliger Vater, zum Schluß eine sehr persönliche Frage: Spüren Sie immer noch die Anwesenheit Johannes Pauls II. Und wenn ja, wie? Gewiß. Ich beginne, indem ich auf den ersten Teil Ihrer Frage antworte. Ich hatte anfangs, indem ich vom Erbe des Papstes sprach, vergessen, von den vielen Dokumenten zu sprechen, die er uns hinterlassen hat: von den 14 Enzykliken, den vielen Pastoralschreiben und den anderen - ein sehr reiches Erbe, das in der Kirche noch nicht ausreichend umgesetzt ist. Ich sehe eine meiner existentiellen und persönlichen Sendungen darin, nicht viele neue Dokumente zu veröffentlichen, sondern darauf hinzuwirken, daß diese Dokumente umgesetzt werden, denn sie sind ein sehr reicher Schatz, die authentische Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils. Wir wissen, daß der Papst der Mann des Konzils war, der den Geist und den Buchstaben des Konzils innerlich aufgenommen hatte und uns mit diesen Texten verstehen läßt, was das Konzil wirklich wollte und was es nicht wollte. Er hilft uns, wirklich Kirche unserer Zeit und der Zukunft zu sein. - Jetzt komme ich zum zweiten Teil Ihrer Frage. Der Papst war mir durch seine Texte immer sehr nahe: Ich sehe ihn und höre ihn sprechen und ich kann mit dem Heiligen Vater in einem andauernden Dialog stehen, denn durch diese Worte spricht er immer mit mir. Ich kenne auch den Ursprung vieler Texte und erinnere mich an die Gespräche, die wir über den einen oder den anderen Text hatten. Ich kann den Dialog mit dem Heiligen Vater fortführen. Natürlich ist diese Nähe durch die Worte nicht nur eine Nähe, die sich nur die Texte bezieht, sondern auch auf seine Persönlichkeit: Hinter den Texten spüre ich den Papst selbst. Ein Mensch, der zum Herrn geht, geht nicht weg: Ich spüre immer mehr, daß er beim Herrn auch mir nahe ist. Insofern ich dem Herrn nahe bin, bin ich dem Papst nahe, und er hilft mir jetzt, dem Herrn nahe zu sein. Ich versuche, in seine Atmosphäre des Gebets einzutreten, in seine Liebe zum Vater und zur Mutter Gottes, und ich vertraue mich seinen Gebeten an. Das ist ein andauernder Dialog und auch ein Nahe-Sein, wenn auch auf eine neue, aber doch sehr tiefe Weise. Heiliger Vater, jetzt erwarten wir Sie in Polen. Viele fragen sich, wann der Papst nach Polen kommen wird? Ja, die Intention, nach Polen zu fahren, wenn Gott es will und es mir die Zeit erlaubt, ist da. Ich habe mit Bischof Dziwisz gesprochen, was das Datum angeht, und man sagte mir, daß der Juni die passendste Zeit wäre. Natürlich ist alles noch mit den zuständigen Stellen zu organisieren. In diesem Sinn ist es ein provisorisches Wort, aber es scheint mir, daß ich, wenn der Herr es gewährt, im nächsten Juni nach Polen kommen könnte. Heiliger Vater, im Namen aller Fernsehzuschauer danke ich Ihnen von Herzen für dieses Interview. Danke, Heiliger Vater. Ich danke Ihnen. (ENDE DES INTERVIEWS) So wollen wir mit unseren Gebeten den Seligsprechungsprozeß des Dieners Gottes Johannes Paul II. begleiten und von seinem Leben und von seiner Fürbitte für unser tägliches Beten, Arbeiten und Leben reiche Inspiration erhoffen. Möge das am vergangenen Sonntag zu Ende gegangene und noch von Johannes Paul II. ausgerufene Jahr der Eucharistie in eine vertiefte Betrachtung und Wertschätzung der Heiligen Messe hinein ausklingen, und möge die am selben Sonntag zu Ende gegangene Römische Bischofssynode über die Heiligste Eucharistie kraft der Zusammenfassung durch Seine Heiligkeit Benedikt XVI. reichen Segen für den Katholischen Erdkreis erbringen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / http://www.padre.at Monday, October 24. 2005
ERZBISTUM LOS ANGELES ENTSCHULDIGT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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15:58
Comments (0) Trackbacks (0) ERZBISTUM LOS ANGELES ENTSCHULDIGT SICH FÜR UNANGEMESSENE ANTWORT AUF SEXUELLEN MISSBRAUCH
Das größte Bistum der USA, die Erzdiözese Los Angeles, hat - wie die Nachrichtenagentur KNA und Radio Vatikan melden - eine neue Übersicht über Fälle sexuellen Mißbrauchs durch Kleriker vorgelegt. In dem am Mittwoch, dem 12. Oktober 2005, auf ihrer Internetseite veröffentlichten 155seitigen Bericht werden Vorwürfe gegen 126 katholische Geistliche aufgelistet. Einige Fälle gehen bis in die 1930er Jahre zurück. Die Aufstellung macht deutlich, daß der Erzbischof bis zu der überfälligen und vor allem durch die mediale Diskussion bewirkten offensiven Aufarbeitung der Fälle ab dem Jahr 2002, jene Priester, die Kinder sexuell mißbraucht hatten, einfach in anderen Pfarrgemeinden weiterbeschäftigte. Über Jahrzehnte hinweg organisierte die Erzdiözese Therapien für Priester, die Kinder mißbraucht hatten. All zu vereinzelt wurden Priester ihres Amtes enthoben. Dem Report zufolge gibt es derzeit mehr als 560 Kläger, welche die Erzdiözese um Entschädigung verklagen. Die Kurie des Erzbistums sieht die Veröffentlichung als weiteren Schritt, alle Verdachtsfälle aufzuklären. Seit 2002 gäbe es eine Null-Toleranz-Politik. Es gehe darum, ehrlich und offen über diese Fakten zu sprechen. Zugleich entschuldigt sich das Erzbistum Los Angeles, in dem rund vier Millionen Katholiken leben, für die "zunächst unangemessene Antwort auf die Warnsignale", die auf Mißbrauchsfälle durch Priester hingedeutet hätten. Die Betroffenen werden um Vergebung gebeten, daß es nicht früher gelungen sei, Kinder in den Pfarrgemeinden und Schulen besser zu schützen. Die Fehler der Vergangenheit dürften sich nicht wiederholen.
Gebe Gott, daß dieser richtige Ansatz nicht nur in den katholischen Diözesen der Vereinigten Staaten um sich greife, sondern auch in Europa und im deutschen Sprachraum zur absoluten Regel werde. Mit herzlichem Gruß, Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik (Eichstätt) / http://www.internetpfarre.de |
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