Die Katholische Kirche gewinnt in der Aufarbeitung sexuellen Mißbrauchs durch Teile ihres Klerus zunehmend Glaubwürdigkeit. Nach dem verstärkten Bekanntwerden vieler älterer und jüngerer Fälle vor allem in den USA, aber auch in vielen anderen Ländern, wurden bekanntlich die kirchenstrafrechtlichen Bestimmungen sowie die Verjährungsfristen verschärft. Für die klerikalen Ausbildungsstätten auf dem Territorium der USA wurde eine
Päpstliche Visitation begonnen, und so kann die nunmehrige Veröffentlichung der Sachlage im Fall des hochwürdigen Gründers der aufstrebenden Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi seitens des Heiligen Stuhles selbst nach dem weltweit beachteten Fall der mit höchster Professionalität durchgeführten Päpstlichen
Visitation des Priesterseminars und der Diözese St. Pölten (
wobei es jedoch dort nicht um den Mißbrauch Minderjähriger, sondern um homosexuelle Beziehungen zwischen Seminarleitern und Seminaristen und zwischen letzteren ging) als weiterer Meilenstein im Verwirklichen des christlichen Verantwortungsprinzips gelten: nicht Prominenz ist es, die vor Maßnahmen der Gerechtigkeit schützt, sondern die Sachlage ist es, die ohne Ansehen der Person zu würdigen ist, allezeit in der christlichen Verbindung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
So gab der Vatikan heute folgende Erklärung zu den wiederholten Vorwürfen gegen den bekannten Gründer der
Legionäre Christi ab (
zunächst eine eigene deutsche Übersetzung, dann der italienische Originaltext):
[
DEUTSCH:]
Der Pressesaal des Heiligen Stuhles gibt im Zusammenhang mit den verbreiteten Berichten über die Person des Gründers der Legionäre Christi, den hochwürdigen Pater Marcial Maciel Degollado, folgendes bekannt:
Seit dem Jahre 1998 wurden der Kongregation für die Glaubenslehre teilweise bereits öffentlich gemachte Vorwürfe gegen Hochwürden Marcial Maciel Degollado, Gründer der Kongregation der Legionäre Christi, zugeleitet, die Delikte enthielten, welche der ausschließlichen Kompetenz des Dikasteriums (
für die Glaubenslehre) unterliegen. Im Jahre 2002 veröffentlichte Hochwürden Maciel eine Erklärung, um die Anschuldigungen zu negieren und sein Mißfallen über die ihm von Seiten einiger Ex-Legionäre Christi zugefügte Beleidigung zum Ausdruck zu bringen. Im Jahre 2005 trat Hochwürden Maciel dann aufgrund seines fortgeschrittenen Alters vom Amt des Generaloberen der Kongregation der Legionäre Christi zurück.
Alle diese Details waren Gegenstand einer ausführlichen Überprüfung von Seiten der Kongregation für die Glaubenslehre, und gemäß den Normen des am 30. April 2001 vom Diener Gottes Johannes Paul II. promulgierten Motu Proprio
Sacramentorum sanctitatis tutela autorisierte der damalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Seine Eminenz Joseph Kardinal Ratzinger, eine Untersuchung der Vorwürfe. In der Zwischenzeit ereignete sich der Tod des Papstes Johannes Paul II. und die Erwählung Kardinal Ratzingers zum neuen Pontifex.
Nachdem die Ergebnisse der Untersuchung einem sorgfältigen Studium unterworfen worden waren, hat die Kongregation für die Glaubenslehre unter Führung des neuen neuen Präfekten, Seiner Eminenz William Kardinal Levada, entschieden - nämlich im Hinblick sowohl auf das fortgeschrittene Alter des Hochwürden Maciel als auch im Hinblick auf seine angeschlagene Gesundheit - auf einen kanonischen Prozeß zu verzichten und den Pater zu einem zurückgezogenen Leben des Gebetes und der Buße aufzufordern, unter Verzicht auf jedes öffentliche Dienstamt. Der Heilige Vater hat diese Entscheidungen approbiert.
Unabhängig von der Person des Gründers wird das verdienstvolle Apostolat der Legionäre Christi und der Vereinigung
Regnum Christi mit Dankbarkeit anerkannt.
[
ITALIENISCH:]
In riferimento a notizie diffuse circa la persona del Fondatore dei Legionari di Cristo, il Rev.do P. Marcial Maciel Degollado, la Sala Stampa della Santa Sede comunica quanto segue:
A partire dal 1998, la Congregazione per la Dottrina della Fede ricevette accuse, già in parte rese pubbliche, contro il Rev.do Marcial Maciel Degollado, fondatore della Congregazione dei Legionari di Cristo, per delitti riservati all'esclusiva competenza del Dicastero. Nel 2002, il Rev.do Maciel pubblicò una dichiarazione per negare le accuse e per esprimere il suo dispiacere per l'offesa recatagli da alcuni ex Legionari di Cristo. Nel 2005, per motivi di età avanzata, il Rev.do Maciel si ritirò dall'ufficio di Superiore Generale della Congregazione dei Legionari di Cristo.
Tutti questi elementi sono stati oggetto di maturo esame da parte della Congregazione per la Dottrina della Fede, e, a norma del Motu Proprio "
Sacramentorum sanctitatis tutela" promulgato il 30 aprile 2001 dal Servo di Dio Giovanni Paolo II, l'allora Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede, Sua Eminenza il Cardinale Joseph Ratzinger, ha autorizzato una investigazione delle accuse. Nel frattempo avvenne la morte di Papa Giovanni Paolo II e l'elezione del Cardinale Ratzinger a nuovo Pontefice.
Dopo aver sottomesso le risultanze dell'investigazione ad attento studio, la Congregazione per la Dottrina della Fede, sotto la guida del nuovo Prefetto, Sua Eminenza il Cardinale William Levada, ha deciso - tenendo conto sia dell'età avanzata del Rev.do Maciel che della sua salute cagionevole - di rinunciare ad un processo canonico e di invitare il Padre ad una vita riservata di preghiera e di penitenza, rinunciando ad ogni ministero pubblico. Il Santo Padre ha approvato queste decisioni.
Indipendentemente dalla persona del Fondatore si riconosce con gratitudine il benemerito apostolato dei Legionari di Cristo e dell'Associazione Regnum Christi.
[
ENDE DER VATIKANISCHEN STELLUNGNAHME.]
Die Erklärung des Heiligen Stuhles läßt durchaus gute Erinnerungen an die in
ähnlichem Stil verfaßten Erklärungen des ehemaligen und noch von Johannes Paul II. ernannten Päpstlichen Visitators sowie heutigen Diözesanbischofs von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, wach werden. In der Geschichte der Kirche war es tatsächlich immer wieder auch von höchster Stelle her nötig, bestehende Werke oder einzelne Amtsträger zur Korrektur ihrer Irrtümer im Bereich der Glaubens- und Sittenlehre bzw. in ihrer je eigenen Lebensführung aufzurufen. Auch darin zeigt sich immer wieder die Unersetzbarkeit des Petrusamtes, das der
Heilige Vater Benedikt XVI. nunmehr bereits seit mehr als einem Jahr in großer Verantwortung und mit beispielhafter Umsicht innehat. Beten wir für ihn, für die Legionäre Christi und alle Institute geweihten Lebens, daß sie ihren je eigenen Gründungsaufträgen und Begabungen kraft des Heiligen Geistes zur Rettung vieler Seelen treu bleiben können. Euer
Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik
www.padre.at