Am Dienstag, dem 21. November 2006, hat Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. den amtierenden hochwürdigen Herrn Regens des St. Pöltner Priesterseminars, Dr. theol.
Anton Leichtfried, zum Titularbischof von Rufiniana und zum Auxiliarbischof für die Diözese St. Pölten ernannt. Anton Leichtfried wurde 1967 in Scheibbs geboren und ist somit der zweitjüngste Bischof der Katholischen Kirche weltweit. Seine Heimatpfarre ist Purgstall an der Erlauf (Niederösterreich). Er absolvierte das Stiftsgymnasium Seitenstetten und trat anschließend in das Priesterseminar St. Pölten ein. Sein weiterer Studienweg führte ihn von 1987 bis 1992 nach Rom in das Internationale Priesterseminar Germanicum-Hungaricum, verbunden mit dem Studium an der Gregoriana. Dort erwarb Leichtfried das Lizentiat in dogmatischer Theologie. Am 10. Oktober 1991 empfing er in der römischen Jesuitenkirche San Ignazio die heilige Priesterweihe. Nach Kaplansjahren in Oberwölbling und Waidhofen/Thaya absolvierte der vom Papst erwählte Weihbischof mit Genehmigung des damaligen Diözesanbischofs Dr. Kurt Krenn sein Doktoratsstudium in Freiburg im Breisgau und legte diese Dissertation vor:
Trinitätstheologie als Geschichtstheologie. "De sancta Trinitate et operibus eius" Ruperts von Deutz, Echter, Würzburg 2002, ISBN 3-429-02375-0. Vom Jubiläumsjahr 2000 an bis 2005 war er Spiritual am gesamtösterreichischen Propädeutikum der Katholischen Bischofskonferenz in Horn. Am 4. März 2005 wurde Hw. Dr. Leichtfried dann von Seiner Exzellenz Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng zum Regens des Priesterseminars im Bistum St. Pölten ernannt.
Sehr erfreut äußerte sich Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng zur Ernennung des neuen Weihbischofs. In der St. Pöltner Kirchenzeitung "kirche bunt" stellt er wörtlich fest: "
Es freut mich, daß der Papst meiner Bitte entsprochen und den Regens des Priesterseminars zum Weihbischof unserer Diözese ernannt hat. Wir sollen dankbar sein, daß es in unserer Diözese nicht an jungen Talenten fehlt, um im Vertrauen auf die Hilfe Gottes den Herausforderungen unserer Zeit mit Zuversicht begegnen zu können. Anton Leichtfried ist mir ein willkommener Mitarbeiter im Bischofsamt, und ich bin sicher, daß seine Ernennung zum Weihbischof zur weiteren Konsolidierung unserer Diözese beitragen wird. Wenn es uns gelingt, als Familie Gottes enger zusammenzurücken, und wir möglichst gemeinsam und gut verankert in der Weltkirche die verschiedenen Probleme angehen, dann werden sich die richtigen Wege zu einer echten Erneuerung finden. Ich bitte alle Gläubigen um ihr Gebet für den neuen Weihbischof." In derselben Sonntagszeitung kommt auch der neue Auxiliarbischof zu Wort und teilt mit, daß er nach einer Bedenkzeit zur Ernennung ja gesagt habe: "
Ich bin bereit, nun als Weihbischof meinen Beitrag zur Unterstützung des Bischofs und für unsere Diözese St. Pölten zu leisten. Ich bitte alle Priester, Diakone und kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ja alle Gläubigen um ihre Unterstützung in meinen neuen Aufgaben. Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes bitte ich inständig alle Gläubigen um ihr Gebet!"
Seit dem Ende der Päpstlichen Visitation und der gleichzeitigen Annahme der Rücktritte von Diözesanbischof Univ.-Prof. Dr. Kurt Krenn und von Weihbischof Dr. Heinrich Fasching gab es keinen amtierenden Auxiliarbischof mehr im Bistum St. Pölten, das im übrigen durch eine Vielzahl von Klöstern mit aktiven Äbten gesegnet ist. Dr. Anton Leichtfried bleibt auch nach seiner im neuen Jahr vorzunehmenden Weihe zum Bischof der Regens des Priesterseminars in St. Pölten und wird in Zukunft auch als Bischofsvikar für die Priesterfortbildung der Diözese zuständig sein:
"Alles, was beiträgt zu einer Stärkung eines ehrlichen Glaubens und zur Stärkung von Idealismus, wird beitragen auch für Priesterberufungen. Ich brauche als Priester einen starken Glauben. Wir brauchen ja nicht Funktionäre, sondern Zeugen des Glaubens. Es muß ein ehrlicher gesunder Glaube sein. Und ich brauche Idealismus. Ich kann nicht einfach einen billigen Job anstreben." Die vergangenen Tage seien "
überwältigend und berührend" gewesen, freute sich der ernannte Weihbischof bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag über die zahlreichen positiven Reaktionen auf seine Ernennung. Bischof Küng erwarte sich auch Unterstützung in seiner bischöflichen Tätigkeit, bei Pfarrbesuchen, Visitationen, Weihen, aber auch Hilfen bei den Überlegungen zu einem Pastoralkonzept (vgl. die grundlegenden
Überlegungen des Papstes dazu). Gerade St. Pölten sei eine Diözese mit teilweise extrem kleinen Pfarren - strukturelle Änderungen würden mit Augenmaß überlegt, verwies Bischof Klaus Küng auf beispielhafte Kooperationen der Pfarren in den Dekanaten Geras und Zwettl.
Weihbischof Leichtfried selbst erklärte, im besonderen für die Priester und Mitarbeiter in der Diözese da sein und seinen Beitrag für ein gutes Miteinander leisten zu wollen, damit die Kirche ihre Sendung für die Menschen erfüllen könne. Er sei froh, Regens zu bleiben, erinnerte Leichtfried an den Neustart des noch
von Bischof Krenn geschlossenen Priesterseminars im Vorjahr, dem derzeit offiziell zehn Priesteramtskandidaten angehörten. Die Situation habe sich stabilisiert, das Klima im Haus sei herzlich. Leichtfried würde sich jedoch mehr Priesternachwuchs wünschen - allerdings sei das Priesteramt Geschenk und Berufung: "
Es hat sich viel stabilisiert und normalisiert. Im Haus ist das Klima gesund, herzlich, es gibt viel Interesse und Unterstützung, quer durch die Diözese - da bin ich sehr dankbar. Mehr und mehr wird es wieder ein Haus für die Priester, also nicht nur Priesterausbildung, sondern ein Haus der Priester und für die Priester. Und auch das ist eine gute lange Tradition in unserer Diözese. Darüber hinaus wird es auch von Diakonen, Ordensfrauen, Pastoralassistenten und anderen kirchlichen Mitarbeitern jetzt gern besucht und genutzt." Dazu sei auch folgende Bemerkung erlaubt: oft hängt es auch von der Ausstrahlung des regierenden Bischofs bzw. seines Regens ab, ob sich auch von außerhalb brauchbare Kandidaten für eine bestimmte Diözese entscheiden, wenn es auch immer ein berechtigter Gebetswunsch bleibt, vor allem auf eigenem Boden neue Berufungen hervorsprießen zu sehen. Im übrigen hat die
römische Instruktion zur Verhinderung homosexueller Neupriester auch daran erinnert, daß es nicht um die Zahl, sondern um
Berufungsqualität geht.
Das Leben hänge an einem seidenen Faden, und es komme von Gott. Diese Erfahrung hätte Hw. Dr. Leichtfried vor acht Jahren machen dürfen, als ihm bei einer Reise durch die Wüste Nordafrikas ein Stück Fleisch in der Speiseröhre stecken geblieben war. Nach einem Riß der Speiseröhre drohte multiples Organversagen. Notoperation und 16 Tage künstlicher Tiefschlaf folgten. Nachdem die Ärzte seine Überlebenschancen als sehr schlecht eingeschätzt hätten, sei er heute sehr dankbar dafür, daß ihm Gott gewissermaßen ein zweites Leben geschenkt habe: "
Ich bin von Grund auf wieder aufgebaut worden. Was andere Menschen von selber und gleich lernen, hab' ich in einem intensiven Nachhilfeunterricht lernen dürfen: daß das Leben eigentlich immer an einem seidenen Faden hängt, daß ich es von Gott habe ... Ich hab' Nachhilfe bekommen. Das hat sicher bei mir eine große elementare Dankbarkeit hervorgerufen für das Leben." In der Purgstaller Kirche hatte das Volk den heiligen Rosenkranz gebetet, während der Seelsorger in der Wiener Rudolfstiftung mit dem Tod rang. "
Kirche gibt es nicht ohne Gott. Was mir ein großes Anliegen ist: wie können wir Menschen helfen, daß sie Gott in ihrem Leben entdecken." Ein wichtiges Ziel sei dabei die Stärkung der Familien: "
Es gibt so viel Instabilität und so viele Persönlichkeiten aus instabilen Verhältnissen, daß wir alles dafür tun müssen." Persönliche Anliegen des neuen Weihbischofs von St. Pölten sind daher "
geistliche Begleitung, ehrliche und konkrete Spiritualität sowie die Vertiefung des Glaubens". Nach Meldung von
Radio Vatikan gilt Leichtfried als dialogorientierter "
Mann der Mitte", und Wiens Caritas-Präsident sowie Studienfreund Hw. Dr. Dr. Michael Landau nannte Leichtfrieds Aufstieg "
einen großen Gewinn"
Mit der Erwählung des neuen Auxiliarbischofs ist die durchsichtige Kampagne seitens einer oberösterreichischen Zeitschrift, die sich ursprünglich unter das Zeichen des Fatimatages gestellt hatte, gegen Hw. Dr. Leichtfried eindrücklich gescheitert. Somit wurden vom Heiligen Stuhl unbeirrt weitere behutsame Konsequenzen daraus gezogen, was kirchlich unglaubwürdiger Umgang mit der Wahrheit festgestellter Fakten ausgerechnet im katholischen Österreich und von da ausgehend auch anderswo bewirkt hatte. Hätten mit moralischer Gewißheit überführte Kleriker, ob nun als Kardinal, als Bischof, als Priester oder als Diakon, im letzten Jahrzehnt und zuvor immer so rasch wie möglich ein klares und ehrliches Wort über ihre je eigene Geschichte gesagt, wäre möglicherweise auch den vom anders gearteten Umgang mit Phänomenen des Mißbrauchs und der
Homosexualität provozierten Kampagnen wie dem mittlerweile eingeschlafenen "
Kirchenvolksbegehren" keine kurz- und mittelfristigen medialen Erfolge beschieden gewesen. Leider wurden dann verbliebene Unterstützer der zum Teil nicht mit der
kirchlichen Lehre übereinstimmenden Forderungen ausgerechnet von St. Pölten aus durch den nicht mehr zeitgemäßen
Umgang Bischof Krenns bei den mittlerweile medienrechtlich rechtskräftig erwiesenen homosexuellen Vorfällen zwischen Ausbildnern und in einem Abhängigkeitsverhältnis stehenden Seminaristen noch bestätigt.
Auf einen einzigen Bischof festgelegte und gerade dadurch auch sektiererisch wirkende Organe wie die genannte oberösterreichische Zeitschrift verstärkten diesen Blickwinkel noch, als ob öffentlich gewordene Doppelmoral nur dann weiterhin "geschützt" (= unter den Teppich gekehrt) werden sollte, wenn es sich um sogenannte "konservative" Exponenten handelte. Hier bleibt wohl
mein Kommentar ("
[Was] kann aus dem Fall St. Pölten gelernt werden?") weiterhin aktuell. Deutlich ist im Hinblick auf die immer noch nicht beendete sinnlose Kampagne derselben Zeitschrift darauf zu verweisen, daß bei anderer gesundheitlicher Verfassung und bei glaubwürdiger Reaktion Bischof Krenns auf den Sexskandal im eigenen Seminar sicherlich keine
Rücktrittsbitte des Dieners Gottes Johannes Paul II. an ihn ergangen wäre. Von Sturz zu reden, ist daher (kirchen)historisch falsch. Erst die erfolgreich
abgeschlossene Päpstliche Visitation des Bistums St. Pölten konnte den Heilungsprozeß in Richtung ehrlicher und glaubwürdiger Umgang mit der Vergangenheit einleiten. Mit der Ernennung Hw. Dr. Leichtfrieds ist auch indirekt jegliches Gerücht einer angeblichen Überprüfung der Päpstlichen Visitation des Jahres 2004 entkräftet, das naturgemäß nur noch in einem
betreffend die jüngste St. Pöltner Kirchengeschichte rechtslastig-revisionistisch wirkenden Grüppchen verbreitet worden war. Dieselben "Uneinsichtigen" stellten dann in ihrem "Parteiorgan" noch am 13. Oktober 2006 die amüsante Frage: "
Sitzen Schönborn, Küng, Schrittwieser, Leichtfried, Pytlik ... und andere im selben Boot?"
Somit bleibt abschließend nur eines: dem hochwürdigen Regens und künftigen Auxiliarbischof Dr. Anton Leichtfried herzlich zu gratulieren und ihm bei seinen bischöflichen Aufgaben gemeinsam mit seinem Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng alles Gute zu wünschen. Möge ihn die beschriebene Dankbarkeit für ein "zweites Leben" an das Seelenheil aller ihm Anvertrauten denken lassen, und mögen wieder mehr Kandidaten in das erneuerte Priesterseminar des Bistums St. Pölten eintreten. Nicht Lagerdenken und lageristisch geprägte Hetze entscheiden über Erfolg und Mißerfolg, sondern einzig der dreifaltige Gott ist es, der die Gnade zuvor ausgießt, damit wir als Getaufte, Gefirmte und auch als für immer Geweihte fruchtbar wirken können. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at