Sunday, November 11. 2007
SEXUELLER MISSBRAUCH IN DER KIRCHE: ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, News Kommentare, Skandal St. Pölten at
22:59
Comment (1) Trackbacks (12) SEXUELLER MISSBRAUCH IN DER KIRCHE: DER HEILIGE MARTIN VON TOURS HELFE BEI DER AUFARBEITUNG
Der heutige Gedenktag des heiligen Martin von Tours (überstrahlt vom 32. Sonntag im Jahreskreis, das heißt außerhalb der liturgisch besonders geprägten Zeiten, im Kalender des ordentlichen Römischen Ritus bzw. vom fünften nachgeholten Sonntag nach Erscheinung des Herrn im Kalender des außerordentlichen Römischen Ritus) ist Anlaß, besonders an die Kinder und Jugendlichen zu denken, die von vielen Eltern gerne der Kirche und ihren Dienern immer wieder anvertraut wurden und werden. Auch der heute verlesene Aufruf der katholischen Bischöfe Deutschlands zum kommenden Diaspora-Sonntag erinnert daran: "Wo Licht ist, gedeiht Leben - das ist eine Erfahrung aller Menschen. Jesus sagt von sich: 'Ich bin das Licht der Welt.' Er durchdringt die Finsternis mit Hoffnung und neuem Leben. In seinem Namen sind auch wir gesandt, Licht der Welt zu sein. 'Tragt in die Welt nun ein Licht!' - so lautet das Leitwort der diesjährigen Diaspora-Aktion. Wir alle sind eingeladen, die Frohe Botschaft Jesu weiterzugeben: in der eigenen Familie, in unserer Gemeinde, im Beruf und in der Freizeit. Besonders unsere Kinder und Jugendlichen brauchen Menschen, die ihnen von Gott erzählen. Wer die Welt im Licht des Glaubens zu sehen beginnt, wird selbst zum Hoffnungszeichen für viele. Am 18. November 2007 begehen wir den Diaspora-Sonntag. Das Bonifatiuswerk hilft unseren Schwestern und Brüdern in den Diasporagebieten Deutschlands, Nordeuropas und des Baltikums auf vielfältige Weise, ihren Glauben zu feiern und andere Menschen für Christus zu begeistern. Wir bitten Sie um Unterstützung für diesen wichtigen Dienst durch Ihr Gebet und durch eine großzügige Spende. Zahlreiche, besonders auch junge Menschen sind auf der Suche nach Gott. Helfen wir mit, daß Christus ihnen als das Licht ihres Lebens aufgeht!"
Zahlreiche Segnungen sind den Kindern gewidmet, und dies entspricht dem Willen unseres Herrn Jesus Christus. So heißt es in der Collectio Rituum des außerordentlichen Römischen Ritus: "Herr Jesus Christus, Du bist zwar seit Ewigkeit der Sohn des lebendigen Gottes, hast aber in der Zeit ein Menschenkind werden wollen: Du liebst die Unschuld der Kleinen, und darum hast Du die Kinder, die man zu Dir gebracht, liebreich umarmt und gesegnet: so gib auch diesen Kindern schon jetzt den reichsten Segen Deiner Liebe!" Und in der deutschsprachigen Studienausgabe des Benediktionale heißt es: "Herr Jesus Christus, schau auf diese Kinder, die ihre Lampen in Händen tragen; segne sie, damit sie bereit sind, nach dem Vorbild des heiligen Martin anderen zu helfen und zu teilen, was sie besitzen. Vertreibe mit Deinem Licht Angst und Trauer. Schenke ihnen Freude, andere Menschen froh zu machen." Das Benediktionale erinnert daran, daß der Martinszug der Kinder mit den Lichtern ein Teil jener Lichtsymbolik ist, die an Allerseelen begonnen hat und über den Advent und die Weihnachtszeit bis zum letzten weihnachten Festtag, Mariä Lichtmeß, führt, weshalb auch der Christbaum bis zum 2. Februar verbleiben kann und soll. Das Martinsfest spiele vielerorts eine große Rolle: denn nach diesem Tag begann diesseits der Alpen bis ins Jahr 800 hinein die sechswöchige bußstrenge Adventszeit. Das Fest des Patrons der Franken war daher der letzte Feiertag vor dem Advent, an dem man noch einmal gut aß und trank und sich vergnügte. Und da im Jahr 2008 die Fastenzeit sehr früh beginnt, war es angemessen, heute nicht nur den speziellen Kindersegen zu Ehren des heiligen Bischofs Martin zu spenden, sondern auch nach den Heiligen Messen kleine süße Überraschungen zu verteilen. Das Martinsfest - so unser Benediktionale weiter - stelle im Bild des barmherzigen Bischofs aus dem vierten Jahrhundert die Verantwortung für den leidenden Mitmenschen besonders deutlich vor Augen, weshalb es meiner Meinung nach angemessen ist, ein für nicht wenige unangenehmes Kapitel offensiv aufzuschlagen, nämlich: wie Kinder einen erlittenen sexuellen Mißbrauch überhaupt verarbeiten konnten bzw. aufgearbeitet haben. Besonders tragisch sind die Mißbrauchsfälle dann, wenn dafür kirchliche Amtsträger und Mitarbeiter Verantwortung tragen und auch - in jedem einzelnen Fall - mit allen Konsequenzen ihre persönliche Verantwortung übernehmen müssen und müßten. Die Eltern sollen wachsam sein, aber die Kirche darf aufgrund der von ihr geforderten hohen Ansprüche in der Priesterausbildung die letzte Verantwortung nicht auf die Eltern abschieben. Inspirierte Menschenkenntnis darf von den Eltern insbesondere bei Bischöfen, Äbten und Priesterausbildnern vorausgesetzt werden, auch wenn tragische Irrtümer nicht selten dagegen sprechen. Im Kampf gegen sexuellen Mißbrauch von Kindern gab es daher kürzlich in den Niederlanden eine Diskussion über verpflichtende polizeiliche Führungszeugnisse auch für katholische Priester in den Niederlanden. Die von mehreren Parlamentsparteien unterstützte Forderung war nach einem Bericht im niederländischen Fernsehen laut geworden. Darin hieß es, daß sich katholische Pfarrer in einzelnen Fällen auch nach ihrer Verurteilung wegen Sittendelikten weiter um Kinder hätten kümmern dürfen. Nun aber zu konkreten Beispielen, zum Teil ganz aktuell. Vor etwas mehr als einem Jahr brachte BBC einen Beitrag über sexuellen Mißbrauch ("Sex crimes and the Vatican. Panorama investigates a secret document which critics say has been used to silence child abuse victims. Crimen Sollicitationis was enforced for 20 years by Cardinal Ratzinger before he became Pope. This film was first broadcast on BBC One and at bbc.co.uk/panorama on October 1 2006.") im Rahmen der Katholischen Weltkirche. Auch wenn die Vorwürfe gegen den regierenden Papst, Seine Heiligkeit Benedikt XVI., radikal zurückgewiesen werden müssen und einige römische Dokumente im genannten Beitrag völlig falsch verstanden oder mißinterpretiert worden sind, so sind die einzelnen erwiesenen Fälle in den USA, in Südamerika oder in Irland schockierend. Wer sich angesichts dessen noch über die hohen Entschädigungszahlungen in den USA wundert, muß lernen, daß in unserer Welt Schadenersatz primär in Geld ausgedrückt werden kann und muß, weshalb es oft ein Grundirrtum der Opfer oder ihrer Eltern ist, von vornherein auf jegliche Geldforderungen zu verzichten oder unangemessen niedrige Vergleiche zu unterzeichnen, womöglich sogar unter Inkaufnahme eines durchaus unmenschlichen Schweigegebotes. BBC irrte aber eben beim Vorwurf des römischen Vertuschens: daß sexueller Mißbrauch im Falle Minderjähriger (noch nicht 18jährig) von den einzelnen Diözesen seit mehr als sechs Jahren immer an den Heiligen Stuhl in Rom zu melden ist, dient genau dem Gegenteil von Vertuschung. Somit hat der regierende Papst in Wirklichkeit an einer längst notwendigen Reform und Verbesserung der kirchlichen Strafgerichtsbarkeit mitgearbeitet. Im Schreiben des damaligen Joseph Kardinal Ratzinger (Epistula ad totius Catholicae Ecclesiae Episcopos aliosque Ordinarios et Hierarchas interesse habentes de delictis gravioribus eidem Congregationi pro Doctrina Fidei reservatis) vom 18. Mai 2001 heißt es unter anderem: "Wenn ein Bischof oder Hierarch auch nur vage Kenntnis von einer derartigen Straftat hat, muß er sie nach abgeschlossener Voruntersuchung an die Glaubenskongregation weitermelden ... bei einer von einem Kleriker begangenen Straftat an einer minderjährigen Person beginnt die Verjährung (10 Jahre) erst mit dem Tag, an dem die Person das 18. Lebensjahr vollendet hat (...) Durch diesen Brief, der im Auftrag des Papstes an alle Bischöfe der Katholischen Kirche, an die Höheren Oberen der klerikalen Orden päpstlichen Rechts und der klerikalen Gesellschaften des apostolischen Lebens päpstlichen Rechtes und an andere Bischöfe und Hierarchen, die er angeht, gesandt wurde, sollen nicht nur schwere Straftaten generell vermieden werden. Er bezweckt darüber hinaus, daß Bischöfe und Hierarchen wachsame Seelsorge betreiben, um vor allem für die Heiligkeit der Priester und der Gläubigen Sorge zu tragen, auch mit Hilfe notwendiger Strafen." Auch wenn die von der Kongregation für die Glaubenslehre geregelten einzelnen Strafverfahren der traditionellen Päpstlichen Geheimhaltung unterliegen, sind Medien und Interessierte in keiner Weise gehindert, öffentlich aufliegenden Informationen und Spuren nachzugehen und diese auch zu kommentieren. Deshalb ist BBC hier einem Mißverständnis aufgesessen, abgesehen davon, daß die Geheimhaltung unter Umständen auch ein gewünschter Schutz einzelner Opfer sexuellen Mißbrauchs sein kann. In dem von der Fe-Medienverlags GmbH vertriebenen und von Paul Badde und Dr. Norbert Neuhaus herausgegebenen www.vatican-magazin.de (Chefredaktion: Guido Horst und Christina Badde) ist im Heft 11/2007 (S. 56 - 64) ein erschütternder Essay unter dem Titel "Er sah aus wie Don Camillo. Ein hohes Lied des Zölibats. Ein Mißbrauchsopfer berichtet" abrufbar (VATICAN magazin oder auf dem Sicherungsserver). Dieses namentlich nicht gezeichnete, aber von der namentlich bekannten und seriösen Redaktion überprüfte Dokument kann als ein außergewöhnliches Beispiel einer (Nicht)bewältigung sexuellen Mißbrauchs von Seiten eines Priesters angesehen werden: "Die ganze Weltkirche leidet unter diesem Phänomen. Unser Autor berichtet von einem Fall, dem seinigen. Seine Anklage ist hart - aber sein Fazit ist klar (...) Längst ist der Pfarrer im Mittelfeld der Rankings versackt. Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten, Hochschullehrer haben ihn an Ansehen überholt. Es liegt nicht an übler Nachrede, nicht an Überforderung, nicht an schlechter Ausbildung und schon gar nicht an der viel gescholtenen Säkularisierung. Es liegt an Nachrichten aus Wien, St. Pölten, Boston, St. Louis, Regensburg und neuerdings wieder Rom, die das Wort Priester zu einem Synonym der Schande gemacht haben. Die ehemals hohe Reputation der Gottesmänner wurde auf eine skandalöse Weise verspielt (...) Ich habe Verbrecher im Priesterrock erlebt, aber auch die bedeutendsten, verehrungswürdigsten und größten Menschen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe. Ich halte dafür, daß das eine vom anderen unterschieden werden kann. Unter den zehn bis zwanzig Prozent Priesterdarstellern sind es nicht nur die parasitären Homosexuellen-Netzwerke, die den Stand untergraben und ihn zum Letzten machen. Es sind auch die schmierigen Gesellen, die ihre Finger nicht einmal in der Sakristei bei sich behalten können; es sind die Alkoholiker, die Internet-Junkies, die Vielfraße, die kaum überspielen können, daß sie für alles eine Berufung haben, bloß nicht für das Priesteramt. Wo kommen sie bloß her, all diese unglücklichen, maskenhaften, verzweifelten Figuren, die der Gemeinde Christi das Evangelium der Freude verkündigen sollen? Irgendjemand hat sie wohl eingefangen und in die Kutte gesteckt. Aber aus dem Priesterkragen schaut kein frohes Gesicht, nicht selten freilich Geilheit und Überdruß. Ja, wo kommen sie her? Ich habe meine Meinung dazu: es ist nicht nur in St. Pölten der Wahnsinn gewesen, der sich da fortzeugte. Krumme Priestergestalten 'machen' krumme Priester. Immer und überall (...) Der Zölibat ist Freiheit und Liebe, oder er ist widerlicher Dreck, der die Menschen zerstört und obendrein die Kirche kaputtmacht. Eine Priesterberufung ist eine Liebesgeschichte mit Gott, in der es wie in jeder echten Liebesgeschichte um alles oder nichts geht. Es ist wie beim Werben um eine schöne, kluge Frau, die dir zwei Dinge signalisiert: 1. Du kannst mich haben; 2. es kostet Dich dein Leben. Das muß man wollen, muß es in letzter Freiheit wollen, weil man total hingerissen ist und nicht anders kann. Liebe ist immer ein radikales Sichverschenken. Ein Priester muß leuchten und glühen vor Hingabe an Gott. Wenn das nicht in ihm ist, soll er / darf er / kann er gar nicht erst anfangen. Wie konnten Kirchenstrategen auf die Idee verfallen, dieses Amt als Beruf zu verkaufen, mit tollen Aufstiegsmöglichkeiten, freilich einigen unschönen, aber marginalen Einstellungsbedingungen: keine Weiber, sonst aber alles? Der Übergriff war wie ein Brandzeichen in meiner Seele, das mich bis zum Jüngsten Tag mit meinem Mißbraucher verbinden sollte. Was er mit mir gemacht hatte, wurde für mich Stigma der Absonderung. Mein mir selbst fernes Geheimnis katapultierte mich hinaus aus der Gemeinschaft der Menschen. Ich war eingeschlossen in einem Gehäuse aus letzter Einsamkeit und namenloser Angst. Ich weiß nicht, warum ich nicht die Kraft hatte zu fliehen. Ich weiß nicht, warum ich wie ein gefangenes Tier in diesem Haus blieb, warum ich Dankbarkeit heuchelte, den Sohn spielte, den zum Priesteramt prädestinierten Zögling und Vertrauten von Herrn Pfarrer, dem man mit Ehrfurcht und Hochachtung begegnete (...) Man hätte mich nicht weihen dürfen. Man tat es. Die Verantwortlichen wußten nicht genug von mir. Ich selbst kannte meine eigene Geschichte kaum. Am Tag meiner Primiz litt ich unter einem solchen Asthmaschub, daß ich unfähig war, die Messe zu lesen (...) Die Verwüstungen meiner Seele waren tiefgreifend, der Rückweg ins Leben steinig, schwer und von mancherlei Abstürzen begleitet. Den Glauben habe ich nicht verloren. Gott war das einzige, was mich in meiner Einsamkeit aufrecht hielt. Ohne ihn wäre ich verzweifelt. An die Kirche mußte ich mich mühsam, geradezu millimeterweise heranrobben. Gute Theologie hat mir geholfen, Hans Urs von Balthasar, Romano Guardini, Joseph Ratzinger. Schließlich entdeckte ich in den letzten zehn Jahren eine neue Dynamik in mir, eine Sehnsucht nach Hingabe, nach Gott, nach der vollen Gestalt des Glaubens, nach vielem, was ich in mir emotional so zugerichtet und entstellt und belastet vorfand. Das 'Vaterunser' lernte ich neu beten, gegen die Vätererfahrungen, die ich gemacht hatte. Mit meinen Eltern mußte ich mich versöhnen. Mit dem Vater, der nichts verstand und wohl im Himmel erst meine wahre Geschichte sah; mit meiner Mutter, die mehr unter der Last unserer gemeinsamen Geschichte litt als ich selbst. Da sind Fragen, die ich mir im Rückblick stelle: Es muß Leute gegeben haben, die von den pädophilen Neigungen meines Mißbrauchers wußten. Er muß auch anderen an die Hose gegangen sein. Da war der Kaplan, der dem Pfarrer über Nacht entzogen wurde, kurz bevor er sich an mir verging. Da war die Dienststelle, die den Pfarrer plötzlich in das hinterste Dorf einer weit entfernten Diözese versetzte (es handelte sich um einige menschenverlassene Dörfer, in der gleich eine ganze Reihe aussortierter Priester der Diözese lebten; bei einigen war es der Alkohol, bei anderen stelle ich nur Vermutungen an) ... Wir haben nicht zu wenige Priester, wir haben zu viele. Wahrscheinlich haben wir zu wenig Gläubige. Wir haben jedenfalls genau so viele echte Priester (und Ordensleute), wie wir echte Gläubige haben. Das ist ein mystisches Gesetz in der Kirche. Gott läßt seine Kinder nicht alleine, niemals! (...) Die reißenden Wölfe sind aber dennoch schon längst in die Katholische Kirche eingedrungen. Nicht wenige von ihnen tragen Priesterkragen. Das Zeugnis für unseren Herrn, welches das Angesicht der Erde verändern soll, wird überall in der Welt beschmutzt von kinderschänderischen Priestern und verkommenen Klerikern und denen, die ihr schändliches Tun noch decken. Führen Sie, Heiliger Vater, die überfällige Scheidung der Geister herbei! Jagen Sie die Mißbraucher aus dem Amt und diejenigen, die ihre Taten schönreden, gleich hinterher. Gewiß gibt es eine notwendige Solidarität des Hirten zu den Mithirten. Doch um wie vieles wichtiger ist die Solidarität des Hirten zu Schafen, zu den Kleinen, den Wehrlosen, den Opfern, von den es bei Matthäus heißt: 'Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde." (Mk 9,42). Im Namen dieser Kleinen bitte ich Sie, Heiliger Vater: Räumen Sie auf! Haben Sie keine Angst vor dem Skandal. Er wird nur größer durch falsches Schweigen. Nicht die Wahrheit erschüttert die Kirche, sondern die Lüge. Die Wahrheit wird uns frei machen. Ich bitte Sie auch im Namen der vielen Priester, Seminaristen und Ordensleute, die in Mithaftung genommen werden für die Schandtaten der Frevler. Lassen Sie deren Ehre nicht zu Schanden werden und ihre Arbeit mit Füßen treten. Zuletzt bitte ich Sie für die nächste Generation Christen, die zu Ihnen aufschaut. Unter ihnen sind viele, die ihr Leben geben möchten für die Reevangelisierung Europas. Sie brauchen Priester, die sie lieben können: Menschen, für die sie durchs Feuer gehen, weil sie ihnen die Gegenwart Christi verkörpern." Diese im www.vatican-magazin.de genannte Solidarität des Hirten mit den Schafen vermißt auch ganz besonders http://michaeltfirst.blogspot.com - seine glaubwürdigen Informationen über den an ihm geschehenen Mißbrauch machen klar, wie wichtig es ist, die Hilfe eines guten und professionellen Rechtsanwaltes in Anspruch zu nehmen. Leider ist eine solche Unterstützung oft sehr teuer. In seinem Blogbuch schreibt er: "Weil ich keinen Rechtsanwalt fand, der mir helfen wollte, daß ich endlich das mir zustehende Schmerzensgeld von der Katholischen Kirche erhalte, begann ich eben ohne Rechtsbeistand zu verhandeln. Und ohne Beistand eines Rechtsanwaltes unterzeichnete ich dann folgenden Generalvergleich von Herrn Kardinal Schönborn: 'Herr Tfirst erhält ohne Anerkennung einer diesbezüglichen Rechtspflicht durch die Erzdiözese Wien einen Betrag von EURO 3700,00 ausbezahlt. Dieser Betrag wird zur Abgeltung aller Ansprüche aus allen möglichen Rechtstiteln im Zusammenhang mit den von Herrn Tfirst beschriebenen Tatbeständen des sexuellen Mißbrauchs und der sexuellen Belästigung durch Priester oder haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter der römisch- katholischen Kirche geleistet und angenommen. Herr Tfirst erklärt, in Hinkunft keinerlei Forderungen aus dem Sachverhalt gegen Einrichtungen der römisch-katholischen Kirche, deren Mitarbeiter oder Repräsentanten zu erheben und verpflichtet sich, diese von ihm geschilderten Vorkommnisse auch nicht Dritten gegenüber oder in einer für Dritten wahrnehmbarer Weise zu erwähnen, insbesondere zu veröffentlichen.' " Offenbar ist dieser sogenannte Generalvergleich ohne Datum und ohne Ort unterschrieben. Es wäre auch zu prüfen, in welcher psychischen Lage sich das in seinen Schilderungen immerhin ernstgenommene Opfer zum Zeitpunkt der Unterzeichnung befand. Daß die ausgezahlte Summe ausreicht, um als Schadensersatz zu gelten, darf stark bezweifelt werden, auch wenn wir eine andere Rechtspraxis kennen als in den Vereinigten Staaten. Besonders unmenschlich empfinde ich persönlich das "Schweigegebot", das im konkreten Fall völlig sinnlos erscheint und den Opfern in ähnlichen Fällen psychisch schadet. Dies wird man in Hinkunft allgemein anprangern müssen. Doch diese beiden aktuellen Fälle - der eine ohne Namensnennung in dem seriösen Magazin und der andere mit Namensnennung sowie glaubwürdig in bezug auf die eigene Geschichte - werden leider nur ein Teil der nicht bekannten Fälle sein. Es gibt also noch viel zu tun, und viele Amtsträger in der Kirche müssen zur Kenntnis nehmen, daß wir in einer Mediengesellschaft leben, unwiderruflich und unumkehrbar. Dagegen noch mit Schweigegeboten ankämpfen zu wollen, ist grotesk und schadet dem großen Anliegen der Glaubwürdigkeit der so wichtigen Heilsverkündigung der Kirche Christi. Bitten wir also den heiligen Martin von Tours, daß der rechte Mut sich mit echter Solidarität verbinde und daß immer mehr Menschen rechtzeitig einen sexuellen Mißbrauch auf allen Ebenen stoppen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik http://www.internetpfarre.de Thursday, November 1. 2007
ALLERHEILIGEN: ZUR SCHAR ALLER ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, News Kommentare at
21:55
Comments (0) Trackbacks (0) ALLERHEILIGEN: ZUR SCHAR ALLER HEILIGEN GEHÖRT AUCH DER SELIGE FRANZ JÄGERSTÄTTER
Es war ein wichtiger Tag, nicht nur für Österreich: seit dem 26. Oktober 2007 (Nationalfeiertag) darf der selige Franz Jägerstätter öffentlich verehrt und angerufen werden. Der neue Selige zeigt uns deutlich, daß das Leben auf Erden nicht alles ist, daß die Gemeinschaft der Kirche nicht nur uns als sichtbare Glieder beinhaltet und daß es sich lohnt, für eine gottgeschenkte Überzeugung nötigenfalls auch den Tod in Kauf zu nehmen. Franz Jägerstätter wurde am 20. Mai 1907 in St. Radegund, Oberösterreich (Diözese Linz), als Kind der ledigen Bauernmagd Rosalia Huber geboren (ich folge weitgehend dem Portal http://www.jaegerstaetter.at). Sie und der Vater, Franz Bachmeier, konnten als Magd bzw. Knecht nicht heiraten. Die Erziehung des Kindes übernahm die Großmutter Elisabeth Huber, eine liebevolle, fromme und vielseitig interessierte Frau. Die materielle Not während des Ersten Weltkrieges war in der Region groß. In der Schule fühlte sich der selige Franz wegen seiner Armut benachteiligt. Seine Mutter heiratete 1917 den Bauern Heinrich Jägerstätter, der bei der Hochzeit das Kind seiner Frau adoptierte. Inspiriert durch den Adoptiv-Großvater interessierte sich der selige Franz als Heranwachsender für Bücher, darunter auch für religiöse Literatur. Von seinem Adoptivvater erbte er den Bauernhof. Von 1927 bis 1930 arbeitete Franz Jägerstätter im Erzabbau in Eisenerz (Steiermark). Dort erfuhr er sich geistig und religiös entwurzelt und machte eine Glaubens- und Sinnkrise durch. Er kam jedoch 1930 als vertieft Glaubender in seine Heimat zurück, wurde aber 1933 auch Vater seiner unehelichen Tochter Hildegard. Schon an dieser Stelle erkennen wir, daß es bei den Seligen und Heiligen weniger darum geht, ob sie immer heiligmäßig gelebt haben, sondern wie sie ihre Bekehrung zur Heiligkeit hin konkret vollzogen haben und wie sie dann gestorben sind. Die Mutter seines unehelichen Kindes war Theresia Auer, Magd auf einem Hof in der Nachbarschaft; die später sagte: "Wir sind im Frieden auseinander gegangen, er hat mich um Verzeihung gebeten." Zwischen Vater und Tochter bestand eine gute Beziehung. 1935 lernte der selige Franz Jägerstätter dann Franziska Schwaninger, eine Bauerntochter aus dem benachbarten Hochburg, kennen. Sie heirateten am Gründonnerstag 1936. Auf seinen Vorschlag hin machen sie eine Hochzeitsreise nach Rom. Sie bewirtschafteten dann den Leherbauernhof.
Die Ehe wird zum Wendepunkt im Leben Franz Jägerstätters. In der Folge sei er ein anderer geworden, so die Nachbarn. Franz und Franziska beteten miteinander, und die Heilige Schrift wurde ihm zum Lebensbuch des Alltags. Franziska sagte über diese Zeit: "Wir haben einer dem anderen weiter geholfen im Glauben." Franz Jägerstätter war ab 1941 auch Mesner in St. Radegund. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor, Rosalia (1937), Maria (1938) und Aloisia (1940). Der selige Franz bemerkte einmal: "Ich habe mir nie vorstellen können, daß Verheiratetsein so schön sein kann." Den Nationalsozialisten, die in Österreich 1938 die Macht übernahmen, verweigerte er von Anfang an jede Zusammenarbeit oder Unterstützung, denn Christentum und Nationalsozialismus waren für ihn völlig unvereinbar. Durch einen Traum fühlte sich Franz Jägerstätter vor dem Nationalsozialismus gewarnt: ein Zug, der unzählige Menschen ins Verderben führte, entschleierte sich ihm als die NSDAP mit all ihren Gliederungen. 1940 wurde Jägerstätter zum Militärdienst einberufen, auf Betreiben der Heimatgemeinde aber zweimal unabkömmlich gestellt. Einer weiteren Einberufung wollte er nicht mehr Folge leisten, denn mitzukämpfen und zu töten, damit Hitler die ganze Welt beherrschen könnte, sah er als Sünde an. Die Mutter, Verwandte und auch befreundete Priester versuchten jedoch, ihn umzustimmen. Wir müßten uns an dieser Stelle in die Zeit hineindenken: die Haltung des seligen Franz war damals nicht nur eine Sensation, sondern eine derart konsequente Erkenntnis und Verweigerung, daß sie auch heute zum Nachdenken zwingt und aufzeigt, wie falsch Opportunismus sein kann. Seine Frau Franziska hoffte zwar auch auf einen Ausweg, stand aber in seiner Entscheidung zu ihm: "Wenn ich nicht zu ihm gehalten hätte, hätte er gar niemanden gehabt." In ausführlichen Aufzeichnungen legte der selige Franz Jägerstätter die Beweggründe seines Handelns nieder: er sah es als persönliche Schuld an, mitzukämpfen und Menschen zu töten, damit das gottlose NS-Regime siegen und immer mehr Völker unterjochen könnte. Der selige Franz betete, fastete und beriet sich. Er bat auch den damaligen Linzer Diözesanbischof Joseph Calasanz Fließer um eine Aussprache. Dieser meinte unter anderem, daß es als Familienvater nicht seine Sache wäre, zu entscheiden, ob der Krieg gerecht oder ungerecht wäre. Franziska Jägerstätter begleitete ihren Mann dabei nach Linz, am Gespräch nahm sie nicht teil. Sie erinnert sich aber an den Moment, an dem ihr Mann aus dem Sprechzimmer des Bischofs trat: "Er war sehr traurig und sagte zu mir: 'Sie trauen sich selber nicht, sonst kommen's selber dran.' Der Haupteindruck von Franz war, daß der Bischof nicht wagte, offen zu sprechen, weil er Jägerstätter nicht kannte; er hätte ja auch ein Spion sein können." Nach der erneuten Einberufung meldete sich der selige Franz Jägerstätter am 1. März 1943 bei seiner Stammkompanie in Enns, erklärte aber sofort, "daß er auf Grund seiner religiösen Einstellung den Wehrdienst mit der Waffe ablehne, daß er gegen sein religiöses Gewissen handeln würde, wenn er für den nationalsozialistischen Staat kämpfen würde; ... er könne nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein; ... es gebe Dinge, wo man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen; auf Grund des Gebotes 'Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst' dürfe er nicht mit der Waffe kämpfen. Er sei jedoch bereit, als Sanitätssoldat Dienst zu leisten." (Reichskriegsgerichtsurteil vom 6. Juli 1943) Der neue Selige aus Oberösterreich wurde daraufhin in das Wehrmachts-Untersuchungsgefängnis im Linzer Ursulinenhof gebracht. Zwei Monate Haft in Linz mit Folter und Schikanen bewirkten bei ihm eine große Krise, und der junge Bauer war in Gefahr, den Glauben zu verlieren. Das erfahrene Glück mit Franziska war ihm jedoch ein bleibender Hinweis auf die Gegenwart Gottes. Anfang Mai 1943 wurde Franz Jägerstätter in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel überstellt. Er bat, zum Sanitätsdienst zugelassen zu werden, was abgelehnt wurde. Am 6. Juli 1943 wurde Franz Jägerstätter wegen sogenannter Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Durch Pfarrer Heinrich Kreutzberg erfuhr er, daß ein Jahr zuvor der österreichische Pallottiner-Pater Franz Reinisch aus denselben Gründen den Wehrdienst verweigert hatte und dafür gestorben war. Diese Mitteilung gab ihm in seiner Lage Halt und Trost. Die Heiligste Eucharistie, die Bibel und ein Bild seiner Kinder waren ihm in dieser Zeit sehr wichtig. Der selige Franz wurde schließlich am 9. August 1943 nach Brandenburg/Havel gebracht und enthauptet. Die beiden Seelsorger, Pfarrer Kreutzberg in Berlin und Pfarrer Jochmann in Brandenburg, sahen in ihm einen Heiligen und Märtyrer. Im Jahre 1965 verwies Erzbischof Thomas D. Roberts SJ (1939 bis 1958 in Bombay, Indien) bei der Arbeit an der Pastoralkonstitution des XXI. Ökumenischen Konzils der Katholischen Kirche (= des Zweiten Vatikanischen Konzils) in einer schriftlichen Eingabe auf die einsame Gewissensentscheidung Franz Jägerstätters: "Märtyrer wie Jägerstätter sollen nie das Gefühl haben, daß sie allein sind." Am 7. Mai 1997, 54 Jahre nach seiner Hinrichtung, wird vom Landgericht Berlin das Todesurteil gegen Jägerstätter aufgehoben. Die Aufhebung kommt einem Freispruch gleich und bedeutet moralische und juristische Rechtfertigung seiner Handlung. Das Landgericht geht davon aus, daß der Zweite Weltkrieg nicht dem Volk, sondern dem nationalsozialistischen Machtstreben gedient hat. Wer sich wie Jägerstätter einem Verbrechen widersetzt, kann kein Verbrecher sein. Ab 1989 werden im Auftrag von Seiner Exzellenz Diözesanbischof em. Maximilian Aichern OSB Personen, die Franz Jägerstätter gekannt haben, als Zeugen einvernommen. Nach unterstützenden Voten der Katholischen Bischofskonferenz Österreichs, einer historisch-theologischen Kommission und des Linzer Domkapitels wird 1997 offiziell der Seligsprechungsprozeß für Franz Jägerstätter eröffnet, am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen, und es werden die Akten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom übergeben. Der Heilige Stuhl bestätigt dann am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium des österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter (1907 - 1943). Unter den 5000 Gläubigen bei der Seligsprechung waren auch die Witwe Franziska Jägerstätter und die drei Töchter. Die 94jährige übergab dem Bistum eine Reliquie aus der Urne des neuen Seligen, dessen liturgischer Gedenktag nunmehr immer an seinem Tauftag, dem 21. Mai, zu begehen ist. Seine Exzellenz Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB predigte bei der Feier der Seligsprechung Franz Jägerstätters am 26. Oktober 2007 folgendes: "Zeit und Ort seiner Geburt kann niemand selber wählen. Ob man lieber in einer anderen Zeit gelebt hätte, ist darum eine müßige Frage. Wir werden in eine bestimmte Spanne der Welt- und auch der Kirchengeschichte hineingestellt. Sie bietet uns Möglichkeiten, setzt uns Grenzen, weist uns Aufgaben zu und fordert unser verantwortliches Handeln heraus. Diese Zeit ist uns von Gott zugeteilt. 'Die Zeichen der Zeit zu erkennen', ist eine der markanten Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es geht um verantwortliche Zeitgenossenschaft. Franz Jägerstätters Leben fiel in eine Zeit großer politischer Umwälzungen, die durch den heraufziehenden Nationalsozialismus, den Anschluß Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland sowie den beginnenden Zweiten Weltkrieg geprägt waren. Diese Entwicklung erfüllte den gläubigen Mann, dem ein waches Gewissen eigen war, mit tiefer Sorge und innerem Widerstand. Er sah in dem neuen Regime eine ernste Gefahr für Freiheit und Menschlichkeit wie auch für das Christentum. Der Widerspruch zu seiner Heimatliebe, seinem rechtschaffenen Denken und seinem Glauben war für ihn so groß, daß er es mit seinem gläubigen Gewissen nicht vereinbaren konnte, für Hitlers Ziele in den Krieg zu ziehen. Er hat sich diese Entscheidung angesichts der schwerwiegenden Folgen, die ihm und seiner Familie drohten, keineswegs leicht gemacht. Obwohl er nach außen hin nichts bewirken konnte (vgl. Putz, Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen, Linz 1987, S. 146), wollte er sich der 'Gnade' dieser Einsicht, in der er seine persönliche Berufung erkannte (vgl. Putz, S. 75), nicht verweigern. Die äußere Lebensgeschichte Franz Jägerstätters ist inzwischen weithin bekannt. Wenn wir nach den Motiven fragen, die ihn bis auf seinen Gang zur Hinrichtungsstätte geleitet haben, dann finden wir eine klare und beeindruckende Antwort in seinen Aufzeichnungen und Briefen, die glücklicherweise auf uns gekommen sind. I. Liebe zu Gott Als tiefstes Motiv begegnet uns darin seine Liebe zu Gott, und zwar zu Gott, der uns in Jesus Christus, näherhin durch Sein Leiden und Sterben erlöst und zum ewigen Heil berufen hat. Es ist der Gott der Liebe, der unser ganzes Vertrauen verdient, auch wenn wir die Wege Seiner Vorsehung nicht kennen, und nach dessen Wegweisungen wir unser Leben und Handeln auszurichten haben, um unser ewiges Ziel zu erlangen. 'Wenn wir nur in der Liebe Gottes bleiben können' (vgl. Putz, S. 53), ist sein Bestreben und sein Trost. Alles steht für Franz Jägerstätter unter der Maxime der Liebe zu Gott (vgl. Putz, S. 63, 164). Diese Liebe befähigt, Gott mehr zu gehorchen als Menschen. In dem christlichen Grundgebot der unbedingten Gottesliebe, das wir heute in der ersten Lesung aus dem Alten Testament (Dtn 6,2 - 6) gehört haben und das Jesus ausdrücklich bestätigt hat, ist für Jägerstätter alles zusammengefaßt. II. Vertrauen auf Gott In diesem Gebot ist für ihn das unbegrenzte Vertrauen darauf eingeschlossen, daß 'Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt' (Röm 8,28; vgl. Putz, S. 27, 34.). 'Nicht Kerker, nicht Fesseln, auch nicht der Tod sind imstande, einen von der Liebe Gottes zu trennen' (vgl. Röm 8,35.38-39; vgl. Putz, S. 74). Als Franz Jägerstätter diesen Satz aus dem Römerbrief des Apostels Paulus niederschreibt, den uns vorhin die zweite Lesung (Röm 8,31b - 39) in Erinnerung gerufen hat, sind tatsächlich seine Hände gefesselt und steht ihm der gewaltsame Tod vor Augen. In dieser Situation einer äußersten Not und Einsamkeit, in der er sich erlebt, sind ihm diese Worte wie ein Schlüssel, der ihm den letzten Sinn seines Leidens eröffnet, und wie ein Geländer, an dem er gegen alle mögliche Verunsicherung Halt findet. Er vertraut darauf, daß 'Gott' - wie er schreibt - 'ihn auch in seiner letzten Stunde nicht verlassen wird' (vgl. Putz, S. 46, 59 und auch 24) und in seinen Himmel aufnimmt. III. Nachfolge Jesu 1. Die Liebe Gottes bedeutet für Franz Jägerstätter aber nicht nur Geborgenheit und Trost, sondern auch einen Anspruch. Sie erlaubt keine Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit, sondern verlangt die klare Unterscheidung von Gut und Böse. Deshalb nimmt Franz Jägerstätter die Sünde als Zurückweisung dieser Liebe und damit als Verlust des Heiles ungemein ernst (vgl. Putz, S. 24, 64, 66 f., 75 f., 97 - 99). Sie ist für ihn 'das größte Übel und Unglück, das es für uns Menschen überhaupt gibt' (vgl. Putz, S. 61). Mehr noch aber geht es ihm um ein aufrichtig gelebtes Christsein, das diesem Namen gerecht wird. 'Christ sein ist' nach seinen eigenen Worten 'der höchste Beruf, den es auf dieser Welt gibt' (vgl. Putz, S. 106). Christen sollen den Glauben bezeugen und dadurch in die Welt hinein wirken. Jahre vor dem (XXI. Ökumenischen) Konzil lesen wir bei ihm, es sei 'nicht bloß Pflicht einzelner, nach Heiligkeit zu streben, sondern aller' (vgl. Putz, S. 67; vgl. XXI. Ökumenisches Konzil, LG 39); dies aber sei nichts anderes 'als Gottes Willen in allem zu erfüllen' (vgl. Putz, S. 66). a) Dabei hat für Franz Jägerstätter die Liebe zum Nächsten einen besonderen Rang: die Liebe, die mit den Leidenden und Gequälten fühlt (zu denken ist an Jägerstätters Mitgefühl für die Opfer des Krieges und die Entbehrungen der Soldaten: vgl. Putz, S. 160 f., 166), die sich der Armen annimmt (vgl. Putz, S. 26) und nicht zuletzt zum Verzeihen bereit ist. Wiederholt mahnt er, zu verzeihen und niemandem zu zürnen (vgl. Putz, S. 34, 48, 51, 114 f., 116, 164 f., 176). Dazu gehört für ihn, das Urteil über andere Gott zu überlassen (vgl. Putz, S. 159, 164, 168). b) Franz Jägerstätter ist sich auch der Mitverantwortung aller für die politischen Geschehnisse bewußt. Der Nationalsozialismus mit seiner kirchenfeindlichen, menschenverachtenden und totalitären Ideologie bedeutet für ihn eine aktuelle und dringliche Herausforderung an die einzelnen Christen (vgl. Putz, S. 71, 144 - 146, 156, 164). Wacher Sinn, kritische Unterscheidung, klare Entscheidung und Standfestigkeit (vgl. Putz, S. 147; ähnlich 182) sind gefragt. Die Bildung eines wohlbegründeten, letztlich eigenständigen Gewissens, das sich vom 'Strom' der Mehrheitsmeinungen nicht mitreißen läßt (vgl. Putz, S. 29, 72, 121, 124 f., 162, 185) und sich auch nicht blind einem Gehorsam verschreibt (vgl. Putz, S. 75, 92 f., 135, 141), sind ihm unverzichtbar. Zu fragen sei stets: 'Ist es auch Gott wohlgefällig, was ich tue' (vgl. Putz, S. 72). c) Diesem Gewissen zu folgen, kann Bekennermut erfordern, ja sogar - gleich den Christen der ersten Jahrhunderte - die Bereitschaft zum Martyrium (vgl. Putz, S. 88, 127 - 147, 185 ['Die Nachfolge Christi fordert Heldensinn']). Die Ehrfurcht vor Gott muß größer sein als die Furcht vor Menschen (vgl. Putz, S. 19, 20, 32, 88). Keine menschlichen Rücksichten rechtfertigen es, Gott zu beleidigen (vgl. Putz, S. 57, 62, 219). Das herausragende Beispiel dafür ist uns nach Jägerstätter in Jesus Christus vor Pilatus gegeben. 'Sollten wir denn nicht wahre Nachfolger Christi werden?' (vgl. Putz, S. 161), fragt er sich selber und gibt diese Frage an uns weiter. 2. Den Ruf zur Nachfolge Jesu hat Franz Jägerstätter auf sein Leben bezogen. In einer Zeit ernster Bedrohung von Glaube und Kirche, einer erschreckenden Mißachtung der Menschenwürde sowie der Zerstörungen eines mörderischen Krieges mahnt er in bewegenden Worten zum Glaubenszeugnis, zur Wahrhaftigkeit, zur Gerechtigkeit, zum Gewaltverzicht und zum Frieden. Gerade der Friede unter den Völkern wie unter den Mitmenschen ist ihm ein dringliches Anliegen (vgl. Putz, S. 48, 140, 156 f.) Wie oft mag er die Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu, die wir soeben im Evangelium (Mt 5,1 - 12 a) wiederum vernommen haben, gehört, gelesen und überdacht haben! Sie sind Wegweisung in eine andere, neue Welt und sind Zumutung eines anderen, neuen Umgangs miteinander, und zwar 'Zumutung' in dem doppelten Sinn des Wortes: sie sind provozierender Anstoß zu einem Verhalten, das vielen gegen den Strich geht, und sie sind Ermutigung, sich auf ein neues Denken und einen neuen Weg des Miteinander einzulassen. Sie bilden eine Alternative zu den gängigen, aber nicht weiter führenden Denkmustern und Praktiken und verweisen zeichenhaft auf die Wirklichkeit des Reiches Gottes, die sie bereits in dieser Welt erfahrbar machen. Mit dem vielfachen 'Selig sind die, die ...' so handeln, bestätigt und ermutigt Jesus jene, die diesen Weg wählen, und verheißt ihnen Zukunft bei Gott. Es ist eben nicht ungeschickt, unklug oder unsinnig, sich an diesen Seligpreisungen zu orientieren, denn sie führen, wie es heißt, in das 'Himmelreich'. Im Vertrauen auf Jesu Verheißung hat Jägerstätter auch Unverständnis und Ablehnung, Verfolgung, Mißhandlung und Hinrichtung nicht gescheut. Mit seiner Seligsprechung stellt die Kirche ihn uns vor als einen, dem die Seligkeit des Himmels zuteil geworden ist. In der Gemeinschaft all der Seligen und Heiligen des Himmels ist Franz Jägerstätter zugleich ein erhellendes, hoffnungsvolles und Mut machendes Licht- und Wegzeichen (vgl. Putz, S. 182), das Gott unserer Zeit - mit ihren eigenen Herausforderungen - aufgesteckt hat. Amen." [ENDE DER PREDIGT DES REGIERENDEN DIÖZESANBISCHOFS VON LINZ.] Somit gehört nun der selige Franz Jägerstätter ganz offiziell zu der großen Schar der triumphierenden Heiligen und Seligen, auf die wir am heutigen Hochfest schauen dürfen. Vergessen wir nicht auf den vom 1. bis 8. November täglich möglichen (und nur den Seelen der Verstorbenen zuwendbaren) vollkommenen Ablaß, den wir durch Besuch des Friedhofes und das dabei verrichtete Gebet für die Seelen der Verstorbenen gewinnen können, unter den üblichen Bedingungen der heiligen Beichte und der würdigen Heiligen Kommunion sowie des Gebetes nach Meinung des Heiligen Vaters. Am morgigen Allerseelentag kann jeder Priester drei Heilige Messe zelebrieren: in der Marienwallfahrtskirche St. Marien Buchenhüll (in D-85072 Eichstätt) werden von mir um 07.45 Uhr und um 19.00 Uhr Heilige Messen zelebriert, und in der Heilig-Geist-Pfarrkirche (in D-85072 Eichstätt) um 09.30 Uhr. Ab 17.00 Uhr gibt es in Buchenhüll Beichtgelegenheit (Herz-Jesu-Freitag), und vor der Abendmesse wird ab 18.15 Uhr der heilige Rosenkranz für die Armen Seelen gebetet. Und dies wollen wir im Monat November öfters tun. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik http://www.internetpfarre.de |
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