Thursday, July 23. 2009
PÄPSTLICHES JAHR DES PRIESTERS: ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Kirchenrecht, News Kommentare at
20:15
Comments (0) Trackbacks (10) PÄPSTLICHES JAHR DES PRIESTERS: VORBILDER UND ABLÄSSE
Seit dem Herz-Jesu-Fest (19. Juni 2009) läuft das von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. angeordnete "Jahr des Priesters" in allen Teilkirchen und Rituskirchen der Katholischen Kirche. Es soll nach den letzten Informationen des Heiligen Stuhles bis zum Herz-Jesu-Fest des Jahres 2010 (= 11. Juni 2010) andauern und wird in Rom mit einem großen Priestertreffen beendet. Am 16. März 2009 hatte der Papst den Teilnehmern der Vollversammlung der römischen Kongregation für den Klerus gesagt: "Die missionarische Dimension des Priesters entspringt seiner sakramentalen Gleichgestaltung mit Christus, dem Haupt: daraus folgt eine tiefempfundene und vollkommene Treue zur 'apostolica vivendi forma', wie sie in der kirchlichen Überlieferung genannt wird. Sie besteht in der Teilhabe an einem 'neuen Leben' im geistlichen Sinne, an jenem 'neuen Lebensstil', den Jesus, der Herr, eingeführt hat und den die Apostel sich zu eigen gemacht haben. Durch die Handauflegung des Bischofs und das Weihegebet der Kirche werden die Kandidaten zu neuen Menschen, zu 'Priestern' ... Sicher, die lange kirchliche Tradition hat die Wirkkraft des Sakraments zu Recht von der konkreten Lebenssituation des einzelnen Priesters losgelöst; dadurch werden die rechtmäßigen Erwartungen der Gläubigen adäquat geschützt. Aber diese richtige lehrmäßige Klarstellung mindert nicht das notwendige, ja unverzichtbare Streben nach moralischer Vollkommenheit, das in jedem wirklich priesterlichen Herzen wohnen muß. Um dieses Streben der Priester nach geistlicher Vollkommenheit, von dem die Wirksamkeit ihres Dienstes entscheidend abhängt, zu unterstützen, habe ich entschieden, ein besonderes 'Jahr des Priesters' auszurufen ... In dieses Jahr fällt nämlich der 150. Todestag des heiligen Pfarrers von Ars, Johannes Maria Vianney, ein wahres Vorbild des Hirten im Dienst der Herde Christi. In Absprache mit den Diözesanbischöfen und den Oberen der Ordensinstitute wird eurer Kongregation die Förderung und Koordinierung der verschiedenen geistlichen und pastoralen Initiativen obliegen, die nützlich sein können, um die Bedeutung der Rolle und der Sendung des Priesters in der Kirche und in der heutigen Gesellschaft immer besser wahrnehmbar zu machen."
Am 4. August 2009 begeht die Kirche den 150. Todestag des heiligen Pfarrers von Ars. Im darauf Bezug nehmenden Schreiben zur Eröffnung des Priesterjahres stellte der Papst zur Dauer desselben Jahres selbst fest: "Dieses Jahr, das dazu beitragen möchte, das Engagement einer inneren Erneuerung aller Priester für ein noch stärkeres und wirksameres Zeugnis für das Evangelium in der Welt von heute zu fördern, wird 2010 wiederum an diesem Hochfest seinen Abschluß finden." Und zum heiligen Johannes Maria Vianney lesen wir im selben päpstlichen Schreiben: "Als er nach Ars, einem kleinen Dorf mit 230 Einwohnern, kam, war er vom Bischof bereits vorgewarnt worden, daß er eine religiös prekäre Situation vorfinden werde: 'Es gibt in dieser Pfarrei nicht viel Liebe zu Gott; Sie werden sie dort einführen.' Folglich war er sich völlig bewußt, daß er dorthin gehen mußte, um die Gegenwart Christi zu verkörpern, indem er dessen heilbringende Sanftmut bezeugte. '[Mein Gott,] gewährt mir die Bekehrung meiner Pfarrei; ich will dafür alles erleiden, was Ihr wollt, mein ganzes Leben lang!' – mit diesem Gebet begann er seine Mission (...) Seine Pfarreimitglieder belehrte der heilige Pfarrer vor allem mit dem Zeugnis seines Lebens. Durch sein Vorbild lernten die Gläubigen zu beten und für einen Besuch beim eucharistischen Jesus gern vor dem Tabernakel zu verharren. 'Es ist nicht nötig, viel zu sprechen, um gut zu beten', erklärte ihnen der Pfarrer (...) Seine Pfarreimitglieder belehrte der heilige Pfarrer vor allem mit dem Zeugnis seines Lebens. Durch sein Vorbild lernten die Gläubigen zu beten und für einen Besuch beim eucharistischen Jesus gern vor dem Tabernakel zu verharren. 'Es ist nicht nötig, viel zu sprechen, um gut zu beten', erklärte ihnen der Pfarrer. 'Man weiß, daß Jesus dort ist, im heiligen Tabernakel: Öffnen wir ihm unser Herz, freuen wir uns über seine heilige Gegenwart. Das ist das beste Gebet.' (...) Gerade die rückhaltlose Annahme dieses 'neuen Lebensstils' war ein Merkmal des priesterlichen Einsatzes des Pfarrers von Ars. In der Enzyklika Sacerdotii nostri primordia, die 1959, hundert Jahre nach dem Tod von Johannes Maria Vianney, publiziert wurde, stellte Johannes XXIII. dessen asketische Wesensart unter besonderer Bezugnahme auf das Thema der 'drei evangelischen Räte' dar, die er auch für die Priester als notwendig erachtete: 'Auch wenn dem Priester zur Erlangung dieser Heiligkeit des Lebens die Verwirklichung der evangelischen Räte nicht aufgrund seines klerikalen Standes auferlegt ist, bietet sie sich ihm wie allen Jüngern des Herrn doch als der normale Weg der christlichen Heiligung an.'" Padre Alex vor dem vom maronitisch-katholischen Erzbischof neu errichteten Denkmal für den Pfarrer von Kormakitis in Zypern, Father Antoun Terzi, bei dessen Grab zu Beginn des Priesterjahres. "Der Geist der eremitischen Berufung, der sich im neuen Heligen manifestiert - weit entfernt davon, einer bereits vergangenen Zeit anzugehören - erscheint Uns sehr wichtig für unsere Welt und für das Leben der Kirche. Das gesellschaftliche Leben von heute ist oft gekennzeichnet vom Überfluß, von der Erregung, von der unersättlichen Suche nach Komfort und Vergnügen, verbunden mit einer wachsenden Schwäche des Willens: es wird sein Gleichgewicht nicht anders wiederfinden als durch einen Zuwachs an Selbstbeherrschung, Askese, Armut, Einfachheit, Innerlichkeit und Stille (vgl. Paul VI., Ansprache für die Mönche von Monte Cassino vom 24. Oktober 1964: AAS 56 [1964] 987). Das Leben des Einsiedlers lehrt uns dafür das Beispiel und den Sinn. Und in der Kirche: wie könnten wir daran denken, die Mittelmäßigkeit zu überwinden und eine authentische geistliche Erneuerung zu verwirklichen, wenn wir nur auf unsere eigenen Kräfte zählten, ohne einen Durst nach persönlicher Heiligkeit zu entwickeln, ohne die verborgenen Tugenden auszuüben, ohne den unersetzlichen Wert und die Fruchtbarkeit der Abtötung, der Demut und des Gebetes anzuerkennen? Um die Welt zu retten, um sie geistlich einzunehmen, ist es nötig - wie Christus es will - in der Welt zu sein, aber nicht all dem anzugehören, was in der Welt von Gott entfernt (vgl. Salvatore Garofalo, Il profumo del Libano, San Sciarbel Makhluf, Roma 1977, S. 216). Der Eremit von Annaya erinnert uns daran heute mit unvergleichlicher Kraft." Wenn wir somit im zweiten Monat des Priesterjahres den anstehenden 150. Todestag des heiligen Pfarrers von Ars und den heutigen 150. Priesterweihetag des heiligen Priestereremiten Scharbel Mahluf bedacht haben, so soll an dieser Stelle auch noch ein dritter heiliger Priester erwähnt sein. Die tschechische Diözese Brünn feiert zusammen mit anderen Bistümern ein Gedenkjahr für den heiligen Redemptoristen Klemens Maria Hofbauer anläßlich des 100. Jahrestages seiner Heiligsprechung am 20. Mai 1909 durch den heiligen Papst Pius X. In der Klemenskirche seines Geburtsortes Tasovice (Taßwitz) ist eine Dauerausstellung über das Leben des Heiligen eingerichtet worden, und mittlerweile wurde auch ein Klemens-Lehrpfad entlang der Thaya von Hodonice über Tasovice nach Znojmo (Znaim) eröffnet. Am 20. Mai 2009 fand eine Diözesanwallfahrt aus Brünn in die Wiener Kirche Maria am Gestade statt, wo sich der Reliquienschrein des heiligen Priesters befindet. Höhepunkt des Internationalen Klemens-Jahres war die von 7. bis 15. März 2009 in Wien angesetzte Festwoche zu Ehren des Stadtpatrons. Den internationalen Abschluß des Klemens-Jahres bildet dann noch ein Symposion über den heiligen Klemens Maria Hofbauer vom 5. bis 8. Dezember 2009 in Krakau. Klement Maria Dvorak (Klemens Maria Hofbauer) wurde am 26. Dezember 1751 in Tasovice geboren, hatte zunächst den Bäckerberuf erlernt, studierte jedoch dann - nach einer Zeit als Einsiedler - in Wien und Rom Theologie. Als erster Mitteleuropäer trat Hofbauer in den Redemptoristenorden ein und kam nach Auflösung der Redemptoristen-Niederlassung in Warschau durch Napoleon schließlich nach Wien. Hofbauer starb am 15. März 1820 in der Kaiserstadt. Als Seelsorger und Prediger hatte er in Wien großen Einfluß auf Studenten, Gelehrte und Konvertiten. Der Heilige gilt als der geistige Überwinder der antiklerikalen Strömungen der Aufklärung, des Jansenismus und Josephinismus in Österreich und als Bahnbrecher der kirchlichen Erneuerung. Einer echten inneren Erneuerung dient auch das Geschenk des Ablasses, welcher jede persönliche heilige Beichte optimal abschließen kann. Durch die bischöfliche oder priesterliche Lossprechung werden alle Sünden seit der letzten Beichte oder seit der heiligen Taufe vollständig vergeben, aber wenn wir ehrlich sind, so müßten wir wesentlich mehr abbüßen und wiedergutmachen, als in der kurzen Lebenszeit auf Erden überhaupt möglich erscheint. Hier kommt uns das Geschenk des Nachlasses der zeitlichen Sündenstrafen (= Ablaß) entgegen, und auch im besonderen päpstlichen Jahr des Priesters gibt es wieder zusätzliche Möglichkeiten zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses oder Teilablasses. Besonders bekannt und Gott sei Dank auch noch des öfteren praktiziert ist der berühmte Portiunkula-Ablaß, den es in jedem Kirchenjahr zu gewinnen gibt. Wie der heilige Franziskus versicherte, liebte er Portiunkula überaus, weil er hier besondere Gnadenerweise Gottes empfangen durfte. In einer Sommernacht des Jahres 1216 erhob sich Franziskus von seinem Lager, während die übrigen Brüder noch schliefen, und trat in die Portiunkulakapelle. In der einsamen Gebetsstunde durfte er Jesus Christus schauen, der ihn aufgefordert habe, zum Papst zu gehen und folgende Gnade zu erbitten: wer nach der Beichte reuig das Muttergotteskirchlein besuche, solle von aller zeitlichen Sündenstrafe gelöst sein, also von dem, was wir noch im Fegefeuer an Reinigung abbüßen müßten. An der Einweihung des Kirchleins in Portiunkula nahmen dann sieben Bischöfe teil, und der heilige Franz von Assisi predigte von einer Holzkanzel: "Da ich euch am liebsten alle ins Paradies senden möchte, verkünde ich euch einen Ablaß, den ich selber von den Lippen des Papstes habe. Alle, die ihr heute hierher gekommen seid, und alle, die jedes Jahr auf den gleichen Tag mit gutem, reuigem Herzen dies Kirchlein betreten, werden einen Ablaß für alle ihre Sündenstrafen gewinnen." Daher besuchten stets Pilger am Jahrestag die Kapelle, beichteten und beteten um den großen, von Franz erwirkten Nachlaß ihrer Sündenstrafen. Und mittlerweile kann in den meisten Bistümern der Portiunkula-Ablaß am 2. August oder am ersten August-Sonntag in allen Pfarrkirchen und Quasi-Pfarrkirchen gewonnen werden. Voraussetzungen sind der Besuch einer dieser Kirchen mit dem Gebet des Vater unser und des Glaubensbekenntnisses sowie die bei allen vollkommenen Ablässen üblichen Bedingungen: Beichte mit entschlossener Abkehr von jeder Sünde, würdiger Kommunionempfang und Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters, wobei die drei zuletzt genannten Bedingungen auch mehrere Tage vor oder nach dem Besuch der Kirche erfüllt werden können. Nicht wenige Katholiken haben im übrigen noch nie gehört oder schon wieder vergessen, daß auch das Beten von fünf Rosenkranzgesätzen in der Kirche (oder gemeinsam) oder die halbstündige Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes des Altares usw. an jedem Tag mit dem Gewinn eines vollkommenen Ablasses verbunden werden können. Daran erinnert der zuständige Gerichtshof des Papstes bei der Bestätigung alter oder Gewährung neuer besonderer Ablässe immer wieder. Im Priesterjahr gilt nun dank des Dekretes der Apostolischen Pönitentiarie vom 25. April 2009 folgende zusätzliche Ordnung, wobei zum Zeitpunkt der Abfassung das eigentliche Ende des Priesterjahres noch nicht berücksichtigt werden konnte, dadurch aber trotzdem kein terminliches oder rechtliches Problem auftritt: [BEGINN DES ABLASSDEKRETES DER APOSTOLISCHEN PÖNITENTIARIE:] Für besondere Frömmigkeitsübungen, die während des zu Ehren des heiligen Jean- Marie Vianney ausgerufenen Priester-Jahres zu verrichten sind, werden heilige Ablässe gewährt. Es nähert sich der Tag, an dem [= 4. August 2009] des frommen Heimgangs des heiligen Jean-Marie Vianney, des Pfarrers von Ars, der hier auf Erden ein wunderbares Vorbild eines echten Hirten im Dienst der Herde Christi gewesen ist, vor 150 Jahren gedacht wird. Da sich sein Beispiel dazu eignet, die Gläubigen und vornehmlich die Priester zur Nachahmung seiner Tugenden anzuspornen, hat Papst Benedikt XVI. festgelegt, daß aus diesem Anlaß vom 19. Juni 2009 bis 11. Juni 2010 [= korrigiert von meiner Seite] in der gesamten Kirche ein besonderes Jahr der Priester begangen werde, in dem die Priester durch fromme Betrachtungen, Andachtsübungen und andere angemessene Werke immer mehr ihre Treue zu Christus festigen sollen. Diese heilige Zeit wird am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, dem Tag der Heiligung der Priester, beginnen, an dem der Papst in Gegenwart der heiligen Reliquien des heiligen Jean-Marie Vianney, die vom hochwürdigsten Herrn Bischof von Belley-Ars nach Rom gebracht werden, den Vespergottesdienst zelebrieren wird. Der Heilige Vater wird dann auch auf dem Petersplatz in Anwesenheit von Priestern aus der ganzen Welt, die ihre Treue zu Christus und das Band der Brüderlichkeit erneuern werden, das Priesterjahr beenden. Die Priester sollen sich also mit Gebeten und guten Werken darum bemühen, von Christus, dem Ewigen Hohenpriester, die Gnade zu erlangen, durch den Glauben, die Hoffnung, die Liebe und die anderen Tugenden zu leuchten, und sie sollen durch ihren Lebenswandel, aber auch durch ihr äußeres Erscheinungsbild zeigen, daß sie sich voll und ganz dem geistlichen Wohl des Volkes hingeben; das ist seit jeher das vorrangige Anliegen der Kirche gewesen. Für die Erreichung dieses gewünschten Zieles werden besonders die heiligen Ablässe hilfreich sein, welche die Apostolische Pönitentiarie durch das vorliegende, dem Willen des Papstes entsprechende Dekret während des Priesterjahres wohlwollend gewährt: A. – Den Priestern, die wirklich bußfertig an einem beliebigen Tag die Laudes oder Vesper vor dem zur öffentlichen Verehrung ausgesetzten Allerheiligsten oder vor dem Tabernakel andächtig beten und nach dem Vorbild des hl. Jean-Marie Vianney mit frommer Hingabe die Sakramente feiern, besonders das Bußsakrament, wird voll Barmherzigkeit in Gott der vollkommene Ablaß gewährt, den sie auch für das Seelenheil von verstorbenen Mitbrüdern erlangen können, wenn sie in Übereinstimmung mit den geltenden Voraussetzungen die Beichte und die Eucharistie empfangen und in den Anliegen des Papstes beten. Außerdem wird den Priestern der ebenfalls auf die verstorbenen Mitbrüder anwendbare Teilablaß jedes Mal gewährt, wenn sie in frommer Gesinnung approbierte Gebete um eine heiligmäßige Lebensführung und die heiligmäßige Erfüllung der ihnen übertragenen Pflichten beten. B. – Allen wirklich bußfertigen Gläubigen, die in einer Kirche oder einem Oratorium das göttliche Meßopfer andächtig mitfeiern und für die Priester der Kirche zu Jesus Christus, dem ewigen Hohenpriester, beten und irgendein an jenem Tag vollbrachtes gutes Werk darbringen, damit er sie heilige und nach seinem Herzen forme, wird der vollkommene Ablaß gewährt, unter der Voraussetzung, daß sie ihre Sünden durch das Bußsakrament gesühnt und nach Meinung des Papstes gebetet haben, und zwar: am ersten und am letzten Tag [= 11. Juni 2010] des Priesterjahres, am 150. Jahrestag des Hinscheidens des heiligen Jean-Marie Vianney [= 4. August 2009], am ersten Donnerstag des Monates oder an irgendeinem anderen Tag, der von den Ortsbischöfen für die Gläubigen festgelegt wurde. Es wird sehr angebracht sein, daß in den Kathedralen und Pfarrkirchen die für die Seelsorge zuständigen Priester öffentlich diese Frömmigkeitsübungen leiten, die Heilige Messe feiern und den Gläubigen die Beichte abnehmen. Den alten Menschen, den Kranken und allen, die aus berechtigten Gründen das Haus nicht verlassen können, wird gleichfalls der vollkommene Ablaß gewährt, wenn sie, mit dem Herzen abgekehrt von jeder Sünde und mit dem Vorsatz, die drei gewohnten Bedingungen sobald wie möglich zu erfüllen, an den oben bestimmten Tagen für die Heiligung der Priester beten und die Krankheiten und Leiden ihres Lebens vertrauensvoll Gott aufopfern durch Maria, Königin der Apostel. Und schließlich wird allen Gläubigen jedesmal ein Teilablaß gewährt, wenn sie andächtig fünf Vater unser, Gegrüßet seist du Maria und Ehre sei dem Vater beten oder jedes andere approbierte Gebet zu Ehren des Heiligsten Herzens Jesu, um zu erbitten, daß die Priester die Reinheit und Heiligkeit des Lebens bewahren. Das vorliegende Dekret hat nur für die Dauer des Priesterjahres Gültigkeit. Dem steht keinerlei gegenteilige Verfügung entgegen. Gegeben zu Rom, vom Sitz der Apostolischen Pönitentiarie, am 25. April, Fest des heiligen Evangelisten Markus, im Jahr der Menschwerdung des Herrn 2009. James Francis Kardinal Stafford, Großpönitentiar. † Gianfranco Girotti, OFM. Conv., Titularbischof von Menta, Regent. [ENDE DES DEKRETES.] Im Bistum Augsburg wurde vom Diözesanbischof auch noch der monatliche Herz-Jesu-Freitag als Ablaßtag festgelegt, was ich sehr gut und richtig finde. Ebenso gut ist die Ordnung im Bistum Eichstätt, wo Diözesanbischof Dr. Gregor Maria Hanke den monatlichen Fatimatag (am 13.) zusätzlich festgelegt hat. Sicherlich werden jetzt manche die Frage stellen: "Wenn schon das Bußsakrament - die Beichte - in der Krise ist, was ist dann erst mit dem Ablaß?" Doch an dieser Stelle ruft Papst Benedikt XVI. im Eröffnungsschreiben zum Priesterjahr auf: "Die Priester dürften niemals resignieren, wenn sie ihre Beichtstühle verlassen sehen, noch sich darauf beschränken, die Abneigung der Gläubigen gegenüber diesem Sakrament festzustellen. Zur Zeit des heiligen Pfarrers war in Frankreich die Beichte weder einfacher, noch häufiger als in unseren Tagen, da der eisige Sturm der Revolution die religiöse Praxis auf lange Zeit erstickt hatte. Doch er versuchte auf alle Arten, durch Predigt und überzeugenden Ratschlag, die Mitglieder seiner Pfarrei die Bedeutung und die Schönheit der sakramentalen Buße neu entdecken zu lassen, indem er sie als eine mit der eucharistischen Gegenwart innerlich verbundene Notwendigkeit darstellte. Auf diese Weise verstand er, einen Kreislauf der Tugend in Gang zu setzen. Durch seine langen Aufenthalte in der Kirche vor dem Tabernakel erreichte er, daß die Gläubigen begannen, es ihm nachzutun; sie begaben sich dorthin, um Jesus zu besuchen, und waren zugleich sicher, den Pfarrer anzutreffen, der bereit war zum Hören und zum Vergeben. Später war es dann die wachsende Menge der Bußfertigen aus ganz Frankreich, die ihn bis zu 16 Stunden täglich im Beichtstuhl hielt. Man sagte damals, Ars sei 'das große Krankenhaus der Seelen' geworden. 'Die Gnade, die er empfing [für die Bekehrung der Sünder], war so stark, daß sie ihnen nachging, ohne ihnen einen Moment der Ruhe zu lassen', sagt der erste Biograph. Der heilige Pfarrer sah das nicht anders, wenn er sagte: 'Nicht der Sünder ist es, der zu Gott zurückkehrt, um ihn um Vergebung zu bitten, sondern Gott selbst läuft dem Sünder nach und läßt ihn zu sich zurückkehren.' (...) Wir Priester müßten alle spüren, daß jene Worte, die er Christus in den Mund legte, uns persönlich angehen: 'Ich beauftrage meine Diener, den Sündern zu verkünden, daß ich immer bereit bin, sie zu empfangen, daß meine Barmherzigkeit unbegrenzt ist.' Vom heiligen Pfarrer von Ars können wir Priester nicht nur ein unerschöpfliches Vertrauen in das Bußsakrament lernen, das uns drängt, es wieder ins Zentrum unserer pastoralen Sorge zu setzen, sondern auch die Methode des 'Dialogs des Heils', der sich darin vollziehen muß. Der Pfarrer von Ars hatte gegenüber den verschiedenen Büßern eine jeweils unterschiedliche Verhaltensweise. Wer zu seinem Beichtstuhl kam, weil er von einem inneren und demütigen Bedürfnis nach der Vergebung Gottes angezogen war, fand bei ihm die Ermutigung, in den 'Strom der göttlichen Barmherzigkeit' einzutauchen, der in seiner Wucht alles mit sich fortreißt. Und wenn jemand niedergeschlagen war beim Gedanken an seine Schwäche und Unbeständigkeit und sich vor zukünftigen Rückfällen fürchtete, offenbarte der Pfarrer ihm das Geheimnis Gottes mit einem Ausspruch von rührender Schönheit: 'Der liebe Gott weiß alles. Noch bevor ihr sündigt, weiß er schon, daß ihr wieder sündigen werdet, und trotzdem vergibt er euch. Wie groß ist die Liebe unseres Gottes, der so weit geht, freiwillig die Zukunft zu vergessen, nur damit er uns vergeben kann!' Wer sich dagegen lau und fast gleichgültig anklagte, dem bot er durch seine eigenen Tränen die ernste und erlittene deutliche Einsicht, wie 'abscheulich' diese Haltung sei: 'Ich weine, weil ihr nicht weint', sagte er (...) Der Pfarrer von Ars hat in seiner Zeit das Herz und das Leben so vieler Menschen zu verwandeln vermocht, weil es ihm gelungen ist, sie die barmherzige Liebe des Herrn wahrnehmen zu lassen." Und der Heilige Vater Benedikt XVI. hat es auch nicht unterlassen, den Bogen vom Priesterjahr zu den vorhergehenden Jubiläumsjahren zu spannen: "Das Paulusjahr ... richtet unsere Gedanken auch auf den Völkerapostel, in dem vor unseren Augen ein glänzendes Beispiel eines ganz und gar seinem Dienst 'hingegebenen' Priesters aufleuchtet. 'Die Liebe Christi hat uns in Besitz genommen', schreibt er, 'da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben' (vgl. 2 Kor 5,14). Und er fügt hinzu: 'Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde' (2 Kor 5,15). Gibt es ein besseres Programm, das man einem Priester vorschlagen könnte, der damit beschäftigt ist, auf dem Weg der christlichen Vollkommenheit voranzuschreiten? Liebe Priester, die Feier des 150. Todestags des heiligen Johannes Maria Vianney (1859) schließt sich unmittelbar an die kaum abgeschlossenen Feiern zum 150. Jahrestag der Erscheinungen von Lourdes (1858) an. Schon 1959 hatte der selige Papst Johannes XXIII. bemerkt: 'Kurz bevor der Pfarrer von Ars seine lange verdienstvolle Laufbahn beendet hatte, war in einem anderen Teil Frankreichs die Unbefleckte Jungfrau einem demütigen und reinen Mädchen erschienen, um ihm eine Botschaft des Gebetes und der Buße zu übermitteln, deren enorme geistliche Resonanz seit einem Jahrhundert wohlbekannt ist. Tatsächlich war das Leben des heiligen Priesters, dessen Gedenken wir feiern, im voraus eine lebendige Darstellung der großen übernatürlichen Wahrheiten, die der Seherin von Massabielle vermittelt wurden. Er selbst hegte für die Unbefleckte Empfängnis der Allerseligsten Jungfrau eine glühende Verehrung – er, der 1836 seine Pfarrei der ohne Sünde empfangenen Maria geweiht hatte und dann die dogmatische Definition von 1854 mit so viel Glauben und Freude aufnehmen sollte.' Der heilige Pfarrer erinnerte seine Gläubigen immer daran, daß 'Jesus Christus, nachdem er uns alles gegeben hatte, was er uns geben konnte, uns noch das Wertvollste als Erbe hinterlassen wollte, das er besitzt, nämlich seine Mutter'. Der Allerseligsten Jungfrau vertraue ich dieses Jahr der Priester an und bitte sie, im Innern jedes Priesters eine großherzige Wiederbelebung jener Ideale der völligen Hingabe an Christus und an die Kirche auszulösen, die das Denken und Handeln des heiligen Pfarrers von Ars bestimmten." Und in diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes Jahr des Priesters zur Heiligung aller gültig geweihten Priester aller anerkannter Riten. Vergessen wir also nicht, die nächsten leicht zu gewinnenden vollkommenen Ablässe am 2. August 2009, am 4. August 2009 und am 6. August 2009 für die Seelen der Verstorbenen oder für uns selbst zu erwerben! Euer Padre Alex - Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik Wednesday, July 22. 2009
RENATO RAFFAELE KARDINAL MARTINO ZUR ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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20:22
Comments (0) Trackback (1) RENATO RAFFAELE KARDINAL MARTINO ZUR SOZIALENZYKLIKA CARITAS IN VERITATE
Bei der offiziellen Präsentation der jüngsten päpstlichen Sozialenzyklika Caritas in veritate am vergangenen 07. Juli 2009 in der Aula Giovanni Paolo II hatte Seine Eminenz, der hochwürdigste Herr Renato Raffaele Kardinal Martino, seines Zeichens Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, das erste Wort. Derselbe Kardinal hatte kurz zuvor als Legat des Papstes das offizielle Ende des Paulusjahres anläßlich des 2000. Geburtstages des Völkerapostels auf der Insel Zypern mit einem feierlichen Pontifikalamt in Paphos, einem der vom heiligen Paulus besuchten Orte, in Anwesenheit des einzigen residierenden katholischen Erzbischofs, Seiner Exzellenz Joseph Soueif (maronitisch-katholisch), und zahlreicher maronitischer und lateinischer Katholiken am Sonntag, dem 28. Juni 2009, eingeläutet.
Nach dem Pontifikalamt am 28. Juni 2009 in Paphos: Erzbischof Youssef Soueif und Renato Kardinal Martino sowie der orthodoxe Ortsbischof. [BEGINN DER WORTE SEINER EMINENZ RENATO KARDINAL MARTINO:] Caritas in veritate ist die dritte Enzyklika von Benedikt XVI., und es ist eine Sozialenzyklika. Sie fügt sich ein in die Tradition der Sozialenzykliken, die wir - in der Modernisierungsphase - normalerweise mit Centesimus annus von Johannes Paul II. Fast zwei Jahrzehnte trennen uns also seit dem letzten großen Dokument der Soziallehre. Nicht, daß sich in diesen zwei Jahrzehnten das soziale Lehramt der Päpste und der Kirche in die zweite Reihe zurückgezogen hätte. Man denke zum Beispiel an das Kompendium der Soziallehre der Kirche, veröffentlicht vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden im Jahre 2004 oder an die Enzyklika Deus caritas est von Benedikt XVI., die einen zentralen Teil enthält, der ausdrücklich der Soziallehre der Kirche gewidmet ist, und die ich zu ihrer Zeit als "kleine Sozialenzyklika" bezeichnet habe. Man denke vor allem an das ordentliche Lehramt von Benedikt XVI., auf das ich noch zurückkommen werde. Die Urkunde einer Enzyklika beansprucht aber eine besondere Wertschätzung und stellt einen weiteren systematischen Schritt innerhalb einer Tradition dar, welche die Päpste selbst aufnahmen, und zwar nicht aus dem Geist einer einspringenden Stellvertretung heraus, sondern mit der präzisen Überzeugung, ihrer apostolischen Sendung so zu entsprechen, und mit dem Ziel, der christlichen Religion das "Bürgerrecht" beim Aufbau der Gesellschaft der Menschen zu sichern. Warum nun eine neue Enzyklika? Wie wir wissen, hat die Soziallehre der Kirche einen stabilen Bereich und einen Bereich, der sich mit den Zeiten verändert. Sie ist die Begegnung des Evangeliums mit den immer neuen Problemen, welche die Menschheit in Angriff nehmen muß. Diese genannten Probleme verändern sich, und heute tun sie das mit frappierender Geschwindigkeit. Die Kirche hat dabei keine technischen Lösungen anzubieten, woran uns auch Caritas in veritate erinnert, aber sie hat die Pflicht, die menschliche Geschichte mit dem Licht der Wahrheit und mit dem Feuer der Liebe Jesu Christi zu erleuchten, auch wenn sie nur zu gut weiß, daß "wenn nicht der Herr das Haus baut, sich jeder umsonst müht, der daran baut" (Psalm 127,1). Wenn wir nun zeitlich zurückschauen und diese 20 Jahre durchgehen, die uns von Centesimus annus trennen, werden wir uns bewußt, welche großen Veränderungen sich in der Gesellschaft der Menschen ergeben haben. Die politischen Ideologien, welche die Epoche vor 1989 charakterisiert hatten, scheinen an Virulenz verloren zu haben. Sie wurden allerdings durch die neue Ideologie der Technik ersetzt. In diesen zwanzig Jahren haben sich die technischen Interventionsmöglichkeiten betreffend die Identität der Person leider mit einem Reduktionismus der Erkenntnismöglichkeiten verbündet, worüber Benedikt XVI. seit langem eine ausführliche Aufklärung vornimmt. Diese Abkoppelung operativer Fähigkeiten, die mittlerweile das Leben selbst betreffen, vom Sinnhorizont, der sich mehr und mehr reduziert, ist eine der lebhaftesten Sorgen der Menschheit von heute, und deshalb hat dies Caritas in veritate behandelt. Während sich die Technik in der alten Welt der entgegengesetzten politischen Blöcke der politischen Ideologie andiente, so strebt die Technik jetzt danach, sich von jeder Hypothek zu befreien, da es die Blöcke nicht mehr gibt und sich das geopolitische Panorama weitgehend verändert hat. Die Ideologie der Technik versucht, diese ihre Willkür mit der Kultur des Relativismus zu nähren, und umgekehrt nährt sie eben diese Kultur. Die Willkür der Technik ist eines der größten Probleme in der Welt von heute, wie es aus der Enzyklika Caritas in veritate eindeutig hervorgeht. Ein zweites Element unterscheidet die jetzige Epoche von jener vor 20 Jahren: die Betonung der Globalisierungsphänomene, einerseits getragen vom Ende der entgegengesetzten Blöcke und andererseits getragen vom weltweiten Netz der Computer und der Telekommunikation. Diese beiden Phänomene, die zu Beginn der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts begonnen hatten, haben fundamentale Veränderungen in allen Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens mit sich gebracht. Centesimus annus wies auf das Phänomen hin, Caritas in veritate begegnet ihm systematisch. Die Enzyklika analysiert die Globalisierung nicht nur in einem einzigen Punkt, sondern im gesamten Text, weil es sich - wie man heute sagt - um ein "transversales" Phänomen handelt: Wirtschaft und Finanzen, Umwelt und Familie, Kulturen und Religionen, Flüchtlingsströme und der Schutz der Arbeiterrechte; alle diese Elemente, und noch andere, sind davon beeinflußt. Ein drittes Element der Wandlung betrifft die Religionen. Viele Beobachter bemerken, daß die Religionen in diesen zwei Jahrzehnten auf die Bühne der weltweiten öffentlichen Szenerie zurückgekehrt seien, auch im Gefolge des Endes der entgegengesetzten politischen Blöcke. Diesem Phänomen, welches oft widersprüchlich und mit Vorsicht zu deuten ist, stellt sich ein militanter Laizismus entgegen, manchmal mit empörtem Ton, der auf das Hinausdrängen der Religionen aus der öffentlichen Sphäre abzielt. Daraus folgen negative und oft zerstörerische Konsequenzen für das Gemeinwohl. Caritas in veritate geht das Problem in mehreren Punkten an und sieht es als ein sehr wichtiges Kapitel an, um der Menschheit eine würdige Entwicklung des Menschen zu garantieren. Eine vierte und letzte Veränderung, bei der ich mich aufhalten möchte, ist die Not einiger großer Länder in einer Situation des Entwicklungsrückstandes, welche im Begriffe ist, die geopolitischen Gleichgewichte in der Welt erheblich zu verändern. Die Funktionalität der internationalen Organismen, das Problem der Energieressourcen, neue Formen des Kolonialismus und der Ausbeutung sind auch mit diesem Phänomen der Globalisierung verbunden, welches an sich positiv ist, aber mit einer Sprengkraft versehen ist, sodaß eine gute Lenkung nötig ist. Und hier stellt sich wiederum zwingend das Problem einer internationalen Steuerung. Diese vier großen neuen Punkte, die aus den zwei Jahrzehnten hervorgegangen sind, welche uns von der letzten Sozialenzyklika trennen, würden schon alleine genügen, um das Schreiben einer neuen Sozialenzyklika zu begründen, weil es erhebliche Neuerungen sind, die die weltweiten gesellschaftlichen Dynamiken tiefgehend verändert haben. Doch am Ursprung von Caritas in veritate steht ein anderes Motiv, von dem ich nicht will, daß es vergessen werde. Zuerst war Caritas in veritate vom Heiligen Vater als Kommemoration der 40 Jahre seit Populorum progressio (PP) von Paul VI. angedacht worden. Die Redaktion der Enzyklika Caritas in veritate hat mehr Zeit in Anspruch genommen, und so wurde das Datum des 40. Jahrestages der Enzyklika seit Populorum progressio – das Jahr 2007 – überschritten. Aber dies ändert nichts an der wichtigen Verbindungslinie zur paulinischen Enzyklika, was bereits dadurch klar wird, daß Caritas in veritate als Enzyklika "über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit" verkündet wird. Eine offensichtliche Verbindung besteht weiters durch das erste Kapitel der Enzyklika, welches bewußt der Fortschreibung von Populorum progressio und der Relecture der diesbezüglichen Lehren im Gesamt des komplexen Lehramtes von Paul VI. gewidmet ist. Das Thema der Enzyklika Caritas in veritate ist nicht die "Entwicklung der Völker", aber "die ganzheitliche Entwicklung des Menschen", ohne daß dies eine Vernachlässigung des ersten mit sich brächte. Man kann somit also sagen, daß die Perspektive der Enzyklika Populorum progressio erweitert wird, in Kontinuität zu ihren tiefergehenden Dynamiken. Ich denke, daß nicht vergessen werden darf, daß die Enzyklika Caritas in veritate mit Klarheit aufzeigt, daß das Pontifikat von Paul VI. nicht nur keinen "Rückzug" gegenüber der Soziallehre der Kirche bedeutet hat - wie all zu oft gesagt wird - sondern auch, daß dieser Papst auf entscheidende Weise beigetragen hat, die Vision der Soziallehre der Kirche auf den Schienen von Gaudium et spes und der vorangehenden Tradition zu entwerfen, und die Fundamente gelegt hat, auf denen sich hernach Johannes Paul II. zuschalten konnte. Die Bedeutung dieser Bewertungen seitens der Enzyklika Caritas in veritate darf uns nicht entgehen, die nämlich viele Interpretationen über den Gebrauch der Soziallehre der Kirche und über die Idee selbst bezüglich ihrer Natur und ihrer Nützlichkeit beenden: Interpretationen, die belastet haben und noch immer belasten. Caritas in veritate stellt sehr gut ins Licht, wie Paul VI. die Soziallehre der Kirche mit der Evangelisierung (Evangelii nuntiandi) eng verbunden und die zentrale Wichtigkeit dessen vorausgesehen hat, was bei den sozialen Problematiken die mit der Fortpflanzung verbundenen Fragestellungen (Humanae vitae) einnehmen würden. Die Perspektive von Paul VI. und die Anstöße der Enzyklika Populorum progressio sind in der gesamten Enzyklika Caritas in veritate präsent, nicht nur in dem ausdrücklich dafür gewidmeten ersten Kapitel. Abgesehen vom Gebrauch einiger besonderer Anregungen, die mit den spezifischen Problematiken der Entwicklung der armen Länder verbunden sind, macht sich Caritas in veritate drei weitläufige Perspektiven zu eigen, die in der Enzyklika von Paul VI. enthalten sind. Die erste ist die Leitlinie, daß "die Welt krank ist, weil ihr Gedanken fehlen" (PP [Populorum progressio], Nr. 85). Caritas in veritate entwickelt diesen Anstoß, indem sie das Thema der Wahrheit der Entwicklung und in der Entwicklung ausführt bishin zur Betonung, daß es eine geordnete Interdisziplinarität des Wissens und der Kompetenzen zum Dienst an der menschlichen Entwicklung geben müsse. Die zweite ist die Leitlinie, daß "es keinen wahren Humanismus gibt, wenn er nicht zum höchsten Gott hin tendiert" (PP, Nr. 42), und auch Caritas in veritate bewegt sich in der Perspektive eines wahren ganzheitlichen Humanismus. Das Ziel einer Entwicklung des ganzen Menschen und aller Menschen liegt noch vor uns. Die dritte Perspektive ist, daß am Ursprung der Unterentwicklung ein Mangel an Brüderlichkeit stehe (PP, Nr. 66). Auch Paul VI. wandte sich an die Liebe und an die Wahrheit, als er alle einlud, "mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Intelligenz" (PP, Nr. 82) mitzuarbeiten. Der Enzyklika Populorum progressio wird dieselbe Ehre erwiesen wie der Enzyklika Rerum novarum, immer wieder in Erinnerung gerufen und kommentiert zu werden. Sie ist also die neue Rerum novarum der globalisierten menschlichen Familie. Innerhalb dieses ganzheitlichen Humanismus spricht Caritas in veritate auch von der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Presse hat sich vor allem an diesem Aspekt interessiert gezeigt, und die Zeitungen haben sich gefragt, was die neue Enzyklika zur laufenden Krise sagen würde. Ich möchte sagen, daß darin nicht das zentrale Thema der Enzyklika besteht, aber Caritas in veritate hat sich der Problematik nicht entzogen. Sie hat sich damit beschäftigt - nicht im technischen Sinn, aber durch eine Bewertung im Lichte der Reflexionsprinzipien und der Beurteilungskriterien der Soziallehre der Kirche und somit eingebettet in eine allgemeinere Vision der Wirtschaft, ihrer Zwecke und der Verantwortlichkeit ihrer Akteure. Die aktuelle Krise zeigt gemäß Caritas in veritate auf, daß die Notwendigkeit, auch das sogenannte "westliche" Wirtschaftsmodell zu überdenken, was von Centesimus annus vor ungefähr 20 Jahren verlangt worden war, noch nicht bis auf den Grund realisiert worden ist. Sie sagt dies aber, nachdem sie geklärt hat - wie es schon Paul VI. gesehen hatte und wie wir es auch heute noch sehen - daß das Problem der Entwicklung vielschichtig geworden ist und daß der Kreis der Verantwortlichkeiten, der Verdienste und der Schuldhaftigkeiten sehr verteilt ist. Nach Caritas in veritate "verpflichtet uns die Krise, unseren Weg neu zu planen, uns neue Regeln zu geben und neue Einsatzformen zu finden, auf positive Erfahrungen zuzusteuern und die negativen zu verwerfen. So wird die Krise Anlaß zu Unterscheidung und neuer Planung. In dieser eher zuversichtlichen als resignierten Grundhaltung müssen die Schwierigkeiten des gegenwärtigen Augenblicks in Angriff genommen werden." (Nr. 21) Von der Enzyklika geht eine positive Vision zur Ermutigung der Menschheit aus, damit sie die Ressourcen der Wahrheit und des Willens zur Überwindung der Schwierigkeiten finden könne. Es ist dies keine sentimentale Ermutigung, wenn wir bedenken, daß in Caritas in veritate die hauptsächlichen Probleme der Unterentwicklung weiter Räume des Planeten mit Klarheit und Besorgnis identifiziert werden. Vielmehr handelt es sich um eine begründete Ermutigung, im vollen Bewußtsein und Realismus, weil in der Welt viele Protagonisten und Akteure der Wahrheit und der Liebe am Werk sind und weil der Gott, der die Wahrheit und die Liebe ist, in der menschlichen Geschichte immer am Werk ist. Im Titel der Enzyklika selbst, Caritas in veritate, erscheinen zwei grundlegende Begriffe des Lehramtes von Benedikt XVI., eben die Liebe und die Wahrheit. Diese zwei Begriffe haben sein ganzes Lehramt in diesen Jahren des Pontifikates gekennzeichnet, insoferne sie tatsächlich das Wesen der christlichen Offenbarung repräsentieren. Diese beiden, in ihrer Verbundenheit, sind das fundamentale Motiv der historischen und öffentlichen Dimension des Christentums und stehen somit am Ursprung der kirchlichen Soziallehre. Und so ist es: "Wegen dieser engen Verbindung mit der Wahrheit kann die Liebe als authentischer Ausdruck des Menschseins und als ein Element von grundlegender Bedeutung in den menschlichen Beziehungen – auch im öffentlichen Bereich – erkannt werden. Nur in der Wahrheit erstrahlt die Liebe und kann glaubwürdig gelebt werden." (Nr. 3) [ENDE DER PRÄSENTATION.] Meiner Meinung nach erscheint die päpstliche Sozialenzyklika genau zum richtigen Zeitpunkt, denn mittlerweile meinen nicht wenige Experten und auch Politiker, daß zwar der Höhepunkt der weltweiten Wirtschaftskrise in Teilbereichen überwunden sein könnte, daß aber bereits erste Anzeichen einer gefährlichen Nachlässigkeit beim Lernen aus dem Geschehenen aufträten und somit manche allgemein anerkannte internationale Regelungschancen vertan werden könnten, sodaß eben auch die nächste Krise nicht präventiv abgewendet würde und ausgerechnet ärmere Länder noch stärker abrutschten. Es war daher kein Zufall, daß Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. dem bei ihm zur erstmaligen Audienz weilenden US-Präsidenten Barack Obama am 10. Juli 2009 ein Exemplar der neuen Sozialenzyklika überreichte und damit beim Präsidenten zweifellos weitgehende Offenheit vorfand. Zur tiefergehenden Gewissensbildung insbesondere in den entscheidenden Menschenrechtsfragen des Lebensschutzes von Anbeginn der Empfängnis überreichte ihm der Papst gleichzeitig das letzte bioethische Dokument des Heiligen Stuhles, nämlich Dignitas personae. Leider sind derzeit noch keine Anzeichen beim US-Präsidenten zu entdecken, daß er gegen den Schutz des menschlichen Lebens gerichtete Initiativen zurücknehmen wolle, wenn er auch schon mehrfach öffentlich bekannt hat, in den Vereinigten Staaten zum Sinken der Abtreibungszahlen gemeinsam mit anderen beitragen zu wollen. Doch dies ist nicht der vom Naturrecht und auf Basis dessen in Evangelium vitae vom Diener Gottes Johannes Paul II. und von der ganzen Kirche erwartete volle Einsatz zum Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen vor der Geburt bishin zum natürlichen Tode. Der Heilige Stuhl hat noch am 11. Juli 2009 im Osservatore Romano zum tragischen und in den Medien weitgehend verzerrt dargestellten Fall eines brasilianischen Mädchens bekräftigt, daß sich die Lehre der Kirche in bezug auf den auch gesetzlich notwendigen Schutz unschuldigen menschlichen Lebens niemals ändern könne. Derzeit besteht offenbar sogar das Risiko in den USA, daß durch eine kommende Gesundheitsreform ein unter keinen Umständen gutzuheißendes Recht auf Abtreibung aufgenommen werde. Der Kongreßabgeordnete Joe Pitts, R-Pennsylvania, spricht mittlerweile von einer versteckten Abtreibungsvollmacht und sagte heute: "Amerikanische Steuerzahler sollte nicht gezwungen werden, für Abtreibung zu zahlen. Ebensowenig sollten sie gezwungen werden, unwissentlich Teilnehmer davon zu werden, daß die Abtreibungsindustrie die Debatte über die Gesundheitsfürsorge nutze, um die Zerstörung menschlichen Lebens in der amerikanischen Gesundheitsindustrie zu etablieren." Die Abgeordnetengruppe für den Lebensschutz legt dar, daß die meisten Amerikaner unter der derzeitigen Version der Gesetzesfassung schließlich zur finanziellen Teilnahme an einem Plan gezwungen werden könnten, welcher auch Abtreibung als Dienstleistung inkludieren würde. In einem anderen Bereich ist dem - gegenüber den großen Finanzinstitutionen offenbar realpolitisch nicht besonders mächtigen - US-Präsidenten aber bereits das Risiko der fehlenden Reue und Änderungsbereitschaft klarer geworden, nämlich in bezug auf die Wirtschaftskrise: "Man hat nicht den Eindruck, daß bei den Leuten an der Wall Street irgendwelche Gewissensbisse aufkommen für all diese Risiken, die sie eingegangen sind. Man hat nicht den Eindruck, daß sich die Kultur oder das Verhalten als Konsequenz dessen, was passiert ist, geändert haben." (20. Juli 2009: "The problem that I've seen, at least, is you don't get a sense that folks on Wall Street feel any remorse for taking all these risks. You don't get a sense that there's been a change of culture and behavior as a consequence of what has happened. And that's why the financial regulatory reform proposals that we put forward are so important.") Hinter vielen widersittlich verursachten Problematiken steht leider der totale Gewinnwahn, und so besteht tatsächlich das Risiko, daß aufgrund dominierender und unkontrollierter nationaler und übernational vereinbarter Interessen die Vernunft übertrumpft werde und im Grunde alles so weiter gehe wie bisher. Daß dem nicht so sei, sondern die Ermutigung des Papstes in der aktuellen Sozialenzyklika von vielen Menschen guten Willens in ihrem Verantwortungsbereich angenommen und auch in konkreten Schritten der verbesserten Aufsicht und Reform umgesetzt werde, wünscht sich am Fest der heiligen Maria Magdalena nicht nur Euer Padre Alex - Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik Wednesday, July 15. 2009
ROM: RASCHERE LAISIERUNG ZUR ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, News Kommentare, Skandal St. Pölten at
19:45
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Aufgrund verschiedener leidvoll bekanntgewordener und auch untersuchter Skandalfälle im katholischen Klerus im Durchgang der letzten Jahrzehnte ging und geht es dem Heiligen Stuhl und den verantwortlichen Diözesanbischöfen und anderen gleichgestellten katholischen Ordinarien vor allem um die Vermeidung und zeitliche Abkürzung von Ärgernissen und folglich um das Heil aller betroffenen Seelen. Aus diesem Grund hat der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. am 30. Januar 2009 dem für die lateinischen Weltpriester zuständigen Dikasterium, der Kongregation für den Klerus, spezielle Vollmachten erteilt, weil die Uneinsichtigkeit der unterschiedlichen Täter und die besondere Schwere einiger Fälle für die erstzuständigen Bischöfe im Sinne der heutigen Mediengesellschaft ein rascher und besser wirksames Instrumentarium erforderlich machten. Dadurch sind nun (Zwangs)laisierungen rascher möglich. Bevor ich darauf noch konkreter eingehe, möchte ich noch exemplarisch und vorausschickend nachtragen, was sich im Skandalfall Alberto Cutié seit meinem letzten diesbezüglichen Eintrag getan hat. Öffentlich hatte der genannte Mitbruder leider bereits angedeutet gehabt, tatsächlich an ein Verlassen der um den Nachfolger des heiligen Petrus versammelten Katholischen Kirche nachzudenken, aber dem eigenen Inkardinationsbischof hatte er diesen Schritt offenbar nicht mehr mitgeteilt. Zu dieser tragischen Wende nahm dann der katholische Erzbischof von Miami am 28. Mai 2009 - zur Orientierung vieler Katholiken und anderer Christen - Stellung. Dabei war er möglicherweise noch nicht über die neuen von Rom her gewährten Möglichkeiten der rascheren Ärgernisbehebung im Klerus informiert, weil Claudio Kardinal Hummes für die Kleruskongregation das entsprechende Informationsschreiben zwar schon am 18. April 2009 unterzeichnet hatte, aber die Ordinarien selbst erst Anfang Juni 2009 über die jeweiligen Apostolischen Nuntiaturen weltweit informiert wurden. Hier also meine Übersetzung:
Erklärung des Erzbischofs von Miami zu Hochwürden Alberto Cutié und seine Trennung von der römischen katholischen Kirche: Ich bin völlig enttäuscht von der Verlautbarung, die Hochwürden Alberto Cutié am frühen Nachmittag getätigt hat, der Episkopalkirche beizutreten. Gemäß unserem Kirchenrecht schließt sich Hochwürden Cutié mit ebendiesem Tun selbst aus der Gemeinschaft der römischen katholischen Kirche aus (can. 1364 § 1 CIC), in dem er eine irrige Glaubens- und Sittenlehre bekennt und dem Heiligen Vater die Unterordnung verweigert (can. 751 CIC). Er ist nun auch irregulär bei der Ausübung der heiligen Weihen als Priester (cann. 1041 und 1044 §1 CIC), und er besitzt von Seiten der Erzdiözese Miami nicht mehr die Genehmigung, Sakramente zu feiern, und ebensowenig darf er die katholische Glaubens- und Sittenlehre predigen oder lehren (can. 1336 §1 CIC). Seine Handlungen können zu seinem Ausschluß aus dem Klerikerstand führen. Das bedeutet, daß sich Hochwürden Cutié selbst von der vollen Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche hinwegbegibt und so seine Rechte als Kleriker verwirkt. Römische Katholiken sollten von Hochwürden Cutié nicht die Sakramente erbitten. Jegliche sakramentale Handlung, die er durchzuführen versucht, würde unerlaubt sein. Jegliche Heilige Messe, die er zelebriert, wäre zwar gültig, aber ebenso unerlaubt, sodaß sie nicht der Verpflichtung des Katholiken entsprechen kann. Hochwürden Cutié kann auch nicht den Eheschließungen römischer Katholiken gültig assistieren, weder im Erzbistum Miami noch sonst wo. Hochwürden Cutié ist weiterhin gebunden an sein Versprechen, ein zölibatäres Leben zu leben, was er bei der Weihe mit freiem Willen erwählt hat. Nur der Heilige Vater kann ihn von dieser Verpflichtung befreien. Den katholischen Gläubigen der Pfarrei St. Franz von Sales, bei Radio Paz und in der gesamten Erzdiözese Miami sage ich nochmals, daß die Handlungen von Hochwürden Cutié trotz seiner guten Arbeit als Priester nicht gerechtfertigt werden können (vgl. die Erklärung vom 5. Mai 2009 [siehe den Auszug im älteren Blogeintrag]). Dies ist umso mehr richtig im Lichte der heutigen Verlautbarung von seiner Seite. Hochwürden Cutié mag die Katholische Kirche verlassen haben, und er mag Euch verlassen haben. Aber ich sage Euch, daß die Katholische Kirche Euch niemals verlassen wird: die Erzdiözese Miami ist für Euch da. Die Handlungen des Hochwürden Cutié haben innerhalb der Katholischen Kirche einen schwerwiegenden Skandal verursacht und schadeten der Erzdiözese Miami − besonders unseren Priestern – und führten zu Spaltungen innerhalb der ökumenischen Gemeinschaft und in der gesamten Gemeinschaft. Die heutige Verlautbarung von seiner Seite vertieft diese Wunden nur noch. Als mich Hochwürden Cutié am 5. Mai 2009 traf, bat er um Freistellung von der Ausübung des priesterlichen Amtes, was ich ihm gewährte. Deshalb konnte er nicht mehr länger der Pfarradministrator der Pfarrei St. Franz von Sales oder der Generaldirektor von Radio Paz bleiben. Zum Wohle der Kirche und zur Vermeidung einer medialen Exstase hatte ich entschieden, öffentlich keine Kirchenstrafe zu verhängen, obwohl es die von ihm eingestandenen Handlungen klarerweise erfordert hätten. Seit dieser Audienz habe ich weder etwas von Hochwürden Cutié vernommen noch hat er mich um ein Treffen gebeten. Er hat mir nie erzählt, daß er darüber nachdachte, der Episkopalkirche beizutreten. Ich muß an dieser Stelle auch mein ehrliches Bedauern darüber äußern, wie Bischof Leo Frade von der Episkopaldiözese Southeast Florida mit der Situation umgegangen ist. Bischof Frade hat nie mit mir über seine Haltung in dieser delikaten Materie gesprochen oder darüber, welche Schritte er erwog. Ich hörte von ihm nur über die lokalen Medien. Das ist wirklich ein ernsthafter Rückschlag in den ökumenischen Beziehungen und in der Kooperation zwischen uns. Die Erzdiözese Miami hat nie die öffentliche Auslage benutzt, wenn Episkopalpriester aus Glaubensgründen der Katholischen Kirche beitraten und um die heilige Weihe ansuchten. Ein solches Handeln hätte nämlich die Prinzipien der Katholischen Kirche für das Bewahren ökumenischer Beziehungen verletzt. Ich bedaure, daß Bischof Frade mir beziehungsweise der katholischen Gemeinschaft nicht dieselbe Höflichkeit und denselben Respekt gewährt hat. In meinen fast 50 Jahren als Priester habe ich oft über das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn gepredigt, das in Wirklichkeit Gleichnis vom vergebenden Vater (Lk 15,11 - 32) genannt werden sollte. Vielleicht ist diese vom Herrn vor so langer Zeit erzählte Geschichte auf unsere Diskussionen an diesem Nachmittag anwendbar. Ein Vater hatte zwei Söhne. Einer von ihnen nahm früh sein Erbteil und verschleuderte sein Geld. Der Vater wartete geduldig auf die Rückkehr seines verschwenderischen Sohnes, der - nachdem er den Fehler seiner Wege eingesehen hatte - bereute und nach Hause zurückkehrte. Bei seiner Rückkehr umarmte ihn der Vater liebevoll und nannte ihn seinen Sohn. Ich bete, daß Hochwürden Cutié "zu sich kommt" (vgl. Lk 15,17) und nach Hause zurückkehrt. Die Katholische Kirche strebt nach der Bekehrung und Rettung der Sünder und nicht nach deren Verurteilung. Dieselbe Haltung habe ich gegenüber Hochwürden Cutié. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß in der Geschichte des Herrn zwei Söhne vorkamen. Der andere Sohn, der nie das Zuhause verließ, ärgerte sich darüber, daß sein herumirrender Bruder vom Vater zu Hause willkommen geheißen wurde. Allen gläubigen Katholiken sage ich, was der Vater seinem zweiten Sohn sagte: "Du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch Dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn Dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden." (Lk 15,31 - 32) In diesem schönen Gleichnis lehrt uns Jesus, daß Gott ein liebender und vergebender Vater ist. Jeder von uns hat diese Liebe erfahren, und jeder von uns braucht diese Vergebung, denn wir sind alle Sünder. Wenn unser Bruder nach Hause kommt, laßt uns mit dem Vater feiern. Abschließend lobe und grüße ich alle Priester der Erzdiözese Miami und alle Priester, die in Treue leben und ihr Zölibatsversprechen erfüllen. Durch ihre Treue zu ihrem Versprechen spiegeln sie gegenüber der Welt Christus klarer wider, dessen vollkommenes Geschenk seiner selbst an den Vater reine und keusche Liebe für seine Brüder und Schwestern war. In unserer mit Sex so überbeschäftigten Zeit ist das Geschenk des Zölibates mehr denn je ein Zeichen des himmlischen Königreiches, wo - wie die Schrift sagt - "nicht mehr geheiratet wird" (Mt 22,30). Ich ermutige alle Katholiken, für unsere geweihten Priester zu beten und sie zu unterstützen. [ENDE DER ERKLÄRUNG.] Zu dem Fall hat auch der melkitisch-katholische und kirchenrechtlich legal verheiratete Pfarradministrator der Kirche St. Ignatius von Antiochien in Augusta (Georgia), Hw. Miguel Grave de Peralta, am 1. Juni 2009 in einem Kommentar Stellung genommen: "As Eye See It: THE TRAGEDY OF MR. ALBERTO CUTIE". Diese interessante und sehr pointierte Stellungnahme des katholischen Mitbruders habe ich ebenso übersetzt: "Viele sagten voraus, daß der frühere katholische Priester Alberto Cutié, sobald er beim Herumspielen mit einer jungen zivil geschiedenen Mutter ertappt worden war (ob nun geplant oder nicht geplant, tut nichts zur Sache), den Priesterstand verlassen und einer anderen christlichen Gemeinschaft beitreten würde. Tatsächlich beansprucht er, dies getan zu haben, sodaß er gemäß den Presseinformationen seine Freundin "heiraten" dürfte. Aber ich frage mich, ob Herr Cutié sich klar ist, wo er nun hineingerät, indem er ansucht, als ordinierter Amtsträger in der Protestantischen Episkopalkirche zu wirken. Ich war acht Jahre lang Amtsträger in der Episkopalkirche. Aufgewachsen als 'Southern Baptist', wurde ich zu allen historischen und religiösen Dingen hingezogen, nachdem ich die normalerweise gefährliche Frage gestellt hatte: 'Was passierte nach der Bibel?' So trat ich der damals benannten 'Protestantischen Episkopalkirche' (jetzt nur noch 'Episkopalkirche') bei und beendete meine theologischen Studien im Episkopalseminar von New York City und begann, als ordinierter Amtsträger gemeinsam mit meiner Frau und mit einem Baby. Meine Zeit im Seminar (von Mitte bis Ende der 80er-Jahre) war, um es milde auszudrücken, unbeständig. Die meisten Seminaristen waren aktive Homosexuelle, unsere Nachbarn im Studentenwohnheim waren ein lesbisches Pärchen mit einem jungen Sohn. Die Mehrzahl der angebotenen religiösen Studienkurse gingen davon aus, daß das, was die Bibel berichtete und was die Christen im Großteil der 2000jährigen Geschichte glaubten, entweder falsch oder im besten Falle verzerrt wäre. Die wenigen unter uns, die daran glaubten, was die Bibel lehrte, und die ihr Leben leben wollten so wie Christen es über 20 Jahrhunderte zu leben versucht hatten, blieben dabei, uns gegenseitig zu versichern, daß wir ja in 'New York' waren oder daß es sich eben um eine 'künstliche' akademische Umwelt handelte, ohne daß wir über die 'pastoralen Schützengräben' nachgedacht hätten, die wir in der diözesanen Pfarrei vorfinden würden. Und wir lagen somit falsch. Ich bin dort gewesen, ich habe dort gearbeitet, und ich habe auch die Narben, um es zu beweisen. In was sich Herr Cutié nun eingetragen hat, ist eine religiöse Organisation, die von ihren Mitgliedern oder ihren Klerikern keinen Glauben an irgendetwas verlangt, ausgenommen: 'Du sollst von niemandem verlangen, an irgendetwas zu glauben.' Ein Beispiel: als Herr Cutié noch Father Alberto war, glaubte er wohl (und er lehrte es sicherlich), daß in der katholischen Messe normales Brot und normaler Wein der Leib und das Blut des Christus würden. Er kann dies als Episkopal-Protestant immer noch glauben, aber dieser Glaube ist dort optional. Er kann weiterhin glauben, daß sein neuer Bischof Nachfolger der originalen Aposteln ist, aber dies ist optional. Er kann weiterhin glauben, daß Jesus Christus von den Toten auferstand, nachdem er für drei Tage tot war, und daß Er durch Seinen Tod den Tod besiegt hat, aber dies ist optional. Um es im wesentlich zu sagen: was er getan hat, ist, eine Kirche mit einer Lehrautorität zu verlassen und einer Organisation beizutreten, die so viele Autoritäten wie Mitglieder besitzt. Er hat nun die Dreifaltigkeit von 'Ich-Mich-Mein' umarmt. Vielleicht hat Herr Cutié den Irrtum angenommen, den sein Bischof im spanischen Fernsehen (Univision) äußerte, als dieser sagte, daß die Episkopalkirche eine katholische Kirche wäre. Der Bischof darf sagen, was immer er gerne möchte, so wie ich sagen kann, daß ich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bin. Wenn aber die Katholische Kirche mit über einer Milliarde Mitgliedern und die orthodoxen Kirchen mit fast einer halben Milliarde Mitgliedern - als die ältesten christlichen Familien auf der Welt - weder den Bischof als Bischof anerkennen noch irgendwelche Sakramente der Konfession des Bischofs als gültig oder erlaubt anerkennen, dann gäbe es wohl andere Dinge zu sagen als (wie es eine TV-Gastgeberin meinte) daß der Bischof 'sympathisch' sei. Wenn überhaupt, ist dies ein weiteres Beispiel einer Ausnahme, die die Regel bestätigt, und diese Regel findet man in den orthodoxen und katholischen Kirchen. Die Tragödie von all dem ist, daß Herr Cutie, der sich wünscht, seine Freundin zu heiraten, nun auch das alles geheiratet hat: 1) einen Klerus, inklusive 'Bischöfe', die praktizierende Homosexuelle sind; 2) die Zurückweisung des Vorbildes Christi, der eine nur von Männern getragene Priesterschaft auswählte; 3) die Dogmen der Christen von Anbeginn, auch eingeschlossen, aber nicht nur, was die Eucharistie betrifft; 4) das gesamte sakramentale System, auf dem das christliche Leben basiert; 5) und nicht als allerletztes hat er auch noch die 'philosophy of the age' geheiratet. Es ist eine alte Philosophie, die bereits von der Schlange zu Eva geflüstert worden war: 'Du wirst sein wie Gott.' Vieles von all dem - wenn überhaupt - wird von den Mainstreammedien diskutiert werden. Diese sind die Propheten derselben alten Philosophie. Aber für uns Priester alle, ob nun zölibatär oder verheiratet, die sich jeden Tag abmühen und kämpfen, um unseren Versprechen treu zu sein und zur Kirche, die von Christus gegründet wurde, bleibt die Wahrheit bestehen, und Er hat uns frei gemacht." Auch wenn nicht alles in der Meinung des katholischen Mitbruders überprüft werden kann, aber die neuesten Meldungen ("Spaltung der Anglikaner scheint unausweichlich") aus den USA, daß die dortige "Episkopalkirche" nunmehr (katholischerseits grundsätzlich als ungültig angesehene) Priesterordinationen bekennenden Homosexuellen anbietet, können wohl als ein Indiz für die Richtigkeit der Analyse Peraltas dienen. Deshalb wurde im Juni 2009 auch die "Anglikanische Kirche in Nordamerika" als konservatives Gegenstück zur US-Episkopalkirche gegründet, und sie soll rund 700 Gemeinden mit etwa 100000 Mitgliedern vertreten. Zurückkehrend zur "reinen" Thematik des Zölibates, ist in den letzten Jahren Dr. Manfred Lütz mit wichtigen Wortmeldungen hervorgetreten, so zuletzt auch im römischen Osservatore Romano (Doppelausgabe 15 - 16/2009) unter dem Titel "Gedanken zum Zölibat - eine Chance für ein geistlich aufregendes Leben voll geistiger Fruchtbarkeit. Kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis". Der volle Text war nur in der Printausgabe der vatikanischen Zeitung abgedruckt, und um einen Eindruck zu gewinnen, übernehme ich jenen Teil, der auch auf der Internetseite des Osservatore nachzulesen war: "Der Zölibat ist eine Provokation. In einer Welt, die nicht mehr recht an ein Leben nach dem Tod glaubt, ist diese Lebensform der ständige Protest gegen die allgemeine Oberflächlichkeit. Der Zölibat ist die gelebte Botschaft, daß das Diesseits mit seinen Freuden und Leiden nicht alles ist. Es gibt Menschen, die so etwas wütend macht. Denn da wird das eigene Lebenskonzept massiv in Frage gestellt. Nicht bloß durch einen Text oder ein dahingeworfenes Gespräch, sondern durch eine unübersehbare Lebensentscheidung. Der Zölibat ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis. Zweifellos, wenn mit dem Tod alles aus wäre, dann wäre der Zölibat eine Idiotie. Warum auf die intime Liebe einer Frau verzichten, warum auf die anrührende Begegnung mit den eigenen Kindern, warum auf beglückend gelebte Sexualität? Warum soll man sich selbst der körperlichen Fruchtbarkeit in diesem Leben berauben? Nur wenn das irdische Leben ein Fragment ist, das in der Ewigkeit seine Vollendung finden soll, dann kann diese Lebensform ein helles Licht auf dieses noch ausstehende Leben werfen, dann kündet sie laut von einem Leben in Fülle, das die Sehnsucht der Menschen aller Zeiten erahnt hat, dessen Wirklichkeit aber erst durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und besonders seinen Tod und seine wunderbare Auferstehung allen Menschen offenbar geworden ist. Für unsere Gesellschaft wirkt der Zölibat geradezu wie ein 'Stachel im Fleisch', der immer wieder gelegen oder ungelegen daran erinnert, daß die aufdringlichen Sorgen und Probleme des irdischen Lebens nicht alles sind. Der Zölibat ist eine unbürgerliche Lebensform, die die scheinbar in sich ruhende bürgerliche Ordnung humorvoll relativiert. Gegner des Zölibats regen nicht selten an, die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen sei ja in einem Kloster weit ab von der Welt nicht zu beanstanden. Aber in den Pfarrgemeinden, in der 'Welt', da solle man viri probati (bewährte verheiratete Männer) als Priester fungieren lassen. Es sind oft die gleichen Menschen, die alle Unterschiede zwischen Profanem und Sakralem fallen lassen möchten, auch den Unterschied zwischen Klerus und Laien, zwischen weltlichen und kirchlichen Themen. Natürlich ist der Glaube daran, daß Gott Mensch geworden ist, ein massiver Einbruch der Sakralität in die Profanität. Die frühen Christen merkten sehr deutlich, daß die alten heidnischen Begriffe von sakral und profan nicht einfach auf das Christentum übertragen werden konnten. Es gab keine schroffe Trennung mehr. Der dreieinige Gott hatte in Jesus Christus auch die ganze Welt an sich gezogen. Doch damit war die Welt nicht vernichtet, der Mensch vor dem ewigen Gott nicht verbrannt, die Zeit nicht in Ewigkeit aufgelöst. Neu spürten die Christen, daß Christentum ein 'Unterschied war, der einen Unterschied machte', wie man in der systemischen Therapie heute sagen würde. Christen machten sich nicht gemein mit der Welt, sie fühlten sich als ekklesia, das heißt ja: herausgerufen aus dem alltäglichen Einerlei." Vieles wäre hier noch zu ergänzen, und ich habe zur Thematik des Zölibates sowohl im Rahmen der Homepage als auch im Rahmen dieses Blogbuches schon öfters und umfassend Stellung genommen. Nun geht es aber für den im jeweiligen Bistum erstverantwortlichen Diözesanbischof darum, Fälle von Ärgernis rasch und wirksam zu beheben. Denn was ist zu tun, wenn Zölibatsbrecher so uneinsichtig sind, daß sie sogar Zeugen bedrohen? Was tun, wenn uneinsichtige Kleriker mit homosexuellen Tendenzen derart langwierige Kampagnen gegen den eigenen Bischof, gegen eine Apostolische Visitation und gegen den Heiligen Stuhl starten, daß herkömmliche kirchenrechtliche Maßnahmen als zu langsam und als zu milde erscheinen, sodaß eine rasche Zwangslaisierung die einzige noch verbleibende Antwort zur Wahrung der Glaubwürdigkeit der Kirche im ganzen und am jeweiligen Ort ist? Diese Fragen im Hinblick auf die Hirtenaufgabe des Bischofs, die Disziplin in seinem Klerus zu fördern und mit Hilfe eines nunmehr auch möglichen erleichterten Verfahrens einen Diakon oder Priester aus seinem Amt zu entlassen, sind angesichts des "Jahres des Priesters" (für die Heiligung der Priester / annus sacerdotalis) von aktueller Bedeutung. Die nunmehrigen Sondervollmachten der Kleruskongregation sind ein weiterer Schritt zur Abwehr aller Tendenzen, den Diözesanbischöfen im Zuge einer völlig mißbräuchlichen Anrufung von "Menschenrechten" von Seiten eines Täters / der Täter das Regieren zu erschweren oder zu verunmöglichen. Ob die neuen Vollmachten der Kleruskongregation auch schon im Gefolge der Aufarbeitung des Falles St. Pölten (der Apostolische Visitator hatte ja schon im Rahmen der Visitation die Sachlage öffentlich dargelegt, die fast genau vor fünf Jahren begonnen hatte) eingesetzt hätten werden sollen oder können und so auch zu einer Beschleunigung bzw. Abkürzung der von den beiden ehemaligen Priesterausbildnern unterstützten und versuchten langwierigen Kampagne (gegen den eigenen Bischof, gegen das Institut der Apostolischen Visitation und somit gegen den Heiligen Stuhl) geführt hätten, wäre eine eigene Untersuchung wert, aber persönlich bin ich jedenfalls überzeugt, daß auch dieser Homophilie-Skandalfall und das Agitieren der Aufgeflogenen und ihrer "Verbündeten" mit ein Baustein auf dem Weg zu den neuen flexibleren Sondervollmachten vom 30. Januar 2009 war (ähnlich wie dieser Fall auch ein Baustein vor dem Erlaß der Instruktion zur Verhinderung homosexuell ausgerichteter Kandidaten gewesen sein wird). Der unter Wahrung des Verteidigungsrechtes kirchenrechtlich ordnungsgemäß abgehandelte Fall St. Pölten wurde ja vom Papst selbst definitiv abgeschlossen. Oft wird auch übersehen, daß das katholische Kirchenrecht im Falle glaubhafter Reue und dauerhafter Besserung grundsätzlich immer auf Rücknahme, Versöhnung und Wiederzulassung ausgerichtet ist. Der Mitunterzeichner des Schreibens der Kleruskongregation an alle katholischen Ordinarien an ihrem jeweiligen Sitz vom 18. April 2009, Erzbischof Mauro Piacenza, Sekretär der Kleruskongregation, erklärte Anfang Juni auf Radio Vatikan den Sinn und die Weite der neuen Vollmachten, die demselben Dikasterium am 30. Januar 2009 von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. gewährt worden waren. Es handle sich dabei nicht um eine disziplinäre Revolution für den katholischen Klerus, sondern um eine Direktive, die einfach einigen seelsorglichen Anforderungen entgegenkommt, die sich heute den Bischöfen in ihrer Leitung der Diözesen gegenüber dem Klerus stellen. Und mit diesem neuen juridischen Instrument - in Kontinuität und Kohärenz zum geltenden Kirchenrecht - schreitet der Heilige Stuhl in einigen präzise umschriebenen Fällen subsidiär ein, um den Skandal zu beheben, die Gerechtigkeit wiederherzustellen und den Täter zu bessern. Unverändert bleibt die Verpflichtung der Bischöfe, ihr Richteramt auszuüben und zu wachen, daß der Klerus in seinen Dienstpflichten treu sei, und gegebenenfalls auch dessen Rechte zu verteidigen. Schon an dieser Stelle sei erwähnt, daß die neuen Vollmachten der Kleruskongregation die Spezialnormen für Fälle sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger nicht ersetzen, die bekanntlich vorsehen, daß in jedem Verdachtsfall die Kongregation für die Glaubenslehre selbst einzuschalten ist, welche dann auch als eigener Gerichtshof wirkt und die dann das konkrete Prozedere in jedem Mißbrauchsfall einem Diözesanbischof vorschreibt. Zweifellos kann die Glaubenskongregation aber nach dem Vorbild der neuen Vollmachten beispielsweise auch raschere Laisierungen und ähnliches anstreben oder mit ihrem Konsens dieselben Vollmachten nützen lassen. Wie Erzbischof Piacenza selbst weiter sagte, gibt es leider auch andere Situationen schwerer Disziplinlosigkeit von Seiten des Klerus, in denen die Versuche der Überwindung nicht wirksam seien und sich die jeweilige Situation zu lange dahinzieht, mit grobem Ärgernis für die Gläubigen und Schaden gegenüber dem Gemeinwohl. Dem dienten die neuen Sondervollmachten, wobei daran zu erinnern ist, daß in der Vergangenheit eben auch andere Dikasterien vom Papst Sondervollmachten erhalten hätten. Bei jenen am 30. Januar 2009 gewährten gehe es zunächst um strafweise Entlassungen aus dem Klerikerstand, mit der damit verbundenen Dispens von allen priesterlichen Pflichten, weiters um Kleriker, die eine Heirat angestrebt haben, auch wenn diese zivil von statten ging, und die trotz Ermahnung irregulär weiterlebten, und außerdem um Kleriker, die sich schwerer äußerer Verfehlungen gegenüber dem sechsten Gebot Gottes schuldig gemacht haben. Weiters beinhalten die Sondervollmachten, eine gerechte Strafe oder Buße aufzuerlegen aufgrund der äußeren Verletzung des göttlichen oder kirchlichen Rechtes, und in wirklich dringenden Fällen und bei völliger Uneinsichtigkeit des betroffenen Klerikers können damit In Hinkunft auch sogenannte immerwährende Strafen verhängt werden, nicht ausgeschlossen die Entlassung aus dem Klerikerstand, wenn es eben die speziellen Umstände erforderten. Radio Vatikan hat diesbezüglich auch die Meinung des in den Niederlanden wirkenden Offizials Dr. Gero P. Weishaupt referiert, der in der "Laisierung" keine Art Degradierung sehen möchte: "Wenn das Wort 'Laisierung' in Zusammenhang mit der 'Rückversetzung eines Priesters in den Laienstand' gebraucht wird, dann hat es immer einen negativen Klang in bezug auf den Laienstand." Doch "das Zweite Vatikanum (= XXI. Ökumenische Konzil der Katholischen Kirche) hat bekanntlich den 'Laienstand' - oder theologisch besser: das allgemeine Priestertum - hervorgehoben und gerade dessen Würde und Wichtigkeit für die Kirche unterstrichen." Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, als ob ein Laie "weniger wert sei als der Priester": "Nein, beide sind vollwertige Berufungen und Stände, wenngleich verschieden und mit unterschiedlichen Aufgaben". Im übrigen, so Weishaupt weiter, bleibe auch ein sogenannter Laisierter "auf ewig geweiht" und könne nicht mehr Laie werden. "Laisierung meint kirchenrechtlich korrekt, daß der Betroffene die Rechte und Pflichten eines Klerikers nicht mehr innehat und darum nicht mehr ausüben darf bzw. auszuüben braucht", so Weishaupt. Erzbischof Piacenza betonte dann, daß jeder eventuelle Fall durch ein legitimes Verwaltungsverfahren untersucht werde, wobei das Verteidigungsrecht immer garantiert sein müsse. Das von ihm mitunterzeichnete Schreiben vom 18. April 2009 verlangt für den Ablauf des Verwaltungsverfahrens: "Dem Betroffenen werden die Anklagepunkte, die gegen ihn vorgebracht werden, zusammen mit den entsprechenden Beweisen zur Kenntnis gegeben; es wird ihm die Möglichkeit geboten, sich zu verteidigen, es sei denn, er sei trotz ordnungsgemäßer Vorladung nicht erschienen." Und schließlich ist in den neuen Sondervollmachten der Kleruskongregation zum Nutzen der einzelnen Diözesanbischöfe enthalten, daß der Verlust des Klerikerstandes auch dann erklärt werden kann, wenn Kleriker ihren Dienst für einen Zeitraum von mehr als fünf aufeinanderfolgenden Jahren verlassen hätten und in dieser ihrer freiwilligen und unerlaubten Abwesenheit vom Dienst verharrten. Allerdings gebe es auch weiterhin keinen Automatismus, sondern jeder Fall muß eigens und unter Berücksichtigung schwerwiegender Umstände behandelt werden. Auch Kardinal Hummes selbst hat zu diesem Aspekt gegenüber CNS Stellung genommen: "Einige gehen einfach, heiraten standesamtlich, kriegen Kinder - und die Bischöfe hatten keine Handhabe, weil die Person, die gegangen war, nichts in die Wege leitete. Wenn diese Person nicht daran interessiert ist, ihre Lage zu klären, dann liegt es im Interesse der Kirche und des bisherigen Priesters selbst, daß er dispensiert werde, damit er in einer korrekten Lage ist, vor allem, wenn er Kinder hat." Solche Kinder eines ehemals amtierenden Priesters hätten "das Recht auf einen Vater, der in den Augen Gottes und vor seinem eigenen Gewissen in einer korrekten Lage ist". Einer der Gründe für die neuen Richtlinien sei es, "diesen Menschen zu helfen." Immer wieder hätten Bischöfe seine Kongregation auf das Problem von Priestern angesprochen, die alles hinwürfen, ohne aber einen Antrag auf Laisierung zu stellen. Künftig dürfe da der Bischof von alleine aktiv werden. Dies halte ich für eine sehr wichtige Weiterentwicklung, weil es die Glaubwürdigkeit der Kirche in bezug auf das Priestertum selbst und auch in bezug auf die Grundberufung zur Vaterschaft stärkt, sodaß Doppelbödigkeiten nach und nach besser beendet werden können. Bei sämtlichen päpstlich gewährten Sondervollmachten vom 30. Januar 2009 - so wiederum Erzbischof Piacenza - ging es aber nicht um eine oberflächliche Vereinfachung in derart delikater Materie, sondern um das Erfordernis einer rigorosen Prüfung des Einzelfalles. Man ist zur Gewährung dieser zusätzlichen Sondervollmachten geschritten im lebendigen Wunsch, der Sendung und der Identität der Priester zu dienen, die in dieser weitgehend säkularisierten Zeit von den Mühen eines dazu entgegengesetzten Denkens und Handelns getragen sind, um ihrer eigenen Identität und Sendung treu zu bleiben. Der Priester handelt in der Person Christi, des Hauptes und Hirten. Inmitten der ihnen anvertrauten Herde sind die Priester berufen, die Gegenwart Christi zu verlängern und ihn so quasi sichtbar zu machen. Aus diesem Grunde ist die Tendenz zur moralischen Vervollkommnung nicht nur notwendig, sondern unaufgebbar. Jedes authentisch priesterliche Herz müsse sie in sich tragen, ohne jedoch in Engelsvergleiche zu verfallen, sondern im Bewußtsein der menschlichen Struktur, die aufgrund der Verwundung durch die Ursünde die ständige Askese des Priesters verlangt, in der Treue gegenüber den Versprechen, die am Tage der heiligen Weihe gegeben wurden, und im Respekt gegenüber den unantastbaren Rechten Gottes. Dies alles ist auch besonders wichtig, um die theologische Motivation des priesterlichen Zölibates zu verstehen, denn der diesbezügliche Wille der Kirche findet seine letzte Motivation in der besonders angemessenen Verbindung des Zölibates mit der Weihe, die den Priester gleichgestaltet mit Jesus Christus, dem Haupt und Bräutigam der Kirche. Deshalb hat die Katholische Kirche auf dem II. Vatikanischen Konzil und wiederholt im nachfolgenden päpstlichen Lehramt sowie in den Synoden "den 'festen Willen bekräftigt, das Gesetz beizubehalten, das von den Priesterkandidaten im lateinischen Ritus den frei gewählten und dauernden Zölibat verlangt'" (vgl. im Direktorium für Dienst und Leben der Priester, Nr. 57; Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores dabo vobis, Nr. 29; II. Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum Ordinis, Nr. 16; Paul VI., Enzyklika Sacerdotalis coelibatus [24. Juni 1967], 14: AAS 59 [1967], 662; can. 277 § 1 CIC). Der priesterliche Zölibat sei ein Geschenk, das die Kirche erhalten habe und bewahren wolle, mehr denn je davon überzeugt, daß dieser ein Gut für sie selbst und die Welt sei. Der Wunsch der römischen Kleruskongregation sei es, daß sich jeder Bischof immer mehr in authentischer Vaterschaft und mit pastoraler Liebe bemühe, damit die eigenen wertvollsten Mitarbeiter, die Priester, verstehen lernten, die kirchliche Disziplin zu leben, die aus der Lehre folge, nämlich als Jüngerschaft mit tiefen inneren Motivationen, zumal die Sorge um das alltägliche "Tun" nichts nütze, wenn das "Sein in Christus" fehle. So bleibt mir nur noch, festzustellen, daß das Schreiben des Präfekten der Kleruskongregation vom 18. April 2009 theologisch und juridisch gut nachvollziehbar erläutert, um was es in Hinkunft bei den Sondervollmachten geht, welche das bisher und weiterhin geltende "normale" Instrumentarium eines möglichen (langwierigen) ordentlichen Strafverfahrens oder eines außergerichtlichen Strafdekrets in Übereinstimmung mit der vom kanonischen Recht festgelegten Vorgehensweise zur Beseitigung von Ärgernissen und zur Besserung der betroffenen Person ideal ergänzt. Zusammenfassend geht es also um diese neuen Sondervollmachten der Kleruskongregation: I Die Sondervollmacht, Fälle zu behandeln und dem Heiligen Vater zur Entscheidung und Approbation in besonderer Form (in forma specifica) vorzulegen, weiche die strafweise (in poenam) Entlassung aus dem Kierikerstand und die hiermit verbundene Dispens von den aus der Weihe erwachsenden Verpflichtungen, einschließlich des Zölibats, von Klerikern betreffen, die eine Eheschließung, sei es auch nur eine bürgerliche, versucht haben, trotz Verwarnung nicht zur Einsicht gekommen sind, ihr widerrechtliches Verhalten nicht ablegen und hierdurch Ärgernis erregen (vgl. can. 1394 § 1 CIC); gleiches gilt für Fälle von Klerikern, die sich auf schwerwiegende Weise gegen das sechste Gebot des Dekalogs verfehlt haben (vgl. can. 1395 §§ 1 - 2 CIC). II Die Sondervollmacht, bei besonders schwerwiegenden Gesetzesübertretungen und aufgrund der Notwendigkeit und Dringlichkeit, ein objektives Ärgernis zu vermeiden, im Sinne von can. 1399 CIC vorzugehen, indem sie in den betreffenden Fällen entweder unmittelbar selbst handelt oder aber die Entscheidung der jeweils zuständigen Ordinarien bestätigt, sofern diese darum bitten sollten. Dies wird unter Abweichung von den Vorschriften der Canones 1317, 1319, 1342 § 2 und 1349 CIC gewährt, weiche sich auf Strafen beziehen, die im Falle von Diakonen aus schwerwiegenden, im Falle von Priestern aus sehr schwerwiegenden Gründen für immer verhängt werden, wobei die entsprechenden Fälle stets direkt dem Heiligen Vater zur Entscheidung und Approbation in besonderer Form (in forma specifica) vorzulegen sind. III Die Sondervollmacht, Fälle zu behandeln, die Kleriker betreffen, die den priesterlichen Dienst über einen Zeitraum von mehr als fünf aufeinanderfolgenden Jahren aufgegeben haben und im Hinblick auf die nach sorgfältiger Untersuchung - soweit diese möglich ist - feststeht, daß sie freiwillig und auf unerlaubte Weise weiterhin dem priesterlichen Dienst fernbleiben, indem sie sich hierüber Sachkenntnis verschafft und in diesen Fällen den Verlust des Klerikerstandes sowie die hiermit verbundene Dispens von den priesterlichen Verpflichtungen, einschließlich des Zölibats, erklärend feststellt. Um auf die in diesem Eintrag benannten konkreteren Fälle nochmals kurz zurückzukommen: einem vom katholischen Glauben abgefallenen Priester Alberto Cutié, der mittlerweile seine offenbar geschiedene Freundin zivil geheiratet hat, helfen die neuen Normen zum persönlichen Seelenheil wenig: einerseits hat er den Glauben und die Kirche derzeit verraten, andererseits lebt er in einer quasi-unheilbar irregulären Verbindung, solange kein Ehenichtigkeitsverfahren oder ein anderes legitimes kanonisches Eheauflösungsverfahren seine zivile Ehefrau als von einem Eheband befreit ansieht. Und was den exemplarischen österreichischen Fall St. Pölten betrifft, der vor fünf Jahren um die Welt ging, so sind diesbezüglich alle regierenden Hirten zu ermutigen, sich nicht durch Androhung und Durchführung staatlicher Anzeigen und durchschaubarer medialer Kampagnen vom notwendigen Handeln zur Behebung einer Situation radikaler Unglaubwürdigkeit abhalten zu lassen. Der Gefahr einer homosexuellen Unterwanderung des katholischen Klerus muß auch in Hinkunft so gut wie möglich begegnet werden. In der Hoffnung auf ein somit erfolgreiches "Jahr des Priesters" (19. Juni 2009 bis 11. Juni 2010) für die Kirche in allen Erdteilen und insbesonders auch im deutschen Sprachraum verbleibt mit herzlichem Gruß Euer Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik - Padre Alex Wednesday, July 8. 2009
ECCLESIAE UNITATEM: MOTU PROPRIO ZUM ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, News Kommentare at
12:30
Comments (0) Trackbacks (4) ECCLESIAE UNITATEM: MOTU PROPRIO ZUM DIALOG MIT DER PRIESTERBRUDERSCHAFT ST. PIUS X.
Am 02. Juli 2009 hat Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. ein Apostolisches Schreiben (in Form eines Motu Proprio) namens "Ecclesiae unitatem" betreffend die Päpstliche Kommission "Ecclesia Dei" unterzeichnet, welches formal und personell eine neue Phase in den dogmatischen und liturgischen Bemühungen zur Wahrung der Einheit der Kirche des lateinischen Ritus in den beiden grundlegenden Formen einleitet und auch eine personelle Neuverantwortung mit sich bringt. Da sich nun die Gewichte in der bereits vom Diener Gottes Johannes Paul II. geschaffenen Päpstlichen Kommission zu den dogmatischen Fragen hin verschieben, könnte meiner Meinung nach die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung nach und nach die liturgischen Aufgaben der Päpstlichen Kommission übernehmen und vor allem betreffend das Kalendarium, verschiedene besondere Feste und andere Fragen einer eventuellen Weiterentwicklung die Anordnungen so treffen, daß nötigenfalls sowohl die ordentliche als auch die außerordentliche Form des Römischen Ritus explizit angesprochen wären. Es wird daher interessant zu sehen sein, ob der Artikel 12 des Motu Proprio "Summorum Pontificum" vom 7. Juli 2007 auch weiterhin im vollen Umfang Geltung haben wird oder ob die darin benannte Verantwortung nunmehr von mehreren Dikasterien gemeinsam getragen wird: "Dieselbe Kommission [Ecclesia Dei] wird über die Vollmachten hinaus, derer sie sich bereits erfreut, die Autorität des Heiligen Stuhls ausüben, indem sie über die Beachtung und Anwendung dieser Anordnungen wacht." Der Papst hat es natürlich nicht unterlassen, den bisherigen Verantwortungsträgern derselben Päpstlichen Kommission für die geleistete Arbeit herzlich zu danken. Ohne den überzeugten Einsatz des Kardinals Darío Castrillón Hoyos, der schon unter Johannes Paul II. diente, hätte der nun geplante Dialog mit der sogenannten Piusbruderschaft kaum beginnen können und wären wohl wichtige Versöhnungsschritte gar unterlassen worden. Die folgende Übersetzung des aktuellen Apostolischen Schreibens "Ecclesiae unitatem" erfolgt in meiner eigenen Verantwortung (der Anmerkungsapparat des Schreibens ist nur in die deutsche Übersetzung eingefügt und nicht im jeweils vorangestellten geltenden lateinischen Text, außerdem wurden von mir zusätzliche Verlinkungen vorgenommen):
[BEGINN DES APOSTOLISCHEN SCHREIBENS:] 1. ECCLESIAE UNITATEM tueri, ut sollicite omnibus suppeditentur subsidia ad huic vocationi divinaeque gratiae consentaneis rationibus respondendum, peculiarem in modum Petri Apostoli Successoris est munus, qui perpetuum est et visibile principium fundamentumque unitatis tum Episcoporum tum fidelium. Primum praecipuumque Ecclesiae officium omni tempore, id est homines ad Deum conveniendum perducere, iuvandum est per communem omnium christianorum fidei testificationem. 1. Die Einheit der Kirche zu bewahren - verbunden mit der Sorge, allen die Hilfsmittel anzubieten, um dieser Berufung und göttlichen Gnade in den angemessenen Formen zu entsprechen - ist in besonderer Weise das Dienstamt des Nachfolgers des Apostels Petrus, der das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament der Einheit sowohl der Bischöfe als auch der Gläubigen ist (vgl. Ökumenisches Konzil Vatikanum II, Dogmatische Konstitution über die Kirche, Lumen Gentium, 23; Ökumenisches Konzil Vatikanum I, Dogmatische Konstitution über die Kirche Christi, Pastor aeternus, Kap. 3: DS 3060). Die höchste und grundlegende Verpflichtung der Kirche zu jeder Zeit, nämlich die Menschen zur Begegnung mit Gott zu führen, soll durch das gemeinsame Glaubenszeugnis aller Christen erleichtert werden. 2. Erga hoc mandatum fidem servans, postquam Archiepiscopus Marcellus Lefebvre, die XXX mensis Iunii anno MCMLXXXVIII episcopalem ordinationem illicite quattuor presbyteris impertivit, Veneratus Decessor Noster Ioannes Paulus II, die II mensis Iulii anno MCMLXXXVIII Pontificiam Commissionem Ecclesia Dei instituit, "cuius erit Episcopis cooperari, Dicasteriis Curiae Romanae et circulis quorum interest, ut plenam expediat communionem ecclesialem sacerdotum, seminariorum alumnorum, communitatum aut singulorum religiosorum coniunctorum Fraternitati conditae ab Archiepiscopo Lefebvre, qui cupiant Petri Successori in Ecclesia Catholica cohaerere, suas servantes traditiones spiritales et liturgicas, iuxta Protocollum superiore die 5 mensis Maii obsignatum a Cardinali Ratzinger et ab Archiepiscopo Lefebvre". 2. In der Treue zu diesem Gebot hat Unser verehrter Vorgänger Johannes Paul II. nach den von Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1988 vier Priestern unerlaubt gespendeten Bischofsweihen die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei am 2. Juli 1988 errichtet, "die die Aufgabe hat, mit den Bischöfen, den Dikasterien der Römischen Kurie und den betreffenden Gruppen zusammenzuarbeiten, um die volle kirchliche Gemeinschaft der Priester, Seminaristen, Ordensgemeinschaften oder einzelnen Ordensleuten zu ermöglichen, die bisher auf verschiedene Weise mit der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Bruderschaft verbunden waren und die mit dem Nachfolger Petri in der Katholischen Kirche verbunden bleiben wollen; dies geschehe unter Wahrung ihrer geistlichen und liturgischen Traditionen, gemäß dem Protokoll, das am vergangenen 5. Mai von Kardinal Ratzinger und Erzbischof Lefebvre unterzeichnet wurde" (vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben in Form eines Motu Proprio Ecclesia Dei (2. Juli 1988), Nr. 6: AAS 80 [1988] 1498). 3. Hoc quidem proposito idem officium fideliter sustinentes universali Ecclesiae communioni in visibili eius quoque manifestatione inserviendi, atque totis viribus contendentes ut ii omnes qui unitatem vere exoptant in ea permanere eamve reperire possint, amplificare voluimus et per Motum Proprium Summorum Pontificum aptare, ea quae in universum in Motu Proprio Ecclesia Dei continentur, de ea scilicet facultate Missale Romanum anni MCMLXII per certius distinctiusque dispositas normas adhibendi. 3. In dieser Linie und in fortgesetzter Treue gegenüber derselben Verpflichtung, der universalen Gemeinschaft der Kirche auch in ihrer äußeren Sichtbarkeit zu dienen, und unter Aufbringung aller Kräfte, damit alle jene, die wirklich den Wunsch der Einheit haben, in ihr verbleiben oder sie wieder erlangen können, haben Wir gewollt, das im Motu Proprio Ecclesia Dei allgemein Enthaltene zu erweitern und mit dem Motu Proprio Summorum Pontificum anzupassen, was natürlich die Befugnis zum Gebrauch des Missale Romanum des Jahres 1962 kraft sichererer und deutlicherer Normen betrifft (vgl. Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben in Form eines Motu Proprio Summorum Pontificum [7 Juli 2007]: AAS 99 [2007] 777 - 781). 4. Eodem sane animo eodemque studio permoti, ut omnis scissura divisioque in Ecclesia superarentur et vulnus sanaretur quod in ecclesiali corpore magis magisque acerbum animadvertitur, excommunicationem quattuor Episcopis ab Archiepiscopo Lefebvre illicite consecratis remittere voluimus. Hac quidem deliberatione impedimentum amovere cupivimus quod detrimentum inferre posset aperiendae dialogo ianuae atque ita Episcopos «Fraternitatemque S. Pii X» invitare, ut ad plenam cum Ecclesia communionem iter denuo invenirent. Quemadmodum in Litteris die X superioris mensis Martii Episcopis catholicis destinatis planum fecimus, excommunicationis remissio deliberatio fuit ad ecclesiasticam disciplinam pertinens, qua conscientiae pondere levarentur, quod gravissima ecclesiastica censura secum fert. Sed doctrinae quaestiones, ut liquet, manent atque, usque dum non enodentur, Fraternitas canonicum in Ecclesia statutum non habet et eius ministri nullum ministerium legitime agere possunt. 4. Vom selben Geist und Eifer getragen, daß jeder Bruch und jede Spaltung in der Kirche überwunden und eine Verletzung geheilt werde, die im kirchlichen Corpus in immer herberer Weise bemerkt wird, haben Wir gewollt, den vier von Erzbischof Lefebvre unerlaubt geweihten Bischöfen die Exkommunikation zu erlassen. Mit dieser Entscheidung haben Wir beabsichtigt, ein Hindernis wegzunehmen, welches die Öffnung einer Türe zum Dialog beeinträchtigen konnte, und so die Bischöfe und die "Bruderschaft Sankt Pius X." einzuladen, den Weg zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche wieder zu finden. Wie Wir im Schreiben an die katholischen Bischöfe vom vergangenen 10. März erklärt haben, war der Erlaß der Exkommunikation eine Entscheidung im Bereich der kirchlichen Disziplin, durch welche sie von der Gewissensbelastung befreit würden, die die strengste kirchliche Beugestrafe mit sich bringt. Aber die lehrmäßigen Fragen verbleiben natürlich, und solange diese nicht geklärt sind, hat die Bruderschaft in der Kirche kein kirchenrechtliches Statut, und ihre Diener können keinen Dienst in legitimer Weise vollziehen. 5. Quandoquidem quaestiones, quae in praesenti cum Fraternitate tractari debent, essentialiter ad doctrinam spectant, decrevimus – XXI a Motu Proprio Ecclesiae Dei transactis annis atque iuxta id quod agere constituimus - ut Commissionis Ecclesiae Dei structura denuo componatur, dum cum Congregatione pro Doctrina Fidei arte nectitur. 5. Eben weil die Fragen, die mit der Bruderschaft nunmehr durchgegangen werden müssen, wesentlich zur Glaubenslehre gehören, haben Wir entschieden - genau 21 Jahre nach dem Motu Proprio Ecclesia Dei und gemäß dem, was Wir zu tun festgelegt hatten (vgl. a. a. O., Art. 11, 781) - die Struktur der Kommission Ecclesia Dei neuerlich zu ordnen, indem sie mit der Kongregation für die Glaubenslehre eng verbunden wird. 6. Itaque Pontificia Commissio Ecclesia Dei ita constituitur: a) Commissionis Praeses Praefectus est Congregationis pro Doctrina Fidei. b) Commissio proprium habet ordinem, Secretarium et Officiales complectentem. c) Praesidis est, Secretario iuvante, praecipuos eventus quaestionesque docrinalis indolis studio discretionique committere postulationum ordinariarum Congregationis pro Doctrina Fidei, itemque superiori Summi Pontificis iudicio conclusiones concredere. 6. Die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei wird daher so zusammengesetzt: a) Der Präsident der Kommission ist der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. b) Die Kommission hat eine eigene Ordnung, die aus dem Sekretär und den Beamten besteht. c) Es kommt dem Präsidenten zu - unterstützt durch den Sekretär - die Hauptsachen und die Fragen lehrmäßigen Charakters zum Studium und zur Unterscheidung den ordentlichen Instanzen der Kongregation für die Glaubenslehre zu übergeben sowie ebenso die Ergebnisse dem höchsten Urteil des Heiligen Vaters anheimzustellen. 7. Deliberatione hac paternam sollicitudinem «Fraternitati S. Pii X» peculiarem in modum ostendere voluimus ut denuo ad plenam cum Ecclesia communionem perveniat. Omnes alacriter invitamus ad Dominum incessanter orandum, per Beatae Mariae Virginis intercessionem, «ut unum sint». Datum Romae, apud S. Petrum, die II mensis Iulii, anno MMIX, Pontificatus Nostri quinto. 7. Mit dieser Entscheidung haben Wir gegenüber der "Bruderschaft Sankt Pius X." in besonderer Weise väterliche Sorge zeigen wollen, damit sie zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche gelange. Wir laden alle lebhaft ein, den Herrn auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria ohne Unterlaß zu bitten, "daß sie eins seien". Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 2. Juli 2009, im fünften Jahr Unseres Pontifikates. BENEDICTUS PP. XVI |
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