Saturday, October 23. 2010
NAHOST-BISCHOFSSYNODE: NUNTIUS - ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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12:45
Comment (1) Trackbacks (9) NAHOST-BISCHOFSSYNODE: NUNTIUS - BOTSCHAFT ZUM ABSCHLUSS FÜR DAS VOLK GOTTES
Die Katholische Kirche im Nahen Osten: Gemeinschaft und Zeugnis. "Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele." (Apg 4,32)
Es folgt die Übersetzung der in arabischer Sprache ausformulierten Botschaft, welche den Synodenvätern in französischer Sprache verlesen und zur Abstimmung vorgelegt wurde. Ich folge primär der französischen und italienischen Version gemäß dem Bulletin der Sonderversammlung für den Nahen Osten (vom 22./ 23. Oktober 2010) der morgen zu Ende gehenden Bischofssynode in Rom. Ab Nummer 6 habe ich zur Erhöhung der Geschwindigkeit auf einige Passagen der von Seiten Mag. Mag. Gabriela Maria Mihlig (akkreditierte Romkorrespondentin für den Lateinischen Patriarchen, Seine Seligkeit Fouad Twal) in Arbeit befindlichen Übersetzung zurückgegriffen. (Hier sind noch einige ihrer von mir bisher übernommenen Synodenberichte: Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 6.) In der vierzehnten Generalversammlung des gestrigen Nachmittags (am Freitag, dem 22. Oktober 2010) haben die Synodenväter also den Nuntius, die Botschaft für das Volk Gottes, zum Abschluß der Sonderversammlung für den Nahen Osten approbiert: BOTSCHAFT FÜR DAS VOLK GOTTES "Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele." (Apg 4,32) An unsere Mitbrüder im Priesteramt, an die Diakone, Ordensmänner und -frauen, an die geweihten Personen und an alle unsere geliebten gläubigen Laien und an jede Person guten Willens. Einführung 1. Die Gnade Jesu, unseres Herrn, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch. Die Bischofssynode für den Nahen Osten ist für uns eine neue Pfingsterfahrung gewesen. «Pfingsten ist das Ursprungsereignis, doch es ist auch eine beständige Dynamik, und die Bischofssynode ist ein bevorzugter Moment, in dem sich der Weg der Kirche und die Gnade von Pfingsten erneuern können» (Benedikt XVI., Predigt aus der Papstmesse zur Eröffnung der Sonderversammlung der Bischofssynode vom 10. Oktober 2010). Wir sind nach Rom gekommen, wir Patriarchen und Bischöfe der katholischen (Ritus)kirchen im Orient mit allen unseren geistlichen, liturgischen, kulturellen und kirchenrechtlichen Eigentraditionen, und wir trugen dabei die Sorgen und Erwartungen unserer Völker in unseren Herzen. Zum ersten Mal haben wir uns um Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. in synodaler Form vereinigt, gemeinsam mit den verantwortlichen Kardinälen und Erzbischöfen der römischen Dikasterien, mit den Präsidenten der Bischofskonferenzen auf der Welt, die von den Fragen des Nahen Ostens betroffen sind, und mit Repräsentanten der orthodoxen Kirchen und evangelischen Gemeinschaften sowie mit jüdischen und muslimischen Eingeladenen. Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. gegenüber drücken wir unsere Dankbarkeit für die Sorge und für die Lehren aus, die den Weg der Kirche im allgemeinen beleuchten und auch jenen unserer orientalischen (Ritus)kirchen im speziellen, insbesondere was die Frage der Gerechtigkeit und des Friedens betrifft. Wir danken den Bischofskonferenzen für deren Solidarität, für die Präsenz unter uns bei den Pilgerreisen zu den heiligen Orten und für deren Besuch bei unseren Gemeinschaften. Wir danken ihnen für die Begleitung unserer (Ritus)kirchen in den verschiedenen Aspekten unseres Lebens. Wir danken den kirchlichen Organisationen, die uns mit ihrer wirksamen Hilfe unterstützten. Wir haben im Lichte der Heiligen Schrift und der lebendigen Tradition gemeinsam über die Gegenwart und Zukunft der Christen und der Völker des Nahen Ostens reflektiert. Wir haben über die Fragestellungen dieser Region der Welt nachgedacht, die Gott im Geheimnis Seiner Liebe als ursprüngliche Wiege seines universalen Erlösungsplanes gewollt hatte. Von dort ist tatsächlich die Berufung des Abraham ausgegangen. Dort hat das Wort Gottes durch das Handeln des Heiligen Geistes aus der Jungfrau Maria Fleisch angenommen. Dort hat Jesus das Evangelium des Lebens und des Reiches verkündet. Dort ist Er gestorben, um das Menschengeschlecht freizukaufen und es von der Sünde zu befreien. Dort ist Er auferstanden von den Toten, um jedem Menschen das neue Leben zu schenken. Dort ist die Kirche entstanden, die von dort ausgezogen ist, um das Evangelium bis an die Enden der Erde zu verkündigen. Der erste Zweck der Synode ist seelsorglicher Natur. Deshalb haben wir in unseren Herzen das Leben, die Leiden und die Hoffnung unserer Völker getragen, auch die Herausforderungen, denen an jedem Tag in der Überzeugung zu begegnen ist, daß «die Hoffnung nicht zugrunde gehen läßt; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist» (Röm 5,5). Deshalb richten wir diese Botschaft an Euch, geliebte Brüder und Schwestern, und wir wollen, daß sie ein Appell zur Festigkeit im Glauben auf dem Fundament des Wortes Gottes, zur Mitarbeit an der Einheit und an der Gemeinschaft des Zeugnisses der Liebe in allen Bereichen des Lebens sei. I. Die Kirche im Nahen Osten: Gemeinschaft und Zeugnis durch die Geschichte hindurch Der Weg des Glaubens im Orient 2. Im Orient ist die erste christliche Gemeinde entstanden. Aus dem Orient zogen die Apostel nach dem Pfingstereignis aus, um die ganze Welt zu evangelisieren. Dort hat die erste christliche Gemeinde inmitten von Spannungen und Verfolgungen gelebt, indem sie «an der Lehre der Apostel und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten festhielt» (Apg 2,42), und niemand litt Not. Dort haben die ersten Märtyrer mit ihrem Blut die Fundamente der aufkeimenden Kirche begossen. In ihrer Nachfolge haben die Anachoreten die Wüsten mit dem Duft ihrer Heiligkeit und ihres Glaubens erfüllt. Dort lebten die Väter der Ostkirche, die mit ihren Lehren die Kirche des Ostens und des Westens weiterhin nähren. Aus unseren (Ritus)kirchen zogen in den ersten Jahrhunderten und in den nachfolgenden Jahrhunderten die Missionare in Richtung Fernost und in Richtung West und brachten das Licht Christi. Von daher sind wir Erben und müssen fortfahren, ihre Botschaft an die künftigen Generationen weiterzugeben. Unsere (Ritus)kirchen haben nicht aufgehört, Heilige, Priester und Gottgeweihte hervorzubringen und auf wirksame Weise in vielen Institutionen zu dienen, die zum Aufbau unserer Gesellschaften und unserer Länder beitragen, indem sie sich für jeden Menschen - der nach dem Bild Gottes geschaffen ist und Sein Bild trägt - aufopfern. Einige unserer (Ritus)kirchen entsenden auch noch heute Missionare, Überbringer des Wortes Christi, in verschiedenen Ecken der Welt. Die pastorale, apostolische und missionarische Arbeit fordert uns heute heraus, eine Hirtensorge zu entwickeln, welche die Priester- und Ordensberufungen fördert und die Kirche von morgen absichert. Wir stehen heute vor einer historischen Wende. Gott hat uns in unserem Orient den Glauben seit 2000 Jahren geschenkt, und Er beruft uns dazu, mit Mut, Beharrlichkeit und Kraft fortzufahren, die Botschaft Christi und das Zeugnis für Sein Evangelium weiterzutragen, ein Evangelium der Liebe und des Friedens. Herausforderungen und Erwartungen 3.1 Heute sind wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Die erste kommt von uns selbst und aus unseren (Ritus)kirchen. Das, was Christus von uns erwartet, ist die Annahme unseres Glaubens und das Leben des Glaubens in jedem Lebensbereich. Das, was Er von unseren (Ritus)kirchen erwartet, ist die Stärkung der Gemeinschaft innerhalb einer jeden ecclesia sui iuris (= Eigenrechtskirche = Rituskirche) und zwischen den katholischen (Ritus)kirchen unterschiedlicher Tradition. Außerdem sollen wir alles uns Mögliche im Gebet und in der Liebe tun, um die Einheit aller Christen zu erreichen und so das Gebetsanliegen Christi verwirklichen: «Alle sollen eins sein: wie Du, Vater, in mir bist und Ich in Dir bin, sollen auch sie in Uns sein, damit die Welt glaube, daß Du mich gesandt hast» (Joh 17,21). 3.2 Die zweite Herausforderung kommt von außen, vom politischen Umfeld und von der Sicherheitslage in unseren Ländern und vom religiösen Pluralismus. Wir haben das analysiert, was die gesellschaftliche Situation und die Sicherheit in unseren Ländern des Nahen Ostens betrifft. Es ist uns die Auswirkung des israelisch-palästinensischen Konfliktes auf die ganze Region bewußt geworden, vor allem auf das palästinensische Volk, das die Konsequenzen der israelischen Okkupation erleidet: das Fehlen der Bewegungsfreiheit, die Trennungsmauer und die Militärkontrollen, die politischen Gefangenen, die Zerstörung der Häuser, die Behinderung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens sowie die tausenden Flüchtlinge. Wir haben auch über das Leiden und die Unsicherheit nachgedacht, womit die Israelis leben. Wir haben die Situation der heiligen Stadt Jerusalem in den Blick genommen. Wir sind über die einseitigen Initiativen besorgt, welche ihre Bevölkerungszusammensetzung und ihr Statut zu verändern drohen. Im Blick auf all das erkennen wir, daß ein gerechter und definitiver Friede das einzige Heilmittel für alle ist, für das Wohl der Region und seiner Völker. 3.3 Bei unseren Zusammenkünften und Gebeten haben wir an die blutigen Qualen des irakischen Volkes gedacht. Wir haben der im Irak ermordeten Christen gedacht und der fortlaufenden Leiden der Kirche im Irak sowie ihrer abgeschobenen und in der Welt verstreuten Kinder, welche die Besorgnis über ihr Land und ihre Heimat mitbringen. Die Synodenväter haben ihre Solidarität mit dem Volk und mit den (Ritus)kirchen im Irak zum Ausdruck gebracht und den Wunsch geäußert, daß die Emigranten, die zum Verlassen ihrer Gebiete gezwungen waren, die nötigen Hilfen dort finden können, wo sie ankommen, damit sie in ihre Gebiete zurückkehren und dort in Sicherheit leben können. 3.4 Wir haben über die Beziehungen zwischen den Mitbürgern - Christen und Muslimen - nachgedacht. Wir wollten an dieser Stelle unter dem Blickwinkel unserer christlichen Vision der Dinge ein vorrangiges Prinzip bekräftigen, das diese Beziehungen beherrschen müßte: Gott will, daß wir in unseren Gesellschaften des Nahen Ostens und für sie Christen sind. Das ist der Plan Gottes für uns. Als Christen und Muslime zusammen zu leben, das ist unsere Sendung und unsere Berufung. In dieser Hinsicht werden wir uns vom Gebot der Liebe und von der Kraft des Geistes in uns leiten lassen. Das zweite Prinzip, das für diese Beziehungen gilt, rührt vom Faktum her, daß wir integraler Teil unserer Gesellschaften sind. Unsere auf unserem Glauben und unsere Verpflichtung gegenüber unseren Vaterländern basierende Sendung verpflichtet uns, zum Aufbau unserer Länder gemeinsam mit den muslimischen, jüdischen und christlichen Bürgern beizutragen. II. Gemeinschaft und Zeugnis innerhalb der katholischen (Ritus)kirchen des Nahen Ostens An die Gläubigen unserer (Ritus)kirchen 4.1 Jesus sagt uns: «Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt.» (Mt 5,13 f.) Eure Sendung, geliebte Gläubige, besteht darin, durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in Euren Gesellschaften wie «Salz» zu sein, das dem Leben Geschmack und Sinn schenkt, und wie «Licht» zu sein, das die Dunkelheiten durch die Wahrheit erleuchtet, und wie «Sauerteig» zu sein, der die Herzen und die Auffassungsvermögen umwandelt. Die ersten Christen in Jerusalem waren zahlenmäßig wenige. Trotzdem waren sie in der Lage, das Evangelium bis an die Enden der Erde zu bringen, mit der Gnade des «Herrn, der ihnen beistand und die Verkündigung durch die Zeichen bekräftigte, die Er geschehen ließ.» (Mk 16,20). 4.2 Wir grüßen Euch, die Christen des Nahen Ostens, und Wir danken Euch für all das, was Ihr in Euren Familien und in Euren Gesellschaften, in Euren Kirchen und in Euren Nationen verwirklicht habt. Wir verbeugen uns vor Eurer Ausdauer in den Schwierigkeiten, Qualen und Ängsten. 4.3 Liebe Priester, unsere Mitarbeiter in der katechetischen, liturgischen und seelsorglichen Sendung, wir erneuern Euch gegenüber unsere Freundschaft und unser Vertrauen. Fahrt fort, Euren Gläubigen mit Eifer und Beharrlichkeit das Evangelium des Lebens und die Überlieferung der Kirche durch den Predigtdienst, die Katechese, die geistliche Leitung und das gute Beispiel weiterzugeben. Festigt den Glauben des Volkes Gottes, damit es sich in eine Zivilisation der Liebe wandle. Reicht ihm die Sakramente der Kirche, damit es die Erneuerung des Lebens anstrebe. Versammelt es in der Einheit und in der Liebe mit der Gabe des Heiligen Geistes. Liebe Ordensmänner, Ordensfrauen und Gottgeweihte in der Welt, Wir drücken Euch gegenüber unsere Dankbarkeit aus und danken Gott gemeinsam mit Euch für das Geschenk der evangelischen Räte - der gottgeweihte Keuschheit, der Armut und des Gehorsams - mit denen Ihr Euch zu Gaben Eurer selbst gemacht habt, in der Nachfolge Christi, dem Ihr Eure vorrangige Liebe zu bezeugen wünscht. Danke für Eure unterschiedlichen apostolischen Initiativen - Ihr seid der wahre Schatz und der Reichtum unserer (Ritus)kirchen und eine geistliche Oase in unseren Pfarreien, Diözesen und Missionen. Wir vereinigen uns im Geiste mit den Eremiten, Mönchen und Nonnen, die ihr Leben dem Gebet in den kontemplativen Klöstern geweiht haben, indem sie die Stunden des Tages und der Nacht heiligen und in ihren Gebeten die Sorgen und Bedürfnisse der Kirche mittragen. Mit Eurem Zeugnis bietet Ihr für die Welt ein Zeichen der Hoffnung. 4.4 Euch gläubigen Laien versichern wir unsere Wertschätzung und unsere Freundschaft. Wir erkennen an, was Ihr für Eure Familien und Eure Gesellschaften, für Eure (Ritus)kirchen und Eure Heimatländer getan habt. Bleibt standhaft inmitten der Bewährungsproben und Schwierigkeiten. Wir sind voll Dankbarkeit gegenüber dem Herrn für die Charismen und Talente, mit denen Er Euch erfüllt hat und mit denen Ihr kraft der Taufe und der Firmung am apostolischen Wirken sowie an der Sendung der Kirche teilnehmt, indem Ihr den Bereich der zeitlichen Dinge mit dem Geist und mit den Werten des Evangeliums durchdringt. Wir laden ein zum Zeugnis eines authentischen christlichen Lebens, zu einer bewußten religiösen Praxis und zu den guten Sitten. Habt den Mut, die Wahrheit in objektiver Weise auszusprechen. In unseren Gebeten haben wir Euch, die am Leib, an der Seele und am Geist leiden, Euch Unterdrückte, Ausgewiesene, Verfolgte, Gefangene und Verhaftete vor Augen. Vereint Eure Leiden mit jenen Christi, des Erlösers, und sucht in seinem Kreuz die Geduld und die Kraft. Mit dem Verdienst Eurer Leiden erwerbt Ihr für die Welt die barmherzige Liebe Gottes. Wir grüßen jede unserer christlichen Familien und schauen mit Wertschätzung auf die Berufung und Sendung der Familie als lebendiger Zelle der Gesellschaft, als natürlicher Schule der Tugenden sowie der ethischen und menschlichen Werte und als Hauskirche, die von Generation zu Generation zum Gebet und zum Glauben hinführt. Wir danken den Eltern und Großeltern für die Erziehung ihrer Kinder und Enkel nach dem Beispiel des Jesuskindes, das «heranwuchs, an Weisheit zunahm und bei Gott und den Menschen Gefallen fand» (Lk 2,52). Wir setzen uns dafür ein, die Familie mit einer Familienseelsorge zu schützen, dank der Vorbereitungskurse zur Ehe und dank der Begegnungs- und Beratungszentren, die offen sind für alle, vor allem für die Ehepaare in Schwierigkeiten. Wir setzen uns dafür auch mit unseren Forderungen nach den Grundrechten der Familie ein. In besonderer Weise richten wir uns jetzt an die Frauen. Wir drücken Euch gegenüber unsere Wertschätzung aus in den verschiedenen Lebensstationen: als Mädchen, als Erzieherinnen, als Mütter, als Gottgeweihte und als Werktätige im öffentliche Leben. Wir loben Euch, weil Ihr das menschliche Leben von Anbeginn schützt, indem Ihr ihm Sorge und Zuneigung zuteil werden laßt. Gott hat Euch eine besondere Sensibilität für alles gegeben, was die Erziehung, die humanitäre Arbeit und das apostolische Leben betrifft. Wir danken Gott für Eure Aktivitäten und wünschen, daß Ihr im öffentlichen Leben mehr Verantwortung übernehmt. In Freundschaft schauen wir auf Euch, Jungen und Mädchen, so wie Christus es beim jungen Mann im Evangelium getan hat (vgl. Mk 10,21). Ihr seid die Zukunft unserer (Ritus)kirchen, unserer Gemeinschaften und unserer Länder, Ihr seid deren Potential und deren Kraft zur Erneuerung. Gestaltet Euer Leben unter dem liebenden Blick Christi. Werdet verantwortungsbewußte Bürger und aufrichtige Gläubige. Die Kirche gesellt sich Euch zu in Euren Sorgen, eine Eurer Ausbildung gemäße Arbeit zu finden; dies wird dazu beitragen, Eure Kreativität anzuregen und die Zukunft sowie die Bildung einer gläubigen Familie sicherzustellen. Überwindet die Versuchung des Materialismus und des Konsumismus. Steht standhaft zu Euren christlichen Werten. Wir grüßen die Leiter der katholischen Erziehungsinstitutionen. Strebt in der Lehre und in der Erziehung nach Vortrefflichkeit und nach dem christlichen Geist. Habt als Zweck vor Augen die Festigung der Kultur der Gastfreundschaft, die Sorge für die Armen und für die Träger von Behinderungen. Trotz der Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen Eure Institutionen begegnen, laden wir Euch ein, sie lebendig zu erhalten, um die Erziehungssendung der Kirche sicherzustellen und den Fortschritt sowie das Wohl unserer Gesellschaften zu fördern. Mit großer Wertschätzung richten wir uns an alle, die im sozialen Sektor arbeiten. In Euren Institutionen steht Ihr im Dienste der Caritas. Wir ermutigen Euch und unterstützen Euch in dieser Sendung zur Entwicklung, die von der reichhaltigen Soziallehre der Kirche getragen ist. Durch Eure Arbeit festigt Ihr die Bindungen der Brüderlichkeit unter den Menschen, indem Ihr den Armen, den Ausgegrenzten, den Kranken, den Flüchtlingen und den Gefangenen dient. Ihr werdet geleitet vom Wort des Herrn Jesus: «Was Ihr für einen Meiner geringsten Brüder getan habt, das habt Ihr Mir getan» (Mt 25,40). Hoffnungsvoll blicken wir auf die Gebetsgruppen und die apostolischen Bewegungen. Sie sind Schulen zur Vertiefung des Glaubens, um ihn in der Familie und in der Gesellschaft zu leben. Wir schätzen deren Aktivitäten in den Pfarreien und in den Diözesen sowie deren Unterstützung für die Hirten in Übereinstimmung mit den Weisungen der Kirche. Wir danken Gott für diese Gruppen und Bewegungen, aktive Zellen der Pfarrei und Pflanzstätten für die Priester- und Ordensberufungen. Wir anerkennen die Rolle der gedruckten und audiovisuellen Kommunikationsmittel. Euch Journalisten danken wir für Eure Zusammenarbeit mit der Kirche bei der Verbreitung ihrer Lehren und ihrer Aktivitäten, und in diesen Tagen dafür, daß Ihr die Nachrichten der Versammlung der Synode über den Nahen Osten in alle Teile der Welt übertragen habt. Wir freuen uns über den Beitrag der internationalen und katholischen Medien. Für den Nahen Osten verdient besondere Erwähnung der Kanal Télé Lumière-Noursat. Wir hoffen, daß er seinen Dienst der Information und Hinführung zum Glauben, seine Arbeit für die Einheit der Christen, die Konsolidierung der christlichen Präsenz im Orient, die Stärkung des interreligiösen Dialogs und die Gemeinschaft zwischen den in alle Kontinente verstreuten Orientalen fortsetzen kann. An unsere Gläubigen in der Diaspora 5. Die Emigration ist ein allgemeines Phänomen geworden. Der Christ, der Muslim und der Jude emigrieren, und zwar aus denselben Gründen, die von der politischen und ökonomischen Instabilität herrühren. Außerdem beginnt der Christ, sich in den Ländern des Nahen Ostens unsicher zu fühlen, wenn auch in unterschiedlichen Graden. Die Christen mögen Vertrauen in die Zukunft haben und in ihren geliebten Heimatländern weiterleben. Wir grüßen Euch, geliebte Gläubige, in Euren verschiedenen Ländern der Diaspora. Wir bitten Gott, Euch zu segnen. Wir bitten Euch, in Euren Herzen und in Euren Sorgen die Erinnerung an Eure Heimatländer und Eure (Ritus)kirchen wach zu halten. Ihr könnt mit Euren Gebeten, mit Euren Gedanken, mit Euren Besuchen und mit verschiedenen Mitteln zu deren Entwicklung und Wachstum beitragen, auch wenn Ihr ferne seid. Behaltet die Güter und die Landstriche, die Ihr in der Heimat habt; beeilt Euch nicht, sie zu aufzugeben und sie zu verkaufen. Behaltet sie als ein Erbgut für Euch und als ein Stück jener Heimat, mit der Ihr verbunden bleibt und welche Ihr liebt und unterstützt. Der Heimatboden ist Bestandteil der Identität der Person und ihrer Sendung; er ist ein Lebensraum für jene, die dort bleiben und für jene, die eines Tages dorthin zurückkehren werden. Der Boden ist ein öffentliches Gut, ein Gut der Gemeinschaft, ein gemeinsames Erbgut. Er kann nicht auf individuelle Interessen reduziert werden von Seiten dessen, der ihn besitzt und der nach eigenem Gefallen alleine entscheidet, ihn zu behalten oder aufzugeben. Wir begleiten Euch mit unseren Gebeten, Euch Kinder unserer (Ritus)kirchen und unserer Länder, die Ihr gezwungen wart, zu emigrieren. Tragt mit Euch Euren Glauben, Eure Kultur und Euer Traditionsgut, um Eure neuen Heimatländer zu bereichern, die Euch Frieden, Freiheit und Arbeit verschaffen. Blickt mit Vertrauen und Freude in die Zukunft, bleibt immer Euren geistlichen Werten, Euren kulturellen Traditionen und Eurem nationalen Eigengut verbunden, um den Ländern, die Euch aufgenommen haben, das Beste Eurer selbst und das Beste, was Ihr habt, anzubieten. Wir danken den (Teil)kirchen der Diasporaländer, die unsere Gläubigen aufgenommen haben und die nicht aufhören, mit uns zusammenzuarbeiten, um für sie die nötige seelsorgliche Betreuung zu gewährleisten. An die Migranten in unseren Ländern und in unseren (Ritus)kirchen 6. Wir grüßen alle Einwanderer der verschiedenen Nationalitäten, die der Arbeit wegen in unsere Länder gekommen sind. Wir heißen Euch, geliebte Gläubige, willkommen, und wir sehen Euren Glauben als eine Quelle der Bereicherung und als eine Unterstützung für den Glauben unserer Christgläubigen an. Wir bitten unsere (Ritus)kirchen, diesen Brüdern und Schwestern – welcher Religion auch immer - und ihren Schwierigkeiten, vor allem wenn ihre Rechte und ihre Würde Angriffen ausgesetzt sind, eine besondere Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Sie kommen nicht einfach zu uns, um Mittel zum Leben zu finden, sondern um Dienste anzubieten, die unsere Länder brauchen. Ihre Würde kommt von Gott, und wie jede menschliche Person haben sie Rechte, die respektiert werden müssen. Niemandem ist es erlaubt, diese Würde und diese Rechte zu verletzen. Deshalb rufen wir die Regierungen der Gastgeberländer auf, ihre Rechte zu respektieren und zu verteidigen. III. Gemeinschaft und Zeugnis mit den orthodoxen Kirchen und evangelischen Gemeinschaften im Nahen Osten 7. Wir grüßen die orthodoxen Kirchen und die evangelischen Gemeinschaften in unseren Ländern. Gemeinsam arbeiten wir für das Wohl der Christen, damit sie hier bleiben, zunehmen und erblühen. Wir befinden uns auf derselben Wegstrecke. Unsere Herausforderungen sind dieselben, und unsere Zukunft ist dieselbe. Laßt uns gemeinsam das Zeugnis der Jünger Christi geben. Nur durch unsere Einheit können wir die Mission vollbringen, die Gott allen anvertraut hat, ungeachtet der Verschiedenheiten unserer (Teil- und Ritus)kirchen. Das Gebet Christi ist unsere Stütze; und das Liebesgebot vereint uns, auch wenn für uns die Wegstrecke in Richtung der vollen Gemeinschaft noch langwierig bleibt. Wir haben gemeinsam im Rat der Kirchen des Mittleren Ostens (The Middle East Council of Churches = MECC, Conseil des Églises du Moyen-Orient = CEMO) einen Weg zurückgelegt, und wir wünschen, diesen Pfad mit der Gnade Gottes weiterzugehen und seine Aktivitäten voranzutreiben mit dem letztendlichen Ziel des gemeinsamen Zeugnisses unseres Glaubens als Dienst für unsere Gläubigen und all unsere Länder. Wir begrüßen und ermutigen alle Initiativen eines ökumenischen Dialogs in jedem unserer Länder. Wir drücken unsere Dankbarkeit gegenüber dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und den verschiedenen ökumenischen Organisationen aus, die für die Einheit der (Teil)kirchen und deren Unterstützung arbeiten. IV. Kooperation und Dialog mit unseren jüdischen Mitbürgern 8. Dieselbe Heilige Schrift vereint uns, das Alte Testament, welches das Wort Gottes für Euch und für uns ist. Wir glauben an all das, was Gott damit geoffenbart hat, seit Er Abraham, unseren gemeinsamen Vater im Glauben, Vater der Juden, der Christen und der Muslime, berufen hat. Wir glauben an die Verheißungen Gottes und an Seinen Bund, den Er ihm anvertraut hat. Wir glauben, daß das Wort Gottes ewig ist. Das II. Vatikanische Konzil hat das Dokument Nostra aetate veröffentlicht, das sich auf den Dialog mit den Religionen, mit dem Judentum, mit dem Islam und mit den anderen Religionen bezieht. Weitere Dokumente haben hernach die Beziehungen zum Judentum präzisiert und entwickelt. Es gibt außerdem einen fortlaufenden Dialog zwischen der Kirche und Repräsentanten des Judentums. Wir hoffen, daß dieser Dialog die Verantwortlichen zum Handeln bewegt, um dem politischen Konflikt ein Ende zu setzen, der nicht aufhört, uns zu trennen und das Leben unserer Länder zu behindern. Die Zeit ist reif, daß wir uns gemeinsam für einen ehrlichen, gerechten und permanenten Frieden einsetzen. Alle beide sind wir durch das Wort Gottes aufgerufen. Es lädt uns ein, auf die Stimme Gottes zu hören, der «Frieden verkündet»: «Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen» (Ps 85,9). Es ist nicht statthaft, auf biblische und theologische Positionen zu rekurrieren, die das Wort Gottes zu einem Rechtfertigungsinstrument für die Ungerechtigkeiten machen. Im Gegenteil: sich auf die Religion zu berufen, muß jede Person dahin bringen, das Antlitz Gottes im anderen zu sehen und ihn gemäß den Eigenschaften Gottes und gemäß Seiner Gebote zu behandeln, das heißt entsprechend der Güte Gottes, Seiner Gerechtigkeit, Seiner Barmherzigkeit und Seiner Liebe zu uns. V. Kooperation und Dialog mit unseren muslimischen Mitbürgern 9. Wir sind vereint durch den Glauben an einen einzigen Gott und durch das Gebot, das aussagt: «Tue das Gute und vermeide das Böse.» Die Worte des II. Vatikanischen Konzils über die Beziehung zu den Religionen stellen die Grundlagen für die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und den Muslimen dar: «Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen ... barmherzigen und allmächtigen, ... der zu den Menschen gesprochen hat» (Nostra aetate 3). Wir sagen unseren muslimischen Mitbürgern: wir sind Brüder, und Gott will uns zusammen, vereint im Glauben an Gott und im Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Gemeinsam werden wir unsere Zivilgesellschaften auf der Staatsbürgerschaft, auf der Religionsfreiheit und auf der Gewissensfreiheit aufbauen. Gemeinsam werden wir arbeiten, um die Gerechtigkeit, den Frieden, die Menschenrechte, die Werte des Lebens und der Familie zu fördern. Unsere Verantwortung ist beim Aufbau unserer Heimatländer eine gemeinsame. Wir wollen dem Orient und dem Westen ein Modell des Zusammenlebens der verschiedenen Religionen und der positiven Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Zivilisationen zum Wohle unserer Heimatländer und der ganzen Menschheit anbieten. Seit dem Auftreten des Islam im 7. Jahrhundert und bis heute haben wir zusammen gelebt, und wir haben bei der Errichtung unserer gemeinsamen Zivilisation zusammengearbeitet. Bei unseren Beziehungen ist es in der Vergangenheit zu manchen Unausgewogenheiten gekommen, so wie das auch heute noch passiert. Durch den Dialog müssen wir jedes Ungleichgewicht oder Mißverständnis beheben. Papst Benedikt XVI. sagt uns, daß unser Dialog keine vorübergehende Realität sein darf. Er ist vielmehr eine vitale Notwendigkeit, von der unsere Zukunft abhängt (vgl. die Ansprache bei der Begegnung mit Vertretern muslimischer Gemeinden in Köln, 20. August 2005). Unsere Pflicht ist es daher, die Gläubigen zum interreligiösen Dialog, zur Akzeptanz des Pluralismus und zum gegenseitigen Respekt sowie zur wechselseitigen Wertschätzung hinzuführen. VI. Unsere Beteiligung am öffentlichen Leben: Appelle an die Regierungen und öffentlichen Verantwortungsträger unserer Länder 10. Wir schätzen die Bemühungen, die Sie für das Gemeinwohl und den Dienst an unseren Gesellschaften aufwenden. Wir begleiten Sie in unseren Gebeten, und wir bitten Gott, er möge Ihre Schritte leiten. Wir wenden uns an Sie wegen der Bedeutung der Gleichstellung der Staatsbürger. Die Christen sind ursprüngliche und authentische Bürger, die loyal zu ihrem Vaterland und zu allen ihren nationalen Verpflichtungen stehen. Es versteht sich von selbst, daß sie sich aller Rechte der Staatsbürgerschaft, der Gewissens- und Kultfreiheit und der Freiheit im Bereich der Lehre und der Erziehung sowie beim Gebrauch der Kommunikationsmittel erfreuen können. Wir appellieren an Sie, ihre Bemühungen zu verstärken, die Sie aufwenden, um in der gesamten Region einen gerechten und dauerhaften Frieden zu etablieren und den Rüstungswettlauf zu stoppen, was zur Sicherheit und zur wirtschaftlichen Wohlfahrt beitragen und die Ausblutung durch Emigration stoppen wird, die unsere Länder ihrer Lebenskräfte beraubt. Friede ist ein wertvolles Geschenk, das Gott den Menschen anvertraut hat, und es sind die «Friedensstifter, die Söhne Gottes genannt werden.» (Mt 5,9). VII. Appell an die Internationale Gemeinschaft 11. Die Bürger der Länder des Nahen Ostens appellieren an die Internationale Gemeinschaft, insbesondere an die Vereinten Nationen, daß sie aufrichtig für eine Lösung gerechten und definitiven Friedens in der Region arbeite, und zwar durch die Umsetzung der Resolutionen des Sicherheitsrates (UNSC) und durch das Ergreifen notwendiger rechtlicher Maßnahmen, um der Okkupation verschiedener arabischer Territorien ein Ende zu setzen. Das palästinensische Volk wird so ein unabhängiges und souveränes Heimatland haben können, wo es in der Würde und in der Stabilität leben wird können. Der Staat Israel wird sich innerhalb der international anerkannten Grenzen am Frieden und an der Sicherheit erfreuen können. Die heilige Stadt Jerusalem wird eine gerechte Ordnung erhalten können, die ihren besonderen Charakter respektieren wird, ihre Heiligkeit, ihre religiöse Eigentradition für jede der drei Religionen: die jüdische, die christliche und die muslimische. Wir hoffen, daß die Zwei-Staaten-Lösung Realität werde und nicht einfach nur ein Traum bleibt. Der Irak wird den Konsequenzen des mörderischen Krieges ein Ende setzen und die Sicherheit wiederherstellen können, welche alle seine Bürger mit sämtlichen ihrer sozialen, religiösen und nationalen Komponenten schützen wird. Der Libanon wird sich seiner Souveränität auf seinem ganzen Territorium erfreuen, seine nationale Einheit stärken und seine Berufung fortsetzen können, das Modell der Koexistenz zwischen Christen und Muslimen zu sein, durch den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen und durch die Förderung der öffentlichen Freiheiten. Wir verurteilen die Gewalt und den Terrorismus, von wo sie auch immer kommen, und jeden religiösen Extremismus. Wir verurteilen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Antichristianismus und Islamophobie, und wir appellieren an die Religionen, ihre Verantwortlichkeiten für die Förderung des Dialoges der Kulturen und der Zivilisationen in unserer Region und auf der ganzen Welt zu erfüllen. Konklusion: Fortsetzung des Zeugnisses für das göttliche Leben, das uns in der Person Jesu erschienen ist 12. Zum Abschluß, Brüder und Schwestern, sagen wir Euch mit dem heiligen Apostel Johannes in seinem ersten Brief: «Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefaßt haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohn Jesus Christus» (1 Joh 1,1 - 3). Dieses göttliche Leben, das den Aposteln vor 2000 Jahren in der Person unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus erschienen ist, von dem die Kirche gelebt und für das sie im ganzen Verlauf ihrer Geschichte Zeugnis abgelegt hat, wird immer das Leben unserer (Ritus)kirchen im Nahen Osten und Gegenstand unseres Zeugnisses bleiben. Gestärkt von der Verheißung des Herrn: «Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt» (Mt 28,20), setzen wir gemeinsam unseren Weg in der Hoffnung fort, und «die Hoffnung läßt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist» (Röm 5,5). Wir bekennen, daß wir bisher nicht alles getan haben, was uns möglich war, um die Gemeinschaft unter unseren Gemeinden besser zu leben. Wir haben nicht genug dafür gearbeitet, um Euch im Glauben zu stärken und Euch die geistliche Nahrung zu geben, derer Ihr in Euren Schwierigkeiten bedürft. Der Herr lädt uns zu einer persönlichen und kollektiven Umkehr ein. Heute kehren wir zu Euch zurück voll Hoffnung, Kraft und Entschiedenheit, und wir bringen die Botschaft der Synode und ihre Empfehlungen mit uns, um sie gemeinsam zu studieren und sie in unseren (Ritus)kirchen umzusetzen, jeder gemäß seiner Stellung. Wir hoffen auch, daß dieser neue Elan ökumenisch sei. Wir richten diesen demütigen und aufrichtigen Appell an Euch, damit wir gemeinsam einen Weg der Umkehr antreten, um uns von der Gnade des Heiligen Geistes erneuern zu lassen und uns Gott hinzuwenden. Der allerseligsten Jungfrau Maria, Mutter der Kirche und Königin des Friedens, unter deren Schutz wir die Synodalarbeiten gestellt haben, vertrauen wir unseren Weg in Richtung neuer christlicher und menschlicher Horizonte an, im Glauben an Christus und mit der Kraft Seines Wortes: «Seht, Ich mache alles neu» (Offb 21,5). [ENDE DER ARBEITSÜBERSETZUNG AUS DEM FRANZÖSISCHEN - DER ORIGINALTEXT IST IN ARABISCHER SPRACHE.] Saturday, October 16. 2010
NAHOST-BISCHOFSSYNODE: PROF. WINKLER ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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12:32
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ACHTUNG, mit Datum vom 19. Januar 2015 wurde dieser Blogeintrag bei den unter 3. und 4. benannten Eigenrechtskirchen auf den neuesten Stand gebracht, weil der Heilige Vater Papst Franziskus für Eritrea eine neue katholische Eigenrechtskirche des alexandrinischen Ritus errichtet hat (vgl. Punkt 4):
*** Gerne übernehme ich ein Exklusiv-Interview als Beitrag Nr. 6 zur Sonderversammlung der Bischofssynode für den Mittleren Osten (10. - 24. Oktober 2010) von Mag. Mag. Gabriela Maria Mihlig, akkreditierte Romkorrespondentin für den Lateinischen Patriarchen, Seine Seligkeit Fouad Twal (Jerusalem). Rückfragen bitte immer an die Korrespondentin selbst unter gmtm@gmx.at - ein herzliches Vergelt's Gott an die genannte katholische Theologin und Journalistin! (Hier sind noch die vorhergehenden Berichte Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5. Das folgende Interview wurde inhaltlich von Univ.-Prof. Dr. Dietmar Winkler autorisiert.) Interview mit Univ.-Prof. Dr. Dietmar Winkler (Patristik und Kirchengeschichte in Salzburg, Österreich) unter dem Thema "Die Synode für den Mittleren Osten – im Kontext zu den laufenden Gesprächen": Mihlig: Die Zusammenarbeit zwischen Ost und West – was ist dabei wesentlich? Univ.-Prof. Dr. Winkler: Hinsichtlich der Zusammenarbeit der Kirchen des Ostens und des Westens ist zu unterscheiden zwischen der grundsätzlichen Zusammenarbeit der verschiedenen katholischen Kirchen im Orient und der ökumenischen Kooperation mit den anderen Kirchen der Region, insbesondere den orthodoxen Schwesterkirchen. Auf der Synode ist hierzu unter anderem festgestellt worden, daß die Versammlung der katholischen Patriarchen im Nahen Osten (Council of Catholic Patriarchs in the Middle East) ihre Zusammenarbeit wieder aufnehmen und intensivieren soll. In der Folge sollen dann - zu bestimmten Anliegen und zur Verbesserung der Beziehungen - die orthodoxen Patriarchen mit einbezogen werden. Ein interessanter Vorschlag, der in die Synode eingebracht wurde, war auch jener, daß ein Patriarch einer katholischen Ostkirche ipso facto zur Papstwahl zugelassen werden sollte, ohne zuvor zum Kardinal kreiert werden zu müssen, was aus der lateinischen römischen Tradition kommt. Auch die Frage nach den sich überlappenden Jurisdiktionen (lateinischer Codex Iuris Canonici / CIC und orientalischer Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium / CCEO) stellt ein Anliegen der Synodenväter dar. Die gegenwärtige kirchenrechtliche Bestimmung sieht vor, daß ein Patriarch territoriale Jurisdiktion ausüben darf. Diese Bestimmung erschwert jedoch die pastorale Aufgabe des Oberhauptes einer katholischen Ostkirche, da durch die anhaltende Emigration viele Gemeinden in der sogenannten "Diaspora" zu betreuen sind. Demzufolge wäre es für einen Patriarchen hilfreich, wenn seine Jurisdiktion sozusagen auf diesen Ort der Pfarrei erweitert werden würde. Das wäre kirchenrechtlich zu überdenken und zu überprüfen, muß jedoch noch Gegenstand weiterer präziser Gespräche sein, ansonsten kommt es unweigerlich zu Konflikten vor Ort. Mihlig: Nach Ihrer bisherigen Erfahrung: was kann der Westen vom Osten lernen? Univ.-Prof. Dr. Winkler: Die Gläubigen im Westen sollen erkennen, daß die Katholische Kirche eine große Vielfalt in der Einheit darstellt. So gibt es im Orient sieben katholische Kirchen, die ihre Liturgie in verschiedenen Riten feiern: armenisch, koptisch, syrisch, griechisch-melkitisch sowie im römischen Ritus. Es gilt, diese Vielfalt als eine spirituelle Bereicherung zu verstehen und konkret zu erfahren, daß die Katholische Kirche keineswegs monolithisch sein kann. Unsere westliche Form der Liturgie und des Gebetes ist eine von vielen Formen in der Katholischen Kirche. Eine weitere wichtige Erkenntnis, die der Orient dem Westen geben kann, ist jene des Zusammenlebens mit dem Islam. Die Kirchen im Orient haben diesbezüglich eine jahrhundertelange Erfahrung. Die diesbezüglichen Einschätzungen sind durchaus mannigfaltig und zeigen unterschiedliche Ansätze. Dies kommt auch auf der Synode deutlich zum Ausdruck. Die Kirchen des Westens, insbesondere in Europa, sollten auf das hören, was uns die orientalischen Kirchen in Bezug auf die Koexistenz mit den Muslimen zu sagen haben. Man wird diese Erfahrungen nicht 1 : 1 auf den Westen übertragen können. Sie können aber als Anregungen gelten, die es dann im westlichen Kontext umzusetzen gilt. Mihlig: Welche großen Anliegen in der Seelsorge wurden auf der Synode in der ersten Woche besprochen? Univ.-Prof. Dr. Winkler: Die pastoralen Anliegen, die in den Interventionen der Synode zur Sprache gebracht werden, sind von äußerst vielfältiger Art. Die pastorale Praxis ist in den jeweiligen Regionen im Mittleren Osten unterschiedlich zu sehen. Um nur ein Beispiel zu nennen: in der Golfregion leben etwa 50 % aller Katholiken des Mittleren Ostens. Sie kommen als Fremdarbeiter von den Philippinen, aus Indien, Äthiopien und aus anderen Ländern. Es ist aber in diesen Staaten mit eher restriktivem Islam nur möglich, wenige Seelsorger einzusetzen. Es ist keineswegs möglich, die Gläubigen mit der notwendigen Anzahl von Priestern versorgen. Das ist ein schwieriges pastorales Problem. Ein weiteres Beispiel mag das der palästinensischen arabischen Christen sein, denen es an Reisefreiheit fehlt und die im Staat Israel de facto Bürger zweiter Klasse sind. In Mosul/Irak wiederum leben die Christen in einem ihr Leben bedrohenden Umfeld. Insgesamt wäre es also dringend notwendig, daß die einzelnen katholischen Ostkirchen in der pastoralen Sorge in Zukunft zusammenarbeiten sollen und auch für diese Situation geeignete Konzepte entwerfen. Doch diese Thematik ist keineswegs ausformuliert bzw. zu Ende gedacht. Nach dem Darlegen der Probleme in den Vollversammlungen dieser Woche erhoffe ich mir persönlich für die Sitzungen der kommenden Woche, in denen vor allem in Arbeitsgruppen gearbeitet werden wird, konkretere Ergebnisse. Die Synodenväter müssen eine deutliche Botschaft an die Christen im Orient senden, damit diese den großen Wert erkennen können, warum sie im Orient bleiben sollen und Hoffnung für die Zukunft haben! Mihlig: Vielen Dank für das Gespräch! [BEITRAG NR. 6 DER ROMKORRESPONDENTIN MAG. MAG. GABRIELA MARIA MIHLIG IM AUFTRAG DES LATEINISCHEN PATRIARCHEN VON JERUSALEM.] Als Verdeutlichung des wertvollen Interviews biete ich im Anschluß die am 7. Oktober 2010 aufgrund des 20jährigen Promulgationsjubiläums des oben bereits erwähnten zweiten weltweit geltenden katholischen Gesetzbuches (Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium = CCEO) vom Heiligen Stuhl her erfolgte aktuelle Veröffentlichung der in der universalen Katholischen Kirche (also nicht nur im Nahen Osten) anerkannt lebenden Eigenrechtskirchen (ecclesiae sui iuris) oder Rituskirchen mit ihren liturgischen, spirituellen und kulturellen Reichtümern. Die Kirche besteht also nicht nur aus den vielen Teilkirchen (zumeist territorialer Art wie z. B. Diözesen oder Territorialabteien, aber auch personaler Herkunft wie z. B. Militärordinariate usw.), sondern gleichzeitig aus (den mit Rom in voller Einheit stehenden) 24 unterschiedlichen Rituskirchen sui iuris: Lateinische Rituskirche: Die erste ist uns allen wohlbekannt, es ist (1.) die lateinische Kirche innerhalb der Katholischen Kirche, der viele von uns in diesen Breiten durch Taufe und Firmung ganz angehören und für die der CIC 1983 gilt. Sie ist zwar die mitgliederstärkste und hat auch noch universale und teilkirchliche Vielfalt innerhalb ihres lateinischen Ritenbereiches (ordentliche und außerordentliche Form des römischen Ritus, aber beispielsweise auch die anglokatholische Ausprägung usw.), aber die weiteren 23 (dem CCEO 1990 unterstellten orientalischen) Kirchen sui iuris, die den fünf großen orientalischen Traditionssträngen angehören, sind ihr gegenüber heute innerhalb der Katholischen Kirche von den Grundprinzipien her juridisch gleichberechtigt: Katholische Eigenrechtskirchen der alexandrinischen Tradition: (2.) Koptische Patriarchalkirche: im Jahr 1824 schuf der Heilige Stuhl für die katholischen Kopten ein Patriarchat, was aber nur auf dem Papier existierte. Papst Leo XIII. stellte das katholisch-koptische Patriarchat von Alexandrien mit dem Apostolischen Schreiben "Christi Domine" vom 26. November 1895 wieder her. Der gegenwärtige Patriarch ist Seine Seligkeit Antonios Naguib (Synodenvater und Generalberichterstatter), der seinen Dienst am 30. März 2006 begonnen hat. Der Sitz des Patriarchates befindet sich in Kairo. Die katholischen Kopten findet man ausschließlich in Ägypten und im Sudan, in einer Zahl von 210.000. (3.) Äthiopische Metropolitankirche sui iuris: im Jahr 1930 wurde ein Ordinariat für die Gläubigen des äthiopischen Ritus in Eritrea errichtet und einem eritreischen Bischof anvertraut. Später, im Jahr 1951, wurde ein Apostolisches Exarchat des äthiopischen Ritus in Addis Abeba errichtet, und das Ordinariat für Eritrea wurde in den Rang eines Exarchates erhoben. Zehn Jahre später, am 9. April 1961, wurde eine äthiopische Metropolie geschaffen, mit Addis Abeba als Metropolitansitz und Asmara (in Eritrea) und Adigrat (in Äthiopien) als Suffraganeparchien (vgl. die Konstitution "Apostolica Quod Venerabiles" von Papst Johannes XXIII. vom 20. Februar 1961). 1995 wurden in Eritrea zwei neue Eparchien, jene in Barentu und Keren, errichtet (vgl. die Konstitution "Apostolica Quia opportunum" von Papst Johannes Paul II. vom 21. Dezember 1995). Der gegenwärtige Metropolit ist Seine Exzellenz Erzbischof Berhaneyesus Demerew Souraphiel C.M. (Synodenvater und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von Äthiopien und Eritrea), die Anzahl der Gläubigen beträgt 208.000, und die Liturgiesprache dieser Eigenrechts-Metropolitankirche ist Ge'ez, eine semitische Sprache, die mittlerweile seit Jahrhunderten nicht mehr im Gebrauch ist. Am 19. Januar 2015 wurde bekannt, dass die Rituskirche durch Schaffung der im folgenden Punkt benannten eritreischen Eigenrechtskirche verkleinert worden ist. Gleichzeitig ist für die äthiopisch-katholische Kirche die neue Suffragan-Eparchie von Bahir Dar - Dessie (aus der Metropolitan-Erzeparchie von Addis Abeba) errichtet worden, und bereits am 4. Januar 2015 hatte der Heilige Vater bekanntgegeben, dass Metropolitanerzbischof Souraphiel am 14. Februar 2015 zum Kardinal kreiert werde. (4.) Eritreische Metropolitankirche sui iuris: am 19. Januar 2015 gab der Heilige Stuhl bekannt, dass von Seiner Heiligkeit Papst Franziskus aus einem Teil der im Vorpunkt genannten äthiopisch-katholischen Metropolitankirche (aus der Erzeparchie von Addis Abeba) eine neue eritreisch-katholische Eigenrechtskirche mit Sitz in Asmara errichtet worden ist, sodass Asmara jetzt die Erzeparchie des ersten Metropoliten, Seiner Exzellenz Erzbischof Menghesteab Tesfamariam M.C.C.J., ist, der zuletzt Bischof der bisherigen Suffragan-Eparchie Asmara war. Die neue Rituskirche erstreckt sich über das ganze Territorium von Eritrea und umfasst die folgenden Eparchien: die Erzeparchie von Asmara mit den Regionen von Asmara, Massawa und Mendefera und einem Territorium von 23.886 km² mit 30.886 Katholiken unter 1.308.015 Einwohnern; dann die Eparchie von Barentu, welche fast die ganze Region von Gash-Barka beinhaltet, mit einem Territorium von 44.986 km² und 40.543 Katholiken unter 765.000 Einwohnern; weiters die Eparchie von Keren mit den Provinzen Senhit und Sahil, was dem Territorium von 25.949 km² mit 48.494 Katholiken unter 445.860 Einwohnern entspricht, und schließlich die Eparchie von Segheneity in der Region des südlichen Roten Meeres und eines Teiles von Debub. Diese Eparchie war noch am 24. Februar 2012 von Benedikt XVI. mit der Konstitution "Apostolica Cum visum sit" für die äthiopisch-katholische Metropolitankirche aus der Eparchie von Asmara heraus errichtet worden, und sie hat ein Territorium von 29.499 km² mit 35.557 Katholiken unter 306.636 Einwohnern. Katholische Eigenrechtskirchen der antiochenischen Tradition: (5.) Syrische Patriarchalkirche: diese ist die Kirche der Syrisch-Orthodoxen, die sich ab 1783 mit Rom vereinigt haben. Die Patriarchalkirche hat eine eigene Hierarchie unter der Autorität eines Patriarchen, der den Titel "Patriarch von Antiochia der Syrer" trägt. Seit 20. Januar 2009 heißt der neue Patriarch Seine Seligkeit Ignace Youssif III. Younan (Synodenvater und delegierter Synodenpräsident). Der Sitz ist in Beirut (Libanon), aber der größere Teil der Gläubigen lebt im Irak (42.000) und in Syrien (26.000), während 55.000 in der Diaspora (USA und Venezuela) leben. Ein größerer Teil der noch nicht mit Rom verbundenen syrisch-orthodoxen Christen, die so wie die (unter 8. aufgeführten) chaldäischen Christen oft Assyrer oder Aramäer genannt werden, lebt historisch gesehen in der türkischen Region von Tur Abdin, rund um das berühmte Kloster Mor Gabriel. (6.) Maronitische Patriarchalkirche: diese Eigenrechtskirche hat ihren Namen von ihrem Gründer, dem heiligen Maron († 410), der sie im vierten Jahrhundert schuf. Der Patriarch von Antiochia der Maroniten ist Seine Seligkeit Nasrallah Pierre Kardinal Sfeir (Synodenvater und delegierter Synodenpräsident ad honorem), mit dem Sitz in Bkerké, Libanon, und die Anzahl der Gläubigen beträgt drei Millionen. Die Kirche findet sich im Libanon, in Zypern, Jordanien, Israel, Palästina, Ägypten, Syrien, Argentinien, Brasilien, Mexiko, in den USA, in Kanada und Australien. (7.) Syro-Malankarische Großerzbischöfliche Kirche: im Jahr 1930 erbat ein kleine Gruppe von Ordensleuten und Gläubigen der malankarisch-orthodoxen Kirche unter Führung von Bischof Geevarghese Mar Ivanios die Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche und erhielt diese von Papst Pius XI., welcher 1932 mit der Errichtung zweier Diözesen und mit der Auflegung des Palliums der neuen katholischen syro-malankarischen Kirche ihre Existenz schenkte. Am 10. Februar 2005 erhob der verehrungswürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. die Eigenrechtskirche zur Würde einer großerzbischöflichen. Der Großerzbischof ist Seine Seligkeit Baselios Cleemis Thottunkal (Synodenvater), mit dem Sitz in Trivandrum und mit einer Zahl von über 410.000 Gläubigen. Katholische Eigenrechtskirchen der armenischen Tradition: (8.) Armenische Patriarchalkirche: die armenisch-katholische Kirche entsprang 1742 der armenischen Nationalkirche. Sie wurde von Papst Benedikt XIV. (1740 - 1758) anerkannt. Sie ist mit Gemeinschaften präsent im Libanon, Iran, Irak, in Ägypten, Syrien, in der Türkei, in Israel, Palästina und in anderen Bereichen der armenischen Diaspora auf der Welt. Die Zahl der Gläubigen wird auf 540.000 (2008) geschätzt, und der Sitz der Eigenrechtskirche ist in Bzoummar im Libanon. Haupt der Kirche ist der Patriarch von Zilizien der Armenier, der seinen Sitz in Beirut hat; der gegenwärtige Patriarch ist Seine Seligkeit Nerses Bedros XIX. Tarmouni (Synodenvater). Am 11. Juni gedenkt die Kirche des 1915 ermordeten Märtyrer-Erzbischofs Ignatius Maloyan (Shoukrallah) von Mardin. Katholische Eigenrechtskirchen der chaldäischen Tradition: (9.) Chaldäische Patriarchalkirche: im Jahr 1551 versammelten sich einige Bischöfe und Gläubige beim antiken Kloster von Rabban Hormisda und wählten Yochanan (Giovanni) Sulaqa, Abt des Klosters, zum Patriarchen. Hernach entsandten sie Sulaqa nach Rom, wo der Abt von Papst Julius III. angehört wurde. Sulaqa bekehrte sich zum Katholizismus, und im Jahr 1553 schuf der Papst das Patriarchat der Katholischen Kirche des chaldäischen Ritus. Im Jahr 1830 wurde die definitive Gemeinschaft mit Rom festgeschrieben, als Papst Pius VIII. dem Patriarchen den Titel des Patriarchen von Babylon der Chaldäer zuerkannte. Der Sitz blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein die assyrische Stadt von Mosul. Der Patriarch von Babylon der Chaldäer hat heute seinen Sitz in Bagdad, und der gegenwärtige Patriarch ist Seine Seligkeit Emmanuel III. Kardinal Delly (Synodenvater). Die Gläubigen sind etwa eine Million, von denen 250.000 im Irak leben, wo sie auch die Mehrheit der Christgläubigen stellen. Die Eigenrechtskirche findet sich auch im Iran, Jerusalem, im Libanon, in Syrien, Ägypten, in der Türkei, in Australien und in den USA. (10.) Syro-Malabarische Großerzbischöfliche Kirche: 1662 oder 1663 ist das Datum der Gründung der syro-malabarischen Kirche. Im Jahr 1896 wurden drei Apostolische Vikariate gegründet, deren Führung syro-malabarische Bischöfe übernahmen. Papst Pius XI. schenkte 1923 der syro-malabarischen Kirche eine eigene Hierarchie, und 1934 gab er den Weg frei für einen Prozess der Entlatinisierung der Riten, was 1957 zur Approbation der erneuerten Liturgie von Seiten des Dieners Gottes Papst Pius XII. führte. 1992 erhob der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. die Eigenrechtskirche zu einer großerzbischöflichen und ernannte Antony Kardinal Padiyara zum ersten Großerzbischof (der dann bis zu seinem Entschlafen im Jahr 2000 im Amt blieb). Der gegenwärtige Großerzbischof ist Seine Seligkeit Varkey Kardinal Vithayathil, mit dem Sitz in Ernakulam-Angamaly; sein Territorium ist Indien und speziell der Staat Kerala. Die Zahl der Gläubigen beläuft sich auf 3.600.000. Katholische Eigenrechtskirchen der byzantinischen Tradition: (11.) Melkitische Patriarchalkirche: im Jahr 1724 teilte sich die melkitische Kirche in zwei Bereiche, einen unter dem Einfluß von Konstantinopel, d. h. die "antiochenischen Orthodoxen", und der andere Zweig waren die "melkitischen Katholiken", die im selben Jahr 1724 die Gemeinschaft mit Rom formell erklärten. Heute sind die katholischen Melkiten nicht nur im Nahen Osten präsent, sondern auch in Nationen wie Kanada, USA, Brasilien und Australien. Der Patriarch von Antiochia der Griechisch-Melkiten ist Seine Seligkeit Gregorius III. Laham (Synodenvater), mit dem Sitz in Damaskus. Die Zahl der Gläubigen beläuft sich auf 1.200.000. (12.) Ukrainische Großerzbischöfliche Kirche: im Jahr 1595 wurde in Rom die sogenannte Union von Brest vereinbart und im Jahr 1596 in Brest Litovsk ratifiziert: zu diesem Anlaß vereinigten sich abgesehen von der Metropolitan-Erzeparchie von Kiew und von anderen Eparchien in Weißruthenien auch Territorien, die in der Ukraine verblieben waren, also die Eparchien von Volinia. Die Union wurde jedenfalls im Jahr 1620 wiederhergestellt, und der Metropolit ließ sich in der Stadt Kiew nieder. Die am 23. Dezember 1963 mit dem großerzbischöflichen Statut versehene Eigenrechtskirche hat als Haupt den Großerzbischof von Kyïv-Halyč (Kiew-Halytsch), und am 6. Dezember 2004 wurde der Sitz der Kirche offiziell vom historischen Sitz Lemberg in die Hauptstadt Kiew verlegt. Der gegenwärtige Amtsinhaber ist Seine Seligkeit Ljubomyr Kardinal Huzar. Die Zahl der Gläubigen, die auf der ganzen Welt verstreut sind, beläuft sich auf 4.284.082. (13.) Rumänische Großerzbischöfliche Kirche: sie wurde in Alba Julia auf der Synode von 1697 vorbereitet und offiziell auf der Synode des 7. Oktober 1698 entschieden. Die Union mit Rom wurde auf der Synode des 7. Mai 1700 in Alba Julia feierlich ratifiziert. Am 9. Mai 1721 bestätigte Papst Innozenz XIII. mit der Bulle "Rationi congruit" die Begründung einer Bischofshierarchie für die "Unierten von Transsilvanien", mit dem Sitz zuerst in Făgăraş und dann ab 1737 in Blaj. Im Jahr 1853 errichtete der selige Papst Pius IX. mit der Bulle "Ecclesiam Christi ex omni lingua" die rumänische griechisch-katholische Metropolie in der Eparchie von Fagaras-Alba Julia mit drei Suffraganbistümern. Die Eigenrechtskirche wurde am 16. Dezember 2005 mit dem Statut einer Großerzbischöflichen Kirche versehen, ihr Haut ist der Großerzbischof von Făgăraş und Alba Iulia, der seinen Sitz in Blaj hat. Der gegenwärtige Großerzbischof ist Seine Seligkeit Lucian Mureşan. Die Eigenrechtskirche ist in sechs Eparchien unterteilt, von denen sich fünf in Rumänien befinden - zu einer Kirchenprovinz vereint - und eine in den Vereinigten Staaten von Amerika, unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt. Die Zahl der Gläubigen beträgt 737.900. (14.) Ruthenische Metropolitankirche sui iuris: mit der Union von Užhorod des Jahres 1646 vereinigte sich die ruthenische Kirche mit dem Rest der Katholischen Kirche. Im 19. und 20. Jahrhundert emigrierten viele Katholiken des byzantinischen Ritus in die Vereinigten Staaten von Amerika, vor allem in die Minenstädte. Heute besteht die ruthenische Kirche aus der Eparchie von Mukačeve in der Ukraine, welche unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt ist, aus der Erzeparchie von Pittsburgh mit ihren drei Suffraganeparchien und aus dem Apostolischen Exarchat der Republik Tschechien. Der Sitz dieser Kirche befindet sich außerhalb des Territoriums der Ukraine, in Pittsburgh (USA), und derzeit ist der Metropolitenstuhl vakant, nach dem Ableben Seiner Exzellenz Erzbischof Basil Myron Schott OFM am 10. Juni 2010. Die Zahl der Gläubigen beläuft sich auf 594.000. (15.) Slowakische Metropolitankirche sui iuris: die Union von Užhorod des Jahres 1646 wurde einhellig auf dem Territorium akzeptiert, welches die heutige Ostslowakei umfaßt. Die am 22. September 1818 errichtete Eparchie von Prešov wurde 1937 der Jurisdiktion des Primaten von Ungarn entzogen und unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt. 1997 errichtete der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. das Apostolische Exarchat von Košice. Am 30. Januar 2008 hat Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. die Eigenrechtskirche neu organisiert und sie zur Metropolie sui iuris erhoben, mit der gleichzeitigen Erhebung der Eparchie von Prešov zur Metropolie, der gleichzeitigen Erhebung des Apostolischen Exarchates von Košice (Kaschau) zur Eparchie und mit der gleichzeitigen Errichtung der Eparchie von Bratislava (Preßburg). Der Sitz der Eigenrechtskirche ist in Prešov, und der gegenwärtige Metropolit ist Seine Exzellenz Erzbischof Ján Babjak SJ. Die Zahl der Gläubigen beläuft sich auf 350.000. (16.) Ungarische Metopolitankirche sui iuris: im 18. Jahrhundert wurden viele ungarische Protestanten zum Katholizismus bekehrt, wobei sie den byzantinischen Ritus annahmen. Am 8. Juni 1912 schuf der heilige Papst Pius X. die Eparchie von Hajdúdorog für die 162 griechisch-katholischen Pfarreien ungarischer Sprache. Am 4. Juni 1924 wurde das Apostolische Exarchat von Miskolc errichtet. Der Primus der Kirche ist Seine Exzellenz Bischof Péter Fülöp Kocsis, Bischof der Eparchie von Hajdudorog mit Sitz in Nyiregyhaza und ca. 300.000 Gläubigen. Metropolitankirche seit 20. März 2015! (17.) Albanische Kirche sui iuris: die erste Union wurde 1660 versucht, als sich ein orthodoxer Erzbischof der Katholischen Kirche anschloss, aber 1765 wurde sie wegen der von den regierenden Osmanen herbeigeführten Hindernissen aufgegeben. 1895 entschied eine Gruppe von Dörfern im Südosten von Elbasan in Zentralalbanien, zum Katholizismus überzutreten. Südalbanien wurde 1939 eine eigene kirchliche Jurisdiktion unter der Leitung eines Apostolischen Administrators. Die Kirche besteht aus der Apostolischen Administratur von Südalbanien, mit mehr als 3.600 Gläubigen. Der gegenwärtige Apostolische Administrator ist der Bischof und Franziskaner des byzantinischen Ritus sowie kroatischer Herkunft, Seine Exzellenz Bischof Hil Kabashi, der am 3. Dezember 1996 ernannt und am 6. Januar 1997 zum Bischof geweiht wurde. (18.) Weißrussische Kirche sui iuris: mit der Union von Brest (1595 – 1596) waren sehr viele weißrussische Christen in volle Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl getreten. Im Jahr 1931 entsandte der Heilige Stuhl einen Bischof in der Rolle eines Apostolischen Visitators. 1939 wurde ein Exarch für die weißrussischen Gläubigen des byzantinischen Ritus ernannt. Im Jahr 1960 ernannte der Heiligen Stuhl einen Apostolischen Visitator für die weißrussischen Gläubigen im Ausland. Zu Beginn des Jahres 2005 hatte die weißrussische griechisch-katholische Kirche 20 Pfarreien. Davon hatten 13 die staatliche Anerkennung erhalten. Im Jahr 2003 hatten die Städte Minsk, Polatsk und Vitebsk jeweils zwei griechisch-katholische Pfarreien, während in Brest, Grodno, Mogilev, Molodechno und Lida jeweils eine bestand. Die mit diesen Pfarreien permanent verbundenen Gläubigen waren ungefähr 3.000, während etwa 4.000 andere außerhalb der pastoralen Reichweite der Pfarreien lebten. Es gab zehn Priester und 15 Seminaristen. In Polatsk gab es ein kleines Kloster Studita. (19.) Bulgarische Kirche sui iuris: in den Jahren 1859 - 1861 erbaten die Bulgaren die Union mit Rom. Der selige Papst Pius IX. nahm ihre Bitte an und weihte selbst am 8. April 1861 den Archimandriten Joseph Sokolsky zum Erzbischof. Im Jahr 1926 wurde ein Apostolisches Exarchat für die katholischen Christgläubigen des byzantinischen Ritus errichtet. Ende 2004 zählte das Apostolische Exarchat von Sofia etwa 10.000 Getaufte in 21 Pfarreien, unterstützt von fünf Eparchialpriestern und von 16 Ordensleuten, und es gibt noch weitere 17 Ordensmänner und 41 Ordensfrauen. Die Eigenrechtskirche wird derzeit von Seiner Exzellenz Bischof Christo Proykov regiert. (20.) Kroatische Kirche sui iuris: im Jahr 1611 wurde ein Bischof für die Orthodoxen ernannt, die in Kroatien sukzessive zum Katholizismus übergetreten waren. 1853 wurde die Eparchie Suffraganterritorium des Erzbischofs von Zagreb. 1966 wurde der Eparchialsitz nach Zagreb verlegt. Im Jahr 2001 wurde von der Eparchie das Apostolische Exarchat für die Mazedonier (ca. 6.000 Gläubige) abgetrennt, und im Jahr 2003 das Apostolische Exarchat von Serbien und Montenegro (ca. 25.000 Gläubige). Die Eparchie von Križevci wird derzeit vom Primaten der Kirche, Seiner Exzellenz Bischof Nikola Kekić, geleitet und umfaßt alle Gläubigen des byzantinischen Ritus von Kroatien. Der Bischofssitz ist die Stadt von Križevci. Das Territorium ist in 34 Pfarreien mit einer Gesamtzahl von 15.311 Gläubigen unterteilt. (21.) Griechische Kirche sui iuris: die ersten griechischen Konversionen zum Katholizismus bestätigten sich am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Schaffung einer katholischen Eigenrechtskirche (Rituskirche sui iuris). Das Apostolische Exarchat von Griechenland für die Gläubigen des byzantinischen Ritus wurde am 11. Juni 1932 errichtet, und im Jahr 2004 zählte es 2.300 Getaufte. Es wird derzeit vom Primaten der Kirche, Seiner Exzellenz Bischof Dimitrios Salachas (Synodenvater), geleitet. Das Apostolische Exarchat von Konstantinopel für alle katholischen Christgläubigen des byzantinischen Ritus in der Türkei wurde am 11. Juni 1911 errichtet, der Stuhl des Exarchen ist vakant, und der Apostolische Administrator ist Seine Exzellenz Bischof Louis Pelâtre AA (Synodenvater). (22.) Italo-Albanische Kirche sui iuris: sie besteht aus zwei Eparchien und aus der (einer Eparchie/Diözese gleichgestellten) Territorialabtei von Grottaferrata. Die Eparchie von Lungro wurde am 13. Februar 1919 errichtet, mit der Bulle "Cattolici fideles" von Papst Benedikt XV., und im Jahr 2004 zählte sie 32.800 Getaufte unter 33.182 Einwohnern. Derzeit ist der Stuhl des Eparchen vakant, nach Annahme des Rücktritts aus Altersgründen Seiner Exzellenz Bischof Ercole Lupinacci am 10. August 2010. Das Territorium ist in 29 Pfarreien eingeteilt. Am 26. Oktober 1937 unterzeichnete Papst Pius XI. die Bulle "Apostolica Sedes" und errichtete damit die Eparchie von Piana dei Greci, mit Jurisdiktion über die katholischen Christgläubigen des byzantinischen Ritus in Sizilien. Die Eparchie zählte 2004 bei 30.000 Einwohnern 28.500 Getaufte. Sie wird derzeit geleitet vom Eparchen, Seiner Exzellenz Bischof Sotìr Ferrara. Die Territorialabtei von Santa Maria di Grottaferrata umfasst nur die Abtei von Grottaferrata. 2004 zählte sie 98 getaufte Einwohner. Sie wird derzeit vom Archimandriten Emiliano Fabbricatore O.S.B.I. geleitet. Die Abtei wurde im Jahre 1004 vom heiligen Nilus aus Rossano begründet, auf dem Grund einer antiken römischen Villa, was den Mönchen vom Feudalherrn des Ortes, Gregorius I. der Grafen von Tuscolo gestattet wurde. (23.) Mazedonische Kirche sui iuris: sie besteht aus dem Apostolischen Exarchat von Mazedonien, was 1918 errichtet worden war, aber 1924 aufgelassen wurde. Im Jahr 2001, nach der Auflösung Jugoslawiens, stellte der Heilige Stuhl das Apostolische Exarchat von Mazedonien wieder her. Der Heilige Stuhl ernannte die lateinischen Bischöfe von Skopje seit 2001 auch für die Leitung des Apostolischen Exarchates von Mazedonien. Derzeit belaufen sich die Glieder der mazedonischen griechisch-katholischen Kirche auf etwas 11.400. Der gegenwärtige Exarch ist Seine Exzellenz Bischof Kiro Stojanov, Diözesanbischof von Skopje. (24.) Russische Kirche sui iuris: sie vereinigte sich 1905 formell mit Rom. 1917 wurde das erste Apostolische Exarchat für diese russischen Katholiken begründet, und 1928 wurde ein zweites Apostolisches Exarchat in Harbin für die betreffenden katholischen Christgläubigen in China errichtet. Beide Exarchate existieren noch juridisch, aber es wurden zuletzt keine neuen Bischöfe ernannt. [ENDE DER ÜBERSICHT DER 24 EIGENRECHTSKIRCHEN BZW. RITUSKIRCHEN SUI IURIS INNERHALB DER KATHOLISCHEN KIRCHE.] Weiters informierte der Heilige Stuhl anläßlich der Studientagung zum Gedenken an den 20. Jahrestag der Promulgation des CCEO auch noch über die Entstehung des partikularen Eigenrechts in den orientalischen Eigenrechtskirchen. Der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium (Gesetzbuch der katholischen Ostkirchen), der 1990 promulgiert wurde, enthält die allgemeine Disziplin für diese orientalischen Rituskirchen (ecclesiae sui iuris) der Katholischen Kirche, die den fünf großen orientalischen Traditionen angehören. Wegen dieser Vielfalt sieht der Codex vor, daß einige seiner Normen von jeder orientalischen Eigenrechtskirche für ihren Innenbereich verpflichtend erlassen werden, um so eine der jeweiligen Tradition angemessenere Disziplin zu gestalten. In anderen Fällen gibt der Codex hingegen einige Materien an, die in diesem Partikularrecht (der Eigenrechtskirche) entwickelt werden können, wenn es die verantwortlichen Bischöfe als opportun ansehen. Arten der Entstehung des Partikularrechtes für die genannten 23 katholischen CCEO-Kirchen sui iuris: Normalerweise wird in den sechs Patriarchalkirchen (der Kopten, Syrer, Maroniten, Armenier, Chaldäer und Melkiten) und in den vier Großerzbischöflichen Kirchen (der Syro-Malankaren, der Syro-Malabaren, der Ukrainer und der Rumänen) das für dieselbe Eigenrechtskirche gültige Partikularrecht von der zuständigen Bischofssynode beschlossen und vom Patriarchen (cann. 110 § 1, 111 § 3, 112 § 2 CCEO) oder vom Großerzbischof (can. 152 CCEO) promulgiert, nachdem der Heilige Vater über die Gesetze informiert worden ist, die vorbereitet worden waren. In den vier Metropolitankirchen (der Äthiopier, der Eritreer, der Ruthenen und der Slowaken) hingegen wird das Partikularrecht vom Rat des Hierarchen vorbereitet und vom Metropoliten promulgiert, jedoch erst nach der Information über die Annahme dieser Normen ("actorum receptione") von Seiten des Heiligen Stuhles. Dasselbe passiert in den neun Eigenrechtskirchen byzantinischer Tradition (der Albaner, der Weißrussen, der Bulgaren, der Kroaten, der Griechen, der Italo-Albaner, der Mazedonier, der Russen und der Ungarn), bei denen der jeweilige Hierarch das Partikulargesetz herstellt und promulgiert, sobald er die Information über seine Annahme erhalten hat (can. 167 CCEO). Rolle der Römischen Kurie im Zusammenhang mit diesem Partikularrecht: Die derzeitige Organisation und Kompetenzenverteilung der Dikasterien der Römischen Kurie erfolgte durch die 1988 promulgierte Apostolische Konstitution Pastor bonus, als der Codex Iuris Ecclesiarium Orientalium noch nicht promulgiert war. In diesem Kontext wird das von jeder Eigenrechtskirche autonom hergestellte Partikularrecht an den Heiligen Stuhl gesandt, konkret an die Kongregation für die Orientalischen Kirchen, welche für alle orientalischen Rituskirchen die in den Artikeln 56 - 61 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus geregelten Kompetenzen ausübt. Konkret sagt der Artikel 56: "Die Kongregation behandelt alle personellen und sachlichen Fragen, welche die katholischen Orientalischen Kirchen betreffen." Der Artikel 58 § 1 fügt hinzu: "Die Zuständigkeit dieser Kongregation erstreckt sich auf alle Angelegenheiten, die den Orientalischen Kirchen eigen sind und die dem Apostolischen Stuhl vorgelegt werden müssen, sei es, was die Struktur und die Ordnung dieser Kirchen betrifft, sei es, was die Ausübung des Dienstes der Verkündigung, der Heiligung und der Leitung betrifft, sei es, was die Personen, ihren Status, ihre Rechte und ihre Pflichten anbelangt. Sie erledigt auch alles, was im Hinblick auf die Quinquennalberichte und die Ad-limina-Besuche gemäß den Normen der Art. 31 und 32 zu tun ist." Der Päpstliche Rat für die Interpretation von Gesetzestexten wird über die Fortentwicklung dieses Partikularrechtes am laufenden gehalten, damit er seine institutionellen Funktionen wahrnehmen kann, die besonders die allgemeinen Normen aller Eigenrechtskirchen und auch das Urteil über die Kongruenz mit den universalen Normen der Kirche der soeben erwähnten untergeordneten Normen betreffen, welche von den orientalischen Bischöfen oder von deren Synoden bzw. deren Räten (des Hierarchen) kommen, gemäß Artikel 158 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus. In der Tat hält eine Note des Päpstlichen Staatssekretariates kurz nach der Promulgation des Codex 1990 im Hinblick auf die zwei Jahre zuvor in der Apostolischen Konstitution Pastor bonus geregelten Funktionen fest, daß "die Absicht Seiner Heiligkeit bei der Redaktion der zitierten Apostolischen Konstitution über die Römische Kurie darin bestand, die Kompetenz des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten auf die ganze Kirche zu erstrecken und nicht nur auf die lateinische (Rituskirche). Deshalb übernehme ich die ehrenwerte Aufgabe, Ihnen zu versichern, daß der Text der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus im Sinne der Kompetenz des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten auch die authentische Interpretation des Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium und der allgemeinen Gesetze für alle orientalischen Rituskirchen umfaßt." (Päpstliches Staatssekretariat, Brief an den Präsidenten des Päpstlichen Rates vom 27. Februar 1991, N. 278.287/G.N., in Communicationes 23, 1991, S. 14 f.) Viele der genannten Riten bzw. Rituskirchen kann man im Eichstätter Collegium Orientale lebendig erleben. Beten wir für ein gutes langfristiges Gelingen der laufenden Vollversammlung der Synodenväter in Rom. Mit herzlichem Gruß, Euer Padre Alex - Dr. iur. can. Alexander Pytlik Friday, October 15. 2010
NAHOST-BISCHOFSSYNODE: OHNE DIE ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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22:00
Comments (0) Trackbacks (6) NAHOST-BISCHOFSSYNODE: OHNE DIE CHRISTEN SINKT REALISTISCHE CHANCE AUF FRIEDEN
Gerne übernehme ich in Zusammenfassung der letzten Sendungen den Bericht Nr. 5 zur Sonderversammlung der Bischofssynode für den Mittleren Osten (10. - 24. Oktober 2010) von Mag. Mag. Gabriela Maria Mihlig, akkreditierte Romkorrespondentin für den Lateinischen Patriarchen, Seine Seligkeit Fouad Twal (Jerusalem). Rückfragen bitte immer an die Korrespondentin selbst unter gmtm@gmx.at - ein herzliches Vergelt's Gott an die genannte katholische Theologin und Journalistin!
(Hier sind noch die vorhergehenden Berichte Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4. Alle übersetzten Zitate sind aus der vom Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellten englischen Arbeitsübersetzung der Bulletins von der Korrespondentin in die deutsche Sprache übersetzt worden.) 1. bietet die Korrespondentin einen Überblick zu Beiträgen der vierten Generalversammlung vom 12. Oktober 2010 (nachmittag) und zur siebenten Generalversammlung vom 14. Oktober 2010: * Seine Seligkeit Patriarch Gregorios III. Laham, griechisch-melkitischer Patriarch von Antiochia und Erzbischof von Damaskus, Syrien: Der Friede, die Gastfreundschaft und die Anwesenheit der Christen in der arabischen Welt seien in existentieller und fester Weise miteinander verbunden, betonte Patriarch Gregorios III. eingangs, aber die christliche Präsenz sei in dieser christlichen Ursprungsregion durch die Zyklen des Krieges gefährdet. Die Hauptursache sei im israelisch-palästinensischen Konflikt gelegen, und die fundamentalistischen Bewegungen und internen Streitigkeiten würden daraus folgen. Seine Seligkeit betonte, daß die Auswanderung der Christen die arabische Gesellschaft zu "einer Gesellschaft mit nur einer Farbe" machen würde. Dann bestünde die Gefahr, daß schließlich ein rein muslimischer Orient dem christlichen Westen gegenüberstünde. Seiner Ansicht nach wäre das Risiko dann ein "neuer Zusammenstoß von Kulturen, Zivilisationen und auch Religionen". Mit seinem Punkt "Vertrauen zwischen dem Orient und dem Okzident" wies der melkitische Patriarch deshalb auf die wichtige Rolle der Christen hin: "Die Rolle der Christen besteht darin, eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen dem Westen und der muslimischen Welt zu schaffen, um für einen neuen Nahen Osten ohne Krieg zu arbeiten." In einem Appell an die muslimischen Geschwister und Mitbürger rief Seine Seligkeit dazu auf, daß es den Christen für ihr Verbleiben nötig sein werde, offen ihre Ängste zu äußern. Es gehe dabei auch um Fragestellungen wie jene der Demokratie, der Nationalität (arabisch oder muslimisch), der Menschenrechte, der Rechtsquellen für die staatliche Gesetzgebung und der Gleichheit der Staatsbürger vor dem Gesetz. Nur der Friede sei wahrer Sieg und gebe den vielen christlichen und muslimischen Jugendlichen Sicherheit, die die Zukunft der dortigen Länder seien. * Seine Eminenz John Patrick Kardinal Foley, Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab, Vatikan: Kardinal Foley zeigte die Wichtigkeit des Gebetes und der Arbeit im Mittleren Osten auf, um den Frieden Christi unter die Menschen zu bringen. Wie viele andere habe auch der Heilige Stuhl die Zwei-Staaten-Lösung vorgeschlagen, betonte er in seinem Beitrag. Er wies energisch daraufhin, daß man keine weitere Zeit mehr verlieren möge, um diese Zwei-Staaten-Lösung zu realisieren. Anläßlich der Papstreise in das Heilige Land im Jahr 2009 habe Kardinal Foley die Möglichkeiten genutzt, kurze Gespräche mit den politischen Führern Jordaniens, Israels und Palästinas zu führen, welche vom großen Beitrag katholischer Schulen zum gegenseitigen Verständnis in diesen Gebieten gesprochen hätten. "Da katholische Schulen für alle geöffnet sind und nicht nur für Katholiken und andere Christen, sind viele muslimische und sogar ein paar jüdische Kinder eingeschrieben. Die Ergebnisse sind ersichtlich und hoffnungsgebend. Gegenseitiger Respekt wird hergestellt, der - so hoffen wir - zu Versöhnung und sogar zu gegenseitiger Liebe führen wird." Seit dem Jubiläumsjahr 2000 habe der Ritterorden vom Heiligen Grab mehr als 50 Millionen US-Dollar gespendet, insbesondere um das Lateinische Patriarchat von Jerusalem und andere christliche Gemeinschaften und Institutionen zu unterstützen, damit diese überleben könnten. Kardinal Foley äußerte seine Überzeugung, daß Juden, Christen und Muslime an einen Gott glaubten, und er hoffe, daß sie alle inbrünstig beteten, das Fasten hielten - wenngleich auf verschiedenen Wegen - und Almosen gäben und "wir alle versuchen, an Wallfahrten teilzunehmen, auch nach Jerusalem, einer Stadt, die Juden, Christen und Muslimen heilig ist." * Seine Seligkeit Patriarch Fouad Twal, lateinischer Patriarch von Jerusalem: "Die Mutterkirche des Heiligen Landes ist eine sehr konkrete und lebendige Realität, auch wenn sie eine sehr kleine Minderheit darstellt. Vor allem sind die Christen unserer Länder nicht Konvertiten eines bestimmten Zeitpunktes der Geschichte, sondern Abkömmlinge der allerersten Gemeinschaft, von Jesus Christus selbst gegründet. Aus dieser Wahrheit folgen wichtige kirchliche und seelsorgliche Konsequenzen für die universale Kirche: - Die Mutterkirche von Jerusalem ist also Eure Kirche, wo Ihr alle spirituell und kirchlich geboren seid (Ps 87). Sie bewahrt für die ganze Kirche die heiligen Orte der Patriarchen, der Propheten, unseres Herrn Jesus Christus, der Jungfrau Maria und der Apostel. Sie ist, wie sie uns vom Heiligen Vater Benedikt XVI. benannt wurde, "ein fünftes Evangelium". - Die Mutterkirche von Jerusalem muß daher Gegenstand der Liebe, des Gebetes und der Aufmerksamkeit der ganzen Kirche, aller Bischöfe, Priester und Gläubigen des Volkes Gottes sein. Solidarisch sein mit der Kirche von Jerusalem, die Gemeinschaft und das Zeugnis leben, von dem diese Synode spricht, fällt in unsere Pflichten als Hirten und der bischöflichen Kollegialität. - Das Heilige Land zu lieben bedeutet, die heiligen Orte zu besuchen und mit der lokalen Gemeinschaft zusammenzutreffen. - Das Heilige Land zu lieben bedeutet auch ihm zu dienen: laßt Eure Mutterkirche nicht alleine und isoliert. Helft dem Heiligen Land durch Eure Gebete, Eure Liebe und Eure Solidarität, um zu verhindern, daß es ein großes Freilichtmuseum werde. Aus Angst zu verstummen angesichts der dramatischen Situation, die Ihr kennt, wäre eine Unterlassungssünde. Wir sind im übrigen dem Heiligen Stuhl, den Bischöfen, den Priestern und allen Freunden des Heiligen Landes sehr dankbar für das, was sie großherzig tun, um uns geistlich und materiell zu unterstützen. Wir danken der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. - Die christliche Gemeinschaft des Heiligen Landes (kaum zwei Prozent der Bevölkerung) leidet unter Gewalt und Instabilität. Es ist eine Kirche von Kalvaria. Sie hat die große Verantwortung, die Botschaft des Friedens und der Versöhnung weiterzutragen. Trotz der unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten glauben wir an Gott, den Herrn der Geschichte." Mit diesen Worten also forderte Patriarch Twal eine aktive und tätige Solidarität aller Katholiken mit der Kirche im Heiligen Land, und mit dem Epheserbrief zeigte er schließlich noch auf Christus selbst, den Friedenskönig: "Der Herr ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riß durch Sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder ..., um die zwei in Seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden" (Eph 2,14 f.) * Seine Exzellenz Erzbischof Ruggero Franceschini O.F.M. Cap. Erzbischof von Izmir, Apostolischer Administrator des Apostolischen Vikariates von Anatolien und Präsident der Katholischen Bischofskonferenz der Türkei: "Die manchmal ignorierte kleine Kirche der Türkei hat kurzfristig mit der brutalen Ermordung des Vorsitzenden der Türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese, ihren traurigen Ruhm erlangt. Ich möchte diesen unerfreulichen Exkurs in aller Kürze damit beschließen, unerträgliche Verleumdungen auszumerzen, die von denselben Verantwortlichen des Verbrechens in Umlauf gebracht wurden. Denn es handelt sich nur darum: um einen vorsätzlich begangenen Mord von Seiten derselben dunklen Mächte, die der arme Luigi einige Monate zuvor für die Ermordung des Priesters Don Andrea Santoro, des armenischen Journalisten Dink und der vier evangelischen Christen in Malatya verantwortlich gemacht hatte: das heißt es ging um eine hinterhältige Komplizenschaft von Ultranationalisten und religiösen Fanatikern, also von Experten auf dem Gebiet der Strategie zur Erhöhung von Spannungen. Die pastorale und administrative Situation des Vikariates von Anatolien ist schwierig. Die Gründe sind folgende: 1) die Differenzen innerhalb der christlichen Gemeinschaft, die schon an sich zerbrechlich ist; 2) die Haushaltsführung des ganzen Vikariates; 3) der äußerst schwerwiegende Mangel an missionarischem Personal. Was erbitten wir von der Kirche? Einfach das, was uns jetzt fehlt: einen Hirten, jemanden, der ihm hilft, und die Mittel, um das zu tun, und all das mit einer von der Vernunft getragenen Dringlichkeit. Die Last der außerordentlichen Bewältigung dieser Situation wird bis jetzt ausschließlich vom Erzbistum Smyrna (İzmir) getragen. Wir sind eine uralte Kirche, so arm und gleichzeitig doch reich dank einer Tradition, die nur Jerusalem und Rom aufzeigen können. Wir werden jetzt sicher nicht beginnen, uns zu beklagen oder zu jammern, das ist nicht unsere Gewohnheit, und ferne sei von uns auch nur der Gedanke, wegen der Tötung des Präsidenten unserer Bischofskonferenz eine besondere Aufmerksamkeit zu verlangen; aber eine besondere Beachtung verdienen unsere Leute und wer sein Blut vergossen hat. Entschuldigt die Emotionalität: wir bitten euch, unsere Situation mit uns zu teilen, die wenigstens in zwei Bereichen auf kurzem Wege überwunden werden kann: durch die Ernennung eines neuen Oberhirten und durch eine finanzielle Unterstützung. Die Entsendung missionarischen Personals hängt klarerweise von weiteren Faktoren ab, die längere Zeiträume in Anspruch nehmen können, aber das darf uns nicht glauben machen, daß dieser Bereich nicht so wichtig sei. Für die Kirche in Anatolien geht es ums Überleben, und das ist eine Sachlage, an der ich euch in einer dem Ernst und der Dringlichkeit angemessenen Tonlage teilhaben lasse. Und ich will auf jeden Fall den Nachbarkirchen, besonders jenen, die Verfolgung erleiden und mitanschauen, wie ihre Gläubigen zu Flüchtlingen werden, versichern, daß wir als Türkische Bischofskonferenz (CET = Conférence Episcopale de Turquie / Conferenza Episcopale Turca) weiterhin zur Aufnahme und zur brüderlichen Hilfe bereit sein werden, sogar über unsere Möglichkeiten hinausgehend; genauso wie wir offen sind für jede seelsorgliche Zusammenarbeit mit den Schwesterkirchen und mit den Muslimen für eine positive Laizität, zum Wohle der in der Türkei lebenden Christen und zum Wohle der Armen und der zahlreichen Flüchtlinge in der Türkei. Die Wiege der Kirche des Ursprungs kann das Haus einer vereinten Kirche sein." * Ehrengast Muhammad Al-Sammak, Sunnit, politischer Berater des Großmufti der Republik Libanon: Er habe sich zwei Fragen gestellt, als er die Einladung erhalten habe, bei der Synode sprechen zu sollen, nämlich: warum sei die Synode im besonderen für die Christen im Orient, und was bedeute es, daß ein Muslim zu einer Synode eingeladen sei, und welche Rolle solle er dabei in diesem Moment und für die Zukunft haben? "Ich hoffe, daß die Initiative des saudi-arabischen Königs Abdallah Ben Abdel Aziz für einen interreligiösen und interkulturellen Dialog die arabische und islamische Aufmerksamkeit auf diese Fragestellung lenke, unter Berücksichtigung aller ihrer nationalen, religiösen und menschlichen Dimensionen, sodaß diese zwei Initiativen, die des Heiligen Stuhles [= Bischofssynode] und die Saudi-Arabiens sich gegenseitig ergänzen können in Richtung einer Lösung für die Probleme der Christen im Orient, im Wissen, daß es sich um ein und dieselbe islamisch-christliche Fragestellung handelt." Er glaube nicht, daß er deshalb zur Synode eingeladen worden sei, um über die Schwierigkeiten der Christen in bestimmten orientalischen Ländern zu erfahren, weil das Leiden an den sozialen und politischen Rückständen gemeinsam und geteilt sei, erklärt Al-Sammak. Er sehe eine Problematik beim Ansprechen einer Reziprozität (Gegenseitigkeit): "Erstens den Versuch, etwas von der Struktur unserer nationalen Gesellschaften wegzureißen, sie auseinanderzubrechen und die Bande ihres über die letzten Jahrhunderte aufgebauten und anerkannten komplexen Gewebes abzulösen. Dann den Versuch, den Islam in einem anderen Licht zu zeigen als was er wirklich reflektiert, im Herstellen eines Gegensatzes zu dem, was er bekennt und auf was er grundlegend basiert, auf dem Wissen über die Unterschiede zwischen den Völkern als eines der Zeichen Gottes in der Schöpfung und als den lebendigen Ausdruck des Willens Gottes sowie auf der Akzeptanz der Regel des Pluralismus und des Respekts gegenüber den Unterschieden und für den Glauben in allen göttlichen Botschaften und worin sich Gott offenbarte. Der heilige Koran sagt: '... Unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinschaft. Sie rezitieren die Verse Gottes zu Nachtzeiten, während sie sich niederwerfen. Sie glauben an Gott und an den Jüngsten Tag. Sie gebieten das Gute und lehnen das Verwerfliche ab und wetteifern miteinander in guten Werken. Sie gehören wahrlich zu den Rechtschaffenen.' (3:113-114). Zwei negative Punkte zeigen das Problem der orientalischen Christen: Der erste Punkt betrifft den Mangel an Respekt für die Rechte einer voll und ganz gleichwertigen Staatsbürgerschaft, wenn man dem Gesetz in bestimmten Ländern begegnet. Der zweite betrifft das Mißverständnis des Geistes der islamischen Lehren, insbesondere was den Teil mit den Christen betrifft, welche der heilige Koran als 'diejenigen, die den Gläubigen in Liebe am nächsten stehen' einordnet, wobei zur Rechtfertigung dieser Liebe gesagt wird: 'Dies deshalb, weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind'." Diese beiden negativen Punkte seien zum Nachteil aller, der Christen und der Muslime. Deshalb sollten Christen und Muslime zusammenarbeiten, um diese beiden negativen Punkt in positive Elemente zu verwandeln. "Die orientalische christliche Präsenz, die mit Muslimen zusammengeht, ist sowohl eine christliche als auch eine islamische Notwendigkeit. Sie ist nicht nur ein Bedürfnis für den Orient, sondern für die ganze Welt. Die Gefahr, die von der Erosion dieser Präsenz auf qualitativen und quantitativen Ebenen ausgeht, repräsentiert sowohl eine christliche als auch eine islamische Sorge, nicht nur für die orientalischen Muslime, sondern für alle Muslime auf der ganzen Welt. Des weiteren kann ich meinen Islam mit allen anderen Muslimen aus allen Staaten und aus allen Völkern leben, aber als ein Araber des Mittleren Ostens kann ich mein Arabischsein nicht ohne den christlichen Araber des Mittleren Ostens leben. Die Emigration von Christen ist eine Verarmung der arabischen Identität, der arabischen Kultur und ihrer Authentizität. Deshalb unterstreiche ich einmal mehr hier, am Sitz des Vatikan, was ich bereits am Sitz des verehrungswürdigen Mekka gesagt habe: ich bin besorgt über die Zukunft der orientalischen Muslimen wegen der Auswanderung orientalischer Christen. Die Präsenz der Christen aufrechtzuerhalten ist eine gemeinsame islamische Verpflichtung genauso wie eine gemeinsame christliche Verpflichtung. Die Christen des Orient sind nicht zufällig eine Minderheit. Sie sind die Ursprünge der Präsenz des Orient noch vor dem Islam. Sie sind ein integraler Teil der kulturellen, literarischen und wissenschaftlichen Formung der islamischen Zivilisation. Sie sind auch Pioniere der modernen arabischen Renaissance und haben deren Sprache bewahrt, die Sprache des heiligen Koran. Sie waren in der Befreiung und in der Wiedergewinnung der Souveränität an der Spitze, und sie stehen auch heute an der Spitze, um Widerstand zu leisten gegen die Okkupation, um nationale Rechte zu verteidigen, besonders in Jerusalem und allgemein im besetzten Palästina. Jeder Versuch, ihre Sache anzugehen ohne Berücksichtigung dieser wahren Fakten, die in unseren nationalen Gesellschaften verwurzelt sind, endet in den falschen Schlüssen, basierend auf der falschen Beurteilung, und führt folglich zu falschen Lösungen. Deshalb ist es sehr wichtig, daß diese Synode mehr sei als der Schrei christlichen Leidens, welcher ein Echo in diesem Tal der Schmerzen davon ist, was unsere Leiden im Orient darstellen. Die Hoffnung liegt in den praktischen und wissenschaftlichen Begründungen, welche die Synode zugunsten einer Initiative gemeinsamer islamisch-christlicher Kooperation geben könnte, die Christen schützen kann und auf die islamisch-christlichen Beziehungen achtgibt, sodaß es der Orient, der Ort göttlicher Offenbarung, weiter wert bleibe, den Banner des Glaubens, der Barmherzigkeit und des Friedens für ihn selbst und für die ganze Welt hochzuhalten." 2. Interview mit Pater David Neuhaus SJ, Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem für die hebräischsprechenden Katholiken, vom heutigen 15. Oktober 2010. Er hatte bereits am 12. Oktober 2010 im Rahmen der dritten Generalversammlung offiziell Stellung bezogen. Der folgende englische Text von heute ist vom hochwürdigsten Herrn Patriarchalvikar selbst zur Veröffentlichung autorisiert worden und läuft unter dem Titel "Die im Vikariat für die hebräischsprechenden Katholiken des Heiligen Landes verrichtete pastorale Arbeit", und die Fragestellung der Korrespondentin lautete: "There are three dimensions of the vicariate to be mentioned. Father David, please could you give an overview about your pastoral work done in the Vicariate of Hebrew speaking Catholics?" ("Es gibt drei Bereiche des Vikariates, die erwähnenswert sind. Hochwürden David, könnten Sie bitte einen Überblick zu Ihrer im Vikariat für die hebräischsprechenden Katholiken geleisteten Arbeit geben?") Die Antwort lautete: "a) The sacramental dimension: 1955 Hebrew communities were founded in main cities of Israel in order to provide for the sacramental needs of Catholics who live imbedded in Israeli, Jewish Hebrew speaking society. Many of these Catholics were members of Jewish families who immigrated to Israel from Western and Eastern Europe. In the 1990s a new wave of Catholics arrived as part of 1 million new immigrants from the ex-Soviet Union and so today in the State of Israel there are 5 Hebrew speaking communities and 2 Russian speaking Communities. (a) Der sakramentale Bereich: 1955 wurden in den großen Städten Israels hebräische Gemeinschaften gegründet, um für die sakramentalen Bedürfnisse der Katholiken zu sorgen, die in einer israelischen, jüdischen hebräischsprechenden Gesellschaft eingebettet leben. Viele dieser Katholiken waren Mitglieder jüdischer Familien, die aus West- und Osteuropa nach Israel einwanderten. In den 90er-Jahren kam eine neue Welle von Katholiken an als Teil von einer Million neuer Einwanderer der Ex-Sowjetunion, und so gibt es heute im Staat Israel fünf hebräischsprechende und zwei russischsprechende Gemeinschaften.) b) The catechetical dimension: In the State of Israel today there are thousands of Catholic children who study in Israeli Jewish Hebrew speaking schools. Who are they? They are the children of migrant workers, of refugees, and of Palestinian Arab families that for economic reasons have moved to Jewish Hebrew speaking towns and cities. These children receive an excellent education in the Israeli school system, but, obviously, they do not receive a Catholic education. Our Vicariate is concerned with this question in trying to ensure that the Catholic faith be presented to these children through the publication of catechetical material and religions instruction classes, all in Hebrew, the day-to-day language used by these children. (b) Der katechetische Bereich: im Staat Israel gibt es heute tausende katholische Kinder, die israelische jüdische hebräischsprechende Schulen besuchen. Wer sind sie? Sie sind Kinder von Gastarbeitern, von Flüchtlingen und von palästinensischen arabischen Familien, die aus ökonomischen Gründen in jüdische hebräischsprechende Städte gezogen sind. Diese Kinder erhalten eine exzellente Ausbildung im israelischen Schulsystem, aber sie erhalten natürlich keine katholische Erziehung. Unser Vikariat ist um diese Fragestellung besorgt, indem es versucht, diesen Kindern den katholischen Glauben mit Hilfe der Publikation katechetischen Materials und mit Hilfe von Religionsunterrichtsklassen vorzustellen, alles in Hebräisch, in der Alltagssprache, welche diese Kinder verwenden.) c) The dialogic dimension: In the State of Israel today there is a unique opportunity for Jewish-Christian dialogue. Israel is the only country where the Jews are the dominant and empowered majority. This means that Jews can be more confident and free of the traumas of the past and thus can seek to engage Christians in a dialogue in order to discover who Jesus is, what the Church is, etc. One of the important dimensions of the Vicariate is to offer to this Jewish public a Hebrew speaking face of the Church to teach about Christianity in Hebrew in the universities and in the Institutes of higher learning and to speak on public platforms when the society seeks to know what the Church teaches on any particular subject. (c) Der Bereich des Dialoges: im Staat Israel gibt es heute eine einzigartige Möglichkeit zum jüdisch-christlichen Dialog. Israel ist das einzige Land, wo die Juden die beherrschende und bevollmächtigte Mehrheit sind. Das bedeutet, daß Juden mehr Vertrauen haben und frei von den Traumata der Vergangenheit sein können, und so können sie danach streben, mit Christen in einen Dialog zu treten, um zu entdecken, wer Jesus sei, was die Kirche sei usw. Eine der wichtigen Dimensionen des Vikariates besteht darin, der jüdischen Öffentlichkeit ein hebräischsprechendes Gesicht der Kirche anzubieten, die in Hebräisch über das Christentum informiert, auf den Universitäten und in den Instituten höherer Studien, und die auf öffentlichen Plattformen spricht, wenn die Gesellschaft wissen möchte, was die Kirche zu jeglichem konkreten Sachbereich lehrt.)" Die weitere Frage der Korrespondentin "What is the challenge of daily life hereto?" ("Was ist dabei die Herausforderung des täglichen Lebens?") beantwortete der Patriarchalvikar so: "The challenge of living our Catholic life in Hebrew language within a Jewish society is also undoubtedly inculturating faith in a language that is the language of our sources, Hebrew, and within a tradition that defined Jesus' own identity, the Jewish tradition." ("Die Herausforderung, unser katholisches Leben in hebräischer Sprache innerhalb einer jüdischen Gesellschaft zu leben, besteht unzweifelhaft darin, den Glauben in eine Sprache zu inkulturieren, die die Sprache unserer Quellen ist, Hebräisch, und innerhalb einer Tradition, die Jesu eigene Identität definierte die jüdische Tradition.") [BEITRAG NR. 5 DER ROMKORRESPONDENTIN MAG. MAG. GABRIELA MARIA MIHLIG IM AUFTRAG DES LATEINISCHEN PATRIARCHEN VON JERUSALEM.] Der katholisch-maronitische Erzbischof von Zypern, Joseph Soueif, in der Pfarrkirche St. Georg zu Kormakitis (Koruçam). Er ist Spezialsekretär der Nahost-Bischofssynode 2010. Wednesday, October 13. 2010
NAHOST-BISCHOFSSYNODE: BLEIBENDE ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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Gerne übernehme ich in Zusammenfassung der letzten Sendungen den Bericht Nr. 4 zur Sonderversammlung der Bischofssynode für den Mittleren Osten (10. - 24. Oktober 2010) von Mag. Mag. Gabriela Maria Mihlig, akkreditierte Romkorrespondentin für den Lateinischen Patriarchen, Seine Seligkeit Fouad Twal (Jerusalem). Rückfragen bitte immer an die Korrespondentin selbst unter gmtm@gmx.at - ein herzliches Vergelt's Gott an die genannte katholische Theologin und Journalistin!
(Hier sind noch die vorhergehenden Berichte Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3. Alle übersetzten Zitate sind aus der vom Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellten englischen Arbeitsübersetzung der Bulletins von der Korrespondentin in die deutsche Sprache übersetzt worden.) Wie im letzten diesbezüglichen Blogeintrag angekündigt, folgt zunächst: 1. eine Zusammenfassung der Rede Seiner Exzellenz Erzbischof Nikola Eterović, des Generalsekretärs der Bischofssynode, vom 11. Oktober 2010: Einleitend mit Gen 12 ff. begann der dauerhaft amtierende Generalsekretär der Bischofssynode, Seine Exzellenz Nikola Eterović, Titularerzbischof von Cibalae, über Gott zu sprechen, der nach Ex 3,14 "Ich bin der «Ich-bin-da»" ist. Erzbischof Eterović hat die Ewigkeit Gottes in Seinem Sein betont. Dazu überleitend wurde in typologischer Weise mit Joh 8,58 das Tempelgespräch Jesu, das Er mit einigen Juden in Jerusalem führte, vor Augen gestellt, indem Jesus ihnen mitteilte, daß Er schon war, ehe noch Abraham lebte. Eine Bestätigung dieser Offenbarung Jesu geschah u. a. vor den drei auserwählten Jüngern auf dem Berg Tabor, etwa 30 Jahre nach dem verborgenen Leben Jesu in Nazareth. Dort erstrahlte Jesus Christus in Seiner göttlichen Herrlichkeit vor ihnen, und eine Stimme vom Himmel bezeugte, daß Jesus der "geliebte Sohn" sei, auf den sie hören sollten. Erzbischof Eterović legte in seinen einleitenden Worten weiters die Einzigartigkeit des Gottessohnes Jesus Christus zur Betrachtung vor, indem er mit Joh 1,17 auf die Person des Erlösers zeigte. Im Vorausbild war das Gesetz Gottes an Mose gegeben, die Erfüllung jedoch habe es in der Person Jesu Christi gefunden, der uns durch Seine Menschwerdung als wahrer Gott und wahrer Mensch die Gnade und Wahrheit Gottes in Menschengestalt vor Augen geführt habe. Generalsekretär Eterović betonte in diesem Zusammenhang auch die bleibende Bedeutung des Heiligen Landes, indem die Heilige Familie gelebt hatte. Durch die Hirten sei in der Kirche, der Familie Gottes, der Heilsplan bis zur Gegenwart in Jesus Christus lebendige Wirklichkeit. Es gebe diese Hirten auch hier in dieser Synode, welche die Ordinarien der 101 kirchlichen Jurisdiktionen des Mittleren Ostens umfasse. In den Christen des Mittleren Osten lebten aufgrund der Heilsgeschichte die biblischen Völker gewissermaßen fort. Wenn es diese "Völker der Bibel" heute noch gebe, dann auch "Bischöfe der Bibel", im Hinblick auf ihren pastoralen Dienst in diesen Territorien. In gewisser Weise aber seien alle Bischöfe "Bischöfe der Bibel", weil über die Bischöfe der in der Bibel genannten Territorien hinaus gebe es hier auch "Bischöfe in biblischer Gemeinschaft": die Anwesenheit von Vertretern aus fünf Kontinenten zeige deutlich das Interesse der ganzen christlichen Welt in der Katholischen Kirche am Pilgerweg im Mittleren Osten, fügte Erzbischof Eterović hinzu und gab einen Überblick über die anwesenden Delegierten: zu den 185 Synodenvätern zählten u. a. 9 Patriarchen, 19 Kardinäle, 65 Erzbischöfe, 10 Titularerzbischöfe, 53 Bischöfe, 21 Weihbischöfe, und darunter seien auch 87 Ordensleute. Weiters richtete der Erzbischof-Generalsekretär seine Ansprache in Dankbarkeit nochmals an den Heiligen Vater und deutete auf die bereits drei Mal erfolgten Einladungen desselben in den Mittleren Osten hin: 1. auf die Apostolische Reise in die Türkei im Jahre 2006, 2. auf die Pilgerreise in das Heilige Land im Jahre 2009 und 3. auf die im Juni dieses Jahres stattgefundene Apostolische Reise nach Zypern, welche auch dem Treffen mit den Patriarchen und der vorbereitenden Übergabe des Instrumentum laboris gedient habe. 2. Zusammenfassung der Rede Seiner Seligkeit Patriarch Antonios Naguib, des Generalberichterstatters der Bischofssynode und katholischen Patriarchen der Kopten von Alexandria (Ägypten) vom 11. Oktober 2010: Patriarch Naguib stellte die beiden wichtigen Aspekte der Synode dar: einerseits die Stärkung der Christen in ihrer Identität durch das Wort Gottes und die Heiligen Sakramente und andererseits die Anstrengung, Einheit innerhalb der Christen zu erzielen, um der Welt ein authentisches und effektives Glaubenszeugnis zu vermitteln. Seine Seligkeit weiß um die große Bedeutung seines Geburtslandes: er sei stolz darauf, in einem Land geboren zu sein (am 7. März 1935), in dem Menschen vom Heiligen Geist inspiriert worden seien, die Heilige Schrift in der Geburtssprache verfaßt zu haben. Dieser Anspruch werde bis heute von den Menschen dieser Region wahrgenommen. Die Heilige Schrift, so Seine Seligkeit weiter, müsse die Seele des religiösen Lebens und Zeugnisgebens sein, für jeden Einzelnen und für die Gemeinschaft. Die Heilige Liturgie sei das Zentrum des kirchlichen Lebens, in welcher wir regelmäßig das Wort Gottes hörten. Die Christen in ihrer Minderheit suchten die Antwort auf die Frage ihrer Präsenz - in diesem Land zu bleiben - vor allem in den Lesungen, Gebeten und in den Meditationen der Texte der Heiligen Schrift. Aus dieser göttlichen Quelle lebten sie als Christen in ihren täglichen Anstrengungen und Herausforderungen. Der Patriarch sprach klar von der Verantwortung, die die Christen in seinem Land trügen: Das Wort Gottes sei sowohl die Quelle der Theologie, der Moral und Apostolizität als auch der missionarischen Spiritualität und Vitalität. Das Wort Gottes bringe Licht in das tägliche Geschehen in der Welt, wodurch sie transformiert und geleitet werde. Das Wort Gottes gebe den Einzelnen und den Gemeinschaften Kraft, persönliche Lebensentscheidungen zu treffen, Antworten auf das Leben zu finden sowie eine Inspiration zu erhalten, um den ökumenischen und interreligiösen Dialog zu führen. Jesus Christus, der im Heiligen Land geboren ist, sei die einzige wahre Hoffnung für eine Menschlichkeit, die von Gott her gewollt und begründet sei. Obgleich es heutzutage viele Schwierigkeiten im Alltag zu bewältigen gelte, verbleibe diese Hoffnung als die wahre Quelle des Glaubens und der Freude. Mit Ihm und durch Ihn könnten wir unser Kreuz und unser Leiden tragen, sagte Patriarch Naguib und beendete seine Rede mit den Worten der allerseligsten Jungfrau Maria aus Joh 2,5: "Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was Er euch sagt, das tut!" 3. bietet die Korrespondentin einen Überblick zu einigen Beiträgen in der dritten Generalversammlung vom 12. Oktober 2010 (vormittag): * Seine Eminenz Angelo Kardinal Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums, Vatikan: Der Kardinaldekan stimmte dem Inhalt des Instrumentum Laboris vollkommen zu. Die erste Anforderung sei die kirchliche Gemeinschaft, worauf die Christen in der gegenwärtigen komplexen Realität des Mittleren Osten achten und hören mögen. Das Zeugnis der Einheit, das die Hirten und die Gläubigen der Gesellschaft geben, in der sie leben, sei wesentlich. Die Zugehörigkeit zu der einen Kirche Christi habe Priorität. Die Einheit zwischen den Hirten und den Gläubigen im Mittleren Osten bedürfe vor allem zuerst einer Einheit mit der Kirche von Rom, mit dem Ort, zu dem die Göttliche Vorsehung den heiligen Apostel Petrus hingeführt habe, um seinen Stuhl aufzustellen, merkte Kardinal Sodano an. Ein neuer Beginn im Mittleren Osten mit den Talenten, die Gott dazu gibt, sei notwendig. Es sei ein dringendes Anliegen, eine Lösung im tragischen Konflikt zwischen Israel und Palästina zu finden. Die Religionsfreiheit aller Gläubigen müsse mit Respekt eingefordert werden. * Seine Eminenz Zenon Kardinal Grocholewski, Präfekt der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (für die Seminare und Studieneinrichtungen), Vatikan: Die Kirche im Mittleren Osten habe eine lange zurückreichende Tradition an Bildung. Es gebe tausende Bildungseinrichtungen, vier katholische Universitäten, acht Institute für höhere kirchliche Studien und mindestens zehn Seminare für die verschiedenen Riten (weltweit bestehen in der Katholischen Kirche darauf basierend derzeit 23 Eigenrechtskirchen). Vier Punkte benannte Kardinal Grocholewski: 1. Die Bildungseinrichtungen seien offen für alle Menschen, sodaß sich niemand als Fremder fühlen müsse. 2. Um Friedensvermittler zu sein, die Menschenrechte und das zivile und politische Engagement zu fördern und darüber hinaus der Ökumene und dem interreligiösen Dialog zu dienen, müßten Institute höherer Studien mit ähnlichen Instituten Kontakt haben, die schon auf demselben Territorium bestünden. 3. Die Unterstützung von Berufungen zum Priestertum und eine profunde philosophische und theologische Ausbildung sowie geistliche und kulturelle Vorbereitung für die zukünftigen Priester seien nötig. 4. Die Präsenz der Bischöfe sei dringend erforderlich, um die katholischen Bildungseinrichtungen zu unterstützen, zu ermutigen und sie konstruktiv in ihren Tätigkeiten zu begleiten. * Pater David Neuhaus SJ, Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Seelsorger für die hebräisch sprechenden Katholiken: Pater Neuhaus wies auf die Tatsache hin, daß Hebräisch auch eine Sprache der Katholischen Kirche im Mittleren Osten sei und im täglichen Leben von hunderten Katholiken in Israel gesprochen werde, was im Zusammenhang mit der Inkulturation in der Gesellschaft zu beachten sei. Es gebe tausende von Kindern, die katholisch seien, Familien von Fremdarbeitern, Flüchtlingen und auch Araber, die hebräische Sprachschulen besuchten und Katechismusunterricht auf Hebräisch erhielten. Das sollte für die Kirche eine große Herausforderung in der Zukunft sein. Das hebräisch sprechende katholische Vikariat suche Wege, um als Brücke zwischen der Kirche - mehrheitlich arabisch sprechend - und der jüdisch-israelischen Gesellschaft zu wirken, um gegenüber den Menschen des Ersten Bundes Respekt zu lehren und auch eine Sensibilität für den Schrei nach mehr Gerechtigkeit und Frieden für Israelis und Palästinenser zu fördern. Arabisch sprechende und hebräisch sprechende Katholiken müßten gemeinsam Zeugnis geben und zusammenarbeiten für die Kirche in ihrem Geburtsland. * Seine Exzellenz Bischof Salim Sayegh, Weihbischof des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem und Titularbischof von Aquae in Proconsulari: Zu erwähnen sei auch das Problem der Sekten im Heiligen Land, welche große doktrinäre Verwirrung stiften. Unsere Zeit sei voll von ihrem Unsinn. In Jordanien - als Beispiel genannt - gebe es etwa 50 verschiedene Sekten. Bischof Sayegh stellte die Frage in den Raum, was getan werden könne, um den Glaubensschatz der Kirche zu sichern und um den wachsenden Einfluß der Sekten im Heiligen Land zu stoppen? Eine Antwort könne in den pastoralen Tätigkeiten hierfür gefunden werden: z. B. sollten die Priester die Familien besuchen und sie im katholischen Glauben unterweisen und ihnen helfen, den katholischen Glauben zu leben. Wichtig sei hierbei auch die christliche Formung von Erwachsenen: "Viele unserer praktizierenden Gläubigen sind nur vage über die Moral und Sakramente informiert. Sie sind nicht evangelisiert. Sie stellen eine Ressource für Sekten dar." Die katholischen Schulen müßten ihre Mission ernstnehmen, durch gut ausgewählte und vorbereitete Katecheten im Glauben zu unterweisen. Bischof Sayegh beschloß seine Intervention mit folgenden Gedanken: "Haben Sie den Mut, Katechismustexte so zu verbessern, daß sie den Glauben und die Lehre der Katholischen Kirche klar ausdrücken, um die Heilige Schrift, die Apostolische Tradition und das kirchliche Lehramt zu bezeugen und zu beleuchten. Zusammengefaßt: über allen rituellen Unterschieden und politischen Konflikten schützen Sie den Schatz des Glaubens, das ist die fundamentale Sendung der Hirten der Katholischen Kirche." * Seine Exzellenz Erzbischof Georges Bacouni, griechisch-melkitischer Erzbischof von Tyr, Libanon: "Es ist wahr, daß die Eltern die ersten Katecheten der Gläubigen sind, unterstützt von Schulen und Pfarreien. Aber im Gefolge des II. Vatikanischen Konzils ging aus den neuen kirchlichen Bewegungen eine neue katechetische Initiative hervor, mit dem Segen und mit der Ermutigung der Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Für die Ostkirche ist es heute wichtig, von ihrem Erfolg zu lernen und von ihrer Initiative zu profitieren." Das Modell der Pädagogik des Herrn, so wie Er mit seinen Jüngern nach Emmaus unterwegs gewesen sei, sei maßgebend für die Katechese (vgl. Lk 24). Wesentlich sei es, die Gläubigen zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus zu geleiten. Da viele Menschen nicht mehr zur Kirche kämen, gingen Mitglieder der neuen kirchlichen Bewegungen und Gemeinschaften mit diesen, so wie dies der Herr mit seinen Jüngern getan habe. Die Jünger von Emmaus kehrten mit Hoffnung zurück, in einer Hoffnung, auf welcher die Kirche gegründet worden sei. Mögen auch die Synodenväter nach dieser Synode in ihre Heimat zurückkehren, in der Hoffnung, daß der Heilige Geist wirke, damit die Kirche auf einem neuen Weg erneuert werde. * Seine Exzellenz Erzbischof Jean Benjamin Sleiman O.C.D., lateinischer Erzbischof von Babylon, Irak: Sein Beitrag bezieht sich auf das Instrumentum laboris (Nr. 55) über die innerkirchliche Gemeinschaft - die Einheit in Verschiedenheit sei das Wesentliche. "In den zwischenkirchlichen Beziehungen unter Katholiken [= welche einer der 24 katholischen Eigenrechtskirchen / ecclesiae sui iuris angehören] wird diese Gemenschaft in jedem Land durch die verschiedenen Zusammenkünfte der Patriarchen und Bischöfe bekundet, sodaß das christliche Zeugnis aufrichtiger, glaubwürdiger und fruchtbarer sei. Um eine Einheit in Vielfalt zu fördern, muß ein rigider oder übertriebener Konfessionalismus ermutigenden Gemeinschaften weichen, damit untereinander kooperiert, pastorale Aktivitäten koordiniert und geistliche Nachfolge und nicht Rivalität bezeugt werde. In dieser Hinsicht schlagen einige Eingaben vor, den ganzen Episkopat des Mittleren Ostens regelmäßig (vielleicht alle fünf Jahre) zu einem Treffen zusammenzurufen." Auf die Gemeinschaft (communion) werde im Instrumentum dreißig Mal Bezug genommen, und diese sei das Herz der kirchlichen Identität, die Dynamik der Einheit und die Vielfalt der Teilkirchen. * Pater Ab. Semaan Abou Abdou O.M.M., Generalsuperior des Mariamite-Maronitenordens (Ordo Maronita Beatae Mariae Virginis): Er betonte besonders die Tatsache, daß die Gründe für die Auswanderung politischer und ökumenischer Art seien und dies den sozialen Aspekt beeinflusse. "Alles hängt ab vom israelisch-palästinensischen Konflikt im Heiligen Land, von der sozialen Situation im Irak und von der politischen Instabilität im Libanon. Oft sind die hauptsächlichen Opfer aller dieser Situationen die Christen." Am wichtigsten sei es, für Frieden und Demokratie zu arbeiten und auf eine Staatsbürgerschaft mit allen ihren Pflichten und garantierten Rechten hinzuarbeiten. Die Christen in ihren Heimatländern zu halten, sei die Aufgabe kirchlicher Einflußträger und der Politiker in der arabischen Welt. Was Christen und Muslime verbindet, seien vier Punkte: 1. Die Familie sei die erste Zelle der Gesellschaft und somit sei ihre Rolle zu intensivieren. 2. "Der Charakter der Jungfrau Maria wird in der Bibel und im Koran erwähnt. Gott wählte sie über alle Frauen in der Welt hinweg aus. Sie ist die Frau der Versöhnung und Einheit. Sie ist die Königin des Friedens. Und im Libanon haben sie begonnen, ein gemeinsames Fest aller Libanesen zu feiern am 25. März, dem Festtag der Verkündigung." 3. Die menschlichen, nationalen und religiösen Werte seien die Basis für den Dialog und die gegenseitige Anerkennung. 4. Erziehungsanstrengungen müßten in den Schulen und Universitäten unternommen werden, um die künftigen Generationen in der Demokratie, in der Gewaltlosigkeit und im Aufbau einer Kultur des Friedens zu formen. [BEITRAG NR. 4 DER ROMKORRESPONDENTIN MAG. MAG. GABRIELA MARIA MIHLIG IM AUFTRAG DES LATEINISCHEN PATRIARCHEN VON JERUSALEM.] Generalsekretär Erzbischof Eterović erinnerte an die vorbereitenden Pastoralbesuche Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI., und im folgenden stelle ich wiederum ein Kurzvideo zur Verfügung, in dem der Spezialsekretär der laufenden Vollversammlung der Bischofssynode zur Lage der Christen im Nahen Osten, der maronitisch-katholische Erzbischof von Zypern, Joseph Soueif, den Heiligen Vater Benedikt XVI. zu Beginn des Papstamtes am Sonntag, dem 6. Juni 2010, in Zypern (Nicosia) begrüßte: |
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