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Die Katholische Kirche im Nahen Osten: Gemeinschaft und Zeugnis. 'Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele' " = das Motto der
Synode, in Weiterführung der Worte des heiligen Völkerapostels Paulus in Apg 4,32. Sehr gut führt in die ganze Thematik ein der von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. berufene Synodenvater Diözesanbischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB in diesem
Interview vor der Abreise.
Gerne übernehme ich je nach Möglichkeit so rasch wie möglich (von heute an) die Sonderberichterstattung zur Sonderversammlung der Bischofssynode für den Mittleren Osten (10. - 24. Oktober 2010) von Mag. Mag. Gabriela Maria Mihlig, akkreditierte Romkorrespondentin für den Lateinischen Patriarchen, Seine Seligkeit Fouad Twal (Jerusalem). Rückfragen bitte immer an die Korrespondentin selbst unter gmtm@gmx.at - ein herzliches Vergelt's Gott an die genannte katholische Theologin und Journalistin!
EINLEITUNG
Die Apostolische Reise von Papst Benedikt XVI. nach Zypern hat im Juni 2010 als Fortsetzung seiner Pilgerreise in das Heilige Jahr im Mai des vergangenen Jahres 2009 vornehmlich als apostolischer Besuch stattgefunden und diente vor allem seiner persönlichen Übergabe des Instrumentum Laboris, des Arbeitspapiers, an die Patriarchen des Mittleren Ostens.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, welches im Jahr 1099 errichtet wurde, hatte seinen Sitz in Acre, Zypern und Rom, bevor es im Jahr 1847 der selige Papst Pius IX. in der Altstadt von Jerusalem wieder errichtet hatte, wo es bis dato seinen Sitz hat. Heutzutage leben in etwa 70000 katholische Christgläubige des lateinischen Ritus in Israel, unter der Palästinensischen Autorität, in Jordanien und in Zypern. Seit Juni 2008 ist Seine Seligkeit Fouad Twal Patriarch des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem. Die Erzdiözese von Jerusalem hat Jurisdiktion über alle Katholiken des lateinischen Ritus in Israel, Palästina und auch Zypern.
In diesen Ländern existiert ein außergewöhnlich schönes und interessantes "Mosaik von Kulturen, Sprachen und Traditionen", welches jedoch stets von den dramatischen Spannungen und der Gewalt, welche aufgrund des Fundamentalismus und den zwischen Juden und Palästinensern bestehenden Kämpfen um ihre eigenen Territorien gefährdet ist. Diese Problematik ist im Instrumentum Laboris Nr. 32 thematisiert, worin zu lesen ist, daß die israelische Besetzung palästinensischer Territorien jeden Tag Schwierigkeiten bereitet, sei es im Leben des Einzelnen, sei es im wirtschaftlichen Bereich und auch im religiösen Leben.
Nichtsdestoweniger ist dieses "Mosaik von Kulturen, Sprachen und Traditionen" ein unermeßlicher und reichhaltiger Schatz für das Heilige Land und die Katholische Kirche, da es seinen lange zurückreichenden Lebensweg aufzeigt, als das Land, in welchem Gott die Patriarchen und Propheten berufen hat, Sein Volk den 10 Geboten gemäß zu leiten, welche Mose auf dem Berg Sinai gegeben wurden, und sie zu Gott, ihrem Schöpfer, zurückzuführen, um Erlösung zu erlangen.
Papst Benedikt XVI. hat während seiner Besuche im Heiligen Land und in Zypern auf die Bedeutung des Charismas der gläubigen Christen hingewiesen, welches sehr notwendig ist, um Brücken innerhalb der christlichen Gemeinschaften als auch zu den Nicht-Christen zu bauen, um den Dialog und die damit verbundene gemeinsame Suche nach Wahrheit und Liebe weiterzuführen.
Das Instrumentum Laboris (Anm. d. Verf.: das Dokument ist bis dato in englischer Sprache veröffentlicht, und eine deutschsprachige Anmerkung zum Inhalt der jeweils genannten Punkte aus dem Instrumentum Laboris ist v. Verf. an dieser Stelle gegeben) weist auf die wichtige Rolle der Kirche von Jerusalem hin, welcher Patriarch Twal in seiner Amtsaufgabe als Patriarch vorsteht (vgl. Nr. 14.): an dieser Stelle wird erläutert, daß die Kirche von Jerusalem am Pfingsttag vom Heiligen Geist in Einheit gebildet worden ist. Das Pfingstereignis ist sehr wichtig. Es zeigt, daß die Göttliche Vorsehung es so gewollt hat, daß der Heilsplan Gottes in diesem Teil der Erde geoffenbart worden ist. Nach Gen 12 und Ex 3 hat Gott die Patriarchen geleitet und Mose dazu beauftragt, Sein Volk zur Freiheit zu führen.
Papst Benedikt XVI., der Vicarius Iesu Christi und Summus Pontifex Ecclesiae Universalis, kam im Jahr 2009 in das Heilige Land, um eine Pilgerreise zu den Heiligen Stätten vorzunehmen und um Friedensstifter zu sein in einer Zeit, in welcher eine anhaltende dramatische Spannung und Problematik aufgrund des "beinahe niemals enden wollenden Konfliktes" im Nahen und Mittleren Osten vorzufinden ist. Der Apostolische Besuch nach Zypern und die gemeinsam in Anwesenheit mit Seiner Seligkeit Erzbischof Chrysostomos II. und aller katholischer Patriarchen des Mittleren Ostens gehaltene Ökumenische Feier am 4. Juni 2010 außerhalb der Kirche von Agia Kyriaki Chrysopolitissa in Paphos zeigte uns die immensen Anstrengungen von Papst Benedikt XVI., Gemeinschaft zwischen den Christen zu erlangen. Die Einheit zwischen der Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche ist eines der Hauptthemen des Instrumentum Laboris, vgl. die Nr. 3 der Einleitung, worin zu lesen ist, daß gemäß dem Herrenwort in Joh 17,21 alle "eins sein mögen" in Gott, und daß die Ökumene auch einen Teil des christlichen Zeugnisses darstellt.
Seine Seligkeit Fouad Twal verweist - rückblickend auf den Zypernbesuch des Papstes - auf das Hauptanliegen dieser Apostolischen Reise: es waren die mit den Patriarchen gemeinsam gehaltene Feier der Sonntagsmesse und die Übergabe des Instrumentum Laboris. Dieses Dokument hatte Papst Benedikt XVI. vor der Erteilung des Schlußsegens der Sonntagsmesse im Stadion in Nikosia einigen Vätern der Synode somit persönlich ausgehändigt. Der lateinische Patriarch erklärte, daß alle Teilnehmer der Synode mit diesem Dokument ihre Beiträge für die nun beginnende Synode vorzubereiten gehabt haben.
Seine Seligkeit Patriarch Twal betonte die Wichtigkeit der kirchlichen Einheit innerhalb der christlichen Gemeinschaften, besonders jener des Heiligen Landes. Sie alle haben substantiellen Anteil am Corpus Christi Mysticum, welcher der mystische und lebendige Leib Christi ist. Die Einheit in Christus befähige die Christen, Zeugnis von der Wahrheit und Liebe zu geben, welche ihren Ursprung in Gott, der Trinität, selbst hat. Das Instrumentum Laboris spricht über dieses Anliegen in Nr. 54, worin zu lesen ist, daß das Göttliche Leben innerhalb des Mysteriums der Allerheiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung und das Modell für christliche Gemeinschaft sei. Daher haben alle Mitglieder der Kirche, die der Leib Christi ist, Anteil und Gemeinschaft am Leben des Dreifaltigen Gottes, der die Liebe ist. Das Haupt der Kirche ist Christus selbst.
Patriarch Fouad Twal hatte während des Zypernbesuches Gelegenheiten zu Gesprächen mit dem Heiligen Vater, um über die aktuellen Schwierigkeiten im Heiligen Land zu berichten. Der Patriarch betonte, daß der Papst auch anläßlich seines Besuches auf Zypern - wie er es auch schon im letzten Jahr während seiner Pilgerreise im Heilige Land tat - die Welt zu mehr Frieden und Gerechtigkeit und zur Vermeidung von Gewalt aufgerufen habe.
Rückblick auf + Bischof Luigi Padovese:
Mit Bezug auf den ermordeten Apostolischen Vikar Anatoliens, Seine Exzellenz Luigi Padovese - Titularbischof von Monteverde und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz der Türkei - bedauerte der Patriarach diesen Vorfall zutiefst. Die Tatsache, daß dies einen Tag vor Beginn der Apostolischen Reise Papst Benedikts nach Zypern geschah, verlieh der Zypernvisite einen dunklen Schatten. Bischof Padovese hätte am Besuch des Papstes in Zypern als Mitglied der Synode für den Mittleren Osten teilnehmen sollen, wie er bereits an den zuvor stattgefundenen Vorbereitungstreffen für die Synode teilgenommen hatte. Bischof Padovese war stets ein ruhiger Teilnehmer, erläuterte der Patriarch, und war als Spezialist in der Theologie des heiligen Paulus wohlbekannt. Der Kapuzinerbischof Padovese hatte 20 Symposien über den heiligen Paulus in Tarsus veranstaltet und die wichtigsten Beiträge im Paulusjahr in drei große Bände einfließen lassen: "Paolo di Tarso. Archeologia, storia, ricezione", Effatà Editrice, Cantalupa (TO) 2009.
Mit Bezug auf die Apostolizität und die missionarische Berufung (vgl. die sogenannten Nota Ecclesiae) betonte Seine Seligkeit Patriarch Fouad Twal die Wichtigkeit der fortdauernden Verkündigung der Frohbotschaft. Sie sei unerläßlich, um Zeugnis für den Glauben der Katholischen Kirche zu geben, wie es auch im Instrumentum Laboris unter den Nummern 19 und 20 geschrieben ist: die Kirche im Mittleren Osten ist von ihrem Ursprung her apostolisch, und diese Länder, welche durch das Leben Christi gesegnet sind, stellen daher "die Wiege der Christenheit" dar. Die Christen des Mittleren Osten sehen ihre große Verantwortung darin, den christlichen Glauben zu erhalten und im Geist des Evangeliums die Beziehungen zu allen Christen, und auch zu den Nicht-Christen, aufrecht zu erhalten.
Patriarch Twal sieht auf das Leben des heiligen Völkerapostels Paulus und blickt mit folgenden Worten auf die bevorstehende und sehr bedeutungsvolle Synode, welche mit der feierlichen Papstmesse - in Anwesenheit aller Patriarchen und Delegierten - am Sonntag vormittag im Petersdom eröffnet wird: "Wir wissen, wie der heilige Paulus um der Verkündigung des Evangeliums willen gelitten hat, und wir verstehen, daß wir unser Kreuz für die Mission im Heiligen Land tragen und seinem Beispiel hier zu folgen haben. Gemeinsam vereinen wir unsere Stimmen mit den Worten Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. für einen Appell zu mehr Gebet und Fürsprache, zu mehr Gerechtigkeit im Heiligen Land!“
[BEITRAG DER ROMKORRESPONDENTIN MAG. MAG. GABRIELA MARIA MIHLIG IM AUFTRAG DES LATEINISCHEN PATRIARCHEN VON JERUSALEM.]
Als Rückerinnerung an den historisch ersten Besuch eines Papstes in Zypern überhaupt stelle ich noch ein kurzes Video zur Verfügung aus der Begegnung Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. mit der Katholischen Kirche in Zypern am Sportplatz der vor allem von den Maroniten besuchten Grundschule St. Maron in Nicosia im Rahmen seiner Apostolischen Reise. Zu sehen ist ein bewegender Ausschnitt bei der Vorstellung der größten katholischen Gruppe - des ältesten Bevölkerungsteiles Zyperns - der Maroniten, vom Samstag, dem 5. Juni 2010. Die Schüler und Schülerinnen stellten Stationen im Verlaufe eines Kirchenjahres dar, hier zum österlichen Triduum: