Friday, November 26. 2010
SEEWALD-PAPST-BUCH ABSOLUT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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07:30
Comments (0) Trackbacks (4) SEEWALD-PAPST-BUCH ABSOLUT LESENSWERTES WEIHNACHTSGESCHENK: ERZBISCHOF FISICHELLA
(Vorab: hier geht es zu meiner eigenen Rezension - unterhalb, im Diskussionsforum von kath.net oder bei amazon -, und hier geht es zur Note der Glaubenskongregation.)
Am 23. November 2011 wurde um 10.30 Uhr in der Aula Giovanni Paolo II des Pressesaales des Heiligen Stuhles im Rahmen einer Pressekonferenz das neue Buch "Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald", Freiburg - Basel - Wien 2010. An erster Stelle nahm Seine Exzellenz Rino Fisichella, Präsident des neu errichteten Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung und Titularerzbischof von Vicohabentia, Stellung. Seine wichtige und wegweisende italienische Stellungnahme habe ich ins Deutsche gebracht und auch die Zitate des Papstbuches dem bereits erschienen deutschen Original entnommen: Licht der Welt. Die Handschrift des Papstes ist unverkennbar, und sie auf der ersten Seite des Buches vorzufinden, hat einen gewissen Effekt. Er hat höchstwahrscheinlich selbst den Titel ausgewählt, und das ist bedeutsam. Bei einem Interview wird angenommen, daß die Hauptrolle dem Interviewer zukomme; in diesem Fall aber ist es nicht so. Der ausgewählte Titel erlaubt nicht, sich auf die Person des Papstes zu beschränken, sondern weist darüber hinaus, auf den, der nach 2000 Jahren immer noch die Geschichte erleuchtet, weil Er gesagt hatte, das "Licht der Welt" zu sein. Protagonistin dieser Seiten ist jedenfalls, wie sofort aufscheint, die Kirche. Die vielen Fragen, die das Gespräch anleiten, stellen nichts anderes heraus als die Natur der Kirche, ihre Präsenz im Laufe der Geschichte, den Dienst, den der Papst zu tun berufen ist, und - was nicht zweitrangig ist - die Sendung, die sie auch heute noch fortsetzen muß, um ihrem Herrn treu zu sein. "Das heißt, daß wir wirklich in einem Zeitalter sind, in dem eine neue Evangelisierung nötig ist; in dem das eine Evangelium in seiner großen, bleibenden Rationalität und zugleich in seiner die Rationalität übersteigenden Macht verkündet werden muß, um neu in unser Denken und Verstehen zu kommen ... Das zu verstehen ist wichtig, um von daher Kirche nicht als einen Apparat zu begreifen, der alles Mögliche machen muß - der Apparat gehört auch dazu, aber in Grenzen -, sondern als lebendiger Organismus, der von Christus selbst herkommt" (S. 164 f.). Im Lichte dieses Hinweises ist es einfach, das Ziel zu erfassen, das diese Jahre des Pontifikates kennzeichnet und darauf ausgerichtet ist, aufzuzeigen, wie entscheidend es für den Menschen von heute ist, die Gegenwart Gottes in sein Leben integrieren zu können, um in freier Weise - dies bringt die fortlaufende Hervorhebung der Rationalität tatsächlich mit sich - auf die entscheidende Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz zu antworten. Die Reichweite, innerhalb derer sich das Interview abspielt, ist sehr groß. Es scheint, daß der Neugierde von Peter Seewald nichts entgehe, der bis zu den Grundlinien des persönlichen Lebens des Papstes vordringen möchte, mit den großen Fragestellungen, welche die aktuelle Theologie kennzeichnen, mit den verschiedenen politischen Vorgängen, die seit jeher die Beziehungen zwischen verschiedenen Ländern begleiten und schließlich mit den Anfragen, die einen großen Teil der öffentlichen Debatte beanspruchen. Wir befinden uns vor einem Papst, der sich keiner Frage entzieht, der die Absicht hat, mit einer einfachen Sprache alles zu klären - aber nichts desto trotz tiefgehend -, und der mit Wohlwollen jene Provokationen annimmt, die viele Fragestellungen in sich bergen. Das ganze Interview jedoch auf einen aus der Gesamtheit des Denkens von Benedikt XVI. herausgebrochenen Satz zu reduzieren, wäre eine Beleidigung gegenüber der Intelligenz des Papstes und eine billige Instrumentalisierung seiner Worte. Das, was aus dem Gesamtbild dieser Seiten hervorgeht, ist die Vision einer Kirche, die dazu berufen ist, Licht der Welt zu sein, Zeichen für die Einheit der ganzen Menschheit - um eine bekannte Formulierung des II. Vatikanischen Konzils zu verwenden - und Instrument zur Erfassung des Wesentlichen für das Leben. Auch wenn sie in unseren Augen wie eine Kirche erscheint, die Ärgernis gibt, die sich nicht den angesagten Verhaltensweisen anpassen möchte, die in ihren Lehren unverständlich erscheint und die vielleicht mögliche interne Handlungen von Menschen durchscheinen läßt, die ihre Heiligkeit verdunkeln. In jedem Fall ist sie auf Basis der Lehre des Meisters "Licht der Welt", eine Stadt auf dem Berg, um von allen gesehen zu werden, Zeichen des Widerspruches, und sie hat die Sendung, im Laufe der Jahrhunderte den Glauben an den auferstandenen Herrn bis zu Seiner Wiederkunft lebendig zu erhalten: "Das war ja ein Anliegen von Johannes Paul II., deutlich zu machen, daß wir auf den kommenden Christus hinschauen. Daß also der Gekommene noch weit mehr der Kommende ist und wir in dieser Perspektive Glauben auf Zukunft hin leben." (S. 84). Licht der Welt ist natürlich kein von Benedikt XVI. geschriebener Band, und dennoch, wer sich sein Denken zu Gemüte führt, seine Sorgen und die Leiden dieser Jahre, sein pastorales Programm und die Erwartungen für die Zukunft, gewinnt den Eindruck eines optimistischen Papstes, was das Leben der Kirche betrifft, trotz der Schwierigkeiten, die sie immer schon begleiten: "In anderen Erdteilen wächst und lebt sie, ist sie voller Dynamik. Die Zahl der Neupriester ist in den letzten Jahren weltweit gestiegen, auch die Zahl der Seminaristen." (S. 28). Das will sagen: die Kirche darf nicht nur mit dem Fragment eines geographischen Gebietes identifiziert werden; sie ist ein Ganzes, das jeden Teil aufbaut, umfaßt und übersteigt. Eine Kirche, die auch aus Sündern besteht; und dennoch kann der Papst - ohne das Böse zu bagatellisieren - richtigerweise sagen, daß "es zu einem Kollaps führen würde, wenn sie nicht mehr da wäre" (S. 49), weil das Gute, das sie tut, im Blick aller ist, auch wenn man den Blick oft und all zu gerne wo anders hinlenken möchte. Eine Seite nach der anderen wird die Geduld sichtbar, mit Klarheit auf jede Anfrage einzugehen, die gestellt wird. Benedikt XV. öffnet sein Herz, was sein tägliches Leben betrifft, so wie er mit der nötigen Offenheit die Probleme anspricht, die sich im Verlauf der Geschichte dieser Jahre finden. Wenn er uns einerseits in seine Wohnung einzulassen scheint, indem er mit dem Leser die Rhythmen seines Tages teilt, greift er andererseits auf Bilder zurück, welche die Befindlichkeit der vergangenen Monate gut beschreiben: "Ja, es ist eine große Krise, das muß man sagen. Es war für uns alle erschütternd. Plötzlich so viel Schmutz. Es war wirklich fast ein Vulkankrater, aus dem plötzlich eine gewaltige Schmutzwolke herauskam, alles verdunkelte und verschmutzte" (S. 40). Der einfache Ton seiner Antworten gewinnt Kraft aus der Anschaulichkeit der Bilder, die oft wiederkehren, was das vollständige Verstehen des Dramas einiger Fakten gestattet. Und doch ist das, was aus der Gemütsruhe der Antworten und aus der Entwicklung seiner Argumentation in deutlicher Weise hervorgeht, vor allem die Spiritualität, die sein Leben so sehr charakterisiert, daß wir verstummen. " Im übrigen konnte ich schon in dem Augenblick, in dem es mich getroffen hatte, einfach zum Herrn nur sagen: 'Was tust Du mit mir? Jetzt hast Du die Verantwortung. Du mußt mich führen! Ich kann es nicht. Wenn Du mich gewollt hast, dann mußt Du mir auch helfen!' " (S. 18; vgl. S. 31). Wer es liest, kapituliert. Entweder man nimmt die Vision des Glaubens als ein authentisches Sich-Übergeben an Gott an, der dich dorthin führt, wohin Er will, oder man läßt sich von den phantasiereichsten Interpretationen leiten, die oft das klerikale Geschwätz, und nicht nur dieses, kennzeichnen. Die Wahrheit aber befindet sich ganz in diesen Worten. Wenn man Benedikt XVI. verstehen möchte, sein Leben und sein Pontifikat, muß man zu diesem Bekenntnis zurückkehren. Hier spürt man die Berufung zum Priestertum als einen Ruf in die Nachfolge; hier versteht man das Warum einer Laufbahn, die in ihrer Vision der Welt und des Handelns der Kirche nicht verändert werden kann; hier erfaßt man die Perspektive, durch die es möglich ist, zur Tiefe seines Denkens und zur Interpretation einiger seiner Handlungen zu gelangen. Es gibt im Deutschen einen Begriff, der dies alles zusammenfaßt: Gelassenheit, das heißt die vertrauensvolle Hingabe bis zum Tod. Das drückt die entschiedene Wahl in Freiheit aus wie ein radikales Sich-Entleeren, um sich formen und führen zu lassen, wohin der Herr es will; kurz gesagt: der Papst erkennt sich mehr als alle anderen als ein "einfacher Bettler vor Gott" (S. 32). Die christozentrische Spiritualität, die mehrere Male angesprochen wird und die von einer tiefen Verbindung mit der Liturgie (vgl. 131 f.) genährt wird, erlaubt es, das Verhalten von Benedikt XVI. zu verstehen. Übrigens stellt er dies selbst heraus, wenn er zur Frage nach der Macht, die ein Papst besitze, attestiert: "Zum Papst gehört nicht, daß er als glorreicher Herrscher dasteht, sondern daß er für jenen Zeugnis ablegt, der gekreuzigt wurde, und daß er bereit ist, auch selbst in dieser Form, in der Bindung an Ihn, sein Amt auszuüben" (S. 24). In dieser Optik wird es zumindest paradox, wenn man die nachfolgende Passage liest, die dem, was soeben gesagt wurde, zu widersprechen scheint, während er sie jedoch in seinen kohärenten Verstehenshorizont einbringt: "Durch mein ganzes Leben hat sich immer auch die Linie hindurchgezogen, daß Christentum Freude macht, Weite gibt" (S. 25). Zusammengefaßt: ein Papst, der ein Optimist bleibt; nicht an erster Stelle wegen der objektiven Dynamik der Kirche, die sich von vielen Kräften der Spiritualität her zeigt, sondern vor allem kraft der Liebe, die alles formt und alles gewinnt (vgl. S. 79). Ein Interview, das durch viele Passagen zu einer Herausforderung wird, innerhalb und außerhalb der Kirche eine ernsthafte Gewissenserforschung durchzuführen, um zu einer wahren Bekehrung des Herzens und des Geistes zu gelangen. Die Bedingungen des Lebens der Gesellschaft, die Ökologie, die Sexualität, die Wirtschaft und das Finanzwesen und eben die Kirche? Dies alles sind Themen, die eines besonderen Engagements bedürfen, um die kulturelle Ausrichtung der Welt von heute und die Perspektiven, die sich für die Zukunft öffnen, zu überprüfen. Benedikt XVI. läßt sich nicht durch Umfrageergebnisse einschüchtern, weil die Wahrheit ganz andere Kriterien besitzt: "Aber andererseits würde ich festhalten, daß die Statistik nicht schon der Maßstab der Moral sein kann" (S. 174). Er ist sich bewußt, daß es eine "Vergiftung des Denkens gibt, die uns schon im voraus in falsche Perspektiven hineinführt" (S. 67), und deshalb fordert er uns heraus, den notwendigen Weg zur Wahrheit zu erfassen (vgl. S. 69 - 70), um fähig zu sein, der Welt von heute echten Fortschritt zu geben (vgl. S. 60 - 62). Diese Seiten lassen jedenfalls in Klarheit das Denken des Papstes aufleuchten, und einige werden sich nach den in der Vergangenheit aufgeworfenen Beschreibungen eines obskuren und modernitätsfeindlichen Mannes neu ausrichten müssen: "Wichtig ist, daß wir versuchen, das Christentum so zu leben und so zu denken, daß es die gute, die rechte Moderne in sich aufnimmt" (S. 76), mit ihren Errungenschaften und ihren Werten, die sie mühevoll erreichen konnte: "So gibt es von Natur aus viele Themen, in denen sozusagen die Moralität der Moderne liegt. Die Modernität ist ja nicht nur aus Negativem aufgebaut. Wenn dies der Fall wäre, könnte sie nicht lange bestehen. Sie trägt große moralische Werte in sich, die gerade auch vom Christentum kommen, die durch das Christentum erst als Werte in das Bewußtsein der Menschheit gerückt wurden. Wo sie vertreten werden - und sie müssen vom Papst vertreten werden -, gibt es Zustimmung über weite Bereiche hin" (S. 36). Diese Hinweise lassen nachvollziehen, warum der Papst so häufig das Thema der Neuevangelisierung anspricht, um alle zu erreichen, die sich unter den Bedingungen finden, "Kinder" der Moderne zu sein, indem sie nur ein paar Aspekte des Phänomens aufgenommen haben, nicht immer die positivsten, während sie die notwendige Suche nach der Wahrheit und vor allem das Erfordernis vergessen haben, das eigene Leben unter eine verbindende und nicht unter eine entgegengesetzte Vision zu stellen (vgl. 76 f.). Daraus ergibt sich, daß dies zu seinen programmatischen Aufgaben gehört, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen: "Aber daß wir mit einer frischen Kraft darangehen müssen, wie dieser Welt das Evangelium neu verkündet werden kann, sodaß es in ihr ankommt, und daß wir dafür alle Energien aufbieten müssen, das gehört zu den Programmpunkten, die mir aufgegeben sind" (S. 158; vgl. 164). Benedikt XVI. kommt auf diesen Seiten immer wieder auf die Beziehung zwischen der Moderne und dem Christentum zu sprechen. Eine Beziehung, die weder parallel gelebt werden kann noch darf, sondern gelebt werden kann durch die korrekte Verbindung von Glaube und Vernunft sowie der individuellen Rechte und der sozialen Verantwortung. Mit einem Wort, "daß man Gott wieder an die erste Stelle setzt" (S. 83), um einem großen Teil der Kultur der vergangenen Jahrzehnte zu widersprechen, die darauf abzielte, die "Hypothese Gott" (S. 162) als überflüssig zu erweisen. Dies ist die Bekehrung, die Benedikt XVI. von den Christen erbittet und von allen, die seine Stimme hören wollen: "Ich glaube, unsere große Aufgabe ist jetzt, nachdem einige Grundfragen geklärt sind, in erster Linie die Priorität Gottes neu ans Licht zu bringen. Heute ist das Wichtige, daß man wieder sieht, daß es Gott gibt, daß Gott uns angeht und daß Er uns antwortet. Und daß umgekehrt, wenn Er wegfällt, alles andere noch so gescheit sein kann - aber daß der Mensch dann seine Würde und seine eigentliche Menschlichkeit verliert und damit das Wesentliche zusammenbricht" (S. 86). Das ist die Aufgabe des Papstes, der sich für sein Pontifikat vornimmt - und um ehrlich zu sein, man kann nicht negieren, wie schwierig dies erscheint: "Jetzt geht es darum, dies weiterzuführen und die Dramatik der Zeit zu erfassen, in ihr das Wort Gottes als das Entscheidungswort festzuhalten - und zugleich dem Christentum jene Einfachheit und Tiefe zu geben, ohne die es nicht wirken kann." (S. 87) Vertraulichkeit, Ironie, in manchen Momenten Sarkasmus, aber vor allem Einfachheit und Wahrheit sind die charakteristischen Merkmale dieses Gespräches, das von Benedikt XVI. erwählt wurde, um die große Öffentlichkeit an seinem Denken teilhaben zu lassen, an seiner Art zu sein und an seiner Art, seine Sendung zu begreifen, die ihm anvertraut worden ist. Kein einfaches Unterfangen im Zeitalter der Kommunikation, das oft dahin tendiert, nur einige Fragmente herauszustreichen und das Ganze im Dunkeln stehen zu lassen. Ein lesenswerter und bedenkenswerter Band, um einmal mehr zu verstehen, auf welche Weise die Kirche in der Welt Ansage einer guten Nachricht sein kann, die Freude und Frieden bereitet. [ENDE DER ÜBERSETZUNG DER VORSTELLUNGSWORTE VON ERZBISCHOF RINO FISICHELLA.] Zusammengefaßt aus meiner Warte: wer dieses Buch nicht liest, dem entgeht wirklich etwas Fundamentales. Ein idealeres Weihnachtsgeschenk kann ich mir aktuell nicht vorstellen. So verbleibe ich mit den besten Segenswünschen für die kommende Adventzeit Euer Padre Alex - Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik |
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