Saturday, October 22. 2011
PAPST BENEDIKT XVI. AUF DEM ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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13:00
Comments (0) Trackback (1) PAPST BENEDIKT XVI. AUF DEM GEISTLICHEN WEG NACH ASSISI
Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. setzt auf vielen Ebenen fort, was der selige Papst Johannes Paul II. angestoßen oder bereits voll und ganz begonnen hatte. Dies betrifft sowohl die Sorge um die sichtbare Einheit der Katholischen Kirche mit allen ihren lebendigen Riten als auch die Aufgaben der Mission und des interreligiösen Dialoges, die nicht gegeneinander ausgespielt werden können. In Fortsetzung bisheriger Blogeinträge zur Piusbruderschaft-Thematik (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) biete ich zunächst noch die deutsche Übersetzung der französischsprachigen Mitteilung des Heiligen Stuhles vom 14. September 2011 (Verlinkungen von mir):
MITTEILUNG DES HEILIGEN STUHLES: TREFFEN ZWISCHEN DER KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE UND DER PRIESTERBRUDERSCHAFT SANKT PIUS X. Am 14. September 2011 hat am Sitz der Kongregation für die Glaubenslehre eine Begegnung Seiner Eminenz, des hochwürdigsten William Kardinal Levada, Präfekt dieser Kongregation und Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Seiner Exzellenz Bischof Luis Ladaria SJ, Sekretär dieser Kongegration, und des Herrn Prälaten Guido Pozzo, Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, mit Seiner Exzellenz Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft Sankt Pius X., und den Priestern Niklaus Pfluger und Alain-Marc Nély, Generalassistenten der Bruderschaft, stattgefunden. Im Gefolge der am 15. Dezember 2008 an Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. gerichteten Bitte des Generaloberen der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. hatte der Heilige Vater die Entscheidung getroffen, die Exkommunikation der vier von Bischof Marcel Lefebvre geweihten Bischöfe aufzuheben und gleichzeitig mit der Bruderschaft Gespräche zur Glaubenslehre zu beginnen, um die Schwierigkeiten und Probleme des lehrmäßigen Bereiches zu überwinden und zur Heilung des bestehenden Bruches zu gelangen. Im Gehorsam gegenüber dem Willen des Heiligen Vaters hat sich eine gemischte Studienkommission - zusammengesetzt aus Experten der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. und aus Experten der Kongregation für die Glaubenslehre - acht Mal zu Begegnungen getroffen, die in der Zeit vom Oktober 2009 bis April 2011 in Rom stattgefunden haben. Diese Gespräche, deren Ziel es war, die wichtigeren lehrmäßigen Schwierigkeiten bei kontroversen Thematiken auszuarbeiten und zu vertiefen, haben ihren Zweck erfüllt, nämlich die diesbezüglichen Positionen und ihre Begründungen abzuklären. Unter Berücksichtigung der von der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. eingebrachten Sorgen und Bitten, die sich auf die Einhaltung der Integrität des katholischen Glaubens gegenüber der Hermeneutik des Bruches des II. Vatikanisches Konzils im Hinblick auf die Tradition beziehen - eine von Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache an die Römische Kurie mit Datum vom 22. Dezember 2005 benannte Hermeneutik -, sieht die Kongregation für die Glaubenslehre als fundamentale Ausgangsbasis der vollständigen Versöhnung mit dem Apostolischen Stuhl die Annahme der doktrinellen Präambel an, die im Verlaufe der Begegnung des 14. September 2011 ausgehändigt worden ist. Diese Präambel legt bestimmte lehrmäßige Prinzipien und Kriterien zur Interpretation der katholischen Glaubenslehre dar, die notwendig sind, um die Treue zum Lehramt der Kirche und zum sentire cum Ecclesia sicherzustellen, wobei in alledem das Studium und die theologische Erklärung von Ausdrücken oder bestimmter Formulierungen, die in den Texten des II. Vatikanischen Konzils und des nachfolgenden Lehramtes enthalten sind, für eine legitime Diskussion offen bleiben. Im Verlaufe desselben Treffens sind bestimmte Elemente im Hinblick auf eine kirchenrechtliche Lösung für die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. vorgelegt worden, die der erhofften eventuellen Versöhnung folgen würde. [ENDE MEINER DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG.] So wird sich nun auch zeigen, wie sich das (in etwas anderem Kontext vor einigen Monaten noch sehr stark diskutierte) Gehorsamsverständnis der Priesterbruderschaft St. Pius X. auf ihre Antwort gegenüber dem Heiligen Stuhl auswirken wird. Diesbezüglich sind die Bischöfe der Priesterbruderschaft - und nicht nur sie - auch an das geltende Direktorium für den pastoralen Dienst der Bischöfe Apostolorum Successores vom 22. Februar 2004 zu erinnern, das noch vom seligen Papst Johannes Paul II. approbiert und zur Veröffentlichung bestimmt worden ist. Heute konnte ja zum ersten Mal der Gedenktag desselben seliggesprochenen Papstes gefeiert werden. Und um einmal mehr aufzuzeigen, wie sehr sich sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. an seinem Vorgänger orientiert und dessen Weg weitergeht, übernehme ich als eine Art Vorbereitung für den kommenden Donnerstag in Assisi zwei Ansprachen von der Apostolischen Reise in Deutschland, nämlich anläßlich der Begegnung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde und anläßlich der Begegnung mit Vertretern der muslimischen Gemeinde, wobei ich auch Verlinkungen vornehme: BEGEGNUNG MIT VERTRETERN DER JÜDISCHEN GEMEINDE: ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI. Berliner Reichstagsgebäude, Donnerstag, 22. September 2011 Sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde! Ich freue mich ehrlich über diese Zusammenkunft mit Ihnen hier in Berlin. Ganz herzlich danke ich Herrn Präsident Dr. Dieter Graumann für die freundlichen und auch für seine nachdenklichen Worte. Sie machen mir deutlich, wie viel Vertrauen gewachsen ist zwischen dem jüdischen Volk und der Katholischen Kirche, die einen nicht unwesentlichen Teil ihrer grundlegenden Traditionen gemeinsam haben, wie Sie betonten. Zugleich ist uns allen klar, daß ein liebendes verstehendes Ineinander von Israel und Kirche im jeweiligen Respekt für das Sein des anderen immer noch weiter wachsen muß und tief in die Verkündigung des Glaubens einzubeziehen ist. Bei meinem Besuch in der Kölner Synagoge vor sechs Jahren sprach Rabbiner Teitelbaum über die Erinnerung als eine der Säulen, die man braucht, um darauf eine friedliche Zukunft zu gründen. Und heute befinde ich mich an einem zentralen Ort der Erinnerung, der schrecklichen Erinnerung, daß von hier aus die Shoah, die Vernichtung der jüdischen Mitbürger in Europa geplant und organisiert wurde. In Deutschland lebten vor dem Naziterror ungefähr eine halbe Million Juden, die einen festen Bestandteil der deutschen Gesellschaft bildeten. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Deutschland als das "Land der Shoah", in dem man eigentlich nicht mehr leben konnte als Jude. Es gab zunächst kaum Anstrengungen, die alten jüdischen Gemeinden neu zu begründen, auch wenn von Osten her stetig jüdische Einzelpersonen und Familien einreisten. Viele von ihnen wollten auswandern und sich vor allem in den Vereinigten Staaten oder in Israel eine neue Existenz aufbauen. An diesem Ort muß auch erinnert werden an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Nur wenige sahen die ganze Tragweite dieser menschenverachtenden Tat, wie der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der von der Kanzel der Sankt-Hedwigs-Kathedrale den Gläubigen zurief: "Draußen brennt der Tempel – das ist auch ein Gotteshaus". Die nationalsozialistische Schreckensherrschaft gründete auf einem rassistischen Mythos, zu dem die Ablehnung des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, des Gottes Jesu Christi und der an Ihn glaubenden Menschen gehörte. Der "Allmächtige", von dem Adolf Hitler sprach, war ein heidnisches Idol, das Ersatz sein wollte für den biblischen Gott, den Schöpfer und Vater aller Menschen. Mit der Verweigerung der Achtung vor diesem einen Gott geht immer auch die Achtung vor der Würde des Menschen verloren. Wozu der Mensch, der Gott ablehnt, fähig ist, und welches Gesicht ein Volk im Nein zu diesem Gott haben kann, haben die schrecklichen Bilder aus den Konzentrationslagern bei Kriegsende gezeigt. Angesichts dieser Erinnerung ist dankbar festzustellen, daß sich seit einigen Jahrzehnten eine neue Entwicklung zeigt, bei der man geradezu von einem Aufblühen jüdischen Lebens in Deutschland sprechen kann. Es ist hervorzuheben, daß sich die jüdische Gemeinschaft in dieser Zeit besonders um die Integration osteuropäischer Einwanderer verdient gemacht hat. Dankbar möchte ich auch auf den sich vertiefenden Dialog zwischen der Katholischen Kirche und dem Judentum hinweisen. Die Kirche empfindet eine große Nähe zum jüdischen Volk. Mit der Erklärung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde ein "unwiderruflicher Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und der Freundschaft“ eingeschlagen (vgl. Rede in der Synagoge in Rom, 17. Januar 2010). Dies gilt für die Katholische Kirche als ganze, in der der selige Papst Johannes Paul II. sich besonders intensiv für diesen neuen Weg eingesetzt hat. Es gilt selbstverständlich auch für die Katholische Kirche in Deutschland, die sich ihrer besonderen Verantwortung in dieser Sache bewußt ist. In der Öffentlichkeit wird vor allem die "Woche der Brüderlichkeit“ wahrgenommen, die von den lokalen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr in der ersten Märzwoche organisiert wird. Von katholischer Seite gibt es zudem jährliche Treffen zwischen Bischöfen und Rabbinern sowie strukturierte Gespräche mit dem Zentralrat der Juden. Schon in den 70er Jahren trat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit der Errichtung eines Gesprächskreises "Juden und Christen“ hervor, der in fundierter Weise im Laufe der Jahre viele hilfreiche Verlautbarungen hervorgebracht hat. Und nicht unerwähnt lassen möchte ich das historische Treffen im März 2006 für den jüdisch-christlichen Dialog unter Beteiligung von Kardinal Walter Kasper. Diese Zusammenarbeit trägt Früchte. Neben diesen wichtigen Initiativen scheint mir, daß wir Christen uns auch immer mehr unserer inneren Verwandtschaft mit dem Judentum klar werden müssen, von der Sie gesprochen haben. Für Christen kann es keinen Bruch im Heilsgeschehen geben. Das Heil kommt nun einmal von den Juden (vgl. Joh 4,22). Wo der Konflikt Jesu mit dem Judentum seiner Zeit in oberflächlicher Manier als eine Loslösung vom Alten Bund gesehen wird, wird er auf die Idee einer Befreiung hinauslaufen, die die Tora nur als sklavische Befolgung von Riten und äußeren Observanzen mißdeutet. Tatsächlich hebt aber die Bergpredigt das mosaische Gesetz nicht auf, sondern enthüllt seine verborgenen Möglichkeiten und läßt neue Ansprüche hervortreten. Sie verweist uns auf den tiefsten Grund menschlichen Tuns, das Herz, wo der Mensch zwischen dem Reinen und dem Unreinen wählt, wo sich Glaube, Hoffnung und Liebe entfalten. Die Hoffnungsbotschaft, die die Bücher der hebräischen Bibel und des christlichen Alten Testaments überliefern, ist von Juden und Christen in unterschiedlicher Weise angeeignet und weitergeführt worden. "Wir erkennen es nach Jahrhunderten des Gegeneinanders als unsere heutige Aufgabe, daß diese beiden Weisen der Schriftlektüre – die christliche und die jüdische – miteinander in Dialog treten müssen, um Gottes Willen und Wort recht zu verstehen" (Jesus von Nazareth. Zweiter Teil: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung, S. 49) Dieser Dialog soll die gemeinsame Hoffnung auf Gott in einer zunehmend säkularen Gesellschaft stärken. Ohne diese Hoffnung verliert die Gesellschaft ihre Humanität. Insgesamt dürfen wir feststellen, daß der Austausch der Katholischen Kirche mit dem Judentum in Deutschland schon verheißungsvolle Früchte getragen hat. Beständige vertrauensvolle Beziehungen sind gewachsen. Juden und Christen haben gewiß eine gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung der Gesellschaft, die immer auch eine religiöse Dimension hat. Mögen alle Beteiligten diesen Weg gemeinsam weitergehen. Dazu schenke der Einzige und Allmächtige, Ha Kadosch Baruch Hu, seinen Segen. Ich danke Ihnen. BEGEGNUNG MIT VERTRETERN DER MUSLIMISCHEN GEMEINDE: ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI. Apostolische Nuntiatur Berlin, Freitag, 23. September 2011 Liebe muslimische Freunde! Ich freue mich, Sie als Vertreter verschiedener muslimischer Gemeinschaften in Deutschland heute hier willkommen zu heißen. Sehr herzlich danke ich Professor Mouhanad Khorchide für die freundlichen Worte der Begrüßung und die tiefen Reflexionen, die er uns vorgelegt hat. Sie zeigen, wie zwischen der Katholischen Kirche und den muslimischen Gemeinschaften in Deutschland ein Klima des Respekts und des Vertrauens gewachsen ist und das gemeinsam uns Tragende sichtbar wird. Berlin ist ein günstiger Ort für ein solches Treffen, nicht nur weil sich hier die älteste Moschee auf Deutschlands Boden befindet, sondern auch weil in Berlin die meisten Muslime im Vergleich zu allen anderen Städten Deutschlands wohnen. Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden. Allerdings wird es notwendig sein, beständig daran zu arbeiten, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen. Dies ist nicht nur für ein friedvolles Zusammenleben wichtig, sondern auch für den Beitrag, den jeder für den Aufbau des Gemeinwohls in dieser Gesellschaft zu leisten vermag. Viele Muslime messen der religiösen Dimension des Lebens große Bedeutung bei. Das wird zuweilen als Provokation aufgefaßt in einer Gesellschaft, die dazu neigt, diesen Aspekt an den Rand zu drängen oder ihn höchstens im Bereich der privaten Entscheidungen des einzelnen gelten zu lassen. Die Katholische Kirche setzt sich entschieden dafür ein, daß der öffentlichen Dimension der Religionszughörigkeit eine angemessene Anerkennung zuteil wird. In einer überwiegend pluralistischen Gesellschaft wird dieser Anspruch nicht bedeutungslos. Dabei ist darauf zu achten, daß der Respekt gegenüber dem anderen stets gewahrt bleibt. Dieser gegenseitige Respekt füreinander wächst nur auf der Basis des Einvernehmens über einige unveräußerliche Werte, die der Natur des Menschen eigen sind, insbesondere der unverletzlichen Würde jeder einzelnen Person als Geschöpf Gottes. Dieses Einvernehmen schränkt den Ausdruck der verschiedenen Religionen nicht ein; im Gegenteil erlaubt es jedem Menschen, konstruktiv zu bezeugen, woran er glaubt, ohne sich dem Vergleich mit dem anderen zu entziehen. In Deutschland – wie in vielen anderen, nicht nur westlichen Ländern – ist dieser allgemeine Bezugsrahmen durch die Verfassung vorgegeben, deren rechtlicher Gehalt für jeden Bürger verbindlich ist, sei er nun Mitglied einer Glaubensgemeinschaft oder nicht. Sicher ist die Diskussion über die beste Formulierung von Prinzipien wie der öffentlichen Religionsausübung weitgreifend und immer offen, allerdings ist die Tatsache bedeutsam, daß das deutsche Grundgesetz sie nun schon seit über 60 Jahren in einer bis heute gültigen Weise zum Ausdruck bringt (vgl. Art. 4,2). In ihm finden wir vor allem jenes gemeinsame Ethos, das Grundlage des menschlichen Zusammenlebens ist und das in gewisser Weise auch die scheinbar nur formalen Regeln des Funktionierens der institutionellen Organe und des demokratischen Lebens prägt. Wir könnten uns fragen, wieso ein solcher Text, der in einer radikal verschiedenen geschichtlichen Epoche, also in einer fast einheitlich christlichen kulturellen Situation, erarbeitet wurde, auch für das heutige Deutschland paßt, das in einer Situation einer globalisierten Welt lebt und durch einen bemerkenswerten Pluralismus im Bereich der Glaubensüberzeugungen geprägt ist. Mir scheint, der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß den Vätern des Grundgesetzes in jenem wichtigen Augenblick voll bewußt war, einen wirklich soliden Grund suchen zu müssen, auf dem alle Bürger sich wiederfinden konnten und der für alle tragende Grundlage sein kann über Verschiedenheiten hinweg. Indem sie so handelten, auf die Menschenwürde und die Verantwortung vor Gott abzustellen, sahen sie nicht von der eigenen Glaubenszugehörigkeit ab; für nicht wenige von ihnen war ja das christliche Menschenbild die wahre inspirierende Kraft. Sie wußten aber, daß sich alle Menschen mit anderen konfessionellen und auch nichtreligiösen Hintergründen auseinandersetzen müssen: der gemeinsame Grund für alle wurde in der Anerkennung einiger unveräußerlicher Rechte gefunden, die der menschlichen Natur eigen sind und jeder positiven Formulierung vorausgehen. In dieser Weise legte eine damals im wesentlichen homogene Gesellschaft das Fundament, das wir heute als gültig für eine vom Pluralismus geprägte Zeit ansehen dürfen. Ein Fundament, das in Wirklichkeit auch einem solchen Pluralismus seine offensichtlichen Grenzen zeigt: es ist nämlich nicht denkbar, daß eine Gesellschaft sich auf lange Sicht ohne einen Konsens über die grundlegenden ethischen Werte halten kann. Liebe Freunde! Auf der Grundlage dessen, was ich hier angedeutet habe, scheint mir eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen möglich zu sein. Und damit tragen wir zum Aufbau einer Gesellschaft bei, die in vieler Hinsicht von dem, was wir aus der Vergangenheit mitbrachten, verschieden ist. Als Menschen des Glaubens können wir, von unseren jeweiligen Überzeugungen ausgehend, ein wichtiges Zeugnis in vielen entscheidenden Bereichen des gesellschaftlichen Lebens geben. Ich denke hier zum Beispiel an den Schutz der Familie auf der Grundlage der Ehegemeinschaft, an die Ehrfurcht vor dem Leben in jeder Phase seines natürlichen Verlaufs oder an die Förderung einer größeren sozialen Gerechtigkeit. Auch deshalb halte ich es für wichtig, einen Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zu begehen. Dies wollen wir, wie Sie wissen, am kommenden 27. Oktober (2011) in Assisi durchführen, 25 Jahre nach dem historischen Treffen dort unter der Leitung meines Vorgängers, des seligen Papstes Johannes Pauls II. Mit dieser Zusammenkunft wollen wir in schlichter Weise zum Ausdruck bringen, daß wir als Menschen des Glaubens unseren besonderen Beitrag für den Aufbau einer besseren Welt leisten, wobei wir zugleich die Notwendigkeit anerkennen, für die Wirksamkeit unserer Taten im Dialog und in der gegenseitigen Wertschätzung zu wachsen. Mit diesen Gedanken entbiete ich Ihnen nochmals meinen herzlichen Gruß und danke Ihnen für diese Begegnung, die für den Aufenthalt in meinem Vaterland für mich eine große Bereicherung ist. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! [ENDE DER BEIDEN ANSPRACHEN SEINER HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI.] Und Papst Benedikt XVI. hat außerdem in einem eigenen, bereits am 11. Oktober 2011 unterzeichneten und als Motu Proprio gegebenen Apostolischen Schreiben Porta fidei ("Tür des Glaubens") angekündigt, daß im kommenden Jahr zur 50. Wiederkehr der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils ein Jahr des Glaubens beginnen werde. Und so kann jeder unvoreingenommene Beobachter erkennen, wie ernst der regierende Nachfolger des heiligen Petrus seinen Dienst auf allen Ebenen der universalen Kirche nimmt. Beten wir für ihn und das Gelingen des Friedenstreffens in Assisi! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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