Sunday, October 21. 2012
FUNDAMENTALISMUS ENTSTEHT NUR DORT, ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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18:02
Comments (0) Trackbacks (4) FUNDAMENTALISMUS ENTSTEHT NUR DORT, WO WIR ALS MODERATE WEGGEHEN
Noch immer beeindruckt mich das päpstliche Schreiben aus Anlaß der vor zwei Jahren abgehaltenen Sonderversammlung der römischen Bischofssynode über den Nahen Osten (also genau zwei Jahre vor der jetzt laufenden Generalversammlung derselben Bischofssynode). Eine Schlüsselstelle des Apostolischen Schreibens "Ecclesia in Medio Oriente" vom 14. September 2012 ist die Nummer 30, mit der Papst Benedikt XVI. sämtliche Religionsverantwortliche dazu aufruft, den Fundamentalismus in ihren Reihen auszumerzen, und er nimmt dabei das Christentum bzw. die Kirche nicht aus:
"Die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, die Begabung einiger zur Manipulation und ein mangelhaftes Verständnis der Religion bilden unter anderem die Basis für den religiösen Fundamentalismus. Dieser sucht alle religiösen Gemeinschaften heim und lehnt das jahrhundertealte Zusammenleben ab. Aus politischen Gründen sucht er – manchmal mit Gewalt – die Macht über das Gewissen der einzelnen und über die Religion zu gewinnen. Ich appelliere an alle jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsführer der Region, danach zu streben, durch ihr Beispiel und ihre Lehre alles zu tun, um diese Bedrohung auszumerzen, die unterschiedslos und tödlich die Gläubigen aller Religionen ergreift. 'Geoffenbarte Worte, heilige Schriften oder den Namen Gottes zu gebrauchen, um unsere Interessen, unsere – so leicht willfährige – Politik oder unsere Gewalttätigkeit zu rechtfertigen, ist ein sehr schwerer Fehler.'" (Manche haben sich an der Übersetzung "Religionsführer" gestoßen, aber im Französischen, Italienischen und Portugiesischen heißt es besser: "Religionsverantwortliche" ["les responsables religieux"]) Es war daher ein schwerer Fehler von Peter Kodwo Appiah Kardinal Turkson, zunächst auf einen anti-islamischen Angstfilm (zur Bevölkerungsentwicklung in Europa) hereingefallen zu sein und ihn dann auch noch im Rahmen der jetzt tagenden Bischofssynode präsentiert zu haben, wofür er sich ja sehr rasch entschuldigt hat. Meiner Meinung nach gilt auch von daher dieser Aufruf des Papstes nicht nur den Religionsverantwortlichen im Nahen Osten, sondern ist wie vieles andere im Apostolischen Schreiben über die Kirche im Nahen Osten auf praktisch alle Kontinente übertragbar, ja das ist sogar absolut notwendig. Und bei den Fundamentalisten im eigentlichen Sinn handelt es sich zumeist um kleinere Gruppen, die sich jedoch oft gut organisieren, und das gilt auch für die relativistische Scheinwelt des ganzen Internetbereichs. Es scheint leider zuzutreffen, daß immer dort ein gefährlicher Fundamentalismus entstehen und sich vor allem gut ausbreiten kann, wo sich die sogenannten "Moderaten" zurückziehen oder sich ganz zurückgezogen haben. Hauptaufgabe sämtlicher Religionsverantwortlicher ist es daher, viele existentiell vernunftorientierte Persönlichkeiten von einem Engagement zu überzeugen und vor allem im Sinne der Kardinaltugend der Tapferkeit zum Ausharren und Durchhalten zu bringen, auch im Falle größter Bedrohung. Ein glänzendes bzw. trauriges Beispiel für diese These lieferte Alia Ibrahim in Beirut, die am 15. September 2012 während des historischen dritten Besuches eines Papstes im Libanon folgenden Gastkommentar als Chefkorrespondentin des Nachrichtenportals "Al Arabiya" unter dem Titel "The Pope's visit and Tripoli's big loss" ("Der Papstbesuch im Libanon und der schwere Verlust in Tripoli") verfaßte, den ich ins Deutsche übertragen habe: [BEGINN DER ÜBERSETZUNG DES KOMMENTARS VON ALIA IBRAHIM:] DER PAPSTBESUCH IM LIBANON UND DER SCHWERE VERLUST IN TRIPOLI Papst Benedikt XVI. hatte kaum seinen Fuß auf libanesischen Boden gesetzt, als Demonstranten in meiner Heimatstadt Tripoli begannen, ein KFC-Restaurant in Brand zu setzen, zum Protest gegen den anti-islamischen Hetzfilm "Innocence of Muslims" ("Unschuld der Muslime"). Es waren nicht mehr als ein paar hundert, die skandierten: "Wir wollen den Papst nicht ... keine weiteren Beleidigungen für den Islam." Einige dieser Burschen könnten bei den Vandalen dabei gewesen sein, welche nur Stunden zuvor die in einigen Vierteln der Stadt als Willkommensgruß für den Papst angebrachten Poster heruntergerissen hatten. Ich schluckte meine Empörung hinunter - nicht ohne eine Prise Verbitterung - und zwang mich selbst dazu, zu bedenken, daß dies ein weiterer Grund dafür war, warum dieser Papstbesuch so wichtig und warum sein Zeitpunkt so entscheidend wäre. Es gab eine lange Liste sozialer, politischer und sogar sicherheitsrelevanter Punkte, die ich im Kopf hatte, um mein Argument der Vitalität dieses Besuches zu verteidigen, und dies in derartigen Hinsichten, welche die Grenzen dieses Landes bei weitem überschreiten. Im Licht der Ereignisse der letzten Woche entschied ich mich, über Tripoli zu schreiben. Um die Dinge ganz offen auszusprechen: die meisten jener, welche die syrische Revolution ablehnen - darunter ein großer Brocken der Minderheiten Syriens, Christen eingeschlossen -, sagen, daß sie den Aufstieg von Islamisten befürchten. Ein sehr tragfähiges Argument: letzten Endes will niemand seine Stadt in Geiselhaft genommen sehen von einer Gruppe wütender gewalttätiger Bartträger, die Botschaften attackieren und Restaurants anzünden. Ich weiß, daß so etwas Ähnliches passieren kann, weil ich es in meiner eigenen Stadt geschehen sah. Aber es gibt eine lange Liste an Gründen, warum eine Stadt wie Tripoli dorthin geriet, wo sie heute steht, und warum manche ihrer Islamisten fühlen, daß sie tun können, was sie taten, und daß sie damit ungestraft davon kommen. Ich möchte jetzt nicht fortsetzen mit den Details, wie al-Tawhid die Stadt übernahm und sie in die "Hochburg der Muslime" verwandelte, wie es das auf ihrem Haupteingang angebrachte Statut so deutlich benennt, das sich niemand abzunehmen getraut, trotz der Tatsache, daß der Mufti der Stadt, Scheich Malek al Shaar, dessen Mutter übrigens Christin ist, sagt, daß es entfernt gehöre. Ich möchte nicht darüber sprechen, wie sehr Sicherheitsdienste - meistens syrische und libanesische, aber nicht ausschließlich - über drei Jahrzehnte hinweg zur Schaffung und Förderung kleiner Gruppen von Fanatikern beitrugen, die für alle möglichen Agenden eingesetzt werden konnten. Ich möchte nicht über die Almosen aus der Golfregion sprechen, welche dazu investiert wurden, um Tripoli zu einer konservativeren Stadt zu machen, auf Kosten seiner Aufgeschlossenheit, seiner Kreativität und sogar seines Wohlstandes. Ich möchte nicht einmal über die miserablen Politiker sprechen, die nichts getan haben und manchmal die Armut und Ignoranz der sozial benachteiligten Teile der Stadt dazu benützten, um ihren Status abzusichern, oder über die zurückgebliebene Gesellschaft, die sich zur Verteidigung ihrer Identität nicht zur Wehr setzte. Ich möchte vielmehr über einen der größten Verluste sprechen, den Tripoli in den letzten drei Jahrzehnten erfahren hat: die Christen, die einst - sogar in den dunkelsten Tagen des religiösen Bürgerkrieges - in ihr daheim waren. Ich wuchs auf in einem Tripoli, das Weihnachten und Ostern feierte und wo die Leute einen Drink genießen, aber mit ihren religiös stärker engagierten Nachbarn trotzdem befreundet bleiben konnten. Weniger Leute bedeckten ihre Haare, aber jene, die es nicht taten, hörten seinerzeit nie die Obszönitäten, welche sich heute jedes unverschleierte - manchmal sogar verschleierte - Mädchen beim Spazieren anhören muß, sogar in der gehobenen und liberalen - was dies immer bedeuten mag - Gegend der Stadt. Meine beste Freundin, die meiner Mutter, mein Lieblingslehrer, der Geschäftspartner meines Vaters, unser Familienarzt und sogar der Besitzer des Geschäfts, das wir zu besonderen Anlässen beibehielten: sie alle waren Christen. Nun sind sie alle weggegangen. Die meisten Jungen sind ausgewandert, und die Älteren sind in ihrer großen Mehrheit entweder ihren Kindern gefolgt oder haben sich in benachbarten "sichereren" Städten niedergelassen. Ein Freund, der jetzt in den USA lebt, erzählte mir, daß er und seine Frau die einzigen jungen Leute gewesen seien, welche die Weihnachtsmesse in der Kirche des heiligen Maron besuchten. Seine eigenen Eltern waren auch noch dort mit einigen wenigen einheimischen Ehepaaren, aber den größten Anteil der Mitfeiernden stellten die Gastarbeiter dar. Ich erinnerte mich zurück an die Tage, als ich in dieser Kirche bei Pfadfindertreffen dabei war, und an die vielen Male, als ich auf ihren Treppen auf jemanden wartete, der seine Gebete zu beenden hatte. Es bricht mir das Herz, daß meine Töchter niemals das Tripoli kennen werden, das ich kannte, und niemals die Freunde haben werden, die ich dort traf. Ja, Städte können Fanatikern zufallen, aber nur weil die Moderaten sie es tun lassen. Es gibt zu viele Geschehnisse, denen wir die Schuld zuschieben könnten: Krieg, Armut, Unwissenheit, Korruption, Extremismus, die israelische Okkupation, die islamische Revolution im Iran, den 11. September, aber wir sind auch verantwortlich. Jeder einzelne von uns. Was den Christen in Tripoli angetan wurde, war ekelerregend. Ich erinnere mich immer noch an die Geschichten der jungen Männer, deren Füße in Fässer voll von Frischbeton gesteckt und die dann lebendig ins Meer geworfen wurden, und an die Zeit, als es Sitte war, daß auf Mädchen in kurzen Röcken Säure geworfen wurde, aber die Gewalt verschonte niemanden. Auch Muslime erlitten ihren Anteil an Tötungen und Folterungen, ja in größerem Ausmaß aufgrund der Tatsache, daß sie dann auch eine Mehrheit waren. Aber dann ging der Krieg zu Ende: die Christen gingen weg, die Muslime ließen sie gehen, und wir alle haben verloren. Fanatiker sind nicht die Mehrheit in Tripoli, sie sind nicht einmal die größte Minderheit, und unter ihnen würden viele zwei Mal nachdenken, bevor sie die Gesetze brächen, wenn sie nur Zweifel hegten, ob sie für einen Gesetzesbruch ins Gefängnis kommen könnten oder daß der Staat mächtig genug wäre, sie zu stoppen. Bei der Demonstration in Tripoli starb heute ein Mann, und über 20 wurden verletzt, und die Lage sah in anderen Städten der arabischen und islamischen Welt noch trostloser aus. All das im Namen der Religion und wegen eines strunzdummen Filmes zweifelhaften Ursprungs, der [als ganzer] nicht einmal zu existieren scheint. Die ganze Geschichte überdeckte sogar vollständig die Geschehnisse in Syrien, und es fühlte sich fast schon so an, als ob dort das Töten aufgehört hätte und in der vergangenen Woche eben nicht hunderte Menschen ihr Leben ließen. Das ist es, was jetzt den Besuch des Papstes mit seinen Aufrufen zur Vielfalt, zur Koexistenz und zum Verbleib der Christen in ihrem Land so wichtig macht. Moderate Christen und Muslime haben jedes Recht, eine islamistische Herrschaft in Syrien zu befürchten, aber gemeinsam können sie diese Möglichkeit verhindern. Das wirkliche Problem in Tripoli besteht darin, daß es aufhören müßte, die "Hochburg der Muslime" zu sein, um zu dem Status zurückzukehren, den es einmal hatte. [ENDE DER ÜBERSETZUNG DES KOMMENTARS VON ALIA IBRAHIM, BEIRUT.] Für ganz Uninformierte: es geht im Artikel um den Libanon und nicht um Libyen, also es geht um Tripoli und nicht um Tripolis, und daß ich auch den im Beitrag von Alia Ibrahim benannten anti-islamischen Kurzfilm aus den USA von Anbeginn seines Bekanntwerdens radikal abgelehnt habe, war in meinen Twitternachrichten deutlich nachzulesen. Für friedliche Demonstrationen dagegen hatte ich immer mehr als Verständnis, denn wir haben die Sensibilität religiöser Menschen betreffend ihrer absolut unantastbaren Gründerpersönlichkeiten zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht zu achten. Im obigen Artikel wird von Alia Ibrahim auch nicht auf manchmal durchaus notwendige innermuslimische Differenzierungen eingegangen, aber ich setze das Wissen um den multikonfessionellen Staat Libanon mit seiner vorbildhaften rechtlichen Verfassung voraus. Die große Mehrheit der Muslime im Libanon wartete mit ihren friedlichen Protesten gegen den auf die ägyptische Gesellschaft gemünzten Hetzfilm zudem bis zum Montag nach der Abreise des von Christen und Muslimen herzlich willkommen geheißenen Nachfolgers des heiligen Apostels Petrus. Übrigens sind dann auch noch die vier Kommentare unterhalb des englischen Artikels von Alia Ibrahim lesenswert. Und einmal mehr erinnere ich an die historisch so wichtige Ansprache des seligen Papstes Johannes Paul II. an junge marokkanische Muslime in Casablanca. Der Besuch des jetzigen Papstes Benedikt XVI. im Libanon hat jedenfalls bestätigt, daß es eine gemeinsame, friedliche und produktive Zukunft der Religionen geben kann, und so schließe ich mit einem Zitat aus seiner dort im Präsidentenpalais von Baabda am selben 15. September 2012 gehaltenen Ansprache bei der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung und den Verantwortungsträgern der Religionen, die nach dem jüngsten Bombenanschlag in Beirut um so aktueller und dringlicher erscheint: "Um den Generationen von morgen eine Zukunft in Frieden zu eröffnen, ist daher die erste Aufgabe die Erziehung zum Frieden, um eine Friedenskultur aufzubauen. Die Erziehung in der Familie oder in der Schule muß vor allem Erziehung zu den geistigen Werten sein, die der Weitergabe des Wissens und der Traditionen einer Kultur ihren Sinn und ihre Kraft geben. Der menschliche Geist hat einen angeborenen Sinn für das Schöne, Gute und Wahre. Das ist das Siegel des Göttlichen, die Spur Gottes in ihm! Von diesem universalen Streben rührt eine feste und rechte Moralauffassung her, die immer den Menschen ins Zentrum rückt (...) Es ist Aufgabe der Erziehung, das Reifen der Fähigkeit zu begleiten, freie und rechte Entscheidungen zu treffen, die gegenläufig zu verbreiteten Meinungen, Moden, politischen und religiösen Ideologien sein können! Der Aufbau einer Friedenskultur hat diesen Preis! Die verbale oder physische Gewalt muß sichtlich ausgemerzt werden (...) Im Libanon wohnen Christen und Muslime seit Jahrhunderten auf gleichem Raum zusammen. Nicht selten sind beide Religionen in ein und derselben Familie anzutreffen. Wenn das in einer Familie möglich ist, warum dann nicht auch auf der Ebene der gesamten Gesellschaft? Die Besonderheit des Nahen Ostens besteht in der Vermischung verschiedener Komponenten über Jahrhunderte. Gewiß, sie haben sich leider auch bekämpft! Eine pluralistische Gesellschaft kann nur auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts, des Wunsches, den anderen kennenzulernen, und des andauernden Dialogs bestehen. Dieser Dialog unter den Menschen ist nur in dem Bewußtsein möglich, daß es Werte gibt, die allen großen Kulturen gemeinsam sind, weil sie in der Natur des Menschen verwurzelt sind. Diese Werte, die so etwas wie ein Nährboden sind, bringen die authentischen und charakteristischen Züge des Menschlichen zum Ausdruck. Sie gehören zu den Rechten jedes Menschen. In der Bestätigung der Existenz dieser Werte leisten die verschiedenen Religionen einen entscheidenden Beitrag. Vergessen wir nicht, daß die Religionsfreiheit das Grundrecht ist, von dem viele andere abhängen. Sich zu seiner Religion zu bekennen und sie frei zu leben, ohne sein Leben und seine Freiheit in Gefahr zu bringen, muß jedem möglich sein. Der Verlust oder die Schwächung dieser Freiheit beraubt den Menschen des heiligen Rechts auf ein ganzheitliches Leben auf geistlicher Ebene." (Die Hervorhebungen in allen Zitaten dieses Blogeintrages stammen immer von mir.) Und in diesem Sinne verbleibe ich mit herzlichen Grüßen Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Tuesday, October 16. 2012
WAS IST DER PÄPSTLICHE RAT FÜR DIE ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, Sonstiges at
18:59
Comments (0) Trackback (1) WAS IST DER PÄPSTLICHE RAT FÜR DIE PASTORAL IM KRANKENDIENST?
Was ist der Päpstliche Rat für die Pastoral bzw. für die Mitarbeiter(innen) im Krankendienst? Als Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. den emeritierten Militärordinarius und Diözesanbischof von Augsburg, Dr. Walter Mixa, am 21. März 2012 als Mitglied in dieses eine seiner Dikasterien berief, fragten sich manche sicherlich, was es denn mit diesem Päpstlichen Rat für die Krankenseelsorge auf sich habe? Manche in den Landkreisen der Bistümer Eichstätt und Augsburg meinten sogar, jetzt müßte der Bischof nach Rom siedeln. In Wirklichkeit sind aber viele regierende Bischöfe Mitglieder oder Berater verschiedener römischer Dikasterien (Ministerien des Papstes), ohne deshalb ihren Sitz in die Ewige Stadt verlegen zu müssen. Auch viele Kardinäle residieren ja bekanntlich nicht in Rom, sondern es macht heute die Weltkirche mehr denn je aus, daß sie auf der ganzen Welt verteilt sind und nötigenfalls nach Rom kommen. Es geht also im folgenden um den historischen Hintergrund, um die Zielsetzung des genannten Päpstlichen Rates, seine Struktur und seine Aktivitäten. Dabei stütze ich mich auf italienische Informationen desselben Dikasteriums anläßlich seines 25jährigen Bestehens.
Der emeritierte Diözesanbischof von Radom (Polen), Zygmunt Zimowski, leitet seit dem Frühling 2009 als römischer Kurienerzbischof und Präsident den Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst. Durch seinen jeweiligen Präsidenten hat der Päpstliche Rat für die Pastoral im Krankendienst auf den Versammlungen der römischen Bischofssynode jeweils einen eigenen Beitrag mit theologisch-pastoralen Reflexionen geleistet, so auch heute auf der XIII. Ordentlichen Generalversammlung, und diesen Beitrag von Erzbischof Zimowski stelle ich in der vom Heiligen Stuhl angebotenen deutschen Übersetzung an den Anfang meiner Ausführungen: "Dem Auftrag Jesu 'Euntes docete et curate infirmos' (Mt 10,6 - 8) treu hat die Kirche den Dienst an den Kranken im Laufe ihrer langen Geschichte stets als wesentlichen Bestandteil ihrer Evangelisierungssendung verstanden. In diesem Sinne stellt die Welt des Leidens und der Krankheit in ihren verschiedenen Ausdrucksformen einen ganz spezifischen Bereich und einen unabdingbaren Evangelisierungsweg dar, der daher immer wieder neu aufgegriffen werden muß. Das zeigt besonders die Herausforderung, der sich die Evangelisierung vor allem heute im Dialog mit der Wissenschaft und der angewandten Biotechnologie stellen muß, in der die Möglichkeit einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen selbst auf dem Spiel steht. Die Pastoral im Krankendienst hat einen weitverzweigten und komplementären Aktionsradius, der von den Krankenhäusern bis zu den Beziehungen zu den verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen reicht (Ärzte, Krankenpfleger, eigens für diesen Bereich ausgebildete Seelsorger, Verwalter der finanziellen Ressourcen, die für die Gesundheitspolitik bestimmt sind, Politiker, die mit der Gesetzgebung in Fragen der Bioethik befaßt sind); von der persönlichen Begegnung mit den Personen, die vom Geheimnis des Schmerzes gezeichnet sind und vom Dialog mit ihren Familien bis zur Pastoral in den Pfarreien; von der Kollaboration mit der so unterschiedlichen Welt des Volontariats bis hin zum großen Werk der Barmherzigkeit und der Hoffnung, das in den Heiligtümern – vor allem den Marienheiligtümern – stattfindet, die oft von zahlreichen Kranken aufgesucht werden, auch am Weltkrankentag. Besonders das Krankenhaus muß als ein bevorzugter Ort der Evangelisierung betrachtet werden, weil da, wo die Kirche sich zum 'Werkzeug der Gegenwart Gottes' macht, sie gleichzeitig zum 'Werkzeug einer wahren Humanisierung des Menschen und der Welt' wird (Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, Nr. 9): das vor allem durch das Werk des Seelsorgers 'evangelisierte' Krankenhaus ist daher der 'Ort, an dem die Pflegebeziehung nicht Beruf ist, sondern Berufung und Sendung; wo die Liebe des Barmherzigen Samariters der erste Lernort und das Antlitz des leidenden Menschen das Antlitz Christi selbst ist' (Benedikt XVI., Ansprache beim Besuch der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen zum 50. Jahrestag der Errichtung der Fakultät für Medizin und Chirurgie am Polyklinikum 'Agostino Gemelli' in Rom, 3. Mai 2012). Dem Auftrag ihres Herrn treu und gerade in Ausübung des Heilungsauftrags ist die Kirche im Rahmen ihres pastoralen Wirkens im Gesundheitswesen folglich aufgerufen, sich zum Protagonisten jener 'Diakonie der Nächstenliebe' zu machen, 'die für die Sendung der Kirche grundlegend ist' (Benedikt XVI., Botschaft an die Teilnehmer der XXV. Internationalen Konferenz des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst, 15. November 2010), und auf beredte und stets aktuelle Weise Zeugnis für sie abzulegen." Beim Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst handelt es sich also um ein Dikasterium, das sich seiner Natur und seinem Auftrag gemäß für die leidenden Personen und für den ganzen Gesundheitsbereich einsetzt, begonnen bei den Mitarbeitern im Krankendienst. Dabei handelt es sich um ein umfassendes Wirkungsgebiet, eingeschlossen die diesbezüglichen Wissenschaften und Technologien, aber auch die Fortbildung mit besonderem Schwerpunkt auf die Ethik und Bioethik sowie die damit zusammenhängenden Fragen der Krankenhaushygiene. Der Päpstliche Rat muß in der Tat zum Ausdruck bringen "die Sorge der Kirche für die Kranken, indem er denen hilft, die ihren Dienst an den Kranken und Leidenden erfüllen, damit ihr Apostolat der Barmherzigkeit, das sie ausüben, immer besser den neuen Erfordernissen entspricht." (Apostolische Konstitution Pastor Bonus über die Römische Kurie, 28. Juni 1988, Art. 152.) Aufgabe des Dikasteriums ist es außerdem, "die Lehre der Kirche bezüglich der spirituellen und moralischen Aspekte der Krankheit sowie der Bedeutung des menschlichen Leidens zu verbreiten". Gleichzeitig hilft der Päpstliche Rat "den Teilkirchen, damit die im Gesundheitsdienst Tätigen bei ihrem Bemühen, ihre Tätigkeit nach Maßgabe der christlichen Lehre auszuüben, geistliche Begleitung finden und damit darüber hinaus denen, die in diesem Bereich seelsorglich tätig sind, nicht die geeigneten Mittel zur Verwirklichung ihrer eigenen Aufgabe fehlen." Zudem "verfolgt er aufmerksam die neue Gesetzgebung und neue Forschungsergebnisse bezüglich der Gesundheit mit dem vordringlichen Ziel, daß diesen im pastoralen Handeln der Kirche in geeigneter Weise Rechnung getragen wird". (Vgl. Apostolische Konstitution Pastor Bonus über die Römische Kurie, 28. Juni 1988, Art. 153, §§ 1 - 4.) Das Silberjubiläum des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst hatte durch die Seligsprechung des Gründers desselben Dikasteriums am 1. Mai 2011 auch noch seine Krönung erfahren: Papst Johannes Paul II. - von ihm stammen nämlich das Apostolische Schreiben Salvifici Doloris über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens (1984), das Motu Proprio Dolentium Hominum (1985) und die Apostolische Konstitution Pastor Bonus (1988), welche allesamt die Gründung, die Einordnung und die leitenden Impulse dieses Päpstlichen Rates hervorgebracht haben. Auch war es seine 1992 bekanntgegebene Entscheidung, jährlich den 11. Februar im Einklang mit dem liturgischen Gedenken Unserer Lieben Frau von Lourdes als "Welttag der Kranken" zu begehen. "In Christus wird jeder Mensch zum Weg der Kirche", hatte der Selige in Salvifici Doloris hervorgehoben, und dies geschehe in besonderer Weise, wenn in das Leben der Person "das Leiden eintritt" (Seliger Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Salvifici Doloris, Nr. 3.) Der Welttag stellt somit ein Datum ersten Ranges dar, wenn man auch bedenkt, daß sich – wie vom Heiligen Vater Benedikt XVI. in der Enzyklika Spe Salvi betont - das Maß der Menschlichkeit ganz wesentlich bestimmt "im Verhältnis zum Leid und zum Leidenden. Das gilt für den einzelnen wie für die Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die die Leidenden nicht annehmen und nicht im Mit-leiden helfen kann, Leid auch von innen zu teilen und zu tragen, ist eine grausame und inhumane Gesellschaft." (Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI., Enzyklika Spe Salvi, Nr. 38) Historische Anmerkung: Am 11. Februar 1985 errichtete Johannes Paul II. mit dem als "Motu Proprio" herausgegebenen Apostolischen Schreiben Dolentium Hominum die Päpstliche Kommission zum Apostolat für die Mitarbeiter im Krankendienst. Mit der durch die Apostolische Konstitution Pastor Bonus (28. Juni 1988) eingeführten Reform der Römischen Kurie wurde aus der Päpstlichen Kommission der Päpstliche Rat für die Pastoral im Krankendienst und erhielt so wie jedes andere Dikasterium volle Autonomie (Pastor Bonus, Art. 2 § 2). Tatsächlich erschien das "Motu Proprio" im Gefolge des genau ein Jahr zuvor (am 11. Februar 1984) erschienenen Apostolischen Schreibens Salvifici Doloris, welches das erste päpstliche Dokument von solcher Ausführlichkeit und Autorität darstellt, das den Themenbereichen des christlichen Sinns des menschlichen Leidens und der Krankenseelsorge gewidmet ist. Im Errichtungsdokument des Päpstlichen Rates wird festgehalten, daß die Kirche "den Dienst an den Kranken und Leidenden im Laufe der Jahrhunderte tatsächlich mit Nachdruck als integralen Bestandteil ihrer Sendung wahrgenommen hat" (Dolentium Hominum, Nr. 1). Außerdem kann man feststellen, daß sich das genannte Dokument mehr auf den Dienst am Leiden und somit mehr auf die Mitarbeiter im Krankendienst bezieht als auf die Kranken selbst. Tatsächlich zielt die in ihrer Ausübung ausdrücklich auf die biblische Gestalt des Guten Hirten verwiesene Krankenpastoral darauf ab, das Leiden durch den ihm erwiesenen Dienst verstehen zu lernen. Die Apostolische Konstitution Pastor Bonus erweitert diesbezüglich das "Motu Proprio" Dolentium Hominum, indem sie die Hilfestellung für die Kranken betont. In der Konstitution wird festgehalten: "Der Rat bringt die Sorge der Kirche für die Kranken zum Ausdruck, indem er denen hilft, die ihren Dienst an den Kranken und Leidenden erfüllen, damit ihr Apostolat der Barmherzigkeit, das sie ausüben, immer besser den neuen Erfordernissen entspricht." (Pastor Bonus, Art. 152). In der vollständigen Erfüllung des eigenen Auftrages, welcher die Fortbildung der Mitarbeiter im Krankendienst und die Bekanntmachung der in seine Kompetenz fallenden Thematiken umfaßt, hat der Päpstliche Rat bereits 1985 mit der Publikation einer Viermonatszeitschrift begonnen. Es handelt sich um "Dolentium Hominum, Chiesa e Salute nel mondo" ("Dolentium Hominum, Kirche und Gesundheit in der Welt"), die in vier Sprachen (Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch) erscheint und in Zukunft um zwei weitere Versionen ergänzt wird, nämlich auf Deutsch und auf Polnisch. 1986 ist - ebenfalls in Verantwortung des Dikasteriums - der erste Band der Bestandsaufnahme der katholischen Gesundheitseinrichtungen in der Welt erschienen, der Ecclesiae instituta valetudini fovendae, Index. In den nachfolgenden 25 Jahren sind zahlreiche weitere publizistische Initiativen hinzugetreten. Unter ihnen ist an die "Charta der Mitarbeiter im Krankendienst" zu erinnern, welche 1994 für 18 Sprachen in Druck gegeben wurde und sich auf dem Weg der Aktualisierung befindet, und an viele Handreichungen sowie die DVD, welche die gesamte Dokumentation zur Krankenpastoral enthält. Mit dem schon 2010 begonnenen Silberjubiläum des Päpstlichen Rates ist eine neue internationale Schriftreihe begonnen worden, was in Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Johannes Paul II. von Lublin (Polen) geschah. Diese Herausgeberinitiative ist dem Thema "Die menschliche Person und die Gesundheit" gewidmet. Weiterhin auf dem Gebiet der Forschung, der Vertiefung und Bekanntmachung organisiert der Päpstliche Rat seit 1986 jährlich eine internationale Konferenz (vgl. die XXVII. Internationale Konferenz von 15. - 17. November 2012 im Vatikan unter dem Thema "Das Krankenhaus, Ort der Evangelisierung: menschliche und geistliche Sendung"). Die dabei behandelten Thematiken haben immer einen medizinisch-ethischen Charakter mit einem sehr starken aktuellen Bezug und mit großer wissenschaftlicher sowie seelsorglicher Bedeutung. Die in diesem Rahmen gehaltenen Vorträge werden hernach zeitgerecht und vollständig in der schon genannten Zeitschrift "Dolentium Hominum, Chiesa e Salute nel mondo" ("Dolentium Hominum, Kirche und Gesundheit in der Welt") veröffentlicht. In Beachtung des Motu Proprio Dolentium Hominum (Nr. 6) und der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus (Art. 153) und bezogen auf die Zusammenarbeit mit den Ortskirchen haben die Bischofskonferenzen außerdem für ihren Bereich jeweils einen eigenen Bischof für die Krankenpastoral beauftragt. Seit seiner Errichtung hat das Dikasterium im Bereich des Sanitäts- und Gesundheitswesens an den wichtigsten Initiativen der auf diesem Sektor aktiven großen nationalen und internationalen Organisationen teilgenommen. Der Präsident, der Sekretär sowie der Subsekretär haben in verschiedenen Regionen der Welt zahlreiche Pastoralreisen durchgeführt und dabei die Strukturen des Gesundheitsdienstes aufgesucht (Spitäler, Leprakrankenhäuser, wissenschaftliche Zentren, Universitäten usw.), wobei diese Reisen immer in Abstimmung mit den diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhles und mit den Bischofskonferenzen erfolgt sind. Von besonderer Bedeutung sind die nachfolgenden drei Initiativen: a) Mit dem päpstlichen Brief vom 13. Mai 1992 wurde der Welttag der Kranken begründet. Er wird am 11. Februar, dem liturgischen Gedenken Unserer Lieben Frau von Lourdes, begangen und verfolgt die Zielsetzung, "das Volk Gottes und in Folge die zahlreichen katholischen Gesundheitseinrichtungen sowie die ganze Zivilgesellschaft für die Notwendigkeit zu sensibilisieren, daß für die Kranken die beste Betreuung gewährleistet werde; dem Erkrankten zu helfen, auf der menschlichen und besonders auf der übernatürlichen Ebene das Leiden in seinem Wert zu erkennen; bei der Krankenseelsorge die Diözesen, die christlichen Gemeinschaften und die Ordensfamilien in besonderer Weise einzubeziehen; den immer mehr geschätzten ehrenamtlichen Einsatz zu fördern; die Bedeutung der geistlichen und ethischen Fortbildung der Mitarbeiter im Krankendienst in Erinnerung zu rufen und schließlich die Wichtigkeit der religiösen Betreuung der Kranken von Seiten der Diözesan- und Ordenspriester sowie durch all jene, die mit dem Leidenden leben und arbeiten, besser verstehen zu helfen". (Seliger Papst Johannes Paul II., Brief zur Einführung des Weltkrankentages [13. Mai 1992].) Für die Zeit ab dem Jahr 2007 hat der Heilige Vater Benedikt XVI. angeordnet, "daß die feierliche Zelebration auf den verschiedenen Kontinenten alle drei Jahre stattzufinden habe, um mit anderen ähnlichen Welttagen wie mit dem der Jugend und mit dem der Familie gleichzuziehen und damit eine immer gründlichere Vorbereitung vorgenommen werden könne" (Tarcisio Kardinal Bertone, Staatssekretär, Brief an Seine Eminenz Javier Kardinal Lozano Barragán [23. November 2006].) b) Der 11. Februar 1994 ist das Gründungsdatum der Päpstlichen Akademie für das Leben, die im Rahmen des Dikasteriums entstanden und "mit dem 'Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst' verbunden ist sowie in Einheit mit diesem wirkt. Ihre eigene Aufgabe wird darin bestehen, in den vordringlichen Fragestellungen auf dem Gebiet der Biomedizin und der Rechtsmaterien, welche die Förderung und den Schutz des Lebens betreffen, zu forschen, aufzuklären und zu unterweisen, vor allem in ihrem Bezug zur christlichen Ethik und zu den Vorgaben des kirchlichen Lehramtes." (Seliger Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben als Motu Proprio Vitae Mysterium [11. Februar 1994].) c) Am 12. September 2004 beginnt die Tätigkeit der Stiftung "Il Buon Samaritano" ("Der Barmherzige Samariter") als Ausdruck der solidarischen und vorrangigen Fürsorge der Kirche zugunsten der vernachlässigten und weniger geschützten Personen. Sie hat die Zielsetzung, den bedürftigsten Kranken finanziell zu helfen, vor allem jenen, die aufgrund des HIV-Virus und der anderen Krankheiten leiden (vgl. Angelo Kardinal Sodano, Staatssekretär, Brief zur Errichtung der Stiftung "Il Buon Samaritano" [12. September 2004]). Im Zuge des Silberjubiläums des Dikasteriums konnte auch die Wiederbelebung dieser Stiftung verzeichnet werden, welche also ebenso vom seligen Johannes Paul II. begründet und von ihm selbst diesem Dikasterium anvertraut worden war. Sie macht große Fortschritte, was die Hilfe und Unterstützung von direkten und indirekten Opfern der Infektionen und Krankheiten betrifft, die viel zu oft und manchmal unvermeidbar tödlich enden wie im Falle der Malaria, der Tuberkulose und von HIV-AIDS. Die Stiftung hat bereits beigetragen, daß zehntausenden Menschen Behandlung oder wenigstens Linderung zukomme. Zielsetzung: Die allgemeine Zielsetzung des Dikasteriums ist eine dreifache, so wie vom "Motu Proprio" seiner Errichtung und von der Konstitution Pastor Bonus angegeben: 1) "Vor allem erscheint es für die Kirche vorrangig, daß eine strukturiertere Forschungsarbeit auf dem Gebiet der immer komplexeren Fragestellungen unternommen werde, mit denen sich die Mitarbeiter im Krankendienst beschäftigen müssen, im Bemühen um ein größeres Engagement bei der gegenseitigen Hilfestellung der verschiedenen Vereinigungen und der entsprechenden Aktivitäten" (Dolentium Hominum, Nr. 4) 2) "Es gibt nämlich heute eine immer größere Zahl an Organisationen, welche die Christen unmittelbar in den Gesundheitssektor einbinden: neben und mit den eigentlichen Ordenskongregationen und –instituten mit sozialer Ausrichtung auf das Wirken im Gesundheitsbereich gibt es ebenso Vereine und Vereinigungen katholischer Ärzte, des Krankenpflegepersonals, der Patienten, der Apotheker und der ehrenamtlichen Helfer sowie Institute einzelner oder mehrerer Diözesen bzw. einzelner oder mehrerer Staaten, eben darauf ausgerichtet, sich der Fragen von Medizin und Gesundheit anzunehmen. Es wird jedoch dringend zu einer besseren und größeren Koordination aller dieser Organismen aufgerufen" (Dolentium Hominum, Nr. 4) 3) "Der Rat bringt die Sorge der Kirche für die Kranken zum Ausdruck, indem er denen hilft, die ihren Dienst an den Kranken und Leidenden erfüllen, damit ihr Apostolat der Barmherzigkeit, das sie ausüben, immer besser den neuen Erfordernissen entspricht" (Pastor Bonus, Art. 152). Die Vertiefung der neuen Fragestellungen (man denke an die Probleme im bioethischen Bereich) und die Koordination der vorhandenen sozialen Gesundheitsorganismen und –strukturen haben den Zweck, durch die Ausbildung der Mitarbeiter im Krankendienst den Patienten eine angemessene Hilfestellung zu garantieren. Spezifische Aufgaben: 1) "Die von Seiten der verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie unternommenen Aktivitäten auf dem Gesundheitssektor mit seinen eigenen Fragestellungen allgemein zu ordnen und in Übereinstimmung zu bringen" (Dolentium Hominum, Nr. 6) 2) "Die Lehrsätze der Kirche auf dem Gesundheitssektor zu verdeutlichen, zu verteidigen und zu verbreiten sowie ihre Rezeption in der Praxis selbst bei den Mitarbeitern im Krankendienst zu fördern" (Dolentium Hominum, Nr. 6). Pastor Bonus (Art 153 § 1) präzisiert dazu: "Die Lehre der Kirche bezüglich der spirituellen und moralischen Aspekte der Krankheit sowie der Bedeutung des menschlichen Leidens zu verbreiten." 3) "In Verbindung mit den Teilkirchen und vor allem mit den bischöflichen Kommissionen für den Krankendienst zu wirken" (Dolentium Hominum, Nr. 6). Diese Kontakte führen zur Hilfestellung "für die Teilkirchen, damit die im Gesundheitsdienst Tätigen bei ihrem Bemühen, ihre Tätigkeit nach Maßgabe der christlichen Lehre auszuüben, geistliche Begleitung finden und damit darüber hinaus denen, die in diesem Bereich seelsorglich tätig sind, nicht die geeigneten Mittel zur Verwirklichung ihrer eigenen Aufgabe fehlen." (Pastor Bonus, Art. 153 § 2). Diese spezifische Aufgabe beinhaltet drei Aspekte: der Päpstliche Rat will vor allem ein Instrument im Dienst der universalen Kirche sein; an zweiter Stelle ist zu berücksichtigen, daß die therapeutische und seelsorgliche Betreuung nicht zwei voneinander getrennte Phasen sind, sondern einander begleiten und integral zur Hilfestellung für den Leidenden gehören; und so wie die Mitarbeiter im Krankendienst eine angemessene moralische und spirituelle Ausbildung haben müssen, so müssen sich schließlich die Mitarbeiter der Krankenseelsorge jene Vorbereitung und jene Hilfsmittel angedeihen lassen, die ihnen helfen, der Welt des Leidens nahe zu sein und diese zu verstehen. 4) "Die Zielrichtungen der Vorschläge und die konkreten Vorhaben selbst im Bereich des Krankendienstes mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und zu untersuchen, sowohl auf die einzelnen Nationen als auch auf alle Völker bezogen, damit ihre Bedeutung und Auswirkung auf die seelsorglichen Bemühungen der Kirche eingeschätzt werden kann" (Dolentium Hominum, Nr. 6). Dieses Studium muß betreffen "die neue Gesetzgebung und neue Forschungsergebnisse bezüglich der Gesundheit mit dem vordringlichen Ziel, daß diesen im pastoralen Handeln der Kirche in geeigneter Weise Rechnung getragen wird" (Pastor Bonus, Art. 153 § 4). Es handelt sich also um einen sehr weitläufigen Bereich, der auf allen Ebenen das Engagement der vielfältigen katholischen Organisationen für die Mitarbeiter im Krankendienst erfordert; und er bringt die Teilnahme und Aufmerksamkeit des Päpstlichen Rates für die Gesundheitspolitik der Weltgesundheitsorganisation und aller internationaler und nationaler Organismen mit sich. Die Vorstellung einer präventiven, diagnostischen, therapeutischen und rehabilitierenden Medizin im Umfeld der Sozialisierung der Krankenbetreuung macht aus diesem Bereich einen der ausgedehntesten gesellschaftlichen Sektoren. Allen diesen Aspekten verleiht die Zeitschrift des Päpstlichen Rates, seine Internetseite sowie die nach und nach publizierten Arbeitshilfen eine Stimme. Im selben Rahmen bewegen sich die Auslandsreisen sowie die fast täglichen Begegnungen mit den Verantwortlichen des Bereiches, vor allem mit den Bischöfen während des Besuches ad limina Apostolorum, am Sitz des Dikasteriums. Aufbau und Aktivitäten: Hier gibt es Ähnlichkeiten zu den anderen päpstlichen Dikasterien, und Pastor bonus beschreibt somit den Aufbau des Päpstlichen Rates in den Artikeln 2 – 10. Das Dikasterium hat einen Präsidenten, der es leitet und rechtlich vertritt (Artikeln 3 – 4); es besteht aus Mitgliedern und Konsultoren (Art. 3), und es hat einen Sekretär, der in Kollaboration mit dem Subsekretär dem Präsidenten bei der Leitung der Mitarbeiter und bei der Behandlung der Angelegenheiten des Dikasteriums (Art. 4) hilft. Außerdem gibt es die Beamten des Dikasteriums (Art. 3). "Der Präsident, die Mitglieder des Dikasteriums, der Sekretär und die übrigen höheren Beamten sowie die Konsultoren werden vom Papst für einen Zeitraum von fünf Jahren ernannt." (Art. 5) Das hier behandelte Dikasterium kann außerdem auf weitere Mitarbeiter zählen, darunter auch Ehrenamtliche, die ihren Dienst in den verschiedenen Sektoren ihrer Aktivitäten leisten. Die Mitglieder (Kardinäle, Bischöfe, Kleriker und weitere Gläubige) und die Konsultoren (Kleriker und weitere Gläubige) repräsentieren vor allem einige Dikasterien und Organismen der Römischen Kurie; die Kommissionen für die Krankenseelsorge bei den Bischofskonferenzen der ganzen Welt; die Ordensinstitute an den Krankenhäusern; die Christgläubigen als Vertreter der Internationalen Katholischen Organisationen (O.I.C.) und der anderen Gruppen und Vereinigungen, die auf dem Gesundheitssektor und in der Welt des Leidens wirken (Dolentium Hominum, Nr. 6; Pastor Bonus, Artikeln 7 – 8). "In einzelnen Fällen können auch andere zur Beratung herangezogen werden, die, auch wenn sie nicht zum Kreis der Konsultoren gehören, sich durch besondere Kenntnis hinsichtlich der zu behandelnden Fragen auszeichnen." (Pastor bonus, Art. 12) Bei der Erfüllung seiner Sendung kann das Dikasterium auch Ad-hoc-Arbeitsgruppen zu bestimmten Fragestellungen einrichten (Dolentium Hominum, Nr. 6), und schließlich verfügt es über sein eigenes Archiv (Pastor Bonus, Art. 10). Die Vorgehensweise des Dikasteriums wird von Pastor Bonus in den Artikeln 11 – 21 dargestellt. Neben der gewöhnlichen Arbeit sind die Angelegenheiten von größerer Bedeutung der Vollversammlung vorbehalten, die wenn möglich einmal im Jahr abgehalten wird. Zur Vollversammlung werden alle Mitglieder des Dikasteriums eingeladen; und für die ordentlichen Versammlungen reicht es aus, daß jene Mitglieder zusammengerufen werden, die sich in der Stadt Rom aufhalten (Pastor Bonus, Art. 11). Es ist Aufgabe der Konsultoren und derjenigen, die ihnen gleichgestellt sind, "die vorgelegte Sache zu prüfen und, wenn es angebracht erscheint, ein gemeinsames Urteil darüber abzugeben, in der Regel schriftlich" (Pastor Bonus, Art. 12). Die Mitglieder (und darunter befindet sich eben auch Bischof Mixa) und die Konsultoren bieten ihre Mitarbeit an, indem sie: a) am Studium der Fragen, die ihrer Kompetenz anvertraut werden können, aktiv teilnehmen; b) das Dikasterium über Probleme in der Welt des Gesundheitswesens, die im Bereich ihrer Kompetenz und ihres Landes hervortreten, informieren und mögliche Lösungen oder geeignete Grundlagen zur Antwort vorschlagen; c) Abhandlungen und Originalartikel kirchlicher und gesellschaftlicher Relevanz und Beiträge unterschiedlicher Natur zu Argumenten der Welt des Leidens und der Gesundheit einsenden, welche in der offiziellen Zeitschrift "Dolentium Hominum, Chiesa e Salute nel mondo" ("Dolentium Hominum, Kirche und Gesundheit in der Welt") und auf der Internetseite des Dikasteriums veröffentlicht werden können; d) die eigene Bereitschaft anbieten, den Päpstlichen Rat auf Einladung des Präsidenten des Dikasteriums bei Kongressen, Konferenzen und Studientreffen, die im Zusammenhang mit der eigentlichen Zielsetzung des Dikasteriums stehen, zu vertreten. Vielleicht ist jetzt manchem klarer, was ein einzelnes Ministerium (Dikasterium) des Papstes alles leisten kann und soll, hier also am exemplarischen Fall des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst verdeutlicht. Und wenn man sich einige Schwerpunkte der pastoralen Tätigkeit und der Predigten des früheren Eichstätter und Augsburger Diözesanbischofs ansieht, wird auch verständlich, warum er sich nun als eines der vielen Mitglieder durchaus produktiv in das Wirken des genannten Päpstlichen Rates einbringen kann. Hoffen und beten wir also vor allem, daß die vom 7. bis 28. Oktober tagende ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode zum Thema "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens" und dann auch die darauf basierende nächste Internationale Konferenz des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst vom 15. - 17. November 2012 (Anmeldung bis 30. Oktober 2012) über das "Jahr des Glaubens" hinaus wichtige Impulse in der ganzen Weltkirche mit den ihr eigenen Ritus- und Teilkirchen setzen können. Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Tuesday, October 9. 2012
AUSGANG DER BEIDEN VERFAHREN IN LINZ Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Skandal St. Pölten, Sonstiges at
18:00
Comments (0) Trackback (1) AUSGANG DER BEIDEN VERFAHREN IN LINZ[*** VERFAHREN NR. 1:] I. Medienrechtssache des Antragstellers MMag. Dr. Alexander Pytlik gegen die Antragsgegnerin Albert-Engelmann-Gesellschaft mbH: IM NAMEN DER REPUBLIK 1.) Es wird festgestellt, dass durch den Artikel mit der Überschrift "Das Homo-Outing DDr. David Bergers" in der Zeitschrift der "13." vom 13. Mai 2010 Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik in seinem höchstpersönlichen Lebensbereich im Sinne des § 7 Abs 1 MedienG, nämlich in Bezug auf seine sexuelle Orientierung verletzt wurde. 2.) Die Antragsgegnerin Albert-Engelmann-Ges.m.b.H. ist gemäß § 7 Abs 1 MedienG daher schuldig, dem Antragsteller Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik binnen 14 Tagen ab Rechtskraft des Urteils einen Entschädigungsbetrag in Höhe von EUR 1.000,-- (eintausend Euro) zu bezahlen. Landesgericht Linz, Abteilung 24 am 29. Juni 2011 (24 Hv 66/10a) Dr. Klaus Peter Bittmann, Einzelrichter Rechtskräftig bestätigt durch das Oberlandesgericht Linz, Abteilung 8 am 8. November 2011 (8 Bs 304/11d) Dr. Karl Bergmayr, Richter [*** VERFAHREN NR. 2:] II. Unterlassungsverfahren der klagenden Partei MMag. Dr. Alexander Pytlik gegen die beklagte Partei Albert-Engelmann-Gesellschaft m.b.H.: Die Parteien haben bei der Tagsatzung am 3. 10. 2012 folgenden gerichtlichen Vergleich geschlossen: VERGLEICH: 1.) Die beklagte Partei verpflichtet sich gegenüber der klagenden Partei, ab sofort die Behauptung zu unterlassen, der Kläger sei in Homo-Seilschaften oder/und in die Homo-Seilschaft um Remigius Rabiega bzw. David Berger verstrickt oder/und halte enge Verbindungen zu einem klerikalen Homo-Milieu. 2.) Die beklagte Partei erklärt, dass es nicht ihre Intention war, durch die Berichterstattung im "13." über die Vorfälle um das Priesterseminar St. Pölten den Eindruck zu erwecken, der Kläger sei homosexuell. 3.) Die beklagte Partei verpflichtet sich, die Punkte 1.) bis 3.) dieses Vergleichs in der Zeitschrift "Der 13." in der Ausgabe vom 13. Oktober 2012 sowie auf der Website www.der13.com binnen zweier Monate für die Dauer von 14 Tagen jeweils unter der Überschrift "Vergleich" in der dort üblichen Schrift zu veröffentlichen. Landesgericht Linz, Abteilung 2 am 3. Oktober 2012 (2 Cg 128/11p) Mag. Christine Mayrhofer, Einzelrichterin [ENDE DER INFORMATIONEN ÜBER DIE VERFAHRENSERGEBNISSE.] |
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