Ab dem 12. Dezember 2012, dem Gedenktag Mariens als Unserer Lieben Frau von Guadalupe, twittert Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hochoffiziell in mehreren Sprachen und übernimmt somit die persönliche Verantwortung für sämtliche der offiziell bestätigten Twitterkonten:
* Englisches Hauptkonto des Papstes:
@pontifex
* Spanisches Konto:
@pontifex_es
* Italienisches Konto:
@pontifex_it
* Portugiesisches Konto:
@pontifex_pt
* Deutsches Konto:
@pontifex_de
* Polnisches Konto:
@pontifex_pl
* Arabisches Konto:
@pontifex_ar
* Französisches Konto:
@pontifex_fr
Weitere Sprachen können folgen. Dabei ist zu bedenken, daß der Papst nicht nur als Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus das Oberhaupt der gesamten Katholischen Kirche mit allen ihren
Ritus- und Teilkirchen ist, sondern gleichzeitig (als einzige natürliche Person der ganzen Welt) auch Völkerrechtssubjekt, sodaß die Gleichung gilt:
Papst = Heiliger Stuhl = Vatikan, wobei manche oft übersehen, daß der Staat der Vatikanstadt kein souveräner Staat und Völkerrechtssubjekt ist, sondern vielmehr der Papst selbst und dieser Staat nur ein von ihm abhängiges Instrument in der Leitungstätigkeit desselben Heiligen Vaters. Für katholische Christen ist der Papst und somit der Heilige Stuhl eine Institution (Einrichtung) göttlichen Rechtes, d. h. solange Jesus Christus noch nicht wiedergekommen ist, um zu richten die Lebenden und die Toten aller Völker, muß es auch die Kirche Jesu Christi und in ihr dieses Petrusamt mit allen damit verbundenen Konsequenzen geben, auch wenn sich die Amtsführung durchaus von Papst zu Papst unterscheiden kann.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrung befürworte ich die Entscheidung des Papstes für Twitter und somit auch gegen andere soziale Netzwerkformen à la Facebook bzw. weitere derzeit mögliche Kommunikationsdienste. Auch ich hätte also im Rahmen einer Medienberatung für die höchstens 140 Zeichen langen Kurzbotschaften votiert, weil es ein transparentes und einfaches System ist, verbunden mit hohen augenblicklichen Einfluß- und Informationsmöglichkeiten. Bekanntlich bin ich selbst ja schon lange auf Twitter vertreten (vgl.
@padrealex) und sehe viele Vorteile. Allerdings ist Twitter auch ein Spiegelbild der all zu rasch dahinlaufenden Welt(geschehnisse), und so darf man sich keinen Illusionen hingeben, abgesehen davon, daß auch der Twitterdienst eine
unternehmerische Idee ist, die den Erfindern und Teilhabern Gewinn bringen soll, aber es ist für die Kurzverkündigungen des Papstes eben derzeit besser geeignet als das in meinen Augen all zu verschnörkselte Facebook-System.
Wie aber hat der Heilige Stuhl selbst die Präsenz des Papstes auf Twitter begründet? Dazu habe ich die in englischer Sprache formulierte Information auf der Internetseite des Vatikan (vom 3. Dezember 2012) in deutsche Sprache gebracht:
WARUM IST DER PAPST AUF TWITTER?
Die Präsenz des Papstes auf Twitter ist konkreter Ausdruck seiner Überzeugung, daß die Kirche in der digitalen Arena gegenwärtig sein muß. Diese Initiative wird am besten verstanden im Kontext seiner Überlegungen zur Bedeutung des kulturellen Raumes, der durch die neuen Technologien entstanden ist. In seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel des Jahres
2009, die am selben Tag erschien, als der
Youtube-Kanal des Vatikan eröffnet wurde, sprach Papst Benedikt von der Notwendigkeit, den "
digitalen Kontinent" zu evangelisieren, und er lud besonders die jungen Katholiken ein,
in die Kultur dieser neuen kommunikativen und informativen Umwelt die Werte einzubringen, auf welchen sie ihr Leben aufgebaut haben.
Im Jahr 2010 lud er Priester ein, die Möglichkeiten zu erkennen, das Wort Gottes durch ihr Engagement in den neuen Medien zu teilen:
die neuen Medien bieten immer neue und seelsorgerisch unbegrenzte Möglichkeiten, die sie anregen, die universale Dimension der kirchlichen Sendung für eine weite und konkrete Gemeinschaft zur Geltung zu bringen und in der heutigen Welt Zeugen des immer neuen Lebens zu sein, das aus dem Hören des Evangeliums Jesu entsteht, des Sohnes vor aller Zeit, der zu uns kam, um uns zu retten. In seiner Botschaft für das Jahr
2011 führte der Papst genauer aus, daß
das Web zur Entwicklung neuer und komplexerer intellektueller und spiritueller Horizonte sowie zu neuen Formen geteilter Sensibilisierung beitrage. Auch in diesem Bereich sind wir aufgerufen, unseren Glauben zu verkünden, daß Christus Gott ist, der Erlöser des Menschen und der Geschichte, in dem alle Dinge ihre Erfüllung finden (vgl. Eph 1,10). In der
Botschaft für dieses Jahr war der Heilige Vater sogar noch präziser:
Aufmerksamkeit sollte den unterschiedlichen Formen von Internetseiten, Anwendungen und sozialen Netzwerken zukommen, die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden. In der auf das Wesentliche konzentrierten Form kurzer Botschaften, oft nicht länger als ein Bibelvers, kann man tiefe Gedanken zum Ausdruck bringen, wenn man es nicht versäumt, das eigene innere Leben zu pflegen.
Die Präsenz des Papstes auf Twitter kann als die "Spitze des Eisbergs" angesehen werden, der für die Präsenz der Kirche in der Welt der neuen Medien steht. Die Kirche ist in dieser Umwelt bereits reichhaltig gegenwärtig - es gibt eine ganze Reihe von Initiativen, begonnen bei den offiziellen Internetseiten unterschiedlicher Institutionen und Gemeinschaften bishin zu den persönlichen Seiten, Blogs und Mikroblogs bekannter Kirchenpersönlichkeiten und einzelner Gläubiger. Die Präsenz des Papstes auf Twitter ist eine endgültige Anerkennung der Bemühungen dieser "frühzeitigen Vermittler" zur Sicherstellung dessen, daß die Gute Nachricht von Jesus Christus und die Lehre Seiner Kirche in das Forum des Austausches und des Dialoges einziehen, das durch die Sozialmedien geschaffen wird. Seine Präsenz beinhaltet die Absicht, für alle kirchlichen Institutionen und Menschen des Glaubens eine Ermutigung dafür zu sein, die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung eines geeigneten Profils für sie und ihre Überzeugungen auf dem "digitalen Kontinent" zu lenken. Die Twitterbotschaften des Papstes werden für Gläubige und Nichtglaubende abrufbar sein zum Weiterteilen, Diskutieren und zur Anregung für den Dialog. Es besteht die Hoffnung, daß die kurzen Botschaften des Papstes und die vollständigeren Inhalte, welche sie in sich bergen wollen, bei Menschen unterschiedlicher Länder, Sprachen und Kulturen zu Fragen führen werden. Diese Fragen können dann wiederum von den örtlichen Kirchenverantwortlichen und von den Gläubigen herangezogen werden, die in der besten Lage sind, diese Fragen anzusprechen und - noch wichtiger - jenen nahe zu sein, die fragen.
Inmitten der Komplexität und Vielfalt der Kommunikationswelt sehen sich jedoch viele Menschen mit den letzten Fragen der menschlichen Existenz konfrontiert: Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muß ich tun? Was darf ich hoffen? Es ist wichtig, sich der Menschen, die diese Fragen stellen, anzunehmen und die Möglichkeit für ein tiefes Gespräch zu eröffnen (
Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 2012).
Ein Teil der Herausforderung für die Kirche im Bereich der neuen Medien besteht darin, eine vernetzte bzw. kapillare Präsenz zu etablieren, welche in die Debatten, Diskussionen und Dialoge, welche durch die Sozialmedien erleichtert werden, wirksam eingreifen kann und welche direkte, persönliche und zeitgerechte Antworten von solcher Art aufweist, die von zentralisierten Institutionen nicht so einfach vorgenommen werden können. Außerdem spiegelt eine solche vernetzte bzw. kapillare Struktur die Wahrheit der Kirche wider als einer Gemeinschaft von Gemeinschaften, die sowohl universal als auch lokal aktiv ist. Die Präsenz des Papstes auf Twitter wird seine Stimme als eine Stimme der Einheit und der Leitung für die Kirche repräsentieren, aber sie wird auch eine kraftvolle Einladung an die Gläubigen sein, ihre "Stimmen" zu erheben, die ihnen "Folgenden" und ihre "Freunde" zu aktivieren und mit ihnen die Hoffnung des Evangeliums zu teilen, das von Gottes bedingungsloser Liebe gegenüber allen Männern und Frauen kündet.
Über das direkte Engagement hinaus, was die Fragen, Debatten und Diskussionen der Menschen betrifft, die von den neuen Medien begünstigt werden, anerkennt die Kirche die Bedeutung der neuen Medien als einer Umgebung, welche es erlaubt, die Wahrheit, die der Herr Seiner Kirche hinterlassen hat, zu lehren, anderen zuzuhören, von ihren Sorgen und Bedenken zu erfahren und zu verstehen, wer sie sind und was sie suchen.
Wo es eine Fülle von Nachrichten und Informationen gibt, wird die Stille unentbehrlich, um das, was wichtig ist, von dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden. Eine gründliche Reflexion hilft uns, die Beziehung zu erkennen, die zwischen Ereignissen besteht, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Zusammenhang zu stehen scheinen; sie hilft uns, die Nachrichten zu bewerten und zu analysieren; und so kann man ausgewogene und sachbezogene Meinungen teilen und zu echter, gemeinsamer Erkenntnis gelangen (
Botschaft, 2012). Eben deshalb wurde entschieden, den "Zwitscherkanal" (Twitterkanal / twitter channel) des Papstes mit einem formalen Frage- und Antwort-System zu starten. Diese Einführung ist auch ein Hinweis auf die Bedeutung, welche die Kirche dem Zuhören beimißt, und ist eine Zusicherung ihrer fortwährenden Aufmerksamkeit gegenüber den Konversationen, Kommentaren und Trends, die so spontan und beharrlich die Sorgen und Hoffnungen der Menschen ausdrücken.
[
ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DER INFORMATION DES HEILIGEN STUHLES ZUM TWITTERKONTO DES HEILIGEN VATERS.]
Die ersten "Zwitschermeldungen" (Tweets) des Heiligen Vaters sind vor allem ausgehend von den Generalaudienzen (an jedem Mittwoch) geplant, aber es kann dann auch häufiger geschehen. Außerdem werden diese ersten Botschaften ab dem 12. Dezember 2012 auch auf Fragen eingehen, die dem Papst über das Twittersystem über den Glauben gestellt werden. Wer sich ein bißchen auskennt: über Twitter kann sekundenschnell gefragt und sekundenschnell geantwortet werden, womit wir wieder bei dem von mir schon seit lange vertretenen Vorteil dieses modernen sozialen Mediums wären. Damit aber der Heilige Stuhl leichter erkennt, daß es bei Erwähnung des
Pontifex wirklich um eine Frage geht, sollte das übliche Hervorheben eines Anliegens oder Hauptthemas beim Twittern beachtet werden. Bis 12. Dezember und natürlich darüber hinaus kann vor allem durch die Befügung des Hashtags #askpontifex eine echte Frage verdeutlicht werden. "Hashtags" sind einfach Stichworte, durch die ein bestimmtes Thema im ständigen Twitterstrom leichter auffindbar bleibt, man fügt also immer "#" hinzu, zum Beispiel:
@Pontifex_de #askpontifex Wie kann man einem lieblosen #
Fundamentalismus in den eigenen Reihen katholischer Christen am besten begegnen?
Und so wünsche ich allen eine gesegnete Adventszeit, vielleicht treffen wir uns auch ganz unkompliziert auf Twitter, sei es im alten, sei es im neuen Jahr!
Euer
@padrealex - Dr. Alexander Pytlik