Tuesday, December 23. 2014
WEIHNACHTSBRIEF DES HEILIGEN VATERS ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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17:31
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Niemand hätte bei der außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode für die Christen im Nahen Osten im Jahre 2010 gedacht, dass es noch weit schlimmer kommen würde, als es damals schon war, vor allem auch seit dem vom heiligen Johannes Paul II. entschieden abgelehnten Irak-Feldzug der USA im Jahre 2003. Bei keinem Jahresrückblick wird die unbeschreibliche Situation religiöser Minderheiten im Nahen Osten fehlen dürfen, und ich erinnere an dieser Stelle an einige Einträge in meinem Blogbuch, die im Zusammenhang mit dieser so wichtigen Bischofssynode des Jahres 2010 erschienen sind:
* NAHOST-BISCHOFSSYNODE: SONDERBERICHTERSTATTUNG DURCH ROMKORRESPONDENTIN (9. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE ERÖFFNET DURCH PAPST BENEDIKT XVI. (10. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE: ORIENTIERUNG AM ERSTEN ARBEITSTAG (11. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE: BLEIBENDE BEDEUTUNG DES HEILIGEN LANDES (13. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE: OHNE DIE CHRISTEN SINKT REALISTISCHE CHANCE AUF FRIEDEN (15. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE: PROF. WINKLER ZU DEN VIELEN RITEN IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE (16. Oktober 2010) * NAHOST-BISCHOFSSYNODE: NUNTIUS - BOTSCHAFT ZUM ABSCHLUSS FÜR DAS VOLK GOTTES (23. Oktober 2010) * KOPTEN: KATHOLISCHER PATRIARCH NAGUIB ZUR LAGE DER ÄGYPTISCHEN CHRISTEN (4. Januar 2011) * PAPST BENEDIKT IM HEILIGEN LAND: NEUERSCHEINUNG DES PATRIARCHATES VON JERUSALEM (17. April 2011) * GEBETE FÜR SYRIEN NACH DEM HEILIGEN PAPST JOHANNES PAUL II. (26. August 2012) * NACH DER NAHOSTSYNODE: APOSTOLISCHES SCHREIBEN ECCLESIA IN MEDIO ORIENTE ÜBER KIRCHE IM NAHEN OSTEN (16. September 2012) Angesichts der ganzen Lage im Nahen Osten könnte es durchaus zu einer neuen außerordentlichen oder ordentlichen Versammlung der Bischofssynode zur Lage der religiösen Minderheiten im Nahen Osten kommen. Fast erwartungsgemäß hat Seine Heiligkeit Papst Franziskus den Christen im Nahen Osten nun einen eigenen Brief zur kommenden Weihnachtszeit gewidmet, dessen deutsche Übersetzung ich unter Einbau passender Linkverbindungen von den Seiten des Heiligen Stuhles übernehme: BRIEF DES HEILIGEN VATERS AN DIE CHRISTEN IM NAHEN OSTEN: Liebe Brüder und Schwestern, »Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden« (2 Kor 1,3 - 4) Diese Worte des Apostels Paulus sind mir in den Sinn gekommen, als ich daran dachte, an Euch, liebe christliche Brüder und Schwestern im Nahen Osten, zu schreiben. Ich tue es anlässlich des nahen Weihnachtsfestes, weil ich weiß, dass für viele von Euch die Klänge der Weihnachtslieder sich mit Tränen und Seufzern mischen werden. Und doch ist die Geburt des Sohnes Gottes in unserem menschlichen Fleisch ein unsagbares Geheimnis des Trostes: »Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten« (Tit 2,11). Leider fehlte es auch in der jüngsten Vergangenheit nicht an Trübsal und Bedrängnis im Nahen Osten. Diese haben sich in den letzten Monaten verschärft aufgrund der Konflikte, die die Region peinigen, vor allem aber durch das Wirken einer ganz neuen und besorgniserregenden terroristischen Organisation von bisher unvorstellbaren Ausmaßen, die alle Art von Gesetzwidrigkeiten begeht und menschenunwürdige Praktiken anwendet. Ganz besonders hat sie einige von Euch heimgesucht: Auf brutale Weise wurden sie aus ihrem Land vertrieben, in dem die Christen seit apostolischer Zeit heimisch sind. Indem ich mich an Euch wende, kann ich nicht die anderen religiösen und ethnischen Gruppen außer Acht lassen, die ebenfalls unter der Verfolgung und den Konsequenzen dieser Konflikte leiden. Täglich verfolge ich die Nachrichten über das enorme Leiden vieler Menschen im Nahen Osten. Ich denke besonders an die Kinder, die Mütter, die alten Menschen, an die Vertriebenen und die Flüchtlinge, an alle, die Hunger leiden, an die, welche die Härte des Winters auf sich nehmen müssen ohne ein schützendes Dach über dem Kopf. Dieses Leiden schreit zu Gott und ruft uns alle zum Einsatz auf, im Gebet und in jeder Art von Initiative. Allen möchte ich meine Nähe und Solidarität wie auch die der ganzen Kirche bekunden und ihnen ein Wort des Trostes und der Hoffnung zusprechen. Liebe Brüder und Schwestern, die Ihr in eurem vom Herrn gesegneten Land mutig Zeugnis für Jesus gebt, unser Trost und unsere Hoffnung ist Christus selber. Darum ermutige ich Euch, fest mit ihm verbunden zu bleiben wie die Rebzweige am Weinstock, in der Gewissheit, dass weder Bedrängnis, noch Not, noch Verfolgung Euch von ihm trennen können (vgl. Röm 8,35). Möge die Prüfung, die Ihr durchmacht, Euer aller Glauben und Treue stärken! Ich bete, dass Ihr die brüderliche Gemeinschaft nach dem Vorbild der ersten Jerusalemer Gemeinde leben könnt. Die von unserem Herrn gewollte Einheit ist in diesen schwierigen Momenten nötiger denn je; sie ist ein Geschenk Gottes, das an unsere Freiheit appelliert und unsere Antwort erwartet. Mögen das Wort Gottes, die Sakramente, das Gebet und die Brüderlichkeit Eure Gemeinschaften ständig nähren und erneuern. Die Situation, in der Ihr lebt, ist ein starker Aufruf zur Heiligkeit des Lebens, wie Heilige und Märtyrer aller kirchlichen Zugehörigkeiten beweisen. In Liebe und Verehrung denke ich an die Hirten und die Gläubigen, denen in letzter Zeit das Opfer des Lebens abverlangt wurde, oft nur aufgrund der Tatsache, dass sie Christen waren. Ich denke auch an die Entführten, unter denen einige orthodoxe Bischöfe und Priester verschiedener Riten sind. Mögen sie bald wohlbehalten in ihre Häuser und Gemeinschaften zurückkehren! Ich bitte Gott, dass so viel mit dem Kreuz des Herrn vereintes Leid Frucht zum Wohl der Kirche und der Völker des Nahen Ostens bringen möge. Inmitten der Feindschaften und der Konflikte ist die unter Euch in Brüderlichkeit und Einfachheit gelebte Gemeinschaft ein Zeichen für das Reich Gottes. Ich freue mich über die guten Beziehungen und über die Zusammenarbeit zwischen den orthodoxen Patriarchen und denen der katholischen Ostkirchen wie auch zwischen den Gläubigen der verschiedenen Kirchen. Die von den Christen ertragenen Leiden leisten einen unschätzbaren Beitrag für das Anliegen der Einheit. Es ist die Ökumene des Blutes, die eine vertrauensvolle Hingabe an das Wirken des Heiligen Geistes erfordert. Mögen die Schwierigkeiten Euch immer Anlass sein, Zeugnis für Jesus zu geben! Eure Gegenwart selbst ist für den Nahen Osten kostbar. Ihr seid eine kleine Herde, doch mit einer großen Verantwortung in dem Land, wo das Christentum entstanden ist und sich ausgebreitet hat. Ihr seid wie der Sauerteig in der Masse. An erster Stelle noch vor vielen, von allen gewürdigten Werken der Kirche im Bereich des Erziehungs- und Gesundheitswesens oder in den Hilfswerken sind die Christen, seid Ihr der größte Schatz für die Region. Danke für Eure Standhaftigkeit! Euer Bemühen, mit Menschen anderer Religionen – Juden und Muslimen – zusammenzuarbeiten, ist ein weiteres Zeichen für das Reich Gottes. Je schwieriger die Situation ist, umso notwendiger ist der interreligiöse Dialog. Es gibt keinen anderen Weg. Der auf eine Haltung der Offenheit gegründete Dialog in Wahrheit und Liebe ist auch das beste Mittel gegen die Versuchung des religiösen Fundamentalismus, der eine Bedrohung für die Gläubigen aller Religionen darstellt. Zugleich ist der Dialog ein Dienst an der Gerechtigkeit und eine notwendige Voraussetzung für den so ersehnten Frieden. Der größte Teil von Euch lebt in einem Umfeld mit muslimischer Mehrheit. Ihr könnt Euren muslimischen Mitbürgern helfen, mit Unterscheidungsvermögen ein authentischeres Bild des Islam zu zeigen, wie viele von ihnen es möchten, die immer wieder sagen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, dass er sich mit der Achtung der Menschenrechte vereinbaren lässt und das Zusammenleben aller fördern kann. Das wird ihnen und der ganzen Gesellschaft von Nutzen sein. Die dramatische Situation, die unsere christlichen Brüder und Schwestern im Irak, aber auch die Jesiden und die Anhänger anderer religiöser und ethnischer Gemeinschaften erleben, erfordert eine klare und mutige Stellungnahme aller religiösen Verantwortungsträger, um einstimmig und unzweideutig solche Verbrechen zu verurteilen und öffentlich die Praxis anzuklagen, sich zu deren Rechtfertigung auf die Religion zu berufen. Meine Lieben, Ihr seid fast alle einheimische Bürger eurer Länder und habt somit die Pflicht und das Recht, vollgültig am Leben und am Wachstum eurer Nation teilzunehmen. In der Region seid Ihr berufen, Urheber von Frieden, Versöhnung und Entwicklung zu sein, den Dialog zu fördern, Brücken zu bauen gemäß dem Geist der Seligpreisungen (vgl. Mt 5,3 - 12), das Evangelium des Friedens zu verkünden und offen zu sein für die Zusammenarbeit mit allen nationalen und internationalen Entscheidungsträgern. In besonderer Weise möchte ich meine Wertschätzung und meinen Dank Euch bekunden, liebe Mitbrüder im patriarchalen, bischöflichen und priesterlichen Dienst sowie Euch Brüdern und Schwestern im Ordensleben, die Ihr den Weg Eurer Gemeinschaften fürsorglich begleitet. Wie kostbar ist die Gegenwart und die Tätigkeit derer, die sich gänzlich dem Herrn geweiht haben und ihm in ihren Mitmenschen – vor allem in den am meisten Bedürftigen – dienen und so seine Größe und seine grenzenlose Liebe bezeugen! Wie wichtig ist die Gegenwart der Hirten bei ihrer Herde, vor allem in schwierigen Zeiten! Euch, liebe Jugendliche, sende ich eine väterliche Umarmung. Ich bete für Euren Glauben, für Euer Wachstum als Menschen und als Christen und dass Eure besten Pläne sich verwirklichen mögen. Und ich wiederhole Euch: »Fürchtet oder schämt Euch nicht, Christen zu sein. Die Beziehung zu Jesus wird Euch die innere Bereitschaft zu einer vorbehaltlosen Zusammenarbeit mit Euren Mitbürgern schenken, welcher Religion sie auch angehören« (Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Medio Oriente, 63). Euch, liebe ältere Menschen, drücke ich meine Wertschätzung aus. Ihr seid das Gedächtnis Eurer Völker; ich hoffe, dass dieses Gedächtnis ein Anstoß zum Wachsen für die jungen Generationen sei. Ich möchte diejenigen unter Euch ermutigen, die in den sehr wichtigen Bereichen der Nächstenliebe und des Erziehungswesens wirken. Ich bewundere die Arbeit, die Ihr besonders durch die Caritas und mit Hilfe der katholischen karitativen Organisationen verschiedener Länder leistet, indem Ihr allen ohne jede Bevorzugung helft. Durch das Zeugnis der Liebe bietet Ihr dem gesellschaftlichen Leben den wirksamsten Halt und tragt auch zum Frieden bei, nach dem die Region hungert wie nach Brot. Doch auch im Bereich des Erziehungswesens geht es um die Zukunft der Gesellschaft. Wie wichtig ist die Erziehung zur Kultur der Begegnung sowie zur Achtung der Menschenwürde und des unumschränkten Wertes eines jeden Menschen! Meine Lieben, obwohl gering an Zahl, seid Ihr Protagonisten des Lebens der Kirche und der Länder, in denen Ihr lebt. Die ganze Kirche ist Euch nahe und unterstützt Euch, mit großer Liebe und Wertschätzung für Eure Gemeinschaften und eure Mission. Wir werden fortfahren, Euch zu helfen mit dem Gebet und mit den anderen verfügbaren Mitteln. Zugleich rufe ich weiterhin die internationale Gemeinschaft auf, Euren Bedürfnissen und denen der anderen leidenden Minderheiten entgegenzukommen – an erster Stelle durch die Förderung des Friedens auf dem Weg über Verhandlungen und mit Hilfe diplomatischer Aktivitäten, in dem Bemühen, möglichst bald die Gewalt, die schon zu viel Schaden angerichtet hat, einzudämmen und zu stoppen. Ich bekräftige meine ganz entschiedene Missbilligung des Waffenhandels. Wir brauchen vielmehr Friedenspläne und -initiativen, um eine globale Lösung der Probleme der Region zu fördern. Wie lange soll der Nahe Osten noch unter der Friedlosigkeit leiden? Wir dürfen uns nicht mit den Konflikten abfinden, als sei ein Wechsel nicht möglich! Auf der Linie meiner Pilgerreise ins Heilige Land und des nachfolgenden Gebetstreffens im Vatikan mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten lade ich Euch ein, weiter für den Frieden im Nahen Osten zu beten. Dass diejenigen, die gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, dorthin zurückkehren und in Frieden und Sicherheit leben können. Möge die humanitäre Hilfe gesteigert und dabei immer das Wohl des Menschen und jedes Landes in den Mittelpunkt gestellt werden, unter Achtung der jeweiligen Identität, ohne andere Interessen voranzustellen. Möge die gesamte Kirche und die Internationale Gemeinschaft sich der Bedeutung Eurer Präsenz in der Region immer deutlicher bewusst werden. Liebe christliche Schwestern und Brüder im Nahen Osten, Ihr habt eine große Verantwortung und seid nicht allein bei ihrer Bewältigung. Darum wollte ich an Euch schreiben, um Euch zu ermutigen und um Euch zu sagen, wie wertvoll Eure Gegenwart und Eure Mission in diesem vom Herrn gesegneten Land sind. Euer Zeugnis tut mir so gut. Danke! Jeden Tag bete ich für Euch und Eure Anliegen. Ich danke Euch, weil ich weiß, dass Ihr in Euren Leiden für mich und meinen Dienst für die Kirche betet. Ich hoffe sehr, dass mir die Gnade zuteil wird, persönlich zu kommen, um Euch zu besuchen und Euch zu trösten und zu stärken. Die Jungfrau Maria, die allheilige Mutter Gottes, die auch unsere Mutter ist, begleite und schütze Euch stets mit ihrer zärtlichen Liebe. Euch allen und Euren Familien sende ich den Apostolischen Segen und wünsche Euch, dass Ihr die heilige Weihnacht in der Liebe und im Frieden Christi, des Retters, lebt. Aus dem Vatikan, am 21. Dezember 2014, dem vierten Adventssonntag Franciscus [ENDE DER WEIHNACHTSBOTSCHAFT DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS FÜR DIE CHRISTEN UND RELIGIÖSEN MINDERHEITEN DES NAHEN OSTENS.] Viele wissen, dass Seine Heiligkeit Papst Franziskus schon sehr gerne selbst den Irak besucht hätte und dies auch weiterhin beabsichtigt. Der Heilige Vater hat aber bereits hochrangige Vertreter entsendet, und diesmal hat er dem Erzbischof von Lyon, Philippe Xavier Christian Ignace Marie Kardinal Barbarin, auch eine Videobotschaft mitgegeben, sodass in den von seinem Vorgänger Benedikt XVI. eingerichteten Twitterkanälen auch zum ersten Mal ein Video verlinkt wurde. Der Kardinal-Erzbischof ist mit etwa hundert Gläubigen im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Diözesen von Lyon und Mossul zum zweiten Mal zu den ins irakische Kurdistan geflohenen Christen gereist. Zum ersten Mal hatte er diese Reise schon im Juli unternommen. Die vollständige Videobotschaft Seiner Heiligkeit Franziskus mache ich hier sogleich als Video abrufbar, sie stammt vom 6. Dezember 2014, also vom Fest des heiligen Bischofs Nikolaus, der für viele Christen einer der wegbereitenden Heiligen von der Adventszeit in die Weihnachtszeit ist: Die deutsche Übersetzung dieser Videobotschaft Seiner Heiligkeit Papst Franziskus übernehme ich von den Seiten des Heiligen Stuhles, unter passender Aufnahme von Linkverbindungen: Ich möchte alle und einen jeden von euch grüßen, gemeinsam mit Kardinal Philippe Barbarin, der erneut die Sorge und die Liebe der ganzen Kirche zu euch bringt. Auch ich wäre gerne dort, aber da ich nicht reisen kann, tue ich es auf diese Weise … aber ich bin euch in dieser Zeit der Prüfung ganz nahe. Auf dem Rückweg meiner Reise in die Türkei habe ich gesagt: Die Christen werden aus dem Nahen Osten vertrieben und leiden. Ich danke euch für das Zeugnis, das ihr gebt; da ist so viel Leid in eurem Zeugnis. Danke! Vielen Dank! Es scheint, dass sie dort nicht wollen, dass es Christen gibt, aber ihr gebt Zeugnis von Christus. Ich denke an die Wunden, die Schmerzen der Mütter mit ihren Kindern, der alten Menschen und der Vertriebenen, die Wunden all derer, die Opfer jeder Art von Gewalt sind. Wie ich in Ankara gesagt habe, bereitet besonders die Tatsache Sorge, dass vor allem wegen einer extremistischen und fundamentalistischen Gruppe ganze Gemeinschaften, besonders – aber nicht nur – Christen und Jesiden aufgrund ihrer ethnisch-religiösen Identität unmenschliche Gewalt erlitten haben und noch erleiden. Christen und Jesiden wurden gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben, mussten alles zurücklassen, um ihr Leben zu retten und den Glauben nicht zu verleugnen. Die Gewaltakte haben auch sakrale Gebäude, Monumente, religiöse Symbole und Kulturgüter getroffen, als wolle man jede Spur, jede Erinnerung des anderen auslöschen. Als religiöse Führungspersönlichkeiten sind wir verpflichtet, alle Verletzungen der Menschenrechte und der Menschenwürde anzuprangern! Ich möchte euch heute nahe sein, die ihr diese Leiden erduldet, bei euch sein … Und ich denke an die kleine Therese vom Kinde Jesu, die sagte, dass sie – und die Kirche – sich fühlt wie ein Schilfrohr: Wenn der Wind kommt, der Sturm, dann beugt sich das Rohr, aber es bricht nicht! Ihr seid in diesem Augenblick dieses Rohr, ihr seid schmerzgebeugt, aber ihr habt die Kraft, euren Glauben weiterzutragen, der für uns ein Zeugnis ist. Ihr seid heute die Schilfrohre Gottes! Die Schilfrohre, die sich in diesem grausamen Sturm niederbeugen, aber dann auferstehen werden! Ich möchte nochmals Dank sagen. Ich bitte den Heiligen Geist, der alles neu macht, jedem von euch Kraft und Ausdauer zu verleihen. Das ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Und zugleich fordere ich entschieden, wie ich dies bereits in der Türkei getan habe, eine größere internationale Übereinstimmung mit dem Ziel, die Konflikte zu lösen, die eure Heimatländer mit Blut beflecken, und den anderen Ursachen entgegenzuwirken, die Menschen zum Verlassen ihrer Heimat drängen, sowie Bedingungen zu schaffen, so dass sie bleiben oder zurückkehren können. Ich wünsche euch, dass ihr zurückkehrt, dass ihr zurückkehren könnt. Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid in meinem Herzen, in meinem Gebet und in den Herzen und im Gebet aller christlichen Gemeinschaften, die ich darum bitte, besonders am 8. Dezember für euch zu beten, die Muttergottes zu bitten, damit sie euch behüte: Sie ist Mutter, sie möge euch behüten. Brüder und Schwestern, eure Ausdauer ist Martyrium, fruchtbarer Tau. Ich bitte euch für mich zu beten. Der Herr möge euch segnen, die Muttergottes euch behüten. Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. [ENDE DER DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG DER VIDEOBOTSCHAFT VOM 6. DEZEMBER 2014 FÜR DIE GEFLÜCHTETEN IN ERBIL.] Weil es auch noch zu diesem Blogeintrag passt, übernehme ich abschließend noch die deutsche Übersetzung der Ansprache Seiner Heiligkeit Franziskus bei der Audienz für Bischöfe und Gläubige der syrisch-katholischen Eigenrechtskirche. Der Patriarch hatte ja auch am Papstbesuch in der Türkei teilgenommen und diesmal in Rom die jährliche Synode der antiochenischen syrisch-katholischen Gemeinschaft vom 8. bis zum 10. Dezember 2014 geleitet. Hier also die Worte des Heiligen Vaters bei der Audienz zwei Tage später: ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS AN DEN PATRIARCHEN VON ANTIOCHIEN DER SYRER, IGNATIUS JOSEPH III. YOUNAN, DIE BISCHÖFE UND GLÄUBIGEN DER SYRISCH-KATHOLISCHEN KIRCHE: Clementina-Saal am Freitag, dem 12. Dezember 2014 Seligkeit, Exzellenzen, verehrte Väter, liebe Brüder und Schwestern! Ich begrüße euch herzlich und danke euch für euren Besuch. Durch euch kann ich meinen Gruß euren Gemeinschaften in aller Welt zukommen lassen und besonders jenen im Irak und Syrien Mut zusprechen, die angesichts der Gewalttätigkeiten eine Zeit großen Leids und großer Angst durchmachen. Und mit dem Ausdruck der Solidarität und des Mitleids verbinde ich mein Gedenken im Gebet. Aus Anlass eures Treffens in Rom habt ihr mich darum gebeten, eine Synode außerhalb des patriarchalen Territoriums abhalten zu dürfen. Gerne habe ich dem zugestimmt, um eure Begegnung zu erleichtern, die darauf ausgerichtet ist, die dringenden Bedürfnisse eurer Kirche zu erkennen und auf die geistlichen Erwartungen der Gläubigen zu antworten. Insbesondere arbeitet ihr an einer Reform der Göttlichen Liturgie, im Dienst des Wortes Gottes, die der Frömmigkeit neuen Impuls geben soll. Diese Arbeit hat eine umfassende Vertiefung der Tradition und große Unterscheidungsgabe verlangt, wissend, wie hellhörig die Versammlung der Gläubigen für das große Geschenk des Wortes Gottes und der Eucharistie ist. Die schwierige Situation im Nahen Osten hat in eurer Kirche die Abwanderung von Gläubigen in die Eparchien der Diaspora bewirkt und tut dies weiterhin. Das stellt euch vor neue pastorale Herausforderungen. Das ist eine Herausforderung: einerseits den Ursprüngen treu zu bleiben und andererseits sich in andere kulturelle Kontexte einzufügen, um im Dienst der »Salus animarum« und des Gemeinwohls zu wirken. Diese Bewegung von Gläubigen in Richtung von Ländern, die als sicherer betrachtet werden, lässt die christliche Präsenz im Nahen Osten ärmer werden, im Land der Propheten, der ersten Verkünder des Evangeliums, der Märtyrer und zahlreicher Heiliger, der Wiege der Eremiten und des Mönchtums. All dies zwingt euch, über die Situation in euren Eparchien nachzudenken, die eifrige Hirten wie auch mutige Gläubige brauchen, die in der Lage sind, Zeugnis zu geben für das Evangelium in der – manchmal nicht leichten – Auseinandersetzung mit Menschen anderer Ethnie oder Religionszugehörigkeit. Viele sind geflohen, um sich vor einer Unmenschlichkeit in Sicherheit zu bringen, die ganze Teile der Bevölkerung ihres Zuhauses und ihrer Existenzgrundlage beraubt hat. Gemeinsam mit den anderen Kirchen bemüht ihr euch, eure Anstrengungen zu koordinieren, um auf die humanitären Bedürfnisse sowohl der in der Heimat Gebliebenen als auch der in andere Länder Geflohenen zu antworten. Wenn ihr jetzt an eure Sitze zurückkehrt, seid ihr gestärkt von der Erfahrung der an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus erlebten Gemeinschaft; eine Gemeinschaft, die heute hier einen besonderen Ausdruck findet, wenn ihr gemeinsam mit dem Nachfolger Petri ein Dank- und Bittgebet an den Herrn richtet. Ich ermahne euch, liebe Brüder, euren pastoralen Einsatz und euren Dienst der Hoffnung im Dienst der ehrwürdigen syrisch-katholischen Kirche fortzusetzen. Mit Zuneigung grüße ich die Gläubigen, die euch begleiten, in denen ich die verschiedenen von ihnen repräsentierten Gemeinschaften sehe. Ich bitte euch, allen den Ausdruck meiner Nähe und meines Gebets zum Herrn zu übermitteln. Während ich eine jede eurer Gemeinschaften dem Schutz der Gottesmutter, des heiligen Ignatius von Antiochien und des heiligen Ephrem anvertraue, erteile ich von Herzen euch, euren Priestern, Ordensleuten und allen Gläubigen den Apostolischen Segen, Unterpfand des Friedens und des Trostes unseres einen und dreifaltigen Gottes, der Barmherzigkeit ist. [ENDE DER ANSPRACHE SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS IN ROM FÜR DIE SYRISCH-KATHOLISCHE KIRCHE.] So bleibt mir nur, allen Lesern und Leserinnen von Herzen eine gnadenreiche Weihnacht und Weihnachtszeit zu wünschen, während der wir ganz besonders für die leidenden Brüder und Schwestern im Nahen Osten und in anderen Teilen dieser friedlosen Welt beten wollen. Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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