Tuesday, October 21. 2014
CHRISTLICHE POLITIKER IN DER TÜRKEI: ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Türkei und Zypern at
21:43
Comments (0) Trackbacks (0) CHRISTLICHE POLITIKER IN DER TÜRKEI: INTERVIEW MIT SYRISCH-ORTHODOXER BÜRGERMEISTERIN VON MARDIN
Am 6. Oktober 2014 erschien in dem von der italienischen Tageszeitung "La Stampa" verantworteten Projekt "Vatican Insider" ein von Roberta Leone geführtes Interview mit der syrisch-orthodoxen Christin und Bürgermeisterin von Mardin, Februniye Akyol Akay. Dieses wurde unter Zuhilfenahme eines Übersetzers in der Muttersprache der jungen christlichen Politikerin geführt, also im Grunde in der Sprache unseres Herrn Jesus Christus, nämlich in syrischem Aramäisch, und dann jeweils ins Italienische übertragen. Wenn ich es richtig notiert habe, heißt Bürgermeisterin Akyol-Akay in ihrer Muttersprache Fabronia Benno. Sie hatte bereits vor etwa einem halben Jahr in manchen deutschen Medien anlässlich der türkischen Kommunalwahlen für einzelne Schlagzeilen gesorgt. Eingeladen nach Neapel (Italien) hatte sie nun Ernesto Olivera, um Zeugnis zu geben im Rahmen von SERMIG (= Servizio Missionario Giovani), einer von demselben 1964 gegründeten und missionarisch ausgerichteten Vereinigung von christlichen Familien und Ordensleuten, vor allem im Sinne der Solidarität mit den Ärmsten und der Friedenserziehung heutiger Jugendlicher.
Während des Interviews vernahm die 26jährige Februniye Akyol Akay Nachrichten von den Angriffen der Terrorgruppe ISIS auf das von ihrer Heimat nicht weit entfernte Kobani (Ain al-Arab oder Kobanê) in Syrien. Vor dem Gespräch in Rom hatte die junge Bürgermeisterin noch am Grab des heiligen Apostelfürsten Petrus im Petersdom gebetet, und angesichts dieser Meldungen betonte sie, dass sie bei ihrem Volk bleiben werde, egal was passiere. Gemäß Gesamtartikel von "Vatican Insider" ist sie die erste gewählte Christin als Bürgermeisterin einer türkischen Stadt. Im Türkischen werden die Assyrer bzw. Aramäer oder syrischen Christen "süryani(ler)" genannt, wie die Journalistin Leone korrekt informiert. Vom ganzen (kirchlichen) Ritus her gehören sie so wie die katholischen Maroniten zur antiochenischen Tradition, wobei es seit 1783 auch einen uniert-katholischen Teil als syrische Patriarchalkirche gibt: eine der 23 eigenrechtlichen Rituskirchen innerhalb der Katholischen Kirche. Sowohl der katholische (durch ihren Patriarchen Ignatius Joseph III. Younan) als auch der nicht-katholische Teil derselben Syrer (durch den Metropoliten und Patriarchalvikar Mor Filiksinos Yusuf Çetin) werden am Papstbesuch in der Türkei teilnehmen. (As)syrer und Maroniten haben von ihrem Rituserbe her durch das Aramäisch somit eine hohe Verwandtschaft, was die Nähe zur verwendeten Alltagssprache unseres Herrn Jesus Christus betrifft. Als Assyrer im engeren Sinne können auch die Christen der chaldäisch-katholischen Patriarchatskirche bzw. der (noch nicht mit Rom unierten, autokephalen) Assyrischen Kirche des Ostens bezeichnet werden, deren Katholikos Patriarch Mar Dinkha IV. erst vor wenigen Tagen, am 2. Oktober 2014, von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden ist. Der größere Teil der syrisch-orthodoxen Christen lebt in der Türkei historisch gesehen in der Region von Tur Abdin rund um das berühmte Kloster Mor Gabriel. In den letzten 100 Jahren haben die bis heute noch nicht völkerrechtlich aufgearbeiteten Verfolgungen ihre Anzahl von 500.000 auf wenige Tausend schrumpfen lassen. Unter den etwa 80.000 Einwohnern von Mardin sind heute nur noch einige hundert aramäische (syrisch-orthodoxe) Christen übriggeblieben, und in der gesamten Region von Tur Abdin etwa 3.000, wiewohl einige der ausgewanderten Christen aufgrund der verbesserten politischen Lage der Türkei an eine Rückkehr in ihre Heimat denken. Vom großen Gedenkjahr 2015 (1915!) sind die Assyrer bzw. Aramäer also direkt betroffen. Rein konfessionell gesehen hat somit eine muslimische Bevölkerungsmehrheit der Stadt Mardin dem gleichberechtigten Bürgermeister-Tandem des routinierten kurdischen Politikers Ahmet Turk und der jungen syrisch-orthodoxen Christin Februniye Akyol in den letzten Kommunalwahlen am 30. März 2014 ihr überwältigendes Vertrauen ausgesprochen. Auch in anderen Regionen der Türkei kandidierten Christen, zum Beispiel im Großraum von Antalya, sowohl bei der Regierungspartei als auch bei der größten Oppositionspartei. Die konkrete Geschichte der gewählten christlichen Bürgermeisterin von Mardin beginnt nun etwa 60 Kilometer von Mardin entfernt, in Midyat, einer ursprünglich syrisch-aramäischen Kleinstadt, ebenso im Südosten der Türkei: Februniye war die erste Aramäerin in der Region, welche die Chance erkannte, in Istanbul auf die Universität zu gehen. Hier also meine Übersetzung des Interviews von Roberta Leone mit Februniye Akyol Akay, welches auch zum Verstehen der aktuellen Gesamtlage in der Region äußerst hilfreich ist: Roberta: Februniye, Sie sind die erste Aramäerin Ihrer Region mit der Möglichkeit eines Studienabschlusses gewesen. Februniye: Viele Jahre, wenigstens bis zum Jahr 2000, ist es den aramäischen Mädchen nicht möglich gewesen, weit weg von ihren Wohnhäusern zu studieren. Man fürchtete - und es gab dafür Beweise -, dass sie von den Islamisten entführt würden. Um sie zu schützen, verboten die christlichen Familien ihren Töchtern zu studieren, bis dahin, dass sie daheim isoliert wurden. Unser Volk hat aufgrund des Glaubens viel gelitten. Wo wir leben, gibt es die Kurden, die Jesiden und die Christen. Von 1915 bis 2000 haben alle Minderheiten das Projekt der Assimilation durchmachen müssen, zuerst von Seiten des Osmanischen Reiches und dann von Seiten der türkischen Regierung, nämlich ihre Unterschiedlichkeiten aufgehen zu lassen in einer einzigen Sprache, in einer einzigen Flagge und in einem einzigen Staat. In diesen Jahren war es Absicht des Staates, die Kräfte des kurdischen Islam gegen die Christen zu benützen, um hernach auch der Identität der Kurden ein Ende zu bereiten. Es war "im Namen des Islam", dass die Kurden die Christen getötet haben. Aber nach der praktisch totalen Ausrottung der Armenier, der Christen im allgemeinen und unserer aramäischen Minderheit waren die Kurden selbst etwa 40 Jahre lang an der Reihe, um für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Auch in diesem Kampf waren die ganz wenigen Christen, welche überlebt hatten, eingekesselt, und es gibt ein paar von uns, die flohen. Die türkische Regierung beschuldigte (damals) die Christen, auf Seiten der Kurden zu stehen, während die Kurden in die Dörfer eindrangen und den Christen vorwarfen, beim Plan der Regierung mitzuspielen. Doch in Wirklichkeit hatte die Christen überhaupt keine Macht, sie haben gegen niemanden gekämpft. Sie haben nie zu den Waffen gegriffen, weil es das ist, was das Evangelium lehrt. Die christlichen Dörfer sind im buchstäblichen Sinne entleert worden. Im Jahre 1990 sind Dutzende aus ihren Häusern abgeholt worden, und immer noch weiß niemand, was ihnen zugestoßen sei. Unter ihnen waren Ärzte, Priester, Intellektuelle. Niemand weiß, wo sie sein könnten. Roberta: Was ist in Ihrem Fall anders gelaufen? Februniye: Nach dem Jahr 2000 hat sich die Beziehung zwischen der Regierung von Ankara und den Kurden verbessert. Die Besorgnis bliebt, aber seit den Gymnasialjahren habe ich diesen Prozess verfolgt und mir Mut gemacht. Ich wollte das Eis brechen, die Schwierigkeiten überwinden und meiner Gemeinschaft zeigen, dass ich studieren und nachher dorthin, von wo ich weggereist war, zurückkehren und mich für mein Volk einsetzen konnte. Ich wollte ein Modell für die anderen Mädchen sein, denn meiner Meinung nach konnte man es schaffen: eine Frau konnte ihr eigenes Dorf verlassen und studieren. Ich sprach mit meiner Familie und bin dann nach İstanbul umgezogen. Roberta: Sie haben ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, um dann heimzukehren. Von was träumten Sie? Februniye: Ich dachte nicht an die Politik, aber es gab in mir einen starken Wunsch, der Gemeinschaft zu helfen. Als ich nach Midyat zurückgekehrt war, folgten verschiedene Mädchen meinem Beispiel. Daraus ist dann eine Vereinigung junger Akademiker entstanden, in der wir diskutierten, wie wir allen anderen die Botschaft übermitteln könnten, zu studieren, um erfolgreich eine Veränderung für unsere Gemeinschaft zu erreichen. Ich habe zwei Jahre im Wirtschaftsbereich gearbeitet, und dann habe ich begonnen, auf der Universität die Ursprünge der aramäischen Kultur und Sprache zu studieren. Das war mein Traum: die aramäische Sprache an der Universität zu unterrichten. Ein Jahr später folgten in der Türkei die Kommunalwahlen. Eine Delegation der BDP fragte mich nach meiner Bereitschaft zur gemeinsamen Bürgermeister-Kandidatur in Mardin mit Ahmet Turk [71 Jahre], einem kurdischen Langzeitparlamentarier. Es war nicht mein Wunsch, Bürgermeister der Stadt zu werden, aber ich habe angenommen. Überzeugt hat mich die interne Frauenkommission der Partei. Während des Treffens mit ihnen wurden die Gründe für zwei Bürgermeister - einen Mann und eine Frau - diskutiert, zur Verteidigung der Frauenrechte und der Rechte aller Minderheiten, die auf unserem Territorium leben. Das allerdings war auch mein Wunsch, und so habe ich angenommen. Roberta: Wie schwer wiegt die Erinnerung an die erlittene Gewalt im Dialog mit den Kurden? Februniye: Natürlich ist es nicht leicht, zu vergessen, was meiner Gemeinschaft passiert ist. Aber es gibt keine Alternativen: wenn wir in der Türkei bleiben wollen, in unseren Städten, würde ich sagen, dass wir praktisch gezwungen sind, in die Politik zu gehen und an den Institutionen teilzuhaben. Wenn wir bleiben sollen, müssen wir zusammenarbeiten und es schaffen, unsere Denkweise gegenüber der Zukunft zu öffnen. Im Augenblick gibt die kurdische Partei den Christen diese Möglichkeit, was bei der aktuellen Regierung nicht der Fall ist. Roberta: Sie sind auch von vielen Muslimen gewählt worden: was ist geschehen? Februniye: Ja, ich bin von der Mehrheit der kurdischen Bevölkerung gewählt worden. Die Kurden sind sich bewusst geworden, was sie den Christen angetan hatten, und sie wissen, dass sie gefehlt haben. Um meine Kandidatur zu bitten, ist eine Form, auch eine symbolische, für das Geschehene um Entschuldigung zu bitten und uns ihre Nähe zuzusprechen. Offizielle und persönliche Entschuldigungen sind vor Jahren von Seiten des Herrn Bürgermeisters erfolgt, der heute mein Kollege ist. Im übrigen haben sie dann auch all das erlitten, was sie uns angetan hatten. Sie haben einer Christin die Möglichkeit gegeben, mit ihnen am politischen Leben teilzuhaben, und so können auch wir Christen versuchen, unserer Identität, unserer Kultur und unserer Sprache von neuem Bedeutung zu geben, auch wenn von uns mittlerweile fast niemand übrig ist. Roberta: Mit allen Vor- und Nachteilen: spielt das religiöse Element in der Kooperation eine Rolle? Februniye: Ich habe keine Schwierigkeiten bei der Kollaboration mit den Kurden, und es gibt keine "islamische Frage". Im Regelwerk der Partei, die ich repräsentiere, wird erklärt, dass wir uns alle für die Rechte aller Minderheiten einsetzen. Es gibt weder Christ noch Muslim, wir lassen nicht zu, dass uns die religiösen Zugehörigkeiten in der Arbeit spalten. Meine Benennung ist im übrigen von allen kurdischen Anführern abgesegnet worden. Ich persönlich habe mir noch ein weiteres Gewicht aufgeladen, nämlich mit den Rechten der Christen auch jene der Jesiden zu erreichen. Das ist nicht leicht: es handelt sich um eine lange und komplexe Diskussion, die in der Zukunft noch komplizierter werden könnte. Ich werde mich bemühen, auch ihre Rechte durchzusetzen: ich spüre, dass ich diese Aufgabe habe, und ich hoffe, dass ich mit der Hilfe Gottes wenigstens einen Teil dessen, was mir vorschwebt, erfolgreich verwirklichen kann. Ich wiederhole, es ist nicht einfach, aber es muss mir gelingen, damit die Jesiden nicht noch mehr diskriminiert werden als was jetzt schon der Fall ist. Roberta: Sie waren kürzlich in Erbil und haben viele evakuierte Christen getroffen. Was denken Sie über die Rolle des Westens in dieser Krise? Februniye: Wem es gelungen ist, in Erbil anzukommen, besitzt gar nichts mehr. Kleidung, Essen, und es fehlt auch das Wasser. Heute passiert im Irak das, was in der Türkei schon passiert war. Im Irak gibt es zahlreiche Minderheiten und einen großen Reichtum, und es gibt auch viele mächtige Staaten, die ihre Augen auf diesen Reichtum gerichtet haben. Vor dem Jahr 2003 kamen die irakischen Christen auf 1.500.000 Einwohner. Heute sind im Irak etwas mehr als 300.000 Christen. Was wir sehen, ist allgemein gesagt, dass der Westen überhaupt keinen Plan für die Christen im Nahen Osten hat und für ihre Lebensbedingungen praktisch kein Interesse zeigt. Am Ende sind wir es - wir Christen -, die jedes Mal verschluckt, vertrieben oder erdrückt werden. [ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DES INTERVIEWS VON BÜRGERMEISTERIN FEBRUNIYE AKYOL AKAY.] Die somit auch von Februniye Akyol Akay vorgebrachten schweren Vorwürfe gegen den all zu lange uninteressierten "Westen" führen erst langsam zu einem Umdenken in unserem eigenen "politischen Raum". Das Interview trägt auch zum besseren Verständnis des wesentlich komplizierten innertürkischen Ringens zwischen der sogenannten "alten Türkei" und der sogenannten "neuen Türkei" bei. Faktum ist nämlich - wie das Interview zeigt -, dass die "neue Türkei" eine Öffnung hin zu den Minderheiten betrieben hat, wenn auch mit Rückschlägen, die sicherlich den jeweiligen Wahlen geschuldet sind, um auf nationalistische oder auch islamistische Wählergruppen Rücksicht zu nehmen, die jedoch keinesfalls mit der Mehrheit der Bevölkerung gleichgesetzt werden dürfen. Falsch wäre der Weg einer "neuen Türkei" allerdings dann, wenn dabei im weiteren die gesunde Säkularität des Staates aufgegeben und nicht die Partnerschaft mit allen gemeinwohlorientierten Religionsgruppen gesucht würde, oder anders gesagt: die Aufhebung religiöser Diskriminierungen darf zum Schluss nicht mit einer einzigen zulässigen (Staats)religion enden. Nicht nur von Regierungsseite hat sich die Lage für Angehörige von Minderheiten und Christen etwas verbessert, sondern vor allem auch in einigen Regionen und Städten der Türkei haben die kommunalen Behörden eine hohe Toleranz entwickelt, die auch auf das Konto der größeren Oppositionspartei geht. Christen werden von Kemalisten nicht mehr einfach mit Staatsfeinden gleichgesetzt. So werden in manchen Regionen den Kirchengebäuden dieselben Vergünstigungen oder Privilegien eingeräumt wie Moscheen. Im türkisch kontrollierten Nordzypern kann diese Toleranz noch deutlicher abgelesen werden, was die maronitisch-katholischen Ortschaften und die Bewegungsfreiheit betrifft. Seit den sogenannten Gezi-Vorfällen in der Türkei haben sich überhaupt einige Vorurteile und Bewertungen verschoben, und eine Hauptfrage ist die grundlegende Versöhnungspolitik der Regierung gegenüber den Kurden im allgemeinen. Manche werden der Jungpolitikerin Februniye Akyol durch ihr Mitwirken in der prokurdischen Partei womöglich sogar Kollaboration mit terroristischen Elementen vorwerfen, doch ich halte eine solche Sichtweise für ungerecht, und das oben abgedruckte Interview zeigt klar, wie sehr sie den authentischen christlichen Geist atmet, der keine Rache und Vergeltung kennt, sondern auf allen Gebieten des Lebens die Versöhnung sucht. Angesichts dieser manchmal nicht leicht durchschaubaren innenpolitischen Lage der Türkei und ihrer unterschiedlichen Regionen werden vielleicht auch manche Pauschalvorwürfe gegen die Regierung oder von der Regierung besser verstehbar. Natürlich bleiben aktuell Bedenken bestehen, dass die türkische Regierung beispielsweise die Peschmerga-Kämpfer aus der befreundeten autonomen kurdischen Region des Irak früher nach Kobane lassen hätte können als dann tatsächlich geschehen. Und angesichts einer derart schwierig zu meisternden Lage an der Grenze der Türkei blühen die wildesten Verschwörungs- und Sündenbockthesen, auch gerne aus dem arabischen Raum, nicht zuletzt wegen des weitläufigen Misslingens eines sogenannten arabischen Frühlings. Schuldlos sind nur wenige, und daher kann es immer nur darum gehen, den Blick nach vorne zu richten und dem Frieden jeweils eine neue Chance zu geben. So bleibt die türkische Politik in jeder Hinsicht eine der spannendsten "Minenfelder" in Europa und Asien, wiewohl meiner Überzeugung nach der EU-Vollbeitritt sowohl für das Land selbst, für alle seine Bevölkerungsgruppen, als auch vor allem für Europa große Vorteile bringen würde. Natürlich ist dabei die Zypernfrage von besonderer Bedeutung. Die Türkei nimmt nun schon länger für sich in Anspruch, gerade im Hinblick auf ihre offene humanitäre Flüchtlingspolitik jegliches konfessionelle bzw. sektoide Denken vermieden zu haben. Tatsächlich kann der Schutz der jeweiligen Zivilbevölkerung sich den Luxus einer inhumanen konfessionell-religiösen Unterscheidung nicht mehr leisten. Vergangenheitsorientierte Vorwürfe können daher auch keine Ausrede mehr bilden, einer Stadt wie Kobane nicht so professionell wie möglich zu helfen. (Wirkliche Sympathien für die IS-Terroristen gibt es innerhalb der türkischen Bevölkerung nur bei einer absoluten Minderheit, und selbst diese ist sich weitgehend im klaren, dass dieses Terrorregime mit Religion oder Islam nach der türkischen Tradition absolut nichts mehr zu tun hat.) Die aktuelle Regierung der Türkei wirft im übrigen demselben im Interview genannten "Westen" schon lange vor, bei der Situation in Syrien trotz unvorstellbarer Opferzahlen über Jahre zugeschaut zu haben. Zur Aufrüttelung des Westens und der ganzen Internationalen Gemeinschaft möchte auch der Heilige Stuhl durch seine wirklich zahlreichen internationalen Interventionen besonders beitragen, und zwar ganz im Sinne dessen, was die junge christliche Politikerin in ihrem obigen Interview nachvollziehbar zusammgefasst hat. Erst gestern hat Seine Heiligkeit Papst Franziskus die ihn beratenden Kardinäle zusammengerufen und damit ihre Anwesenheit bei der zu Ende gegangenen außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode genützt, um ihnen in einem öffentlichen Konsistorium folgende Worte zu sagen, die ich ebenso aus dem Italienischen übersetze: [EIGENE ÜBERSETZUNG DER PAPSTWORTE AN DIE KARDINÄLE IM ORDENTLICHEN ÖFFENTLICHEN KONSISTORIUM:] Eminenzen, liebe Herren Patriarchen und Brüder im Bischofsamt, einen Tag nach dem Abschluss der dritten außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode über die Familie wollte ich dieses Konsistorium neben einigen Heiligsprechungsfällen einer anderen Frage widmen, die mir sehr am Herzen liegt, nämlich dem Nahen Osten und insbesondere der Situation der Christen in der Region. Ich bin Euch für Eure Anwesenheit dankbar. Uns verbindet der Wunsch nach Frieden und Stabilität im Mittleren Osten und der Wille, die Konfliktlösung durch den Dialog, die Versöhnung und das politische Engagement zu fördern. Gleichzeitig wollen wir den christlichen Gemeinschaften die größtmögliche Hilfe geben, um ihre Präsenz in der Region zu unterstützen. Wie ich bei vielen Anlässen unterstreichen konnte, können wir uns nicht damit abfinden, an einen Nahen Osten ohne die Christen zu denken, die dort seit 2.000 Jahren den Namen Jesu bekennen. Die letzten Entwicklungen, vor allem im Irak und in Syrien, sind sehr besorgniserregend. Wir erleben ein Terrorismusphänomen früher unvorstellbaren Ausmaßes. Viele unserer Brüder werden verfolgt und mussten ihre Häuser auch auf brutale Art verlassen. Es scheint, dass das Bewusstsein des Wertes menschlichen Lebens verloren gegangen ist, es scheint, dass die Person nichts mehr zählt und man sie anderen Interessen opfern kann. Und das alles leider im Rahmen einer Gleichgültigkeit vieler. Diese ungerechte Situation verlangt abgesehen von unserem beständigen Gebet auch eine angemessene Antwort von Seiten der Internationalen Gemeinschaft. Ich bin sicher, dass aus dem heutigen Treffen mit der Hilfe des Herrn wertvolle Überlegungen und Vorschläge hervorgehen werden, um unseren leidenden Brüdern helfen zu können und um auch dem Drama der abnehmenden christlichen Präsenz auf dem Gebiet zu entgegnen, wo das Christentum seinen Ursprung nahm und wo es sich ausbreitete. [ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DER PAPSTWORTE AN DIE KARDINÄLE VOM 20. OKTOBER 2014.] Damit hat der Heilige Vater Papst Franziskus in kurzen Worten das zusammengefasst, was er schon Anfang Oktober mit seinen offiziellen Repräsentanten im Nahen Osten besprechen ließ. Von 2. bis 4. Oktober 2014 fanden sich nämlich die Apostolischen Nuntien des Mittleren Ostens zu einem Treffen mit den Oberen der Römischen Kurie im Vatikan ein, wobei es um die "Präsenz der Christen im Nahen Osten" ging. Auf der Internetseite des Heiligen Stuhles hieß es dazu am 3. Oktober 2014: "Beim Verfolgen der politischen Situation im Nahen Osten und im allgemeinen bei der Beziehung zu den Ländern mit muslimischer Mehrheit hat der Heilige Stuhl als fundamentale Fragestellungen immer den Schutz und den Respekt der Christen und der anderen Minderheitsgruppen als Staatsbürger im vollen rechtlichen Sinn sowie der Menschenrechte vor Augen, insbesondere der Religionsfreiheit." Bei der Heiligen Messe mit den Nuntien predigte der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Fest des heiligen Franziskus unter anderem: "Die verfolgten Christen und all jene, die ungerechtermaßen leiden, müssen in der Kirche die Institution erkennen können, die sie verteidigt, die für sie betet und agiert, die sich nicht fürchtet, die Wahrheit auszusprechen, um so Sprache zu werden für den, der keine Stimme hat, sowie Verteidigung und Unterstützung für den, der verlassen, vertrieben und diskriminiert ist." Am selben 4. Oktober 2014 wurde dann auch eine Abschlusserklärung herausgegeben, und zwar unter dem Titel "Es reicht mit dem Krieg und mit der Verletzung der Menschenrechte". Dabei wird vor einem Gewöhnungseffekt gewarnt und besonders der ungehinderte Waffen- und Menschenhandel angeprangert. Vor allem wird auf die Verletzung der fundamentalsten Rechte von Kindern und Frauen aufmerksam gemacht. Man dürfe sich nicht mit dem Gedanken an einen Nahen Osten ohne Christen anfreunden. Schon einige Tage zuvor, am 29. September 2014, konnte derselbe Staatssekretär Seiner Heiligkeit, Pietro Kardinal Parolin, eine ausführliche Grundsatzansprache bei der 69. Generalversammlung in New York gegen jeglichen Kampf der Kulturen halten, auch sehr gut abrufbar als Video bei den Vereinten Nationen. Dabei erinnerte der Kardinalstaatssekretär auch besonders an den Aufschrei des Papstes vom 9. August 2014. Nach Parolin gebe es eine Terrororganisation, die alle Staaten bedrohe und auflösen wolle, um sie durch eine "pseudoreligiöse Weltregierung" zu ersetzen. Dabei verwies der Kardinalstaatssekretär auch auf eine Meditation des Papstes vom 2. Mai 2014 über das "Töten im Namen Gottes" auf Kosten ganzer ethnischer Gruppen und antiker Kulturen. Es müsse in Erinnerung gerufen werden, dass solche Gewalt Ausdrucksform der Gottvergessenheit sei, wie Benedikt XVI. am 7. Januar 2013 gegenüber dem Diplomatischen Korps betont hatte: "Wie ich schon einmal gesagt habe, handelt es sich um eine Verzerrung der Religion selbst, da diese doch im Gegenteil danach strebt, den Menschen mit Gott zu versöhnen, die Gewissen zu erleuchten und zu reinigen und deutlich zu machen, daß jeder Mensch ein Abbild des Schöpfers ist." In diesem Zusammenhang fordert (auch) der Heilige Stuhl eine erneuerte Organisation der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates, die gemäß Internationalem Recht überhaupt besser auf nicht-staatliche Aggressoren reagieren müssen, welche eben gleichzeitig mehrere Völkerrechtssubjekte bedrohten. Hier bringt Kardinal Parolin die Enttäuschung des Heiligen Stuhles wörtlich so zum Ausdruck: "Es ist enttäuschend, dass die Internationale Gemeinschaft im Blick auf die Konflikte in Syrien, im Nahen Osten und in der Ukraine bis jetzt von widersprüchlichen Stimmen oder sogar vom Schweigen getragen ist." Weitere fünf Tage zuvor hatte Pietro Kardinal Parolin für den Heiligen Stuhl beim Sicherheitsrat Stellung genommen zum Thema der Bedrohungen von Friede und Sicherheit durch terroristische Handlungen auf internationaler Ebene. Dabei hatte er auch an wegweisende Worte von Papst Franziskus gegen den Missbrauch des Namens Gottes bei seiner Apostolischen Reise nach Albanien erinnert. Und schon am 9. September 2014 hatte in Genf ein weiterer Teilnehmer des oben geschilderten Nuntientreffens, Erzbischof Silvano M. Tomasi als ständiger Beobachter des Heiligen Stuhles, während der 27. Ordentlichen Sitzung des Menschenrechtsrates zur Bekämpfung heutiger Formen der Versklavung auf die exemplarischen Jugendversklavungen durch Boko Haram in Nigeria und durch die ISIS-Terroristen im Nordirak hingewiesen, aber ebenso auf 250.000 Kinder, die in bewaffneten Konflikten als Schutzschilder missbraucht würden. Hierher gehörten auch 5,7 Millionen Kinder, die Zwangsarbeit leisten müssen, als Haussklaven dienten oder in Zwangsehen gepfercht würden. Dabei verwies er auf die Ansprache Seiner Heiligkeit Papst Franziskus an die Internationale Konferenz zur Bekämpfung des Menschenhandels am 10. April 2014 und an das vom Heiligen Stuhl gewählte Thema der Sklaverei für den kommenden Weltfriedenstag. Und bei der 22. Sondersitzung desselben Menschenrechtsrates der UN zur Menschenrechtssituation im Irak hatte Erzbischof Tomasi am 1. September 2014 daran erinnert, dass ein ungerechter Angreifer gestoppt werden müsse. Mit diesen Hinweisen und Auszügen, welche das oben übersetzte Interview abrunden sollen, ist zweifellos die Gesamtlinie des Heiligen Stuhles zum Internationalen Recht und zur weltpolitischen Einschätzung klar geworden. Und in diesem Geist wird der Papst auch seine Apostolische Reise in die Türkei antreten, zu einem wichtigen Beitrittskandidaten für die Europäische Union. Mit Papst Franziskus reist nicht nur ein "Staatsoberhaupt", nein, es reist die einzige natürliche Person der Welt, die gleichzeitig Völkerrechtssubjekt ist. Denn der Papst ist der Heilige Stuhl, und von diesem hängt der Vatikanstaat ab, der präzise gesprochen kein Völkerrechtssubjekt ist. Und so möge uns dieser Eintrag im Gebet und im Einsatz für alle verfolgten Minderheiten vereinen! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Tuesday, July 1. 2014
RÜCKERINNERUNG (VII): REISE VON ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Türkei und Zypern at
22:09
Comments (0) Trackbacks (3) RÜCKERINNERUNG (VII): REISE VON BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI / PREDIGT IN DER HEILIG-GEIST-KATHEDRALE ISTANBUL
Nach der Einladung des regierenden Papstes Franziskus durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus nimmt die Hoffnung zu, dass es schon sehr bald zum Besuch Seiner Heiligkeit Papst Franziskus in der Türkei kommen werde. Abzuwarten bleibt die erste direkt-demokratische Wahl des Staatspräsidenten im August und somit auch eine neue Einladung von Seiten des dann amtierenden Präsidenten. Die Türkei als ein künftiges Hoffnungsland der Europäischen Union - und deshalb auch mit dem klaren Ziel einer Vollmitgliedschaft unterwegs - wird als Dialogbrücke zwischen unterschiedlichen geopolitischen und religiösen Einstellungen immer noch wichtiger. Sie hat ohne Unterschied der Konfession eine extrem hohe Zahl an Flüchtlingen aus Syrien und aus dem Irak aufgenommen. Ob diese nun weiterreisen oder bleiben, die meisten finden dort eine vor dem sinnlosen Krieg sichere Zufluchtsstätte. Eine andere Sache wäre die Bewertung der Außen- und Geheimdienstpolitik seit der Beendigung der Freundschaft zwischen den Regierungen der Türkei und der Arabischen Republik Syrien. Zweifellos liegen hier auf offiziell-türkischer Seite schwere Fehleinschätzungen vor, die korrigiert werden mussten und müssen. Zurück zur Türkei im Inneren: für viele religiöse Minderheiten gab es seit dem Besuch von Benedikt XVI. weitere Fortschritte, die anzuerkennen sind. Auch in diesem Jahr sind sehr viele christliche Zelebrationen zu Mariae Himmelfahrt bzw. zu ihrer seligen Entschlafung vorgesehen. In İzmir werden orthodoxe Christen sogar nach 92 Jahren zum ersten Mal wieder in der mit kommunaler Hilfe renovierten Kirche zum heiligen Voukolos (Bukolos von Smyrna) liturgisch feiern können. Es wird einem schwer ums Herz, wenn man die vielen gelungenen Renovierungen von Kirchen in der Türkei mit Freude betrachtet, aber gleichzeitig in den Nachbarländern Syrien und Irak von den sinnlosen Zerstörungen heiliger Stätten aller Religionen durch selbsternannte islamistische Terroristen vernimmt. Um so wichtiger war und ist die Verurteilung dieses salafistischen Treibens durch den obersten Vertreter der Muslime in der Türkei vom 18. Juni 2014. Heute vor 7,5 Jahren schloss Papst Benedikt XVI. seinen Apostolischen Besuch in der Türkei ab:
(LETZTE) RÜCKERINNERUNG AN DIE APOSTOLISCHE REISE VON PAPST BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI (VI): PREDIGT VON BENEDIKT XVI. BEI DER HEILIGSTEN EUCHARISTIE IN DER LATEINISCHEN HEILIG-GEIST-KATHEDRALE VON ISTANBUL Heilig-Geist-Kathedrale in İstanbul Freitag, 1. Dezember 2006 Liebe Brüder und Schwestern! Am Ende meiner Pastoralreise in die Türkei freue ich mich, die katholische Gemeinschaft von Istanbul zu treffen und mit ihr Eucharistie zu feiern, um dem Herrn für all seine Gaben zu danken. Ich möchte zunächst den Patriarchen von Konstantinopel, Seine Heiligkeit Bartholomaios I., grüßen sowie den Armenischen Patriarchen, Seine Seligkeit Mesrob II., meine verehrten Brüder, die sich uns zu dieser Feier angeschlossen haben. Ich spreche ihnen meine tiefe Dankbarkeit für diese brüderliche Geste aus, welche die ganze katholische Gemeinschaft ehrt. Liebe Brüder, liebe Söhne und Töchter der katholischen Kirche, Bischöfe, Priester und Diakone, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien, die ihr den verschiedenen Gemeinschaften der Stadt und den unterschiedlichen Riten der Kirche angehört, voll Freude grüße ich euch alle mit den Worten, die der heilige Paulus an die Galater richtete: »Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« (Gal 1,3). Ich möchte den hier anwesenden zivilen Obrigkeiten für den freundlichen Empfang danken, und besonders all jenen, die die Verwirklichung dieser Reise ermöglicht haben. Schließlich grüße ich die Vertreter der anderen kirchlichen Gemeinschaften und der anderen Religionen, die unter uns anwesend sein wollten. Wie sollten wir nicht an die verschiedenen Ereignisse denken, die gerade hier unsere gemeinsame Geschichte geprägt haben? Gleichzeitig verspüre ich die Pflicht, in besonderer Weise die vielen Zeugen des Evangeliums Christi in Erinnerung zu rufen, die uns dazu anspornen, miteinander in Wahrheit und Liebe für die Einheit aller seiner Jünger zu arbeiten! Hier in der Heilig-Geist-Kathedrale möchte ich Gott für alles danken, was er in der Geschichte der Menschen vollbracht hat, und möchte auf alle die Gaben des Geistes der Heiligkeit herabrufen. Wie der heilige Paulus uns gerade in Erinnerung gerufen hat, ist der Heilige Geist die immerwährende Quelle unseres Glaubens und unserer Einheit. Er weckt in uns die wahre Erkenntnis Jesu, und er legt uns die Worte des Glaubens auf die Lippen, damit wir den Herrn erkennen können. Jesus hatte schon zu Petrus nach seinem Glaubensbekenntnis von Cäsarea gesagt: »Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel« (Mt 16,17). Ja, wir sind selig, wenn der Heilige Geist uns für die Freude des Glaubens öffnet und wenn er uns in die große Familie der Christen eintreten lässt, in seine Kirche, die so vielfältig in der Verschiedenheit der Gaben, Funktionen und Tätigkeiten ist und gleichzeitig schon eine, »weil es immer Gott selbst ist, der in allen wirkt«. Der heilige Paulus fügt hinzu: »Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.« Den Geist zu offenbaren, nach dem Geist zu leben, bedeutet nicht, nur für sich selbst zu leben, sondern es heißt zu lernen, Jesus Christus ähnlich zu werden, indem wir in seiner Nachfolge Diener unserer Brüder werden. Das ist eine sehr konkrete Unterweisung für jeden von uns Bischöfen, die wir vom Herrn gerufen sind, sein Volk zu führen, indem wir uns nach seinem Vorbild zu Dienern machen; dies gilt ebenso für alle Diener des Herrn und auch für alle Gläubigen: durch den Empfang des Sakraments der Taufe sind wir alle in den Tod und in die Auferstehung des Herrn eingetaucht, »alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt«, und das Leben Christi ist unser Leben geworden, damit wir wie er leben, damit wir unsere Brüder so lieben, wie er uns geliebt hat (vgl. Joh 13,34). Vor 27 Jahren brachte in eben dieser Kathedrale mein Vorgänger, der Diener Gottes Johannes Paul II., die Hoffnung zum Ausdruck, dieses neue Jahrtausend möge »über einer Kirche anbrechen, die ihre volle Einheit wiedergefunden hat, um mitten in den verschärften Spannungen dieser Welt die transzendente Liebe Gottes zu bezeugen, die sich in seinem Sohn Jesus Christus geoffenbart hat« (Predigt bei der Eucharistiefeier in der Heilig-Geist-Kirche in Istanbul, 5; in O.R. dt., Nr. 49, 7. 12. 1979, S. 5). Diese Hoffnung ist noch nicht Wirklichkeit geworden, aber der Wunsch des Papstes bleibt immer derselbe, und er drängt uns – uns alle, die wir Jünger Christi sind und die wir mit unserer Schwerfälligkeit und unserer Armut auf dem Weg vorangehen, der zur Einheit führt –, unaufhörlich zum Wohl aller zu handeln und die ökumenische Perspektive unter unseren kirchlichen Sorgen an die erste Stelle zu setzen. Dann werden wir wirklich dem Geist Jesu entsprechend leben, im Dienst am Wohl aller. Wie sollten wir, die wir an diesem Morgen in diesem dem Herrn geweihten Haus des Gebets versammelt sind, nicht an das andere schöne Bild denken, das der heilige Paulus gebraucht, um von der Kirche zu sprechen, jenes Bild vom Bauwerk, dessen Steine alle vereint sind und sich eng aneinanderfügen, um einen einzigen Bau zu bilden, und dessen Eckstein, auf dem alles gründet, Christus ist? Er ist die Quelle des neuen Lebens, das uns vom Vater im Heiligen Geist geschenkt ist. Das Johannesevangelium hat es soeben verkündet: »Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.« Diese sprudelnde Quelle, dieses lebendige Wasser, das Jesus der Samariterin verheißen hat, sahen die Propheten Sacharja und Ezechiel der Seite des Tempels entspringen, um die Wasser des Toten Meeres zu erneuern: ein wunderbares Bild für die Verheißung des Lebens, die Gott stets seinem Volk gemacht hat und die zu erfüllen Jesus gekommen ist. In einer Welt, in der die Menschen so viele Schwierigkeiten haben, die Güter der Erde untereinander zu teilen, und in der man sich zu Recht Sorgen zu machen beginnt aufgrund des Mangels an Wasser, jenem so kostbaren Gut für das Leben des Leibes, entdeckt die Kirche, dass sie reich ist an einem noch größeren Gut. Als Leib Christi hat sie die Aufgabe erhalten, sein Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu verkünden (vgl. Mt 28,19), das heißt den Männern und Frauen unserer Zeit eine Frohe Botschaft zu übermitteln, die ihr Leben nicht nur erhellt, sondern es verändert, bis hin zur Überwindung des Todes und zum Sieg über ihn. Diese Frohe Botschaft ist nicht nur ein Wort, sondern sie ist eine Person, Christus selbst, der Auferstandene, der Lebendige! Durch die Gnade der Sakramente wurde das Wasser, das am Kreuz aus seiner geöffneten Seite floss, zu einer sprudelnden Quelle, zu »Strömen von lebendigem Wasser«, einer Gabe, die niemand zum Stillstand bringen kann und die wieder Leben schenkt. Wie könnten die Christen das, was sie empfangen haben, für sich allein behalten? Wie könnten sie diesen Schatz beschlagnahmen und diese Quelle verbergen? Die Sendung der Kirche besteht nicht darin, Macht zu verteidigen oder Reichtümer zu erlangen. Ihre Sendung ist es, Christus zu schenken, am Leben Christi teilhaben zu lassen, das kostbarste Gut des Menschen, das Gott selbst uns in seinem Sohn gibt. Brüder und Schwestern, eure Gemeinden kennen den demütigen Weg des täglichen Zusammenlebens mit denen, die unseren Glauben nicht teilen, aber erklären, daß sie »sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen« (Lumen gentium, 16). Ihr wisst wohl, daß die Kirche niemandem etwas aufzwingen will und daß sie einfach nur darum bittet, frei leben zu können, um denjenigen zu offenbaren, den sie nicht verbergen kann, Christus Jesus, der uns bis hin zu seinem Tod am Kreuz geliebt und uns seinen Geist geschenkt hat, die lebendige Gegenwart Gottes mitten unter uns und in unserem Innersten. Seid stets offen für den Geist Christi und widmet deshalb denjenigen eure Aufmerksamkeit, die nach Gerechtigkeit, Frieden, Würde und Achtung ihrer selbst und ihrer Brüder dürsten. Lebt untereinander nach dem Wort des Herrn: »Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (Joh 13,35). Brüder und Schwestern, vertrauen wir in diesem Augenblick unseren Wunsch, dem Herrn zu dienen, der Jungfrau Maria an, der Mutter Gottes und Magd des Herrn. Sie hat im Abendmahlssaal gemeinsam mit der Urgemeinde in der Erwartung von Pfingsten gebetet. Zusammen mit ihr bitten wir jetzt Christus, den Herrn: Sende Deinen Heiligen Geist, Herr, auf die ganze Kirche herab; er möge in jedem ihrer Glieder wohnen und aus ihnen Boten Deines Evangeliums machen! Amen. TÜRKISCHE ÜBERSETZUNG DES HEILIGEN STUHLES: Sevgili Kardeşlerim, Türkiye’deki pastoral yolculuğumun bitiminde, Rab’bimizin bizlere bahşetmiş olduğu armağanlardan dolayı şükretmek için Istanbul’daki Katolik cemaatiyle birlikte Efkaristiya’nın etrafında buluşmaktan mutluyum. Bizimle bu merasime katılan saygıdeğer Kardeşlerimiz, başta Kostantinopolis Patriği, Kutsal Peder I. Bartolomeos, Ermeni Patriği, Beatitüd II Mesrob’u içtenlikle selamlıyorum. Tüm Katolik cemaatini onurlandıran bu kardeşçe jestleri için onlara derin şükranlarımı sunuyorum. Bu şehrin farklı cemaat ve mezheplerinden sevgili Kardeşlerim ve Katolik Kilisesi mensubu Evlatlarım, Episkoposlar, papazlar ve diakoslar, rahip ve rahibeler, laik müminler, hepinizi Aziz Pavlus’un Galatyalılar’a hitaben söylemiş olduğu sözlerle sevinçle selamlıyorum: Burada hazır bulunan, nezaketle beni karşılayan ve bu yolculuğun gerçekleşmesine izin veren resmî Makamlara çok teşekkür ediyorum. Son olarak da, burada aramızda bulunan, diğer kilise cemaatlerini ve diğer dinlerden mensupları selamlıyorum. Burada ortak Hıristiyan tarihimize yön veren değişik olayları hatırlayarak, hakikat ve sevgi içinde, Mesih’in tüm öğrencilerinin birliği için, beraber çalışmaya bizleri iten, Allah’ın kutsallığına tanıklık verenleri de anmamak mümkün değil. Sent Espri Katedralinde, insanlık tarihinde gerçekleştirmiş olduğu her şey için Allah’a şükrediyorum ve Kutsal Ruh’un azizlik yönündeki armağanlarını herkese vermesini diliyorum. Aziz Pavlus’un bize hatırlattığı gibi, Kutsal Ruh inancımızın ve birliğimizin daimî kaynağıdır. Kutsal Ruh, İsa’yı gerçek anlamda tanımamızı sağlayan ve Rab’bi tanımak için dudaklarımızdan dökülen inanç sözleri de O’ndan geliyor. Petrus, Filippi Sezariyesi’nde inancını dile getirdiğinde, İsa ona : «Ne mutlu sana, Yunus oğlu Simun, bu sırrı sana açan insan değil, göklerdeki Babam’dır!» dedi (Matta 16,17). Ne mutlu bize ki Kutsal Ruh bizlere inanma sevincini veriyor. Aynı zamanda bizleri Kilisesinin büyük Hıristiyan ailesine dahil ediyor. Bu Kilise değişik armağanlar, işlevler ve etkinliklerle şimdiden birdir « ama herkeste hepsini etkin kılan aynı Tanrı’dır». Pavlus şöyle devam ediyor: «Herkesin yararı için herkese Ruh’u belli eden bir yetenek veriliyor». Kutsal Ruh’u ifşa etmek, Kutsal Ruh’a göre yaşamak sadece kendimiz için yaşamak değil, kardeşlere hizmet ederek Mesih İsa’yı izleyip O’na benzemeyi öğrenmektir. Bu biz Bu biz Episkoposlar için somut bir öğretidir. Bizler Rab tarafından Mesih’in izinde halkımıza hizmet ederek yol göstermeye çağrıldık. Bu Rab’bin tüm ruhanileri ve müminleri için de geçerlidir: Vaftiz suyuyla hepimiz Rab’bin ölüm ve dirilişine daldırıldık, «hepimizin aynı Ruh’tan içmesi sağlandı» ve Mesih gibi yaşayabilmek, O’nun bizleri sevdiği gibi kardeşlerimizi sevebilmemiz için O’nun yaşamı bizim oldu (Yuhanna 13,34). Yirmialtı yıl önce, bu Katedralde, selefim Allah’ın Hizmetkârı II. Jean-Paul şu sözleri söyledi: »Şiddetli gerilimlerle dolu bu dünyada, Allah’ın Oğlu Mesih İsa’ya beslemiş olduğu deneyüstü (transcendant) sevginin tanıklığını daha iyi verebilmek için, 'yeni milenyumun şafağında' Kilise tam birliğe kavuşmuş olarak uyansın» (İstanbul Katedralinde vaaz n. 5). Bu temenni henüz gerçekleşmedi ama Papa’nın arzusu değişmedi ve bizleri dürtmeye devam ediyor. Mesih’in öğrencileri olan bizleri, hepimizi birliğe ulaştıracak yolda ağır ve yoksul bir şekilde ilerliyoruz. Daima «herkes için iyi olanı göz önünde tutarak» ekümenik hedefe Kilise’deki kaygılarımız arasında ilk yeri vermeliyiz. Bu şekilde, herkesin hizmetinde, gerçekten de İsa’nın Ruh’u doğrultusunda yaşayacağız. Bu sabah Rab’be adanmış bu kutsal mekânda toplanan bizlerin, Aziz Pavlus’un Kilise’den söz ederken kullandığı o güzel imgeyi anmamak mümkün değil. Pavlus örnek olarak birbirlerine kenetli olan ve bir bütün oluşturan yapıdan söz ederken, köşe taşının Mesih İsa’nın kendisi olduğunu söylüyor. Mesih yeni hayatın kaynağıdır. Bu hayat bize Peder aracılığıyla ve Kutsal Ruh’ta veriliyor. Bugünün İncil’inde Aziz Yuhanna «İçinden diri su ırmakları akacaktır» sözleriyle ilân ediyor. İsa’nın Samiriye’li kadına vaat etmiş olduğu diri ve canlı suyun, Zekeriya ve Hezekiel Tapınağın köşesinden fışkırdığını ve Ölü Denizin sularında yenilendiğini gördüler. Bu, Allah’ın halkına her zamandan beri verdiği ve İsa’nın tamamlamış olduğu yaşam sözünün olağanüstü imgesidir. İnsanların dünyevî zenginlikleri paylaşmakta büyük güçlük çektiği, bedenin yaşamı için son derece değerli olan suyun azalmasından dolayı, haklı olarak endişe duyan bir dünyada, Kilise kendi içinde çok daha büyük bir zenginlik keşfediyor. Müjde’yi bütün uluslara ilân etme görevini üstlenen Mesih’in Bedeni Kilise (Matta 28, 19) günümüz insanlarının yaşamını sadece aydınlatmakla kalmayıp, tamamıyla değiştiren, hatta ölümü yenmeye kadar varan İyi Müjdeyi iletiyor. Bu İyi Müjde sadece bir Söz değildir, bir Şahıstır, yaşayan, dirilmiş Mesih’in kendisidir! Kutsal Sırların verdiği lütufla, Çarmıhtaki Mesih İsa’nın böğründen çıkan su, fışkıran kaynak şeklinde «diri su ırmakları»na dönüşüyor. Hayat veren bu armağanı hiç kimse durduramaz. Hıristiyanların bunu sadece kendileri için saklamaları mümkün değil. Bu hazineye el koymaları ve bu kaynağı gizlemeleri mümkün değil. Kilise’nin görevi ne iktidarları savunmak, ne zenginlikleri ele geçirmek, ne de doktrin öğretmektir. Kilise’nin görevi Allah’ın Oğlu aracılığıyla verdiği, insanın en değerli zenginliği olan Mesih’in Hayatını paylaşmak, Mesih’i vermektir. Sevgili Kardeşlerim, sizler günlük yaşantınızda bizimle aynı inancı paylaşmayan ama «İbahim’in inancına sahip ve tek, merhametli Allah’a tapan» kişilerle sürekli birliktesiniz (Lumen gentium, n. 16). Kilise’nin kimseye zorla hiç bir şey kabul ettirmek istemediği malûmunuzdur: Tek arzusu, Çarmıhta bizleri sonuna kadar seven, bizler için Ruh’unu veren, Allah’ın aramızda ve içimizdeki canlı varlığı Mesih İsa’yı serbestçe yaşayarak ifşa etmektir. Mesih’in Ruh’una daima kucak açın ve bunun için de tüm insanların adalet, huzur ve esenlik, saygınlık ihtiyaçlarına duyarlı olun. Aranızda Rab’bin şu Sözünü yaşayın : «Birbirinize sevginiz olursa, herkes bununla benim öğrencilerim olduğunuzu anlayacaktır» (Yuhanna 13, 35). Kardeşlerim, Rab’be hizmet etme arzumuzu şimdi Allah’ın Annesi ve Rab’bin Hizmetkârı Bâkire Meryem’e emanet ederek O’na şöyle dua edelim: Rab’bim Kutsal Ruh’unu bütün Kilise’ne gönder, O Kilise’nin tüm fertlerinde mekân kursun ve onları İncil’in müjdeleyicileri yapsın! Amin. [ENDE DES SIEBENTEN UND LETZTEN ERINNERUNGSEINTRAGES ZUR APOSTOLISCHEN REISE VON BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI / 2006.] Am Schluss der Heiligen Messe in der Istanbuler Kathedrale sprach Benedikt VI. dem Abschied noch folgende Worte des Dankes: "Am Ende möchte ich der gesamten Bevölkerung Istanbuls und der anderen Städte der Türkei für die herzliche Aufnahme danken, die mir überall erwiesen wurde. Ich empfinde noch stärkeren und tieferen Dank, weil ich weiß, daß meine Anwesenheit in diesen Tagen nicht wenige Beschwerlichkeiten für den Ablauf des täglichen Lebens der Bevölkerung mit sich gebracht hat. Ich danke von Herzen auch für das Verständnis und die Geduld, die mir überall entgegengebracht wurden. Somit schließe ich heute die Reihe der Rückerinnerung an den letzten Papstbesuch in der Türkei ab. Auf Deutsch und Türkisch habe ich somit folgende Ansprachen von den Seiten des Heiligen Stuhles übernommen: 1. Erinnerungseintrag für den 28. 11. 2006: Ansprache beim Treffen mit dem Präsidenten für Religiöse Angelegenheiten 2. Erinnerungseintrag für den 28. 11. 2006: Ansprache beim Treffen mit dem bei der Türkischen Republik akkreditierten Diplomatischen Korps 3. (Erinnerungs)eintrag für den 29. 11. 2006: Predigt bei der Heiligen Messe im Nationalen Marienheiligtum Meryem Ana Evi in Ephesus 4. Erinnerungseintrag für den 29. 11. 2006: Ansprache bei der Begegnung mit Seiner Heiligkeit Patriarch Bartholomaios I. in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar, İstanbul 5. Erinnerungseintrag für den 30. 11. 2006: Ansprache bei der Göttlichen Liturgie zum Hochfest des heiligen Apostels Andreas und "Gemeinsame Erklärung" mit Patriarch Bartholomaios I. in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar, İstanbul 6. Erinnerungseintrag für den 30. 11. 2006: Grußworte zum gemeinsamen Gebet mit dem armenisch-apostolischen Patriarchen Mesrob II. Mutafyan in seiner Kathedralkirche in İstanbul 7. und letzter Erinnerungseintrag für den 01. 12. 2006 (siehe oben): Predigt von Benedikt XVI. bei der Heiligsten Eucharistie in der lateinischen Kathedrale von İstanbul Mögen alle diese Einträge eine gute Vorbereitung auf den nächsten Papstbesuch in der Türkei sein! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Wednesday, June 18. 2014
TÜRKISCHES RELIGIONSAMT VERURTEILT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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22:30
Comments (0) Trackbacks (6) TÜRKISCHES RELIGIONSAMT VERURTEILT TÖTUNG UND VERTREIBUNG IM NAMEN DES ISLAM
Ohne weiterführenden Kommentar veröffentliche ich sehr gerne den aus aktuellem Anlass notwendig gewordenen und heute in acht Sprachen hergestellten Aufruf des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten, wobei dieselbe Erklärung auch als arabische Videobotschaft des Präsidenten des Religionsamtes, Prof. Mehmet Görmez, mit entsprechdenen Untertiteln der anderen Sprachen zur Verfügung steht. Das brutale Vorgehen der QSIS-Terroristen (ISIS ist ja eine Abspaltung von al-Qaida) läuft schon viel länger, aber das ganze Ausmaß der unvorstellbaren Brutalität wurde seit der Einnahme der irakischen Stadt Mossul der Weltöffentlichkeit ebenso brutal ins Bewusstsein gebracht. Der sogenannte "IS" ist weder völkerrechtlich ein Staat noch kann er sich auf den Islam berufen: der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hat mehrmals an das islamische Tötungsverbot erinnert und darauf verwiesen, wie sehr das gegenseitige Töten in der muslimischen Welt das Bild des Islam belaste und neben der Offensive Israels gegen den Gazastreifen im Fastenmonat Ramadan Ärgernis errege. Hier also eine deutsche und eine offizielle türkische Fassung des vorbildhaften Aufrufes von Prof. Görmez:
[1. ADAPTIERTE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG, AUSGEHEND VON DER ANGEBOTENEN ÜBERSETZUNG DES TÜRKISCHEN RELIGIONSAMTES:] AUFRUF ZUM FRIEDEN UND ZUR BRÜDERLICHKEIT SOWIE ZUR BESONNENHEIT AN DIE ISLAMISCHE WELT (IN ACHT SPRACHEN) Die seit langer Zeit anhaltenden gesellschaftlichen Krisen in der islamischen Welt, die politischen und militärischen Spannungen und die offensichtlichen Konflikte konfessionellen Ursprungs haben ein solches Ausmaß angenommen, dass sie nicht nur die Sicherheit der Region, sondern auch der islamischen Welt bedrohen. Das Chaos auf der Irak-Syrien-Achse, vor allem aber in Mosul, hat zu zusätzlichen Spannungen geführt. (Die Weltöffentlichkeit verfolgt die Entwicklungen mit großer Besorgnis.) Gewalt beinhaltende Äußerungen, Dschihad-Erklärungen, Drohungen zur Zerstörung heiliger Stätten, Entführung von Personen und das Töten von Menschen sind die Vorboten bevorstehender Katastrophen. Sollten die Entwicklungen nicht verhindert werden und ein noch größeres Ausmaß annehmen, dann ist in der islamischen Welt eine menschliche, gesellschaftliche, religiöse und konfessionelle Spaltung unvermeidbar. Aus diesem Grund rufen wir auf zur Überwindung des Problems und zum gemeinsamen Handeln gemäß den unten aufgeführten Punkten: 1. Die muslimische Identität steht stets über der Zugehörigkeit zu jeder Konfession, Lebensweise und politischen Auffassung. Keine religiöse Struktur darf politische Ambitionen dulden, die sich gegen die islamische Brüderlichkeit und Einheit richten. Der Koran und die Sunna erklären das Leben, Blut, Eigentum und die Ehre eines jeden Menschen als unantastbar. Außerdem wird das unrechtmäßige Blutvergießen eines Menschen aus religiöser Hinsicht als das größte Delikt überhaupt betrachtet. 2. Eine Gesellschaft, die mit ihrer ganzen religiösen Vielfalt über 1400 Jahre bis in die heutigen Tage gelangt ist, kann nicht mit einer auf konfessionellen und ethnischen Grundlagen ausgerichteten Struktur verwaltet werden. Niemand bzw. keine Gruppe kann der Religion, den Werten und der Denkweise eines anderen den Krieg erklären. Alle besitzen das Recht, den historischen Errungenschaften entsprechend in ihren Ländern frei zu leben. Jede Haltung und Handlung, die sich dagegen richtet, muss in diesen Ländern, die eine vertraute und sichere Heimat bieten, als Verhetzung gegen den Frieden angesehen werden. 3. Der im Lauf der Zeit zum Vorschein getretene Unterschied zwischen der ahl al-bait und der ahlu sunnah wurde als etwas Gegensätzliches betrachtet und auf dieser Grundlage eine politische Kampfstrategie für jeden Tag entwickelt. Das muss als eine große Machenschaft betrachtet werden. Die ahl al-bait und ahlu sunnah gehören zum Heiligen Propheten. Die Überzeugung und die Idee, wonach diese beiden im Gegensatz zueinanderstehen, sind nicht hinnehmbar. 4. Dass eine muslimische Gruppe, Partei oder Gemeinschaft ihre religiöse Auffassung als die absolute Wahrheit betrachtet und andere Auffassungen entfremdet, andere als Ungläubige betrachtet und ihre Anhänger zum Tode verurteilt, ist inakzeptabel. Ein solches Verständnis kann in keiner Form gerechtfertigt werden und im Islam Anerkennung finden. 5. Jeder der sich Moslem nennt, befindet sich im islamischen Kreis. Keiner hat die Autorität, jemand anderen aus dem Islam auszuweisen. So wie ungläubige Strukturen in der Geschichte durch die muslimischen Gewissen bestraft wurden, so werden heute diese neuen Erscheinungen beim gesellschaftlichen Gewissen keine Anerkennung finden. Muslime mit gesundem Menschenverstand und Gewissen werden es nicht zulassen, dass diese Strukturen festen Boden fassen können. 6. Ein Gebilde, das auf den bei Interessensgefechten zum Opfer gefallenen unschuldigen Menschen, Kindern, Frauen und vertriebenen Menschen errichtet wurde, kann nicht mit dem Islam vereint werden. So etwas ist inakzeptabel. 7. Die Erklärungen von einer der Seiten über die Gräber in Nadschaf und Kerbela der ahl al-bait wie des heiligen Ali, des heiligen Hussain und von Abu’l Fadl Abbas können nicht geduldet werden. So beinhalten außergewöhnliche Orte wie Nadschaf und Kerbela, die Größen wie der heilige Ali, der heilige Hussain und Abu’l Fadl Abbas nicht nur Werte der Schiiten und Sunniten, sondern Werte der ganzen islamischen Gemeinde. 8. Dass eine Partei der anderen den Dschihad erklärt, kann nicht akzeptiert werden. So haben der Koran und Sunna niemals einen Dschihad unter Moslems angeordnet. Der größte Dschihad, den Muslime in der Gegenwart führen können, ist der Kampf gegen Unwissen, Fanatismus, Zwietracht und Spaltung. Niemand kann das Begehen von Gräueltaten unter dem Deckmantel eines Dschihads gegen Unterdrückung rechtfertigen. 9. Die in solchen Zeiten von einzelnen Gelehrten und religiösen Anstalten veröffentlichen Fatwas liefern Grund zur Sorge. Die größte Aufgabe der Gelehrten ist gegenwärtig, beim Wiederaufbau der Moral zu helfen und die Regeln des friedlichen Zusammenlebens im Hinblick auf die religiösen, konfessionellen und ideologischen Unterschiede in der islamischen Welt neu zu verkünden, aber nicht Fatwas, die eine Spaltung begünstigen. So wie heute Worte, die das Feuer der Zwietracht nicht löschen können, keinen Wert haben, so haben Fatwas, die zum Blutvergießen führen, ebenfalls keinen Wert. Andernfalls verwandelt sich die gesamte islamische Welt in eine Atmosphäre des Verbrechens, und alle islamischen Gelehrten würden zu Mittätern. Das Feuer der Zwietracht muss gelöscht werden, bevor es sich auf dem ganzen Erdkreis verbreitet. 10. Mit einem Treffen von Vertretern religiöser Einrichtungen und Anstalten aus Krisengebieten, vor allem aus dem Irak und aus Syrien, müssen religiöse und moralische Lösungsvorschläge für die Konfliktgebiete in Angriff genommen werden. Eine Delegation aus Meinungsführern der islamischen Welt muss eine Initiative erarbeiten, um die konfessionell bedingten Spaltungen zu überwinden. In dieser Hinsicht kommt den muslimischen Einrichtungen und Anstalten mit internationalem Charakter eine Verantwortung zu. Das Präsidium für Religionsangelegenheiten (Diyanet) würde es begrüßen, bei einer Initiative eine Vorreiterrolle übernehmen zu dürfen, um schiitische und sunnitische Gelehrte aus aller Welt zusammenzubringen. PRÄSIDIUM FÜR RELIGIONSANGELEGENHEITEN [ENDE DER ADAPTIERTEN DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG DER ERLÄRUNG DES TÜRKISCHEN RELIGIONSAMTES.] [2. TÜRKISCHE ORIGINALFASSUNG VOM PRESSEAMT DES RELIGIONSAMTES:] İSLAM DÜĞNYASINA 8 DİLDE "BARIŞ VE KARDEŞLIK" ÇAĞRISI … (Basın Açıklaması) İslam dünyasında yaşanan krizler, siyasi ve askeri gerilimler, mezhep ve meşrebe dayandırılmak istenen çatışmalar, İslâm dünyasının güvenliğini tehdit edecek boyutlara ulaşmıştır. Son olarak Musul başta olmak üzere Irak ve Suriye ekseninde yaşanan kaos ortamı, gerilimi daha da tırmandırmıştır. Bu süreçte üretilen karşılıklı şiddet içerikli beyanlar, cihad ilanları, mukaddes mekânların tahribine dönük tehditler, insan kaçırma ve öldürmeler, yaklaşmakta olan kitlesel faciaların ön sarsıntıları mesabesindedir. Bu olayların büyüyerek geri dönülemez bir noktaya gelmesi durumunda, İslam dünyasında insani, toplumsal, dini ve mezhebi açılardan kalıcı parçalanmalar yaşanması kaçınılmaz olacaktır. Bu bağlamda herkesi sorunun çözümü için ortak hareket etmeye ve aşağıdaki hususlar çerçevesinde davranmaya davet ediyoruz. 1. Müslüman kimliği, her türlü mezhebi, meşrebi, coğrafi, etnik, siyasi ve politik aidiyetin üstündedir. Hiçbir yapı, İslam kardeşliğini ve vahdetini bozmaya yönelik çalışmalara izin vermemelidir. Kur’an ve Sünnet, insanların birbirine canını, kanını, malını ve ırzını dokunulmaz kılmıştır. Haksız yere bir insanın kanını dökmek, dini bakımından en büyük cürüm olarak kabul edilmiştir. 2. 1400 yıldır bütün farklılıklarıyla bugünlere gelen bir toplumu dini, mezhebi ve etnik temellere dayalı bir yapı ile yönetme imkânı yoktur. Hiç kimse ya da hiçbir grup, bir başkasının inancına, değerine ve düşüncesine savaş açamaz. Herkes yaşadığı topraklarda tarihsel birikimine uygun olarak özgürce yaşama hakkına sahip olmalıdır. Bunun aksine olan her tutum ve davranış, selam ve eman yurdu olan bu topraklarda fitne çıkarmak isteyen unsurlar olarak görülmelidir. 3. Tarihsel süreç içerisinde ortaya çıkan Ehl-i Beyt ve Ehl-i Sünnet geleneklerini birbirine karşıt olarak görüp bunun üzerinden güç mücadelesine girmek büyük bir fitne olarak görülmelidir. Ehl-i Beyt de Ehl-i Sünnet de Hz. Peygamber Efendimizdendir. Bu unsurların birbirleriyle çatışma halinde olduğunu savunmak, asla kabul edilemez. 4. Herhangi bir Müslüman grup, fırka veya cemaatin, kendi dini anlayışını mutlak hakikat kabul ederek diğer anlayışları ötekileştirmesi, tekfir etmesi, tekfir ettiklerini de ölüme mahkûm etmesi asla kabul edilemez. Bu tür anlayışları meşrulaştıracak hiçbir yaklaşım, anlayış ve görüşün, İslâm’dan destek bulması mümkün değildir. 5. Müslümanım diyen herkes İslam dairesindedir. Hiç kimsenin bir başkasını İslâm’dan çıkartma salahiyeti yoktur. Tekfiri esas alan yapılar, nasıl ki tarihte Müslüman vicdanlar tarafından mahkûm edilmişse bugün de nevzuhur bu düşüncelerin maşeri vicdan tarafından kabul görmeyeceği açıktır. Sağduyu ve vicdan sahibi her Müslüman, basiret ve ferasetiyle, bu tür yapıların kökleşmesine hiçbir zaman fırsat vermeyecektir. 6. Çıkar çatışmalarının kurbanı olan savunmasız insanların, çocukların, kadınların ve yaşlıların yok edilmesi ve insanların yerlerinden yurtlarından sürülmesi üzerine inşa edilecek bir yapının, kendisini İslâm’la bağdaştırması mümkün değildir. 7. Bazı çevrelerin, Necef ve Kerbela’da bulunan Ehl-i Beytin büyükleri Hz. Ali, Hz. Hüseyin ve Ebu’l Fadl Abbas gibi manevi şahsiyetlerin mezarlarının tahrip edilmesine yönelik tehdit içeren açıklamaları asla kabul edilemez. Zira Necef ve Kerbela gibi müstesna mekânlar, Hz. Ali, Hz. Hüseyin ve Ebü’l Fadl Abbas gibi Ehl-i Beyt büyükleri, Şiilerin veya Sünnilerin değil, bütün İslam ümmetinin ortak, büyük değerleridir. 8. Aynı şekilde bazı çevrelerin diğerlerine karşı cihat ilan etmesi de kabul edilemez. Zira Kur’an ve Sünnet, Müslümanın Müslümana canını ve kanını helal gören bir cihadı asla emretmemiştir. Bugün Müslümanların topyekûn başvuracağı en büyük cihad, taassuba, fakirliğe, cehalete, fitneye ve tefrikaya karşı yapacakları cihattır. Hiç kimse, zulme karşı cihad iddiasıyla başkaca mazlûmiyetlerin yaşanmasını meşru gösteremez. 9. Bu süreçte bireysel olarak âlimlerden ve dini kurumlardan ilan edilen fetvalar, son derece kaygı vericidir. Bugün, âlimlere düşen en büyük görev, Müslüman toplumları ayrıştırmaya yönelik fetvalar vermek yerine; İslam dünyasındaki farklılıkları bir rahmet ve zenginlik olarak görüp barış içinde birlikte yaşamanın ahlakını ve hukukunu yeniden inşa etmek olmalıdır. Bugün, mezhep çatışmasını ve akan kanı durdurmayan bir sözün hiçbir kıymeti olmadığı gibi, akacak kana sebep olacak fetvaların da hiçbir değeri yoktur. Aksi takdirde bütün İslam âlemi suç ortamına, bütün İslam âlimleri de suç ortağına dönüşür. Bütün bu olup bitenleri sadece kaygıyla izlemek yetmez. Elim sonuçlar doğuracak bir çatışmayı engellemek için bütün dini liderler ve âlimler kararlılıkla birlik ve beraberlik içinde hareket etmelidir. Bu hepimizin dini, ahlaki ve vicdani görevidir. 10. Sıcak çatışma bölgelerindeki dini kurum ve kuruluşların temsilcileri bir araya gelerek başta Irak ve Suriye olmak üzere çatışma alanlarıyla ilgili dini ve ahlaki temelli çözüm girişimlerini başlatmalıdır. İslâm dünyasındaki dini-manevi sahadaki kanaat önderlerinden oluşan bir heyet, mezhep odaklı kamplaşmaların ortadan kaldırılması için inisiyatif almalıdır. Bu yönde uluslararası niteliği haiz Müslüman kurum ve kuruluşlar, sorumluluk üstlenmelidir. Diyanet İşleri Başkanlığımız, bu konuda görev üstlenmekten bahtiyarlık duyacaktır. Kamuoyuna saygı ile duyurulur. DİYANET İŞLERİ BAŞKANLIĞI [ENDE DES AUFRUFES DES TÜRKISCHEN PRÄSIDIUMS FÜR RELIGIONSANGELGENHEITEN.] Alle weiteren Sprachen finden sich ganz unten auf dieser Seite, und das arabische Video mit deutschen Untertiteln beispielsweise hier. Mögen viele islamische Institutionen folgen und bei der Prävention von den Wurzeln her entsprechende Initiativen fortsetzen und neu starten! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Friday, May 30. 2014
RÜCKERINNERUNG (VI): REISE VON ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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19:10
Comments (0) Trackbacks (2) RÜCKERINNERUNG (VI): REISE VON BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI / GEMEINSAMES GEBET MIT DEM ARMENISCHEN PATRIARCHEN
Seine Seligkeit, der armenisch-apostolische Patriarch der Türkei, Mesrob II. Mutafyan, wird aufgrund seiner gesundheitlichen Situation derzeit durch den Patriarchalvikar Erzbischof Aram Ateşyan vertreten. Dieser hat die offizielle Beileidserklärung der türkischen Regierung gegenüber den Enkeln der armenischen Opfer des Jahres 2015 sehr positiv aufgenommen und kurz danach, nämlich am vergangenen 1. Mai 2014, den türkischen Premierminister getroffen. Die armenischen Christen sind in der Türkei eine vergleichsweise große Gruppe, und es gibt darunter auch eine kleine Gruppe armenisch-katholischer Christen (vgl. die Nummer 7 in meinem Blogeintrag zur letzten Nahostsynode). In der Türkei ist für die armenischen Katholiken Erzbischof Hovhannes Tcholakian verantwortlich, Mitglied der von Erzbischof Ruggero Franceschini OFMCap geleiteten katholischen Türkischen Bischofskonferenz. Bis 21. Mai 2014 stand dem am 12. April 1919 geborenen Erzbischof ein Koadjutor zur Seite, nämlich Erzbischof Kévork Khazoumian, doch mit demselben Datum wurde durch Papst Franziskus für die Erzeparchie Istanbul (Constantinopolitanus Armenorum) ein Apostolischer Administrator (sede plena) und Titularerzbischof von "Amida der Amenier" ernannt, nämlich der Erzpriester Boghos Lévon Zékiyan, der am 13. September 2014 von Patriarch Nerses Bedros XIX. Tarmouni das Sakrament der Bischofsweihe empfangen soll. Die ganze Katholische Kirche hat zur armenisch-apostolischen Kirche ausgesprochen gute ökumenische Beziehungen. Seine Heiligkeit Papst Franziskus genießt nicht zuletzt aufgrund seiner schon vor seiner Erwählung zum Nachfolger Petri getroffenen klaren Aussagen zum Jahr 1915 naturgemäß großes Ansehen. Nach dem Besuch im Heiligen Land wird eine Apostolische Reise in die Türkei (und möglicherweise später nach Armenien) mit besonderer Sensibilität vorbereitet werden. In meinem Blogbuch setze ich heute die Erinnerungseinträge für den Apostolischen Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Türkei vor mehr als sieben Jahren fort (28. November bis 1. Dezember 2006) und übernehme im (inhaltlich) nunmehr sechsten Erinnerungseintrag die damaligen Grußworte von Benedikt XVI. beim Besuch der armenisch-apostolischen Kathedrale von İstanbul in der vom Heiligen Stuhl hergestellten deutschen und türkischen Übersetzung.
RÜCKERINNERUNG AN DIE APOSTOLISCHE REISE VON PAPST BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI (VI): GEMEINSAMES GEBET MIT SEINER SELIGKEIT MESROB II. MUTAFYAN, ARMENISCHER PATRIARCH VON ISTANBUL UND DER GANZEN TÜRKEI - GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI. Armenisch-Apostolische Kathedrale, Istanbul Donnerstag, 30. November 2006 Lieber Bruder in Christus! Ich freue mich über diese Gelegenheit, Eurer Seligkeit hier begegnen zu können, am selben Ort, an dem der Patriarch Shnork Kalustian meine Vorgänger Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. empfangen hat. Mit großer Zuneigung grüße ich die ganze armenisch-apostolische Gemeinschaft, der Sie als Hirt und geistlicher Vater vorstehen. Mein brüderlicher Gruß richtet sich auch an Seine Heiligkeit Karekin II., Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier, sowie an die Hierarchie der armenisch-apostolischen Kirche. Ich danke Gott für den christlichen Glauben und das christliche Zeugnis des armenischen Volkes, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, oft unter wirklich tragischen Umständen wie denen, die es im vergangenen Jahrhundert erlebt hat. Unser Treffen ist mehr als eine einfache ökumenische Höflichkeitsgeste und eine Geste der Freundschaft. Es ist ein Zeichen unserer gemeinsamen Hoffnung auf die Verheißungen Gottes sowie unseres Wunsches, das Gebet erfüllt zu sehen, das Jesus für seine Jünger am Vorabend seines Leidens und Sterbens erhob: »Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (Joh 17,21). Jesus gab am Kreuz sein Leben hin, um die Kinder Gottes aus der Zerstreuung wieder zur Einheit zu versammeln, um die Mauern der Trennung niederzureißen. Durch das Sakrament der Taufe sind wir dem Leib Christi, der Kirche, eingegliedert. Die tragischen Spaltungen, welche im Laufe der Zeit unter den Jüngern Christi aufgetreten sind, widersprechen ganz klar dem Willen des Herrn, sie sind ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen (vgl. Unitatis redintegratio, 1). Gerade durch das Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Liebe sind die Christen dazu berufen, dieser so sehr von Konflikten und Spannungen geprägten Welt ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung und des Trostes zu schenken. Deshalb müssen wir auch weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun, um die Wunden der Trennung zu heilen und das Werk der Wiederherstellung der Einheit der Christen zu beschleunigen. Ich wünsche, daß wir bei dieser dringenden Aufgabe vom Licht und von der Kraft des Heiligen Geistes geleitet sein mögen. In dieser Hinsicht kann ich dem Herrn nur aus tiefstem Herzen Dank sagen für die immer tiefere brüderliche Beziehung, die sich zwischen der armenisch- apostolischen Kirche und der katholischen Kirche entwickelt hat. Im 13. Jahrhundert schrieb Nerses von Lambron, einer der großen Lehrer der armenischen Kirche, die folgenden ermutigenden Worte: »Da wir alle des Friedens mit Gott bedürfen, laßt uns jetzt dafür sorgen, daß die Eintracht unter Brüdern seine Grundlage sei. Wir haben zu Gott um den Frieden gebetet und tun dies auch weiterhin. Siehe, er reicht ihn uns als Gabe dar: Nehmen wir es an! Wir haben den Herrn gebeten, seine heilige Kirche zu festigen, und er hat unser Flehen erhört. Besteigen wir also den Berg des Glaubens an das Evangelium« (Synoden-Ansprache, Il primate della Carità, Ed. Qiqajon, S. 81). Diese Worte des Nerses haben nichts von ihrer Kraft verloren. Fahren wir fort, gemeinsam für die Einheit aller Christen zu beten, damit wir diese Gabe des Himmels mit bereitem Herzen empfangen und immer glaubwürdigere Zeugen der Wahrheit des Evangeliums und bessere Diener der Sendung der Kirche sein können. TÜRKISCHE ÜBERSETZUNG DES HEILIGEN STUHLES: Mesih’te Sevgili Kardeşim, Patrik Kalustyan'ın, seleflerim Papa VI. Pavlus ve Papa II. Jean Paul'ü ağırlandıkları bu yerde Sizinle buluşma fırsatını bulmaktan memnuniyet duyuyorum. Çoban ve Ruhsal Peder olarak önderlik ettiğiniz tüm Ermeni Apostolik cemaatini büyük sevgiyle selamlıyorum. Bütün Ermenilerin Katolikosu Patrik II. Karekin Hazretleri ve Ermeni Apostolik Kilise Hiyerarşisi’ni de kardeşçe selamlıyorum. Ermeni halkının, geçmiş yüzyılda yaşadığı trajik koşullarda bile, nesilden nesile iletilen Hıristiyan imanı ve tanıklığı için Tanrı’ya şükürler sunuyorum. Buluşmamız basit bir ekümenik nezaket ve dostluk jesti değildir. Bu bizlerin Allah'ın vaatlerine olan ortak ümidimizin bir işareti ve ızdırap çekip ölümünün arifesinde İsa’nın söylemiş olduğu duanın tam anlamıyla gerçekleşmesi arzusudur: "Hepsi bir olsunlar. Baba, senin bende olduğun ve benim sende olduğum gibi, onlar da bizde bir olsunlar. Dünya da beni senin gönderdiğine iman etsin" (Yuhanna 17:21). İsa, Allah’ın dağılmış çocuklarını biraraya getirmek ve bölünme duvarlarını yıkmak için, çarmıh üzerinde hayatını verdi. Bizler vaftiz sırrıyla, Mesih’in Bedeni olan Kilise’yle tek bir beden olduk. Trajik bölünmeler, yüzyıllar boyunca, Mesih’i izleyenler arasında baş göstermiş olup. Bunlar Rab’bin isteğiyle tam anlamıyla zıtlık yaratıp, dünyaya yanlış bir tanıklık vermekte, aynı zamanda da İncil’i tüm yaradılışa ilan etme kutsal davasına zarar vermektedir (Unitatis redintegratio, 1). Çatışmalar ve gerginliklerin etkisi altındaki bu dünyada Hıristiyanlar iman ve sevgi tanıklığını vererek, parlak bir ümit ve teselli işareti sunmaya çağrılmışlardır. Bu nedenle, ayrılık yaralarını sarmak ve yeniden Hıristiyan birliğini kurmayı çabuklaştırmak için, mümkün olan herşeyi yapmalıyız. Bu acil görevde, Kutsal Ruh’un ışığı ve gücü bizlere rehberlik etsin. Bu bağlamda, Ermeni Apostolik Kilisesi ve Katolik Kilisesi arasında gelişmiş olan derin kardeşlik ilişkileri için Rab’be tüm kalbimle şükranlarımı sunuyorum. Onüçüncü yüzyılda, Ermeni Kilisesi’nin büyük Kilise Yazarlarından Lambron’lu Nerses, şu yüreklendirici sözleri söylemiştir: "Hepimizin Allah’la barışa ihtiyacı olduğundan, kardeşler arasındaki uyum bunun temeli olsun. Allah’a barış için dua ettik ve etmeye devam edelim. Bakın, şimdi bize barışı armağan ediyor: Kabul edelim! Rab’den Kilisesi’ni sağlam kılmasını istedik, O da hoşnutlukla yakarışımızı dinledi. O zaman İncil’in iman dağına tırmanalım!" (Il primate della Carità, Ed. Qiqajon, s. 81). Nerses’in bu sözleri halen güçlerini koruyorlar. Beraber tüm Hıristiyanların birliği için dua etmeye devam edelim. Açık kalplerle öylesine yüksek bir lütuf aldıktan sonra, İncil gerçeğinin daha ikna edici tanıkları ve Kilise misyonunun daha iyi hizmetkârları olabilelim. [ENDE DES SECHSTEN ERINNERUNGSEINTRAGES ZUR APOSTOLISCHEN REISE VON BENEDIKT XVI. IN DIE TÜRKEI / 2006.] Bisher auf Deutsch und Türkisch ins Blogbuch übernommen: 1. Erinnerungseintrag für den 28. 11. 2006: Ansprache beim Treffen mit dem Präsidenten für Religiöse Angelegenheiten 2. Erinnerungseintrag für den 28. 11. 2006: Ansprache beim Treffen mit dem bei der Türkischen Republik akkreditierten Diplomatischen Korps 3. (Erinnerungs)eintrag für den 29. 11. 2006: Predigt bei der Heiligen Messe im Nationalen Marienheiligtum Meryem Ana Evi in Ephesus 4. Erinnerungseintrag für den 29. 11. 2006: Ansprache bei der Begegnung mit Seiner Heiligkeit Patriarch Bartholomaios I. in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar, İstanbul 5. Erinnerungseintrag für den 30. 11. 2006: Ansprache bei der Göttlichen Liturgie zum Hochfest des heiligen Apostels Andreas und "Gemeinsame Erklärung" mit Patriarch Bartholomaios I. in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar, İstanbul 6. Erinnerungseintrag für den 30. 11. 2006 (siehe oben): Grußworte zum gemeinsamen Gebet mit dem armenisch-apostolischen Patriarchen Mesrob II. Mutafyan in seiner Kathedralkirche in İstanbul |
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