Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hat den 54. Abt des Benediktinerklosters
Plankstetten, Seine Gnaden Dr. Gregor Maria Hanke, zum 82. Diözesanbischof des
Bistums Eichstätt in Bayern ernannt. In der freien Internet-Enzyklopädie
Kathpedia können sein
Lebenslauf und umfassende Hintergrundinformationen abgerufen werden, die in diesem Blogeintrag teilweise übernommen werden.
Radio Vatikan hat den 52jährigen Erwählten als zukünftig jüngsten aller regierenden katholischen Bischöfe Deutschlands gefragt, wie er seine neue Aufgabe in Angriff nehmen werde:
"
Zunächst werde ich beginnen - wie die 'Regula Benedicti' beginnt, deren Spiritualität ich weiterhin verhaftet sein möchte - zu hören. Ich werde zunächst mit dem Hören beginnen: zuhören, anhören. Ich werde vor allen Dingen die Priester anhören. Ich möchte den Priestern des Bistums nahe sein, mit ihnen ins Gespräch kommen und möchte die in ihrem priesterlichen Dienst stärken. Das ist mir ein ganz großes Anliegen. - Ich denke, die (Katholische)
Universität sollte sich nie und nimmer gleichstellen mit den staatlichen Universitäten, sondern sie muß ein Stück weit die katholischen Anliegen aufgreifen und wissenschaftlich vertreten. Sie muß Zuarbeiter werden für kirchliche Bedürfnisse - das sag' ich jetzt so ganz ungeschützt dahin. Aber dieser Arbeitsbereich wird sicher sehr kompliziert sein; da bedarf ich guter Berater und muß mich wohl auch selbst noch kundiger machen. - Ich scheide natürlich mit wehem Herzen von Plankstetten, meiner geistigen Heimat. Ich habe ja einen Wahlspruch als Abt, der mir auch gut gefällt: 'Unser Glaube ist unser Sieg - wir sind Zeugen der Hoffnung.' Ich wünsche mir, daß die Gläubigen erfaßt werden von der Glaubensfreude, die uns Christus schenken will, daß dieses Leben einen Sinn hat. Die ganze Wirklichkeit ist offen auf den Urgrund hin, der Gott selbst ist. Und das läßt uns doch aufrecht gehen und aufschauen. Nicht nur zu Gott allein, sondern auch hinschauen auf die Probleme, Sorgen und Nöte der Welt, für die wir, als Gläubige, ein Stück weit Brot werden sollen."
Gregor Maria Hanke wurde am 2. Juli 1954 im mittelfränkischen Elbersroth bei Ansbach als Kind heimatvertriebener Eltern geboren und auf den Namen Franz getauft (jüngstes von sechs Kindern). Die Eltern - der Lehrer Franz Hanke und seine Frau Elisabeth - kamen 1946 mit ihren fünf Kindern aus dem heutigen Tschechien nach Mittelfranken. Von den fünf Geschwistern sind heute zwei Schwestern und ein Bruder verheiratet; zwei Brüder wurden Priester. 1974 erwarb Franz das Abitur am Humanistischen Willibald-Gymnasium Eichstätt und trat ins Priesterseminar ein. Er studierte in Eichstätt, Würzburg, Rom und England (London und Oxford) und trat nach Erwerb des theologischen Diploms (1980) im darauffolgenden Jahr 1981 bei den Benediktinern in Plankstetten ein, wo er seine Profeß am 10. Oktober 1982 ablegte. Am 10. September 1983 folgte die heilige Priesterweihe durch den damaligen Diözesanbischof Dr. Alois Brems.
1982 begann Gregor Hanke mit einem Studium der Anglistik an der Katholischen Universität Eichstätt, um später an der Realschule des Klosters in Plankstetten zu unterrichten. Daneben war er für das Kloster in der Jugendarbeit im Einsatz. Nach dem Beschluß des Konventkapitels der Abtei Plankstetten, die klösterliche Internatsschule aufzugeben, übernahm Pater Gregor 1985 im Kloster die Gästebetreuung. Er baute das Bildungshaus St. Gregor auf, das er bis 1990 leitete und in dem er auch selbst geistliche Kurse, Exerzitien und Einkehrtage gestaltete. Maßgeblich war er auch am Aufbau der "
Schule der Dorf- und Landentwicklung" im Kloster beteiligt. Am 13. Juli 1993 wurde er zum Abt des Benediktinerklosters Plankstetten gewählt, wobei die Abtsbenediktion vom späteren Bamberger
Erzbischof Dr. Karl Braun am 2. Oktober 1993 vorgenommen wurde. Gregor Maria Hanke wurde damit der 54. Abt des im Jahr 1129 gegründeten Klosters und war bei seiner Wahl jüngster Abt in Bayern. (Erst 1904 konnte vom Kloster Scheyern aus unter Mitwirkung des Barons von Cramer-Klett die Neugründung Plankstettens durchgeführt werden.)
Erzbischof Dr. Karl Braun vertrat in seiner Predigt zur Abtsbenediktion im Jahre 1993 die Überzeugung, daß es dem Erwählten schon immer ein Anliegen gewesen wäre, "
benediktinische Frömmigkeit und Theologie mit einem wachen, weltoffenen Herzen zu verbinden, um den Nöten der Zeit aus der Kraft des geistlichen Lebens begegnen zu können". 1994 entschloß sich das Kloster unter Leitung von Abt Gregor, in der Bewirtschaftung des Klostergutes streng ökologischen Richtlinien zu folgen. In den Folgejahren nach der Umstellung des Klostergutes gingen die Klostergärtnerei und die verarbeitenden Betriebe Klosterbäckerei, Klostermetzgerei und Klosterküche gleichfalls auf die biologische Wirtschaftsweise über. Im Jahre 2001 wurde dann die Generalsanierung des Klosters abgeschlossen und durch die Einrichtung eines neuen Klosterladens die regionale Vermarktung der Produkte der Klosterbetriebe und einiger Zulieferbetriebe aus der Region um Plankstetten verbessert.
Als Betreuer für sein durch die Abtsbenediktion später abgeschlossenes theologisches Doktorat fungierten der römische Prof. Dr. Robert Taft SJ und Prof. Dr. Gerhard Podskalsky SJ. 2002 reichte er seine Dissertationsschrift ("
Vesper und Orthros des Kathedralritus der Hagia Sophia zu Konstantinopel. Eine strukturanalytische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Psalmodie und der Formulare in den Euchologien", 2 Bände) an der Jesuitenhochschule in Frankfurt St. Georgen "summa cum laude" ein. Abt Dr. Gregor Hanke war zudem von 2001 bis 2005 Mitglied des Vorstands der Vereinigung Deutscher Ordensobern (VDO). Noch kurz vor seiner Ernennung zum Bischof von Eichstätt, am 4. Oktober 2006, wurde dem Benediktinerkloster Plankstetten als erster kirchlicher Einrichtung zum Welttierschutztag und Gedenktag des heiligen Franz von Assisi für ihr Engagement um artgerechte Tierhaltung und die ausschließliche Verwendung von Fleisch aus artgerechter Haltung in der Klosterküche die "Tierschutz-Kochmütze" der Tierschutzstiftung "Vier Pfoten" und der Schweinsfurth-Stiftung verliehen.
Abt Dr. Hanke sah diese streng ökologische Ausrichtung als selbstverständliche Konsequenz gelebten katholischen Glaubens. Umgekehrt hielt Abt Gregor fest: "
Eine Ökologie der Seele ist unverzichtbar und grundlegend für eine Ökologie des Handelns." Unter seiner Regie realisierte die Mönchsgemeinschaft ein regionales Autarkiekonzept, das auf "
Leben aus dem Ursprung" baut. Abt Gregor erwarb sich dabei gleichzeitig den Ruf eines charakterlich gesuchten Managers und hat die Einbindung der Abtei in das wirtschaftliche Leben so bewertet: "
Durch den Auf- und Ausbau des ökologischen Wirtschaftskreislaufes in der Abtei sind wir Teil des wirtschaftlichen Lebens der Region 10 geworden. Durch unser ökologisches Klostergut, die Klostergärtnerei, die Buchhandlung, Klosterschenke, Klosterhofladen und Gästehaus St. Gregor und die eigene Produktion vieler Waren wollen wir unser klösterliches Leben mitfinanzieren."
Bischof Gregor ist es sehr wichtig, daß die Reichtümer der Tradition der Kirche nicht verschüttet werden, sondern den Menschen zu ihrem Heil wirksam vermittelt werden können. Schon kurz nach seiner Priesterweihe hat er 1984 mit interessierten Gläubigen auf Basis der damals erstmaligen römischen Regelungen nach dem
XXI. Ökumenischen Konzil den gemeinsamen Antrag gestellt, daß die "tridentinische" Meßliturgie (Missale 1962) regelmäßig angeboten würde. Seit 1987 besitzt die Bischofsstadt Eichstätt die ununterbrochene und regelmäßige Zelebration des
älteren lateinischen Meßritus in unterschiedlichen Kirchen (derzeit an jedem zweiten Samstag abend um 19 Uhr in der Pfarrkirche Heilig Geist beim Bahnhof, nächstes Mal am 21. Oktober 2006). Während der Amtszeit von Abt Gregor war das Kloster Plankstetten für seine Gastfreundschaft sehr geschätzt: die Bandbreite der geistlichen Gruppen, welche das Kloster z. B. für Exerzitien ausgesucht hatten, entsprach der Vielfalt des weltkirchlichen Lebens.
Deshalb gibt es in der Abtei auch eine orientalische Kapelle, um den in der Katholischen Kirche anerkannten Riten einen sichtbaren Platz zu geben. (Am Bischofssitz Eichstätt gibt es nicht nur das
lateinische Priesterseminar, sondern auch eine international anerkannte theologische und spirituelle Ausbildung im
Collegium Orientale.) Der hochwürdigste Abt ist auch Mitglied der "Society of Oriental Liturgy". Im Mai 2004 wurde Dr. Hanke vom Oberhaupt der orthodoxen Teilkirche Tschechiens, dem Prager Metropoliten Erzbischof Krystof, bei einem Festakt in Teplitz mit dem Orden des heiligen Konstantin und der heiligen Helena ausgezeichnet. Bischof Gregors bisheriger Einsatz für die Ökumene mit der Orthodoxie, welcher einem der Hauptanliegen Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. entspricht, aber auch sein Bemühen um Aussöhnung des tschechischen und des deutschen Volkes im Geist wahren Christentums gaben den Anstoß für diese Ehrung, die unter anderen auch schon der tschechische Kulturminister erhalten hatte.
Seit vielen Jahren gehört Abt Gregor der vom Europapolitiker Jacques Delors begründeten "Groupe de Chevetogne" an. In dem Arbeitskreis engagieren sich Äbte und Äbtissinnen sowie Vertreter der Orthodoxie für die Verwirklichung eines zeitgenössischen christlichen Humanismus auf der Grundlage der monastischen Tradition in den Ländern Europas. Abt Gregor war es in den vergangenen Jahren auch ein Anliegen, das Kloster zu einem kulturellen Zentrum zu machen. Hochkarätige Künstler kamen gerne nach Plankstetten, auch aus Sympathie für den Abt und seinen weltoffenen Konvent. Der neu ernannte Diözesanbischof von Eichstätt verbindet damit auch persönliche Vorlieben: er spielte in seiner Jugend gerne Theater, liebt klassische Musik und pflegt den Kontakt zu Künstlern der verschiedensten Richtungen.
In seiner knapp bemessenen Freizeit besuchte Dr. Hanke bisher auch Freunde in Rom, wo er studiert hatte. Gelegentlich stieg er aufs Motorrad, und zu seinen besten Freunden zählte auch ein Vierbeiner: mit Hasso, dem Wächter auf dem Klostergut Staudenhof, ging er oft spazieren. Die Ernennung Abt Hankes ist auf breite und in der veröffentlichten Meinung nachlesbare Zustimmung aus allen Schichten und Berufsgruppen gestoßen. Die kommunikative und gleichzeitig glaubwürdige spirituelle Seite seines bisherigen priesterlichen und benediktinischen Wirkens wurde dabei überzeugend gewürdigt. Abt Gregor wirkte zudem schon bisher über sein Kloster hinaus als 1. Consiliarabt der Bayerischen Benediktinerkongregation. Freuen wir uns also von Herzen, und danken wir Gott besonders am morgigen Kirchweihsonntag im Bistum für dieses Geschenk des Papstes. Beten wir gemeinsam für den neuen Diözesanbischof von Eichstätt! Euer
Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik
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