Monday, February 23. 2015
HEILIGER POLYKARP, PATRON DER KIRCHE ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Türkei und Zypern at
13:00
HEILIGER POLYKARP, PATRON DER KIRCHE VON IZMIR, BITTE FÜR UNS!
Am heutigen Festtag des heiligen Märtyrerbischofs Polykarp, Patron der Kirche von Smyrna (İzmir), übernehme ich zunächst einfach den gesamten Text jener schönen Broschüre, die in der St.-Polykarp-Kirche beim heutigen Sitz des lateinischen Metropoliten und Erzbischofs von Izmir (Türkei) angeboten wird. Abgebildet werden unter anderem die Innenansicht und die Fresken der wunderbar gepflegten Kirche des heiligen Polykarp, ihre Außenansicht, der Hauptaltar und die Kuppel sowie die Statue der Madonna und das Martyrium des Heiligen. Hier also der Text ohne Bilder, wobei ich dabei kleine Tippfehler ausbessere:
HEILIGER POLYKARP, BISCHOF UND MÄRTYRER, PATRON DER KIRCHE VON SMYRNA (IZMIR) DIE KIRCHE SANKT POLYKARP (Necatibey Caddesi Nr. 2, 35212 İzmir) Die Kirche St. Polycarp ist die älteste Kirche von İzmir. 1620 wurde mit Erlaubnis des türkischen Sultans Suliman des Großen eine Kapelle errichtet, die dem Gottesdienst der Christen dienen solle. Diese Kapelle befand sich damals innerhalb der Gebäude des französischen Konsulates. 1630 wurde dann eine Kirche mit anschließendem Kloster erbaut, die dann zur Pfarrkirche für die französische Gemeinde erhoben wurde. Diese Kirche wurde 1688 durch einen Brand zerstört. Die jetzige Kirche stammt aus dem Jahre 1690. Sie wurde mehrmals beschädigt, aber immer wieder restauriert. Im Jahre 1898 wurde der Bau vergrößert und neu ausgemalt. Die Fresken im Inneren der Kirche sind ein Werk des französischen Architekten Raymond Charles Péré, der in İzmir lebte. Ein weiteres Werk seines Schaffens ist der Uhrturm in Konak. Sein Bildnis ist auf dem Fresko, das die Verbrennung des heiligen Polykarp darstellt, festgehalten. Dieses Fresko ist rechts vom Hauptaltar. Raymond Péré ist der Mann mit dem schwarzen Schnurrbart, der wartet, bis er an der Reihe ist, um gefoltert zu werden. In der Kirche ist auch eine Statue der Muttergottes, die Maria ganz in Schwarz gekleidet zeigt. Es wird berichtet, dass diese Muttergottesstatue von Katholiken, die aus Persien flüchten mussten, mitgebracht wurde. Sie steht in der Mitte des rechten Seitenschiffes. In der Kirche sind am Fußboden auch einige Grabstätten von Gemeindemitgliedern zu erkennen, die nach damaligem Brauch hier beigesetzt wurden. Die Gebeine wurden später jedoch andernorts bestattet. Die Pfarrei St. Polykarp wurde stets von Kapuzinern betreut. Ihr Kloster wurde 1929 an die Kirche angebaut, nachdem das frühere Gebäude am 13. September 1922 durch Feuer zerstört worden war. Dieses Kloster ist jetzt der offizielle Sitz des Erzbischofs von Izmir. DER HEILIGE POLYKARP, BISCHOF UND MARTYRER (ca. 70 - 156 nach Christus) SCHUTZPATRON VON IZMIR Die Tradition berichtet, dass der heilige Polycarp aus einer Sklavenfamilie stammt. Als zehnjähriger Knabe wurde er von einer wohlhabenden christlichen Frau mit dem Namen Callisto gekauft und wie ein eigener Sohn erzogen. So wuchs er zu einem begabten jungen, frommen Mann heran. Wegen seines Glaubens und seines frommen christlichen Lebens, seiner Kenntnis der Lehre Jesu und der Überlieferung der Apostel wurde er vom heiligen Apostel Johannes als sein Nachfolger vorgesehen und zum Bischof von İzmir bestellt. Seine Amtszeit war keine leichte Zeit. Die christliche Gemeinde litt unter Verfolgung und auch unter inneren Auseinandersetzungen. Bischof Polykarp war den ihm anvertrauten Gläubigen Halt und Stütze. Dank seiner Bemühungen war es gelungen, ein Schisma zu verhindern und einen Streit, der über das Datum der Feier des Osterfestes ausgebrochen war, zu schlichten (die Ostkirche feierte Ostern gleichzeitig mit dem jüdischen Paschafest, während die westliche Kirche dies nach der Tradition des heiligen Petrus nicht tat). Bischof Polykarp starb im hohen Alter den Märtyrertod in einer Arena nahe von İzmir. Sein Leichnam wurde verbrannt. Vor seiner Hinrichtung wurde er nochmals aufgefordert, seinem Glauben abzuschwören und damit sein Leben zu retten. Er aber sagte darauf: "86 Jahre lang habe ich Christus als meinem Herrn gedient. Er hat mir nichts Böses angetan. Wie könnte ich meinen König verleugnen, der mich erlöst hat!" Der heilige Polykarp ist bis heute der Schutzpatron von İzmir. Sein Fest wird am 23. Februar gefeiert. Dieser Tag ist nach der Überlieferung der Tag seines Martertodes. Heute noch wird an diesem Tag der Brief des heiligen Ignatius von Antiochien an den heiligen Polykarp vorgelesen. DIE SIEBEN KIRCHEN DER OFFENBARUNG Geschichtlich gesehen ist İzmir, das alte Smyrna, die einzige überlebende Kirche der sieben kleinasiatischen Kirchen, von denen die Offenbarung des heiligen Johannes spricht. Das Wort "Kirche" bedeutet im biblischen Sinn eher Gemeinde als Gebäude. Der heilige Evangelist Johannes schrieb in der geheimen Offenbarung von der nahegelegenen Insel Patmos an die sieben Gemeinden von Ephesus, Philadelphia, Pergamon, Thyatira, Sardes, Smyrna und Laodizea. Alle diese Kirchen waren an historischen Stätten, deren Ruinen man besichtigen kann. Sie sind in einigen Stunden Autofahrt von İzmir aus zu erreichen. [ENDE DER ERKLÄRUNGEN ZUR KIRCHE DES HEILIGEN POLYKARP GEMÄSS OFFIZIELLER BROSCHÜRE.] Aber es geht in der Broschüre weiter, denn wie ich schon öfters wiederholte, ist der Besuch der Christen und ihrer Heiligtümer in anderen Ländern besonders wichtig. Und so listet dieselbe deutschsprachige Broschüre der St.-Polykarp-Kirche direkt am Sitz des lateinischen Metropoliten und derzeitigen Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz noch drei katholische und eine anglikanische Kirche in der impulsiven Großstadt Izmir auf: ANDERE KATHOLISCHE UND ANGLIKANISCHE KIRCHEN IN IZMIR 1. DIE JOHANNES-KATHEDRALE: Die Hauptkirche in İzmir ist die Basilika des heiligen Johannes (Şehit Nevres Bulvarı Nr. 3). Dieser Dom wurde 1874 eingeweiht. Die Kirche von Lyon (Frankreich) ist die Schwesterkirche von Smyrna, weil Smyrna die ersten Missionare nach Frankreich sandte. Der heilige Irenäus von Lyon ist in Smyrna geboren. Die Kirche von Lyon hat deshalb beim Bau dieser Kirche mitgeholfen. Der Hauptaltar wurde vom seligen Papst Pius IX. gestiftet. [Bis zur Renovierung und feierlichen Wiedereröffnung als allen zugängliche Kathedrale und Hauptkirche der Region diente sie vor allem den Angehörigen der NATO-Luftwaffe zur Feier der Heiligen Liturgie.] 2. DIE KIRCHE ST. MARIA (Halit Ziya Bulvarı Nr. 67): sie wird von den Franziskanern betreut. Diese Kirche, die 1667 erbaut wurde, diente als Dom bis zum Bau der St.-Johannes-Basilika. Die religiösen Symbole, die diese Kirche schmücken, sind Kopien alter christlicher Symbole, die in Smyrna und Umgebung entdeckt wurden. Hier finden die Gottesdienste in italienischer Sprache statt. 3. DIE ROSENKRANZKIRCHE (1481 Sokak, Alsancak) nahe dem Bahnhof von Alsancak wird von den Dominikanern geleitet. Es ist ein wunderschönes Gotteshaus, das 1904 erbaut wurde. Die Kirche besitzt einen sehr hohen Marmoraltar. Die Messen werden in türkischer, italienischer und französischer Sprache gefeiert. DIE ANGLIKANISCHE KIRCHE hat auch St. Johannes Evangelist als Patron und befindet sich gegenüber vom Bahnhof Alsancak. In einem anschließenden Gebäude befindet sich das britische Vizekonsulat. Die Kirche wurde am 7. April 1902 eingeweiht. Die Gottesdienste sind in englischer Sprache. [ENDE DER TEXTE UND HINWEISE AUF DER POLYKARP-BROSCHÜRE IN DEUTSCHER SPRACHE.] Sehr erfreulich ist diesbezüglich ein wissenschaftliches Symposium, das sich bereits vor drei Wochen den Heiligen der Stadt Smyrna/Izmir bzw. des viel größeren Metropolitan-Erzbistums widmete, worüber Prälat Dr. Nikolaus Wyrwoll verdienstvollerweise berichtet. Der Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, der lateinische Erzbischof von İzmir, Dr. Dr. Ruggero Franceschini OFMCap, hatte sich schon seit dem letzten Papstbesuch in der Türkei auf die für Februar 2015 angesetzte historische Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel gefreut, und dieser Besuch wurde nun tatsächlich zu einem Erfolg. Es freut mich daher, dass ich an dieser Stelle sehr vieles aus der gründlichen Darlegung zum "Besuch des Ökumenischen Patriarchen in Izmir/Smyrna, Freitag 6. bis Montag 9. Februar 2015" von Prälat Wyrwoll übernehmen kann. Auch im St. Georgsblatt erscheint sein Bericht: "Mit einem wissenschaftlichen Symposion (Freitag, 6. bis Samstag 7. Februar 2015) über die Heiligen der Stadt Smyrna/Izmir stärkt Patriarch Bartholomaios die wachsende orthodoxe Gemeinde in Izmir." "Am Freitag um 18 Uhr eröffnete der Patriarch das Symposion. Thema waren die, die alle Gläubigen verbinden: die Heiligen. Diesmal ging es besonders um die Heiligen der Gründungszeit des Bistums: um den Apostel und Evangelisten Johannes, den ersten Bischof von Smyrna, Bukolos, und seinen Nachfolger Polykarp, die Märtyrin Photini und um Irenäus von Lyon. Bukolos, Polykarp und Photini sind die Patrone des Bistums. Das erste Referat hielt Prof. Dr. Konstantin Belesos aus Athen, ehemaliger Student des Ostkirchlichen Institutes Regensburg. Bis Samstagabend referierten griechische und türkische Professoren, der Pfarrer der katholischen Kathedrale nahm als Zuhörer teil. Feierlicher Abschluss des Symposions war die orthodoxe Vesper in der katholischen Kathedrale unter Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen und des Erzbischofs Ruggero Franceschini. Die riesige Kirche war gefüllt mit den orthodoxen und katholischen Christen, Pilgern aus Griechenland und Gläubigen aller Kirchen und Religionen der Stadt. Als Geschenk der orthodoxen und katholischen Christen der Stadt überreichte der Erzbischof dem Patriarchen am Ende der Vesper ein Enkolpion (das Medaillon mit dem Bild Christi auf dem Arm Mariens, das die orthodoxen Bischöfe tragen wie die katholischen Bischöfe das Brustkreuz). Der Patriarch legte es gleich an und begrüßte die Gemeinde in italienischer Sprache. Nach der Vesper zog die ganze Gemeinde in den Eingangsbereich, die Bischöfe enthüllten eine große Marmortafel zur Erinnerung an diesen ersten Besuch eines Ökumenischen Patriarchen in der katholischen Kathedrale." Aber auch weitere Teile des wertvollen Berichtes von Prälat Wyrwoll möchte ich den Lesern nicht vorenthalten, wird dadurch ein weiteres Mal die in den letzten Jahren neu gewonnene Normalität an Religionsfreiheit und freiem christlichen Austausch in weiten Teilen der Türkei ersichtlich. Es geht zunächst um das Bukolosfest und die restarurierte Museumskirche desselben heiligen Voukolos (Bukolos), die bereits in einem Blogeintrag erwähnt wurde: "Der heilige Bukolos ist der erste Bischof von Smyrna. Die große Kirche zum heiligen Bukolos ist vom türkischen Staat nach den Wünschen des Patriarchen mit einer gläsernen Kuppel restauriert worden und wird als Museum betrieben. Sie kann (ab sofort) für Gottesdienste genutzt werden. Die Gottesdienste und Veranstaltungen dieser Tage waren erfüllt von ermutigenden Zeichen der Ökumene und vom lebhaften Interesse der muslimischen Bevölkerung. An den Gottesdiensten und Vorträgen nahm die gesamte Synode des Ökumenischen Patriarchates teil. Die Vorträge fanden in der Handelskammer (Ticaret odası) statt, unter großer Anteilnahme der Stadtverwaltung, der Bürger und der Presse. Mit einer feierlichen orthodoxen Liturgie in der Kirche des heiligen Bukolos wurde das Symposion eröffnet, es wurde abgeschlossen mit einer feierlichen orthodoxen Vesper in der katholischen Kathedrale St. Johannes Evangelist. An der ersten Liturgie in St. Bukolos nahmen der Vali [Gouverneur] und die Bürgermeister der Stadt teil. Mit dem katholischen Erzbischof Ruggero Franceschini waren die Pfarrer der neun katholischen Pfarreien der Stadt gekommen, der Rektor der katholischen Kathedrale und Mons. Nikolaus Wyrwoll vom Ostkirchlichen Institut Regensburg. Bei der feiernden Gemeinde waren viele Kinder und Enkel der Griechen, die beim Bevölkerungsaustausch 1923/1924 nach Griechenland ziehen mussten. Seit 1924 war die Kirche verlassen, die orthodoxe Gemeinde wird die Kirche wieder übernehmen, sobald sie stark genug ist. Seit 2013 ist Archimandrit Kyrillos Pfarrer der orthodoxen Gemeinde in Smyrna mit der kleinen Pfarrkirche St. Photini. Die Kirche hatte der griechische Generalkonsul in Izmir im Jahre 1981 von der holländischen evangelischen Gemeinde gekauft. Pfarrer Kyrill rechnet mit hundert einheimischen griechischen Pfarrkindern, mit einer viel größeren Zahl von Russen, Bulgaren, Georgiern, Rumänen. Seit der Krise in Griechenland kommen Christen von dort dazu, die in und um Izmir Arbeit finden. Credo und Vaterunser werden in jeder heiligen Liturgie griechisch, türkisch, russisch, georgisch und arabisch gebetet, die Fürbitten werden auch russisch gesungen. Die Prozession der Osternacht 2014 ging von St. Photini hinüber in die viel größere katholische Kathedrale. 2015 werden nun die Karfreitags- und Osternachtliturgie in St. Bukolos gefeiert, hier im Museumsgelände ist Platz genug für die Prozessionen." Von Archimandrit Kyrillos Sikis hatten wir in meinem Blogbuch schon durch ein übersetztes Interview mit Metropolit Franceschini gehört. In diesem Jahr werden die orthodoxen und orientalischen Christen Ostern ja eine Woche später als die lateinischen Christen feiern, wobei in Zypern oder auch in Antakya letztere sich aus ökumenischen Gründen diesem Osterdatum anschließen (vgl. auch den wiederum sehr erfreulichen Jahresbericht über die katholische Seelsorge im türkischen Antakya, also im traditionellen Patriarchalsitz Antiochia, in L'Osservatore Romano vom 10. Januar 2015 unter dem passenden Titel: "Außergewöhnliche Normalität".) Kehren wir zurück zum Bericht von Prälat Wyrwoll und damit schon zum Sonntag, dem 8. Februar 2015: "Am Sonntagmorgen wurde die heilige Liturgie mit allen Metropoliten und einigen Soldaten und Offizieren der NATO in der völlig überfüllten Pfarrkirche St. Photini gefeiert. Der Oberst der griechischen Soldaten überreichte dem Patriarchen eine große Gedenkmedaille. Gegen Mittag fuhren viele auf den Burgberg im Stadtteil Konak zu der Stelle, wo der heilige Bischof Polykarp lebendig verbrannt wurde. Ein kleines 'Wunder': wir wagten wegen des starken Regens nicht, aus dem Bus zu steigen. Der Patriarch trifft ein, die Sonne bricht durch! Der Ortsbürgermeister pflanzt mit dem Patriarchen einen Baum, dabei wird der Märtyrerhymnus aus der griechischen Liturgie gesungen, Wyrwoll singt das Regina Coeli. Alle steigen in den Bus, der Regen beginnt wieder und begleitet uns bis in die Nacht. Zum Mittagessen in einer zum Restaurant und Veranstaltungsort umgebauten Brikettfabrik hatte der Ortsbürgermeister von Konak eingeladen. Dann ging es weiter zum Ortsteil Bornova, der Patriarch besuchte den Ortsbürgermeister von Bornova. In der wieder aufgebauten Kirche Zum Heiligen Kreuz sangen wir den Kreuzeshymnus. Der Ortsbürgermeister von Bornova begrüßte uns in dieser als Museum betriebenen Kirche. Er sprach die Hoffnung aus, dass die orthodoxe Gemeinde wenigstens am Kreuzfest im September 2015 hier Gottesdienst feiern werde. Zusammen mit dem Patriarchen pflanzte er einen Baum und empfing uns dann in den Gebäuden der Stadtverwaltung, wo eine ständige Fotoausstellung über den Bevölkerungsaustausch 1923 zu sehen ist. Alle Fotos sind in griechischer und in türkischer Sprache erläutert. Ich war innerlich erregt, weil die Bilder mich an meine Vertreibung 1946 aus Schlesien erinnerten, wo wir noch das Eintreffen der aus der Ukraine vertriebenen Polen erlebt hatten. Wie der Zufall will, stellte sich am Dienstag der Fahrer (*1975) des Taxis zum Flughafen vor als 'Kritikos' = Kreter, türkisch 'Girit', Enkel von 1923 aus Kreta vertriebenen Muslimen: 'Mein Großvater konnte nur griechisch, mein Vater griechisch und türkisch, ich nur türkisch. Wir alten Kreter wohnen alle in Bornova.' Am Sonntag beim Abendessen waren wir Gäste des Ortsbürgermeisters Bornova." Am Montag, dem 9. Februar 2015, um 11.30 Uhr verlieh die Wirtschaftsuniversität im Ortsteil Narlıdere einen Dr. h. c. in Soziologie an Patriarch Bartholomaios. Dabei schrieb er folgendes ins Ehrenbuch: "Bugünden itibaren bu ilim ailesinin bir ferdi olarak kabul edilmemiz bizim için bir onur ve sevinç vesilesidir. Bu Kararı alan şahsıyetlere - ve bundan sonra değerli dostlarımıza - şükranlarımızı arzederiz. Dualarımız, bu kurumla ve sevgili talebeleri ve hocaları ile sabit kalacaktır. Bu Üniversite'nin hazırladığı aydın yeni nesil ülkemize ve dünyaya hayırlı olsun. Teşekkürlerimiz ve hayırdualarımızla - İstanbul Rum Patriği I. Bartholomeos. 9 Şubat 2015." Wir erkennen daran, dass Bartholomäus selbst demütig den Ökumene-Titel weglässt. Das erste türkische Ehrendoktorat hatte er übrigens schon am 19. Dezember 2013 von der Boğaziçi Universität erhalten. Prälat Wyrwoll berichtet also bereits zur zweiten türkischen Ehrendoktorwürde: "Die ganze Feier in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula Magna verlief in englischer Sprache. In seiner Vorlesung ["BUILDING BRIDGES. Interfaith Dialogue, Ecological Awareness, and Culture of Solidarity"] betonte Bartholomaios den fundamentalen Beitrag der Religion für den Frieden, für die Ehrfurcht vor den Menschen aller Religionen, Kulturen, Sprachen, für die Ehrfurcht vor der Natur. Den Gästen aus Europa fiel auf, dass Erzbischof Bartholomaios schriftlich und mündlich mit dem Titel 'Ökumenischer Patriarch' vorgestellt wurde. Der Gebrauch dieses Titels war in den ersten Jahrzehnten der Republik unter Androhung von Gefängnisstrafen verboten, erst seit kurzem wird dieser Titel wieder verwendet. Die um 1800 aus Turkmenistan eingewanderten Aleviten haben in Narlıdere Zuflucht gefunden. Ihr erstes Gebetshaus mit Wohnungen ist heute Museum. Viele hatten sich heute frei genommen und füllten den Platz, reichten eine traditionelle Suppe und zeigten in den traditionellen Trachten einen Teil der Tänze (und Gesänge) ihres Donnerstag-Abendgottesdienstes. Anschließend pflanzten Patriarch und Ortsbürgermeister von Narlıdere einen Baum und ließen drei strahlend weiße Tauben fliegen. Nach dem Mittagessen am Meer als Gäste des Ortsbürgermeisters fuhren mehrere Busse nach Selçuk-Ephesus in den Ortsteil Şirince, der bis 1923 nur von Orthodoxen bewohnt war. Deren traditionellen Weinanbau haben die Muslime weiter geführt. Die Frauen nutzten die seitdem leere Kirche des heiligen Dimitrios, um dort ihre Handarbeiten anzufertigen. So ist das Gebäude bis heute erhalten, auch die Ikonostase (ohne Ikonen), alles ist frisch gestrichen, einige Reste von Fresken sind noch zu erkennen. Trotz des Dauerregens war die Kirche zur feierlichen Vesper um 17.30 Uhr gefüllt mit den Metropoliten, den Vertriebenenverbänden aus Nordgriechenland, mit den heutigen Dorfbewohnern. Patriarch und Bürgermeister saßen rechts vor der Ikonostase, die Sänger standen links. Und noch ein Wunder: nach den Psalmen wagte sich ein Hund durch die dichte Menge bis zum Altar, ging zur Seite und setzte sich genau vor den Patriarchen und schaute ihn vertrauensvoll an. Tatsächlich reichte ihm der Patriarch etwas hinunter, der Hund legte sich friedlich neben den Patriarchen und blieb dort bis zum Ende der Vesper. Der Bürgermeister sprach bewegende Worte der Freude darüber, dass wieder gottesdienstliches Leben in die alten Mauern gekommen sei, Türken und Griechen wieder öfter zusammen sein werden. Er lud ein in die Basilika des heiligen Johannes: dort werde Patriarch Bartholomaios am Freitag 8. Mai 2015, Liturgie feiern. Am Abend (des Montags 9. Februar 2015) flogen der Patriarch und die Metropoliten nach Istanbul zurück, die Synode wählte am Dienstag den Pfarrer Jean Renneteau der orthodoxen Gemeinde in Genf zum Weihbischof für das russische Exarchat in Paris. In Smyrna feierten die verbliebenen Gäste am Dienstag heilige Liturgie in der Pfarrkirche St. Photini, und viele machten eine Wallfahrt zur gerade restaurierten Kirche des heiligen Charalambos in Çeşme gegenüber der Insel Kos, die heute als städtisches Kulturzentrum verwendet wird." So weit also die präzisen Schilderungen von Prälat Wyrwoll über diese erfreulichen christlich-ökumenischen Begegnungen im Februar 2015 auf dem Gebiet des Erzbistums Izmir. Ende Februar vollendet Patriarch Bartholomaios I. übrigens sein 75. Lebensjahr. So haben wir uns ausführlich und aktuell in ein Zentrum unserer christlichen Ursprünge versetzt, nach Izmir in die Türkei, also nach Smyrna, dessen Patron Polykarp bis heute ist und wo im Moment auch der Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz seinen Sitz hat und gleich zwei riesige Bistümer leitet. Die christliche Gemeinschaft von Smyrna ist somit eine der ältesten der Welt, und sie sah seit ihren Ursprüngen die Präsenz der heiligen Apostel Johannes und Paulus. Johannes verbrachte den letzten Teil seines Lebens bekanntlich in Ephesus, 70 km von Izmir, und er wird auch als der Gründer dieser Ortskirche (Teilkirche) betrachtet. Mit Erlaubnis der türkischen Regierung war übrigens zum ersten Mal wieder am 27. Mai 2012 beim Grab des heiligen Apostels Johannes in Ephesus eine feierliche Pontifikalmesse zelebriert worden. Der heilige Polykarp, der nach den Worten seines eigenen Schülers, des heiligen Irenäus von Lyon, "Schüler (Jünger) der Apostel und Freund derer war, die den Herrn gesehen hatten", wurde in Ephesus um das Jahr 70 in einer christlichen Familie während der Regierung und Verfolgung des Kaisers Vespasian geboren. Seine Eltern vertrauten das Kind einer frommen und vornehmen Frau an, Callisto (Callista), die es in Liebe nach besten christlichen Maßstäben aufzog. Von sehr sensibler Natur war der Junge den Werken der Barmherzigkeit so verbunden, dass er das Vermögen der Adoptivmutter an die Armen verteilte. Als sich jedoch die Geldreserven wunderbarerweise wieder füllten, änderte Callisto (Callista) den Namen des Kindes von Pankratius zu Polykarp, was nämlich "viele Früchte" bedeutet. In seiner Jugend hatte er also noch den greisen Apostel Johannes und andere Zeugen der apostolischen Zeit gehört. So war er also tatsächlich ein Schüler desselben heiligen Evangelisten Johannes, der das Evangelium gemeinsam mit den Begleitern St. Bukolos und St. Ignatius von Antiochien in Asien verkündete. Indem er sich alle johanneischen Lehren zu eigen machte, teilte Polykarp alle Nöte des geliebten Jüngers bis zum Exil auf Patmos. Johannes weihte dann Bukolos zum Bischof von Smyrna, wobei er diesem Polykarp als unterstützenden Mitarbeiter beigab. In Smyrna wurde dann Polykarp zum Priester geweiht und hatte die Aufgabe der Sorge für die Waisen. Doch St. Bukolos sah seinen Tod kommen und bestimmte den demütigen Polykarp zu seinem Nachfolger. So regierte Polykarp als Hirte vom Jahr 100 weg mehr als 50 Jahre. Wir dürfen davon ausgehen, dass er als letzter Zeuge des Apostelzeitalters über weite Gebiete Kleinasiens als Autorität anerkannt war. So galt er als wesentliche Stütze des Kampfes gegen die entstehende Gnosis, einer radikalen Lehre der Selbsterlösung, als ob sich der Mensch aus eigener geistiger Kraft heraus erlösen könnte. Einen Verwandten dieser Irrlehre, den Marcion hat er (als "Erstgeborenen des Satans") öffentlich zur Rede gestellt (Iren., adv. haer. III, 3,4; Euseb, h. e. IV, 14,7; Mart. Polyc. cod. Mosq. epil. 3). Auch bemühte sich Polykarp um die Rückgewinnung von abgefallenen Gnostikern und Markioniten (Irenäus, adv. haer, III, 3,4). Alle seine Gedanken und Gesten waren Gott geweiht, und so konnte er kraft dessen viele Wunder wirken: er hat alleine durch Gebet ein Feuer von der Stadt Smyrna abgehalten und ließ es regnen, um eine Periode der Trockenheit zu beenden. Er befreite von Dämonen und heilte Kranke, sodass sich viele Heiden zu Christus Jesus bekehrten. Ignatius schrieb während seiner Überführung nach Rom sowohl Polykarps Gemeinde in Smyrna als auch ihm selbst je einen Brief. Zu Beginn des bischöflichen Wirkens von Polykarp wurde der heilige Ignatius nämlich zum Tode verurteilt und in Ketten nach Rom gebracht, um den Raubtieren zum Fraß vorgeworfen zu werden. Auf dem Weg in die Hauptstadt des Reiches hielt Ignatius, um den heiligen Bischof Polykarp ein letztes Mal zu umarmen. In Troas angelangt, schrieb Ignatius zum Dank für die Gastfreundschaft einen Brief, mit dem er ihm auch die (Seel)Sorge der antiochenischen Kirche anvertraute. In diesem Schreiben übermittelt Ignatius dem Polykarp einige Lehren zu den Pflichten des Hirten, die auch heute gelten: "Pflichten des Bischofs. Ignatius, auch Theophorus, das heißt Gottesträger, genannt, an Polykarp, den Bischof der Kirche von Smyrna, der selbst zum Bischof hat Gott den Vater und den Herrn Jesus Christus, Gruß und Heil! Ich ermuntere dich in der Gnade, mit der du bekleidete bist, deinen Lauf zu beschleunigen und alle zu ermahnen, damit sie gerettet werden. Werde deiner Stellung als Bischof gerecht mit aller Sorge des Fleisches und des Geistes. Sorge für die Einheit, denn sie geht über alles. Ertrage alle Menschen, wie der Herr dich erträgt! Habe Geduld mit allen in Liebe - wie du es ja auch tust! Gibt dich unablässig dem Gebet hin. Bete um noch größere Einsicht, als du sie schon hast! Sei wachsam in dem unermüdlichen Geist, den du besitzt! Sprich zu jedem einzelnen im Sinne Gottes! Als ein vollkommener Kämpfer trage die Last der Krankheiten aller wie ein geübter Athlet (Vgl. Jes 53,4; Mt 8,17). Je größer die Mühe, um so größer der Lohn. 'Wenn du nur die guten Schüler liebst, wirst Du keinen Dank ernten.' (Vgl. Lk 6,32) Führe vielmehr in aller Milde besonders jene zum Gehorsam, die vom Verderben bedroht sind. Nicht jede Wunde wird mit demselben Pflaster geheilt. Fieberanfälle stille mit feuchten Umschlägen! Sei klug wie eine Schlange und arglos wie die Taube! (Vgl. Mt 10,16) Weil du selbst leiblich und geistlich zugleich bist, darum sollst du alles, was die vor die Augen kommt, mit Nachsicht behandeln. Was aber das Unsichtbare anlangt, bete, dass es dir aufgeht, damit dir nichts fehlt und damit du alle Gnadengaben überreich besitzt. Wie ein Steuermann nach den Winden verlangt und ein vom Sturm Überfallener nach dem Hafen, so verlangt die Zeit nach dir, damit du mit den Deinen zu Gott gelangst. Sei nüchtern wie ein Athlet Gottes. Wie auch du überzeugt bist, sind Unsterblichkeit und ewiges Leben der Siegespreis. In jeder Hinsicht bin ich für dich ein Sühnopfer, ich und meine Ketten, die du geküsst hast. Die nur dem Anschein nach glaubwürdig sind und Irrlehren vortragen, sollen dich nicht erschüttern. Steh fest wie ein Amboss unter den Schlägen. Es gehört zu einem guten Athleten, Schläge hinzunehmen und zu siegen. Besonders für Gott müssen wir alles ertragen, damit auch er uns erträgt. Werde noch eifriger, als du es schon bist! Wäge die Zeiten ab! Warte auf den, der über der Zeit steht, den Zeitlosen, den Unsichtbaren, der für uns sichtbar wurde, den Ungreifbaren, den Leidensunfähigen, der für uns leidensfähig wurde und auf jegliche Wiese um unseretwillen gelitten hat." (Diesen Auszug von Ignatius von Antiochien [+ nach 107] aus dem Brief an Bischof Polykarp habe ich entnommen dem Lektionar zum Stundenbuch II/4. Die Feier des Stundengebetes. Lektionar für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebrauchs. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Heft 4, 1. - 9. Woche im Jahreskreis. Zweite Jahresreihe, Freiburg i. B. 1994, S. 229 f. [8. Woche im Jahreskreis, Freitag, Zweite Lesung], wobei folgende Quelle angegeben wird: Epistola ad Polycarpum, Nr. 5, 1 - 8, 1.3: Opera patrum apostolicorum, Ed. Funk, Bd. 1 [Thübingen 1878] 248 - 253.) Wie schon in der oben zitierten Polykarpbroschüre kurz angesprochen, reiste der schon sehr gealterte heilige Bischof um das Jahr 155 nach Rom, um mit Papst Anicet eine Einigung über den Ostertermin zu erreichen (Euseb, h. e. V, 24,16 f. vgl. IV,14,1), wobei er eben die kleinasiatische Praxis und somit den quartodezimanischen Standpunkt, auch mit den Schwerpunkten eines stellvertretenden Fastens für die Juden und des Blickes auf die Wiederkunft des auferstandenen Jesus Christus. Obwohl die Einigung nicht zustandekam, wurde Polykarp in Rom mit höchsten Ehren behandelt. Die Milde und Heiligkeit von Polykarp ließen dadurch seine Liebe nicht schmälern, im Gegenteil, der Papst und Bischof Polykarp tauschten im gegenseitigen Respekt der Unterschiede zwischen den örtlichen Teilkirchen den Friedensgruß aus. Als Polykarp am Aufbrechen war, überließ ihm der Papst auch den Vorsitz bei der Heiligsten Eucharistie, und auf Knien bat er Polykarp, gesegnet zu werden. So war also dieser heilige Bischof von Smyrna eine der beherrschenden Gestalten der sich bildenden Großkirche im Kleinasien des 2. Jahrhunderts. Kurz nach seiner Rückkehr nach Smyrna startete jedoch eine wütende Verfolgung, die von Marc Aurelius über alle Kirchen Asiens entfesselt wurde. In diesem erdrückenden Kontext fand der heilige Polykarp mit 86 Jahren einen glorreichen Tod, nach einer Gruppe von 12 Märtyrern aus Philadelphia. Obschon die Märtyrer jegliche Qualen erlitten - heute leider wieder all zu präsent durch weltweit agierende Terrorgebilde -, bevor sie den Wildtieren zum Fraß hingeworfen wurden, bewahrte Polykarp seine friedliche Natur und wollte in der Stadt bleiben, um seine geistliche Herde nicht zu verlassen. Aber als seine Gläubigen darauf bestanden, sich dem Tod nicht bewusst und übereilt auszusetzen, zog er sich in ein kleines Landhaus zurück, nicht weit weg von der Stadt, wo er Tag und Nacht für alle Menschen und alle Kirchen der ganzen Welt betete. Als Polykarp dann nach dem durch Folter erzwungenen Geständnis eines Sklaven entdeckt wurde, begegnete der heilige Greis den Soldaten, die ihn spätabends festnehmen sollten, mit einem strahlenden Gesicht und lud sie ein, mit ihm zu essen, wobei er sie nur um einen Moment des Gebetes bat. Als die Stunde des Abmarsches kam, ließen ihn die Soldaten auf einen Esel aufsitzen, um ihn so nach Smyrna zu schaffen. Die Soldaten waren von tiefer Furcht ergriffen und auch von Reue, ihre Aufgabe so erledigt zu haben. Der Polizeichef kam ihm entgegen und ließ ihn auf seinen Wagen steigen, um ihn vom Glauben abzubringen, damit er Caesar opfere. Doch als er sah, dass dies Zeitvergeudung war, stieß er ihn auf die Straße, wobei sich Polykarp am Bein verletzte und zu Fuß weiterging. Als der heilige Polykarp so in das Stadium gelangte, das voll von schreienden und blutrünstigen Menschen war, vernahmen die Christen eine göttliche Stimme: "Hab' Mut Polykarp!" Der Prokonsul rief ihn auf, Christus zu widersagen: "Habe Mitleid mit Deinem Alter", und er sagte viele andere Dinge, welche die Verfolger unter diesen Umständen gewöhnlich damals sagten, aber der Heilige antwortete: "86 Jahre lang habe ich Christus als meinem Herrn gedient. Er hat mir nichts Böses angetan. Wie könnte ich meinen König verleugnen, der mich erlöst hat!" Der Prokonsul sagte daraufhin: "Wen Du Deine Meinung nicht änderst, überlasse ich Dich den Tieren." Und Polykarp: "Rufe sie, aber ich werde meine Meinung nicht ändern, um von einer besseren in eine schlechtere Situation zu gelangen." "Ich werde Dich verbrennen, wenn Du die Gefahr der Tiere herabwürdigst", sagte der Prokonsul. Polykarp, voll Freude und Kraft, antwortete: "Du bedrohst mich mit einem Feuer, das einen Moment brennt und dann aufhört; ich fürchte hingegen das Feuer des Gerichtes Gottes und die ewige Qual der Ruchlosen. Warum noch warten, tu, was Du tun willst." Da der Bote drei Mal verkündet hatte, dass Polykarp zugegen war, bestand die Menge darauf, ihn den Löwen zum Fraß vorzuwerfen. Aber in dem Moment, als die Kämpfe mit den Tieren beendet waren, schrien sie: "Verbrennt ihn lebendig!" Sehr schnell bereiteten Bürger das Holz für das Feuer, und in der Mitte der Holzstapel wollten sie ihn festnageln, aber Polykarp sagte: "Lasst mich frei: Der, der mir die Kraft gibt, das Feuer auszuhalten, wird mir auch die Macht geben, unbewegt auf dem Holz zu bleiben." Der Heilige erhob die Augen zum Himmel und dankte Gott, dass er ihn für würdig gehalten habe, mit allen Märtyrern an Seinem Leiden teilzuhaben, und als sein Amen ausgesprochen war, wurde das Feuer entzündet. Eine große Flamme entzündete sich, aber das Feuer nahm sofort die Form einer Höhle, wie eine vom Wind aufgeblasene Verhüllung, die den Körper des Märtyrers umgab, ohne ihn zu berühren. Mit dem Heiligen in der Mitte schien kein Fleisch zu verbrennen, sondern eher Brot gebacken oder Gold und Silber zum Glühen gebracht zu werden, wobei davon ein Duft von Weihrauch und anderen guten Aromen ausging. Da man feststellte, dass der Körper des Märtyrers unverbrannt blieb, befahlen die Heiden dem Henker, sein Leben mit dem Schwert zu beenden. Das Blut floss dabei in solchem Überfluss, dass das Feuer gelöscht wurde. Die Menge war zutiefst erstaunt. Das geschah also am heutigen Tag, dem 23. Februar des Jahres 156. Die wertvollen Überreste des Märtyrers waren zur Verbrennung bestimmt, aber Gläubigen gelang es, einige Gebeine einzusammeln, die sie an einem würdigen Ort beisetzten, wo sie in jedem Jahr freudig diesen Tag der Geburt des Polykarp für den Himmel zelebrierten. Einige Fragmente der Gebeine von Polykarp wurden dann den Kirchen gegeben, damit seine Reliquien verehrt werden konnten, und davon ist ein kleiner Knochenteil des Schädels bis heute in Izmir, nämlich in einem wertvollen Reliquiar, das während der Novene (neun Tage Vorbereitung) und am Festtag (also heute) den Gläubigen zur Verehrung präsentiert wird. Hinzu kommt, dass das Martyrium des Polykarp (Martyrium Polycarpi) unter den Märtyrerakten (nach Acta 7) das älteste aufgezeichnete ist: es war in Briefform unmittelbar nach dem Tod des Heiligen geschrieben worden, nämlich von der Gemeinschaft in Smyrna an die Kirche von Philomelion in Phrygien. Polykarps Angabe vor seinem Richter, er habe Christus 86 Jahre gedient (Mart. Polyc. 9,3), fasst sein ganzes Leben unter dem Gesichtspunkt der Herrschaft Christi zusammen. Wir sahen ihn als einen vom vom Heiligen Geist erfüllten Greis gefasst das Martyrium auf sich nehmen, und dieses ruhmreiche Martyrium erinnert uns an so viele Christen weltweit, die ähnliche Qualen erleiden müssen, nur weil sie getauft und gefirmt sind und an diesen einzigen Erlöser Jesus Christus glauben. Exemplarisch denken wir vielleicht sogleich an die kürzlich bestialisch hingerichteten 21 koptisch-christlichen ägyptischen Arbeiter in Libyen. Der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Weltkirche verantwortliche Metropolit von Bamberg, Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick, hat dazu dieses Gebet formuliert: "Herr und Gott, wir sind entsetzt und traurig über den Tod der koptischen Christen in Libyen. Wir klagen an und fragen: Wie können Menschen so grausam sein und Dich, ihren Gott, so beleidigen, indem sie Deine geliebten Geschöpfe, ihre Mitmenschen, quälen und töten? Wir klagen auch vor Dir, Herr und Gott, und fragen Dich: Konntest Du nicht diesen Kelch an den Ermordeten vorübergehen lassen, sie retten und zu ihren Familien in Ägypten zurückbringen? Trotz unserer Klagen und Fragen haben wir Hoffnung und Vertrauen und bitten Dich inständig: Lass die getöteten koptischen Christen und alle Opfer von Gewalt und Terror, bei Dir Frieden und die Fülle des Lebens finden. Tröste die Familien, Ehegatten und Kinder, Eltern, Verwandte und Freunde in ihrem Schmerz, lass sie nicht verbittern und nicht auf Rache sinnen, gib ihnen Gedanken der Versöhnung. Lass das Blut der Getöteten als Samenkörner aufgehen und Früchte des Friedens bringen für die Länder des Nahen Ostens. Bringe die Extremisten zu Vernunft und lass sie einsehen, dass Du der einzige und wahre Gott, Freiheit und Gerechtigkeit, Einheit und Liebe für alle Menschen willst. Sende den Verantwortlichen in der Politik, in der Gesellschaft und in den Religionsgemeinschaften Deinen Geist, damit sie ihrem Auftrag entsprechen, dem Wohl aller dienen und eine Zivilisation der Liebe weltweit aufbauen. Guter Gott über die Herzen der Menschen und den Lauf der Geschichte: Bekehre uns alle und mache uns zu Werkzeugen Deines Friedens für eine bessere Zukunft und eine Welt, die Deinem Willen entspricht. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn und Bruder. AMEN." Der "apostolische Lehrer und prophetische Bischof" (Mart. Polyc. 16,2) Polykarp genoss auch später hohes Ansehen und war für den schon genannten Irenäus ein wichtiges Bindeglied in der Traditions- und Sukzessionslinie der Großkirche, d. h. der ununterbrochenen Nachfolge der Bischöfe durch die heilige Weihe. Tertullian zählt ihn zu den ("viri apostolici", de praescr. haer. 32), den Gewährsmännern der apostolischen Überlieferung. Einer, der heute an seinem Wirkungsort in den Fußstapfen des heiligen Polykarp schreitet, ist der regierende katholische Bischof von Smyrna, der Kapuziner-Erzbischof Dr. Dr. Ruggero Franceschini. Die regelmäßig erscheinende, von der italienischen Vereinigung AMCOR (Amici Chiese d'Oriente ["Freunde der Kirchen des Orient]) herausgegebene Zeitschrift "ANATOLIA OGGI" ("Anatolien heute") berichtet über viele der von ihm segensreich begonnenen und empfohlenen Aktivitäten. Online sind derzeit Ausgaben der Jahre 2012 (Mai) bis 2014 (Dezember) verfügbar. Vom 14. - 17. Jahrhundert war die Nachfolge der lateinischen Bischöfe von Smyrna ja nur noch titularmäßig gegeben, und bis zum 19. Jahrhundert war dann ein Apostolisches Vikariat vorhanden. Schließlich konnte Papst Pius VII. die antike Erzdiözese Smyrna mit der Bulle Apostolatus officium wieder in die Normalität eines voll ausgestatteten Metropolitanbistums (allerdings ohne Suffraganbistümer) versetzen. Bei den Verdiensten des heutigen lateinischen Metropoliten, der derzeit auch das Apostolische Vikariat Anatolien und die interrituelle katholische Bischofskonferenz leitet, ist die Ausgabe Nr. 70 (2/2013) von ANATOLIA OGGI zu seinem goldenem Priesterjubiläum hervorzuheben. Natürlich hat er rechtzeitig zum 75. Geburtstag (Stichtag somit der 1. September 2014) dem Heiligen Vater seinen Rücktritt angeboten, aber bis jetzt ist dieser nicht angenommen worden. Schon 1985 war er als Kapuzinerpater Maurizio der Obere der Mission in Iskenderun (Alexandretta) geworden, und 1986 wurde er zum regulären Oberen der Kapuzinermission in der Türkei gewählt. 1990 musste er nochmals zurück nach Parma, weil er nach den Jahren 1979 - 1985 nochmals als Provinzial die Gesamtverantwortung für die Kapuziner übernehmen sollte. Von dort aus nahm er sich besonders den Aufgaben in der Türkei an, und die Pastoralbesuche der Präfekten der Kongregation für die Ostkirchen (Simon Kardinal Lourdusamy im Juni 1990 und Achille Kardinal Silvestrini im Mai 1992) konnten deutlich erkennen, wie sehr die Arbeit der Kapuziner trotz damals noch zahlreicher administrativer Schwierigkeiten Früchte zeitigte. Bekanntlich fällt in der Türkei auch die lateinische Kirche in die Kompetenz der römischen Ostkirchenkongregation. Am 2. Juli 1993 wurde Provinzial P. Maurizio Franceschini mit seinem Taufnamen Ruggero vom heiligen Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Vikar des Apostolischen Vikariates von Anatolien ernannt (gleichzeitig zum Titularbischof von Sicilibba beim früheren Karthago). In der Kathedrale von Mersin wurde er dann am 3. Oktober 1993 zum Bischof geweiht. Heute ist er wieder der Ordinarius dieser Teilkirche, nämlich als Apostolischer Administrator. Bis November 2004 (also in 11 Jahren Regierungszeit) konnte Bischof Ruggero Franceschini einige erfolgreiche Initiativen verzeichnen (ziemlich zu Beginn seines bischöflichen Wirkens versuchte allerdings ein Auto, ihn absichtlich zu überfahren - Gott sei Dank erholte er sich von den zahlreichen Brüchen sehr bald): er konnte die unbesetzten Stationen in Adana, Trabzon und Samsun wiedereröffnen (in der genannten Jubiläumsausgabe Nr. 70 [2/2013] von ANATOLIA OGGI sind schöne Photographien zu sehen, wie er selbst Hand anlegte); er konnte in Kappadokien (Uçhisar in der Provinz Nevşehir) ein kleines Haus in eine Gebetsoase umwandeln; er konnte durch den Aufbau von regionalen und zentralen Kontakten erreichen, dass der erste Sitz des heiligen Petrus in Antiochia (Antakya) und somit die Petrusgrotte als wichtiges Zentrum der ganzen Christenheit wiederentdeckt werde; er begann mit der Konstruktion eines Pauluszentrums in Tarsus; er förderte die enge Zusammenarbeit mit den antiken Kirchen der Armenier, der Syrer und der Chaldäer, die seit den ersten Jahrhunderten hier präsent sind; und er erreichte mit den orthodoxen Brüdern und Schwestern einen freundschaftlichen Kontakt, den es so noch nicht gegeben hatte, und er führte oft den Dialog mit der muslimischen Welt. Am 12. Oktober 2004 ernannte ihn der heilige Papst Johannes Paul II. zum neuen Metropoliten und Erzbischof von Smyrna (Izmir), und am 5. Dezember 2004 nahm er Besitz von diesem traditionsreichen Erzbistum. Nach der Ermordung des neuen Apostolischen Vikars für Anatolien am 3. Juni 2010, nämlich des Kapuzinerbischofs Luigi Padovese, wurde Erzbischof Franceschini auch wieder Ordinarius für das Vikariat Anatolien, als Apostolische Administrator. (Bereits am 5. Februar 2006 war der Priester Andrea Santoro in Trabzon umgebracht worden.) So wurde Erzbischof Ruggero Franceschini OFMCap 2010 auch wieder Vorsitzender der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, was seit 2005 Mitbruder Padovese gewesen war. Immer wieder bat man um einen neuen Bischof für das Apostolische Vikariat, und es bleibt abzuwarten, ob in diesem Jahr möglicherweise gleich mehrere lateinische Bischofssitze in der Türkei neu besetzt werden. Auch im großen Erzbistum Izmir öffnet Erzbischof Ruggero katholische Pfarreien wieder, vor allem mit Hilfe von Fidei-donum-Priestern wie in einem Viertel der Großstadt Izmir. Insgesamt sind es mindestens sieben Kirchen, die Erzbischof Franceschini restaurieren bzw. auch zum täglichen Gebet wieder öffnen konnte. Und das große Ziel der Wiedereröffnung der Mutterkirche, der Kathedrale zum heiligen Johannes Evangelist, für die gesamte Öffentlichkeit ging auch noch in Erfüllung, obwohl dies sogar manche Gesprächspartner in Rom fast nicht geglaubt hätten. Ich habe in meinem Blogbuch darüber berichtet. Nebenbei wird nun auch die Georgskirche in der Nähe von Alanya restauriert, auch dies wieder mit tatkräftiger Unterstützung der kommunalen Behörden. Sie wird dann nicht nur den vielen orthodoxen Christen aus Russland und der Ukraine zur Verfügung stehen, sondern allen christlichen Gruppen. Abschließen möchte ich diesen Blogeintrag zu Ehren des heiligen Polykarp mit einer weiteren erfreulichen Meldung aus der Türkei: SAT-7 TÜRK ist der erste und einzige christliche TV-Kanal, der ab sofort auf dem von der türkischen Regierung regulierten Satelliten Türksat 4A sendet. Nun können mehr als 50 Millionen Zuschauer in der Türkei und viele weitere türkisch sprechende Zuschauer in Europa und Zentralasien SAT-7 TÜRK ansehen. Der christliche Sender SAT-7 für den mittleren Osten und Nordafrika begann 2006 mit Sendungen in arabischer und persischer Sprache. Das türkischsprachige Programm musste sich bisher mit diesen Programmen andere Sendekanäle teilen und war lediglich im Internet 24 Stunden am Tag auf Sendung. Jetzt geht es für SAT-7 also einen großen Schritt vorwärts, weil Türksat der populärste Satellit mit dem größten Publikum in der Türkei mit mehr als 50 Millionen Zuschauern ist. Damit kann sich der christliche Sender, der als moderat evangelikal, aber keineswegs fundamentalistisch eingeschätzt werden kann, einem breiteren Publikum in Zentralasien, Europa und im Nahen Osten präsentieren. "Wir sind überwältigt und glauben wirklich, es ist ein Wunder, dass wir jetzt über Türksat senden", meint der geschäftsführende Direktor von SAT-7 TÜRK, Melih Ekener. SAT-7 TÜRK ist bestens vertraut mit der Herstellung von verschiedenen Arten von Programmen wie Drama, Dokumentation, Musik, Gottesdienst, Kinder-, Frauen- und Jugendprogrammen und seit kurzem auch Live-Shows. Die meisten Programme werden in den SAT-7-TÜRK-Studios in Istanbul produziert. "Wir machen Programme, die die kulturellen Werte des Landes respektieren und schätzen", so Melih Ekener, "und eröffnen der Welt so die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung des Landes wie eine oft fehlende Farbe zu sehen." Dass die türkischen Behörden dieses Engagement von SAT-7 TÜRK würdigen und eine Frequenz auf dem offiziellen staatlichen Satelliten erteilt haben, ist für Ekener ein historischer Moment. Ein Programm von Christen aus der Türkei, das für die Gemeinden und darüber hinaus da ist und von dem bedeutenden christliche Erbe des Landes erzählt, wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen. Türksat ist europaweit zu empfangen. SAT-7 TÜRK sendet auf Türksat 4A 42° Ost, 11,824 GHz Vertikal, SR 8000 3/4. Direkte Informationen zum Empfang in türkischer Sprache unter www.sat7turk.com. Dies ist eine große Freude für alle Christen, aber nicht zuletzt auch für den derzeitigen Präsidenten der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, Dr. Dr. Ruggero Franceschini OFMCap, der heute den Stuhl des heiligen Bischofs Polykarp einnehmen darf. Vergessen wir nicht, dass dieser Boden auch heiliges Ursprungsland des Christentums war und ist. Im Gebet mit allen Lesern und Leserinnen in dieser Fastenzeit 2015 verbunden, grüßt herzlich Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Friday, January 2. 2015
TÜRKEI: 10 JAHRE CHRISTLICHE ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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19:15
Comments (0) Trackbacks (0) TÜRKEI: 10 JAHRE CHRISTLICHE GEMEINDE IN ANTALYA UND NEUE SYRISCH-ORTHODOXE KIRCHE GEPLANT AM MARMARAMEER
Schon das (jeweils mit der Adventzeit beginnende) neue Kirchenjahr brachte in einem großen Rückblick positive Entwicklungen für Christen in der Türkei zutage (dazu gleich weiter unten), und nun begann auch das ganze neue Jahr 2015 mit einer erfreulichen Nachricht für religiöse Minderheiten in derselben Türkei. Warum ich in meinem Blogbuch dazu positive Nachrichten bringe, hat auch damit zu tun: all das Negative und Kritische liest man überall anders auch in deutscher Sprache, und manches ist dabei leider durch Vorurteile, veraltete Informationen oder gar völlige Unkenntnis der realen Situation am jeweiligen Ort verursacht. Abgesehen vom alten Prinzip, immer auch die andere Seite zu hören und so gut wie möglich zu verstehen, sollten aber gerade im Fall der Türkei auch positive Entwicklungen gewürdigt werden, die hoffentlich so bleiben und sich verstärken. So lesen wir auf den Seiten des Ökumenischen Patriarchats vom heutigen offiziellen Mittagessen im Dolmabahce-Palast von Istanbul, das vom türkischen Ministerpräsidenten Prof. Ahmet Davutoğlu für die nicht-muslimischen Minderheiten ausgerichtet wurde, "um den Führungsverantwortlichen der in der Türkei lebenden Minderheiten die Ehre zu geben." Auch Seine Allheiligkeit Patriarch Bartholomäus nahm selbstverständlich daran teil, und die Photographien beim Ökumenischen Patriarchat zeigen die durchaus gute Stimmung.
Im neuen Jahrtausend wurde die positive Gesamtentwicklung in verschiedenen Regionen der Türkei - abgesehen von streng-nationalistischen und islamistischen Sondergruppen - nicht nur von Regierungsseite befördert, sondern - offenbar in einer Art positiven Wettbewerbs - auch und immer mehr von Oppositionspolitikern unterschiedlicher Parteien. In meinem Blogbuch war bereits von zahlreichen Renovierungen verschiedener Kirchengebäude die Rede, und dies wurde in den letzten Jahren auch sehr oft von den jeweiligen Behörden konstruktiv oder mit deutlicher Sympathie begleitet. Noch nicht erwähnt hatte ich diesbezüglich die am 25. Januar 2013 begonnene Renovierung der berühmten Höhlenkirche zum heiligen Petrus in Antiochia (am Orontes). Mit Stichtag 17. September 2014 waren die Arbeiten zu 85 % erledigt (vgl. auch diese Videoseite), und erfreulicherweise konnte die hochheilige Weihnacht von den gut integrierten katholischen Christen bereits wieder in der vollständig restaurierten Grotte begangen werden, somit also nach zwei Jahren. Am 28. Dezember 2014 kam dann noch der schon erwähnte türkische Ministerpräsident, der nämlich dieselbe Petrusgrotte und ein neues Museum offiziell eröffnete. Zum Essen wurden an seinen Tisch die Religionsverantwortlichen von Antakya geladen: für die sunnitischen Muslime, für die Aleviten, für die Katholiken, für die Orthodoxen und für die Juden. Das Renovierungsprojekt verdankt sich genauso wie die Restaurierung des Klosterbereiches vom heiligen Simeon Stylites (dem Jüngeren) aber nicht nur dem dortigen guten interreligiösen Klima, sondern vor allem auch dem touristischen Weitblick des früheren Präfekten und heutigen Generaldirektors der türkischen Polizei, M. Cellatin Lekeziz. Und dank des seligen Paul VI. können katholische Pilger in der St.-Petrus-Grotte seit 1967 einen vollkommenen Ablass erwerben. Fast schon 20 Jahre berichtet der eifrige Kapuzinerpater Domenico Bertogli mit der jährlich erscheinenden Zeitschrift "Cronaca di Antiochia" und gleichzeitig im Internet fortlaufend in jedem Monat detailliert und somit chronologisch aus der ihm anvertrauten Pfarrei auf traditionellem Patriarchatsboden, die er bereits Ende 1987 mit einem kleinen Kirchenraum im Zentrum übernommen hatte. Und heute durften sich besonders die Assyrer bzw. syrisch-orthodoxen Christen der Türkei freuen, weil in Yeşilköy (ein Ortsteil von Bakırköy im Großraum von İstanbul unter dem Patronat des heiligen Stephanus am Marmarameer) nach den Aussagen des türkischen Ministerpräsidenten eine neue Kirche errichtet werden soll. Die präzise Örtlichkeit ist noch zu klären, aber angesichts der bisherigen von jedem unvoreingenommenen Beobachter erkennbaren positiven Gesamtentwicklung im begonnenen dritten Jahrtausend (vgl. dazu ein wichtiges Interview mit Dr. Thomas Volk bei der Päpstlichen Stiftung "Kirche in Not") wird dieses schon länger im Gespräch befindliche Projekt nun auch umgesetzt werden. Sowohl syrisch-orthodoxe als auch syrisch-katholische Christen haben bekanntlich aufgrund der enormen Flüchtlingsströme aus Syrien und dem Irak in der Türkei zahlenmäßig zugenommen. Nach Regierungsangaben ist dies seit der Gründung der modernen Republik, also seit 1923, offenbar der erste deklarierte Neubau einer Kirche. Davutoğlu bekräftigte beim heutigen gemeinsamen Mittagessen, dass keine Religion, die in der Vergangenheit in der Türkei gelebt habe, als fremd angesehen werden könne. Damit brachte er auch die Rede des derzeitgen Staatspräsidenten nach der erstmaligen Direktwahl des Staatsoberhauptes im Vorjahr in Erinnerung, der nämlich dabei ausdrücklich Assyrer und Christen als gleichwertige Staatsbürger angesprochen hatte. Allerdings steht beispielsweise die rechtliche Anerkennung der lateinischen Kirche als ganzer aus, woran der Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz kurz nach dem Besuch Seiner Heiligkeit Papst Franziskus erinnert hatte. Am heutigen Neujahrstreffen nahmen auch noch der Präsident der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Prof. Mehmet Görmez; Großrabbiner İsak Haleva; der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mehmet Paçacı; der armenisch-apostolische Patriarchalvikar Erzbischof Aram Ateşyan; der armenisch-katholische Administrator Erzbischof Boghos Levon Zekiyan; der syrisch-orthodoxe Metropolit Mor Filüksinos Yusuf Çetin und der syrisch-katholische Patriarchalvikar für die Türkei, Chorbischof Yusuf Sağ, teil. Der türkische Ministerpräsident verurteilte heute auch Attacken auf Moscheen in Europa und rief die von ihm eingeladenen Religionsverantwortlichen auf, gemeinsam gegen Islamophobie aufzutreten. Genau dies tut der Gründungspfarrer der mehrheitlich deutschsprachigen römisch-katholischen (Personal-)Pfarrei in Antalya schon seit langem. Prälat Rainer Korten konnte beim Festakt zum 10jährigen Jubiläum der christlichen Gemeinde von Antalya vor einem Monat auch den Festvortrag halten. Mittlerweile hat er auch einen Nachfolger erhalten, nämlich Pfarrer Ludger Paskert. Unter dem Patronat der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und mit Förderung des zuständigen lateinischen Ortsordinarius, des Metropoliten von Izmir, konnte das Engagement der im folgenden genannten Persönlichkeiten einen erfreulichen Erfolg im Sinne echter Religionsfreiheit erzielen. Ganz kurz war der zuständige Erzbischof noch der Kapuziner Giuseppe Germano Bernardini, aber seit 11. Oktober 2004 war für Antalya und Alanya der heutige Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz zuständig, nämlich Erzbischof Ruggero Franceschini, ebenso Kapuziner. Aufgrund des 75. Geburtstages hat auch er bereits um seine Emeritierung gebeten, aber Seine Heiligkeit Papst Franziskus hat seinen Rücktritt noch nicht angenommen und ihn nach seiner Apostolischen Reise in die Türkei auf dem Petersplatz danach noch besonders gelobt. Das Wohlwollen des genannten Metropoliten wurde dann besonders erkennbar in der kirchenrechtlichen Eingliederung der musterhaften Gründung in Antalya als Personalpfarrei im großen Erzbistum Smyrna (Izmir) im Jahr 2010. Der von Erzbischof Franceschini bestätigte und ernannte Gründungspfarrer Prälat Korten hat nun am 6. Dezember 2014, am Fest des heiligen Bischofs Nikolaus, seine Festrede zum zehnjährigen Jubiläum mit einer kurzen Geschichte begonnen (alle im folgenden zitierten Texte übernehme ich der hervorragenden Internetseite der Pfarrei Antalya): "Ein vom Äußeren her streng wirkender Sufi erschien vor den Toren des Palastes. Niemand wagte ihn aufzuhalten, als er geradewegs auf den Thron zuschritt, den Ibrahim ben Adam innehatte. 'Was wünscht Du', fragte der König. 'Einen Platz, um in der Karawanserei uschlafen.' 'Das ist hier keine Karawanserei, das ist mein Palast.' 'Darf ich fragen, wem dieser Ort vor euch gehörte?' 'Meinem Vater, der ist tot.' 'Und wem gehörte er vor diesem?' 'Meinem Großvater, der ist auch tot.' 'Und dieser Ort, den Menschen nur eine kurze Weile bewohnen und dann weiterziehen - sagtet ihr wirklich - er sei keine Karawanserei?' Diese Geschichte gibt die Antwort auf die Frage: was wolltet ihr vor 11 Jahren, als ihr das Ansinnen stelltet, in Antalya und Alanya für die vielen deutschsprachigen Dauerresidenten und Touristen eine christliche Kirche zu eröffnen. Die Antwort: wir hatten Appetit, einem Elementarbedürfnis nachzukommen, das jedem Menschen auf dieser Erde zusteht. Wir wollten einen Ort finden - einer Karawanserei ähnlich - damit wir nicht vergessen, dass wir nur vorübergehend Bürger dieser Erde sind und dann weiterziehen. Wir wollten einen Ort haben, der uns trotz Sonne, Meer, Berge und vielen türkischen Annehmlichkeiten immer erinnert, nicht lebensfremd zu werden, als farblose Partygänger über diese Welt zu gehen, uns selbst zu betrügen, als seien wir nicht unterwegs, sondern könnten uns irgendwo für immer festsetzen. Deshalb haben wir das Menschenrecht erbeten, hier eine kleine Kirche - sprich Karawanserei - einzurichten, so wie in Deutschland die vielen Menschen islamischen Glaubens das Recht haben, ihre Orte (Moscheen) zu haben, damit auch sie die Chance haben, dem Leben mehr Qualität zu geben, als nur zu arbeiten, zu essen und zu trinken. Denn am erbärmlichsten ist es, nicht zu wissen, woher man kommt, und wohin man geht. Das ist die gemeinsame humane Basis, wenn Menschen nicht nur nach den äußeren Lebensmitteln suchen, sondern nach einer Lebensmitte. Wenn wir unser gemeinsames Ziel kennen, brauchen wir bei aller Verschiedenheit der Wege keine Angst zu haben, aneinander zu geraten, im Gegenteil, dann bringen wir einander Respekt, Neugierde und Hochachtung in reichem Maße entgegen. Das ist meine persönliche Bilanz, und da weiß ich mich mit vielen Gemeindemitgliedern einig nach 11 Jahren Antalya und Alanya: wer ver-inner-licht hat - und Verinnerlichung ist die Frucht jeder Religion -, wer also realistischerweise verinnerlicht hat, dass unser Dasein ein Unterwegs-sein ist, dass Kirchen und Moscheen unsere notwendigen geistigen Karawansereien sind, dem fällt die Fähigkeit fast automatisch zu, voneinander zu lernen und offen genug zu sein, miteinander in Frieden und Hochachtung zu leben. Wenn wir heute offiziell auf 10 Jahre aus diesem Blickwinkel zurückschauen, können wir dankbar sagen: wir sind als deutschsprachige Gemeinde von Christen und Christinnen in Antalya und Alanya angenommen worden, konnten hier unbeschwert und ohne irgendeine Gefahr in unserem Kirchlein zusammenkommen, haben viel Wohlwollen von unseren direkten Nachbarn gespürt, konnten besonders in der ersten Zeit mit Hilfe von AKDİM auch etwas hinter die Kulissen türkischen Alltagslebens schauen und auch unsererseits etwas zurückgeben, nämlich den vielen Besuchern nicht nur aus Deutschland, sondern aus zahlreichen Ländern - von Korea bis Amerika waren uns Menschen besuchen - unser Gästebuch berichtet davon -, von unseren Erfahrungen erzählen, als kleine Minderheit von Christen in einer großen Mehrheit von Muslimen zu leben. Das geht!! Erlauben Sie mir die kleine Eitelkeit, besonders die vielen deutschen und internationalen Reisegruppen (jährlich ca. 40) zu erwähnen, die in die Türkei kamen, um die reichen kulturellen Schätze zu bestaunen und die meistens ihre Reise wegen des Flughafens in Antalya beendeten. Ich konnte viel über die reichen menschlichen Schätze berichten, besonders den Schatz der vielen Kinder und Jugendlichen, und damit auch manchem deutschen Vor-urteil den Stachel ziehen, denn deutsche Medien befleißigen sich gern, den Splitter im Auge der Türkei zu suchen, ohne den Balken im deutschen Auge wahrzunehmen. In diese Sinne könnte man aus dem Garten der Toleranz in Belek-Kadriye noch viel mehr machen. Dort stehen Moschee, Kirche und Synagoge unmittelbar einträchtig beieinander, aber eben nur als stumme Bauten. Es fehlen die Menschen, die den zahlreichen Touristen, die dort eine kurze Station einlegen, von unseren Erfahrungen erzählen und sie ermuntern, zu Hause auszuprobieren, dass es geht: zusammenzuleben, trotz verschiedener Kulturen, trotz verschiedener Religionen, trotz verschiedener Gebräuche und Eigenheiten. Verehrte Gäste, liebe Gemeindemitglieder! Vor 11 Jahren hatten wir mit dem ersten inoffiziellen Gottesdienst in Alanya begonnen, im letzten Jahr mit einem schönen Konzert daran erinnert, heute erinnern wir uns des ersten Gottesdienstes am 1. Advent 2004 hier in unserem Nikolaus-Kirchlein, nachdem wir zuvor seitens der türkischen Behörden anerkannt wurden. Das war die eine Anerkennung, schnell haben wir die andere Anerkennung durch die Menschen erleben dürfen: wir hatten technische Probleme, weil in dem ehemaligen Internetcafé, was heute unsere Kirche ist, vier Stromzähler waren und wir gar nicht wussten, wo der Strom blieb. Junge Arbeiter des Elektrizitätswerkes kamen und gingen, es kamen andere, das Problem bestand weiter, Monate!! Nach eindringlicher Bitte kam dann ein Chef des Werkes, und nach wenigen Minuten hieß es: 'Problem yok.' Und dieser Chef schrieb in unser Gästebuch diesen Text: die Arbeiter der Kirche und die Arbeiter des E-Werkes haben sich viele Male getroffen, um ein Problem zu lösen, und sind Freude geworden. Jetzt ist das Problem gelöst, es lebe die türkisch-deutsche Freundschaft. Dieser Grundtenor hat uns durch das Jahrzehnt als christliche Gemeinde oftmals begleitet. So ist es mir ein aufrichtiges Bedürfnis, der Türkei, den Städten Antalya und Alanya zu danken, dass sie vielen deutschen Landsleuten und Gästen die Möglichkeit eröffnet haben, hier ein qualitativ anspruchsvolles Leben zu führen, wobei ja die Türkei - so glaube und hoffe ich - mit den deutschen Residenten und Touristen auch nicht schlecht gefahren ist. Danken möchte ich aber auch den Gründungsvätern Herrn Konsul a. D. Manfred Gerwinat, der heute geistigerweise in unserer Mitte ist, Herrn Rechtsanwalt Bilal Kalaycı und Herrn Architekten Klaus Besirsky, aber auch allen, die von der ersten Stunde an diese Gemeinden getragen haben. Das Zusammenspiel und das herausragende Engagement Einzelner lässt uns nach zehn Jahren dankbar feststellen: was zunächst als Experiment galt, ist mit Hilfe Gottes und vieler Tatkräftiger geglückt. Das sollte aber auch an solch einem Tag bedacht werden, weil es Lebenserfahrung ist: was in langer Zeit unter manchen Mühen aufgebaut wurde, kann in kurzer Zeit auch wieder zerstört werden. Die Ein-geweihten erinnern sich an die Geschichte, mit der wir vor zehn Jahren begonnen haben, von der Rettungsstation, die zum Clubhaus mutierte. Clubs gibt es zahlreich in Antalya, eine Kirche gibt es nur einmal." Der soeben angesprochene verdiente Konsul a. D. war ja leider verhindert, aber Manfred Gerwinat und seine Frau Hildegard sandten einen Brief an die "St. Nikolaus-Kirche Antalya und Alanya/Türkei": "Lassen Sie uns hier nur ganz kurz Rückschau halten: Als ich im Sommer 2002 meinen Dienst als Leiter des Deutschen Konsulats in Antalya antrat, wurde mir an der Fülle und der großen Tragik mancher Notfälle - auch von Residenten- schnell folgendes klar: Sonne, Meer, türkische Gastfreundschaft und vieles mehr reichen leider nicht alleine aus, wenn existentielle Krisen hereinbrechen, schwere Krankheiten auftreten oder sich der Tod in der Familie ankündigt. Zusätzlich schafften damals die Schatten des herannahenden Irak-Krieges neue Unsicherheiten. Wir mussten auch erstmals Krisenvorsorge für Deutsche in der Südtürkei in Gang setzen. Eine seelsorgerliche Betreuung fehlte völlig, war aber dringen nötig. Bis auf ein bis zwei Besuche von deutschen Geistlichen beider Kirchen aus Istanbul pro Jahr gab es keinerlei kirchliche Betreuung. Wir sahen die Not, führten viele Gespräche, überlegten und beteten darüber. Als sich die Gelegenheit durch den Besuch einer hochrangigen Delegation aus Ankara im Herbst 2003 in Antalya ergab, war der Zeitpunkt zum raschen Handeln gekommen. Dies wurde die Geburtsstunde von St. Nikolaus! Prälat Korten war wenige Tage zuvor in Antalya eingetroffen. Er war zum Bleiben entschlossen. Die Anfangsschwierigkeiten der Gemeindegründung waren zahlreich, vor allem durch die örtliche Bürokratie. Wir kämpften auch erfolgreich gegen ein 'St. Nikolaus Evi', denn eine Kirche kann und darf kein reiner Kulturclub sein, wenn man dem Anspruch christlicher Verkündigung und echter Gemeinschaft und Lebenshilfe gerecht werden will. Die Entstehung von St. Nikolaus als ökumenische Gemeinde ist und bleibt ein besonderes Geschenk von Gott. Heute, nach 10 Jahren, stellen wir dankbar fest, wie es in der Apostelgeschichte 28,31 von Paulus in Rom heißt: 'Er verkündete das Reich Gottes und trug ungehindert und mit allem Freimut die Lehre über Jesus Christus, den Herrn, vor.' Möge diese Botschaft, bei aller Freude über den zwischenmenschlichen Austausch und das ökumenische Miteinander, auch weiterhin der zentrale Mittelpunkt der Gemeindearbeit in Antalya und Alanya sein und bleiben!" Und der neue von der Deutschen Bischofskonferenz und ihrem Auslandssekretariat mit Zustimmung des Metropolitanerzbischofs von Izmir ernannte Pfarrer Ludger Paskert hatte zu Beginn der Feierstunde die Begrüßung vorgenommen und dabei unter anderem gesagt: "Zehn Jahre St. Nikolaus Kirche Antalya, das ist ein Grund zum Feiern. Freuen wir uns über das bedenkenswerte Ereignis, welches wir heute in Erinnerung rufen: Mit Hilfe von Politikern und Behörden dieses Landes, in welchem wir gern als Gäste leben, und mit kluger Beharrlichkeit der Gründungsinitiatoren, hier sind der damalige Konsul Gerwinat und Pfarrer Korten zu nennen, wurde hier für eine christliche Gemeinde ein Rechtsstatus geschaffen, welcher auf der soliden Basis des türkischen Rechts steht. Das ist ein Zeichen echter Freundschaft und Anerkennung. Dafür sind wir alle dankbar. Professor Dr. Hüseyin Bağcı von der Middle East Technical University Ankara sagte mir, die Gründung des Kirchenvereins sei ein Meilenstein in Sachen Anerkennung christlicher Gemeinden in der Türkei gewesen. Wir freuen uns, hier in dieser geliebten Stadt Antalya wie in Alanya als deutsche christliche Gemeinde leben zu können. Immer sind wir bedacht auf ein gutes Miteinander, besonders mit den geliebten und geschätzten Muslimen und ihren Gemeinden." Pfarrer Paskert konnte zu diesem Jubiläum "10 Jahre Kirchenverein und Kirche St. Nikolaus, Antalya" wichtige regionale Autoritäten begrüßen, nämlich: als Vertreter des Oberbürgermeisters Menderes Türel den Generalsekretär İbrahim Evrim; den Bürgermeister des zuständigen Stadtteiles Muratpaşa, Rechtsanwalt Ümit Uysal, sowie den heutigen Leiter des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland Antalya, Konsul Martin Vetter. In ökumenischer Gesinnung waren auch anwesend der orthodoxe Mitbruder Vater Michail und die evangelischen Amtsträger James Bultema sowie Karl-Heinz Pastoors. Und keine lebendige Pfarrei ist ohne ehrenamtliches Engagement zu denken, sei es der Organistendienst, sei es der Blumenschmuck, sei es im konkreten Fall der Pfarrei St. Nikolaus in Antalya die kürzlich gestartete Hilfsaktion für syrischen Flüchtlinge an der türkisch-syrischen Grenze, oder wenn wir an das seit neun Jahren aktive Büchereiteam denken. Pfarrer Paskert würdigte besonders seinen zuvor mehrfach erwähnten Vorgänger, der ja eine Schlüsselperson für die erfreuliche Geschichte dieser Pfarrei in Antalya ist: "Ganz besonders freuen wir uns, heute als Festredner den Gründer dieser Gemeinde in unserer Mitte zu haben, der über elf Jahre als guter Hirte für die Christen hier vor Ort und aus nah und fern seinen Dienst versehen hat, Herrn Prälat Monsignore Rainer Korten." Mit diesem Eintrag möchte ich auch klarmachen, dass Kritisieren und Jammern alleine zu wenig sind, vielmehr geht es ums Kennenlernen am jeweiligen Ort, es geht oft um die Initiative einiger weniger Personen, durch die ein Prozess in Gang gesetzt werden kann, der dann mit Gottes Hilfe möglicherweise einen Domino-Effekt nach sich zieht. Darum rufe ich auch alle Leser und Leserinnen auf: besuchen wir doch in der Türkei und in jenen Nachbarländern, welche die Religionsfreiheit im Gegensatz zu ihr zum Teil überhaupt nicht gewähren, die christlichen Gemeinden, unabhängig von ihrer Konfession, denn wie Patriarch Bartholomäus beim Papstbesuch in der Türkei erinnert hat: "Die heutigen Christenverfolger fragen nicht, welcher Kirche ihre Opfer angehören. Die Einheit, über die wir heute so viele Worte verlieren, ist bereits in manchen Gegenden Wirklichkeit, unglücklicherweise allerdings im Martyrium." Bevor nun am 6. Dezember 2014 in Antalya zum 10jährigen Jubiläum das Te Deum in seiner deutschen Fassung ("Großer Gott, wir loben Dich") gesungen wurde, verwies Pfarrer Paskert eben auf Gott selbst, "der dieser Gemeinde eine segensreiche Zeit geschenkt hat und sie weiterhin mit seinem Segen begleiten möge." Das von ihm dabei gesprochene Gebet soll nun auch diesen meinen ersten Blogeintrag fürs Jahr 2015 abschließen: "Allmächtiger Gott, Du hast gewollt, dass Dein Volk Kirche heiße, denn wir sind das Haus, in dem Deine Herrlichkeit wohnt. Gib, dass die Gläubigen, die sich hier in der Kirche St. Nikolaus, Antalya, in Deinem Namen versammeln, Dich ehren, Dich lieben und auf Dein Wort hören, damit sie in der Kraft Deines Geistes reich werden an guten Früchten und einst das ewige Erbe erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!" Wednesday, December 3. 2014
PAPST FRANZISKUS (6) IN DER TÜRKEI: ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, News Kommentare, Türkei und Zypern at
18:17
Comments (0) Trackbacks (2) PAPST FRANZISKUS (6) IN DER TÜRKEI: RÜCKBLICK DES PAPSTES UND INTERVIEW MIT DEM VORSITZENDEN DER TÜRKISCHEN BISCHOFSKONFERENZ, METROPOLIT RUGGERO FRANCESCHINI
In großer Freude über den exzellent verlaufenen Papstbesuch in der Türkei blicken viele zurück auf diese Tage, und natürlich wäre eine ganze Woche noch besser gewesen. Der 1988 mit Unterstützung der katholischen Italienischen Bischofskonferenz gegründete italienische Informationsdienst S.I.R. (Servizio Informazione Religiosa) unter Leitung von Domenico Delle Foglie bringt auf seiner Titelseite mit gestrigem Datum des 2. Dezember 2014 ein neues Interview von Daniele Rocchi mit dem Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz. Ich habe den gesamten Beitrag Rocchis unter der Überschrift "FRANZISKUS UND BARTHOLOMÄUS. Sie sind eingebogen in die Straße zur vollen Gemeinschaft" sogleich ins Deutsche übersetzt und übernehme in diesem Sinne ab hier fast wörtlich: der Präsident der katholischen Bischöfe der Türkei, Dr. Dr. Ruggero Franceschini, ist überzeugt, dass "es kein Zurück mehr gibt". Über die Präsenz der Christen in der Türkei: "Wir warten hoffnungsvoll darauf, die Rechtspersönlichkeit der Kirche anerkannt zu sehen genauso wie das Recht auf einen pluraristischeren Unterricht". Verurteilung der "Islamophobie" und die Hoffnung, dass "sich viele die Schicksale der christlichen Präsenz in diesem Land zu Herzen nehmen".
"Der Papst hat es geschafft, mit seiner Demut und seinem unerschütterlichen Lächeln zu kommunizieren, und dies trotz einer starken physischen Ermüdung. Die entwaffnende Demut der von ihm gesetzten Gesten hat auch die Misstrauischen und Unentschiedenen eingenommen. Insbesondere stärkt es die Hoffnung auf eine volle Einheit, den Papst und den Patriarchen gemeinsam zu sehen. Zweifellos ist die Umarmung der beiden das schönste und hoffnungsreichste Symbol, das die brüderliche Umarmung von Petrus und Andreas erneuert und zu einer noch breiter angelegten Umarmung zwischen Okzident und Orient motiviert, die immer noch zu weit von einander entfernt sind". Am Tag nach dem Besuch von Papst Franziskus in der Türkei (28. - 30. November 2014) spricht der Präsident der katholischen Bischöfe der Türkei, Dr. Dr. Ruggero Franceschini, Erzbischof von Smyrna (Izmir) und mittlerweile seit vier Jahren auch Apostolischer Administrator von Anatolien, das früher von Bischof Padovese geleitet wurde, der am 3. Juni 2010 umgebracht worden war. Ein Besuch im Zeichen des ökumenischen und interreligiösen Dialogs, der dem Papst die Möglichkeit gegeben hat, auf das Drama der Christen im Nahen Osten aufmerksam zu machen. Daniele Rocchi: Was war auf der Ebene des interreligiösen Dialoges die Hauptbotschaft des Papstes, und wie ist sie Ihrer Meinung nach von der muslimischen Mehrheit und ihren Amtsträgern aufgenommen worden? Metropolit Franceschini: Der Papst hat an erster Stelle klargemacht, dass sich das Christentum gegenüber dem Islam nicht in eine feindliche Haltung begibt, sondern versucht, gemeinsame Werte und Lehrinhalte herauszustellen. Mit gleicher Offenherzigkeit hat er allerdings die muslimischen Verantwortlichen gebeten, jede Form des religiösen Integralismus und jede Instrumentalisierung der Religion explizit zu verurteilen. Es hat sich um eine unmissverständliche Botschaft gehandelt, der man nur schwer ausweichen kann. Im Mittleren Osten sind Religion und Politik miteinander zu stark verwoben. Die Tradition der Laizität der Türkei kann in diesem Bereich weiterhin eine Quelle sein. Daniele Rocchi: Meinen Sie, dass auf ökumenischer Ebene Schritte in Richtung voller Gemeinschaft gemacht worden sind? Metropolit Franceschini: Der Einklang zwischen Papst Franziskus und Patriarch Bartholomäus scheint jetzt immer tiefer und konkreter zu werden. Der Papst hat klargestellt, dass die Einheit in Verschiedenheit möglich sei und dass die Katholische Kirche keine irgendwie geartete Uniformität verlange. Andererseits hat der Patriarch in einem Avvenire-Interview kein Hehl daraus gemacht, dass es jetzt darum gehe, den Wunsch nach Gemeinschaft in den jeweiligen christlichen Gemeinschaften reifen zu lassen, weil die Hierarchien nicht vom Empfinden des Volkes absehen könnten, um dann einen entscheidenden Schritt zu machen. Auf orthodoxer Seite besteht die Befürchtung, dass sich zwischen den für die Gemeinschaft mit Rom Offeneren und zwischen den Konservativeren ein Riss auftue. Es wird deutlich, das alle gemeinsam als Kirchen in Richtung Einheit unterwegs sein müssen, und dies kann längere Zeiträume erforderlich machen, um weltliche Spaltungen zu kitten. Allerdings ist der Weg zur vollen Gemeinschaft eingeschlagen worden, und ich glaube, dass es kein Zurück mehr gibt. Daniele Rocchi: Mit Erdoğan, der wegen der zunehmenden Islamophobie besorgt ist, hat der Papst über Religionsfreiheit gesprochen und unterstrichen, dass diesbezüglich den Direktiven der türkischen Regierung eine besondere Bedeutung zukomme und sie Frieden und Entwicklung begünstigen können. Meinen Sie, dass diese Worte auf ein angemessenes Echo stoßen werden in den Beziehungen zu den religiösen Minderheiten in der Türkei und als Erstes zur Katholischen Kirche? Metropolit Franceschini: Jener Punkt der Islamophobie ist eine konkrete Gefahr. Angriffe auf Moscheen und Zwischenfälle von Intoleranz im Westen finden in den Medien hier eine starke Resonanz. Das alles ist jedoch eine direkte Konsequenz aus den verzerrten Bildern des Islam, die von den Integralisten und Terroristen geboten werden. Der beste Weg zur Überwindung der Islamophobie ist die Isolierung und Neutralisierung dieser angeberischen Verräter des Islam, die mit ihren Handlungen tatsächlich das Bild des Islam verunstalten. Was die Religionsfreiheit betrifft, warten wir hoffnungsvoll darauf, die Rechtspersönlichkeit der Kirche anerkannt zu sehen genauso wie das Recht auf einen pluraristischeren Unterricht. In diesem Sinne hat es in jüngster Vergangenheit Gespräche gegeben, aber die Katholische Kirche wird auf diesem Hintergrund immer noch als fremder Gast angesehen. Daniele Rocchi: Wird dieser Besuch positive Auswirkungen auf die Katholische Kirche in der Türkei haben? Werden die Kirchen auf der ganzen Welt jetzt der "kleinen türkischen Herde" mehr Aufmerksamkeit zuwenden? Metropolit Franceschini: Während der Tage des Besuches des Heiligen Vaters waren die Scheinwerfer der Kirche und der Welt auf die Kirche der Türkei gerichtet, die nicht selten an einer weitgehenden ekklesialen Einsamkeit und an einer geringen gesellschaftlichen Beachtung leidet. Die Gegenwart des Papstes hat in positiver Weise die Aufmerksamkeit auch der türkischen Medien bewirkt und gezeigt, dass die Kirche lebendiger Teil dieser Gesellschaft ist und danach trachtet, beim Aufbau einer versöhnten und in sich gefestigten Gesellschaft ihren Beitrag zu leisten. Viele blicken nun auf uns mit weniger Misstrauen, nachdem der Papst der türkischen Nation durch den Besuch des Mausoleums von Atatürk seinen höchsten Respekt erwiesen hat. Außerdem muss daran erinnert werden, dass die Katholische Kirche der Türkei fast vollständig von der Solidarität und der Zusammenarbeit der Diözesen anderer Länder abhängt. Die Hoffnung ist nun, dass der Papstbesuch eine größere kirchliche Sensibilität gegenüber dieser Kirche in einer Minderheiten- und Diasporasituation bewirkt hat, sodass sich viele die Schicksale der christlichen Präsenz in diesem Land, in welchem die Kirche ihre allerersten Schritte machte, zu Herzen nehmen. [ENDE DES AKTUELLEN INTERVIEWS MIT SEINER EXZELLENZ, DEM HOCHWÜRDIGSTEN HERRN METROPOLITEN UND ERZBISCHOF DR. DR. RUGGERO FRANCESCHINI OFMCAP., PRÄSIDENT DER KATHOLISCHEN TÜRKISCHEN BISCHOFSKONFERENZ.] Und am heutigen Tag blickte Seine Heiligkeit Papst Franziskus selbst auf seine letzte Apostolische Reise zurück. APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS IN DIE TÜRKEI: K) ANSPRACHE SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS BEI DER GENERALAUDIENZ Mittwoch, 3. Dezember 2014, am Petersplatz Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! So gut scheint der Tag gar nicht zu sein, das Wetter ist etwas schlecht … Aber ihr seid mutig. Ein frohes Gesicht an einem schlechten Tag, und wir gehen voran! Diese Audienz findet an zwei verschiedenen Orten statt. So halten wir es, wenn es regnet: hier auf dem Petersplatz, und außerdem sind die Kranken in der »Aula Paolo VI«. Ich bin ihnen bereits begegnet, ich habe sie begrüßt, und sie verfolgen die Audienz über den Bildschirm, weil sie krank sind und nicht in den Regen kommen können. Wir begrüßen sie von hier mit einem Applaus. Heute möchte ich euch einiges mitteilen über meine Pilgerreise in die Türkei, die ich vom vergangenen Freitag bis Sonntag unternommen habe. Ebenso wie ich darum gebeten hatte, sie durch das Gebet vorzubereiten und zu begleiten, so lade ich euch jetzt ein, dem Herrn für ihre Durchführung zu danken, auf dass Früchte des Dialogs daraus hervorgehen mögen sowohl in den Beziehungen zu unseren orthodoxen Brüdern als auch in jenen zu den Muslimen als auch auf dem Weg zum Frieden unter den Völkern. Ich möchte in erster Linie erneut meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen gegenüber dem Präsidenten der türkischen Republik, dem Premierminister, dem Präsidenten des Amtes für Religionsangelegenheiten sowie den anderen Autoritäten, die mich achtungsvoll empfangen und den guten Ablauf der Ereignisse gewährleistet haben. Das ist mit viel Arbeit verbunden, und sie haben es gern getan. Ich danke brüderlich den Bischöfen der katholischen Kirche in der Türkei, dem – sehr tüchtigen – Vorsitzenden der Bischofskonferenz [Ruggero Franceschini], und ich danke den katholischen Gemeinden für ihre Bemühungen, und ebenso danke ich dem Ökumenischen Patriarchen, Seiner Heiligkeit Bartholomaios I., für den herzlichen Empfang. Der selige Paul VI. und der heilige Johannes Paul II., die beide die Türkei besucht haben, sowie der heilige Johannes XXIII., der Päpstlicher Legat in jener Nation war, haben meine Pilgerreise, die acht Jahre nach der meines Vorgängers Benedikt XVI. stattgefunden hat, vom Himmel aus beschützt. Jenes Land liegt jedem Christen am Herzen, vor allem weil der Apostel Paulus dort geboren wurde, weil die ersten sieben Konzilien dort stattgefunden haben und weil nahe bei Ephesus das »Haus Marias« steht. Der Überlieferung zufolge hat die Gottesmutter nach der Herabkunft des Heiligen Geistes dort gelebt. Am ersten Tag der Apostolischen Reise habe ich die Autoritäten des Landes begrüßt. Die weitaus größte Mehrheit der Bewohner sind Muslime, aber in der Verfassung wird die Laizität des Staates erklärt. Und mit den [religiösen] Autoritäten habe ich über Gewalt gesprochen. In der Tat ist es die Gottvergessenheit und nicht die Verherrlichung Gottes, die Gewalt erzeugt. Daher habe ich betont, wie wichtig es ist, dass Christen und Muslime sich gemeinsam für Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, und ich habe gesagt, dass jeder Staat den Bürgern und Religionsgemeinschaften eine wirkliche Freiheit des Kultes gewährleisten muss. Bevor ich heute hingegangen bin, um die Kranken zu begrüßen, hatte ich eine Begegnung mit einer Gruppe von Christen und Muslimen, die eine vom Dikasterium für den Interreligiösen Dialog veranstaltete Zusammenkunft haben, unter der Leitung von Kardinal Tauran. Auch sie haben den Wunsch zum Ausdruck gebracht, den brüderlichen Dialog zwischen Katholiken, Christen und Muslimen fortzusetzen. Am zweiten Tag habe ich einige symbolische Stätten der verschiedenen religiösen Konfessionen besucht, die in der Türkei präsent sind. Ich habe dabei die Anrufung des Herrn, des Gottes des Himmels und der Erde, des barmherzigen Vaters der ganzen Menschheit, im Herzen verspürt. Im Mittelpunkt des Tages stand die Eucharistiefeier, zu der in der Kathedrale Hirten und Gläubige der verschiedenen in der Türkei vertretenen katholischen Riten versammelt waren. Auch der Ökumenische Patriarch, der armenisch-apostolische Patriarchats-Vikar, der syrisch-orthodoxe Metropolit sowie Vertreter der protestantischen Gemeinden haben daran teilgenommen. Gemeinsam haben wir zum Heiligen Geist gebetet, der die Einheit der Kirche wirkt: Einheit im Glauben, Einheit in der Liebe, Einheit im inneren Zusammenhalt. Das Gottesvolk ist aufgerufen, sich im Reichtum seiner Traditionen und Ausdrucksformen vom Heiligen Geist führen zu lassen, in einer ständigen Haltung der Offenheit, Fügsamkeit und des Gehorsams. Auf unserem Weg des ökumenischen Dialogs und auch unserer Einheit, unserer katholischen Kirche ist der Heilige Geist derjenige, der alles wirkt. Unsere Aufgabe ist es, ihn wirken zu lassen, ihn anzunehmen und seinen Eingebungen zu folgen. Der dritte und letzte Tag, das Fest des heiligen Apostels Andreas, bot den idealen Rahmen zur Festigung der brüderlichen Beziehungen zwischen dem Bischof von Rom, Nachfolger Petri, und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Nachfolger des Apostels Andreas und damit des Bruders Simon Petri, der jene Kirche gegründet hat. Zusammen mit Seiner Heiligkeit Bartholomaios I. habe ich die gemeinsame Verpflichtung erneuert, den Weg zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen fortzusetzen. Zusammen haben wir eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, als weiteren Schritt auf diesem Weg. Besonders bedeutsam war, dass dieser Akt am Ende der Göttlichen Liturgie am Fest des Heiligen Andreas stattgefunden hat, an der ich mit großer Freude teilgenommen habe und auf die der zweifache Segen folgte, der vom Patriarchen von Konstantinopel und vom Bischof von Rom erteilt wurde. Denn das Gebet ist die Grundlage für jeden fruchtbaren ökumenischen Dialog unter der Führung des Heiligen Geistes, der wie gesagt jener ist, der die Einheit wirkt. Die letzte Begegnung – sie war schön und auch schmerzhaft – war jene mit einer Gruppe jugendlicher Flüchtlinge, die von den Salesianern betreut werden. Es war sehr wichtig für mich, Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten zu begegnen, um sie meiner Nähe und der Nähe der Kirche zu versichern, und um den Wert der Aufnahme von Flüchtlingen hervorzuheben, um die auch die Türkei sich sehr bemüht hat. Ich danke der Türkei noch einmal für die Aufnahme vieler Flüchtlinge, und ich danke von Herzen den Salesianern von Istanbul. Diese Salesianer arbeiten mit den Flüchtlingen – sie sind wirklich gut! Ich bin auch anderen deutschen Patres und einem deutschen Jesuiten begegnet und anderen, die mit den Flüchtlingen arbeiten, aber jenes Oratorium der Salesianer für die Flüchtlinge ist eine schöne Sache, es ist ein verborgenes Werk. Ich danke von Herzen all jenen Personen, die mit den Flüchtlingen arbeiten. Und beten wir für alle Flüchtlinge und Asylanten und dafür, dass die Ursachen dieser schmerzhaften Wunde beseitigt werden. Liebe Brüder und Schwestern, der allmächtige und barmherzige Gott möge das türkische Volk, seine Regierenden und die Vertreter der verschiedenen Religionen auch weiterhin schützen. Mögen sie gemeinsam in der Lage sein, eine Zukunft des Friedens zu errichten, damit die Türkei ein Ort des friedlichen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen sein kann. Bitten wir auch darum, dass durch die Fürsprache der Jungfrau Maria der Heilige Geist diese Apostolische Reise fruchtbar machen und in der Kirche den missionarischen Eifer fördern möge, um allen Völkern respektvoll und im brüderlichen Dialog zu verkünden, dass Jesus, der Herr, Wahrheit, Friede und Liebe ist. Er allein ist der Herr. [Kurzzusammenfassung: Liebe Brüder und Schwestern, dankbar dem Herrn für die Apostolische Reise in die Türkei möchte ich heute die Tage meines Besuches in diesem Land Revue passieren lassen. Der erste Tag stand im Zeichen der Begegnung mit politischen und staatlichen Vertretern. Ein Anliegen war es mir, auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dass Christen und Muslime sich gemeinsam für Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und dass der Staat allen Bürgern und religiösen Gemeinschaften echte Religionsfreiheit und Ausübung ihres Glaubens gewährleistet. Am zweiten Tagen habe ich einige symbolträchtige Orte der verschiedenen Religionsbekenntnisse in der Türkei besucht. Im Mittelpunkt des Tages stand die gemeinsame Eucharistiefeier mit Gläubigen der verschiedenen katholischen Riten in der Türkei. Das Fest des heiligen Apostels Andreas am dritten Tag bot den Rahmen, um die brüderlichen Beziehungen zwischen dem Bischof von Rom und dem Ökumenischen Patriarch von Konstantinopel zu festigen und das beiderseitige Engagement auf dem Weg zur vollen Einheit von Katholiken und Orthodoxen in einer gemeinsamen Erklärung zu erneuern. Dies fand am Ende der Göttlichen Liturgie statt. Damit wurde deutlich, dass das Gebet die Grundlage für jeden fruchtbaren ökumenischen Dialog unter der Führung des Heiligen Geistes ist.] Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, insbesondere an die Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung in Deutschland. Bitten wir den Heiligen Geist, alle Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Kulturen fruchtbar zu machen und die Einheit der Christen im Glauben und in der Liebe wachsen zu lassen, damit sie allen Völkern Jesus Christus verkünden, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Von Herzen segne ich euch alle. [ENDE DER ANSPRACHE SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS BEI DER GENERALAUDIENZ ALS RÜCKBLICK AUF DIE APOSTOLISCHE REISE IN DIE TÜRKEI.] Video mit der Generalaudienz und dem Rückblick Seiner Heiligkeit Papst Franziskus auf seinen Apostolischen Besuch in der Türkei: Somit sind in meinem Blogbuch zur Apostolischen Reise Seiner Heiligkeit Papst Franziskus in die Türkei insgesamt sechs Einträge erschienen: 1. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 28. 11. 2014: Interview mit Metropolit Ruggero Franceschini, Anerkennung für humanitäre Flüchtlingspolitik und Besuch bei Atatürk 2. Franziskus-Türkei-Eintrag für denselben 28. 11. 2014: Ansprachen bei säkularer und religiöser Autorität (Diyanet) 3. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 29. 11. 2014: Tag der türkischen Katholiken aller Riten in Istanbul mit ökumenischen und interreligiösen Schwerpunkten 4. Franziskus-Bartholomäus-Türkei-Eintrag für den 29./30. 11. 2014: Andreastag zur Vertiefung der Gemeinschaftlichkeit von Petrus und Andreas, d. h. von Franziskus und Bartholomaios, zwischen katholischer und orthodoxer Kirche 5. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 30. 11. 2014: Begegnung mit Flüchtlingen, Besuch beim erkrankten armenisch-apostolischen Patriarchen und Pressekonferenz auf dem Rückflug 6. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 2./3. 12. 2014 (siehe oben): Einschätzungsinterview mit dem Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, Metropolitanerzbischof Ruggero Franceschini OFMCap, und Rückblick des Papstes bei der Generalaudienz Monday, December 1. 2014
PAPST FRANZISKUS (5) IN DER TÜRKEI: ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Türkei und Zypern at
12:16
Comments (0) Trackback (1) PAPST FRANZISKUS (5) IN DER TÜRKEI: BEGEGNUNG MIT FLÜCHTLINGEN UND PRESSEKONFERENZ AUF DEM RÜCKFLUG
Nach dem Mittagessen im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel ist Seine Heiligkeit Papst Franziskus noch einmal zurückgekehrt in die päpstliche Residenz von Istanbul. Und nach seinem Abschied von dort besuchte der Papst noch einmal die lateinische Kathedralkirche zum Heiligen Geist, um etwa hundert junge Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern zu treffen. Die salesianische Gemeinschaft betreut sowohl diese Flüchtlinge als auch die Kathedrale selbst. Ich übernehme die Ansprache wiederum von den Seiten des Heiligen Stuhles in der angebotenen deutschen Übersetzung:
APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS IN DIE TÜRKEI: I) GRUSSADRESSE AN VON DEN SALESIANERN BETREUTE JUGENDLICHE FLÜCHTLINGE IN DER HEILIG-GEIST-KATHEDRALE VON İSTANBUL Sonntag, 30. November 2014 Liebe junge Freunde, diese Begegnung mit euch habe ich mir sehr gewünscht. Ich hätte auch weitere Flüchtlinge treffen wollen, doch war es nicht anders möglich. Ihr kommt aus der Türkei, aus Syrien, aus dem Irak, aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens und aus Afrika. Ihr seid hier in Vertretung von Hunderten eurer Altersgenossen, von denen viele Flüchtlinge und Vertriebene sind, und werdet täglich von den Salesianern betreut. Ich möchte euch meine Anteilnahme an eurem Leiden ausdrücken, und ich hoffe, dass dieser Besuch von mir euch mit der Gnade des Herrn ein bisschen Trost bringen kann in eurer schwierigen Lage. Sie ist die traurige Folge erbitterter Konflikte und des Krieges, der immer ein Übel ist und niemals die Lösung der Probleme darstellt, sondern sogar noch weitere schafft. Den Flüchtlingen wie euch fehlt es oft – und manchmal über lange Zeit – an den Grundgütern: eine würdige Wohnung, medizinische Versorgung, Ausbildung, Arbeit. Sie haben nicht nur materielle Güter verlassen müssen, sondern vor allem die Freiheit, die Nähe der Angehörigen, ihren Lebensbereich und die kulturellen Traditionen. Die erniedrigenden Bedingungen, unter denen viele Flüchtlinge leben müssen, sind untragbar! Darum muss man sich mit allen Kräften bemühen, die Ursachen dieses Zustands zu beseitigen. Ich rufe dringend zu einer größeren internationalen Übereinstimmung auf zu dem Zweck, die Konflikte zu lösen, die eure Herkunftsländer mit Blut beflecken, den anderen Ursachen entgegenzuwirken, die die Menschen dazu drängen, ihre Heimat zu verlassen, und die Bedingungen zu fördern, die ihnen ermöglichen, zu bleiben oder zurückzukehren. Ich ermutige alle, die großherzig und treu für die Gerechtigkeit und den Frieden wirken, nicht den Mut zu verlieren. An die politischen Führer wende ich mich, damit sie berücksichtigen, dass die große Mehrheit ihrer Bevölkerungen sich nach Frieden sehnt, auch wenn sie manchmal nicht mehr die Kraft und die Stimme hat, ihn zu fordern! Zahlreiche Organisationen tun viel für die Flüchtlinge; besonders froh bin ich über die wirkungsvolle Arbeit vieler katholischer Einrichtungen, die zahlreichen bedürftigen Menschen unterschiedslos großzügige Hilfe anbieten. Den türkischen Verantwortlichen möchte ich meinen herzlichen Dank bekunden für die große Anstrengung, die sie in der Hilfeleistung für die Vertriebenen, besonders für die syrischen und irakischen Flüchtlinge, vollbringen und für den konkreten Einsatz in dem Bemühen, ihre Ansprüche zu befriedigen. Ich wünsche mir, dass die nötige Unterstützung auch seitens der internationalen Gemeinschaft nicht fehlt. Liebe junge Freunde, verliert nicht den Mut. Es ist leicht gesagt, aber strengt euch an, um nicht den Mut zu verlieren. Hofft mit Gottes Hilfe weiter auf eine bessere Zukunft, trotz der Schwierigkeiten und Hindernisse, die ihr jetzt zu bewältigen habt. Die katholische Kirche ist euch – auch durch die wertvolle Arbeit der Salesianer – nahe und bietet euch, außer anderen Hilfen, die Möglichkeit, für eure Schulung und eure Ausbildung zu sorgen. Erinnert euch immer daran, dass Gott keines seiner Kinder vergisst und dass die Kleinsten und die, welche am meisten leiden, näher an seinem Vaterherz sind. Was mich betrifft, werde ich mich gemeinsam mit der ganzen Kirche weiter vertrauensvoll an den Herrn wenden und ihn bitten, diejenigen, welche verantwortungsvolle Positionen innehaben, zu inspirieren, damit sie die Gerechtigkeit, die Sicherheit und den Frieden ohne Zögern und in wirklich konkreter Weise fördern. Die Kirche wird euch durch ihre sozialen und karitativen Einrichtungen weiter zur Seite stehen und euer Anliegen vor der Welt vertreten. Gott segne euch alle! Betet für mich. Danke. [ENDE DER ANSPRACHE SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS BEIM FLÜCHTLINGSTREFFEN IN DER TÜRKEI.] Nach der Begegnung mit Flüchtlingen hat der Heilige Vater Franziskus auf dem Weg zum Flughafen beim armenischen Spital zum Allerheiligsten Erlöser Halt gemacht, um den dort seit Jahren medizinisch betreuten armenischen Patriarchen Mesrob II. zu besuchen. Vorgänger Benedikt XVI. hatte mit diesem bei seiner Apostolischen Reise 2006 noch gemeinsam beten können. Papst Franziskus verabschiedete sich dann am internationalen Flughafen "Atatürk" in İstanbul von der Türkei, mit dem Abschiedsgruß ziviler und militärischer Behörden, aber auch des Ökumenischen Patriarchen und von Mitgliedern der katholischen Türkischen Bischofskonferenz. Wie immer sandte der Heilige Vater den Staatsoberhäuptern der überflogenen Länder (Griechenland, Albanien, Italien) telegraphische Botschaften. Dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano schrieb Papst Franziskus, er habe verschiedene Exponenten des türkischen Volkes treffen und den christlichen Gemeinschaften mit ihrer reichhaltigen Geschichte seine herzliche Hochachtung bezeugen können. Alle habe er aufgerufen, den gemeinsamen Einsatz für den Frieden auch durch den Dialog der verschiedenen Religionen fortzusetzen. Und im Airbus 320 der Alitalia (Richtung Roma-Ciampino) beantwortete dann Franziskus wie gewohnt einige Fragen von Journalisten, wobei ich in die vom Heiligen Stuhl angebotene deutsche Übersetzung auch einige Linkverweise eingebaut habe: J) PRESSEKONFERENZ MIT DEM HEILIGEN VATER PAPST FRANZISKUS AUF DEM RÜCKFLUG NACH ROM Pater Lombardi: Vielen Dank, Heiliger Vater, dass Sie bei uns sind; vielen Dank für die so herzliche und freundliche Begrüßung, die Sie allen, einem jeden von uns, zukommen lassen wollten. Wir gehen jetzt zum zweiten Teil über, dem kulturellen, dem Fragenteil. Einige hier haben sich auf die Liste setzen lassen, und wir wollen mit zwei türkischen Kolleginnen beginnen, die ja direkt betroffen sind, weshalb wir natürlich auch erwarten, dass ihre Fragen die Reise betreffen. Eine Reise, auf der Sie sehr viele Dinge getan haben; wir können also viele Aspekte vertiefen. Ich bitte Yasemin, vorzutreten und die erste Frage zu stellen. Yasemin ist vom türkischen Fernsehen, sie hat schon Papst Benedikt auf seiner Reise hierher begleitet, kennt sich also mit Papstreisen in die Türkei bestens aus. Yasemin Taskin: Guten Abend, Heiliger Vater. Meine Frage betrifft natürlich die Reise. Präsident Erdoğan hat von Islamophobie gesprochen. Sie haben sich natürlich mehr mit einer derzeitigen Christianophobie in Nahost beschäftigt; also damit, was mit den Christen, den Minderheiten, geschieht. Was kann man außer dem Aufruf zum interreligiösen Dialog noch tun? Ich meine: Ist der interreligiöse Dialog genug? Kann man noch weiter gehen? Und was müssen Ihrer Meinung nach die Mächtigen dieser Welt tun? Ich frage Sie das, weil Sie nicht nur das geistliche Oberhaupt der Katholiken sind, sondern inzwischen auch ein moralischer Führer für die ganze Welt; und so würde ich also auch in diesem Sinn gerne wissen, was man konkret tun kann, ob man weiter gehen kann … Papst Franziskus: Da haben Sie mir ja ein ganzes Buch an Fragen gestellt! … Zum interreligiösen Dialog möchte ich etwas sagen, zur Islamophobie und zur Christianophobie: zu diesen drei Dingen. Zur Islamophobie: Es stimmt, dass diese Terrorakte nicht nur in dieser Zone, sondern auch in Afrika eine Reaktion auslösen, dass man sagt: "Wenn das der Islam ist, dann macht mich das ganz schön wütend!" Und viele Muslime fühlen sich dadurch angegriffen, sehr, sehr viele Muslime. "Nein, das sind wir nicht," sagen sie. "Der Koran ist ein Buch des Friedens, ein prophetisches Buch des Friedens. Das ist nicht der Islam." Ich verstehe das, und ich meine zumindest – ehrlich gesagt –, dass man nicht sagen darf, dass alle Muslime Terroristen sind: Das darf man nicht sagen. Genauso wie man nicht sagen darf, dass alle Christen Fundamentalisten sind. Denn auch unter uns haben wir sie; in allen Religionen gibt es diese Gruppierungen. Ich habe zum Präsidenten [Erdogan] gesagt: "Es wäre schön, wenn alle islamischen Führer – sei es auf dem Gebiet der Politik, der Religion oder der Wissenschaft – eine deutliche Sprache sprechen und diese Akte verurteilen würden, denn das wird dem Großteil des islamischen Volkes helfen, 'nein' zu sagen. Ja, wirklich: sie müssen es aus dem Mund ihrer Führer hören: von dem religiösen oder dem akademischen Führer, von vielen Intellektuellen und von der politischen Leitung." Das war meine Antwort. Denn wir alle brauchen eine weltweite Verurteilung, und die muss auch von den Muslimen kommen, die diese Identität haben, und die sagen müssen: "Das sind wir nicht. Das ist der Koran nicht." Das ist das erste. Christianophobie: Aber wirklich! Ich will hier gar keine beschönigenden Worte gebrauchen. Wir Christen werden aus dem Nahen Osten vertrieben. Manchmal, wie wir im Irak gesehen haben, in der Zone von Mosul, müssen die Christen fortgehen und alles zurücklassen, oder eine Steuer zahlen, die dann doch nichts nützt … Andere Male wieder werden wir sozusagen "mit weißen Handschuhen" fortgejagt. In einem Staat zum Beispiel lebt der Mann an einem Ort, und seine Frau an einem anderen … Aber nein, lasst den Mann kommen und bei seiner Frau leben. – Nein, nein: Die Frau soll gehen und das Haus frei lassen. Das passiert in verschiedenen Ländern. Es ist, als wollten sie, dass es keine Christen mehr gibt, nichts Christliches mehr bleibt. In jener Zone ist es das, was passiert. Es stimmt, das ist eine Folge des Terrorismus, im ersten Fall – aber wenn man es "diplomatisch" macht, "mit weißen Handschuhen", dann steckt da etwas ganz anderes dahinter, und das ist nicht gut! Drittens, der interreligiöse Dialog. Die schönste Unterhaltung in diesem Sinn war vielleicht die, die ich mit dem Präsidenten für Religionsangelegenheiten und seinen Mitarbeitern hatte. Schon als der neue Botschafter der Türkei [Seine Exzellenz Mehmet Paçacı] gekommen ist – vor anderthalb Monaten – , um mir sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen, habe ich gesehen, dass er ein außergewöhnlicher Mann ist, ein Mann von tiefer Religiosität. Und der Präsident dieses Büros ist von derselben Schule. Und sie haben etwas sehr Schönes gesagt: "Derzeit sieht es so aus, als wäre der interreligiöse Dialog am Ende angelangt. Wir müssen einen Qualitätssprung machen, damit der interreligiöse Dialog sich nicht nur auf der Ebene bewegt: – Wie seht ihr das? ... Wir denken … usw. – Wir müssen einen Qualitätssprung machen! Wir brauchen einen Dialog zwischen religiösen Menschen verschiedener Herkunft." Wie schön ist das doch: Männer und Frauen, die andere Männer und Frauen treffen und ihre Erfahrungen austauschen: Man spricht nicht über die Theologie, man spricht von religiöser Erfahrung. Und das wäre ein schöner Schritt nach vorn, ja, das wäre sehr schön! Diese Begegnung hat mir sehr gut gefallen. Sie hatte Qualität! Um auf die ersten beiden Aspekte zurückzukommen, vor allem auf den der Islamophobie, müssen wir stets unterscheiden, was der Vorschlag einer Religion ist und welchen konkreten Gebrauch eine bestimmte Regierung von diesem Vorschlag macht. Vielleicht sagt sie: "Ich bin islamisch – ich bin jüdisch – ich bin christlich." Aber du regierst dein Land nicht als Muslim, als Jude oder als Christ. Dazwischen liegt ein Abgrund. Wir müssen hier unterscheiden, denn oft gebraucht man den Namen, aber die Realität ist nicht die der Religion. Ich weiß nicht, ob ich die Frage damit beantwortet habe … Yasemin Taskin: Danke, Heiliger Vater. Pater Lombardi: Sie haben sehr ausführlich beantwortet. Wenn nun Esma [Cakir] vortreten möchte, unsere zweite türkische Dame auf dieser Reise. Sie ist von der Nachrichtenagentur. Esma Cakir: Guten Abend, Heiliger Vater. Welche Bedeutung hatte der Moment des so innigen Gebetes, den Sie in der Moschee erlebten? War es für Sie eine Art und Weise, sich an Gott zu wenden? Gibt es etwas Besonderes, das Sie mit uns teilen möchten? Papst Franziskus: Ich bin als Pilger in die Türkei gekommen, nicht als Tourist. Und ich bin aus einem ganz bestimmten Anlass gekommen. Der Hauptgrund war das heutige Fest: Ich bin eigens gekommen, um es mit Patriarch Bartholomäus zu feiern, hatte also ein religiöses Motiv. Doch dann, als ich in die Moschee ging, konnte ich nicht auf einmal sagen: "So, und jetzt bin ich Tourist!" Nein, es war alles religiös. Und ich habe diese Grandiosität gesehen! Der Mufti erklärte mir alles ganz genau, mit großer Sanftmut, und auch mit Hilfe des Korans, wo von Maria und Johannes dem Täufer die Rede ist. Er erklärte mir alles … Und in dem Moment verspürte ich das Bedürfnis zu beten. Und ich sagte: "Wollen wir ein wenig beten?" – "Ja, ja", stimmte er mir zu. Und da habe ich gebetet: für die Türkei, für den Frieden, für den Mufti … für alle … für mich, weil ich es brauche … Ich habe gebetet, ja wirklich … Und ich habe vor allem für den Frieden gebetet. Ich habe gesagt: "Herr, lass uns aufhören mit dem Krieg…". Es war also ein Moment aufrichtigen Gebets. Pater Lombardi: Kommen wir nun zu dem Orthodoxen unserer Gruppe: Alexey Bukalov, einer unserer "Dienstältesten", der bei vielen Reisen dabei war. Er ist Russe, und er ist orthodox. Er hat darum gebeten, eine Frage stellen zu dürfen – immerhin handelt es sich ja hier um eine Reise, auf der die Beziehungen zu den Orthodoxen von grundlegender Bedeutung waren. Alexey Bukalov: Vielen Dank. Danke, Pater Lombardi. Heiliger Vater, ich danke Ihnen für alles, was Sie für die orthodoxe Welt tun, und möchte gerne wissen: Welche Perspektiven werden sich nach Ihrem Besuch und der außergewöhnlichen Begegnung mit dem Patriarchen von Konstantinopel für die Kontakte zum Patriarchat Moskau eröffnen? Danke. Papst Franziskus: Letzten Monat ist [Metropolit] Hilarion als Delegat von Patriarch Kyrill zur Synode gekommen. Er wollte mit mir sprechen, aber nicht als Synoden-Delegat, sondern als Präsident der Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog. Wir haben uns eine Weile unterhalten. Ich werde zuerst etwas über die Orthodoxie im Ganzen sagen und dann zu Moskau kommen. Ich glaube, dass wir mit der Orthodoxie in Bewegung sind. Sie haben die Sakramente, sie haben die apostolische Sukzession … wir sind auf dem Weg. Worauf müssen wir warten? Dass sich die Theologen einigen? Der Tag wird niemals kommen, das kann ich Ihnen sagen, da bin ich skeptisch. Sie arbeiten gut, die Theologen, aber ich kann mich an das erinnern, was Athenagoras zu Paul VI. gesagt haben soll: "Schicken wir diese ganzen Theologen doch einfach auf eine Insel, wo sie sich die Köpfe zerbrechen können, und wir machen hier inzwischen alleine weiter!" Ich hatte gemeint, das sei eine erfundene Geschichte, aber Bartholomäus hat mir versichert: "Nein, es stimmt. Genau das hat er gesagt!" Man kann nicht darauf warten: Die Einheit ist ein Weg; ein Weg, den wir gehen müssen, und wir müssen es gemeinsam tun. Das ist die geistliche Ökumene: gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten. Es gibt so viele Werke der Nächstenliebe, so viel Arbeit … gemeinsam unterrichten … gemeinsam vorangehen. Das ist geistliche Ökumene. Dann gibt es noch die Ökumene des Blutes, wenn sie die Christen umbringen; wir haben viele Märtyrer … angefangen bei denen in Uganda, die vor fünfzig Jahren heilig gesprochen wurden: Sie waren zur Hälfte Anglikaner, zur Hälfte Katholiken; aber jene [die sie umgebracht haben] haben nicht gesagt: "Du bist Katholik … Du bist Anglikaner …" Nein: "Du bist Christ", und das Blut vermischt sich. Das ist die Ökumene des Blutes. Unsere Märtyrer rufen uns zu: "Wir sind eins! Wir haben bereits eine Einheit – im Geist und im Blut." Ich weiß nicht, ob ich hier schon die Anekdote von Hamburg erzählt habe; die vom Pfarrer aus Hamburg … Habe ich das? Als ich in Deutschland war, musste ich nach Hamburg, um eine Taufe zu spenden. Der Pfarrer dort arbeitete am Heiligsprechungsprozess für einen Priester, den die Nazis enthauptet hatten, weil er Kindern Katechismus-Unterricht gab. Und als er den Fall studierte, da entdeckte er auf einmal, dass hinter dem Priester in der Schlange ein lutherischer Pastor gestanden hatte, der aus demselben Grund wie der Priester aufs Schafott geschickt wurde. Das Blut der beiden vermischte sich ... Da ging der Pfarrer zum Bischof und sagte zu ihm : "Ich werde die Sache nicht für den Priester allein weiter vorantreiben: entweder beide oder keiner!" Das ist die Ökumene des Blutes, die uns sehr hilft, uns sehr viel sagt. Und ich denke, dass wir auf diesem Weg mutig vorangehen müssen. Ja, die Lehrstühle an den Universitäten gemeinsam teilen, das wird getan, aber wir müssen weitergehen, immer weiter ... Ich werde nun etwas sagen, das vielleicht nicht jeder verstehen mag, und doch … Die katholischen Ostkirchen haben ein Recht, zu existieren, das stimmt. Aber Uniatismus ist ein Wort aus einer anderen Zeit. Heute kann man nicht mehr so sprechen. Es muss ein anderer Weg gefunden werden. Und jetzt "landen" wir in Moskau. Ich habe Patriarch Kyrill zu verstehen gegeben – und er ist einverstanden –, dass der Wille zu einer Begegnung besteht. Ich habe ihm gesagt: "Ich komme dorthin, wo du willst. Ruf mich, und ich komme"; und dasselbe will auch er. Aber jetzt, mit dem Problem des Krieges, hat der Arme dort so viel um die Ohren, dass die Begegnung mit dem Papst zweitrangig geworden ist. Doch wir haben beide den Wunsch, einander zu begegnen und voranzukommen. Hilarion hat vorgeschlagen, in einer Studientagung der Kommission, in der er der Delegation der russisch-orthodoxen Kirche vorsteht, das Thema des Primats zu vertiefen. Denn wir müssen im Sinn der Bitte Johannes Pauls II. vorankommen: Helft mir, eine Form von Primat zu finden, mit der wir alle einverstanden sein können! Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Alexey Bukalov: Danke, Heiliger Vater. Papst Franziskus: Ich danke Ihnen. Pater Lombardi: Vielen Dank. Jetzt ist Mimmo Muolo an der Reihe. Er gehört zur italienischen Gruppe, ist Journalist von "Avvenire". Mimmo Muolo: Guten Abend, Heiliger Vater. Papst Franziskus: Geht es dir gut? Mimmo Muolo: Ja, danke der Nachfrage, Heiliger Vater. Es ist mir eine Ehre, Ihnen im Namen der italienischen Journalisten die folgende Frage stellen zu dürfen. Heute Morgen, bei der Göttlichen Liturgie, haben Sie einen Satz gesagt, der mich beeindruckt hat: "Jedem von euch möchte ich versichern, dass die katholische Kirche, um das ersehnte Ziel der vollen Einheit zu erreichen, nicht beabsichtigt, irgendeine Forderung aufzuerlegen." Können Sie uns, falls möglich, diesen Satz genauer erklären und auch, ob es dabei um die Frage des Primats ging, die Sie vorhin angesprochen haben? Papst Franziskus: Das ist keine Forderung: Es ist eine Übereinkunft, weil auch sie es wollen. Es ist eine Übereinkunft, eine Form zu finden, die der Form der ersten Jahrhunderte mehr entspricht. Ich habe einmal etwas gelesen, das mir zu denken gegeben hat … Nebenbei gesagt: Das, was ich auf diesem Weg der Einheit als das Wesentlichste empfinde, habe ich in meiner gestrigen Predigt über den Heiligen Geist gesagt: Nur der Weg des Heiligen Geistes ist der richtige Weg. Er ist Überraschung. Er lässt uns erkennen, worauf es ankommt; er ist kreativ … Das Problem – das ist vielleicht eine Selbstkritik, aber es ist mehr oder weniger das, was ich bei den Generalkongregationen vor dem Konklave gesagt habe, – das Problem ist, dass die Kirche den Fehler, die sündige Gewohnheit hat, zu sehr auf sich selbst zu schauen, so als glaube sie, eigenes Licht zu haben. Doch Vorsicht: die Kirche hat kein eigenes Licht. Sie muss auf Jesus Christus schauen! Die Kirche, die ersten Väter, nannten sie "mysterium lunae", das Geheimnis des Mondes. Und warum? Weil sie Licht spendet, aber nicht ihr eigenes, sondern das, das von der Sonne kommt. Und wenn die Kirche zu sehr auf sich selbst schaut, dann kommt es zu Spaltungen. Und genau das ist nach dem ersten Jahrtausend passiert. Heute bei Tisch haben wir von dem Moment, von dem Ort – ich weiß nicht mehr, welchem – gesprochen, wo ein Kardinal dem Patriarchen die Exkommunikation des Papstes brachte: In jenem Moment hat die Kirche auf sich selbst geschaut! Sie hat nicht auf Jesus Christus geschaut. Und ich glaube, dass all diese Probleme, die es unter uns gibt, unter den Christen – wenigstens, was unsere katholische Kirche angeht – dann entstehen, wenn sie auf sich selbst schaut: wenn sie autoreferentiell wird. Bartholomäus hat heute ein Wort gebraucht, das nicht "autoreferentiell" war, ihm aber ziemlich ähnelte, sehr schön … ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, aber es war schön, wirklich sehr schön [das Wort – ins Deutsche übersetzt – war "Introversion"]. Sie akzeptieren den Primat: In der Litanei haben sie heute für den "Hirten und Primas" gebetet. Wie haben sie gesagt? "Ποιμένα καί Πρόεδρον", "der den Vorsitz führt …". Sie erkennen ihn an, das haben sie heute gesagt, vor mir. Für die Form des Primats müssen wir aber ein bisschen weiter zurückgehen, uns vom ersten Jahrtausend inspirieren lassen. Ich sage nicht, dass sich die Kirche geirrt hat, nein. Sie ist ihren historischen Weg gegangen. Aber jetzt ist der historische Weg der Kirche der, zu dem der heilige Johannes Paul II. aufgerufen hat: Helft mir, im Licht des ersten Jahrtausends einen gemeinsamen Nenner zu finden. Hier liegt der Schlüssel. Wenn sie sich selbst bespiegelt, dann verzichtet die Kirche auf ihr Kirche-Sein und wird stattdessen zu einer "theologischen NGO" [= Nichtregierungsorganisation]. Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Erteilen wir nun unserer Freundin Hernández Velasco von "El Mundo" das Wort. Für sie ist es die letzte Reise, sie wird versetzt ... nach Paris. Irene Hernández Velasco: Danke, Heiliger Vater. Ich wollte Sie nach Ihrer gestrigen historischen Verneigung vor dem Patriarchen von Konstantinopel fragen. Vor allem würde ich gerne wissen, wie Sie mit den Kritiken von Seiten jener umzugehen gedenken, die für solche Gesten der Öffnung vielleicht kein Verständnis haben, vor allem in ultrakonservativen Kreisen; Menschen, die diese Ihre Gesten der Öffnung immer mit etwas Misstrauen betrachten … Papst Franziskus: Ich erlaube mir zu sagen, dass das nicht nur unser Problem ist: es ist auch ihr Problem [das der Orthodoxen]. Sie haben das Problem einiger Mönche, einiger Klöster, die diesen Weg eingeschlagen haben. Ein Problem beispielsweise, das seit der Zeit des seligen Papstes Paul VI. diskutiert wird, ist das Datum des Osterfestes. Und wir kommen nicht überein! Wenn wir es nämlich auf den ersten Mond nach dem 14. Nisan legen, dann riskieren wir, dass es auf ein immer späteres Datum fällt, und dann kann es uns – unseren Urenkeln – passieren, dass wir eines Tages im August Ostern feiern! Wir müssen es weiter versuchen … Der selige Paul VI. hat vorgeschlagen, sich auf ein fixes Datum, einen Sonntag im April, zu einigen. Aber Bartholomäus hat zum Beispiel in zwei Fällen Mut bewiesen – an einen kann ich mich erinnern, es gab aber auch noch einen anderen. In Finnland hat er zu der kleinen orthodoxen Gemeinde gesagt: "Feiert Ostern mit den Lutheranern, an ihrem Datum", damit es in einem Land mit christlicher Minderheit keine zwei Osterfeste gibt. Aber auch die Katholiken östlicher Tradition … Ich habe einmal bei Tisch in der Via della Scrofa – man bereitete gerade das Osterfest in der katholischen Kirche vor – einen solchen Katholiken sagen hören: "Aber nein, unser Christus steht einen Monat später von den Toten auf! Steht dein Christus heute auf?" – Darauf der andere: "Dein Christus ist mein Christus." Das Datum des Osterfestes ist wichtig. Es gibt da Widerstand, auf ihrer Seite, und auch auf der unsrigen. Und diese Gruppen der Konservativen … wir müssen sie respektvoll behandeln und dürfen nie müde werden zu erklären, Katechese zu betreiben, miteinander zu sprechen, ohne sie zu beleidigen, ohne sie anzuschwärzen, ohne über sie herzuziehen. Denn du darfst einen Menschen nicht zunichte machen, indem du sagst: "Das ist ein Konservativer." Nein. Er ist genauso ein Sohn Gottes wie ich. Aber komm, lass uns reden. Wenn er nicht reden will, dann ist das sein Problem, aber ich respektiere ihn. Geduld, Sanftmut und Dialog. Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Kommen wir nun zu Patricia Thomas von der AP, die ihre Frage im Namen des amerikanischen Journalistenpools stellt. Sie hat schon viele Papstreisen mitgemacht und repräsentiert das amerikanische Fernsehen. Patricia Thomas: Guten Tag. Erlauben Sie mir, Ich möchte eine Frage zur Bischofssynode stellen, wenn Sie erlauben ... Auf der Synode gab es eine gewisse Polemik um die Sprache; darüber, wie sich die Kirche gegenüber den Homosexuellen verhalten soll. Im ersten Dokument hieß es, dass man die Homosexuellen annehmen müsse, und es wurde sehr positiv von ihnen gesprochen. Stimmen Sie dieser Sprache zu? Papst Franziskus: Lassen Sie mich eines vorausschicken: Ich möchte, dass das Hauptthema Ihrer Artikel diese Reise ist! Aber ich werde antworten, keine Sorge. Aber dass mir das hier ja nicht ausgeschlachtet wird: die Leute sollen schließlich über diese Reise informiert werden! Aber ich werde dir antworten. Die Bischofssynode ist ein Weg, eine Wegstrecke. Das ist das erste. Zweitens: Die Synode ist kein Parlament. Sie ist ein geschützter Raum, damit der Heilige Geist sprechen kann. Jeden Tag gab es ein Briefing mit Pater Lombardi und anderen Synodenvätern, die berichteten, was an diesem Tag gesagt worden war. Manchmal waren es gegensätzliche Dinge. Dann, am Ende dieser Berichte, wurde ein Entwurf abgefasst, die erste relatio. Die wurde dann zum Arbeitsdokument für die Sprachgruppen, die es diskutiert haben. Sie machten ihre Vorschläge, und die wurden veröffentlicht, waren also allen Journalisten so zugänglich, wie auch die jeweilige Sprachgruppe – englisch, spanisch, französisch, italienisch – jeden Teil davon [von der ersten relatio] gesehen hatte. Darunter war auch der Teil, den Sie angesprochen haben. Danach ging das Ganze wieder an die Redaktionskommission zurück, und diese Kommission versuchte, alle Änderungen einzufügen. Der wesentliche Teil bleibt, aber alles muss gekürzt werden, alles, einfach alles. Und das, was an Wesentlichem geblieben ist, fließt dann in den Schlussbericht ein. Aber das ist noch nicht alles: Auch der ist ein provisorischer Text, denn er bildet nun die Lineamenta für die nächste Synode. Dieses Dokument ist an die Bischofskonferenzen geschickt worden, die es besprechen und ihre Verbesserungsvorschläge einreichen müssen. Dann schreitet man zur Abfassung eines neuen Instrumentum laboris, und die nächste Synode wird später ihr eigenes erstellen. Es ist ein langer Weg. Und das ist auch der Grund, warum man die Meinung einer Person oder eines Einwurfs nicht einfach isoliert nehmen kann. Wir müssen die Synode in ihrer Gesamtheit sehen. Ich bin auch nicht einverstanden damit – aber das ist meine Meinung, und ich will sie niemandem aufdrängen –, dass man sagt: "Heute hat dieser Synodenvater dies gesagt, heute hat dieser Synodenvater jenes gesagt." Nein, man soll sagen, was gesagt wurde, aber nicht, wer es gesagt hat, weil die Synode eben – ich sage es noch einmal – kein Parlament ist; die Synode ist ein geschützter kirchlicher Raum, und dieser Schutz besteht, damit der Heilige Geist am Werk sein kann. Das ist meine Antwort. Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Erteilen wir nun Antoine-Marie Izoard von der französischen Gruppe das Wort. Antoine-Marie Izoard: Heiliger Vater, zunächst einmal möchte ich sagen, dass die Familien Frankreichs, die Gläubigen, Sie voller Freude erwarten. Sie konnten heute nachmittag ein wenig Zeit mit den Flüchtlingen verbringen. Warum war es nicht möglich, im Rahmen dieser Reise ein Flüchtlingslager zu besuchen? Und könnten Sie uns vielleicht sagen, ob Sie sich mit dem Gedanken tragen, demnächst in den Irak zu reisen? Papst Franziskus: Ja. Ich wollte ein Flüchtlingslager besuchen, und Dr. Gasbarri hat alles genau kalkuliert, alles versucht. Aber dafür hätten wir einen Tag mehr gebraucht, und das war nicht möglich. Es war aus vielen Gründen nicht möglich, nicht nur aus Gründen persönlicher Art. So habe ich die Salesianer, die die Flüchtlingskinder betreuen, gebeten, sie mir zu bringen. Ich war also bei ihnen, bevor ich den erkrankten armenischen Erzbischof im Krankenhaus besuchen ging, und dann, am Schluss, ging es gleich weiter zum Flughafen. Ich habe mit ihnen gesprochen. Und an dieser Stelle möchte ich mich auch bei der türkischen Regierung bedanken, die großzügig ist, sehr großzügig! Ich habe vergessen, wie viele Flüchtlinge sie hier haben … Alberto Gasbarri: Fast eine Million, auf das ganze Land verteilt. Papst Franziskus: Eine Million! Habt ihr eine Vorstellung davon, was das heißt: eine Million Menschen, die zu dir kommen, und du musst dich um ihre Gesundheit, ihre Ernährung kümmern; ihnen ein Dach über dem Kopf, ein Bett geben … Das war wirklich großzügig. Ich möchte der Regierung öffentlich meinen Dank sagen. … Wie war noch einmal die andere Frage? ... Antoine-Marie Izoard: Der Irak. Papst Franziskus: Ja. In den Irak möchte ich reisen. Ich habe mit Patriarch Sako gesprochen, habe Kardinal Filoni geschickt, und im Moment ist es nicht möglich. Nicht nur, weil ich etwa nicht wollte. Wenn ich jetzt dorthin reisen würde, dann hätten die Autoritäten ein großes Problem, ein Sicherheitsproblem … Aber ich würde es sehr gerne tun, und ich will es. Danke. Pater Lombardi: Wir haben noch zwei Fragen, um den Kreis zu schließen, der vorgesehen ist. Thomas Jansen, für die deutsche Gruppe, und der Japaner Hiroshi Isida. Ich bitte Thomas, vorzutreten. Thomas Jansen: Heiliger Vater, vor ein paar Tagen haben Sie das Europaparlament in Straßburg besucht: Haben Sie mit Präsident Erdoğan auch über die Europäische Union und den Beitritt der Türkei gesprochen? Papst Franziskus: Nein, über dieses Thema haben wir mit Erdogan nicht gesprochen. Es ist merkwürdig: Wir haben über viele Dinge gesprochen, aber darüber nicht. Pater Lombardi: Jetzt sind Sie dran, Hiroshi Ishida: kommen wir also zu Asien. Hiroshi Ishida: Heiliger Vater, es freut mich, Ihnen in Vertretung der japanischen Journalisten meine Frage stellen zu dürfen. Diese Reise ist die letzte, auf der ich Sie begleiten kann – im Januar kehre ich nämlich nach Japan zurück. Aber es wird mir eine Freude sein, Sie nächstes Jahr mit den Gläubigen in Nagasaki zu erwarten. Ich möchte Ihnen also zum "Dritten Weltkrieg" und zu den Atomwaffen eine Frage stellen: Bei der Gedenkfeier im September in Redipuglia haben Sie gesagt, dass der Dritte Weltkrieg "in Etappen" wohl schon auf der ganzen Welt ausgetragen wird. Nächstes Jahr begehen wir den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und des tragischen Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki. Noch immer gibt es auf der Welt viele Atomwaffen. Was denken Sie über die Tragödie von Hiroshima und Nagasaki, und wie sollten wir Menschen Ihrer Meinung nach mit diesen Atomwaffen und der Bedrohung durch die Strahlungen umgehen? Danke. Papst Franziskus: Ich muss zwei Dinge sagen. Erstens: es ist meine persönliche Meinung, aber ich bin überzeugt davon, dass wir einen dritten Weltkrieg erleben, in Etappen, in Kapiteln, überall. Dahinter stecken Feindschaften, politische Fragen, wirtschaftliche Fragen – nicht nur, aber davon gibt es viele, um dieses System zu retten, das den Götzen Geld in den Mittelpunkt stellt, und nicht die menschliche Person – und kommerzielle Interessen. Der Handel mit Waffen ist etwas Schreckliches, er ist derzeit eines der blühendsten Geschäfte. Und darum glaube ich, dass dieses Phänomen zunimmt, weil Waffen in Umlauf gebracht werden. Ich denke an letztes Jahr im September, als gesagt wurde, dass Syrien chemische Waffen hätte. Ich glaube nicht, dass Syrien in der Lage wäre, chemische Waffen herzustellen. Wer hat sie ihnen verkauft? Vielleicht einige von denen, die sie dann dieses Besitzes bezichtigt haben? Ich weiß es nicht. Aber dieses Geschäft mit den Waffen ist mehr als mysteriös. Zweites. Die Atomenergie. Es stimmt, das Beispiel von Hiroshima und Nagasaki … Die Menschheit hat nichts dazugelernt, rein gar nichts. Was dieses Thema angeht, hat sie noch nicht einmal das Grundkonzept verstanden. Gott hat uns die Schöpfung gegeben, damit wir aus der ursprünglichen Zivilisationslosigkeit eine Zivilisation entstehen ließen. Wir können sie vorantreiben. Das hat der Mensch getan und ist dabei bis zur Atomenergie gelangt, die für vieles dienen kann, aber er benützt sie auch dazu, die Schöpfung, die Menschheit, zu zerstören. Und das wird zu einer zweiten Form von Zivilisationslosigkeit: Jene ursprüngliche Zivilisationslosigkeit, die der Mensch in Zivilisation verwandeln sollte, wird zu einer weiteren Zivilisationslosigkeit, der zweiten. Und diese ist – ich will nicht sagen, das Ende der Welt ‒, aber doch eine Zivilisationslosigkeit mit Endzeit-Charakter. Dann werden wir wieder ganz von vorn anfangen müssen, und es ist schrecklich zu sehen, wie eure beiden Städte wieder ganz von vorne anfangen mussten. Pater Lombardi: Kommen wir also zur letzten Frage, für die sich Frau Giansoldati von der italienischen Gruppe eingetragen hatte, und damit schließen wir dann. Franca Giansoldati: Heiliger Vater, Sie kehren nun aus der Türkei zurück. Ich habe nichts über die Armenier gehört. Nächstes Jahr begehen wir den hundertsten Jahrestag des Völkermords an den Armeniern, den die türkische Regierung noch immer leugnet. Ich wüsste gern, was Sie darüber denken. Und Sie haben vorhin auch über das Martyrium des Blutes gesprochen, was genau an das erinnert, was hier passiert ist und anderthalb Millionen Menschen das Leben kostete. Papst Franziskus: Danke. Ich bin heute ins armenische Krankenhaus gegangen, um den armenischen Erzbischof zu besuchen, der schon seit geraumer Zeit dort liegt, seit langer Zeit krank ist … So hatte ich auf dieser Reise heute Kontakte zu Armeniern. Die türkische Regierung hat ein Zeichen gesetzt: der damalige Premierminister Erdoğan hat an dem Tag, an dem sich dieser Gedenktag jährte, einen Brief geschrieben. Einen Brief, der manchen nicht deutlich genug war, meiner Meinung nach aber – egal, ob die Geste nun groß oder klein war – einer ausgestreckten Hand gleichkam. Und das ist immer positiv. Ich kann die Hand so oder nur so ausstrecken [Seine Heiligkeit zeigt die Geste mit der Hand] in Erwartung dessen, was der andere sagt, damit ich mich nicht blamiere. Und das, was der damalige Premierminister getan hat, ist positiv. Eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt, ist die türkisch-armenische Grenze: Wenn man sie öffnen könnte, diese Grenze, das wäre schon eine schöne Sache! Ich weiß, dass es in dieser Zone geopolitische Probleme gibt, die die Öffnung dieser Grenze nicht gerade leicht machen. Doch wir müssen für die Aussöhnung der Völker beten. Ich weiß auch, dass man auf beiden Seiten gut gewillt ist – wie ich glaube –, und wir müssen dabei helfen, dass das auch wirklich geschieht. Für nächstes Jahr sind viele Gedenkfeiern dieses hundertsten Jahrestages vorgesehen, aber hoffen wir, dass man den Weg der kleinen Gesten einschlägt, der kleinen Schritte der Annäherung. Das möchte ich in diesem Moment dazu sagen. Danke. Pater Lombardi: Vielen Dank, Heiliger Vater. Danke für diese ausführliche Konferenz, die in einem so unbeschwerten Klima erfolgt ist und uns allen so viel Freude und Frieden beschert hat. Abschließend möchte ich Sie nur noch um ein paar Worte für KTO bitten – den französischen Kirchensender, der sein 15jähriges Bestehen feiert. Papst Franziskus: KTO … Einen herzlichen Gruß, einen herzlichen Gruß und meine besten Wünsche, dass ihr auch weiterhin dazu beitragen mögt, die Dinge zu verstehen, die auf der Welt geschehen. Alles Gute, der Herr segne euch! Ich danke Ihnen allen für Ihre Liebenswürdigkeit, und bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten. Ich brauche das. Danke. Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater, wirklich vielen herzlichen Dank für dieses Geschenk. [ENDE DER PRESSEKONFERENZ MIT SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS BEIM FLUG VON DER TÜRKEI NACH ITALIEN.] Bevor der Heilige Vater dann in das vatikanische Hoheitsgebiet zurückgekehrt ist, kehrte er noch in die Basilika Santa Maria Maggiore ein, um der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria als der Madonna Salus Populi Romani für den guten Ausgang seiner Apostolischen Reise in die Türkei zu danken. Und hier folgen noch die letzten Videos vom Besuch Seiner Heiligkeit Papst Franziskus in der Türkei: 1. Video mit der Zusammenfassung des Treffens Seiner Heiligkeit mit Flüchtlingen in der Heilig-Geist-Kathedrale von Istanbul am Nachmittag des 30. November 2014: 2. Video mit der Abschiedszeremonie für Papst Franziskus am Atatürk-Flughafen von Istanbul am selben 30. November 2014: 3. Video mit kurzen Ausschnitten der Pressekonferenz des Heiligen Vaters Franziskus auf dem Rückflug (30. November 2014): Bisher sind somit in meinem Blogbuch zur Apostolischen Reise Seiner Heiligkeit Papst Franziskus erschienen: 1. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 28. 11. 2014: Anerkennung für humanitäre Flüchtlingspolitik und Besuch bei Atatürk 2. Franziskus-Türkei-Eintrag für denselben 28. 11. 2014: Ansprachen bei säkularer und religiöser Autorität (Diyanet) 3. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 29. 11. 2014: Tag der türkischen Katholiken aller Riten in Istanbul mit ökumenischen und interreligiösen Schwerpunkten 4. Franziskus-Bartholomäus-Türkei-Eintrag für den 29./30. 11. 2014: Andreastag zur Vertiefung der Gemeinschaftlichkeit von Petrus und Andreas, d. h. von Franziskus und Bartholomaios, zwischen katholischer und orthodoxer Kirche 5. Franziskus-Türkei-Eintrag für den 30. 11. 2014 (siehe oben): Begegnung mit Flüchtlingen, Besuch beim erkrankten armenisch-apostolischen Patriarchen und Pressekonferenz auf dem Rückflug Im nächsten und letzten direkten Eintrag zur Apostolischen Reise Seiner Heiligkeit Papst Franziskus in die Türkei erfolgen noch eine kurze Einschätzung des Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, Metropolit Erzbischof Dr. Dr. Ruggero Franceschini OFMCap, und der Rückblick des Papstes bei der Generalaudienz in Rom. In großer Freude über den derart gut gelungenen Besuch des Heiligen Vaters in der Türkei verbleibe ich mit herzlichen Adventgrüßen Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik |
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