Der regierende Diözesanbischof von St. Pölten, der frühere Apostolische Visitator Dr. Dr. Klaus Küng, hat im österreichischen Wochenmagazin "profil" vom 30. April 2007 per Interview (S. 40 - 41) bekanntgemacht, daß viele Zeugen der Affäre
homosexueller Doppelmoral im Falle der vom hochwürdigsten Vorgänger Diözesanbischof em. Univ.-Prof. Dr. Kurt Krenn eingesetzten und in rechtskräftigen österreichischen Urteilen als in homosexuellen Situationen verwickelt bewerteten ehemaligen Priesterausbildner des während der Visitation geschlossenen Priesterseminars von St. Pölten in den vergangenen Monaten neuerlich und unter Eid (gemäß den kirchenrechtlichen Erfordernissen) vernommen wurden. Wörtlich sagte Bischof Küng: "
Jetzt sind wir gut unterwegs, und ich bin zuversichtlich (...) Die Entscheidungen der zivilen Gerichtshöfe sind bekannt und werden berücksichtigt. Bei der Beurteilung bestimmter Fakten ist aber der kirchliche Blickwinkel nicht genau derselbe. Persönlich hatte ich sehr bald nach Durchführung der Befragungen im Rahmen der Apostolischen Visitation eine klare Einschätzung der Vorfälle. Diese Einschätzung wurde bisher nicht widerlegt." (Schon am 30. Juni 2005 hatte Bischof Küng festgehalten: "
Dabei ist zu bedenken, daß vom kirchlichen Standpunkt aus betrachtet das angestrebte zivilrechtliche Verfahren für eine Klärung nicht ausreichend ist. Von Seiten der Kirche gibt es aber noch eine Reihe weiterer Aspekte, auf die geachtet werden muß, gerade in der kirchlichen Ausbildung und in der seelsorglichen Betreuung junger Menschen.") Der im Jahre 2004 aufgeflogene
St. Pöltner Sexskandal hatte nach Meinung des damaligen Visitators auch eine
reinigende Wirkung. Für halbwegs
informierte Beobachter sind diese Informationen nicht überraschend. Nach den kirchenrechtlichen Ermahnungen der ehemaligen St. Pöltner Priesterausbildner und nach dem Ende der medienrechtlichen Prozesse mit rechtskräftigen Urteilen, welche den Anträgen der beiden Priester nicht stattgaben, steht im Grunde nur noch eine wie auch immer geartete disziplinäre Würdigung der Vorfälle und Situationen aus, soferne der zuständige Diözesanbischof Klaus Küng dafür (noch) eine Notwendigkeit sieht. "profil" schreibt am 30. April 2007: "
Die Gerichte bestätigten sowohl die inhaltlichen Aussagen des profil-Berichts (vom 12. Juli 2004)
wie auch die Zulässigkeit, die Fotos zu veröffentlichen, um die kirchliche Doppelmoral in Sachen Sexualität nachzuweisen."
Und in einem wahrscheinlich etwas anders gelagerten aktuellen Priester-Fall, in dem noch teilweise die Unschuldsvermutung gilt, hat Seine Eminenz, der hochwürdigste Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, in einer Stellungnahme, welcher der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" (18. Mai 2007) vorliegt, festgehalten: "
Mediale Anschuldigungen wie diese sind für uns selbstverständlich immer auch Anlaß zur Gewissenserforschung, zum Bedenken, ob und wie wir Ärgernis geben und den von Jesus gewünschten Weg der Umkehr gehen." Es bleibt in diesem neu bekanntgewordenen Fall abzuwarten, ob sich Vorwürfe einer wie auch immer gearteten (homosexuellen) Grenzüberschreitung verdichten bzw. ob die eingestandene Alkoholisierung für einen Wiener Bischofsvikar ausreichende Grundlage fortgesetzter glaubwürdiger Amtsführung sein kann. Meiner persönlichen Meinung nach wäre es besser, wenn auch in diesem Fall eine Abberufung (ob mit oder ohne Rücktrittsbitte) wenigstens vom Amt des Bischofsvikars vollzogen würde. Andernfalls hat jedoch die alarmierte Öffentlichkeit ein Recht, wesentlich mehr Details darüber zu erfahren, wie die konkreten Vorwürfe lauten und wie die Rechtfertigung des Bischofsvikars aussieht. Wörtlich heißt es in der aktuellen Erklärung des Wiener Kardinals noch: "
Wir sind in der Diözese korrekt vorgegangen. Ich wurde von der Ombudsstelle für Opfer sexuellen Mißbrauchs in der Kirche umfassend informiert und habe dann auch mit dem Beschuldigten ausführlich gesprochen. Nach Abwägung aller Informationen habe ich dem Bischofsvikar mein Vertrauen ausgesprochen, unbeschadet der Tatsache, daß er sich an jenem Abend durch Alkoholkonsum in eine Situation gebracht hatte, die so nicht hätte sein sollen. Ich habe Bischofsvikar ... im August 2006 für eine weitere Funktionsperiode von fünf Jahren bestellt. Die Befragung der Dechanten und Vikariatsräte hat breiteste Zustimmung zu seiner Amtsführung zum Ausdruck gebracht. Auch ich schätze ihn als engen Mitarbeiter und als meinen Vertreter im Vikariat Unter dem Wienerwald. Im übrigen weiß ich, wie sehr er bei den Menschen als Seelsorger beliebt ist."
Während diesbezüglich ein von einem Zisterziensermönch offenbar beschuldigter Wiener Bischofsvikar immerhin zugibt, sich an einem Abend durch Alkoholkonsum in eine Situation gebracht zu haben, die so nicht hätte sein sollen, sind bisher (in den letzten Jahren!) von Seiten der früheren St. Pöltner Priesterausbildner keinerlei Zeichen irgendeiner Einsicht oder gar Entschuldigung im Sinne der früher übernommenen Verantwortung bekanntgeworden. Kritisch ist in der Erklärung des Wiener Kardinal-Erzbischofs jedoch seine Art Rechtfertigung zu werten, als ob Zustimmungs- und Beliebtheitskriterien generell ausreichende Basis für eine weitere Amtsperiode sein können, obschon es einen wie auch immer gearteten Alkoholisierungsvorfall gab. Sachliche Kritik an Hirten der Kirche ist möglich und notwendig. Völlig untragbar ist jedoch eine unsachliche und von tiefer unchristlicher Abneigung getragene Kritik einer oberösterreichischen Zeitung, die den Fatima-Tag meiner Meinung derzeit nur noch mißbräuchlich in ihrem Titel trägt, am schon genannten St. Pöltner Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng. Auf der Titelseite wird sogar mit großer Schlagzeile bewußt auf einen vernichtend-primitiv formulierten Leserbrief verwiesen, der in der Irrlehre gipfelt: "
Ihre Bischofswürde müssen Sie sich erst verdienen!" Dabei wird übersehen,
mit welcher Gewissenhaftigkeit Bischof Küng die Apostolische Visitation der Diözese St. Pölten und ihres Priesterseminars durchführte und mit welcher Langmut und Barmherzigkeit er jedes einzelne Problem zu lösen versucht, auch wenn es manchen zu langsam geht. Dieselbe wenig bedeutende oberösterreichische Zeitung hat sich offenbar auch auf meiner Person konzentriert, obschon ich während der Visitation lediglich ein Mitarbeiter im Team des Päpstlichen Visitators gewesen bin. Der von dieser Zeitschrift gepflegte Haß führt sogar zu
schweren Bewertungsfehlern, als ob ehemalige St. Pöltner Seminaristen als Zeugen und Insider in streng geprüften und als glaubwürdig bewerteten Belastungsaussagen vor kirchlichen und staatlichen Instanzen im nachhinein unglaubwürdig würden, wenn sie angeblich selbst später wieder in wie auch immer geartete alte Schwächen oder Vergehen zurückgefallen wären.
Die vielen Irrtümer der mit den aufgeflogenen ehemaligen St. Pöltner Priesterausbildnern verbündet tuenden oberösterreichischen Zeitschrift sind es nicht wert, hier einzeln genannt zu werden. Das unter jedem Niveau liegende Beschimpfen des St. Pöltner Diözesanbischofs und das plötzlich übervorsichtige Abkürzen bisher meist voll ausgeschriebener Zeugennamen zeigen neben dem mangelndem Mut, die rechtskräftigen österreichischen Urteile zur objektiven Leserinformation vollständig abzudrucken, daß die Kampagne der Zeitschrift nur auf Sand gebaut war und ist und daß es ein großer Segen ist, wenn sich derartige "christliche" Journalisten von einem distanzieren: ich habe mit ihnen Gott sei Dank keine Koalition und kann mich nur noch wundern, daß mir dieselben Personen fettgedruckte Überschriften und große
Photographien "widmen", als ob ich wichtig wäre.
90 Jahre Marienerscheinungen in Fatima mögen Anlaß sein, für die Umkehr dieses uneinsichtigen Grüppchens zu beten. Jenen Lesern, die solche Blättchen jedoch immer noch ernstnehmen, sei abschließend mit einer gehörigen Portion Lächeln versichert: ich bin nicht auf Tauchstation, und alle bisherigen und
weiterhin gültigen Blogeinträge zum Fall St. Pölten waren und sind einzig der Wahrheit der Fakten und dem Schutz aller in der Kirche tätigen Personen verpflichtet. Euer
Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik