Wie das von Hw. P. Engelbert Recktenwald FSSP betreute
Portal zur katholischen Geisteswelt (
es dient der theologischen Aufklärung und bietet Beiträge, geordnet nach Themen, Personen, Autoren und Rezensionen) mit gestrigem Datum vermeldet, ist die Priesterpersönlichkeit Dr. Eduard Kamenicky am 28. April dieses Jahres verstorben. Ähnlich wie der schon seit längerem verstorbene und in Passau begrabene Dr. Leopold Kantner hat er der lateinischen Tradition der Katholischen Kirche in einer Zeit die Treue gehalten, in der dies nur unter persönlicher Benachteiligung möglich war. Zunächst sei vom Portal Pater Recktenwalds ein Nachruf von Hw. P. Franz Prosinger übernommen:
"
Unser Herr Jesus Christus hat am 28. April 2008 in Sigmundsherberg im niederösterreichischen Waldviertel seinen Diener, den Priester Dr. Eduard Kamenicky, zu sich gerufen. Geboren in Mödling am 18. März 1925, widmete Kamenicky viele Jahre philosophischen und theologischen Studien, promovierte in Philosophie und wurde am 11. November 1956 zum Priester der Erzdiözese Wien geweiht. Schon nach einer kurzen Kaplanszeit in Wolfersberg, Wien 14, übernahm er auf den Wunsch seines Bischofs hin eine Lehrtätigkeit im Priesterseminar und an der Universität. Ab September 1957 war er Studienpräfekt im Seminar, Rektor am Institut für Christliche Philosophie an der Universität Wien, zwischendurch Assistent am Europaseminar in Maastricht und dann wieder am Institut für Christliche Philosophie und Mystik in Wien. Nebenbei erfüllte er die Aufgabe eines Spirituals bei den Schwestern vom Guten Hirten im Kloster zu Obersiebenbrunn von 1965 bis 1971.
Der Verstorbene war von besonderer Liebe zur überlieferten Liturgie erfüllt, die im Motu Proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. nun die 'außerordentliche Form der römischen Liturgie' genannt wird und die – wie es dort heißt – niemals rechtmäßig abgeschafft worden ist. Dennoch mußte Dr. Kamenicky wegen seiner Anhänglichkeit an diese älteren Formen der Liturgie auf seine Tätigkeit an der Universität, im Priesterseminar und bei den Schwestern verzichten und widmete sich von nun an vor allem dem Schreiben. In den 70er Jahren gründete er die Zeitschrift Entscheidung und war Mitarbeiter in der Redaktion des FELS. Vor allem aber hinterläßt er uns einige tausend Manuskriptseiten über Philosophie und Theologie.
In den Jahren 1978 bis 1986 übernahm er einen Lehrauftrag für Dogmatik am Priesterseminar der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Zaitzkofen bei Regensburg. Seine konsequente Liebe zur Tradition konnte aber einer Trennung vom Stuhl Petri durch Bischofsweihen ohne päpstlichen Auftrag nicht zustimmen. Es ist kein Zufall, daß sich viele seiner Schüler, Priester und Seminaristen, bei Dr. Kamenicky in dessen Landhaus in Maigen bei Sigmundsherberg getroffen und besprochen haben, bevor sie nach Rom aufbrachen und um die Gründung der Priesterbruderschaft St. Petrus nachsuchten (die auch in der Erzdiözese Wien seit über 15 Jahren tätig sein darf). Während der letzten Jahre war der Verstorbene auf fremde Hilfe angewiesen und wurde im Gasthaus Göd in Sigmundsherberg liebevoll betreut. Er verstarb nach einem Schlaganfall, wohl versehen mit den heiligen Sakramenten. Die Beerdigung findet statt am Donnerstag, den 8. Mai um 14 Uhr auf dem Friedhof von Maigen und wird von seinen dankbaren Schülern und geistlichen Söhnen der Priesterbruderschaft St. Petrus gehalten. Wir wollen ihm ein treues Gedenken im Gebet bewahren. Requiescat in pace!"
Pater Recktenwald verweist noch auf das
bei ihm bestellbare Buch
Ruinen im Licht mit 28 hervorragenden Essays Kamenickys zur Lage der Kirche (1992). Im Vorwort des Herausgebers Matthias Silvert hieß es darin: "
Wer kennt nicht die Schönheit des Anblicks, den ein Aufstieg zu Bergesgipfeln in früher Morgenstunde dem Auge gewährt, dem sich die grandiose Aussicht in die Ferne auftut, zu Füßen das Tal, das noch bedeckt ist mit der wallenden Decke glitzernden Nebels? Wie aber, so können wir uns vorstellen, würde sich die Freude dieses Anblicks in Entsetzen verwandeln, wenn der sich allmählich verziehende Nebel den Blick freigäbe auf ein Szenarium der Verwüstung: Trümmer und Ruinen. Vorher durch den Nebel dem ahnungslosen Blick entzogen, nun vom Licht offenbart. Diese Offenbarung vollzieht das vorliegende Werk: eine Sammlung brillanter Essays, in den siebziger Jahren in der Zeitschrift 'Entscheidung' erschienen, zerreißt die Nebel der Schlagworte, die seit drei Jahrzehnten in Kirche und Theologie umhergeistern und jene Wirklichkeit verbergen, die im Lichte zu schauen den unbeirrbaren Mut zur Wahrheit erfordert. 'Öffnung zur Welt', 'Mit der Zeit gehen', 'Reform', 'Erneuerung', 'Mündigkeit': was sind sie mehr als Worthülsen, die eine idyllische Scheinwelt vorgaukeln und Ruinen verbergen? Mit Recht scheuen sie das Licht. Das Licht, das den faulen Zauber entlarvt und die Wirklichkeit offenbart, ist unerbittlich. Aber gerade darin liegt das Befreiende.
Mag die Wirklichkeit auch hart und traurig sein:
wer die Wahrheit liebt, will lieber in ihr darben als im Irrtum schwelgen. Licht heißt Gericht: 'Darin aber besteht das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist' (Joh 3,19). Dieses Wort des Herrn über sich selbst findet eine berechtigte Anwendung auch auf unser Thema. Die unbeirrbare Analyse und Darstellung dessen, was ist, bedeutet ein Gericht über allen semantischen Betrug und eine Befreiung zur Wirklichkeit. So hat dieses Werk durchaus nichts Pessimistisches oder Niederdrückendes an sich. Gerade in seinem Realismus ist der Grund gelegt zu unserer Hoffnung. Es macht die einzigartige Chance zur radikalen Besinnung auf das Wesentliche sichtbar, die in der gegenwärtigen Stunde liegt. Wenn auch der Anblick der Ruinen, die die Abbruchkommandos der Theologie in der Kirche hinterlassen haben, uns ernüchtert und desillusioniert: das Licht selber in seiner Reinheit und Klarheit wird davon nicht tangiert. Gleichgültig, worauf das Licht fällt: es bleibt sich selbst gleich, unbeirrbar. Nicht die Trostlosigkeit der Ruinen, sondern die Unbeirrbarkeit des Lichtes macht das Hoffnungsvolle dieses Buches aus. Entscheidend ist nicht, was wir sehen, sondern daß wir sehen. Wenn freilich die Lage nun einmal so ist, daß sich der nachkonziliare Erneuerungstaumel im umgekehrten Verhältnis zur Wirklichkeit befindet, dann ist das Licht nur um den Preis des Anblicks von Ruinen zu haben. Wir können wählen: sehend in Ruinen oder blind im Nebel. Wem letzteres lieber ist, der sollte dieses Buch nicht lesen."
Betreffend das erfreuliche pastoral-liturgische Wirken der
Petrusbruderschaft in Wien ist auch an die priesterlichen Vorläufer zur Sicherstellung der außerordentlichen Form des Römischen Ritus in Einheit mit dem Heiligen Stuhl zu erinnern: an erster Stelle ist der heutigen St. Pöltner Vizeoffizial Dr. Dr.
Reinhard Knittel zu benennen, und was die Wiener Kapuzinerkirche betrifft, so habe ich selbst einen ganz kleinen Beitrag geleistet, weil ich während des Umbaus der Militärbischöflichen Kapelle in Wien bei den Kapuzinern als erster Priester fragte, ob währenddessen die tägliche Zelebration der Heiligen Messe nach der älteren lateinischen Disziplin in der Kapuzinerkirche möglich wäre. In der Tat ist für die Gewährung der Erlaubnis noch heute den Kapuzinern zu danken.
Angesichts der negativen Auswirkungen eines schrecklichen Inzestverbrechens auf das Image Österreichs und des Bundeslandes Niederösterreich (vgl. die
Diskussion beim Portal kath.net unter der Rubriken "
Gott und die Welt" und "
24 Jahre eingesperrt") ist der Nachruf auf einen in Niederösterreich geborenen vorbildhaften verstorbenen Priester der Katholischen Kirche wichtig. Eine Schweizer Zeitung hatte angesichts des Verbrechens sogar den Bogen zur religiösen Prägung spannen wollen: "
Im erzkatholischen Niederösterreich sind Worte wie Zivilgesellschaft und Eigenverantwortung noch immer fremd. Lehrer, Priester, Bürgermeister sind unangefochtene Autoritäten, der Landeshauptmann regiert wie ein feudaler Fürst". In einer solchen Gesellschaft frage man nicht nach. Wenn die Obrigkeit nicht eingreife, werde alles schon seine Ordnung haben. Ein Ingenieur sei hier noch eine Respektsperson. In welchen Verhältnissen die Enkelkinder des Verdächtigen aufwuchsen, hätten die Lehrer nicht wissen wollen - es "
waren halt ruhige Kinder". Autorität werde in Niederösterreich "
noch großgeschrieben, Hinterfragen klein".
Übersehen wird jedoch dabei, daß sich seit der öffentlichen Diskussion über den Fall des verstorbenen Wiener Erzbischofs Hans Hermann Kardinal Groër mit Sicherheit eine weitere Änderung in Richtung Zivilcourage und Anzeige schwerwiegender Verdachtsmomente ohne Ansehen der Person ergeben hat. Soferne jedoch in der simplen Analyse aus der Schweiz Körnchen der Wahrheit enthalten sind, setze ich mich schon seit langem - nicht zuletzt mit diesem Blogbuch - für die Eigenverantwortung der Eltern und aller Betroffenen ein. Autorität kann und darf sich nur im Rahmen der unveränderlichen
zehn Gebote Gottes bewegen. Selbst kirchliche Autorität dürfte niemals Befehle und Verhaltensweisen wählen, die diesen zehn Geboten Gottes diametral widersprechen. Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hat den Weg
beispielhaft in bezug auf die Opfer innerkirchlichen sexuellen Mißbrauchs in den USA aufgewiesen. Beten wir im kommenden Monat Mai auch besonders in den marianischen Andachten während dieses
Jubiläumsjahres des 150. Jahrestages der Marienerscheinungen in Lourdes für alle uns anvertrauten Seelen. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik