In Ernstnahme der von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. selbst begonnenen
offensiven Politik gegen Kindesmißbrauch innerhalb der Katholischen Kirche forderte der katholische Erzbischof Dr. Werner Thissen (
Erzbistum Hamburg) nach Angaben der überregionalen katholischen Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur "
Die Tagespost" (
Artikel vom 18. September 2008) eine lückenlose Aufklärung möglicher Mißhandlungsfälle in kirchlichen Heimen in den 1950er und 1960er Jahren. "
Ich bin froh, daß das Thema in der Öffentlichkeit ist, denn ich halte es für eines der am meisten unterdrückten Themen der letzten Jahrzehnte“, sagte der Erzbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am 16. September 2008 in Hamburg. Der Radiosender NDR 1 Niedersachsen hatte zuvor unter Berufung auf eine Studie des Diakonischen Werks der "Evangelschen Landeskirche" berichtet, es wäre damals in evangelischen Kinderheimen Norddeutschlands zu systematischen Mißhandlungen gekommen. Ähnliche Vorfälle hätte es aber auch in katholischen Heimen gegeben. Die "Evangelische Landeskirche" in Hannover wies jedenfalls die Behauptung, die Fälle hätten System gehabt, als voreilig zurück. Und der Caritasverband im
Bistum Osnabrück erklärte, in den katholischen Einrichtungen der Diözese könne nach aktuellem Kenntnisstand eine systematische Mißhandlung von Kindern ausgeschlossen werden. Es hätte in den vergangenen beiden Jahrzehnten lediglich drei Beschwerden über solche Fälle in früheren Jahren gegeben.
Erzbischof Thissen erklärte jedoch auch, daß die in Rede stehenden Fälle in kirchlichen Heimen nur die "
Spitze des Eisbergs“ einer Entwicklung seien, die bei weitem nicht nur Kirchen und kirchliche Gemeinschaften betreffe. "
Wahrscheinlich sind die Kirchen diejenigen, die am ehesten die Kraft haben, so etwas überhaupt untersuchen zu lassen, zu dokumentieren und damit auch aufzuklären.“ Auch aus staatlichen Heimen gebe es Berichte über Mißhandlungen. Für die Opfer verlangte der Hamburger Erzbischof Wiedergutmachung. Man müsse ihnen ihre durch solch einen Vorfall genommene Würde wiedergeben, so weit das noch möglich sei. Dazu gehört nach den Worten des Erzbischofs zum einen eine Entschuldigung, zum anderen sehr konkrete Hilfe medizinischer, therapeutischer oder auch materieller Art. Im Hinblick auf die von mir seit mehr als einem Jahrzehnt
vertretene Linie begrüße ich ausdrücklich diese klaren Worte und die nachvollziehbaren Konsequenzen, welche der Hamburger Erzbischof verdienstlicherweise offen anspricht. Denn
nur eine derart glaubwürdig wirkende Kirche kann auf Basis von "
Humanae vitae" die unveränderliche Sexualethik verkünden. Auslöser der Debatte über Heimkinder war laut Tagespost ein Buch von "SPIEGEL“-Autor Peter Wensierski unter dem Titel "
Schläge im Namen des Herrn", das Anfang 2006 erschien. Danach sollen bis Mitte der 60er Jahre in staatlichen und kirchlichen Heimen angeblich Hunderttausende Kinder und Jugendliche schikaniert worden sein. Ältere Jugendliche hätten darüber hinaus für minimale Löhne arbeiten müssen und seien nicht sozialversichert gewesen. Der
Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (BVkE) hatte dazu jedoch erklärt, daß Mißhandlungen keine generelle Praxis in kirchlichen Heimen gewesen seien. Es habe sich um Einzelfälle gehandelt, "
die sich allerdings mächtig häufen“.
Exemplarisch kann dafür auch die Meldung der
KNA vom 23. Oktober 2008 stehen: "
Mißbrauch in Ordensinternat: weitere Opfer melden sich". Der Skandal um sexuellen Mißbrauch von Schülern eines inzwischen geschlossenen kirchlichen Internats in Unterfranken habe sich ausgeweitet. Am 22. Oktober 2008 teilte die Provinzleitung der
Missionare von der Heiligen Familie in Mainz mit: "
Zu den Vorwürfen des sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen durch ein Mitglied der Deutschen Provinz der Missionare: Mainz/Lebenhan. Die mit der Untersuchung des sexuellen Mißbrauchs im ehemaligen Internat Lebenhan betraute Kommission der Missionare von der Heiligen Familie hat die Ordensleitung am 21.Oktober 2008 über den aktuellen Stand der Untersuchung informiert. Nachdem sich am 10. Oktober 2008 ein Opfer an die Ordensleitung gewendet hatte, wurde die kirchenrechtliche Voruntersuchung verlängert, um weiteren Betroffenen die Möglichkeit zu geben, mit der Kommission Kontakt auf zu nehmen. Die Ordensprovinz hatte in einer Pressemitteilung vom 12. Oktober 2008 Opfer ermutigt, sich zu melden. Daraufhin haben 12 Personen mit der Kommission Kontakt aufgenommen. Zum jetzigen Zeitpunkt muß davon ausgegangen werden, daß darunter fünf Personen Opfer von eindeutigem sexuellem Mißbrauch durch den geständigen Pater sind. Allen Betroffenen sind persönliche Gespräche angeboten worden. Einige Opfer möchten momentan nicht weiter mit diesem leidvollen Teil ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Aus Gründen des Opferschutzes respektiert die Untersuchungskommission diese Entscheidungen. Die Offentlichkeit wird nach Abschluß der Voruntersuchung über das Ergebnis und die kirchenrechtlichen Konsequenzen für das Ordensmitglied informiert. Außerdem prüft die Untersuchungskommission, ob Ordensmitglieder von den Vorgängen in der Zeit von 1972 und 1976 Kenntnis hatten. Als Kontaktperson für Anfragen steht Pater Michael Baumbach von den Missionaren von der Heiligen Familie bereit: E-Mail: michaelbaumbach@t-online.de,
Telefon 0251-3740684". Die eingeschaltene Koblenzer Staatsanwatlschaft werde laut Baumbach nicht selbst ermitteln, weil die Übergriffe verjährt seien. Der Fall war ins Rollen gekommen, nachdem ein heute 50jähriger ehemaliger Internatsschüler am 27. August 2008 gegenüber dem
Bistum Würzburg erstmals einen Mißbrauchsvorwurf erhoben hatte, ohne selbst Opfer zu sein. Nachdem die Sache öffentlich geworden war, meldete sich am 10. Oktober ein Betroffener bei den Missionaren, und daraufhin gestand der 71jährige Beschuldigte ordensintern die Taten. Derzeit häufen sich allgemein die Fälle, in denen nicht lange herumgelogen wird, sondern seitens der Täter offene Geständnisse abgelegt werden.
Besonders schwierig erscheinen jenen Fälle, bei denen die offensichtlichen Täter bereits verstorben sind. Hier muß exemplarisch das
Erzbistum Köln mit seiner vorbildhaften Haltung Erwähnung finden. So schrieb der hochwürdigste Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp der Gemeinde St. Maria Königin, Bergisch Gladbach-Frankenforst, einen per 6. Juli 2008
auf der Erzbistumsseite veröffentlichten Brief, worin er über die Gespräche nach den
Monate zuvor bekannt gewordenen Berichten informierte, wonach es in den siebziger Jahren zu sexuellen Übergriffen auf Jugendliche und Kinder in der Pfarrei gekommen wäre. Der Text wurde vom zuständigen Pfarrer Winfried Kissel in der Heiligen Sonntagsmesse vorgelesen und anschließend im Schaukasten an der Pfarrkirche ausgehängt - er lautet wie folgt: "
Liebe Schwestern und Brüder, vor etwa mehr als drei Monaten habe ich mich mit einem Schreiben an Sie gewandt, um Sie über Berichte aus der Gemeinde zu informieren, wonach es in den siebziger Jahren zu sexuellen Übergriffen auf Jugendliche und Kinder im Bereich der Pfarrei St. Maria Königin gekommen sei. Mit großem Bedauern hatten wir erst kurz zuvor davon erfahren. Wir haben daraufhin denjenigen, die von den Vorkommnissen betroffen sind und ein Gespräch wünschten, Prälat Dr. Robert Kümpel als Gesprächspartner angeboten. Mittlerweile haben die Zeitungen berichtet, daß es sich bei dem Verdächtigten um Pfarrer Gottfried Amberg handelt, der von 1955 bis 1993 Pfarrer in Refrath-Frankenforst war. In der Zwischenzeit haben einige Personen das vom Erzbistum gemachte Gesprächsangebot angenommen, um seelsorgliche Hilfe bei der Aufarbeitung des Geschehenen zu suchen. Wir sind dankbar, daß sie sich zu diesem Schritt entschließen konnten. Wie Sie wissen, ist eine abschließende Klärung der Vorfälle nicht mehr möglich, weil der Verdächtigte bereits verstorben ist. Nach dem Abschluß aller Gespräche müssen wir jedoch sagen, daß die Hinweise, die für seine Täterschaft sprechen, erdrückend sind. Wir wissen, daß Geschehenes nicht ungeschehen gemacht werden kann, und zugefügtes Leid und entstandene Wunden sich nicht tilgen lassen. Wir sind erschüttert über die Vorfälle und von tiefer Scham erfüllt. Ich möchte Sie als Gemeinde, die von diesen Vorfällen betroffen ist, einladen, gemeinsam und einmütig die schmerzlichen Erfahrungen im Gebet vor Gott zu tragen. Wir dürfen auch in dieser schwierigen Situation auf Gottes Hilfe vertrauen." In einem anderen Fall, der
auf den Internetseiten des Bistum Würzburg dokumentiert ist, scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Angesichts dieser transparenten und offensiven Vorgehensweisen mehrerer kirchlicher Institutionen ist Hoffnung angebracht, daß sich die vom Papst gewollte klare Linie auch innerhalb des deutschen Sprachraums immer deutlicher durchsetze. Bekanntlich war auch auf dem
97. Deutschen Katholikentag (Osnabrück) im Mai 2008 das Thema des sexuellen Mißbrauchs offiziell auf der Tagesordnung. Abschließend sei auch nochmals auf die mittlerweile eindeutig bewährten
Leitlinien der Katholischen Bischofskonferenz Deutschlands verwiesen. Und so verbleibe ich mit allen herzlichen Segenwünschen für eine gute und besinnliche Adventzeit! Euer Padre Alex - Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik
Derzeit kursiert in den Medien ein sogenannter NRO-Bericht "über die Behinderung der Kinderrechtskonvention durch das katholische Kirchenrecht am Beispiel sexuellen Mißbrauchs" von Verena Mosen im Auftrag des "Ökumenischen Netzwerkes Kirche von unten" aus
Tracked: Feb 10, 08:35
Diesmal stand die Frühjahrsvollversammlung der Katholischen Bischofskonferenz Deutschlands unter besonderer Beachtung aufgrund der Problematik innerkirchlichen klerikalen sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger. Aus diesem Grund sei an dieser Stelle betont, d
Tracked: Feb 25, 22:48
Mißbrauchsfälle auch in der Gemeinde St. Maria Königin in Bergisch-Gladbach-Frankenforst http://bit.ly/adcOw2 via @addthis
Tracked: Mar 11, 21:35
#Illner Liste mit weiteren Mißbrauchsfällen www.internetpfarre.de/blog/ - Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik: http://bit.ly/adcOw2
Tracked: Mar 11, 21:37
MISSHANDLUNG IN HEIMEN: http://bit.ly/adcOw2 via @addthis
Tracked: Mar 11, 21:52