Am 16. Dezember 2004 gab Seine Exzellenz, der regierende Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Dr. Klaus Küng, ein weiteres wichtiges Interview gegenüber
kath.net - davon möge dieser Auszug zur fortgesetzten Orientierung über und nach der Apostolischen Visitation der Diözese St. Pölten und ihres Priesterserminares genügen:
KATH.NET: Wie viele Seminaristen sind jetzt noch Mitglied des Seminars bzw. was machen diese Seminaristen derzeit? Wie viele Seminaristen sind seit Juli vom Seminar gegangen bzw. wurden nicht mehr aufgenommen?
Bischof Dr. Dr. Klaus Küng: Im Herbst haben sich 28 frühere Seminaristen darum beworben, als Anwärter für das Priesteramt in der Diözese St. Pölten aufgenommen zu werden, 14 wurden zugelassen. Bei mehreren der Nichtzugelassenen wurde damals festgelegt, daß sie sich nach einer Zeit genauerer Prüfung nochmals bewerben können. Inzwischen hat sich gezeigt, daß einerseits von dieser letztgenannten Gruppe einige durchaus für eine Zulassung in Frage kommen. Andererseits haben sich im Herbst einige nicht den Gesprächen mit den Mitgliedern der Zulassungskommission gestellt, aber trotzdem an der Theologischen Hochschule in St. Pölten inskribiert. Auch mit mehreren von ihnen werden inzwischen Gespräche geführt. Zusammengefaßt: die Abklärung der Eignung der verschiedenen Kandidaten ist weiterhin im Gange, das betrifft auch jene, die für das Propädeutikum bzw. das Seminar "zugelassen" sind.
KATH.NET: Die Zeitung "Der 13." behauptet, daß es noch immer keinen Endbericht der Visitation gibt. Was sagen Sie dazu?
Bischof Dr. Dr. Klaus Küng: In Wirklichkeit sind entsprechende Berichte bereits im Verlaufe des Monats August erfolgt; in Absprache mit den zuständigen Kongregationen sind von mir den Medien gegenüber mehrere Erklärungen abgegeben worden. Die vorläufige Ruhigstellung des Priesterseminars war einer der ersten Schritte, die im Rahmen der Apostolischen Visitation gesetzt worden sind. Selbstverständlich sind nicht wenige der bei der Apostolischen Visitation aufgeworfenen Fragen jetzt zu vertiefen und unter Beachtung der weltkirchlichen und diözesanen Bestimmungen einer Entscheidung zuzuführen.
KATH.NET: Dürfen K. und R. den zivilrechtlichen Prozeß gegen "Profil" weiterführen? Kann man dies beiden überhaupt untersagen?
Bischof Dr. Dr. Klaus Küng: Ich habe in diesem Fall in Hinblick auf die konkreten Umstände und zu beachtenden Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, persönlich davon abgeraten, diesen Prozeß zu führen, aber ich habe es nicht untersagt. - An sich wäre dies möglich.
Und dem Nachrichtenblatt der St. Pöltener Dompfarre ist es zu verdanken, daß wir auch einige persönliche Dinge über den nunmehr regierenden Diözesanbischof von St. Pölten erfahren dürfen. Es sind zehn Fragen persönlicher Natur über Wünsche, Visionen, Vorbilder, Lieblingsbücher und Wendepunkte im Leben des gebürtigen Vorarlbergers. Im Interview hebt Bischof Küng die zentrale Bedeutung der Familie für die Vermittlung des Glaubens hervor. Alle Anstrengungen müßten darauf abzielen, christliche Familien heranzubilden. Man müsse bei den Eheleuten das Bewußtsein für ihre Verantwortung als Keimzelle des Glaubens wecken. Als geistliche Vorbilder nannte der neue Bischof von St. Pölten neben dem heiligen Franz von Sales den heiligen Pfarrer von Ars und die heilige Theresia von Avila. Als Pionier des Laienapostolates hat für ihn auch der Gründer des Opus Dei, der heilige Josemaría Escrivá de Balaguer, große Bedeutung. Seine bevorzugte Lektüre sind die Klassiker der Spiritualität: die Werke der heiligen Theresa von Avila, die
Nachfolge Christi von Thomas von Kempen, die
Philothea des hl. Franz von Sales oder die
Bekenntnisse des heiligen Augustinus habe er zum Teil schon mehrmals gelesen. Auf die Frage, welche Bibelstelle ihn besonders beeinflußt habe, antwortet Dr. Dr. Küng mit Johannes 1,38: "
Meister, wo wohnst du?" Die ersten Jünger werden auf Jesus hingewiesen und folgen ihm. "
Sie verbrachten den ganzen Tag mit ihm." Seine spirituelle Kraftquelle ist das Gebet. In Bischof Küngs Tagesplan hat es seit vielen Jahren einen ebenso fixen Platz wie die Mahlzeiten. Selbstverständlich ist es für ihn, daß die Heilige Messe das Zentrum seines Lebens ist. Als Wendepunkte in seinem Leben erkennt der Bischof die Erfahrung eines wirklichen und ernsthaften Gebetes. So kam die Entscheidung, Priester zu werden, trotz seiner Liebe zum ursprünglich gelernten Arztberuf. Die Ernennung zum Bischof von Feldkirch bedeutete für ihn eine weitere Wende. Eine neue Veränderung stelle jetzt die unerwartete Berufung nach St. Pölten dar. Grundlegend ist für Bischof Küng die Verbundenheit mit Christus, dem vollkommenen Abbild Gottes. Mit ihm allein kann der Mensch werden, was er sein soll. Das Wichtigste, das der Mensch von Gott wissen muß, ist, so Bischof Küng, daß Gott die Liebe ist und die Menschen, als Abbilder Gottes zur Liebe bestimmt sind.
In diesem Sinne wollen wir dafür beten, daß der Friede der Weihnacht auf die Diözese St. Pölten ausstrahle und viele Herzen wandle.
Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik