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Wednesday, December 7. 2005
HOMOSEXUELL WIRKENDE PRIESTER NICHT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Katholische Lehre, News Kommentare, Skandal St. Pölten at
15:42
Comments (0) Trackbacks (0) HOMOSEXUELL WIRKENDE PRIESTER NICHT VEREINBAR MIT DER GEFORDERTEN LIEBE ZUR KIRCHE ALS DER BRAUT JESU CHRISTI: WEITERE VERSTEHENSHILFEN ZUR INSTRUKTION
Die Römische Kongregation für die Glaubenslehre bat die Kongregation für das Katholische Bildungswesen bereits im Jahr 1996, eine Instruktion über die Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen vorzubereiten. Die Entwürfe des Dokumentes wurden den Mitgliedern der Bildungskongregation in den Jahren 1998, 2002 und 2005 zur Prüfung vorgelegt. Zusätzlich wurden die Texte zur Bewertung an folgende anderen Päpstlichen Dikasterien gesandt: die Glaubenskongregation, die Kongregation für die Orientalischen Kirchen, die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, die Kongregation für die Evangelisierung der Völker, die Kongregation für den Klerus, die Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens und an den Päpstlichen Rat für die Interpretation von Gesetzestexten. Bei der letzten Vollversammlung der Bildungskongregation approbierten die Mitglieder dann den nunmehr bekannten Text und erkannten ihn als hilfreich und sehr nützlich an. Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. approbierte das Dokument am 31. August 2005 und ordnete seine Veröffentlichung an.
In der Diskussion über die römische Instruktion haben sich weltweit viele interessante Wortmeldungen ergeben. Noch einmal sei auf Basis dessen in weiterführender Weise auf die Thematik der gesamten Instruktion eingegangen, damit sich ein noch besseres Verständnis ergeben kann. Ich verweise nochmals auf meinen Kommentar vom 23. November 2005. Zunächst wollen wir noch beim Aspekt der Menschenrechte verweilen. Schon am 20. September 2005 erklärte Seine Eminenz, der hochwürdigste Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums, anläßlich des Internationalen Menschenrechtskongresses an der Theologischen Fakultät der Universität Lugano (Schweiz), daß es außerhalb der Ehe kein "Recht" auf eine Form des Zusammenlebens gäbe, auch wenn sich das manche vielleicht wünschten. "Im Zusammenhang mit Formen des Zusammenlebens, die nichts mit der Ehe gemein haben, spricht man heute von 'Rechten', obwohl es sich dabei nicht um Rechte handelt, sondern höchstens um den Wunsch von einigen Menschen", so die italienische Tageszeitung "Avvenire" aus der Ansprache Kardinal Sodanos. Die Familie "findet ihre Begründung - genauso wie das Recht auf Leben, das Recht auf Freiheit und das Recht auf Eigentum - im natürlichen Sittengesetz. Und das natürliche Sittengesetz ist allgemeingültig und unabänderlich. Kein Gesetz kann sich gegen dieses Naturgesetz stellen." Schon seit einiger Zeit sei das Bestreben bemerkbar, neue "Rechte" zu erschaffen. "Das geht soweit, daß man sogar vom Recht auf Abtreibung und vom Recht auf verschiedene Formen der Familie spricht. Aber das sind keine Rechte. Wünsche mag es viele geben, aber das bedeutet noch lange nicht, daß es sich um Rechte handelt". In diesem Kontext sei der Christ dazu berufen, "die Menschen daran zu erinnern, daß der Baum der Menschenrechte mit all seinen Verzweigungen keine Früchte hervorbringen kann, wenn seine Wurzeln abgeschnitten werden. Ohne Wurzeln hört der Baum auf zu blühen und verwelkt." Die tiefe Verbindung zwischen den Menschenrechten und dem natürlichen Sittengesetz geht weit über den Bereich des Glaubens hinaus und hat deshalb auch für diejenigen einen verpflichtenden Charakter, die nicht übernatürlich glauben. Was an dieser Stelle aber auch mit Klarheit herausgestellt werden muß, ist die notwendige Kritik an der Behandlung sich homosexuell gebender Menschen in manchen islamisch dominierten Staaten und Gesellschaften. Hinrichtungen und Folterungen zum Teil sehr junger Männer sind auf Basis des einzigen und möglicherweise nicht ausreichend überprüften Vorwurfes einer Homosexualität absolut zu verurteilen. Um aber zurückzukehren zur spezifischen Frage der kirchlichen Kriterien für den Priesternachwuchs, lassen wir den Präfekten der für die Instruktion hauptverantwortlich zeichnenden Bildungskongregation, Zenon Kardinal Grocholewski, zu Wort kommen, der im Radio-Vatikan-Interview anläßlich der Publikation des neuen Dokumentes sagte: wenn "jemand von Gott berufen wird, wird er mittels der Kirche berufen, durch die Kirche - und deshalb hat die Kirche das Recht, vielmehr noch die Pflicht, notwendige Bedingungen aufzustellen, um die Eignung der konkreten Personen zu prüfen und sie dann zum Priestertum zu berufen, wenn sie diese für eine solche Aufgabe geeignet befindet. Das ist ein hochheiliges Recht der Kirche! Es ist keine Diskriminierung, wenn man zum Beispiel in einer Astronautenschule eine Person nicht zuläßt, die an Schwindelgefühlen leidet. Es gibt also keine Diskriminierung von Menschen, sondern es handelt sich einfach um die Festsetzung der Erfordernisse, die wir als notwendig erachten." Angesichts der klaren Haltung der Kirche, welche die beiden oben genannten Kardinäle hier exemplarisch darlegen, darf es nicht verwundern, daß die Katholische Kirche unter ihren geweihten Dienern dann aber am allerwenigsten künstliche oder falsch verstandene Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung bzw. auf willkürliche Wahl einer geschlechtlich nicht mehr der Naturordnung folgenden Gemeinschaft tolerieren kann, sind doch die katholischen Bischöfe, Priester und Diakone eben auch und besonders zur glaubwürdigen Verkündigung und Förderung naturgemäßer Ehen und Familien berufen, wie der Bamberger Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick bereits am 25. November 2005 richtig herausstellte: "Bei den priesterlichen Aufgaben steht die Ehe- und Familienpastoral ganz oben an. Jeder Priester soll die Kinder und Jugendlichen im Schulunterricht, in der Glaubensunterweisung und in der Jugendarbeit mit der Bedeutung von Ehe und Familie vertraut machen und mithelfen, daß sie zu ehelicher Partnerschaft und zur Familiengründung fähig werden. Er soll sich über jede Trauung und Familiengründung von Herzen freuen. Er soll die Ehen und Familien, besonders wenn sie sich in Schwierigkeiten befinden, stützen und stabilisieren. Auch in der Gesellschaft muß er den einzigartigen Wert von Ehe und Familie verteidigen gegen die Tendenzen, andere Partnerschaftsformen, z. B. gleichgeschlechtliche, der Ehe und Familie gleichzustellen (...) Diese wichtigen Aufgaben in der Pastoral setzen die grundsätzliche Ehe- und Familienfähigkeit des Priesters voraus. Auch der Verzicht des Priesters auf Ehe und Familie muß als Bestätigung der Bedeutung und des Wertes von Ehe und Familie gesehen werden. Er verzichtet um des Priestertums willen auf etwas, was ihm selbst lieb und wert ist. Deshalb gilt und galt der Spruch: wer Priester werden will, muß auch ein guter Ehemann und Familienvater sein können ... Letztlich geht es auch in dieser Instruktion nicht um ein 'Gegen', sondern um ein 'Für', um das Für Ehe und Familie, die jeder Priester in seiner pastoralen Tätigkeit mit ganzem Herzen fördern muß." Es bleibt somit absurd, anzunehmen, daß wenn ein Mann, der aus psychosexuellen Gründen heraus eheunfähig ist (und aus diesen Gründen im übrigen ein Eheschluß von der kirchlichen Gerichtsbarkeit sehr leicht als nichtig herausgestellt werden kann), dann plötzlich deswegen ein anderes heiliges Sakrament, nämlich jenes der Weihe (kraft dessen das In-Persona-Christi-Handeln sakramental möglich wird) empfangen sollte oder dürfte. Offenbar wurde bei vielen Kritikern der Anmerkungsapparat der Instruktion zu wenig beachtet. Es ist nämlich kein Zufall, daß die Zitate besonders den Aspekt der Liebe des Göttlichen Bräutigams zur Kirche betreffen, z. B. in der fünften Anmerkung aus dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Pastores dabo vobis des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. vom 25. März 1992, Nr. 22: "Der Priester ist berufen, lebendiges Abbild Jesu Christi, des Bräutigams der Kirche zu sein ... Er ist also dazu berufen, in seinem geistlichen Leben die Liebe des Bräutigams Christus zu seiner Braut, der Kirche, wiederzubeleben. Sein Leben soll auch von diesem Wesensmerkmal erleuchtet und angeleitet werden, das von ihm verlangt, Zeuge der Liebe Christi als des Bräutigams seiner Kirche ... zu sein" - es wird von daher immer klarer, warum Homosexuelle nicht in persona Christi, des Bräutigams der Braut Kirche, handeln sollen und dies auch glaubwürdig nicht tun können. Deshalb heißt es bereits im Haupttext der Instruktion selbst: "Aufgrund dieser Gleichgestaltung mit Christus muß das ganze Leben des geweihten Dieners von der Hingabe seiner ganzen Person an die Kirche und von einer authentischen Hirtenliebe durchdrungen sein." Nebenbei tangieren wir dabei auch eine der spirituellen Begründungen für den Zölibat. Und genau deshalb ist es nicht egal, ob ein Kandidat geschlechtlich naturgemäß verankert ist oder nicht. Bekanntlich betrifft die geschlechtliche Ebene nicht nur den Leib des Menschen, sondern den Menschen als ganzen. Das Wesentliche ist die jedem Getauften entsprechende standesgemäße Keuschheit. Direkte Zölibatsdiskussionen sind sicherlich wo anders zu führen, hier aber geht es doch um den Konnex der Instruktion zum Zölibat, welcher eben der Verzicht auf eine Frau ist und nicht auf einen Mann. Genau deshalb faßt der habilitierte Moraltheologe Dr. Josef Spindelböck, der schon bisher zur Thematik forschte (vgl. seinen Beitrag Die sittliche Beurteilung der Homosexualität. Moralhistorische Anmerkungen zum christlichen Standpunkt), am 2. Dezember 2005 diesen Aspekt gut in seinem Newsletter unter seinem Kommentar Der Priester als Stellvertreter Christi, des Bräutigams und Hirten der Kirche zusammen: "Im Dokument der vatikanischen Bildungskongregation über die nicht mögliche Zulassung Homosexueller zum Priestertum läßt sich klar eine Option der Kirche für den heterosexuell orientierten Priester erkennen. Dies kann aus zwei Gründen nicht überraschen: - Homosexualität gilt in der Lehrauffassung der Kirche als Abweichung von der Norm, nicht als eine der Heterosexualität gleichzustellende Tendenz. Homosexuelle Neigungen werden als objektiv ungeordnet angesehen, bewußte und freiwillige homosexuelle Akte als schwer sündhaft. - Der katholische Priester hat teil am Priestertum Christi. Jesus Christus ist der Bräutigam und Hirte der Kirche. Wenn der Priester ihn sakramental darstellen soll, dann muß auch dieses besondere Verhältnis von Bräutigam und Braut realsymbolisch zum Ausdruck gebracht werden. In Bezug auf die Gleichgestaltung des Priesters mit Christus, dem Bräutigam der Kirche, hält das Apostolische Schreiben 'Pastores dabo vobis' Johannes Pauls II. fest: 'Der Priester ist berufen, lebendiges Abbild Jesu Christi, des Bräutigams der Kirche zu sein ... Er ist also dazu berufen, in seinem geistlichen Leben die Liebe des Bräutigams Christus zu seiner Braut, der Kirche, wiederzubeleben. Sein Leben soll auch von diesem Wesensmerkmal erleuchtet und angeleitet werden, das von ihm verlangt, Zeuge der Liebe Christi als des Bräutigams seiner Kirche ... zu sein' (Nr. 22). Daraus folgt - die Präferenz der Kirche für den zölibatären Priester (er ist ja mit der Kirche "verlobt", deren Urbild und Vollendung wir in Maria der Jungfrau und Gottesmutter erkennen), - der Ausschluß weiblicher Priester (Christus ist als Mann der Bräutigam der Kirche), - die Option für den heterosexuell orientierten Priester (er muß fähig sein, affektiv wie ein Mann zu lieben, im Hinblick auf ein weibliches Gegenüber). Werden diese grundlegenden anthropologischen und sakramententheologischen Voraussetzungen nicht anerkannt, wird es schwer sein, die Sinnhaftigkeit des Zölibats, den dogmatisch endgültigen Ausschluß des Frauenpriestertums und die kirchliche Ablehnung homosexueller Kandidaten für das Priestertum einsichtig zu machen. Sowohl in der Schöpfungs- wie auch in der Heilsordnung ist die Geschlechterdifferenz von Mann und Frau von Bedeutung. Sie impliziert eine grundlegende Gleichheit der Würde, aber eine Differenziertheit der leib-seelischen Ausprägung als Mann und Frau. Beide stellen für sich und gemeinsam das Bild Gottes im Menschen dar und sind in jedem Lebensstand berufen zur Liebe." Dem wird man nur - um jegliches Mißverständnis einer Gleichsetzung sittlich mehr, weniger oder gar nicht ringender homosexueller Männer mit natürlich tendierenden Frauen zu vermeiden, hinzufügen müssen, daß in der Gesamtkirche "natürlich tendierenden" Frauen eine wichtige begleitende und durchaus kritische Funktion abseits eines Weiheamtes zukommen kann und soll, was man jedoch in dieser Weise "homosexuell tendierenden" Männern nicht zugestehen wird können, die nämlich sicherlich jener Seelsorge bedürfen, von der die Glaubenskongregation schon 1986 (Homosexualitatis problema) sprach und woran Seine Eminenz Kardinal Grocholewski im Radio-Vatikan-Interview erinnerte. Bereits 1983 hatte die Kongregation für das Katholische Bildungswesen, die nun die neue römische Instruktion herausbringen konnte, in ihrem Dokument Orientierung zur Erziehung in der menschlichen Liebe. Hinweise zur geschlechtlichen Erziehung auch zur Thematik der Homosexualität Stellung bezogen: Nr. 101 Die Homosexualität, welche die Person am Erreichen der geschlechtlichen Reife sowohl in sich als auch in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen hindert, ist ein Problem, das vom Betreffenden wie vom Erzieher in aller Objektivität aufgegriffen werden muß. «Sicher muß man sich bei der seelsorglichen Betreuung dieser homosexuellen Menschen mit Verständnis annehmen und sie in der Hoffnung bestärken, ihre persönlichen Schwierigkeiten und ihre soziale Absonderung zu überwinden. Ihre Schuldhaftigkeit wird mit Klugheit beurteilt werden. Es kann aber keine pastorale Methode angewandt werden, die diese Personen moralisch rechtfertigen würde, weil ihre Handlungen als mit ihrer persönlichen Verfassung übereinstimmend erachtet würden. Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind die homosexuellen Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerläßlichen Regelung beraubt sind».(Vgl. Persona humana, AAS 68 [1976] 84 - 85, Nr. 8.) Nr. 102 Es ist Aufhabe der Familie und des Erziehers, zunächst die Gründe zu finden, die zur Homosexualität führen, also festzustellen, ob sie im physiologischen oder psychologischen Bereich ihren Ursprung hat, ob sie Folge einer falschen Erziehung oder des Ausbleibens einer normalen geschlechtlichen Entwicklung ist, ob sie einer erworbenen Gewohnheit, schlechtem Beispiel oder anderen Gegebenheiten entspringt.(Vgl. Persona humana, AAS 68 [1976] 84 - 85, Nr. 8.) Mehr im einzelnen müssen Familie und Erzieher bei der Suche nach den Ursachen dieser Unordnung den Urteilskriterien des kirchlichen Lehramtes Rechnung tragen und die Erkenntnisse nutzen, die verschiedene Wissenschaften anzubieten vermögen. In der Tat haben sie Dinge unterschiedlichster Art zu bewerten: Gefühlsmangel, Unreife, Triebbesessenheit, Verführung, gesellschaftliche Isolierung, Sittenverfall, Freizügigkeit im Schaugeschäft und im Schrifttum. Letztlich steht jedoch hinter allem die dem Menschen als Folge der Erbsünde angeborene Schwäche, die zum Verlust des Gespürs für Gott und den Mitmenschen führen und Auswirkungen im Bereich des Geschlechtlichen haben kann.(Vgl. Röm 1, 26-28; vgl. auch Persona humana, AAS 68 [1976] Nr. 9.) Nr. 103 Sind die Ursachen gefunden und verstanden, werden Familie und Erzieher eine wirksame Hilfe zum ganzheitlichen Wachstumsprozeß anbieten, indem sie Verständnis entgegenbringen, eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen, Mut machen zur Befreiung von sich selbst und zum Voranschreiten in der Selbstbeherrschung, ein echtes sittliches Streben nach Umkehr zur Liebe zu Gott und zum Nächsten fördern und, falls nötig, die Mithilfe eines Arztes oder Psychologen anraten, der die Lehre der Kirche kennt und respektiert. Was immer klarer ist: der Fall, daß Seminarausbildner tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben und diese mit teils bedeutend jüngeren und abhängigen (!) Seminaristen ausleben, ist tatsächlich eine mögliche Art "Supergau". Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen meinte dann auch im Begleitschreiben an die Bischöfe zur Instruktion (exakt im Rahmen ihrer Kompetenz): "Wegen der besonderen Verantwortung jener, die mit der Heranbildung der zukünftigen Priester betraut sind, dürfen sie nicht zu Rektoren oder Ausbildnern in Priesterseminarien ernannt werden." Dann bestünde nämlich das Risiko des Abgleitens in eine angenommene Homosexualität, und so ist es leider tatsächlich denkbar, daß mancheiner erst im kirchlichen Ausbildungsraum "homosexuell wurde". Und das ist völlig intolerabel: diese Instruktion war tatsächlich absolut notwendig, auch um die in der Praxis innerkirchlich manchmal wohl bestehenden Quasi-Privilegien Homosexueller in der notwendigen Weise zu begrenzen. Da eben in einigen 1950 stehen gebliebenen Hirnen immer noch herumgeistert, daß es ja nur gefährlich sein könne, wenn ein Priester zu viel Frauenbesuch erhalte, kamen und kommen jene homosexuellen Zölibatsbrecher immer wieder ganz ungeschoren davon, indem sie die heile Welt vorgaukeln und ja nebenbei auch nie (naturgemäß gezeugten) Nachwuchs zu "befürchten" brauchen. Wir stehen dann vor einer der meiner Meinung nach abgründigsten Heucheleien überhaupt. Dieser privilegienhafte Aspekt beim Sündigen wird interessanterweise auch von manchen Journalisten erkannt, und eben dieses bewußte oder unbewußte homosexuelle Mißverständnis des Zölibates als einer lediglich heterosexuell verstandenen Ehelosigkeit mußte durch klares Ansprechen beendet werden und ist nunmehr juridisch eindeutig durch die Instruktion beendet. Jan Feddersen und Michael Braun schrieben bereits am 24. November 2005 in der www.taz.de: "Schwule Priester leben immer wieder vom gleichen Muster der Selbstwahrnehmung: meine Sexualität ist keine, es handelt sich nur um ejakulativ unterfütterte Schwärmerei - keine echte Kopulation jedenfalls, bei der es ja nicht um Fortpflanzung gehen kann. Eine heuchlerische Argumentationsweise: Es kann kein Sex sein, den ich anstrebe, denn Sex ist, denkt meine Kirche, ja nur etwas zwischen Mann und Frau, das der Prokreation dient." Andere Artikel in Wochenzeitschriften bieten dann leider noch weitere Hinweise, daß homosexuelle Geistliche die Ehelosigkeit offenbar bewußt als Freibrief zum pervertierten Sex zwischendurch ansahen oder weiter ansehen, und zwar meist mit jüngeren Personen. Als ob bei solchem Verständnis und bei solchem Fehlen einer Umkehrbereitschaft, d. h. ohne Vorsatz zur Meidung der Gelegenheit zur Sünde, je eine Beichte gültig sein könnte. So wird leider aus der Berichterstattung über die sicherlich übertrieben groß dargestellte Gruppe bereits geweihter Homosexueller klar, daß manche einfach nicht von einer psychosexuellen Persönlichkeitsstörung loskommen wollen und zum Teil nicht einmal die echte Bereitschaft haben, enthaltsam zu leben, sondern offenbar ständig in den Reiz der Perversion abzustürzen drohen. Solche Mitbrüder müßten wenigstens den Versuch machen, in eine gute Psychotherapie zu gehen. Mir scheint, daß es ein Verdienst dieser Instruktion bleiben wird, den (rechts)positivistischen Argumentationsstrang, der da sinngemäß lautet "es ist doch egal, ob hetero-, homo- oder sonst was, Hauptsache enthaltsam", ordentlich erschüttert zu haben. Recht allein genügt nicht, sondern es braucht auch den philosophischen Blick auf das Naturgesetz beim Menschen, und es braucht auch den Blick in die Erfahrung im Sinne von Johannes Messner. Dieser Blick in die Wirklichkeit bestätigt immer neu das unveränderliche Naturgesetz beim Menschen, und daher ist es eben kein Zufall, daß Zölibatsmißbräuche von Seiten nicht naturgemäß "gepolter" Menschen im Durchschnitt häufiger und schlimmer ausfallen werden als bei jenen, die sich einer relativen psychosexuellen Gesundheit erfreuen dürfen. Und genau deswegen warnt die Instruktion ausdrücklich, Personen mit tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen zu weihen, und diese Gesetzesanwendung verpflichtet alle Verantwortlichen unter schwerer Sünde. Hier ist die private Meinung zu Ende, denn da geht es um den Klerus und seine Würde. Immer mehr erkenne ich auch in vielen (innerkirchlichen) Diskussionen, daß das Wörtchen "enthaltsam" manchmal als das Zauberwort schlechthin angesehen wird, so als ob mit einer (vorgenommenen oder rechtlich vorgeschriebenen) Enthaltsamkeit schon automatisch alle psychosexuellen Defizite einfachhin behoben wären. (Ein solcher Irrglaube verschaffte manchem Diözesanklerus leider sogenannte "Zeitbomben". Im Grunde wurde da fatalerweise ganz pragmatisch das Kapitel der bräutlichen Liebe zur Kirche ausgeklammert, wie oben von mir schon angedeutet.) Wenn ich persönlich mit Sicherheit wüßte, daß der Priester A. und der Diakon B. tiefsitzende homosexuelle Tendenzen aufwiesen - und meiner Meinung nach kann das nicht auf Dauer verheimlicht werden - dann würde ich es unter keinen Umständen verantworten wollen, solchen Geistlichen Jugendliche - welchen Geschlechtes auch immer - anzuvertrauen. Denn es bestünde bei langfristigem Einsatz das ernste Risiko, daß junge Menschen in einer Phase der Suche und Unsicherheit bewußt oder unbewußt von solchen (geweihten) homosexuellen Personen in irgendeiner Weise falsch bestätigt oder gar in Richtung eines sogenannten "Coming-out" gedrängt würden, sodaß in sublimer Weise sogar eine Verführung vorläge. Interessant an der ganzen Diskussion ist auch die Begrifflichkeit. Mir scheint zum Beispiel der philosophisch-anthropologisch problematische Begriff einer (sexuellen) "Orientierung" auf die begrenzte Fachwissenschaft der heutigen Psychologie bzw. Medizin zu verweisen. Das Dokument aus Rom vermeidet diesen Begriff, da es sich nicht nur um eine medizinisch-psychologische oder ideologische Frage handelt und da anthropologisch-naturgesetzlich die Rede von mehreren "Orientierungen" oder (neuen Geschlechtern, wie Kardinal Grocholewski sinngemäß übersetzte) unsinnig wäre. Zenon Kardinal Grocholewski sagte im Radio-Vatikan-Interview zur Frage nach der Notwendigkeit des Dokumentes und im Hinblick auf die schon bisher häufigen Stellungnahmen der Glaubenskongregation zur Homosexualität: "Weil es auf diesem Gebiet in der heutigen Welt eine gewisse Desorientierung gibt. Viele vertreten die Position, daß die homosexuelle Neigung für den Menschen etwas Normales sei, sozusagen wie ein drittes Geschlecht. Dies widerspricht aber vollkommen der menschlichen Anthropologie, das widerspricht nach Auffassung der Kirche dem Naturgesetz. Gott selbst hat dies in die menschliche Natur eingeschrieben: es gibt zwei Geschlechter. Und so ist unsere Kongregation für das Bildungswesen von dem ausgegangen, was das Lehramt der Kirche lehrt!" Wenn daher einzelne Bischöfe den Begriff "Orientierung" trotzdem (weiter)verwenden, kann dies nur von einem abgeschlossenen Medizinstudium oder aber vom Bemühen herrühren, in gängiger Terminologie ad hominem zu sprechen. Es gibt aber keine gleichberechtigten Orientierungen, die sich da nebeneinander "Hetero-", "Homo-", "Bi-" und was alles sonst noch nennen könnten. Naturwidrige "Orientierungen", die niemals von der Kirche als in irgendeiner Weise (gleich)berechtigt (neben der "Heterosexualität") anerkannt werden können, definieren sich ausschließlich vom "Sex" her, und da haben wir schon im Unterscheiden vom "Hetero" eine bestimmte sexuelle Überkonzentration. Die Instruktion erinnert uns, daß die Kirche mit Recht keine sexuelle Orientierungen kennt oder akzeptiert, abgesehen von der pastoralen Liebe zu allen anvertrauten Seelen. Alles, was daher außerhalb des natürlichen von Gott selbst in Mann und Frau eingezeichneten Rahmens ist, birgt besondere Risken, und zwar in jeder Hinsicht. Ich bin davon überzeugt, daß die Bildungskongregation genau das herausgefunden hat: wir haben eine massive Anzahl von Zölibatsbrüchen in naturwidriger (!) und zusätzlich mißbrauchender Form bei jenen Kandidaten und Priestern, die sich eben als homosexuell bekannt oder herausgestellt haben. Ich sehe mit Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun in meinem Kommentar vom Vorjahr sehr wohl eine Differenz bei den Zölibatsbrüchen: abgesehen davon, daß schwere Sünde immer vorliegt, ist es wesentlich gravierender, wenn Zölibatsbrüche in homosexueller oder gar mißbrauchender Form geschehen. Die Perversion dessen, was Gott mit Mann und Frau gemeint hat, kommt hier objektiv erschwerend hinzu. Was den aufsehenerregenden Fachbeitrag des Psychologen Dr. Gerard J. M. van den Aardweg betrifft, so wird man nicht allen seinen Schlüssen zustimmen müssen. Er ist aber zweifellos von der eigenen fachlich-existentiellen Erfahrung getragen und von einer Fülle ihm bekannter konkreter Fälle, auch aus der Literatur. Eines zeigt er jedenfalls auch klar und überzeugend auf: diese Instruktion war längst fällig. Richtig liegt Aardweg damit: "Daher führt eine rein sexuelle Betrachtung der Homosexualität zu Fehleinschätzungen, wenn man sie auf die Priesterschaft und andere kirchliche Funktionen bezieht. Es geht nicht nur darum, ob der Priesteramtsanwärter ein Leben in Enthaltsamkeit führen könnte." Genau hier liegt nämlich die Schwäche so mancher Amtsträger in den USA und in unserem Sprachraum, die trotz Instruktion immer noch meinen - fast unbelehrbar erscheinend - daß man ruhig Homosexuelle (weiterhin) weihen könnte, wenn nur ihre Sexualität integriert wäre (schon wieder: als ob es einfach zwei gleichberechtigte und gleich gesunde "Orientierungen" überhaupt und im Klerus speziell geben dürfte oder sollte). Hilfreich ist auch diese Analyse Aardwegs: "Homosexuelle Sehnsüchte sind keine isolierten Triebe, sondern Symptome eines Gesamtdefizits in der emotionalen Entfaltung einer Person zu voller Männlich- bzw. Weiblichkeit. Das ist kein untergeordneter oder nebensächlicher Aspekt der Psyche. Mann oder Frau zu sein ist Teil der Substanz unserer geistigen Natur, Teil unserer persönlichen Identität. Aus dieser essentiellen Dimension des Daseins entstehen Beziehungen der eigenen Person zu anderen: zu Erwachsenen des eigenen und des anderen Geschlechts und zu Kindern." Sehr interessant ist auch ein von Aardweg genannter Faktor für eine mögliche Entstehung von Homosexualität: "fehlgeschlagene Anpassung an Mitglieder des gleichen Geschlechts". Absolut richtig liegt Aardweg beim scharfen Aufzeigen eines gefährlichen homosexuell eingefärbten Karrierismus, über den ich vor einem Jahr in meinem Kommentar auch schrieb - Aardweg sagt: "Unverbesserliche Homosexuelle haben manchmal ein besonderes Charisma, mit dem sie in der Gesellschaft rasch aufsteigen; ähnliches gilt auch für die Kirche. Sie wissen, wie man andere für sich gewinnt, denn sie sind meistens einfühlsam und unterwürfig. Andererseits agieren sie unehrlich, selten ohne versteckte Intentionen, und ihre innere Unzufriedenheit, ihre emotionale Frustration und fehlende Selbstkontrolle sind offensichtlich." Und auch dieses andere Phänomen hat Aardweg meiner Meinung nach richtig erkannt: "Man hört selten, wenn überhaupt, von einem Homo-Priester oder Seminaristen, der in der Nachfolge des Hl. Augustinus offen und demütig seine früheren homosexuellen Aktivitäten bereut und seine innere Umkehr bezeugt, selbst wenn seine homosexuelle Vorgeschichte ein offenes Geheimnis gewesen ist." Schließlich gebe ich ihm ganz klar darin recht: "Der beste praktische Leitfaden scheint zu sein, homosexuelle Tendenzen als Zeichen für eine unechte Berufung zu betrachten und diese Annahme nur beim Vorliegen überzeugender Beweise des Gegenteils aufzugeben." Sehr wertvoll sind dann die offiziellen Stellungnahmen des ehemaligen Päpstlichen Visitators der Diözese St. Pölten und ihres Priesterseminars, hatte der Visitator und heutige Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. med. Dr. theol. Klaus Küng, ja am 12. August 2004 unter anderem leidvoll feststellen müssen: "Leider hat es auch schwerwiegende Fehlentwicklungen gegeben: dies wurde spätestens durch die pornographischen Bilder deutlich, die von einigen Seminaristen geradezu 'suchtartig' aus dem Internet geladen wurden. Sehr schmerzhaft war es für mich festzustellen, daß sich aktive homophile Beziehungen gebildet haben." Und so konnte er nun in einem aktuellen Interview mit den Vorarlberger Nachrichten zur Frage, warum dieses Dokument überhaupt notwendig war, sagen: "Weil sich anscheinend doch an manchen Orten und Klöstern eine homosexuelle Subkultur entwickelt hat. Es war auch das eine oder andere Priesterseminar betroffen. Das kann dazu führen, daß heterosexuell orientierte Männer sich abgestoßen fühlen. So etwas führt zu einer Unterminierung des Zölibats und erweckt den Eindruck einer Doppelmoral. Homosexuelle ziehen einander an. Andere fühlen sich in dieser homophilen Atmosphäre abgestoßen. Ich glaube, daß das Dokument durchaus angebracht war und wirklich begrüßenswert. Ich persönlich achte sehr darauf, gerade dann, wenn jemand älter ist, ob er wirklich eindeutig eine große Stabilitas auch im Sinne von Ausgeglichenheit erreicht." Die erste Stellungnahme Bischof Küngs zur Instruktion über die Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen verwendet zwar auch eine Terminologie mancher Humanwissenschaften bzw. ihrer Fachwissenschafter, zeigt aber schon in ihrem ersten Satz den schweren Fehler vieler Leser und Diskutanten, sich bei der Analyse homosexueller Phänomene im angehenden Klerus nur auf begrenzte Fachwissenschaften wie z. B. auf die heutige Psychologie, die medizinische oder die biologische Anthropologie zu verlassen. Es wird nämlich meiner Meinung nach grundlegend übersehen, daß nur eine philosophische und theologische Anthropologie in der Lage sind, die Ergebnisses der begrenzten Fachwissenschaften bzw. der einzelnen Humanwissenschaften richtig zu bewerten und einzuordnen. (Hier gibt es im übrigen eine Analogie zu den Fehlern einiger Diskutanten betreffend die Evolution.) Und so meinte Bischof Klaus Küng, Mitglied der Römischen Kongregation für den Klerus und Konsultor des Päpstlichen Rates für die Familie: "Wer das Dokument verstehen will, muß sich auf die größeren Zusammenhänge einlassen, die sich aus dem christlichen Menschenbild ergeben. Der Mensch ist von Gott als Mann und Frau erschaffen. Geschlechtsverkehr gehört nach christlichem Verständnis in die Ehe, ist nur dort, in der Ehe, ganzheitlicher Ausdruck der gegenseitigen Hingabe mit Leib und Seele, wobei das Offensein, Vater bzw. Mutter zu werden, Bestandteil dieser Hingabe ist. Außerhalb der Ehe ist auch für heterosexuell geneigte Menschen Geschlechtsverkehr nicht statthaft. Bei homosexuell geneigten Personen ist eine solche eheliche Ganzhingabe nicht möglich und daher nach christlichem Verständnis niemals statthaft. - Abgesehen davon ist zu beachten, daß die geschlechtliche Orientierung ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeit jedes Menschen ist und die gesamte Denk-, Rede- und Verhaltensweise beeinflußt. Gerade deshalb würde es unter anderem für Priesteramtskandidaten mit homosexuellen Tendenzen schwierig sein, das christliche Bild der Ehegemeinschaft zwischen Mann und Frau glaubhaft zu vertreten. Homosexuell geneigte Menschen können aber sehr begabt, sehr fähig und sehr wertvoll sein. - Die Instruktion spricht stellenweise von homosexuell geneigten Menschen mit tief verwurzelter Prägung: gemeint ist eine homosexuelle Orientierung, die bis in die Kindheit zurückreicht und zu einer starken Prägung der Persönlichkeit geführt hat. - Zölibat ist der Verzicht auf Ehe und setzt prinzipiell eine heterosexuell orientierte Persönlichkeit voraus. Es wäre eine Unterminierung des Zölibates, wenn in einem Seminar oder in einem Kloster eine so genannte homosexuelle Subkultur besteht. Homosexuelle Personen ziehen sich an, heterosexuelle Personen fühlen sich jedoch von einer homophilen Atmosphäre eher abgestoßen, was für die Entwicklung solcher Seminare und Klöster entsprechende Folgen haben kann, wie es anscheinend die Erfahrung in den USA in einigen Fällen gezeigt hat. - Die römische Instruktion sagt nichts über den Einsatz von Priestern mit homosexuellen Neigungen. Sie sind jedenfalls - so wie heterosexuell orientierte - zur Enthaltsamkeit angehalten, und sicher ist, daß sie nicht für die Leitung von Seminaren, und im allgemeinen für die Ausbildung von Seminaristen in Frage kommen. Immer wieder wird die Meinung vertreten, die Instruktion habe mit dem gehäuften Vorkommen der Pädophilie zu tun: In Wirklichkeit kommt Pädophilie sowohl bei hetero- als auch bei homosexuell geneigten Personen vor." In zwei Interviews, mit www.kath.net und mit den Vorarlberger Nachrichten, verdeutlichte Seine Exzellenz Dr. Dr. Klaus Küng seine kirchliche Position: "Die Beurteilung, ob tief sitzende homosexuelle Neigungen vorliegen, ist Aufgabe des erfahrenen Begleiters bzw. fachlich kompetenter Berater. Es kann in der Zeit der Pubertät, vielleicht auch noch etwas später oder in besonderen Situationen ohne Vorliegen einer so starken Prägung wie oben beschrieben zu Manifestationen homosexueller Neigungen kommen. Solche Schwankungen können im jugendlichen Alter (Spätpubertät) auftreten. Die Grenzen können dabei wohl manchmal fließend sein." Zum Problem homosexueller Subkulturen fügt Bischof Küng hinzu: "Abgesehen von diesem großen Problem - wohl der eigentliche Hintergrund des Dokumentes - und den damit verbundenen Problemen, die auch in einer Diözese entstehen können, wenn sich 'Seilschaften' bilden, sind wohl doch auch pastorale Aspekte mit diesem Fragenkomplex verknüpft." Und zur Problematik homosexueller Priester sowie zum Vorwurf der Diskriminierung sagt der ehemalige Päpstliche Visitator dann noch: "Über die Ursachen der Homosexualität wird ja immer noch diskutiert. Es gibt unterschiedliche Meinungen. Die meisten Autoren sind sich einig, daß mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Es kann oft schon sehr früh diese tiefgreifende Veränderung Platz greifen, in den ersten zwei, drei Lebensjahren schon. - Es handelt sich nicht um Diskriminierung, sondern um die Wahrnehmung echter Probleme, die oft tief sitzende Wurzeln haben, deren Entstehen und Entwicklung nicht dem Willen der Betroffenen entsprungen sind. Auch die Auswirkungen sind komplex und bedürfen einer differenzierten Sicht, um solchen Priestern eine fruchtbare Wirksamkeit zu ermöglichen, ohne unnötige Gefährdungen einzugehen." Der an der Gregoriana in Rom lehrende Psychologieprofessor Pater Dr. Hans Zollner gibt dem ehemaligen Päpstlichen Visitator und promovierten Mediziner Dr. Dr. Klaus Küng recht. In einem Radio-Vatikan-Interview sagte er: "In gleichgeschlechtlichen Gruppen kann man bei homosexuellen Männern sehr oft feststellen, daß es um Phänomene wie Eifersucht und Klüngelei geht. Das ist für kirchliche Kreise eine schwierige Frage, wenn homosexuelle Priester ihre jeweiligen Freunde, Bekannten oder auch homosexuelle Partner nachziehen und so eine Seilschaft entstehen würde, die nicht auf Qualifikation beruht, sondern darauf, daß eine gegenseitige Anziehung vorhanden ist." Auf weiteres Befragen fügte er noch hinzu: "Meines Erachtens sind sehr viele Menschen, die sich als homosexuell erleben, nicht in diesem Sinn ausschließlich tief verwurzelt homosexuell. - Das Problem ist heute, daß durch die gesellschaftliche Anerkennung der Homosexualität, die schon sehr weit gediehen ist, viele glauben, Homosexualität sein eine völlig problemlose Variante der menschlichen Sexualität. Ich glaube das tatsächlich nicht (...) Ich kenne sehr viele homosexuelle Priester, die heute einen guten Dienst tun. Aber ich kenne auch sehr viele homosexuelle Priester, die ganz massive Schwierigkeiten haben in ihrer Identitätssuche für sich selber und in der Weise, in der diese Identitätssuche Energie und Zeit verschlingt, die sie eigentlich dafür nutzen sollten, daß sie Menschen angemessen begleiten können auf ihrem Weg zu Gott." Pater John Harvey, Oblate des heiligen Franz von Sales (dies ist auch die Ordensheimat von Weihbischof Laun) und Leiter der Organisation Courage International, die sich Männer und Frauen annimmt, die gleichgeschlechtliche Neigungen haben, meinte in einem ZENIT-Interview am 5. Dezember 2005, daß die Instruktion genau jene Erklärungen enthalte, die an der Zeit waren: "Ich denke, daß diese Instruktion sehr gelungen ist, weil nicht versucht wird, jede Frage zu beantworten. Gleich zu Beginn wird das erklärt, und das ist etwas sehr Wohltuendes. In dem neuen Dokument werden einfach jene Richtlinien festgelegt, an denen sich Bischöfe, Leiter von Priesterseminaren und jene Personen, die außerdem im Seminar tätig sind, orientieren sollen. Meiner Ansicht nach ist es überaus klug, die letzte Verantwortung bei den Bischöfen und Regenten zu belassen, die schließlich die Entscheidungen treffen müssen. Das ist, glaube ich, besser, als jede einzelne Frage zu beantworten. Nun steht eindeutig fest, welche Priesteramtskandidaten sich die Kirche nicht wünscht: solche, die die Homosexualität praktizieren, und solche, die homosexuelle Einstellungen fördern. Solche Menschen sollten nicht im Priesterseminar sein. Im Dokument wird zwischen Personen mit tief sitzenden homosexuellen Tendenzen und solchen mit vorübergehenden gleichgeschlechtlichen Neigungen unterschieden Es ist sehr richtig, daß manche homosexuellen Tendenzen nur Ausdruck eines vorübergehenden Problems sind, wie es etwa in einer noch nicht abgeschlossenen Adoleszenz auftreten kann." Und zur Bedeutung des Dokumentes formuliert Pater Harvey: "Seine Bedeutung liegt darin, daß es sich um eine Aussage handelt, die für die Weltkirche gilt und nicht nur für die USA. Jahrelang haben wir in der Kirche in den Vereinigten Staaten Menschen gehabt, die sich darum bemüht haben, eine so genannte homosexuelle Kultur voranzutreiben. Konkret spreche ich von Gruppierungen wie 'Dignity', 'New Age Ministry' und verschiedenen pastoralen Hilfsdiensten, die sich homosexueller Menschen annehmen. Es ist an der Zeit, in der Kirche klar zu betonen, daß man es einfach berücksichtigen muß, wenn ein Priesteramtskandidat homosexuelle Tendenzen hat. Solche Menschen sollten ihre Neigung zum gleichen Geschlecht nicht verstecken oder lügen müssen. Man muß auch hervorheben, daß Personen mit Neigungen zum gleichen Geschlecht nicht automatisch vom Seminar ausgeschlossen sind. Viele Jugendliche behaupten, sich beizeiten vom gleichen Geschlecht angezogen zu fühlen. Aber sogar diese könnten durchaus Priester werden, wenn sie lernen, ihre Neigungen zu beherrschen. Es gilt zwischen vorübergehenden gleichgeschlechtlichen Neigungen und tief sitzenden, zerstörerischen homosexuellen Tendenzen zu unterscheiden. Wir sind sehr froh, mit dem neuen Dokument eine Richtlinie in der Hand zu haben, die man in der Seelsorge einsetzen kann. Zumindest beabsichtige ich, das zu tun." Es ist im übrigen richtig, daß die Römische Instruktion indirekt wohl auch so verstanden werden kann, daß Sexualität vor den Heiligen Weihen glasklar thematisiert wird, da die falsche Haltung "Priester sind asexuell" nach hinten los gehen kann ... Zur Frage der Erkennbarkeit sagt Pater Harvey: "Aber in einem längeren Gesprächsprozeß können Psychologen und Theologen doch herausfinden, ob jemand eine tief sitzende Tendenz zum gleichen Geschlecht hat oder nicht. Die Priesterseminare benötigen gute katholische Psychiater, die mit den Verantwortlichen all diese Punkte durcharbeiten, damit man zwischen Männern mit vorübergehenden und dauerhaften Neigungen zum gleichen Geschlecht unterscheiden kann. Wir brauchen auch mehr Informationen darüber, wie man mit Teenagern umgehen soll, die sich homosexuell nennen. Wir müssen sie ernst nehmen und ihnen beibringen, ein reines Leben zu führen. Das ist eine der Aufgaben von 'Courage International'. Es gibt Menschen, die homosexuelle Neigungen haben und keusch leben. Eine große Anzahl von Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen ist in der Lage, das zu tun (...) Jeder Priesteramtskandidat, der gleichgeschlechtliche Neigungen hat, sollte einen katholischen Psychologen aufsuchen und ihm oder ihr Erlaubnis geben, das Seminar über die jeweilige Situation in Kenntnis zu setzen. Das wäre höchst sinnvoll. Affektive Reife bedeutet, daß man zum Erwachsenen geworden ist und gelernt hat, mit den eigenen Gefühlen umzugehen: man läßt sich nicht einfach gehen. Es ist ein trauriges Zeichen, wenn ein junger Erwachsener nicht an sich arbeiten kann (...) Psychologische Untersuchungen haben erwiesen, daß homosexuelle Neigungen unter anderem durch ein Trauma ausgelöst werden können, durch eine traumatische Erfahrung mit den eigenen Eltern oder mit Gleichaltrigen. Jedenfalls treten homosexuelle Tendenzen relativ früh im Leben auf, weil sie sich als Grundhaltung bei jenen Kindern ausbilden können, die sich vom Elternteil gleichen Geschlechts lösen und unfähig sind, mit Gleichaltrigen in Beziehung zu treten. Das beeinflußt die Weise, wie sie dann später Frauen und Männern begegnen werden. (...) Ein guter Regens zieht, wenn jemand in dieser Hinsicht auffällig ist, einen Fachmann von außen hinzu, der eine professionelle Beurteilung abgeben kann. Im Falle eines Seminaristen sollte er außerdem einen Psychiater mit einbeziehen, der die betroffene Person untersucht und danach den Regens informiert. Privatangelegenheiten können vertraulich behandelt werden, aber der Psychiater muß auf jeden Fall darüber informieren, ob der Betroffene für den Priesterberuf geeignet ist oder nicht. Seine Fachmeinung bedeutet dann nicht automatisch die endgültige Entscheidung, sondern eben eine Meinung. Ich bin davon überzeugt, daß der Klärungsprozeß bei guten katholischen Psychologen in guten Händen ist." Und der vom Heiligen Stuhl beauftragte Kommentator der Instruktion im Osservatore Romano vom 30. November 2005, Msgr. Dr. Tony Anatrella, französischer Psychoanalytiker und erfahrener Sozialpsychologe sowie Konsultor des Päpstlichen Rates für die Familie, bot eine im deutschen Sprachraum noch zu wenig bekannte Verstehenshilfe für die neue Instruktion aus Rom und für die Richtigkeit der schon bisher geltenden Regelungen. Die Kirche könne eine unvollständige Sicht der Sexualität nicht akzeptieren, denn die Erfahrung habe gezeigt, daß die seelsorglichen Beziehungen von homosexuellen Priestern sehr viel komplizierter seien. Auch wenn Homosexuelle nie eine sexuelle Erfahrung gemacht und sich dem Zölibat voll verschrieben hätten, seien diese keine geeigneten Kandidaten für den katholischen Klerus. Selbst wenn diese sich bemühten, der Lehre der Kirche gemäß zu leben, hätten die psychologischen Folgen Auswirkungen auf der pastoralen Ebene. Es gäbe bei Homosexuellen die Tendenz, nur einige wenige Freunde zu haben, sich mit Hilfe eines Clans ähnlicher Personentypen von anderen zu isolieren, Pfarrkindern ihre Beschwerden zu verübeln, andere Schwule für den Priesterberuf anzuwerben und mit der kirchlichen Autorität nach dem System von Verführung und Zurückweisung zu handeln. Die Begleiterscheinungen einer gleichgeschlechtlichen Anziehung seien der Grund, warum die Kirche beschlossen habe, homosexuelle Männer nicht zu weihen. Schon immer habe die Kirche dies geäußert - Msgr. Anatrella verwies auf Entscheidungen der Pariser Synode und des Dritten und Vierten Lateran-Konzils. "Unglücklicherweise hat seit vielen Jahren eine permissive Haltung in einigen Ländern dazu geführt, daß Leute dachten, Priesteramtskandidaten könnten ruhig geweiht werden, solange sie die perfekte Enthaltsamkeit auf sich nehmen würden." Probleme und Skandale hätten aber gezeigt, daß eine liberale Haltung nicht von Weisheit getragen gewesen wäre. Homosexualität sei eine Tendenz und keine Identität. "Die Kirche hat die Pflicht, neu in Erinnerung zu rufen, daß die homosexuelle Tendenz eine Kontra-Indikation für die Berufung zu den Heiligen Weihen ist." Und Msgr. Anatrella erläutert - wie es weiter oben schon ähnlich nachlesbar war: "Ein Mann, der sich darauf vorbereitet, Priester zu werden im Blick auf die Menschheit Christi, in einem bräutlichen Bund mit der Kirche und im Verständnis geistlicher Vaterschaft, muß frei sein von allem, was die fruchtbare Ausübung seines Amtes behindern würde." Der Pariser Psychologe geht davon aus, daß Homosexuelle dazu nicht in der Lage wären. "Der bräutliche Bund und die geistliche Vaterschaft sind der Homosexualität fremd, welche das eheliche Leben und das priesterliche Leben weder verwirklichen noch symbolisieren kann." Eine Person mit homosexuellen Tendenzen sollte nach Meinung Anatrellas "nicht für die Priesterausbildung akzeptiert werden, oder es muß, wenn sie akzeptiert worden ist, bevor man von dieser Situation etwas bemerkt hätte, ihre Ausbildung abgebrochen werden". "Man muß sich freimachen von der Idee, die zur Auffassung verleitet, daß solange eine homosexuelle Person ihre zölibatäre Verpflichtung in Keuschheit respektierte, es dann keine Probleme geben würde und sie somit zum Priester geweiht werden könnte", so der französische Priester und Psychologe Msgr. Dr. Tony Anatrella. Eine "Lebensübergabe durch die Heiligen Weihen setzt aber voraus, daß der Kandidat eine ausreichende affektive und sexuelle Reife erlangt hat, und zwar in voller Übereinstimmung mit seiner männlichen Geschlechtsidentität". "Er muß im Prinzip für die Ehe taugen und fähig sein, Vaterschaft gegenüber seinen Kindern auszuüben. Und es geschieht unter diesen Umständen erlangter Reife, daß der Kandidat auf die Ausübung dieser Fähigkeiten verzichtet, um sich selbst Gott im Priestertum zu schenken." Besonders wertvoll ist dann noch die von Anatrella angebotene Liste bestimmter Warnsignale, die Seminarregenten und andere Ausbildner alarmieren sollten, daß unter Umständen ein Kandidat homosexuelle Tendenzen aufweise. Unter anderem nennt er den Fall, daß Studenten eine sehr problematische Beziehung zu ihren Vätern hätten, daß sie sich mit ihrer Identität nicht zurechtfänden, daß sie sich zu isolieren suchten, daß sie Probleme bei der Besprechung sexueller Fragen hätten, daß sie Internetpornographie konsumierten, daß sie den Anschein eines tiefen Schuldgefühls zeigten oder daß sie sich oft selbst als Opfer sehen oder darstellen würden. Neben den Auswirkungen in der Seelsorge könnte aber ein Akzeptieren der Homosexualität eine destabilisierende Wirkung auf das Leben des einzelnen und der Gesellschaft als ganzes haben. Daher sei es die Pflicht der Katholischen Kirche, gegen die Tolerierung eines "unvollständigen und unreifen" Verständnisses der menschlichen Sexualität aufzutreten. Sicher impliziere die vatikanische Instruktion Proteste, vor allem von Homosexuellen, die bereits Priester sind. Aber solche Proteste würden zeigen, daß "sie sich bereits in einer unangenehmen Situation befinden". Priester, die eine Anziehung zum gleichen Geschlecht bei sich feststellen, sollten ihre Anstrengungen verdoppeln, um enthaltsam zu leben. "Innerhalb des Klerus sind Homosexuelle nicht repräsentativ vertreten", erklärt Msgr. Dr. Anatrella. "Sie sind in der Minderheit." Auch den Vorwurf, die Kirche sei homophob, weist Anatrella zurück. Das sei "ein Droh-Slogan". Die Instruktion bestehe im übrigen darauf, daß homosexuelle Personen respektvoll zu behandeln wären. Es muß ihnen geholfen werden, daß sie "in Treue zu ihrer Taufe leben und alle sittlichen Konsequenzen des Christlichen Lebens auf sich nehmen, aber sie können nicht zu den Heiligen Weihen berufen werden." Der Vatikan duldet keinen Haß gegenüber jenen, die an gleichgeschlechtlichen Regungen leiden. Dennoch müsse die Kirche garantieren, daß die Priesteramtskandidaten gut auf das Priesteramt vorbereitet würden. "Das Priesteramt ist kein Recht." Der Priester Richard John Neuhaus erklärte auf der Webseite des Institute on Religion and Public Life bereits am 23. November 2005: "The new Vatican instruction is clearly aimed at countering what Archbishop Wilton Gregory, when president of the U.S. bishops conference, called the homosexualization of the priesthood that has turned many young men away from a priestly vocation. - During the years of the sex abuse crisis - a crisis mainly occasioned by homosexual priests having sex with teenage boys - I was famous (or infamous) for saying that it was all about three things: fidelity, fidelity, and fidelity. The story of the new instruction from Rome will likewise be about three things: implementation, implementation, and implementation." (Übersetzung: "Die neue vatikanische Instruktion ist klar dagegen ausgerichtet, was Erzbischof Wilton Gregory, damals Präsident der US-amerikanischen Bischofskonferenz, als Homosexualisierung des Klerus benannte, die nämlich viele junge Männer von einer Priesterberufung abgehalten hatte. - Während der Jahre der durch sexuellen Mißbrauch verursachten Krise - einer Krise, die hauptsächlich durch homosexuelle Priester verursacht war, die mit Teenager-Buben Sex hatten - wurde ich berühmt [oder berüchtigt], als ich sagte, daß es im Grunde um drei Dinge ging: Treue, Treue, Treue. Bei der Geschichte rund um die neue Instruktion aus Rom wird es ebenfalls um drei Dinge gehen: Anwendung, Anwendung, Anwendung.") Und er liegt richtig, denn nach dem Willen des Heiligen Stuhles müssen die Normen der Instruktion in jedem Land bei der Ausarbeitung oder Aktualisierung der fundamentalen Normen für die Priesterausbildung beachtet werden. Außerdem müssen die Vorschriften, die nun durch die Instruktion besser und mit größerer Rechtssicherheit aufscheinen, von allen Oberen gläubig eingehalten werden, um den zukünftigen Priestern eine angemessene Ausbildung zu garantieren im Blick auf das Gut beider: des Kandidaten und der Kirche. Und so wollen wir in der heiligen Adventzeit alle genannten Personen ins Gebet einschließen, auf daß die Kirche in allen Erdteilen von reichem und gesundem Wachstum getragen sei. Eine gute Adventzeit als Vorbereitung auf das Geheimnis der Geburt des Gott-Menschen wünscht Euch allen Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Monday, October 31. 2005
GEGEN STERBEHILFE: PHILOSOPH ROBERT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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00:40
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Dankenswerterweise hat die Stuttgarter Zeitung am 26. Oktober 2005 einen Gastkommentar von Robert Spaemann zur derzeit in Deutschland vor allem aufgrund einzelner Politikeräußerungen immer wieder diskutierten Thematik der sogenannten Sterbehilfe gebracht. Dieser extrem wichtige Kommentar wird von der Zeitung so eingeleitet: "In Hannover hat der Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas jetzt seine erste deutsche Filiale eröffnet [das Wirken dieser Vereinigung ist mit Absolutheit abzulehnen, Anm. des Padre] und damit die Debatte um den würdigen Tod wieder angestoßen. Der Philosoph Robert Spaemann nimmt dazu Stellung." Somit ist er eine ideale Ergänzung der knappen Predigtreihe zu diesen und ähnlichen Fragen:
Sterbehilfe ist nur ein anderes Wort für Töten. Plädoyer für die Achtung des Lebens Die Forderung, schwer kranke Menschen auf ihren Wunsch hin und Menschen, die einer klaren Willensäußerung nicht mehr fähig sind, auch ohne ihren Wunsch zu töten, wird nach einer Latenzzeit von etwa fünfzig Jahren nun wieder energisch vorgetragen. Der Gedanke hat inzwischen auch einen CDU-Minister befallen, der - was die Tötung ohne Verlangen betrifft - sogar über die holländische Gesetzgebung hinausgehen möchte. Die Vertreter der Euthanasieforderung legen in der Regel großen Wert darauf, nicht mit der kriminellen Praxis der Nationalsozialisten in Zusammenhang gebracht zu werden. Dieser Zusammenhang aber ist nicht zu leugnen. Er wurde auch sehr früh bemerkt. Im Gefolge der Prozesse gegen die Euthanasieärzte des Dritten Reiches schrieb 1949 der amerikanische Arzt Leo Alexander, "daß allen, die mit der Frage nach dem Ursprung dieser Verbrechen zu tun hatten, klar wurde, daß sie aus kleinen Anfängen wuchsen. Am Anfang standen zunächst feine Akzentverschiebungen in der Grundhaltung. Es begann mit der Auffassung, die für die Euthanasiebewegung grundlegend ist, daß es Zustände gibt, die als nicht mehr lebenswert zu betrachten sind. In ihrem Frühstadium betraf diese Haltung nur die schwer und chronisch Kranken. Nach und nach wurde der Bereich jener, die unter diese Kategorie fielen, erweitert und auch die sozial Unproduktiven, die ideologisch Unerwünschten, die rassisch Unerwünschten dazugerechnet. Entscheidend ist jedoch zu erkennen, daß die Haltung gegenüber den unheilbar Kranken der winzige Auslöser war, der diesen totalen Gesinnungswandel zur Folge hatte." Der wesentliche Unterschied zwischen der damaligen und der heute angestrebten Praxis besteht nur darin, daß die damaligen Tötungen von Geisteskranken (bei denen übrigens erstmals die Methode der Vergasung erprobt wurde) ohne gesetzliche Grundlage erfolgten, weshalb der Münsteraner Bischof Graf Galen denn auch Strafanzeige wegen Mord erstatten konnte, die selbstverständlich niedergeschlagen wurde. Der Arm des Gesetzes konnte jederzeit durch geheimen Führerbefehl lahm gelegt werden. In Holland wird er allerdings auch ohne Führerbefehl lahm gelegt. Nach der Legalisierung der Tötung auf Verlangen gehen inzwischen die straffreien Tötungen ohne Verlangen in die tausende, sodaß holländische Greise es häufig vorziehen, sich in deutsche Altenheime zu flüchten. Ein Drittel der Getöteten wurde bereits 2001 auf das Urteil von Ärzten oder Angehörigen hin umgebracht. Es wird geltend gemacht, damals sei der einzelne Kranke im Interesse des Volkswohls ermordet worden, um die Pflegekosten zu sparen. Heute solle er nur in seinem eigenen Interesse getötet werden, wenn das Leben für ihn selbst nicht mehr lebenswert sei. Dieser Hinweis übersieht, daß auch die Nationalsozialisten mit dem Interesse des Patienten und mit seiner Würde argumentieren. Der Film "Ich klage an", den Joseph Göbbels damals mit erstklassigen Schauspielern lancierte, zeigt eine an multipler Sklerose erkrankte junge Frau, der ein befreundeter Arzt die tödliche Spritze aus Gewissensbedenken verweigert, deren Ehemann, ebenfalls Arzt, sie aber aus Mitleid nach einem rührenden Abschied tötet und dann vor Gericht das Gesetz anklagt, das eine solche Hilfe verbietet. Auch der Theologe durfte nicht fehlen, der dem Mann beisteht mit dem Hinweis darauf, daß Gott doch dem Menschen die Vernunft gegeben habe, damit er selbst beurteilen könne, wann es an der Zeit ist zu gehen. Nur wenige Sekunden lang wird ein Blick des Arztes auf schwerstbehinderte Kinder in einer Klinik eingeblendet, um die schiefe Ebene sicherzustellen, auf der die Praxis dann in den Abgrund des Massenmords gleiten sollte. Aber sogar in den internen Gutachten der Psychiater jener Zeit, die ihre Patienten zur Tötung freigaben, ist nicht vom Geld und nicht vom Volksganzen die Rede, sondern vom Interesse derer, die man von einem lebensunwerten Leben befreien müsse. Natürlich stand dahinter das Interesse der Politik, speziell der Politik in einer Zeit der Knappheit. Daß der erneute Ruf nach Euthanasie heute nur rein zufällig in einem Augenblick Gehör findet, da die demographische Entwicklung das Problem der Altersversorgung immer dramatischer werden läßt - wer wollte das guten Gewissens behaupten? Hier bietet sich ein Ausweg, der den Charme einer sehr billigen Endlösung hat, heute wie damals. Aber darf eine humane Gesellschaft sich diesen Ausweg leisten? Die Argumente, die dagegen sprechen, sind meines Erachtens zwingend, soweit jemand sich durch Argumente überhaupt zwingen läßt. Die Grundlage unserer Rechtsordnung ist die Achtung des Menschen vor dem Menschen. Diese Achtung darf nicht an das Vorliegen bestimmter Eigenschaften oder Zustände geknüpft sein. Das einzige Kriterium muß die Abstammung von Menschen bleiben. Andernfalls dürften zum Beispiel Schlafende oder Bewußtlose schmerzlos getötet werden. Und überhaupt würde es Sache eines Mehrheitsbeschlusses sein, welchen Menschen Personenrechte gewährt werden sollen und welchen nicht. Aus der Anerkennung würde eine "Verleihung". Menschen träten nicht auf Grund eigenen Rechts in die Menschheitsfamilie ein, sondern sie würden bedingungsweise kooptiert. Von Menschenrechten kann dann nicht mehr die Rede sein. Nun wird geltend gemacht, der Mensch werde als Freiheitssubjekt gerade dadurch geachtet, daß man seine Verfügung über das eigene Leben achte. In der Tat, die Rechtsordnung sanktioniert nicht den Versuch des Selbstmords. Philosophen von Platon bis Wittgenstein haben zwar den freien Selbstmord für etwas fundamental Verwerfliches gehalten. Aber die Zuständigkeit der Rechtsgemeinschaft endet dort, wo jemand aus diesem zwischenmenschlichen Gefüge austreten will. Wenn er das tun will, muß er es allerdings allein tun. Denn jeder, der ihm bei dieser Handlung behilflich ist oder sie sogar an seiner statt ausführt, befindet sich innerhalb dieses Gefüges. Er darf nicht, mit der Begründung oder unter dem Vorwand, den anderen als Freiheitssubjekt zu achten, eben dieses Freiheitssubjekt vernichten. Hier gilt Hegels Wort: "Das Werk der absoluten Freiheit ist der Tod." Und kein Mensch hat das Recht, von einem anderen zu erbitten, daß er zu ihm sagt: "Du sollst nicht mehr sein." Es muß ihm klar sein, daß er dieses Recht nicht hat. Denn wenn er es hat, dann ist es unvermeidlich, daß aus diesem Recht eine Pflicht wird. Wenn er dieses Recht hat, dann hat er die volle Verantwortung für alle Mühen, Kosten und Entbehrungen, die seine Mitmenschen aufbringen, um ihn zu pflegen. Er könnte sie ja durch einen Federstrich von dieser Last befreien, statt das Familienvermögen zu verbrauchen. Welcher sensible Mensch wird nicht unter solchen Umständen eine moralische Pflicht empfinden, der stummen Geste zu folgen, die ihm sagt: "Da ist der Ausgang!" Die rechtliche Möglichkeit der Tötung auf Verlangen produziert eben dieses Verlangen. Es handelt sich hier um eine zwingende Logik. Immer wieder ist in diesem Fall von Selbstbestimmung die Rede. Man hat Mühe, hier nicht an Zynismus zu glauben. Untersuchungen haben ergeben, daß die meisten Suizidwünsche nicht großer Schmerzen wegen geäußert werden, sondern aus Situationen der Verlassenheit heraus. Fast immer verschwinden diese Wünsche, falls sie nicht krankhaft sind, wenn ein Mitmensch, der sogar der Arzt sein kann, ein echtes und tätiges Interesse am Dasein eines Kranken bekundet. In diesem Augenblick größter Schwäche und reduzierter Autonomie, wo der Leidende nur eines braucht - nämlich Zuwendung, Solidarität und Linderung der Schmerzen - seine fiktive Selbstbestimmung in den Mittelpunkt zu stellen, ist eine zynische Ausrede, um sich diesen Verpflichtungen zu entziehen. "Du sollst nicht mehr sein" ist mithin der krasseste Ausdruck der Entsolidarisierung. Der Arzt repräsentiert dem Patienten gegenüber die Bejahung seiner Existenz durch die Solidargemeinschaft der Lebenden, auch wenn er ihn nicht zum Leben zwingt. Gerade in Situationen seelischer Labilität ist das Bewußtsein katastrophal, der Arzt oder auch der Psychiater könnte auf seinen Wunsch spekulieren, sich aus dem Weg räumen zu lassen, und insgeheim darauf warten, diesen Wunsch exekutieren zu können. Zu den objektiven Gründen für die Wiederbelebung des Euthanasiegedankens gehören die neuen Praktiken medizinischer Lebensverlängerung und die Explosion der Kosten. Der Widerstand gegen die Euthanasiebewegung kann seine Entschiedenheit nur dann rechtfertigen, wenn er diesen objektiven Faktoren Rechnung trägt. Es ist ja wahr, daß in unserem Land seit langem menschenunwürdig gestorben wird. Meistens in Kliniken, also in Häusern, die nicht fürs Sterben, sondern fürs Heilen da sind. In der Klinik wird naturgemäß gegen den Tod gekämpft, obwohl dieser Kampf immer mit Kapitulation endet. Aber die Kapitulation geschieht oft viel zu spät. Nachdem kranke oder alte Menschen auf alle Art zum Leben gezwungen wurden, bleibt ihnen keine Zeit mehr, "das Zeitliche zu segnen". Das Sterben verkümmert zum Verenden. Die "aktive Sterbehilfe", also das Töten, ist nur die Kehrseite eines Aktivismus, der bis zum letzten Augenblick glaubt, "etwas machen" zu müssen, wenn nicht das Leben, dann den Tod. Angesichts unserer technischen Möglichkeiten kann die Medizin nicht mehr dem Prinzip folgen, jederzeit jedes menschliche Leben so lange zu erhalten, wie dies technisch möglich ist. Sie kann es nicht aus Gründen der Menschenwürde, zu der auch das menschenwürdige Sterbenlassen gehört. Sie kann es auch nicht aus ökonomischen Gründen. Die uns zur Verfügung stehenden Mittel sind nun einmal begrenzt. Bei ihrer Verteilung müssen wir das in sich selbst inkommensurable Leben des Menschen durch sekundäre Kriterien vergleichbar machen. Bei der Knappheit von Spenderorganen ist das evident. Aber es muß auch gelten für diagnostischen und therapeutischen, wenn auch keinesfalls für pflegerischen Aufwand. Muß wirklich eine 88jährige, die eine Hirnblutung bekommen hat und ohnmächtig ist, zwei Tage vor ihrem Tod eine aufwendige Hirnoperation über sich ergehen lassen? Und muß die Solidargemeinschaft der Versicherten damit belastet werden? Das ärztliche Berufsethos muß angesichts der wachsenden Möglichkeiten neue Kriterien des Normalen entwickeln - Kriterien für das, was wir kranken Menschen an medizinischer Grundversorgung und Zuwendung schulden, und für das, was abhängig gemacht werden muß von Alter, Heilungsaussicht und persönlichen Umständen. Wer jeden Verzicht auf den Einsatz äußerster Mittel als Tötung durch Unterlassen brandmarkt, der bereitet - oft absichtlich! - den Weg für die "aktive Sterbehilfe", das heißt fürs Töten. Die Hospizbewegung, nicht die Euthanasiebewegung, ist die menschenwürdige Antwort auf unsere Situation. Die Kräfte der Phantasie und Solidarität werden angesichts der Probleme, die auf uns zukommen, nur mobilisiert werden, wenn der billige Ausweg unerbittlich verriegelt bleibt. Wo Sterben nicht als Teil des Lebens verstanden wird, da beginnt die Zivilisation des Todes. [ENDE DES KOMMENTARS, Hervorhebungen vom Padre] In den Tagen rund um Allerseelen ist es gut, daß uns ein Denker wie Spaemann Klarheit gibt in der existentiellen Thematik rund um das Sterben und um den immer wieder klärungsbedürftigen Begriff der sogenannten Sterbehilfe. Euer Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / www.internetpfarre.de Wednesday, July 27. 2005
PHILOSOPH ROBERT SPAEMANN NIMMT ... Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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00:09
Comments (0) Trackbacks (0) PHILOSOPH ROBERT SPAEMANN NIMMT STELLUNG ZUM ANLIEGEN KARDINAL SCHÖNBORNS: EVOLUTION?
Dankenswerterweise hat der Standard (im Internet bereits am 22. Juli und in der gedruckten Ausgabe der Zeitung am 23./24. Juli 2005) einen Gastkommentar von Robert Spaemann in die Diskussion um die sogenannte Evolutionstheorie eingebracht. Über Spaemann schreibt die österreichische Tageszeitung anerkennend: "Der renommierte deutsche Philosoph war bis 1992 ordentlicher Professor an den Universitäten Heidelberg und München; der Autor ist berühmt für seine Einsprüche gegen Atomkraft und Euthanasie und verteidigt, ganz allgemein, ein christliches Menschenbild gegen die Zumutungen einer technokratischen Moderne."
Christoph Kardinal Schönborn selbst wandte sich in den Tagen nach Publikation seines weltweit beachteten Artikels vor allem dagegen, daß "Leute im Namen der Wissenschaft quasi dogmatisch befehlen, es darf darüber nicht diskutiert werden". Er wende sich dagegen, daß die Vertreter einer Ideologie die Existenz eines "intelligenten Plans" der Schöpfung und mithin eines Schöpfers "dogmatisch ausschließen". Dabei zeigten viele Erkenntnisse, daß es vernünftiger sei, an die Existenz eines die Evolution auslösenden Schöpfers zu glauben als an eine "pure Abfolge von Zufall und Notwendigkeit". Kardinal Schönborn verwies auch auf das Buch des Wiener Physikers Walter Thirring (Kosmische Impressionen - Gottes Spuren in den Naturgesetzen). Dort schreibe Thirring, daß es angesichts der Präzision, die es braucht, einen für den Menschen brauchbaren Kosmos zu schaffen, absurd wäre, so etwas dem Zufall zuzuschreiben. Die Möglichkeit der Bedingungen für die Entstehung des menschlichen Lebens verdanke sich einem Zusammentreffen von Konstellationen, die eine so geringe Wahrscheinlichkeit aufwiesen, daß man unter Wahrung eines wissenschaftlichen Anspruchs nicht mehr von Zufall sprechen könne. Der neue Kommentar Spaemanns steht unter dem Titel: "Danke Gott und freue mich". Wider die Tendenz, die Debatte um Kardinal Schönborns Einspruch gegen die Evolutionstheorie zu bagatellisieren: [BEGINN DES KOMMENTARS] Der Kommentar von Kardinal Christoph Schönborn "Finding design in nature" in der New York Times hat großen publizistischen Wirbel ausgelöst. Worum geht es? Zunächst: Worum geht es nicht? Es geht nicht um die Deszendenztheorie, nach welcher die verschiedenen Arten des Lebendigen in genealogischem Zusammenhang stehen. Die christliche Theologie hat den Gedanken einer sich über Jahrmillionen hin erstreckenden "kontinuierlichen Schöpfung" und eines möglichen Abstammungsverhältnisses des Menschen zu vormenschlichen Lebewesen seit Langem akzeptiert. Und umgekehrt: Evolutionstheoretiker haben Darwins Hypothesen wesentlich verfeinert. Die Genetik läßt uns die Mutationen neu und besser verstehen, auch verhält sich der moderne Evolutionismus im Unterschied zu dem des 19. Jahrhunderts nicht religionsfeindlich, sondern versucht, der Religion im Rahmen der Überlebensstrategien der menschlichen Art eine funktionale Nische zuzuweisen. Wo aber liegt der konkrete Konfliktstoff? Er liegt in der These, der Prozeß der Entwicklung der Arten des Lebendigen sei nur verstehbar, wenn wir annehmen, daß ihm ein intelligenter Plan, ein "Design" zugrunde liegt. Diese These ist es, die von vielen Evolutionsbiologen bestritten wird. Das Ziel ihrer ganzen Forschungsbemühungen ist es ja, alle Schritte dieses Prozesses so zu rekonstruieren, daß der Gedanke von so etwas wie einem Ziel daraus gänzlich fern gehalten wird. Vorteile zufälliger genetischer Veränderungen für die jeweilige Ausbreitung einer Genstruktur genügen zur Erklärung der Entstehung neuer Phänotypen, einschließlich dem des Menschen. Wohlwollende Kritiker der "Design-Theorie" geben ihren Vertretern zu bedenken, daß sich Gläubige mit ihr in eine unkomfortable Lage begeben. Sie siedeln ihre Überzeugung in den Nischen des einstweilen noch nicht Erklärten an, aus denen sie immer wieder von Neuem vertrieben werden. Mehr taktisch und pastoral als an Wahrheitsfragen orientierte Theologen versuchen es denn auch seit Langem mit einer Immunisierungsstrategie: Um sich keinesfalls mit der Wissenschaft anzulegen, vermeiden sie es, überhaupt irgendetwas zu behaupten, was in den Bereich des Empirischen und deshalb im Prinzip Falsifizierbaren fällt. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist allerdings die Trivialisierung ihrer Botschaft. Jeder kann ihr zustimmen, weil sie keine belangvolle Information enthält. Und diesen Preis wollte Kardinal Schönborn offenbar nicht zahlen. Worum es geht, läßt sich vielleicht am besten mit dem Anfang eines Gedichts von Matthias Claudius sagen: "Ich danke Gott und freue mich / wie's Kind zur Weihnachtsgabe, / daß ich bin, und daß ich dich, / schön menschlich Antlitz habe." Gibt es einen Grund, jemandem für das Menschsein zu danken, ja oder nein? Die "Design-Anhänger" haben zweifellos den gesunden Menschenverstand für sich, der zu allen Zeiten in der Natur Spuren des Schöpfers sah. Und mir scheint, daß die Annahme einer göttlichen Absicht hinter dem Evolutionsprozeß indifferent ist gegen das Ergebnis der Versuche, den Prozeß unter Ausklammerung dieser Absicht zu erklären. Die Ereignisse in einem Film folgen nach der Logik der Story des Films aufeinander, und der Ziegel, der im Film einem Menschen auf den Kopf fällt, ist die "innerfilmische" Ursache des Todes dieses Menschen. Wir können den ganzen Vorgang verstehen, ohne zu wissen, daß die eigentliche Ursache der Filmstreifen und der Projektor ist, der im Film selbst nicht vorkommt. Göttliche Schöpfung und Weltregierung sind nach der klassischen Schöpfungsphilosophie jüdischer, muslimischer und christlicher Provenienz eben sowohl Ursprung der Naturgesetze wie der Interferenzen physikalischer Prozesse, die wir Zufall nennen. Die Frage lautet nun: Gibt es im Film selbst Vorkommnisse oder Strukturen, die als Spuren des Autors oder des Projektors gelesen werden können? Im Klartext: enthält die Welt des Lebendigen Spuren einer Absicht? Und wenn ja, sind diese Spuren zwingend? Wir müssen hier unterscheiden zwischen der Entstehung der Arten des Lebendigen einerseits, und der Entstehung von Leben und Bewußtsein. Was die Entstehung der differenzierten Naturgebilde betrifft, so wird niemand die Menschen daran hindern können, in ihnen immer wieder die Kunst eines Schöpfers ebenso zu bewundern, wie dies Einstein mit Bezug auf die so überwältigend einfachen Naturgesetze tat. Wenn die Buchstaben, die aus einem Sack geschüttet werden, sich in der Form nebeneinander legen, die den Prolog des Johannesevangelium ergibt, dann wissen wir, daß diese zufällige Kombination nicht unwahrscheinlicher ist als jede einzelne andere ebenso zufällige. Und doch werden wir uns weigern, an Zufall zu glauben, weil sich diese Kombination von Billionen anderen durch ihren Sinn auszeichnet. Für den Gläubigen ist die Natur, ungeachtet der Mechanismen ihres Zustandekommens, ein Buch mit einer Botschaft, vor allem ästhetischer Art. Niemand kann gezwungen werden, diese Botschaft wahrzunehmen. Das bloße Funktionieren hochkomplexer Überlebensmechanismen nötigt uns nicht zu dieser Wahrnehmung. Wenn deren Entstehung sich ohne Rückgriff auf ein Design aufklären läßt, dann braucht niemand dagegen einzuwenden haben. Anders verhält es sich mit den beiden elementaren Phänomenen, die sich einer solchen Aufklärung aus prinzipiellen Gründen verschließen, der Entstehung des Lebens und der Entstehung des denkenden Bewußtseins. Die neuzeitliche Wissenschaft steht unter dem Motto, das Thomas Hobbes so formulierte, eine Sache erkennen heiße, "to know what we can do with it when we have it". Die Entstehung von Leben kann aber auf diese Weise nicht aufgeklärt werden. Rekonstruiertes Leben, Simulation von Leben ist nicht Leben. Leben ist nicht ein Aggregatzustand von Materie, Leben ist das Sein des Lebendigen. Der tote Löwe ist nicht in einem anderen Zustand, sondern er ist nicht mehr. Leben ist Aus-sein auf Sein, Trieb, Innerlichkeit, Subjektivität. Die rekonstruierende Wissenschaft aber hat es immer nur mit Objektivität, mit "Äußerlichkeit" zu tun. "Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?", lautet ein berühmter Aufsatz von Thomas Nagel. Es hätte keinen Sinn zu fragen, wie es ist, ein Computer zu sein. Ein Computer ist nur für uns ein Computer. Er ist nicht an sich selbst eine Einheit. Und ebenso verhält es sich mit dem denkenden Bewußtsein, also mit dem Bewußtsein von Menschen, die "ich" sagen, für ihr eigenes Sein danken, Mathematik treiben, andere Lebewesen und andere Menschen nicht nur als Umwelt, sondern als eigene Wirklichkeitszentren wahrnehmen und anerkennen können. Wenn Leben und Vernunft erst spät in der Geschichte des Universums auftreten, so kann dieses Auftreten doch nicht als Variation dessen, was schon vorher war, verstanden werden. Es ist etwas Neues. Wie immer es entstanden sein mag, es hat sich von seinen Entstehungsbedingungen emanzipiert und ist "es selbst". Wenn es überhaupt einen Grund hat, dann kann dieser Grund nur selbst von der Art der Innerlichkeit sein, und das heißt: eine Absicht. [ENDE DES KOMMENTARS] Neben dem oben genannten Buch des Wiener Physikers Walter Thirring kann auch dieses kritische Lehrbuch zur Evolution von R. Junker und S. Scherer zur Vertiefung aller mit dieser Diskussion verbundenen Fragen durchaus empfohlen werden. Euer Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / www.internetpfarre.de |
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