Am Fest des ersten Märtyrers, des heiligen Stephanus, gratulieren wir allen Stephanussen zu ihrem Namenstag. Kommenden Mittwoch, am vierten Tag der Weihnachtsoktav, ist das Fest der unschuldigen Märtyrerkinder: daher um 18.30 Uhr heiliger Rosenkranz und um 19 Uhr heilige Messe in unserer Wallfahrtskirche St. Marien Buchenhüll (D-85072 Eichstätt). Und am 31. Dezember ist wieder um 17 Uhr feierliche Jahresschlußandacht mit Rückblick, Te Deum und Eucharistischem Segen. Am darauffolgenden Oktavtag von Weihnachten - Sonntag, 1. Januar - ist die Festmesse zu Ehren der Gottesmutter um 09.30 Uhr; und am 6. Januar, dem zweiten großen Weihnachtsfeiertag - Hochfest Erscheinung des Herrn und gleichzeitig erster Herz-Jesu-Freitag im neuen Jahr - ist ebenso um 09.30 Uhr Beginn der heiligen Liturgie mit der Segnung von Wasser, Salz, Kreide und Weihrauch. Im Anschluß an die Epiphanie-Festmesse wird die Herz-Jesu-Litanei vor dem Ausgesetzten Allerheiligsten gebetet, und es erfolgt die Aussendung unserer stark angewachsenen Ministrantenschar für die Dreikönigsbesuche, die sich Buchenhüll erstmals in zwei Gruppen aufteilen wird. Die heiligen Krankenkommunionen werden dann im Anschluß an die Sonntagsmesse zum Fest Taufe des Herrn gespendet.
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Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." (Apg 7,56) Das ist das große Bekenntnis des heiligen Stephanus vor seiner Steinigung. Und wir haben es mit Klarheit in der Weihnacht vernommen: der ewige Sohn Gottes ist nur deshalb als das Christkind von Maria geboren worden, damit uns allen nach Seiner Kreuzigung, nach Seiner Auferstehung und nach Seiner Himmelfahrt
eben der Himmel und das Paradies wieder offen stehen. Der neue
katholische Kurzkatechismus sagt daher unter der Frage 103 ganz prägnant: "
An Weihnachten offenbart sich die Herrlichkeit des Himmels in der Schwäche eines Kindes." Die Geburt des Sohnes Gottes in Bethlehem
sagt uns darüber hinaus: Gott greift ein, aber ganz anders, als wir es vielleicht gedacht hätten. Denn der Befehl des römischen Kaisers Augustus als Auslöser dafür, daß sich Maria und Josef nach Bethlehem begeben und das Christkind dort geboren wird, ist ja nur der
äußere Befund.
Es gibt nämlich in Wirklichkeit das prophetische Wort über Bethlehem, das zu einer Zeit eingegeben und geschrieben wurde, als die Stadt Rom kaum gegründet, geschweige denn eine Weltmacht war; zu einer Zeit also, da niemand auch nur ahnen konnte, daß eines Tages ein römischer Kaiser einen Befehl geben würde, der mit der Geburt des Messias in Verbindung zu bringen ist. Der Prophet Micha sagte Bethlehem also tatsächlich als Geburtsort des Messias voraus, siebenhundert Jahre zuvor. Auch andere alttestamentliche Propheten sprachen davon, daß der Messias aus dem Haus
David kommen werde, das in Bethlehem ansässig war. Während nun der heilige Evangelist Lukas einleitend den römischen Kaiser Augustus als scheinbaren Drahtzieher für die Geburt des Herrn in Bethlehem erwähnt, korrigiert er gleichzeitig das mögliche Mißverständnis: er spricht nämlich dreimal den Namen der Stadt und des Geschlechtes Davids aus.
Unter Eingebung des Heiligen Geistes teilt uns so der heilige Lukas mit, daß Gott zu Seinen Worten steht, ja daß Gott die eigentlichen Zusammenhänge der Geschichte kennt und fügt. Rückblickend können wir daher sagen: es hat sich alles erfüllt, was Gott für das Kommen das messianischen Christkindes versprochen hatte, und dies, obwohl die Zeiten der Erfüllung sehr schlecht, die politischen Verhältnisse ungünstig und Maria und Josef Menschen ohne Macht und Ansehen waren. Maria wäre wohl sonst niemals auf die Idee gekommen, kurz vor der Niederkunft diese beschwerliche Reise zu machen. Nach ihrer und des heiligen Josefs Planung wäre Jesus in Nazareth geboren. Gott aber hat es anders gewollt, und Augustus, der damals scheinbar Mächtigste der Welt, mußte mit seinem Steuerlistenbefehl im letzten der Planung Gottes für die Geburt Seines ewigen Sohnes dienen. Und das ist der Grund, warum wir das Wort der Heiligen Schrift so ehrfürchtig behandeln und so behutsam erwägen. Auch in schlechten Zeiten steht Gott nämlich zu Seinen Heilsverheißungen.
Kaiser Augustus ist lange tot, das römische Weltreich ist zerfallen, aber das Christkind in der Krippe ist heute noch die Hoffnung der Welt. Gottes Worte sind alle wahr: nach und nach werden sie sich erfüllen. Selbst wenn die Menschheit krumme Zeilen macht, Gott wird auf ihnen gerade schreiben. Diese Gewißheit hat uns also die Geburt des Erlösers in Bethlehem neu geschenkt, und in dieser Gewißheit hat der heilige Stephanus sein Blutzeugnis für Jesus abgelegt. So schenkt die Geburt des Erlösers jedem Menschen den letzten und tiefsten Sinn seines Lebens: es ist gut, daß wir hier leben dürfen. Es ist gut, daß wir im Christkind unser Ziel, den Himmel und das Paradies, erkennen dürfen. So schenkt uns die Geburt Christi beides: wir wissen einerseits,
warum wir auf Erden leben und warum wir dieses Leben nicht aus eigener Schuld wegwerfen oder mißbrauchen sollten, wir wissen aber andererseits auch, daß es noch viel Höheres als dieses unser irdisches Leben gibt, nämlich das Himmelreich, das ewige Leben in der totalen Glückseligkeit, die unsere von Gott selbst geschaffenen Herzen ganz klar ersehnen.
Für diese zweite Komponente, daß wir um Christi Jesu willen sogar bereit sein müssen, unser Leben zu verlieren, um das ewige Leben zu gewinnen, steht mit strahlender Klarheit der heilige Stephanus, und ich habe bereits am letzten Volkstrauersonntag daran erinnert: die Christenverfolgung gehört zu Beginn des dritten Jahrtausends immer noch zu den weltweit häufigsten Menschenrechtsverletzungen, jährlich kommen zwischen 90000 und 175000 Christen aus Glaubensgründen um, ganz zu schweigen von den Folterungen, Schikanen und Vertreibungen. Es gibt also viel mehr Märtyrer als unsere Mutter Kirche je offiziell heiligsprechen könnte. Aber was, meine lieben Andächtigen, mußten wir demgegenüber in unseren Breiten manchmal vernehmen? Obwohl nicht einmal im Ansatz Lebensgefahr bestand, wurde auf einmal die Weihnacht verschwiegen, wurde auf einmal die Krippe nicht mehr aufgestellt, wurde auf einmal der heilige Nikolaus in der Adventszeit nicht mehr eingeladen.
Statt "Frohe Weihnachten!" lediglich "Frohe Festtage!" oder "
Schöne Ferien!" zu wünschen, ist zwar nett und gut gemeint, aber für einen bekennenden Christen wirklich zu wenig. Und es ist absolut skandalös, wenn in deutschen und österreichischen Schulen oder Kindergärten im Sinne eines diesbezüglich völlig mißverstandenen Toleranzbegriffes
und somit unter Verzicht auf unsere wertvollsten kulturellen und religiösen Werte auf einmal der heilige Nikolaus nicht mehr kommen darf und auf einmal die Weihnachtskrippe und damit das Christkind aus dem Blickfeld der Kinder entschwindet. Können sich solche Christen überhaupt noch in den Spiegel schauen? Wo bleibt der Mut zum friedlichen, aber bestimmten Bekenntnis zu Jesus Christus? Für immer bleibt daher für mich jenes amerikanische Professoren-Ehepaar mein Vorbild, das auf einer säkular-muslimisch geprägten Universität ohne jede Furcht im Hörsaal eine Krippe aufstellte und die von selbst auftretenden neugierigen Fragen der nichtchristlichen Studenten und Studentinnen mit großer Liebe beantwortete.
Was ich damit sagen möchte: wenn nicht einmal mehr wir bereit wären, als getaufte und gefirmte Söhne und Töchter der Kirche Christi in dieser heiligen Weihnachtszeit zum Christkind zu stehen, wie soll dann die Stimme unseres Heilandes in unserer von so vielen
auch durch Unglaube verursachten Problemen geplagten Welt überhaupt noch hörbar sein? Gott sei Dank hört die Welt
die Stimme Benedikts XVI., die Stimme des sichtbaren Stellvertreters Christi auf Erden. Ohne Christus, ohne das Christkind kein heilbringendes Weihnachten. Ohne Weihnachten aber kein bleibender Sinn unseres begrenzten irdischen Lebens. Wenn daher Melanie C singt "
So I found a reason to stay alive" - "
Ich habe also einen Grund gefunden, am Leben zu bleiben ...", dann ist unsere Antwort eindeutig: dieser Sohn Gottes, dieser Gott-Mensch in der Krippe ist für uns täglich der neue Grund, warum das Leben - so schwer es auch manchmal sein mag - immer sinnvoll bleiben wird bis zum letzten Atemzug. Und auch wenn Melanie C wohl in irgendeiner Weise den Verlust eines geliebten Menschen besingt, so ist es uns trotzdem zu wenig, wenn es da heißt: "
Trying to find a meaning to this stupid life ... what you're looking for, no one has the answer" - "
Ich versuche, diesem verblödeten Leben eine Bedeutung abzugewinnen ... was suchst Du denn, niemand hat die Antwort ..."
Natürlich ist es in Krisensituationen mehr als menschlich, wenn solche Gedanken aufkommen - und vielleicht ist dieses schöne Lied auch ganz anders gemeint - aber wenn wir in solche Gedanken verfallen, so muß im Hinterkopf immer wieder eines hervorleuchten: dieses Christkind, dieser Jesus ist eine einzige Ant-wort für unser Leben, diese Weihnacht gibt uns Sinn, ewigen Sinn. Vom Christkind her erhält alles eine ewige Bedeutung, vom Christkind her hat sogar der Verlust eines geliebten Menschen eine uns hier möglicherweise noch nicht einsichtige Bedeutung. Immerhin erkennen wir aber in diesem Song von Melanie C auch einen Schritt in die richtige Richtung: "
This could be the first day of my life, the first time to really feel alive, the first time to break the chain, the first time to walk away from pain" - "
Und das könnte der erste Tag meines Lebens sein; das erste Mal, wirklich zu verspüren, daß ich lebe; das erste Mal, die Fesseln zu lösen; das erste Mal, um vom Schmerz wegzutreten ..."
Wenn das nämlich heißt, daß sich ein Mensch freimacht von falschen Sorgen und von falschem Kummer, daß sich ein Mensch freimacht, um ein wenig
Richtung Lebensziel zu blicken - und dem dienten die stillen Momente des Advents unter anderem - dann könnte es passieren, daß diesem Menschen mit offenem Herzen die große Erkenntnis der Weihnacht geschenkt wird, die da heißt: die unvorstellbare Herrlichkeit des Himmels offenbart sich in der Schwäche eines Kindes. Das ist nämlich der wahre
reason to stay alive, und von daher hat auch ausnahmslos jedes ungeborene menschliche Leben das absolute Recht, geboren zu werden. So wünsche ich mit diesem 100. Eintrag allen Lesern und Besuchern von Herzen eine gnadenreiche Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2006! Und hier geht es noch zu einer
weitere Predigtmöglichkeit am Festtag des heiligen Stephanus. Euer
Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik
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