Die katholischen Bischöfe Österreichs haben ein bioethisches Gütesiegel für Spitäler entwickelt. Es handelt sich um ein
absolut lesenswertes Dokument, nicht nur für Klinikärzte und niedergelassene Ärzte, sondern auch für jeden Menschen, der ein minimales Interesse an bioethischen Fragen hat. Nach langen Beratungen mit Ärzten, Theologen und Medizinern beschloß die Österreichische Bischofskonferenz die ethischen Leitlinien, welche nun als
Heft 6 unter dem Titel "
Leben in Fülle. Leitlinien für katholische Einrichtungen im Dienst der Gesundheitsfürsorge" erschienen und nunmehr
als PDF-Dokument herunterladbar sind. Sie greifen heiße Eisen der aktuellen bioethischen und gesundheitspolitischen Debatte auf - vom
Abtreibungsmord bis zur sogenannten
Sterbehilfe, von der Stammzellenforschung bis zum Umgang mit den knappen finanziellen Ressourcen. Der St. Pöltener Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng ist Referent der Österreichischen Bischofskonferenz für bioethische Fragen und stellte daher die
Leitlinien am 24. März 2006 in Wien vor: "
Das Anliegen wäre, daß alle Krankenhäuser in christlicher Trägerschaft wirklich ein Ort sind, an dem Kranke sich in guten Händen wissen. Es sollte für jedes Krankenhaus eine Art Gütesiegel geben, das bedeutet: hier werden die ethischen Leitlinien beachtet, das Wohl in seiner Gesamtheit für den Menschen angestrebt."
Einerseits soll dem Patienten sein Recht auf Selbstbestimmung erhalten bleiben, andererseits soll medizinische Hilfe verläßlich und ausreichend gewährleistet werden. Oft eine schwierige Gratwanderung, wie ja auch die Diskussion um die sogenannte
Patientenverfügung zeigt: "
Um eine Orientierungshilfe für Ärzte, für die Pflege und die Ökonomen zu bieten, haben die Bischöfe sich vor einigen Jahren entschlossen, Leitlinien für Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge in kirchlicher Trägerschaft zu verfassen. Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Wir haben in einer kleinen Arbeitsgruppe die kirchlichen Dokumente studiert. Es folgte dann eine sehr breite Konsultation auch bei verschiedenen Professoren. Nach Einholung dieser Stellungnahmen haben wir der Bischofskonferenz dieses Dokument vorgelegt, und es wurde vergangenen Herbst bei der Vollversammlung in Rom approbiert." Der Grazer Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Walter Schaupp betonte, wie wichtig es gerade für die Kirche sei, den biomedizinischen Fortschritt zu begleiten. Unter anderem verwies er auf die Aussagen der Bischöfe zur wichtigen Frage der
Sterbehilfe: "
Insgesamt unterscheidet der Leitfaden zwischen fünf Abstufungen. Unzulässig ist es demnach mit bewußter Absicht den Tod eines Menschen herbeizuführen. Indirekte Sterbehilfe, bei der mit der Absicht Schmerzen zu lindern unbeabsichtigt der Tod eintrete, wäre hingegen sittlich vertretbar."
In den neuen Leitlinien wird die Würde des menschlichen Lebens ebenso unterstrichen wie die "vertrauensvolle Kooperation" zwischen Arzt und Patient. Einen "abgestuften Lebensschutz" dürfe es nicht geben. Die Katholische Bischofskonferenz lehnt künstliche Befruchtung ("In-vitro-Fertilisation"/IVF) klar ab ebenso wie Präimplantationsdiagnostik (PID). Zur Gentechnik heißt es in den "Leitlinien", es sei entscheidend, woher die Stammzellen kommen. Sind sie dem Nabelschnurblut entnommen, so können sie eingesetzt werden, wenn dies von therapeutischem Nutzen ist und mögliche Risiken ausgeschlossen werden. Handelt es sich hingegen um embryonale Stammzellen, so habe der Schutz des Embryos Vorrang vor seiner therapeutischen Nutzung für andere. "
Durch die heutige Medizin ergeben sich viele Möglichkeiten, aber auch große Gefahren", so Bischof Küng. Die in der Publikation vorgegebenen Standards sollen vor allem in katholischen Spitälern und Pflegeeinrichtungen eine Hilfe bei "
Diskussionen und therapeutischen Maßnahmen bei Krankheit bieten". Bischof Küng betont im Vorwort des neuen Gütesiegels aus dem November 2005: "
Gedacht sind sie vor allem für Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft, sie können jedoch für jeden Arzt hilfreich sein, der darauf Wert legt, sein ärztliches Handeln zu überprüfen und zu überlegen, ob es den Ansprüchen der Ethik gerecht wird."
Nochmals extra: der
PDF-Link zum Herunterladen!
So kann man dieser neuen hochinteressanten und spannend formulierten
Orientierungshilfe wirklich nur eine weite Verbreitung unter allen Universitätskliniken, Krankenhäusern, Ärzten und Patienten wünschen. Möge dadurch der wahre Wert des menschlichen Lebens wieder neu aufleuchten, mögen falsche Kompromisse in weite Ferne rücken. Eine gute verbleibende Fastenzeit! Euer
Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik
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