Wednesday, September 20. 2006
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, News Kommentare
Comment (1) Trackbacks (0) LIEBEN UND SIEGEN MIT DER GOTTESMUTTER: ERZBISCHOF BRAUN ZUM FRAUENDREISSIGERSCHLUSS
Am vergangenen Sonntag wurde im Wallfahrtsort St. Marien Buchenhüll die seit Mariae Himmelfahrt laufende marianische Verehrungszeit des Frauendreißigers feierlich beendet (vgl. bei kath.net). In Anwesenheit des derzeitigen hochwürdigsten Oberhirten, Diözesanadministrator Dompropst Johann Limbacher, des hochwürdigsten Herrn Judizialvikars Domkapitular Msgr. Dr. Stefan Killermann, des hochwürdigen Domkapitulars Prälat Alois Brandl, des hochwürdigen Nachbarpfarrers Univ.-Prof. P. Dr. Antonellus Elsässer OFM (Preith) und der hochwürdigen Pfarrer Josef Bierschneider (Gungolding), Franz Remberger (Rupertsbuch), Francesco Benini (Walting) sowie des hochwürdigen Subregens Dr. Clemens Hergenröder und des zuständigen Wallfahrtsseelsorgers Dr. Alexander Pytlik (Ortsteil Buchenhüll in Eichstätt) predigte der hochwürdigste emeritierte Erzbischof von Bamberg, Seine Exzellenz Dr. Karl Braun, der 1984 bis 1995 das Bistum Eichstätt regiert und in dieser Zeit bereits einmal die Festpredigt zum Frauendreißigerschluß gehalten hatte. Damals war als Kirchenrektor in Buchenhüll noch + Hw. Univ.-Prof. Prälat Dr. Theodor Maas-Ewerd im Amt. Ortssprecher Xaver Glaßner begrüßte nun 2006 - vor dem Beginn der Eucharistischen Prozession - die hohen Gäste bei der Wallfahrtskirche, und angeführt von der Stadtkapelle Eichstätt sowie von den Fahnenabordnungen zogen die Christgläubigen mit dem Allerheiligsten Sakrament zur Buchenhüller Lourdesgrotte am Waldrand, wo bereits einige hundert Pilger warteten. Insgesamt haben etwa tausend Menschen der Festandacht beigewohnt.
In seiner Begrüßung bei der Lourdesgrotte erinnerte Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik an den kürzlich zu Ende gegangenen Papstbesuch, bei dem viele Pilger die beeindruckende Ausstrahlung des Heiligen Vaters Benedikt XVI. erleben durften, an der Spitze der Eichstätter Diözesanadministrator Johann Limbacher. Die Gläubigen wüßten daher, daß es sich bei der Weitergabe der päpstlichen Vorlesungsworte nur um ein Mißverständnis handeln könnte. Sie seien gekommen, um ein Zeugnis für den Gott der Liebe und für den wahren Frieden abzulegen. Der hochwürdigste Erzbischof wiederum bemerkte im Rahmen der Begrüßung zur Bischofsnachfolge in Eichstätt, daß der neue Diözesanbischof möglicherweise unter den anwesenden Priestern zu finden sei. Humorvoll merkte er außerdem an, daß er nicht nur Papstwetter, sondern auch - unter Hinweis auf das Gelb des nahen Senffeldes und auf das Weiß der Wolken am blauen Himmel - die Papstfarben mitgebracht hätte. Im übrigen gestand er, daß die Diözese Eichstätt seine große Liebe gewesen sei und er sich deshalb besonders freue, alte Bekannte wieder zu treffen. Der Erzbischof zeigte sich zudem besonders beeindruckt davon, daß zusammen mit ihren Eltern so viele Kinder nach Buchenhüll gekommen waren. Vor den zahlreich erschienenen Pilgern stellte der Erzbischof fest (vollständige Predigt), daß der Glaube an Christus immer mehr dem Bewußtsein der europäischen Völker entschwinde. Infolgedessen sei auch Deutschland zu einem Missionsland geworden. Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. habe aber sowohl im Rahmen des Weltjugendtages in Köln 2005 als auch bei seiner Bayernreise festgehalten, daß die Katholische Kirche in der Heimat trotz aller Nöte eine lebendige sei. Der Erzbischof hielt ausdrücklich fest, keinem glaubenslosen Pessimismus das Wort reden, sondern mit seinen Ausführungen vielmehr realistisch sein und eine Perspektive christlicher Hoffnung geben zu wollen. Von außen seien wir von einer aggressiven antikirchlichen Welle, von blasphemischer Verspottung des christlichen Glaubens sowie von Diffamierung und Diskriminierung engagierter Christen herausgefordert. Die Stunde der Wahrheit habe für uns Christen geschlagen und solle uns weder mutlos noch hilflos vorfinden. In der Offenbarung tun sich überwältigende Dimensionen auf, daß nämlich das Entscheidende auf Erden der Kampf geistiger Strömungen und Mächte sei. Wir stünden mitten in einem Streit zwischen Licht und Finsternis, zwischen Himmel und Hölle. Dieser Kampf sei das eigentliche Thema der Weltgeschichte. Die Offenbarung des Johannes halte eine ermutigende Botschaft für das pilgernde Volk Gottes aller Jahrhunderte bereit: der Herr stärkt uns für einen Kampf gegen das Böse und führt uns zum Sieg. Dabei spielten zwei Frauengestalten eine wesentliche Rolle. Leben und Tod seien in ihrem Gefolge. Das "große Zeichen am Himmel, eine Frau, geschmückt mit dem Glanz von Sonne, Mond und Sternen" (vgl. Offb 12,1) beziehe sich sowohl auf die Kirche als auch auf Maria. Sie sei die Siegerin. Zu diesem himmlischen Zeichen gebe es aber auch ein Gegenstück, ein Weib in der Wüste: Babylon, die Große, die Mutter der Huren, die Mutter aller Abscheulichkeiten der Erde (vgl. Offb 17). Weltweiter Terror, Abfall von Gott, Absinken in das rein Irdische, Gesetzlosigkeit, Chaos und erkaltende Liebe kennzeichneten das Tun dieser Gegen-Frau. Seine Exzellenz deutete an, daß auch die Aufputschung der aktuellen Auseinandersetzung (um eine päpstliche wissenschaftliche Vorlesung) von ihr verursacht sei. Um über das Gute zu dominieren, verbündete sich die Hure Babylon mit Macht und Gewalt, mit Diktaturen und mit Gesetzen, die den uneingeschränkten Lebensschutz von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod eliminieren wollten, die Unzucht und Kindermord durch die im Westen verharmloste Abtreibung duldeten (in Deutschland seien es mehr als 130000 Opfer pro Jahr), welche die aktive Euthanasie freigäben, Ehe und Familie systematisch untergrüben, öffentliche Gotteslästerungen zuließen und die Entfremdung der Kinder von ihren Eltern vorantrieben. Die Hure Babylon sei auch sofort bei der Hand, wenn Fortschritte in Wirtschaft, Forschung und Technik lediglich zu eigenen Zwecken dienstbar gemacht würden. Sie suche den absoluten Wahrheitsanspruch Christi Tropfen für Tropfen auszuhöhlen und dafür Relativismus und Säkularismus zu propagieren, und dies nicht selten mit einem freundlichen Gesicht. Maria sei das positive Gegenbild zu dieser Hure Babylon. In unserem Kampf gegen das Böse trauten wir Maria mehr zu als uns selbst und der ganzen Welt. Nach Erzbischof Braun sollten die Pilger das Beispiel Marias nachahmen, damit sich eine echte Erneuerung der Kirche vollziehen könne, die seit dem seligen Papst Johannes XXIII. ersehnt werde. So wertvoll der Aktivismus für die Kirche sei, echte Erneuerung komme jedoch nur von innen heraus. Authentische Marienfrömmigkeit habe jedenfalls mit einem Rückzug in einen elfenbeinernen Turm nichts zu tun, sondern sie bewege uns vielmehr zu einem Zeugnis des Glaubens vor unseren Mitmenschen, zur Neuevangelisierung. Maria jedenfalls verdiene die Krone schlechthin, und welches Päckchen an Anliegen wir auch immer mitgebracht hätten, wir sollten es ihr übergeben. Die Volksmusikgruppe Preith unter der Leitung von Josef Zach umrahmte die bewegende Schlußandacht. Viele Pilger hatten sich bereits an den Sonntagen zuvor zu den jeweiligen Nachmittagsandachten in die Eichstätter Wallfahrtskirche St. Marien Buchenhüll begeben, um sich mit dem geistlichen Thema "Die Berufung Marias zur Liebe" auf die Gnadenzeit des Frauendreißigers einzustimmen. In den drei Predigten wies ich unter anderem auf folgende Punkte hin: "In Wirklichkeit schließen wir mit dem diesjährigen Thema 'Die Berufung Marias zur Liebe' nahtlos an unsere Betrachtungen des Vorjahres an. Diese waren nämlich maßgeblich getragen von der beeindruckenden Zusammenschau des verstorbenen Papstes über Maria einerseits und Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares andererseits. Welche Gläubige hat je mehr Liebe zum Allerheiligsten Sakrament, zur Heiligsten Eucharistie gezeigt als Maria? Deshalb - und dies soll das gemeinsame Streben Johannes Pauls II. und Benedikt XVI. in ihren marianischen Lehren aufzeigen - ist es gut, wenn wir die entscheidende Passage über Marias Liebe zur Eucharistie aus der großen eucharistischen Enzyklika des verstorbenen Papstes, ECCLESIA DE EUCHARISTIA (= 'Die Kirche lebt von der Eucharistie'), nochmals mit Ohr und Herz vernehmen: 'Ist der entzückte Blick Mariens im Moment, als sie das Antlitz des neugeborenen Christus betrachtet und Ihn in ihre Arme drückt, etwa nicht das unerreichbare Modell der Liebe, von der wir uns jedes Mal inspirieren lassen müssen, wenn wir die Eucharistie in der heiligen Kommunion empfangen?' Maria als das unerreichbare Modell der Liebe, der wahren Liebe zu Gott und damit auch zum Nächsten. Und diese wahre Liebe kommt von niemand anderem als von unserem Herrgott, und selbst Gottlose müssen zugeben, daß die Mutterliebe ein entscheidender und einzigartiger Ausgangspunkt jeder Betrachtung der Liebe im vollen Sinn des Wortes ist. Und Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hat seine Treue zum Lehramt seines Vorgängers auch darin erwiesen, daß er in seinem ersten großen Rundschreiben unter dem Titel DEUS CARITAS EST (= 'Gott ist die Liebe') nicht vergessen hat, im Abschlußteil speziell die heilige Gottesmutter zu erwähnen. Aus dieser weltweit sehr beachteten Päpstlichen Enzyklika vom 25. Dezember 2005 über die Liebe sei dieser marianische Abschluß des regierenden Heiligen Vaters in den Mittelpunkt gestellt: 'Herausragend unter den Heiligen ist Maria, die Mutter des Herrn, Spiegel aller Heiligkeit. Im Lukasevangelium sehen wir sie in einem Liebesdienst an ihrer Kusine Elisabeth, bei der sie 'etwa drei Monate' bleibt (1, 56), um ihr in der Endphase ihrer Schwangerschaft beizustehen. 'Magnificat anima mea Dominum', sagt sie bei diesem Besuch - 'Meine Seele macht den Herrn groß' - (Lk 1, 46) und drückt damit das ganze Programm ihres Lebens aus: nicht sich in den Mittelpunkt stellen, sondern Raum schaffen für Gott, dem sie sowohl im Gebet als auch im Dienst am Nächsten begegnet - nur dann wird die Welt gut. Maria ist groß eben deshalb, weil sie nicht sich, sondern Gott groß machen will. Sie ist demütig: sie will nichts anderes sein als Dienerin des Herrn (vgl. Lk 1, 38. 48). Sie weiß, daß sie nur dadurch zum Heil der Welt beiträgt, daß sie nicht ihr eigenes Werk vollbringen will, sondern sich dem Wirken Gottes ganz zur Verfügung stellt. Sie ist eine Hoffende: nur weil sie den Verheißungen Gottes glaubt und auf das Heil Israels wartet, kann der Engel zu ihr kommen und sie für den entscheidenden Dienst an diesen Verheißungen berufen. Sie ist eine Glaubende: 'Selig bist du, weil du geglaubt hast', sagt Elisabeth zu ihr (vgl. Lk 1, 45). Das Magnifikat - gleichsam ein Porträt ihrer Seele - ist ganz gewoben aus Fäden der Heiligen Schrift, aus den Fäden von Gottes Wort. So wird sichtbar, daß sie im Wort Gottes wirklich zu Hause ist, darin aus- und eingeht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes; das Wort Gottes wird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommt vom Wort Gottes her. So ist auch sichtbar, daß ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, daß ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden. Endlich: Maria ist eine Liebende. Wie könnte es anders sein? Als Glaubende und im Glauben mit Gottes Gedanken denkend, mit Gottes Willen wollend kann sie nur eine Liebende sein. Wir ahnen es an den leisen Gebärden, von denen uns die Kindheitsgeschichten aus dem Evangelium erzählen. Wir sehen es in der Diskretion, mit der sie in Kana die Not der Brautleute wahrnimmt und zu Jesus trägt. Wir sehen es in der Demut, mit der sie die Zurückstellung in der Zeit des öffentlichen Lebens annimmt - wissend, daß der Sohn nun eine neue Familie [die Kirche! - Anm. v. Prediger] gründen muß und daß die Stunde der Mutter erst wieder sein wird im Augenblick des Kreuzes, der ja die wahre Stunde Jesu ist (vgl. Joh 2,4; 13,1). Dann, wenn die Jünger geflohen sind, wird sie es sein, die unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19,25 - 27); und später, in der Stunde von Pfingsten, werden die Jünger sich um sie scharen in der Erwartung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1,14). Zum Leben der Heiligen gehört nicht bloß ihre irdische Biographie, sondern ihr Leben und Wirken von Gott her nach ihrem Tod. In den Heiligen wird es sichtbar: wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen, sondern wird ihnen erst wirklich nahe. Nirgends sehen wir das mehr als an Maria. Das Wort des Gekreuzigten an den Jünger, an Johannes und durch ihn hindurch an alle Jünger Jesu: 'Siehe da, deine Mutter' (Joh 19,27), wird durch alle Generationen hindurch immer neu wahr. Maria ist in der Tat zur Mutter aller Glaubenden geworden. Zu ihrer mütterlichen Güte wie zu ihrer jungfräulichen Reinheit und Schönheit kommen die Menschen aller Zeiten und aller Erdteile in ihren Nöten und ihren Hoffnungen, in ihren Freuden und Leiden, in ihren Einsamkeiten wie in der Gemeinschaft. Und immer erfahren sie das Geschenk ihrer Güte, erfahren sie die unerschöpfliche Liebe, die sie aus dem Grund ihres Herzens austeilt. Die Zeugnisse der Dankbarkeit, die ihr in allen Kontinenten und Kulturen erbracht werden, sind die Anerkennung jener reinen Liebe, die nicht sich selber sucht, sondern nur einfach das Gute will. Die Verehrung der Gläubigen zeigt zugleich das untrügliche Gespür dafür, wie solche Liebe möglich wird: durch die innerste Einung mit Gott, durch das Durchdrungensein von ihm, das denjenigen, der aus dem Brunnen von Gottes Liebe getrunken hat, selbst zum Quell werden läßt, 'von dem Ströme lebendigen Wassers ausgehen' (vgl. Joh 7,38). Maria, die Jungfrau, die Mutter, zeigt uns, was Liebe ist und von wo sie ihren Ursprung, ihre immer erneuerte Kraft nimmt.' (ZITAT ENDE) Doch müssen wir nicht fragen, wann die Berufung der Gottesmutter zur Liebe grundgelegt wurde, müssen wir nicht überhaupt zuvor fragen, wodurch Maria und dann auch uns als Getauften und Gefirmten Liebe überhaupt möglich ist? Papst Benedikt XVI. lehrt in derselben Enzyklika nämlich auch: 'Liebe kann 'geboten' werden, weil sie zuerst geschenkt wird. Und dies erinnert uns an den heiligen Paulus, der sagt: 'Doch sind wir dazu nicht von uns aus fähig, als ob wir uns selbst etwas zuschreiben könnten; unsere Befähigung stammt vielmehr von Gott. Ja, es ist wahr: ohne einen liebenden Schöpfergott wäre keinem von uns Liebe möglich, würden wir nicht einmal darüber reden können, was Liebe ist oder sein könnte. Ludwig Ott erinnert in seinem Grundriß der Dogmatik, daß Gott liebt. Gott liebt sich selbst. Doch damit nicht genug, Gott liebt alles, was ist, und verabscheut nichts von allem, was er gemacht hat. Die Liebe Gottes zu den Geschöpfen ist sowohl eine Liebe des Wohlgefallens als auch eine Liebe des Wohlwollens, das heißt Gott liebt die Geschöpfe mit höchster uneigennütziger Liebe. In diesen Liebes- und Erlösungsplan Gottes war Maria von Anbeginn hineinberufen. Vor allem dank der Heiligsten Eucharistie, in der das Geliebtwerden und Weiterlieben enthalten ist, wird das 'Gebot' der Liebe im Neuen Bund praktisch für alle Menschen möglich, weil es nicht bloß Forderung ist: 'Liebe kann 'geboten' werden, weil sie zuerst von Gott her empfangen werden kann. Mit Ott müssen wir sagen: wenn schon die Erschaffung des Menschen in der Ursprungsordnung des Paradieses - vor dem Sündenfall - ein freies Geschenk der göttlichen Liebe war, dann um so mehr die Wiederherstellung der durch die schwere Sünde zerstörten Lebensgemeinschaft mit Gott dank des Erlösungsopfers Jesu Christi. Während aber nun Maria aufgrund ihrer besonderen Berufung zur Liebe als Jungfrau gegenüber dem dreifaltigen Gott und als Mutter gegenüber ihrem göttlichen Sohne Jesus Christus vor-erlöst wurde, d. h. ohne jeden Makel der Erbschuld empfangen und geboren wurde und somit mit Recht Unbefleckte Empfängnis genannt wird, was wir besonders im Jahr 2004 anläßlich des 150jährigen Jubiläums der Verkündigung dieses Dogmas betrachtet hatten, so ist aber jedem und jeder von uns zur Teilhabe an der Erlösung und somit an der wahren Liebe die heilige Taufe nötig, und als Getaufte haben wir mit der heilig-machenden Gnade auch die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe empfangen. Und Papst Benedikt XVI. bringt in seiner Liebesenzyklika vom letzten Weihnachtsfest noch weitere Aspekte der wahren Liebe ins Spiel, die wir noch in bezug auf Maria bedenken müssen. Der Papst will nämlich die innere Verbindung zwischen der Liebe Gottes und der Realität der menschlichen Liebe aufzeigen. Und er stellt sicherheitshalber auch noch eine ältere Anfrage in den Raum: hat das Christentum womöglich den Eros zerstört, indem es die neue vollkommene Sicht der christlichen Liebe, also die Agape absolut gesetzt hat? Und er kommt nach einigen Überlegungen zum Schluß: nein, dies ist nicht die Absage an den Eros, sondern seine Heilung zu seiner wirklichen Größe hin: 'Der Mensch wird dann ganz er selbst, wenn Leib und Seele zu innerer Einheit finden; die Herausforderung durch den Eros ist dann bestanden, wenn diese Einung gelungen ist. Wenn der Mensch nur Geist sein will und den Leib sozusagen als bloß animalisches Erbe abtun möchte, verlieren Geist und Leib ihre Würde. Und wenn er den Geist leugnet und so die Materie, den Körper, als alleinige Wirklichkeit ansieht, verliert er wiederum seine Größe ... Aber es lieben nicht Geist oder Leib - der Mensch, die Person, liebt als ein einziges und einiges Geschöpf, zu dem beides gehört. Nur in der wirklichen Einswerdung von beidem wird der Mensch ganz er selbst. Nur so kann Eros zur wahren Größe reifen. Heute wird dem Christentum der Vergangenheit vielfach Leibfeindlichkeit vorgeworfen, und Tendenzen in dieser Richtung hat es auch immer gegeben. Aber die Art von Verherrlichung des Leibes, die wir heute erleben, ist trügerisch. Der zum 'Sex' degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen 'Sache'; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. In Wirklichkeit ist dies gerade nicht das große Ja des Menschen zu seinem Leib. Im Gegenteil: er betrachtet nun den Leib und die Geschlechtlichkeit als das bloß Materielle an sich, das er kalkulierend einsetzt und ausnützt. Es erscheint nicht als Bereich seiner Freiheit, sondern als ein Etwas, das er auf seine Weise zugleich genußvoll und unschädlich zu machen versucht. In Wirklichkeit stehen wir dabei vor einer Entwürdigung des menschlichen Leibes, der ... gleichsam ins bloß Biologische zurückgestoßen wird. Die scheinbare Verherrlichung des Leibes kann ganz schnell in Haß auf die Leiblichkeit umschlagen. Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinandergreifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren. Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen.' Und wenn Papst Benedikt XVI. lehrt, daß der Eros Gottes für den Menschen zugleich ganz und gar Agape ist und damit in Ewigkeit sein wird, dann wissen wir nun mit einem Schlag, daß in der von Ewigkeit her berufenen und unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria eben in ihrem ganzen Leben die gelebte Liebe in dieser vollkommenen und völlig gereinigten Einheit von Eros und Agape bestanden hat. Wir müssen weiter gehen: abgesehen von unserem Erlöser und Gottmenschen Jesus Christus hat es vor und nach Maria keinen Menschen gegeben, der in höherer Reinheit eine solche nicht-sündhaft-konkupiszente Liebe und dann auch absolut sündenfreie Sexualität gelebt hat. Kann irgendwer von uns diesen höchsten Grad an Liebe erreichen? Da wir getauft und gefirmt sind, ist es uns mit der Gnade Gottes in den heiligen Sakramenten potentiell möglich, aber es ist für diejenigen, die diesen Weg der Vollkommenheit gehen wollen, ein lebenslanger Weg der Reinigungen. Aber nur wer diesen Weg wenigstens gehen möchte, wird die wahre Qualität von Liebe im Menschsein erfahren, und paradoxerweise wird erst dadurch auch und insbesondere die intime Erotik des Ehepaares zu ihrem vollen Glanz, zu ihrer vollen Bedeutung und Einbettung gebracht. Da hat es dann keine Relevanz mehr, daß die Gottesmutter sich der in den letzten Jahrzehnten angepriesenen sogenannten freien Sexualität nie hingegeben hat, sondern da hat nur noch Relevanz, was Gott als Schöpfer von Mann und Frau und damit als Schöpfer von Sexualität mit der Liebe in Wirklichkeit gemeint hat. Wir haben es mit dem Papst vernommen: authentische Liebesphänomene binden sich zurück auf ihren Ursprung in Gott, es gibt kein echtes Liebesphänomen beim Menschen, das nicht in gereinigter Weise auf die wahre Liebe verweisen würde, welche Gott durch sein Geschenk unvorstellbarer Liebe zu jedem von uns auf ewig grundgelegt hat." Gemeinsam mit Erzbischof Braun und Diözesanadministrator Limbacher und den anderen Geistlichen beteten die Pilger bei der Buchenhüller Lourdesgrotte daher dann zum Frauendreißigerschluß noch mit den Worten des Papstes aus seiner ersten Enzyklika: "Heilige Maria, Mutter Gottes, / Du hast der Welt das wahre Licht geschenkt, / Jesus, Deinen Sohn - Gottes Sohn. / Du hast Dich ganz dem Ruf Gottes überantwortet / und bist so zum Quell der Güte geworden, / die aus Ihm strömt. / Zeige uns Jesus. / Führe uns zu Ihm. / Lehre uns Ihn kennen und Ihn lieben, / damit auch wir selbst / wahrhaft Liebende und Quelle lebendigen Wassers werden können / inmitten einer dürstenden Welt. Amen." In diesem Sinne bitten wir in diesen Tagen besonders für den sichtbaren Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und für alle Menschen, die ihn mißverstanden haben, auf daß seine Botschaft recht begriffen und übermittelt werde und sich die Wogen um unbeabsichtigte Mißverständnisse rascher legen als erwartet. Euer Padre Alex - Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik www.padre.at Trackbacks
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Der im Blogeintrag genannte frühere Ortssprecher von Buchenhüll ist als Mesner der Marienwallfahrt verstorben. Dazu von meiner Seite ein Nachruf:
Großer menschlicher Verlust für Buchenhüll Mit dem am 25. Juli 1952 geborenen Xaver Glaßner verliert der Eichstätter Ortsteil Buchenhüll all zu früh eine bedeutende, prägende und glaubwürdige Persönlichkeit der jüngeren Geschichte. Wer "Xare" persönlich kennenlernte, sei es schon in der Bundeswehrzeit oder später als Filialleiter der Sparkasse im Einzugsbereich von Titting, sei es als Ausbilder und leitenden Kameraden der Feuerwehr, des Kriegervereines und anderer Gemeinschaften, sei es als Buchenhüller Ortssprecher (2002 - 2008) mit bestem Draht zum Oberbürgermeister oder zuletzt als Mesner der Wallfahrtskirche, konnte sich auf sein Wort, sein volles Engagement und seine gewinnende Kameradschaft absolut verlassen. Wenn jetzt die Buchenhüller Ministrantenschar ihrem sorgenden Mesner nachweint, so verweist dies auf seine lebenslang erprobte authentische Menschlichkeit, die aus Glaßners Blickwinkel jedem seine persönliche Chance gab. Xaver Glaßner hat es geschafft, seiner Familie, der Nachbarschaft und unzähligen Menschen im ganzen Landkreis Hoffnung und tragfähige Lösungen für ihr Leben zu vermitteln. Dabei war für ihn die Verbindung zum allmächtigen Gott keine bloße Redensart, und sein christliches Vertrauen in die Vorsehung Gottes zeigte sich besonders in der für ihn selbstverständlichen Mitfeier der Heiligen Sonntagsmesse. Auch seine letzten, von der Krankheit geprägten Lebenswochen nahm er bewußt als Christ und somit in großer Geduld an. Noch 2007 konnte er mit seiner Angelika zur Freude seiner beiden Söhne die Silberhochzeit begehen. Für ihn mußte der öffentlich bekannte christliche Glaube dann auch in politisches Engagement einmünden. Auf sympathische Weise und in kritischer Loyalität hat er die Belange seiner Gesinnungsgemeinschaft, der Christlich-Sozialen Union, immer und überall vertreten. Unvergeßlich bleibt sein exemplarischer Einsatz bei der Wahl zum Oberbürgermeister im Jahr 2006, als er im Ortsteil Buchenhüll mit dem damaligen CSU-Kandidaten Dr. Achim Janssen von Haus zu Haus marschierte und dem Wahlkampf im Ortsteil eine ganz persönliche Note gab. Ein besonderer Verdienst kommt ihm noch dadurch zu, daß er mit seiner Autorität bei zwei Diözesanbischöfen mehrfach und erfolgreich für die weitere seelsorgliche Betreuung der Marienwallfahrt Buchenhüll durch einen eigenen Seelsorger intervenierte. Nicht zuletzt der im Jahr 2004 aus Anlaß des 100jährigen Errichtungsjubiläums der Buchenhüller Lourdesgrotte sanierte und eingeweihte Dorfplatz - um nur eines der von Glaßner vorangetriebenen Projekte zu benennen - wird die Bewohner des Eichstätter Ortsteils noch lange in großer Dankbarkeit an ihren zum Erntedankfest am 6. Oktober 2013 verstorbenen Xare aus dem Buck erinnern. Dr. Alexander Pytlik, Seelsorger von Buchenhüll |
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