Am heutigen Hochfest der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, das auch im neuen Kirchenjahr logisch mit dem 8. September (Mariae Geburt) zusammenhängt, werden sich vielleicht manche Pilger an die Buchenhüller Predigtreihe des Frauendreißigers 2004 zurückerinnern, welche anläßlich des 150jährigen Jubiläums der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis unter dem Titel "
Die unbefleckt Empfangene führt uns zum Sieg" stand. Nun steht zwar die Glaubenswahrheit der Vorerlösung und Freiheit der Gottesmutter von jedem Makel der Ursünde nicht an erster Stelle des
katholischen Glaubensbekenntnisses, aber sie ist ein unerläßlicher Angelpunkt christlichen Glaubens, ohne den die Harmonie der von Gott selbst in Christus Jesus endgültig ergangenen Offenbarung verloren wäre.

Der neue Diözesanbischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke OSB, hat nun überhaupt seinen Wahlspruch an den ersten Johannesbrief (5,4 ff.) angelehnt: "
Unser Glaube ist unser Sieg" - "
fides nostra victoria". Darauf und auf seine Herkunft bezieht sich auch das Wappen des Bischofs, welches in vier Felder mit je einem Symbol gegliedert ist: der Siegeskranz erinnert mit dem heiligen Paulus (1 Kor 9,24 ff.) an unsere Pilgerschaft als Weg zu Gott, den der Christ in der Haltung des Läufers im Stadion zurücklegen soll. Während der Athlet den Siegespreis zu gewinnen sucht, muß es dem Christen um die Erlangung des unvergänglichen Siegeskranzes gehen. Der heilige Mönchsvater Benedikt greift diese Deutung in seiner Regel auf: der Mönch soll den Weg Gottes unter der Führung des Evangeliums gehen, er muß sich aufschrecken lassen, um zu laufen und durch gute Taten voranzueilen. Schließlich läuft er "
weiten Herzens in unsagbarem Glück der Liebe auf dem Weg der Gebote Gottes" und soll mit Christus das Reich erben.
Mit dem Bischofsstab bekennt sich Seine Exzellenz Gregor Maria Hanke OSB zum Auftrag des Bischofs, Hirte zu sein. Ein weiteres Wappenfeld zeigt den schlesischen Adler, der auf die geographischen Wurzeln der Familie Hanke hinweist. Die Eltern und fünf Geschwister des neuen Bischofs lebten vor der Vertreibung im Jahre 1946 in der Nähe von Troppau (heute Oppava) in Mährisch Schlesien (Sudeten-Schlesien). Gregor Hanke verbindet mit dieser Erinnerung den Auftrag zur Versöhnung der Völker. Verwandte des Bischofs sind nach 1946 bei Troppau geblieben, wo sie als tschechische Staatsbürger leben. Die Eltern und Geschwister des neuen Bischofs fanden Aufnahme in Elbersroth (Landkreis Ansbach). In der Kirche St. Jakobus der Ältere zu Elbersroth wurde
Gregor Hanke 1954 auf den Namen Franz getauft. Die Jakobsmuschel im Wappen steht für die neue Heimat der Familie Hanke. Den Wahlspruch und die drei Motive der Herkunft hat Gregor Maria Hanke bereits als Abt von
Plankstetten in seinem Wappen geführt.
In einem gestern erschienenen ausführlichen Interview (Donaukurier, S. 10, Redakteure: Christian Fahn und Hermann Redl) unter dem wegweisenden Titel "
Liebe lebt vom Verzicht" sieht sich Diözesanbischof Gregor Maria Hanke OSB als Impulsgeber und erwartet von der Kirche insgesamt, sich stärker als bisher in Wertefragen zu Wort zu melden, ob beim
Schutz des ungeborenen Lebens, bei der Gentechnologie oder bei der Familie, an der die Zukunft der Gesellschaft hänge. Einige Fragestellungen und die bischöflichen Antworten seien in diesen Blogeintrag wörtlich hereingenommen:
[AUSZÜGE AUS DEM DK-INTERVIEW VOM 7. DEZEMBER 2006:]
Donaukurier:
Sie haben das Kloster Plankstetten zum ökologischen Vorzeigebetrieb gemacht. Ihr Dienstwagen wird einen Rapsölmotor bekommen. Werden Sie die Diözese Eichstätt zum "grünen Bistum" umbauen?
Gregor Maria Hanke OSB: Bischof zu sein, ist ein geistliches Amt. Mein Auftrag ist, mein Bistum geistlich zu führen, geistlich zu prägen. Natürlich nehme ich meine Geschichte, meinen Weg von Plankstetten mit. Dazu stehe ich auch. Aber diesen ökologischen Weg, den ich in Plankstetten zusammen mit den Mitbrüdern gegangen bin, den kann man nicht von oben überstülpen. Im Kloster haben wir gemeinsam überlegt, und die Entwicklung dort ist von unten nach oben gewachsen. Der ökologische Anstoß kam aus dem Konvent und nicht von mir. Ich habe ihn aufgegriffen und war dann ein Stück weit Transformator.
Donaukurier:
Aber Sie sprechen auch davon, daß die Kirche "Sauerteig" sein soll, daß sie deutlicher als bisher in Wertefragen, die unsere abendländische Kultur ausmachen, Position beziehen soll.
Gregor Maria Hanke OSB: Ja, aber dabei geht es nicht darum, den Staat oder das gesellschaftliche Leben zu demontieren. Letztlich können wir damit unser Gemeinwesen, das auf Werte gegründet ist, stärken. Es ist das Anliegen unseres Dialogs, daß wir als Kirche die Werte auch klarmachen, daß wir auf diesem Feld gegen eine Verwässerung kämpfen und keine Kompromisse eingehen. In Fragen wie dem
Schutz des ungeborenen Lebens beispielsweise muß die Kirche klar Position beziehen.
Donaukurier:
Letztlich drehen sich viele gesellschaftliche Probleme um das Ansehen, das die Familie hat, das die Erziehung von Kindern genießt ...
Gregor Maria Hanke OSB: Das ist ein Thema, das die Kirche immer wieder aufgegriffen hat. Mein Vorgänger hat das ja auch häufig thematisiert. Nicht zuletzt auch auf dem Hintergrund des Instituts für Ehe und Familie an der
Katholischen Universität Eichstätt. Ich denke, das ist ein ganz wichtiges Thema für die Kirche und für die Gesellschaft. Hier muß sich die Kirche einmischen: die Familien sind die Zukunft der Gesellschaft.
Donaukurier:
Ihre Nähe zu den Ostkirchen ist bekannt - wie aber schaut es mit dem Verhältnis zur evangelischen Kirche aus?
Gregor Maria Hanke OSB: Wir dürfen uns bei der Ökumene nicht immer so starr auf das Trennende fixieren und uns da verheddern, sondern müssen überlegen, was können wir eigentlich schon gemeinsam unternehmen. Beim Blick auf gesellschaftliche Probleme tun sich doch enorm viele Möglichkeiten auf, wo katholische und evangelische Christen zusammenwirken können. Da sollten wir kreativer sein. Ich will jetzt nicht auf der Ökologie 'rumreiten, aber das ist ein klassisches Gebiet, auf dem sich Christen über die Grenzen hinweg verbinden und etwas bewegen können.
Donaukurier:
Ihr Vorgänger hat gesagt, sein größtes Problem sei, daß es auf der evangelischen Seite für ihn keine gleichwertigen Ansprechpartner gebe, weil es dort keine Priester- und keine Bischofsweihe gebe, sondern eigentlich nur Laien.
Gregor Maria Hanke OSB: Gut, das Amtsverständnis differiert. Ich denke da an eine Erfahrung, die ich in Plankstetten gemacht habe. Ein anerkannter Tübinger Theologieprofessor war 'mal Gast bei uns im Kloster und hat das Konventsleben mitgemacht, sogar das Chorgebet. Nur die Heilige Messe hat er ausgelassen. Bewußt - wie er mir sagte - weil er als evangelischer Christ eben ein anderes Verständnis hat. Ich denke, das ist ein konsequenter Standpunkt und besser, als irgendein Wischiwaschi zu machen.
Donaukurier:
... muß die Universität an ihrem Profil arbeiten?
Gregor Maria Hanke OSB: Ja, da ist vor allem die
Universität selbst gefragt: wo sieht sie sich selbst? Orientiert sie sich primär an staatlichen Universitäten und will möglichst immer deckungsgleich sein? Dann dürfte es schwierig werden, die außerbayerischen Bischöfe zu überzeugen, daß es Sinn macht, sich hier zu engagieren. Ich glaube, die Katholische Universität hat weitergehende Aufgaben. Zum einen muß sie als katholische Institution in die Welt hineinwirken, zum anderen muß sie auch Themen aus der katholischen Welt aufgreifen und sie mit der Unterstützung ihrer akademischen Kräfte in die Gesellschaft hineintragen. Eine Möglichkeit hierzu wäre die umstrittene
Rede des Papstes an der Universität Regensburg gewesen, die den Zorn vieler Muslime erregt hat. Das wäre so ein klassischer Fall gewesen, in dem sich die Universität hätte zu Wort melden können.
Donaukurier:
Könnten Sie sich vorstellen, daß die Universität Eichstätt-Ingolstadt mit der gesamten deutschen Bischofskonferenz im Rücken eine Art geistiges Leuchtfeuer der Katholischen Kirche in Deutschland, oder vielleicht sogar im deutschsprachigen Raum werden könnte, eine klerikale Eliteuniversität?
Gregor Maria Hanke OSB: Ich kann das jetzt zu Beginn meiner Amtszeit nicht abmessen, was da möglich ist, aber ich weiß von anderen katholischen Universitäten, daß deren Reputation enorm ist. Denken Sie an Salamanca in Spanien oder auch an Mailand. Das sind akademische Institutionen, die weit über die Grenzen der katholischen Welt hinaus Beachtung finden.
Donaukurier:
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat in seiner Predigt bei der Bischofsweihe von notwendigen Veränderungen auch innerhalb der Katholischen Kirche gesprochen. Es sieht ja so aus, als ob etwas in Bewegung kommen könnte, zum Beispiel beim Thema Zölibat ...
Gregor Maria Hanke OSB: Ich denke, daß diese Überlegungen abgeschlossen sind. Mir ist nicht bekannt, daß beim
Zölibat etwas geändert werden soll. Ich selbst bin Mönch, mein Leben ist deshalb zölibatär ausgerichtet. Natürlich ist der
Zölibat keine Einrichtung göttlichen Rechts, er ist uns geschichtlich zugewachsen, aber die zölibatäre Lebensform, so wie sie in der Katholischen Kirche praktiziert wird, mit allem
subjektiven Ringen, das damit auch verbunden ist, hat sich doch sehr bewährt. Wenn ich an meinen leiblichen Bruder denke, der in extrem schwierigen Rahmenbedingungen in Brasilien, teilweise sogar unter Einsatz seines Lebens, wirkt, das wäre schon fast gegen die Menschenrechte, hätte er das mit Familie tun müssen.
Donaukurier:
Dennoch verstehen vor allem jüngere Menschen diesen Schritt nicht.
Gregor Maria Hanke OSB: Wenn ich in die Werbung schaue oder die Filmbranche beobachte, da wird der Eindruck erweckt, es gebe
Liebe zum Nulltarif. Der Zölibat ist hier auch ein Stachel zum Fleisch. Er macht uns darauf aufmerksam, daß Liebe auch vom Verzicht lebt, nicht nur in der zölibatären Form, sondern auch in der ehelichen Form. Wir als Ordensleute und Priester haben vielleicht den Verzicht
auf etwas, und in der Familie, in der ehelichen Verbindung, ist es mehr der Verzicht
zu und
um etwas. Aber die
Grundwurzel, nämlich der Verzicht, um den komme ich, wenn ich ein reifes menschliches Leben führen will, nicht herum. Und mir scheint, daß hier in unserer Gesellschaft eine wachsende Verwässerung oder Unklarheit entsteht. Man glaubt, Liebe gibt es zum Nulltarif, Beziehung zum Nulltarif. Man geht zusammen, geht wieder auseinander, und was zurückbleibt, ist oft ein Scherbenhaufen. Ich glaube, daß der
Zölibat auch eine prophetische Dimension hat.
[ENDE DES DK-INTERVIEWS.]
O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen. Mögest Du uns durch die restlichen Tage des Advents sicher zum gottmenschlichen Christkind in die Krippe geleiten! Dies erbitte ich für alle Leser und Besucher - Euer
Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik
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