In dem von der Fe-Medienverlags GmbH vertriebenen und von Paul Badde und Dr. Norbert Neuhaus herausgegebenen www.vatican-magazin.de (Chefredaktion: Guido Horst und Christina Badde) ist im Heft 1/2008 (S. 36 - 39) ein lehrreicher und aufschlußreicher Beitrag von Alexander Kissler über den Eichstätter Diözesanbischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB und seine Akzente der Erneuerung nachlesbar, und zwar unter dem Titel " 'Da stürmte es in mir'. Vom Bio-Abt zum Großkanzler der einzigen Katholischen Universität des deutschen Sprachraums. Als 'grüner Bischof' könnte er der Darling der Medien werden. Aber genau das hat Gregor Maria Hanke nicht vor." Aus dem beim VATICAN magazin abrufbaren PDF-Artikel übernehme ich abgesehen von den Photographien und den dazugehörigen Untertiteln Teile des Berichts. Die darin aufleuchtenden Impulse sind auch sehr bedenkenswert im Hinblick auf die mit dem heutigen Sonntag Septuagesima begonnene Vorfastenzeit, gemäß dem geltenden liturgischen Kalender für die nunmehr wieder häufiger anzutreffende außerordentliche Form des Römischen Ritus:
[BEGINN DES ARTIKELS:]
Demnächst, nach der Amtseinführung der neuen Bischöfe von Limburg und Speyer, wird er nicht mehr der Benjamin sein im deutschen Episkopat, sondern der Drittjüngste. Selbst dann aber wird Gregor Maria Hanke, geboren 1954 im fränkischen Elbersroth, seit Dezember 2006 Bischof von Eichstätt, jenem Geist des Anfangens treu zu bleiben suchen, den er für das wichtigste Erbe seiner langen Zeit im Benediktinerkloster Plankstetten hält. Christsein, das sagte er schon weit vor der ganz ähnlich argumentierenden Enzyklika Spe salvi, bedeute authentisch "aus der Wurzel" leben und unbeirrbar der Zukunft trauen inmitten einer "hoffnungslos gewordenen Welt". Mit dem Plädoyer für einen christlichen Optimismus endete die Predigt zur Amtseinführung. Begonnen hatte diese mit einem für Gregor Maria Hanke sehr typischen Bekenntnis: als er von seiner Wahl erfahren hatte, da "stürmte es in mir". Nun, durchfuhr es ihn, werde auch er "wie Schafe mitten unter die Wölfe" gesandt. Nach 25 Jahren im Kloster, davon dreizehn Jahre als Abt, trat er den Marsch hin zu Amt und Welt und Macht mit gemischten Gefühlen an. Später präzisierte er: "Am Tag, als die Möbelpacker kamen und meine Bücher zusammengetragen haben, da ging es mir nicht gut." Er sei nun einmal durch und durch Mönch. Sitzt man ihm heute im bischöflichen Palais gegenüber, klingt es dennoch glaubhaft, wenn er beteuert, er habe innerlich Ja gesagt zur neuen Berufung. Auch in Eichstätt gelinge es ihm oft, den gewohnten geistlichen Rhythmus beizubehalten, aufzustehen früh um fünf Uhr, die Schrift zu lesen, tagsüber das Brevier zu beten. Daß er sich, angekommen im Herz des Bistums, das auch die Mitte der Verwaltung ist, den Blick des Außenseiters bewahren will, verdeutlichen wie nebenbei gesprochene Bemerkungen. Leise bedauert der hoch aufgeschossene Mann die "Überfülle an administrativen Vorgängen", nennt sie gar eine "gewisse Gefahr für das Wesen des Hirtenamtes." Ein Bischof müsse schließlich zu allererst ermahnen, ermuntern, Impulse geben und nicht Akten studieren. Hanke scheint fest entschlossen, in eigener Person ein Experiment durchzuführen, an dem viele Amtskollegen gescheitert sind: den Zuwachs an Macht nicht mit einem Verlust an Eigenständigkeit zu bezahlen.
Ein entschiedener Christ, sagt er, dürfe nicht "der Darling der Gegenwart" sein, nicht der Apostel des Mainstreams ... Das Beharren auf einem individuellen und also unterscheidbaren Profil ist auch jene Roßkur, die er seiner Kirche empfiehlt. Er warnt vor "Unschärfen in der eigenen Identität". Eine solche scheint bereits ins Innere der Kirche eingezogen, nimmt man Hankes kritische Äußerungen zur gegenwärtigen Liturgie beim Wort. Als einziger deutscher Bischof hat er das Motu proprio zur Rehabilitierung der Alten Messe vorbehaltlos begrüßt. Klare Worte fand er für deren Gegner, sprach von einem "liturgischen Ödipuskomplex". Nur Hanke wies auf den ebenso schlichten wie unumstößlichen Umstand hin, "daß es die Liturgie des Missale von 1962 war, die auf dem Zweiten Vatikanum gefeiert wurde und den Vätern des Konzils wie den Theologen Kraftquelle war." Nun dürfe man "das reiche Erbe" nicht verstecken oder verleugnen, sondern könne "aus einem unbefangeneren Verhältnis zur Tradition Nutzen schöpfen für die Menschen unserer Tage, die auf der Suche nach Heilszeichen Gottes sind." Konsequenterweise gibt es im Bistum Eichstätt, anders als bei manchem süddeutschen Amtsbruder, keine knebelnden Ausführungsbestimmungen, die den Sinn des Motu proprio in sein Gegenteil verkehren. Das Gespräch im Palais lenkt Hanke schon nach wenigen Minuten auf "liturgische Mißbräuche", die er seit seiner Studentenzeit erleben mußte, wenn er das Kloster verließ. Besonders die "Hochgebete nach dem Strickliesel-Modell" machen ihn zürnen - schnell am Abend zuvor handschriftlich zusammengestrickte Gebete, die theologisch wie sprachlich weit hinter die offiziellen Vorgaben zurückfallen. "Und wenn dann noch Moralin in die Epiklese hinein gemischt wird, finde ich das einfach disgusting", sagt Hanke, der ehemalige Englisch-Lehrer. Das Wörterbuch übersetzt das Adjektiv mit ekelhaft oder widerlich. Hinter derlei ubiquitären Anmaßungen ortet der Mönch, der sein Studium mit einer Arbeit über den Kirchenbegriff bei John Henry Newman abschloß, das "falsche Bemühen, möglichst nah am Menschen sein, die Alltagssprache in die Liturgie hineinholen zu wollen." Nichts sei irriger. So nämlich werde einerseits die Liturgie "degradiert zum Spiegel, in dem ich immer nur mein eigenes Elend betrachte"; kein Himmel reißt mehr auf, das "Herabsteigen Gottes" werde erschwert oder verhindert. Andererseits breche durch "leichtfertiges Herumhantieren" die lange Traditionskette, in die sich der Priester gerade mit dem Hochgebet einreihe. Eine schlechte Soziologie verdränge Kult und Spiritualität.
Daß Hanke sich gleich nach seiner Wahl selbstbewußt einen Konservativen nannte, überrascht da nicht. Er plädiert für einen dialogbereiten "christlich-humanistischen Konservatismus", wie ihn Newman oder der kürzlich selig gesprochene Antonio Rosmini vertreten habe. Für einen Augenblick überschlägt sich seine Stimme fast vor Begeisterung: "Rosminis ,Fünf Wunden der Kirche' müssen Sie lesen, unbedingt, das ist phantastisch." Der ehemals als Häretiker verurteilte und indizierte Rosmini wird gerade wiederentdeckt, weil er, wie es ein italienischer Forscher formuliert, "die größte katholische Synthese des modernen Denkens" schuf. In den "Fünf Wunden", verfaßt 1833, erweist sich Rosmini als ebenso kluger wie frommer Kirchenkritiker. Gegen die "unzulängliche Bildung der Geistlichen" wettert er ebenso wie gegen "uneinige Bischöfe" und die "Ernennung der Bischöfe durch nichtkirchliche Mächte". Rosmini wollte im Dialog mit der Philosophie der Moderne, mit Kant und dem Idealismus vor allem, die urchristliche Position zurückgewinnen und damit das "engste Band" von Wissenschaft und Heiligkeit, "das eine sich aus dem anderen ergebend." Wie viel Rosmini steckt im Eichstätter Oberhirten? Auch er, soviel steht fest, spricht ebenso unmißverständlich in die Kirche hinein wie aus ihr heraus in eine Welt ohne Hoffnung. Eine "gesellschaftlich aufgesattelte Kirche", wie sie in Deutschland weithin zu beobachten ist, hält er für problematisch. Er fordert eine Rückkehr zum Wesentlichen, die durchaus einen Abschied von Macht und Einfluß bedeuten könnte.
"Die Kraft der Kirche erlahmt, wenn wir wie eine kleine Schnecke nur noch riesengroße Häuser mitziehen, Institutionen und Apparate. Wir können nicht nach dem Koalitionsprinzip unseren Sendungsauftrag verwirklichen, also nicht dadurch, daß wir nach einem kleinen gemeinsamen Nenner überall präsent sind. Manche Großprojekte sollten wir vielleicht abstreifen, um uns mit umso mehr Kraft den Menschen und den Fragen der Menschen widmen zu können." Für seinen eigenen Zuständigkeitsbereich hat Hanke, zugleich Großkanzler von Deutschlands einziger Katholischer Universität, eine solche Neubesinnung bereits angekündigt. Dort müßten stärker die Anliegen des Trägers, der Kirche, umgesetzt werden, um ein "klareres Profil zu gewinnen". Ergänzt man diese Positionen um sein Plädoyer für einen kritischeren Umgang mit dem Islam und die Ablehnung einer vorschnellen Ökumene mit den Protestanten - "das vermeintliche 'Weiter-Sein' der Basis besteht doch letztlich darin, daß ein Stück weit die Tiefenschärfe der Glaubenspositionen verloren gegangen ist", so verwundert es dann doch, daß Gregor Maria Hanke entgegen aller Absichten der Darling geworden einer liberalen Presse ist. Ihm kommt zugute, daß er eben auch der "grüne Bischof" ist, so wie er zuvor als "grüner Abt" die Landwirtschaft von Plankstetten auf biologischen Anbau umstellte, selbst im Rapsöl-Auto vorfuhr, die Klosterprodukte unter das Motto "Leben aus dem Ursprung" stellte. Es ist ihm das eine Anliegen: untrennbar verbunden sind die Ökologie des Herzens und des Bodens. Was man neudeutsch einen ressourcenschonenden Umgang mit der Natur nennt, bildet zugleich eine Wurzellehre von der Natur des Glaubens aus. Zusammengehalten aber werden Traditionspflege und Erneuerung, Vernunft und Erschütterung, Politik und Frömmigkeit von einem Movens, das dem jüngsten Kind einer aus Mährisch-Schlesien vertriebenen Familie in die Wiege fern der Heimat gelegt wurde: "Die Frage nach Recht und Gerechtigkeit war bei uns immer präsent." Damit sind zwei wichtige Bestandteile einer guten Gesellschaft benannt. Von Macht ist die Rede nicht. Sollte Hankes Ideal einer Rückführung des deutschen Episkopats auf dessen geistlichen Glutkern durchdringen, dann stünde das katholische Deutschland vor einem Neuanfang, wie er radikaler nicht gedacht werden kann.
[ENDE DES ARTIKELS.]
Für ein verstärktes gemeinsames Engagement der Christen in aktuellen gesellschaftlichen Themen hat Bischof Gregor Maria Hanke beim Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt geworben. Gerade im Blick auf die Gesellschaft sei noch viel mehr Ökumene erforderlich und möglich. Der Diözesanbischof von Eichstätt bat die Laien in den Räten, Gemeinden und Verbänden des ihm anvertrauten Bistums, bei brennenden Fragen wie dem Lebensschutz, der Bewahrung der Schöpfung und dem Schutz des Sonntags „ökumenische Allianzen“ aufzubauen. Derzeit läuft die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Da die Einheit der um den Nachfolger des heiligen Petrus versammelten Kirche nicht zerstörbar ist, ist diese Gebetswoche alljährlich theologisch korrekt der Einheit der Christen gewidmet. Im kommenden Paulusjahr, das am 28. Juni 2008 beginnen wird, soll dieses Gebetsanliegen der größeren Einheit aller gültig Getauften ein besonderes Gewicht erhalten.
Mittlerweile ist die erste gemeinsame Gottesdienstordnung für mehrere Kirchen in der Bischofsstadt Eichstätt erschienen, nämlich für die Marienwallfahrtskirche im Ortsteil Buchenhüll, für die ehemalige Dominikanerkirche St. Peter und Paul im Zentrum (Dominikanergasse) und für weitere außerordentlich-lateinische Messen in anderen Kirchen wie in der Universitäts- und Seminarkirche (Schutzengelkirche). Wie immer ist die Gottesdienstordnung für diese Heilige Messen und Andachten in D-85072 Eichstätt als PDF-Dokument (1) (2) abrufbar. Schon jetzt lade ich sehr herzlich zu den Terminen des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Jubiläumsjahres zum 150. Jahrestag der Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau Maria in Lourdes an der Buchenhüller Lourdesgrotte ein, das Programm beginnt am 2. Februar 2008 (Mariae Lichtmeß / Darstellung des Herrn) um 18 Uhr mit dem Gesang der Lauretanischen Litanei. Stimmen wir uns in der Vorfastenzeit langsam darauf ein, daß die Fastenzeit bereits am Aschermittwoch, dem 6. Februar 2008, beginnen wird. Euer Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik
BISCHOF HANKE: MESSLITURGIE DARF NICHT DURCH ALLTAGSSPRACHE UND MORALIN ZUR BETRACHTUNG DES EIGENEN
Tracked: Jan 21, 20:06