Am 8. September 2008, dem Fest der Geburt der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, unterzeichnete William Kardinal Levada am Sitz der römischen Kongregation für die Glaubenslehre eine nunmehr veröffentlichte Instruktion über einige ganz wichtige Fragen der Bioethik. Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hatte in der dem unterzeichneten Kardinalpräfekten am 20. Juni 2008 gewährten Audienz das Dokument gutgeheißen und seine Veröffentlichung angeordnet. Es ist in deutscher Sprache bereits an verschiedenen Adressen abrufbar, nämlich bei
kath.net und bei der
Katholischen Bischofskonferenz Deutschlands. Die Kenntnis des Willens Gottes aus der Offenbarung und aus dem uns kraft der unveränderlichen Wesensnatur des Menschen offenstehenden Naturgesetz und Naturrecht heraus sind bei all diesen Fragen mit hoher Fachkenntnis zu verbinden. Deshalb übernehme ich zunächst die professionelle Stellungnahme des
vor 20 Jahren gegründeten und unter der Patronanz der Katholischen Bischofskonferenz Österreichs stehenden
Institutes für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE):
Das neue Bioethik-Dokument betont in Treue zur Sittenlehre der Kirche und beim ethischen Nachdenken über neue biotechnologische Möglichkeiten ein kompromißloses Ja zum Leben. Der Text der Glaubenskongregation basiert auf der bereits mit dem 22. Februar 1987 datierten Instruktion
Donum vitae (über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung), in der das damals noch junge Thema der sogenannten künstlichen Befruchtung und seine ethischen Probleme behandelt wurden. Das
neue Dokument will nun jene kulturelle Perspektive stärken, die in der Wissenschaft einen "
wertvollen Dienst (...) an der Würde jedes Menschen sieht" (Nr. 3). Die Würde als Person und sein unantastbarer Wert müsse jedem Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zuerkannt werden. Dies gelte auch für den embryonalen Menschen, der "
ganz Mensch und ganz als solcher zu achten“ (Nr. 5) sei. Die Instruktion
Dignitas personae betone erneut die Ablehnung der künstlichen Befruchtung, unter andrem deshalb, weil dabei kein Interesse am Lebensrecht jedes einzelnen Embryos bestünde. Im Gegenteil: auf eine Lebendgeburt komme eine große Zahl von bewußt geopferten Embryos (Selektion, PID, Mehrlingsbefruchtungen usw.) - in keinem anderen Bereich der Medizin würde "
eine Gesundheitsbehörde eine Technik mit einer so hohen Rate an negativen, tödlichen Ausgängen" zulassen, kritisiere das Schreiben des Heiligen Stuhles.
In bezug auf das Einfrieren von Embryonen (Kryokonservierung) kritisiere der Vatikan das Verfahren als unvereinbar mit der Achtung, die den menschlichen Embryonen geschuldet sei (Nr. 18). Die Glaubenskongregation greife die Frage des Schicksals der Abertausenden tief gefrorenen Embryonen auf. Vorschläge, diese für die Forschung zu verwenden oder für therapeutische Zwecke einzusetzen, bezeichne sie als ethisch unannehmbar (Nr. 19). Die Variante einer "pränatalen Adoption" sei zwar der Absicht nach lobenswert, stelle aber keine Lösung dar. Tatsache bleibe, daß durch die In-vitro-Fertilisierung Embryonen zu Tausenden verlassen worden seien, was eine "
faktisch irreparable Situation der Ungerechtigkeit“ schaffe. Weiters verurteile das Dokument scharf die Präimplantationsdiagnose (PID), deren Ziel die Selektion und Vernichtung "verdächtig“ gewordener Menschen sei. "
Die Würde kommt jedem einzelnen Menschen in gleicher Weise zu", unterstreiche dagegen die Kongregation für die Glaubenslehre. Kranke und behinderte Personen seien keine Sonderkategorie, Diskriminierungen dieser Art seien unsittlich und rechtlich unannehmbar (Nr. 22). Keimbahntherapie, menschliches Klonen und genetisches Enhancement verwerfe das Dokument ebenso. Es begrüße hingegen die möglichen Gentherapien an Körperzellen und die Forschung mit adulten Stammzellen. Ein klares Nein gebe es zur Gewinnung von Stammzellen aus Embryonen. Diese bedeute nämlich zugleich die Vernichtung der Embryonen und damit "
die Vernichtung menschlicher Lebewesen, die dieselbe Würde besitzen wie andere Menschen und die Forscher selbst“ (Nr. 32).
Das aktuelle Vatikan-Schreiben Dignitas personae stelle einen wichtigen Beitrag zur Kultur des Lebens dar und biete "
klare Richtlinien für aktuelle Probleme der biotechnologischen Forschung“, erklärt dazu
IMABE-Direktor Primarius Dr. Johannes Bonelli. Es begründe die Position der Katholischen Kirche aus einer vorwiegend philosophisch-anthropologischen Perspektive, nämlich aus der unantastbaren Menschenwürde, die jedem Individuum der Spezies Menschen von der Befruchtung bis zum Tod zukomme. "
Nicht selten wird versucht, diese Argumentation als religiös motiviert zu etikettieren und sie dadurch für den zivilen Diskurs zu disqualifizieren. Diese Kritik ist aber alles anderes als sachlich und redlich.“ Die Instruktion zeige in aller Schlichtheit, daß durch die Technik der künstlichen Befruchtung der Mensch zum Objekt technischer Rationalität gemacht werde, das heißt an sich zum Instrument und Mittel eines technisches Prozesses, was der Menschenwürde diametral widerspreche. Das Dokument ermuntere zugleich die Wissenschaft, Wege zu beschreiten, die der Menschenwürde eben entsprechen. Naturgemäß greife das Schreiben jene Methoden kritisch auf, die aus ethischer Sicht nicht vertretbar seien - diese Perspektive habe jedoch eine klare Intention: "
Hinter jedem 'Nein' steht ein großes 'Ja', daß die unveräußerliche Würde und den Wert jedes einzelnen unwiederholbaren Menschen anerkennt – eine Botschaft, die viele Menschen positiv annehmen werden", so Bonelli.
Abschließend weise ich noch auf einen für den heutigen Alltag äußerst wichtigen Abschnitt der
neuen Instruktion über die Würde einer Person hin. Schon seit langem predige ich wie viele andere gegen die
manipulative Propaganda, welche vorgaukelt, daß erst mit dem Beginn der Einnistung und Schwangerschaft (und somit noch nicht wirklich von der Befruchtung an!) objektiv eine menschliche Person mit der ihr zukommenden Würde einer Person gegeben wäre. In dem Dauerdokument zur
Verhütungsberatung und in der Analyse betreffend die unveränderliche Sittenlehre der Kirche in bezug auf die
ausnahmslos verwerfliche direkte Verhütung kann dies nachgelesen werden. Diese Verwirrung der Gewissen muß immer wieder neu aufgearbeitet werden, und es ist kaum abzuschätzen, wie viele Menschen schon alleine durch
frühabtreibende Verhütungsmethoden nie das Licht der Welt erblicken durften, neben all den schrecklichen Opfern des weltweit stattfindenden und immer wieder gerne verschwiegenen direkten
Abtreibungsmordes. Unter dem Titel "
Neue Formen der Interzeption und der Kontragestion" (statt "Interzeption" kann es wohl auch "Intrazeption" heißen, beides im Unterschied zur reinen Kontrazeption) nimmt daher die
vatikanische Instruktion vom 8. September 2008 klar und deutlich Stellung (Nr. 23):
"
Neben den empfängnisverhütenden Mitteln im eigentlichen Sinn, welche die Empfängnis im Anschluß an einen Geschlechtsakt verhindern, gibt es andere technische Mittel, die nach einer Befruchtung vor oder nach der Einnistung des schon gebildeten Embryos in der Gebärmutter wirken. Diese Techniken sind interzeptiv, wenn sie die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter verhindern. Sie sind kontragestiv, wenn sie die Vernichtung des schon eingenisteten Embryos zur Folge haben. Um die Verbreitung der Interzeptiva zu fördern, (Anmerkung 43: Die bekanntesten interzeptiven Mittel sind die Spirale [Intrauterinpessar] sowie die so genannte 'Pille danach')
wird manchmal behauptet, daß ihre Wirkweise nicht genügend bekannt sei. Wahr ist, daß die Wirkweise der verschiedenen angewandten Mittel nicht immer zur Gänze bekannt ist. Experimentelle Studien zeigen aber, daß die nidationshemmende Wirkung gewiß vorhanden ist. Dies bedeutet freilich nicht, daß die Interzeptiva immer, wenn sie eingenommen werden, eine Abtreibung bewirken, auch weil es nicht nach jedem Geschlechtsverkehr zu einer Befruchtung kommt. Man muß jedoch anmerken, daß bei denen, welche die Einnistung eines möglicherweise empfangenen Embryos verhindern wollen und deshalb solche Mittel wünschen oder verschreiben, im allgemeinen die Vorsätzlichkeit zur Abtreibung vorhanden ist. Wenn das Ausbleiben der Menstruation festgestellt wird, greift man gelegentlich auf die Kontragestion zurück, (Anmerkung 44: Die hauptsächlichen Mittel der Kontragestion sind Mifepriston [Pille RU 486], Prostaglandine und Methotrexat.)
die gewöhnlich in der ersten oder zweiten Woche nach Feststellung des Ausbleibens der Menstruation angewandt wird. Das erklärte Ziel besteht darin, die Menstruation wieder erscheinen zu lassen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um die Abtreibung eines bereits eingenisteten Embryos. Bekanntlich ist die Abtreibung 'die beabsichtigte und direkte Tötung eines menschlichen Geschöpfes in dem zwischen Empfängnis und Geburt liegenden Anfangsstadium seiner Existenz' (Anmerkung 45: JOHANNES PAUL II., Enzyklika
Evangelium vitae, 58: AAS 87 [1995], 467.)
Deshalb zählt die Anwendung der interzeptiven und der kontragestiven Mittel zur Sünde der Abtreibung und ist in schwerwiegender Weise unsittlich. Wenn man zur Gewißheit kommt, eine Abtreibung vorgenommen zu haben, bringt dies nach kanonischem Recht darüber hinaus einige schwere strafrechtliche Auswirkungen mit sich. (Anmerkung 46: vgl. can. 1398 CIC und can. 1450 § 2 CCEO; vgl. auch can. 1323 - 1324 CIC.
Die Päpstliche Kommission für die authentische Interpretation des CIC hat erklärt, daß mit dem strafrechtlichen Begriff der Abtreibung 'die Tötung des Fötus auf jede Weise und in jedem Stadium vom Zeitpunkt der Empfängnis an' gemeint ist [Antworten auf Zweifel, 23. Mai 1988: AAS 80 [1988], 1818].)"
In der liturgischen Zeit des Advents gilt es, ganz konkrete Schritte der Umkehr zu setzen, nicht zuletzt auf dem existentiellen Gebiet der Weitergabe menschlichen Lebens, der
vollen Achtung der Sexualität von Mann und Frau sowie einer die Würde jeder Person zu 100 % berücksichtigenden Empfängnisregelung. Erst dann können wir alle gemeinsam am kommenden dritten Adventsonntag den Aufruf des heiligen Paulus voll und ganz annehmen, uns zu jeder Zeit im Herrn zu freuen, in jenem Herrn und Gott Jesus Christus, den wir in der Weihnacht bald (im Eichstätter
Ortsteil Buchenhüll mit der Christmette um 24 Uhr) als gottmenschliches Christkind anbeten werden und dessen Wahrheit den Suchenden aufleuchtet, dessen Kraft die Schwachen stärkt und dessen Heiligkeit den Sündern Vergebung bringt, besonders im heiligen
Sakrament der Buße nach dem jeweils persönlich abgelegten Sündenbekenntnis. So laßt uns übermorgen die Vorfreude auf die Weihnacht auskosten und unser Ja zum Leben im Blick auf das Zeugnis Johannes' des Täufers und auf das Jawort der Gottesmutter Maria erneuern. Euer Padre Alex - Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik
In der im 14. Jahr befindlichen Quartalsschrift des Päpstlichen Rates für die Familie "FAMILIA ET VITA" ist der Band Nr. 1/2009 der extrem wichtigen Thematik "40 Jahre nach Humanae vitae" gewidmet. Darin befindet sich auch die bereits in diesem Blogbuch z
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Bei der offiziellen Präsentaton der jüngsten päpstlichen Sozialenzylika Caritas in veritate am vergangenen 07. Juli 2009 in der Aula Giovanni Paolo II hatte Seine Eminenz, der hochwürdigste Herr Renato Raffaele Kardinal Martino, seines Zeichens Präsident
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