Sunday, January 11. 2009
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, News Kommentare
Comments (0) Trackbacks (2) EINSATZ FÜR DIE FAMILIE MIT REALITÄTSSINN UND ABSEITS SINNLOSER AUSREDEN UND VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
Am heutigen Sonntag innerhalb des Weihnachtsfestkreises begehen wir nach dem Kalendarium für die außerordentliche Form des Römischen Ritus das Fest der Heiligen Familie, also Jesu Christi des Herrn und Erlösers aller Menschen, Seiner heiligen Mutter, der allerseligsten Jungfrau Maria, und ihres keuschen Bräutigams sowie Seines Nährvaters, des heiligen Joseph. Nach dem Kalendarium für die ordentliche Form des Römischen Ritus begingen wir dieses Hochfest noch im alten Jahr und somit bereits am Sonntag, dem 28. Dezember 2008, an dem nach der außerordentlichen Form auch das Fest der unschuldigen Märtyrerkinder zu kommemorieren war. Nach dem heutigen Gedächtnis der Taufe des Herrn gemäß dem ordentlichen Kalendarium bzw. am Dienstag, dem 13. Januar 2009, gemäß außerordentlichem Kalendarium wird jedoch die existentielle Thematik der Familie in den katholischen liturgischen Gemeinden Deutschlands auch besonders am kommenden Sonntag, dem 18. Januar 2009, weitergeführt, und zwar unabhängig von der konkreten Form des Römischen Ritus, weil dies der offizielle Familiensonntag ist. Dies ist derzeit in jedem Jahr am sogenannten 2. Sonntag im Jahreskreis bzw. am 2. Sonntag nach Erscheinung des Herrn gegeben, und diese pastorale Tradition verdankt sich dem heiligen Sonntagsevangelium der Hochzeit zu Kana, eines weiteren zur Epiphanie des Herrn gehörenden Geheimnisses, sodaß wir pastoral durchaus von der Fortsetzung der Weihnachtszeit ausgehen dürfen, die ja in jedem Kirchenjahr definitiv erst mit dem weihnachtlichen Festtag am 2. Februar, Darstellung des Herrn bzw. Mariae Lichtmeß, als beendet gilt. Mein Vorvorgänger als Kirchenrektor an der Wallfahrt Buchenhüll (Eichstätt), der berühmte Liturgieprofesssor Dr. Theodor Maas-Ewerd (+ 2002), stellte in der ihm zum 65. Geburtstag gewidmeten Festschrift “Schon leuchtet Deine Krippe auf”, St. Ottilien 2000, die Frage, warum es angesichts des liturgischen Familiensonntags überhaupt noch einen zusätzlichen Familiensonntag Mitte Januar geben müsse. Positiv betrachtet können wir aber sagen, daß die Heilige Familie bzw. die Familie an sich wenigstens vom 28. Dezember 2008 bis 18. Januar 2009 im Mittelpunkt steht bzw. stehen muß. Am zweiten Sonntag nach Epiphanie war früher in vielen Bistümern eine oberhirtliche Belehrung über das heilige Sakrament der Ehe üblich, und auch heute ist eine Predigt über Ehe und Familie angebracht und sehr sinnvoll zur Sicherstellung gültiger Hochzeiten. In diesem Jahr 2009 legt sich auch die Information über die seit 1. Januar 2009 bestehenden Möglichkeiten einer rein-kirchlichen Ehe auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland nahe. Vor allem muß wieder in Erinnerung gerufen werden, daß Katholiken naturrechtlich und vor Gott nur mit dem kirchlich approbierten Ja-Wort (Konsens) heiraten können und daß somit nur durch ein Ja-Wort die gültige Ehe zustandekommt.
Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. hat auch in diesem laufenden Weihnachtsfestkreis 2008/2009 die Familie als Urzelle der ganzen Gesellschaft in der Verkündigung berücksichtigt. Mit großem Realitätssinn hat er neuerlich aufgezeigt, welche Gefahren und Chancen bestehen. Schon am 22. Dezember 2008 bei seiner weltweit sehr beachteten Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der Römischen Kurie zum Weihnachtsempfang fand er klare Worte: "Auch die Familie der Römischen Kurie findet sich heute morgen zusammen, entsprechend einem schönen Brauch, der uns die Freude schenkt, in diesem besonderen geistigen Klima einander zu begegnen und die Glückwünsche auszutauschen (...) Weil der Glaube an den Schöpfer ein wesentlicher Teil des christlichen Credo ist, kann und darf sich die Kirche nicht damit begnügen, ihren Gläubigen die Botschaft des Heils auszurichten. Sie trägt Verantwortung für die Schöpfung und muß diese Verantwortung auch öffentlich zur Geltung bringen. Und sie muß dabei nicht nur die Erde, das Wasser und die Luft als Schöpfungsgaben verteidigen, die allen gehören. Sie muß auch den Menschen gegen die Zerstörung seiner selbst schützen. Es muß so etwas wie eine Ökologie des Menschen im recht verstandenen Sinn geben. Es ist nicht überholte Metaphysik, wenn die Kirche von der Natur des Menschen als Mann und Frau redet und das Achten dieser Schöpfungsordnung einfordert. Da geht es in der Tat um den Glauben an den Schöpfer und das Hören auf die Sprache der Schöpfung, die zu mißachten Selbstzerstörung des Menschen und so Zerstörung von Gottes eigenem Werk sein würde. Was in dem Begriff 'Gender' vielfach gesagt und gemeint wird, läuft letztlich auf die Selbstemanzipation des Menschen von der Schöpfung und vom Schöpfer hinaus. Der Mensch will sich nur selber machen und sein Eigenes immer nur selbst bestimmen. Aber so lebt er gegen die Wahrheit, lebt gegen den Schöpfergeist. Die Regenwälder verdienen unseren Schutz, ja, aber nicht weniger der Mensch als Geschöpf, dem eine Botschaft eingeschrieben ist, die nicht Gegensatz zu unserer Freiheit, sondern ihre Bedingung bedeutet. Große Theologen der Scholastik haben die Ehe, die lebenslange Verbindung von Mann und Frau als Schöpfungssakrament bezeichnet, das der Schöpfer selbst eingesetzt und das Christus dann – ohne die Schöpfungsbotschaft zu verändern – in die Heilsgeschichte als Sakrament des Neuen Bundes aufgenommen hat. Zur Verkündigungsaufgabe der Kirche gehört das Zeugnis für den Schöpfergeist in der Natur als ganzer und gerade auch in der Natur des gottebenbildlichen Menschen. Von da aus sollte man die Enzyklika Humanae vitae neu lesen: Papst Paul VI. ging es darin darum, die Liebe gegen Sexualität als Konsum, die Zukunft gegen den Alleinanspruch der Gegenwart und die Natur des Menschen gegen ihre Manipulation zu verteidigen." (Hervorhebungen und Verlinkungen von mir.) Schon für den 1. Januar 2008, dem vorjährigen Oktavtag der Weihnacht, hatte der Papst der Welt die traditionelle Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages geschenkt, damals unter dem Titel Die Menschheitsfamilie, eine Gemeinschaft des Friedens. Auch darin hatte der Heiligen Vater deutlich formuliert: "Die auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründete natürliche Familie als innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Past. Konst. Gaudium et spes, 48.2) ist der 'erste Ort der 'Humanisierung' der Person und der Gesellschaft' (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Christifideles laici, 40: AAS 81 [1989] 4693), die 'Wiege des Lebens und der Liebe'. Zu Recht wird darum die Familie als die erste natürliche Gesellschaft bezeichnet, als 'eine göttliche Einrichtung, die als Prototyp jeder sozialen Ordnung das Fundament des Lebens der Personen bildet' (Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kirche, Nr. 211). Tatsächlich macht man in einem gesunden Familienleben die Erfahrung einiger grundsätzlicher Komponenten des Friedens: Gerechtigkeit und Liebe unter den Geschwistern, die Funktion der Autorität, die in den Eltern ihren Ausdruck findet, der liebevolle Dienst an den schwächsten - weil kleinen oder kranken oder alten - Gliedern, die gegenseitige Hilfe in den Bedürfnissen des Lebens, die Bereitschaft, den anderen anzunehmen und ihm nötigenfalls zu verzeihen. Deswegen ist die Familie die erste und unersetzliche Erzieherin zum Frieden. So ist es nicht verwunderlich, daß innerfamiliäre Gewalt als besonders untragbar empfunden wird (...) Wer die Einrichtung der Familie behindert - und sei es auch unbewußt - macht also den Frieden in der gesamten nationalen und internationalen Gemeinschaft brüchig, denn er schwächt das, was tatsächlich die wichtigste 'Agentur' des Friedens ist. Dies ist ein Punkt, der einer besonderen Überlegung wert ist: alles, was dazu beiträgt, die auf die Ehe eines Mannes und einer Frau gegründete Familie zu schwächen, was direkt oder indirekt die Bereitschaft der Familie zur verantwortungsbewußten Annahme eines neuen Lebens lähmt, was ihr Recht, die erste Verantwortliche für die Erziehung der Kinder zu sein, hintertreibt, stellt ein objektives Hindernis auf dem Weg des Friedens dar. Die Familie braucht ein Heim, sie braucht die Arbeit bzw. die gerechte Anerkennung der häuslichen Tätigkeit der Eltern, eine Schule für die Kinder und eine medizinische Grundversorgung für alle. Wenn Gesellschaft und Politik sich nicht dafür einsetzen, der Familie auf diesen Gebieten zu helfen, bringen sie sich um eine wesentliche Quelle im Dienst des Friedens. Besonders die Massenmedien haben wegen der erzieherischen Möglichkeiten, über die sie verfügen, eine spezielle Verantwortung, die Achtung der Familie zu fördern, ihre Erwartungen und Rechte darzulegen und ihre Schönheit herauszustellen." Gibt es also heute insbesondere in der Welt der westlichen Gesellschaften eine "Verschwörung" gegen die Familie an sich? Nicht wenige Faktoren - insbesondere auch das himmelschreiende Unrecht der fortgesetzten und vom Strafrecht vieler Staaten in keiner Weise mehr gewürdigten Abtreibungstötungen unschuldiger Kinder - sprechen für eine solche These, doch letztlich kann die Natur des Menschen nicht dauerhaft unterdrückt werden, und selbst naturwidrig denkende und handelnde Politiker oder Unternehmer kommen nicht darum herum, daß die Familie die Basis jeglicher Zukunft einer Gesellschaft und eines ganzen Staatswesens bleibt und immer sein wird. Es gilt also, im jeweils eigenen Verantwortungsbereich für die Gründung von Familien zu werben und dieses Wagnis als positiv herauszustellen. Nicht selten will mir jedoch scheinen, daß neben verschiedenen evangelikalen und biblizistisch orientierten Christen auch Katholiken und Katholikinnen in sogenannten konservativen, traditionellen bzw. traditionalistischen Segmenten besonders anfällig erscheinen für all zu einfache Erklärungen verschiedener all zu komplexer und teilweise schrecklicher Zustände und Situationen im kleinen und im großen. Gerne werden dann ohne nachvollziehbare Argumentation Verschwörungen erahnt und Verschwörungstheorien weiterverbreitet, die jedoch bei genauerem Hinsehen jeglichen Beweises und jeglicher Sinnhaftigkeit entbehren und dadurch abgesehen von einer relativen und kurzfristigen Zufriedenheit eines angeblichen Erklärungsergebnisses keinerlei positive Zukunftshinwendung und Produktivität für das Gute bewirken können. Opfer einer frühen Verschwörungstheorie waren auch die Christen selbst. Nach dem Brand von Rom im Jahr 64 nach Christus entstand das Gerücht, Kaiser Nero selbst und seine Paladine hätten ihn gelegt. Daraufhin machten Berater den Kaiser auf die Christen in Rom aufmerksam, auf die der Volkszorn gelenkt werden könne. So schob er dann "die Schuld auf andere und strafte mit ausgesuchten Martern die wegen ihrer Verbrechen verhaßten Leute, die das Volk Christen nennt", wie der Geschichtsschreiber P. Cornelius Tacitus (55 - 115) berichtet. In durchaus bewährter Weise faßt das Wissenschaftsportal des ORF zusammen, daß vor allem Kontrollverlust Verschwörungstheorien gedeihen lasse. Suggeriere man Menschen, die Kontrolle über eine Situation verloren zu haben, suchten diese auch im scheinbaren Chaos nach Halt. Das führe nicht nur dazu, daß in wirren Mustern Bilder erkannt werden, die gar nicht vorhanden seien, sondern auch zu vermehrt abergläubischen und verschwörungstheoretisch unterfütterten Interpretationen. Ein eklatantes Beispiel aus Österreich bzw. aus dem deutschen Sprachraum bildet diesbezüglich der Fall St. Pölten mit klarem fundamentalistischen bzw. rechtsextremem Hintergrund. Sogar ein ganzes Buch sollte einer wirren und in fast allen Punkten längst widerlegten Verschwörungstheorie nochmals auf die Beine helfen, mit dem dann gar nicht mehr überraschenden Super-Titel "Der Wahrheit die Ehre". Aber auch im Zusammenhang mit dem im Vorjahr verstorbenen populären Landeshauptmann des österreichischen Bundeslandes Kärnten, Dr. Jörg Haider, entstanden sehr rasch verschiedene Verschwörungstheorien. Der Kärntner Psychologe Prof. Dr. Klaus Ottomeyer wies mit Recht darauf hin, daß es sich dabei um ein Zurechtbiegen der Realität handelte: "Die Verschwörungstheorie biegt Fakten zurecht, damit der Glaube - in den ich sehr viel investiert habe - erhalten bleiben kann und auch mein Selbstwertgefühl in keine Krise kommt." In Fachkreisen spreche man von der Reduktion einer kognitiven Dissonanz. Das Phänomen trete vor allem dann auf, wenn Menschen im psychologischen Sinn eine große Investition getätigt hätten. Plötzlich würden sie mit Fakten konfrontiert und bemerkten, an ein möglicherweise irreführendes Projekt geglaubt zu haben: "Da beginnt das Zurechtbiegen der Realität." Als Beispiel dieses Phänomens in der Weltgeschichte nannte Ottomeyer auch das Verhalten der Amerikaner im Laufe des Vietnamkriegs. Die Menschen hätten zwar bald gewußt, daß der Krieg verlorengehen würde, hätten sich aber der Realität lange verweigert. Dieses Zurechtbiegen würde mit der Zeit allerdings immer schwieriger, und meiner Meinung nach soll durch bewußt gestreute Verschwörungstheorien auch die Verantwortung einzelner Personen betreffend ihre eigene sündhafte Vergangenheit oder ihren auf bestimmten Ebenen vernachlässigten Einflußbereich nachträglich in revisionistischer Weise wegerklärt werden. Die Wirtschaftswissenschaftler Jennifer Whitson und Adam Galinsky haben anhand von sechs Experimenten versucht zu überprüfen, inwieweit das starke Bedürfnis des Menschen nach Kontrolle seine Wahrnehmung verfremde. Die Ergebnisse zeigten: offenbar gibt es kaum etwas Schlimmeres, als einer verwirrenden Situation ausgeliefert zu sein. Das Gefühl von Sicherheit müsse auch um den Preis von Sinnestäuschungen erzeugt werden. Es klinge wie das Rezept für einen erfolgreichen Wahlkampf: zuerst viel Verwirrung stiften, drohendes Unheil beschreiben und den Menschen das Gefühl geben, daß sie dem Bevorstehenden hilflos ausgeliefert sind; und dann scheinbare Ordnung im Chaos anbieten, indem einfache Zusammenhänge suggeriert und Lösungen angeboten würden. Whitson und Galinsky wandten sich einem allgemeineren Phänomen zu und wollten die Frage klären, ob das Gefühl von Kontrollverlust die Tendenz verstärke, in chaotischen Situationen "Muster" wahrzunehmen. Auch die Neigung zu Aberglauben hätte stark zugenommen, wenn die Versuchspersonen von einem Gefühl eines Kontrollverlustes geleitet waren. Dazu mußte sich eine Hälfte an eine Situation erinnern, in der ihnen eine Situation entglitten war, etwa bei einem Verkehrsunfall oder bei einer Erkrankung in der Familie. Danach lasen sowohl die verunsicherten als auch die selbstsicheren Menschen eine Kurzgeschichte, in der etwa von einer erfolgreichen Besprechung in der Arbeit erzählt wurde. Vor dem Meeting wurde ein scheinbar nicht zusammenhängendes Detail erwähnt, etwa daß der erfolgreiche Teilnehmer dreimal mit dem Fuß aufgestampft hätte. Lediglich die verunsicherten Versuchspersonen stellten dann zwischen diesem Detail und dem Erfolg der Besprechung sofort einen abergläubischen Zusammenhang her: "Dreimal aufstampfen bedeutet ein erfolgreiches Meeting." Und in eine Geschichte eines Mitarbeiters, der nicht befördert wurde, hätten sie Verschwörungen verschiedenster Art hineininterpretiert, etwa daß wphl der Chef mit dem Beförderten essen gewesen wäre. Nun könnte man zudem annehmen, daß es sich bei den eher zum Aberglauben und zur Verschwörungserklärung neigenden Personen generell um eher ängstliche bzw. verunsicherte Menschen handelte, die unabhängig vom Kontext ordnende Strukturen suchten. Um dies auszuschließen, baten Whitson und Galinsky diese Gruppe, sich an Situationen zu erinnern, in denen sie den Ablauf tatsächlich hätten bestimmen können. Das Ergebnis: ihre Testergebnisse hätten sich dann nicht mehr von jenen Versuchspersonen unterschieden, die vom Gefühl des Kontrollverlusts unbeeinflußt geblieben waren. Verschwörungstheorien haben also immer wieder Konjunktur, denn statt Mehrdeutigkeiten erscheine die Welt dadurch vereinfacht und verständlicher. Auch bei besonderen Ereignissen, die faktisch gesichert sind oder gar intensiv untersucht wurden, pflegen nach einiger Zeit neue Erklärungen aufzutauchen - Verschwörungstheorien, die in vielen Fällen kaum weniger Aufmerksamkeit finden als das Ereignis selbst und für so manchen Autor sogar lukrativ werden. Unverständlich bleibt aber, daß sie vielfach auch geglaubt werden. Zu solchen Unsinnigkeiten zählen zum Beispiel diese nicht unbekannten Fragestellungen: Steckte die US-Regierung selbst hinter den Anschlägen vom 11. September 2001, und hatte das britische Königshaus beim Tod von Lady Diana 1997 die Finger im Spiel? Doch der Glaube an eine Verschwörung basiert auch oft auf Vorurteilen. So sollte die möglicherweise vom zaristischen Geheimdienst Ende des 19. Jahrhunderts in Rußland in Umlauf gebrachte und dann in der Welt verbreitete angebliche Niederschrift einer jüdischen Geheimtagung, die "Protokolle der Weisen von Zion", eine angebliche Weltverschwörung von Juden und Freimaurern "beweisen". Und wenig überraschend ist eines der weiteren Lieblingsobjekte irrationaler Verschwörungstheorien auch der Vatikan, der Heilige Stuhl. Aber auch im ganz persönlichen Lebensbereich und Alltag gilt es, sich immer wieder neu von allen möglichen Theorien und Ausreden zu verabschieden. Im Lufthansa Magazin 11/2008 wird ab Seite 30 die Diplompsychologin und Unternehmensberaterin Brigitte Roser interviewt, die in ihrem Buch "Das Ende der Ausreden" (München 2008) fordert. Was aber ist eigentlich eine Ausrede? "Sie ist die kleine Schwester der Lüge. Wir benutzen sie, weil es bequem ist, weil sie mich aus der Schußlinie bringt, oft auch, um höflich zu sein. Manchmal wollen wir einen Konflikt vermeiden, wir wollen Ärger, Vorwürfen oder Strafen entgehen und uns selber schützen (...) Ausreden, die der Höflichkeit dienen, können akzeptabel sein. Anders sieht es bei Ausreden aus, mit denen wir uns selbst etwas vormachen. Zum Beispiel, wenn ich sage, ich würde gerne Spanisch lernen, aber ich komme einfach nicht dazu, ich habe keine Zeit, oder ich bin dafür zu alt. Oder wenn ich meine, ich kann nicht den Job wechseln, weil ich keinen anderen finde. Problematisch wird es nur, wenn ich wirklich glaube, daß es zu dem, was ich tue, keine Alternative gibt. Dann können aus vorgeschobenen Argumenten Lebenslügen werden. Es fängt damit an, daß wir Probleme nicht lösen, weil wir behaupten, wir könnten nichts dran ändern, und wir seien auch nicht dafür zuständig. Wer sagt, 'Mein Chef tyrannisiert mich' oder 'Mein Mann ist so unromantisch', meint immer nur, der andere sei schuld daran, daß ich leide. Dadurch zementiere ich die Probleme anstatt sie zu lösen. Diese Ausreden führen dazu, daß wir passiv bleiben und lieber leiden als zu handeln. Wir übernehmen keine Verantwortung und weigern uns, erwachsen zu werden." Und auf den Einwurf des Lufthansa Magazins "Viele berufen sich auf ihre Authentizität und sagen: ich bin eben so" antwortet Roser so: "Das ist meine Lieblingsausrede, weil sie so schön universell ist und sie uns von allem entlastet. Wer behauptet, er sei eben so ungeduldig, dominant, cholerisch, redet sich heraus und tut so, als ob er durch die Gene, die Erziehung, das Sternzeichen fremdgesteuert werde. Er meint damit nichts anderes als 'Laß mich in Ruhe. Ich will mich nicht ändern und kann es auch nicht.' Dabei haben wir es in der Regel selber in der Hand, wie wir leben." Die Grenzen psychologischer Beratung werden jedoch auch in diesem Interview deutlich, denn aus christlicher Perspektive kann nicht immer nur und zuerst das Gefühl motivationsleitend werden, das eigene Leben zu verpassen. Es kann nicht selten die sittliche Pflicht geben, zu leiden und mitzuleiden, gerade auch um eine Krise in der ehelichen Partnerschaft doch noch mitüberwinden zu helfen. Nur unter diesem christlichen Vorbehalt kann Roser auch in ihren weiteren Aussagen teilweise Zustimmung gewährt werden, wenn sie auf die Frage "Was blüht uns, wenn wir uns weiterhin etwas vormachen" antwortet: "Wir verpassen berufliche Chancen. Wir sagen zum Beispiel nicht, wenn wir eine Gehaltserhöhung für angemessen halten. Und wir ergreifen nicht Partei in Situationen, in denen es notwendig wäre, etwa bei Konflikten mit dem Chef oder mit Kollegen. Wir verlieren Beziehungen, die wir nicht verlieren müßten, weil wir Probleme nicht rechtzeitig lösen ... Nur wenn wir uns unsere Lebensträume eingestehen, haben wir die Chance auf ein Leben, das unseren Möglichkeiten entspricht und auf das wir stolz sein können. Sehen Sie es als psychologische Altersvorsorge: was wir dabei gewinnen können, ist ein großer innerer Reichtum - an Vielfalt, an Freiheit und an neuen Erfahrungen." Gerade die kommende Vorfastenzeit ab 8. Februar 2009 als nüchterne Einstimmung auf die heilige Fastenzeit der 40 Tage kann helfen, uns auch von all den Ausreden und Verschwörungtheorien freizumachen, die in keinem sinnvollen Zusammenhang mit unserem Leben und Erkennen stehen. Übernehmen wir jeweils selbst und persönlich Verantwortung, stehen wir aber auch zur Verantwortung der eigenen Familie, der eigenen Gemeinschaften und Vereine, der eigenen Gesellschaft und des eigenen Volkes. In Wirklichkeit werden nämlich durch wirres Erspinnen immer neuer sinnloser Verschwörungstheorien die wahren und mit Fakten belegten Verschwörungen in dieser Welt verdeckt. Nehmen wir immer zuerst die gesicherten Fakten zur Kenntnis, alles andere führt uns schon von Anfang an weg von der Wahrheit und damit vom Menschsein an sich. Für den Christen kann es auch im neuen Jahr 2009 nur den Weg der Wahrhaftigkeit, der Wahrheitsliebe und des Realitätssinnes geben, dies alles immer gestärkt durch die Gaben des Heiligen Geistes. Lassen wir keine Abstriche von der Wahrheit der verschiedenen Erkenntnis- und Verantwortungsbereiche zu, das wünscht Euch für 2009 Euer Padre Alex - Vizeoffizal Dr. Alexander Pytlik |
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In den letzten Wochen wurde oft der Eindruck erweckt, als ob die im kirchenrechtlichen Raum der Katholischen Kirche nicht (mehr oder noch nicht) existente Priesterbruderschaft St. Pius X. nur aus einem einzigen Mitglied bestünde, und es wurde zu wenig bek
Tracked: Feb 27, 23:55
Auf der Internetseite des katholischen Bistums St. Pölten (Österreich) war heute im Gefolge der Apostolischen Visitation des Jahres 2004 und der vom Papst bestätigten Maßnahmen des regierenden Diözesanbischofs Dr. Dr. Klaus Küng folgende aktuelle Meldung
Tracked: Mar 28, 00:07