Die Osteroktav ist wohl die ideale und schönste Zeit des Kirchenjahres, um eine nunmehr unter meiner Herausgeberschaft erschienene Festschrift nach der
XII. Ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode zur Thematik "
Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung in der Kirche" (5. - 26. Oktober 2008 in Rom) und noch während des Festjahres zum 2000. Geburtstag des heiligen Völkerapostels Paulus kurz vorzustellen. Während im deutschen Sprachraum in den letzten Wochen und Monaten all zu fixiert eine sogenannt innerkirchliche Diskussion zwischen einigermaßen radikalen Zölibatsgegnern und teilweise fanatischen Zölibatsbefürwortern ein unschönes Bild über die gegenwärtig gelebte bzw. tolerierte Disziplin im lateinischen Klerus hat aufscheinen lassen - sei es, daß regierende Bischöfe sich offenbar schwer tun, bei öffentlich gewordenen Brüchen einzuschreiten, sei es, daß homosexuell tendierende Seminaristen und Kleriker sich all zu genüßlich hinter Pro-Zölibatskampagnen zu verschanzen wußten - erscheint kurz vor dem Beginn des vom regierenden Papst Benedikt XVI. gewünschten besonderen Priesterjahres eine Festschrift für einen glaubwürdigen Priester, ja Priesterphilosophen, in seiner ganzen gesunden und natürlichen Ausgeglichenheit durchaus wohltuend.
Zwei Jahre nach ihrem Anlaß erscheint die nun vorliegende Festschrift im
Kunstverlag Josef Fink (siehe unter "Neuerscheinungen"). Sie ist gedacht als Gratulation für Professor Dr. Heinrich Reinhardt, den aus Bayern stammenden, an der Theologischen Hochschule Chur lehrenden Philosophen, zu seinem 60. Geburtstag. Das Buch wurde so konzipiert, daß es für möglichst viele Leser zugänglich ist: für Philosophen im engeren Sinn wie für "philosophische Laien". Es versucht, plausible Zugänge zum Lebenswerk von Heinrich Reinhardt zu schaffen und zusätzlich einige Impulse zur Weiterführung seines Denkansatzes zu liefern (z. B. bei den Problemen der Gestalt oder der kultischen Dimension des Seins). Mit der Auswahl der Autoren folgte ich einem Grundanliegen des Churer Sprachphilosophen. Aus seiner Sicht kann nämlich sachgerechtes Denken nur unter den Bedingungen von Zwangslosigkeit und Wohlwollen gelingen. Das bedeutet: Denken entfaltet sich zu seiner gewünschten Größe nur als gemeinsames Philosophieren unter Freunden. Deshalb wurden zur Mitarbeit an diesem Band Personen gewonnen, die als frühere oder noch studierende Schüler des Jubilars oder als Freunde aus dessen bayerisch-österreichischem Freundeskreis eine unmittelbare Beziehung zu ihm haben.
Für jeden Herausgeber liegt der erfreulichste Teil seiner Tätigkeit in der Danksagung (vgl. auch die von mir kürzlich mitherausgegebene
Festschrift für Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. zum ersten Jahrestag seines Besuches in Österreich). So richtet auch in diesem Fall der Herausgeber mit großer Freude seinen Dank an die Autoren, die in ihre Beiträge ein erhebliches Maß an Scharfsinn, Zeit und Energie investierten; an den
Verlag und seinen Leiter, Herrn Josef Fink, der sich der Produktion dieses Buches mit besonderer Aufmerksamkeit gewidmet hat; an Herrn Professor Dr. Michael Durst, der die Edition technisch betreut und das photographische Porträt von Prof. Reinhardt bereitgestellt hat; ferner an die 145 Personen, die sich auf der
Tabula gratulatoria eintragen ließen. Diese wurde streng alphabetisch gehalten, doch möchte ich an dieser Stelle trotzdem besonders die katholischen Bischöfe unter ihnen genannt wissen: der Kölner Kardinal-Erzbischof, die Erzbischöfe Dr. Karl Braun und Prof. Dr. Ludwig Schick (Bamberg), die Diözesanbischöfe Dr. Vitus Huonder (Chur), Dr. Dr. Klaus Küng (St. Pölten) und Prof. Dr. Ludwig Schwarz SDB (Linz) sowie Mag. Christian Werner (Militärdiözese Österreich) und die Weihbischöfe Dr. Bernhard Haßlberger (München / Freising) und Prof. Dr. Peter Henrici SJ (Bad Schönbrunn / Schweiz).
Neben dem präzisen Verzeichnis der Schriften des Geehrten sticht das Interview mit demselben römisch-katholischen Priester Heinrich Reinhardt hervor, das Michael Dahinden und Robert Klimek führen durften. Peter Burghardt analysiert die geistige Herkunft Reinhardts, und Axel Landwehr geht dem Sprechen als Begegnung in den philosophischen Ansätzen von Otto Friedrich Bollnow und Heinrich Reinhardt nach. Beat Auer widmet sich der Bejahung als einem humanen Grundakt im Denken von Max Müller und Heinrich Reinhardt. Roger Brunner gibt dann einen spannenden Einblick in die Aspekte des Christusbegriffes bei dem Priesterphilosophen. Und wie sehr das
liturgische Leben und die diesbezügliche Krise den christlichen Philosophen bewegten, wird durch die Beiträge von Robert Klimek ("Die Sprachform des Gebets als Heimat der Menschen"), von Offizial Dr. Dr. Reinhard Knittel ("Die Katholische Kirche als
communio adorationis") und von Hw. Dr. Dr. Paul Bernhard Wodrazka CO ("Joseph Ratzinger -
Papst Benedikt XVI. und die gemeinsame Gebetsrichtung von Priester und Gemeinde in der Liturgie") angedeutet. Den krönenden Abschluß bildet dann ein lateinischer Beitrag von Heinz-Lothar Barth unter dem Titel: "
Sanctus Augustinus faveritne naturae profanae vel laicae civitatum. De necessitudine civitatis et religionis, naturae et gratiae quid senserit sanctus Augustinus".
Ein herzliches Vergelt's Gott sage ich den Mäzenen, die durch ihr großzügiges finanzielles Engagement diese Veröffentlichung überhaupt erst ermöglichten, und endlich danke ich allen, die dem Gelehrten schon auf anderen Wegen ihre Solidarität bekundet haben. Und so schließe ich mich den guten Wünschen dieser Persönlichkeiten an, indem ich meinem
Primizprediger, dem bayerischen Philosophen in Graubünden, auch im eigenen Namen zurufe:
ad multos annos felicissimos!
Alexander Pytlik (Hrsg.), AD VERBUM. Festschrift für Heinrich Reinhardt zum 60. Geburtstag, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2009, ISBN 978-3-89870-561-5