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Der regierende Diözesanbischof von Eichstätt kommt am Sonntag, dem 12. September, um 14 Uhr nach Buchenhüll, um das Allerheiligsten Sakrament des Altares zur Lourdesgrotte zu tragen und dort bei einer feierlichen Andacht die Festpredigt zu Ehren der unbefleckt empfangenen Gottesmutter anläßlich des 150jährigen Jubiläums der Verkündigung des Dogmas und des 100jährigen Errichtungsjubiläums der Buchenhüller Lourdesgrotte zu halten. Dies wird bei gutem Wetter eine mächtige Bestärkung des katholischen Glaubens der in großen Scharen kommenden Wallfahrer - dies sei als herzliche Einladung ausgesprochen!
Liebe Andächtige! Am vergangenen Sonntag haben wir uns vom seligen Papst Pius IX. selbst sagen lassen, was es Wunderbares mit der unbefleckt empfangenen Gottesmutter auf sich hat. Am 8. Dezember 1854 lehrte der Papst für alle Zeiten, daß Gott Maria, weit mehr als alle Engel und Heiligen mit dem aus der Schatzkammer der Gottheit geschöpften Reichtum der Gnadengaben wunderbar überhäuft hat, sodaß sie von jeder Makel der Sünde allzeit frei, ganz schön und vollkommen, eine Fülle der Unschuld und Heiligkeit besaß, wie eine größere unter Gott nicht vorstellbar ist und niemand außer Gott sie jemals erreichen kann. Ganz dem entsprechend errang sie, jederzeit im Glanze vollkommenster Heiligkeit erstrahlt und gänzlich unversehrt von dem Makel der Erbsünde, den vollen Triumph über die alte Schlange. Der Sohn selbst hatte sich diese Mutter erwählt, von welcher der Heilige Geist wollte und wirkte, daß Der von ihr empfangen und geboren wird, von dem Er selbst hervorgeht. Bereits im ersten Buch der Heiligen Schrift sprach Gott: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Sproß und ihrem Sproß (Genesis 3,15). Sooft die Kirchenväter darauf zu sprechen kamen, erklärten sie, daß durch diese Worte Gottes nicht nur eindeutig und klar auf den barmherzigen Erlöser des Menschengeschlechtes, den eingeborenen Sohn Gottes, Jesus Christus, sondern gleichzeitig auch auf seine heiligste Mutter, die Jungfrau Maria, hingewiesen werde. Zugleich werde die unerbittliche Feindschaft beider mit dem Teufel eindeutig hervorgehoben. In der Weise Jesus Christus, der Mittler zwischen Gott und den Menschen, nach der Annahme der menschlichen Natur das Schriftstück vernichtete, das gegen uns zeugte, und als Sieger an das Kreuz heftete, hatte auch die allerseligste Jungfrau Maria, in innigster Weise und ganz unzertrennlich mit ihrem Sohn verbunden, mit Ihm und durch Ihn ewige Feindschaft mit der alten Schlange, über die sie in vollkommenster Weise triumphierte und deren Kopf mit ihrem makellosen Fuß zertrat. Diesen glorreichen und einzigartigen Triumph der allerseligsten Jungfrau, ihre vollkommene Unschuld, Reinheit, Heiligkeit und Unversehrtheit von jeder Sünde, ihre unaussprechliche Fülle und Erhabenheit der himmlischen Gnaden, Tugenden und Vorzüge, sahen bereits die Väter in der Arche Noe vorher, welche auf Anordnung Gottes gebaut wurde und dem allgemeinen Untergang der ganzen Erde heil und unversehrt entging. Auch den Dornbusch erwähnten wir bereits mit Pius IX., den Moses an heiliger Stätte brennen sah. Die lodernden Flammen des Feuers verzehrten oder verletzten diesen nicht nur nicht im geringsten, sondern dieser blühte gar anmutig in seinem Grün auf. Maria ist also die glänzende Stadt Gottes, deren Grundfeste auf dem heiligen Berge ruht. Sie ist die reine Taube, das heilige Jerusalem, der erhabene Thron Gottes, die Bundeslade der Heiligung, das Haus, das sich die ewige Weisheit geschaffen. Da sie nie dem Fluch unterworfen war, wurde sie - und darum sind wir hier! - mit ihrem Sohn ewigen Lobpreises würdig. Deshalb durfte sie aus dem Mund von Elisabeth, die vom Geist Gottes erleuchtet war, die Worte vernehmen: Gebenedeit bist du unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes (Lukas 1,42). Dadurch, daß Eva der Schlange Gehör schenkte, verlor sie ihre ursprüngliche Unschuld, und wurde zu deren Sklavin. Dagegen bereicherte die allerseligste Jungfrau Maria gerade dieses ursprüngliche Geschenk Gottes, indem sie der Schlange kein Gehör schenkte und deren Macht, kraft göttlicher Gewalt, vollkommen zu Fall brachte. Ohne Unterlaß nennen die Kirchenväter die allerseligste Jungfrau deshalb die Gottesgebärerin, die Lilie unter den Dornen, die vollkommen Unberührte, Jungfräuliche, Unbefleckte, Makellose, zu allen Zeiten Gesegnete. Sie nennen sie das von aller Ansteckung der Sünde frei gebliebene Erdreich, aus dem der neue Adam gebildet wurde, das makellose, hell erleuchtete, liebliche Paradies der Unschuld. Von Anfang an hatte also der Allerhöchste Maria auserwählt, als Er zur Schlange sprach: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau (Genesis 3,15).
Und eben deshalb bat im letzten der Preither Pfarrer Arnold am 27. Juli 1904 das Eichstätter Generalvikariat um Genehmigung, daß am Sonntag, dem 31. Juli 1904 - also vor 100 Jahren - die neu erbaute Lourdes-Grotte samt der Lourdes-Madonna, vom Bildhauer Osterrieder in München gefertigt, nachmittags feierlich eingeweiht werde mit Prozession von der Wallfahrtskirche zur Grotte und Predigt daselbst. Zuerst trugen Kapuzinerkleriker ein vierstimmiges Marienlied vor; hierauf wurden zwei Kirchengebete zur Einleitung der Weihe verrichtet: Das erste über den Ort um dessen Sicherung gegen diabolische Einflüsse, das zweite über das Volk um den Schutz der heiligen Jungfrau. Dann wurde das Weihegebet über die Statue mit den hiebei üblichen Zeremonien gebetet. Daran schloß sich die erste liturgische Begrüßung der heiligen Jungfrau mit der Antiphon
Sancta Maria, succurre miseris (= Heilige Maria, komm zu Hilfe den Armen, richte auf die Kleinmütigen, tröste die Betrübten, bitte für das Volk, flehe für die Priester, tritt ein für die gottgeweihten Frauen! Laß alle Deine Hilfe erfahren, die Dein heiliges Gedächtnis begehen!) mit dem Gebete des heiligen Vaters Pius X. gebetet. Nach vollzogener Weihe kehrte die Prozession wieder zur Wallfahrtskirche zurück. Dort wurde vor ausgesetztem Allerheiligsten noch ein Marienlied, hierauf "
Großer Gott, wir loben Dich" gesungen, worauf die Feier mit dem sakramentalen Segen beschlossen wurde. Gegen diabolische Einflüsse um den Schutz der heiligen Jungfrau - unsere Vorfahren wußten also schon, ja vielleicht noch viel besser als wir, daß Maria die Siegerin über die teuflische Schlange, die Sünde und den Tod ist, daß sie uns von Christus her besonderen Schutz gegen diabolische Einflüsse schenkt. Und so wird uns vom Weihetag vor 100 Jahren noch berichtet: die Statue, der seligsten Jungfrau, überstrahlt von rotem Licht, das durch ein Fenster von oben hereinfällt, machte einen günstigen Eindruck. Vor dem Platze war ein schöner Triumphbogen errichtet, ein zweiter im Dorfe vor der Wallfahrtskirche. Von allen Seiten, aus weiter Entfernung strömte das andächtige Volk herbei, um sich an der Prozession zur Grotte hinaus zu beteiligen. Um halb 3 Uhr setzte sich dieselbe unter Glockengeläute und Böllerschießen in Bewegung. Voran zogen die Knaben, dann die Mädchen und Jungfrauen mit Myrthenkränzen; hierauf folgten Vertreter des Kapuzinerklosters, nach ihnen die Männer und Frauen der Gemeinde. Inzwischen hatten sich an der Grotte der Gesellenverein, der Arbeiterunterstützungsverein und Vertreter des katholischen Kasinos von Eichstätt eingefunden und die Feuerwehr Spalier gebildet. An der Grotte angekommen, hielt der hochwürdige Herr Pater Guardian vom Kapuzinerkloster in Eichstätt die Predigt. Sie enthielt in kurzem den Gedanken, daß die Pfarrgemeinde Preith-Buchenhüll sich mit dieser Grotte ein sehr schönes, würdiges und passendes Denkmal für dieses Jubeljahr der unbefleckten Gottesmutter gesetzt habe, und daß von dieser Grotte reicher Segen ausströmen werde über die Gemeinde. Zum Schlusse forderte der Prediger auf zur eifrigen Verehrung der seligsten Jungfrau unter Hinweis darauf, daß das Bayernland nach dem Beispiele des Wittelsbacher Hauses stets an der Verehrung der Patronin Bayerns festgehalten hat; durch Maria ist Christus zu uns herabgestiegen und durch Maria sollen wir zu Christus emporsteigen.
Meine Lieben! Diese abschließende historische Rückerinnerung soll uns Ansporn sein, eifriger denn je zuvor Maria in unserer Heimat so zu verehren, wie es ihr göttlicher Sohn wünscht. Die Unbefleckt Empfangene führt uns zum Sieg, den wir im heiligen Rosenkranz immer wieder betrachten, wenn wir beten: Jesus, der Dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönet hat. Mit dem Ursymbol der Krone verbindet sich Auserwählung, Rettung, Erlösung und Vollendung. So spricht der heilige Paulus im 2. Timotheusbrief von der Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, am Tag seines Erscheinens verleihen wird (2 Tim 4,8). Nach dem 1. Petrusbrief werden die Christen die nie verwelkende Krone der Herrlichkeit empfangen, wenn der oberste Hirte erscheinen wird (1 Petr 5,4). Und in der Geheimen Offenbarung, dem letzten Buch der Heiligen Schrift, wird dem die Krone des Lebens gegeben, der treu bis in den Tod ist (Offb 2,10). Gott, der die Niedrigkeit seiner Magd am Beginn seiner Menschwerdung aus Maria nicht scheute, vollendet diese unbefleckte Niedrigkeit am Ende in Herrlichkeit. Die Krönung der Unbefleckt Empfangenen bringt diesen Tausch von Ohnmacht und Niedrigkeit in die Macht und Herrlichkeit zum Ausdruck. Maria ist ihrem um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönten Sohn, wie uns der Hebräerbrief sagt, auch in ihrem Entschlafen gleichgestaltet worden. Und somit ist sie in ihrer Vollendung auch für uns zum Ziel unseres Lebens geworden, die noch ausstehende Verheißung am Jüngsten Tage in der Auferstehung des Fleisches. Und so ragt Maria über alle gekrönten Gestalten der Heilsgeschichte hinaus und verweist durch ihren Lebensweg im Glauben und durch ihre göttliche Krönung immer auf Christus, Maria wird so für die gesamte Menschheit zum endzeitlichen Zeichen des Heils und der Rettung, und genau deshalb sagte sie der heiligen Bernadette mit strahlender Klarheit am 25. März 1858: "
Ich bin die Unbefleckte Empfängnis." Und so wollen wir überall unseren katholischen Glauben verkünden zu Ehren der Heiligen und Ungeteilten Dreifaltigkeit, zu Schmuck und Zierde der jungfräulichen Gottesmutter, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zur Mehrung der christlichen Religion: die Lehre, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch die einzigartige Gnade und Bevorzugung des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jeglichem Makel der Urschuld unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott geoffenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben.
AMEN.