Aus aktuellem Anlaß folgt meine Übersetzung der Wortmeldungen Seiner Seligkeit, des
koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, Antonios Naguib, der auf der Sonderversammlung der Nahost-Bischofssynode
Generalberichterstatter war und von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. am
20. November 2010 auch zum Kardinal erhoben wurde, und seines Weihbischofs aus "
L'Osservatore Romano" (Kairo, 3. Januar 2011). Sie repräsentieren also die wesentlich kleinere Gruppe (als
koptische Patriarchalkirche in voller jurisdiktioneller Einheit mit Rom) innerhalb der Kopten mit ihrer langen Geschichte in Ägypten:
DER ALLMÄCHTIGE GOTT IST DER KÖNIG DES FRIEDENS
"
Wir verlangen, daß der größtmögliche Einsatz unternommen werde, um die Empfehlungen des Präsidenten der Republik für eine stärkere Einheit und Harmonie zwischen allen in die Praxis umzusetzen und all das verändern, was diesbezüglich ein Hindernis darstellt". Dies hat der Patriarch von Alexandria der Kopten, Antonios Kardinal Naguib, am 3. Januar 2011 gegenüber "L'Osservatore Romano" erklärt. Weiter sagte der Kardinal: "
Unsere Herzen bluten zu Beginn des neuen Jahres mit dem kriminellen Anschlag auf die Gläubigen, die aus der koptisch-orthodoxen Kirche der Heiligen von Alexandria strömten. Wir vereinigen uns mit dem Heiligen Vater, mit unserem Präsidenten der Republik und mit allen verantwortlichen Politikern, Parlamentariern, Beamten und Sicherheitsleuten, um dieses Verbrechen mit Festigkeit zu verurteilen, das darauf ausgerichtet war, die innere Sicherheit und die Verbindung zwischen den Mitbürgern als Brüder zu destabilisieren. Wir übermitteln den Familien der Märtyreropfer unser aufrichtiges Beileid und unsere Solidarität, ebenso den Verletzten und ihren Familien sowie den kirchlichen Autoritäten". Der Patriarch fügte hinzu: "
Wir haben volles Vertrauen in die Weisheit und Entschiedenheit der führenden Verantwortlichen und sind uns sicher, daß sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen werden, um solchen schmerzhaften Ereignissen ein Ende zu bereiten. Wir bitten den allmächtigen Gott, den König des Friedens, unserem geliebten Ägypten und allen Ländern der Welt den Frieden zu schenken".
Gegenüber "L'Osservatore Romano" wird die schwierige Situation, in der sich nach dem tragischen Attentat insbesondere die ägyptische Hauptstadt befindet, auch vom Weihbischof des Patriarchates von Alexandria der Kopten, Botros Fahim Awad Hanna, beschrieben: "
Wir sind sehr betroffen über das, was geschehen ist, aber unsere Reaktion darf sich nicht nur auf unsere zutiefst verletzten Gefühle stützen. Wir koptische Christen - katholische und orthodoxe - müssen uns vielmehr bemühen, in vernünftiger Weise zu reagieren, auch im Licht der Gebote des Glaubens". Der Bischof unterstreicht, daß "
nur bei wenigen Gläubigen nach dem schweren Attentat auf die Kirche der Heiligen von Alexandria am Neujahrstag das Gefühl der Verzweiflung überwogen hat, was einige spontane Proteste bewirkt hat. Die Reaktion der großen Mehrheit der Kopten war hingegen - trotz des Blickes auf den Horror des Attentats, das 21 Tote und 97 Verletzte nach sich gezogen hat - moderat, weil der Glaube an erster Stelle das Gebet für die Opfer und die Bitte um Vergebung für jene, die geirrt haben, setzt."
Weihbischof Hanna betont, daß die gesamte Bevölkerung Ägyptens über das Attentat zutiefst erschüttert war, weil es das friedliche Zusammenleben der Gläubigen der beiden großen Glaubensgemeinschaften ernsthaft in Gefahr bringen könnte. Um zu verhindern, daß dies passieren könnte, zieht der koptisch-katholische Weihbischof den kürzlich von Mahmoud Azab, dem besonderen Dialog-Berater des Großen Imam von Al Azhar, verlautbarten Vorschlag ernsthaft in Betracht, einen neuen Organismus zu schaffen, benannt "
Das Haus der ägyptischen Familie" und zusammengesetzt aus 14 Vertretern, sieben Christen und sieben Muslimen. "
Das Projekt für diesen neuen interreligiösen Organismus", betont der Weihbischof, "
ist auch bei den nationalen Informationsorganen in diesen Tagen vorgestellt worden. Nach seinen Befürwortern könnte dieser Organismus nicht nur eine Rolle der Vermittlung bei den verschiedenen Streitfragen zwischen den beiden Gemeinschaften spielen, sondern wäre vor allem der Ort zur Vertiefung des Dialoges zwischen Christen und Muslimen".
Für die Gemeinschaft der orthodoxen und der zum Teil katholischen Kopten ist jetzt die Zeit der Vorbereitung auf die Wiederkehr der Geburt Jesu, die nach ihrem liturgischen Kalender auf den 7. Januar fällt. Weihbischof Hanna betont: "
Wir hoffen, daß sich trotz des zu Neujahr Geschehenen die Gläubigen nicht abhalten lassen, sich in den Kirchen zu versammeln und die religiösen Zeremonien zu besuchen, die regulär ablaufen. Ich denke, daß derzeit noch viele Gläubige betroffen sind von dem, was geschehen ist, aber ich vertraue auf ihren tiefen Glauben, und ich hoffe, daß sich in der Nacht der Wiederkehr der Geburt Jesu die Kirchen in noch höherem Maße als in den Vorjahren füllen". Diesbezüglich unterstreicht der Weihbischof von Alexandria der Kopten, daß die Behörden höchsten Einsatz leisten, um die Sicherheit der koptischen Gläubigen zu garantieren. "
Die Begräbnisliturgien von 14 der Opfer des Attentats sind in einem Klima hohen Anstandes abgelaufen. Außerdem wurden alle Kirchen von den Sicherheitskräften bewacht".
Der Weihbischof bekräftigt, daß das Attentat auf die koptisch-orthodoxe Kirche von Alexandria nur eine - bisher die schwerwiegendste - der Episoden gestiegener Spannung in den Beziehungen zwischen Christen und Muslimen gewesen sei, einer Spannung, die von jenen künstlich geschaffen wurde, um die soziale Harmonie zu destabilisieren: "
Jetzt zeigen die Zeitungen mit dem Finger auf Al Quaeda. Allerdings entsteht der Terrorismus in Sektoren der muslimischen Gesellschaft, wo andere Organisationen zur Intoleranz ermutigen. Es sind nun schon mehr als 40 Jahre, daß im Land eine schleichende Islamisierung im Gange ist, die alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt". In einigen Schulen würden zum Beispiel Texte verwendet, welche die Jugendlichen dazu erzögen, eine fundamentalistische und intolerante Vision des Glaubens zu pflegen. Für den Weihbischof von Alexandria ist es daher immer dringlicher, Maßnahmen einzuleiten, die in der Lage seien, das Schüren eines Klimas der Intoleranz zu verhindern: "
Man müßte zum Beispiel von den Elementarschulen an beginnen, den Kindern Toleranz beizubringen. Derzeit gibt es von Seiten der Lehrenden keinerlei ermahnenden Hinweise in Richtung des Begriffes der Einheit verbunden mit dem Respekt der Unterschiede jeder Person. Für die Schuljugend wäre es von hohem erzieherischem Wert, könnten sie sich auch mit dem auseinandersetzen, der anders als die Mehrheit ist". Auch die Kommunikationsmittel seien entscheidend. Sie seien das Hauptinstrument, um im ganzen Land die Botschaft der Toleranz zwischen den verschiedenen Gemeinschaften auf den Weg zu bringen. "
Sicherlich", präzisiert der Weihbischof, "
wird die Botschaft dann wirksam sein, wenn sie auf der Transparenz und auf der Wahrheit aufbaut. Die Ehrlichkeit der Information ist ein noch nicht genügend berücksichtigter Aspekt der nationalen Medien". Schließlich ist für dieses Land aber das Thema der sozialen Gerechtigkeit von hoher Bedeutung. "
Es gibt sicherlich andere Länder, in denen das Ungleichgewicht noch stärker ist. Jedenfalls ist es besser, klar zu sehen, daß auch hier in Ägypten große Unterschiede zwischen einer sehr großen Mehrheit von Armen und einer kleinen Elite von Personen, die der Mittel- und Oberschicht angehören, bestehen. Oft rührt die Gewalt von der Ausgrenzung der Jugendlichen aus der Welt der Arbeit".
[
ENDE DER ÜBERSETZUNG AUS L'OSSERVATORE ROMANO VOM 3. JANUAR 2011.]
Damit für weniger Informierte klar wird, auf welcher Tradition die koptischen Christen und damit auch die katholische Patriarchalkirche der Kopten aufbauen, übernehme ich ein Zitat aus der
Audienz Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. für den damals frisch gewählten und bestätigten selben Patriarchen Naguib vom 15. Dezember 2006:
"
Sie, Seligkeit, sind der Vater und das Oberhaupt der koptisch-katholischen Kirche von Alexandrien, einem bedeutenden Sitz, dem während der ersten fünf Jahrhunderte der ehrenvolle Rang des ersten Patriarchats nach Rom zukam. Ihre Patriarchatsgemeinschaft ist Trägerin einer reichen geistlichen, liturgischen und theologischen Tradition – der alexandrinischen Tradition –, deren Schätze zum Erbe der Kirche gehören: Sie war Empfängerin der Predigt des heiligen Evangelisten Markus, Sprachrohr des Apostels Petrus; so verbindet ein besonderes Band der Brüderlichkeit Ihr Patriarchat mit dem Stuhl Petri. Ich möchte Sie daher meines Gebetes und meiner Unterstützung für »die besondere Aufgabe « versichern, die das Zweite Vatikanische Konzil den katholischen Ostkirchen anvertraute, nämlich »die Einheit aller Christen, besonders der ostkirchlichen, zu fördern« (Orientalium ecclesiarum, 24), insbesondere mit euren Brüdern der koptisch-orthodoxen Kirche. Ebenso kommt euch eine wichtige Rolle im interreligiösen Dialog zu, um die Brüderlichkeit und Achtung zwischen Christen und Muslimen und unter allen Menschen zu entfalten. Seligkeit, Sie haben, als Sie Patriarch wurden, Ihren Vornamen – Antonios – beibehalten, der an die große Bewegung des Mönchtums erinnert, das in Ägypten entstanden ist und das die Überlieferung mit dem Wirken des hl. Antonius und dann mit dem des hl. Pachomius in Zusammenhang bringt. Dank des abendländischen Beitrags des hl. Benedikt ist das Mönchtum zu einem riesigen Baum geworden, der reiche und herrliche Früchte in der ganzen Welt getragen hat. Wie könnte man bei der Erwähnung der koptischen Kirche nicht an die Schriftsteller, an die Exegeten und an die Philosophen denken, wie Clemens von Alexandria und Origenes, aber auch an die großen Patriarchen, Bekenner und Kirchenlehrer, wie Athanasius und Cyrill, deren berühmte Namen durch Jahrhunderte hindurch den Glauben eines frommen Volkes prägen! Ihren Spuren müßt ihr unablässig folgen, wenn ihr die theologische und geistliche Forschung entfaltet, die eurer Tradition zu eigen ist.
In der heutigen Welt ist eure Sendung von großer Bedeutung für eure Gläubigen und für alle Menschen, denen die Frohe Botschaft zu verkünden uns die Liebe Christi drängt. Ich begrüße insbesondere eure Aufmerksamkeit für die menschliche, geistliche, sittliche und intellektuelle Erziehung der Jugend durch ein hochwertiges schulisches und katechetisches Netz, das einen Dienst an der ganzen Gesellschaft darstellt. Ich wünsche aufrichtig, daß dieses erzieherische Engagement immer mehr Anerkennung finden möge, damit im Bedachtsein auf die den katholischen Schulen eigene Identität die grundlegenden Werte weitergegeben werden; auf diese Weise werden die Jugendlichen von heute verantwortungsvolle Männer und Frauen in ihren Familien und in der Gesellschaft werden können, die bestrebt sind, eine größere Solidarität und eine innigere Brüderlichkeit unter allen Angehörigen der Nation aufzubauen. Übermittelt den jungen Menschen meine ganze Wertschätzung und meine ganze Liebe, wenn ihr sie daran erinnert, daß die Kirche und die ganze Gesellschaft ihren Enthusiasmus und ihre Hoffnung dringend brauchen. Ich fordere euch auf, die Ausbildung der Priester und der zahlreichen jungen Männer, die sich dem Herrn weihen wollen, zu intensivieren. Die Lebenskraft der christlichen Gemeinschaften in unserer heutigen Welt erfordert Hirten nach dem Herzen Gottes, die wahre Zeugen des Wortes Gottes und Führer sein sollen, um den Gläubigen zu helfen, ihr Leben und ihre Sendung immer tiefer in Christus zu verwurzeln! Ich weiß, welchen Platz das geweihte Leben in eurer Kirche einnimmt. Möge das Leben nach den evangelischen Räten der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ein Zeugnis und ein Aufruf zur Heiligkeit für die heutige Welt sein! Mögen die Mitglieder der Institute des geweihten Lebens ihre Sendungen weiterhin durchführen können, insbesondere unter den Jugendlichen und unter den am meisten vernachlässigten Menschen in der Gesellschaft."
So verbinden wir uns in geistlicher Solidarität mit allen orthodoxen und katholischen Kopten in der gemeinsamen Anbetung des wahren Gottes und wahren Menschen Jesus Christus anläßlich des Weihnachtsfestes und des dreiköniglichen Hochfestes der Epiphanie! Euer Padre Alex - Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik
Niemand hätte bei der außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode für die Christen im Nahen Osten im Jahre 2010 gedacht, dass es noch weit schlimmer kommen würde, als es damals schon war, vor allem auch seit dem vom heiligen Johannes Paul II. entschi
Tracked: Jan 27, 22:28