Da der folgende Beitrag fast genau meine Meinung darstellt, habe ich den
Artikel von Hw. Diakon Dr. iur. Keith Fournier vom 29. August 2012 ins Deutsche übertragen, und die dabei eingetragenen Verlinkungen stammen zum größten Teil von mir selbst:
DER MANN IN DER ARENA: STEHEN WIR ZU BISCHOF SALVATORE CORDILEONE, BETEN WIR FÜR IHN, UND LERNEN WIR VON IHM!
(San Diego, Kalifornien,
Catholic Online) – Mittlerweile hat fast jeder, der im
Internet Nachrichten liest bzw. sie im Radio oder im Fernsehen vernimmt, vom Beurteilungsfehler gehört, welcher dem für San Francisco ernannten hochwürdigsten Herrn Erzbischof Salvatore Cordileone am Samstag, dem 25. August 2012, unterlaufen ist.
Unmittelbar nach dem Geschehen war mein E-Mail-Briefkasten voll von Leserkommentaren, weil ich ja [am 5. August 2012] einen
Artikel über diese Bischofsernennung geschrieben hatte, unter dem Titel "
Erzbischof Cordileone ist ein weiterer Grundstein bei der Kräftigung der Kirche durch Papst Benedikt". Ich hatte darin die Auswahl dieses guten Bischofs gelobt wegen der großen Herausforderung, welcher er bald durch das Angebot seines Hirtendienstes für die Gläubigen von San Francisco und seiner prophetischen Anleitung in diesem kritischen Bereich der Nation, die in so großer Not ist, begegnen werde.
Die Verteidigung der
wahren Ehegemeinschaft durch den Bischof und seine Treue zum ungebrochenen und unveränderlichen
Lehrgut der Katholischen Kirche sind allgemein bekannt. Seine Apologie des fundamentalen
Menschenrechts auf Leben und der
Religionsfreiheit wurde in manchen Medien so dargestellt, als ob dies zu einer Art Spaltung in San Francisco führen könnte. Doch für die Gläubigen von San Francisco ist seine Ernennung zur Nachfolge des emeritierten Erzbischofs George Niederauer bei der Leitung der Kirche von San Francisco eine Quelle großer Freude.
Auch wenn ich den Bischof nicht persönlich kenne, habe ich zuverlässige Informationen und Freunde, die das bestätigen, was ich immer wieder in Berichten gelesen hatte. Er ist ein herzlicher, fürsorglicher und mitfühlender Hirte und wirklich ein guter Mann. Er hat bei seiner Verteidigung der Wahrheit Mut und Integrität in einer Zeit bewiesen, welche von Papst Benedikt XVI. richtig als
Diktatur eines Relativismus gekennzeichnet worden ist. Er hat den Gegenwinden einer wachsenden Feindlichkeit gegenüber der Katholischen Kirche standgehalten und ist nun bereit, in dieser schweren Stunde der Geschichte einen kritischen Posten zu übernehmen.
Es gibt allerdings ein Propagandabemühen, den Bischof als „rückständig“ zu portraitieren, was tatsächlich allen gelten soll, welche die jüdische und christliche Sicht vertreten, nämlich bezogen auf die Würde der menschlichen Person, auf den Vorrang echter Ehe und Familie und auf das notwendige moralische Fundament einer wirklich freien und gerechten Zivilgesellschaft. Katholiken werden also vermehrt als solche dargestellt, die eine Rückkehr in irgendein angebliches „dunkles Zeitalter“ vorschlügen.
Tatsächlich führt uns die Katholische Kirche jedoch aus den dunklen Zeitaltern heraus, auch aus dem derzeitigen, in dem wir uns befinden. Sie bietet der Welt den Weg zu wahrem Fortschritt an, zum Teil eben dadurch, daß sie in solchen kritischen Zeiten große Führungspersönlichkeiten aufbietet. Bei all dem, was ich beurteilen kann, ist Bischof Salvatore Cordileone eine solche Führungspersönlichkeit
Einige jener, die mir seit dem Vorfall geschrieben haben, haben mich gefragt, ob ich meine Einschätzung dieses Bischofs geändert hätte. Die Antwort ist: nein. Andere drückten ihre Sorge darüber aus, was passiert war. So wie ich wollten sie sämtliche Fakten wissen, bevor sie sich eine Meinung bildeten. Ein paar waren mißtrauisch. Und einige wenige waren all zu rasch beim Verurteilen. Nun aber sind die Fakten alle bekannt, und so lautet die ehrliche Reaktion des Bischofs:
"
Während ich am vergangenen Wochenende San Diego besuchte, nahm ich am Wohnsitz einiger Freunde gemeinsam mit einem auf Besuch weilenden Priester (von außerhalb der USA) und mit meiner Mutter ein Abendessen ein. Meine Mutter lebt ja in der Nähe der staatlichen San Diego Universität. Während ich nun meine Mutter nach Hause fuhr und bevor ich ihre Wohnung erreichte, kam ich bei einem DUI-Kontrollpunkt [DUI= 'Driving under the influence' / 'Fahren unter dem Einfluß von ...']
vorbei, den die Polizei in der Nähe des Unicampus errichtet hatte, und bei mir wurde ein Wert festgestellt, der über der in Kalifornien geltenden Grenze des Blutalkohols liegt."
"
Ich entschuldige mich für meinen Beurteilungsfehler und schäme mich für die Blamage, die ich der Kirche und mir selbst zugefügt habe. Ich werde meine Schuld gegenüber der Gesellschaft begleichen und bitte meine Familie, meine Freunde und meine Mitarbeiter in der Diözese der Diözese Oakland und des Erzbistums San Francisco um Vergebung. Ich bete, daß Gott in Seiner unergründlichen Weisheit aus dem Ganzen auch etwas Gutes zum Vorschein kommen lasse.“
Die Erklärungen des Bischofs sind nicht nur ein Zeichen seiner Integrität, und die Antworten seiner Mutter im Interview gegenüber einem Sender von San Diego sind gewinnend: "
Wir waren im Haus eines Freundes eingeladen, und er mochte seinen Wein, und sie füllten sein Glas immer wieder voll. Und ich selbst wollte mich nicht wie eine kommandierende Mama geben. Ich hätte ihm nämlich sagen sollen: ‚Du trinkst zu viel Wein.'" Das ist alles sehr menschlich.
Schauen wir also auf das wesentliche Ergebnis: der Bischof und seine Mutter waren gemeinsam mit einer kleinen Gruppe bei einem Abendessen in der Wohnung eines Freundes in der Nähe der Universität von San Diego. Sie haben wahrscheinlich auch die Güte des Herrn gefeiert, wie sie in seiner Ernennung für die neue Aufgabe zum Vorschein gekommen war. Wie es bei guten, heilsamen und menschlichen Festen oft der Fall ist, war auch der Wein Teil des Erlebens. Bis zu diesem Punkt gibt es absolut nichts Unangemessenes, was irgendwie negativ auf den Bischof zurückfiele.
Seine Entscheidung, seine Mutter nach Hause zu fahren, war der Fehler in seiner konkreten Beurteilung. Er wurde von Polizeibeamten an einem Nüchternheitskontrollpunkt in der Nähe des Campus aufgehalten. Einer der Beamten, Mark McCullough, erzählte der örtlichen Presse, daß sich der Bischof selbst als katholischer Kleriker identifiziert habe und ganz höflich gewesen sei. "
Er war offensichtlich ein beeinträchtigter Fahrer, aber er war durchgängig herzlich und höflich." Er wurde in Gewahrsam genommen und gegen Kaution freigelassen, und die Gesetzesübertretung wurde dann für einen Gerichtstermin vorgesehen.
Als früherer Staatsanwalt weiß ich, daß dies alles der Standardprozedur entspricht. Beim Bischof liegen keine Vorstrafen und keine früheren Gesetzesübertretungen vor. Und es gibt absolut keinen Hinweis, daß er irgendein Alkoholproblem hätte. Er beging einen Beurteilungsfehler, und niemand kam zu Schaden. Jetzt würden die meisten Leute sagen, daß der Staat den Fall einfach untersuchen und die Anklage ausarbeiten solle, damit diese dann entweder ganz abgewiesen oder auf ein leichtes Vergehen herabgestuft werde.
Warum sage ich aber nun bewußt, daß die Reaktion des Bischofs seine Integrität aufzeigte? Weil sie so ehrlich war: er gestand seinen Beurteilungsfehler. Er zeigte echte Reue für seine Handlungen und bat um Vergebung bei denen, die er enttäuscht hatte. In einer Zeit, die wirklich scham-los ist, gab er zu, daß er Scham fühlte! Und schließlich bat er den Herrn als Mann eines wirklich tiefen Glaubens, der so wie im Feuer geschmiedet erscheint, daß Dieser aus unseren Fehlern sogar noch etwas Gutes zum Vorschein kommen lassen möge.
Das ist also die Art echter, menschlicher und aufrichtiger Reaktion, die von einem erwachsenen Christen kommen sollte. Ich erwarte daher voll und ganz, daß dieser Vorfall für den Bischof zu einer Lehre wird. Er wird ein besserer Mensch und ein besserer Führer werden. Das soll die Vergangenheit ja für jeden von uns bewirken. Er wird also Korrekturen vornehmen, dem Herrn die Erfahrung aufopfern und ihr dann mit Hilfe der Gnade erlauben, daß sie Material dafür sei, noch mehr dem Charakter Christi gleichgestaltet zu werden.
Auf der Mauer des Martial Arts Dojo, wo ich viele Jahre studierte, steht ein bedeutendes Zitat von Theodore Roosevelt, das so übertitelt ist: "
Der Mann in der Arena". Das Zitat ist einer Rede entnommen, die er 1910 in Frankreich hielt und welche die Überschrift trägt: "
Die Staatsbürgerschaft in einer Republik":
"
Es kommt nicht auf den Kritiker an; nicht auf den Mann, der aufzeigt, inwiefern der starke Mann strauchelt oder wo ein Ausführer von Taten diese besser hätte machen können. Das Ansehen gebührt dem Mann, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht mit Staub, Schweiß und Blut verunstaltet ist; der sich tapfer anstrengt; der sich irrt und immer wieder scheitert, weil es keine Anstrengungen ohne Irrtum und Scheitern gibt; der sich aber wirklich um die Taten kümmert; der große Enthusiasmen und opfervolle Hingabe kennt; der sich also für eine ehrenwerte Sache aufarbeitet; der im besten Falle am Ende um den Triumph eines großen Erfolges weiß und der im schlimmsten Fall, soferne er scheitert, wenigstens so versagt, daß gleichzeitig sein höchstes Wagnis zum Vorschein kommt, sodaß sein Platz niemals bei den kühlen und furchtsamen Seelen sein wird, die weder Sieg noch Niederlage kennen."
Diese Geisteshaltung drückt eine Wirklichkeit aus, der die meisten von uns zustimmen. Ihre Wahrheit kommt sogar noch vollständiger im Leben der großen Heiligen der Kirche zum Vorschein, so wie bei jenem, den wir am Dienstag (28. August) feierten, bei Augustinus von Hippo. Christen haben eine Perspektive, die im Kreuz verwurzelt ist und von diesem umgeformt wird. Wir sind nicht perfekt, aber wir sind berufen, vervollkommnet zu werden. Fehler, Mißerfolge und sogar Beurteilungsfehler passieren uns allen. Die eigentliche Frage ist dann, wie wir auf diese reagieren. Der ernannte Erzbischof von San Francisco hat uns soeben ein Beispiel gegeben. Wir sollten daher weiterhin zu Bischof Salvatore Cordileone stehen, für ihn beten und von ihm lernen.
[
ENDE MEINER ÜBERSETZUNG.]
Wer mehr über den Autor Keith Fournier wissen möchte, findet
hier weitere Informationen zum Lebenslauf. Inhaltlich brauche ich fast nichts mehr hinzuzufügen, sondern ich wünsche dem neuen
Erzbischof von San Francisco vielmehr einen guten Start am 4. Oktober 2012, dem Fest des heiligen Franziskus. Er wechselt somit vom
Bistum Oakland, welches sein 50jähriges Bestehen feierte, zum
Erzbistum San Francisco. Ich bin überzeugt, daß wir noch öfters von Erzbischof Cordileone hören werden, und zwar in ganz positiver Weise. Es bleibt mir an dieser Stelle nur noch, einmal mehr zum traditionellen Wallfahrtsabschluß des Sommermonats zu Ehren der Gottesmutter, zum sogenannten Frauendreißigerschluß, in den kleinen Marienwallfahrtsort St. Marien Buchenhüll (D-85072 Eichstätt) einzuladen, weshalb ich auch noch das aktuelle
Frauendreißigerplakat verlinke. Im Gebet verbunden! Euer Padre Alex - Dr. iur. can. Alexander Pytlik