Thursday, February 28. 2013
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Katholische Lehre, Kirchenrecht, News Kommentare
Comments (0) Trackback (1) ZUM RECHTSKRÄFTIGEN RÜCKTRITT VON PAPST BENEDIKT XVI.
Seine Heiligkeit Benedikt XVI. hat am 11. Februar 2013 nachweislich aus freien Stücken heraus auf das ihm von Gott selbst anvertraute Petrusamt mit Datum vom heutigen 28. Februar und mit der in Rom geltenden Uhrzeit 20.00 Uhr verzichtet, sodaß ab jetzt der Stuhl des heiligen Apostelfürsten Petrus leer (vakant) ist und die geltenden Bestimmungen zur Erwählung eines neuen Papstes volle Beachtung finden müssen. Da das Papstamt keine sakramentale Weihe (kein Sakrament) ist, bleibt es dem Träger auch nach seinem Amtsverzicht nicht so wie die heilige Taufe, die heilige Firmung und die drei Stufen des heiligen Weihesakramentes (Diakon, Priester, Bischof) erhalten. Sakramental ist der Papst immer Bischof, nämlich als Papst der Bischof von Rom, nunmehr jedoch emeritierter Diözesanbischof von Rom bzw. emeritierter Papst, und vom Sakrament her ist er katholischer Bischof ohne Regierungsaufgaben. Wenn Benedikt Joseph Ratzinger nun weiterhin als "Heiligkeit" angesprochen wird und auch eine weiße Soutane tragen sollte, so ist dies von der sakramentalen Struktur und vom göttlichen Recht in der Kirche Christi, daß es immer nur einen Papst geben kann, vielleicht schwer verständlich. Ich verstünde es eher vom völkerrechtlichen Standpunkt her: immerhin ist der Papst die einzige natürliche Person der Welt, welche auch Völkerrechtssubjekt ist, was normalerweise nur Staaten sind, nicht jedoch der Staat der Vatikanstadt, denn dieser ist dem Vatikan, dem Heiligen Stuhl unterstellt, und eben dieser Heilige Stuhl ist Völkerrechtssubjekt, und er war es auch, als es kein "staatliches" Territorium gab. Und eben der Heilige Stuhl ist der Papst. Nur von dieser internationalen Ebene her könnte ich also verstehen, daß auch gegenüber anderen Völkerrechtssubjekten und Präsidenten es angemessen sein könnte, daß er äußerlich nicht völlig zurückgestuft wird, sondern als Emeritus auch noch äußere Zeichen tragen darf, die mit seinem zu 100 % verlorengegangenen Petrusamt zusammenhängen.
Mit den am 10. Februar 2013 vorformulierten lateinischen Worten trat Papst Benedikt XVI. zurück (entnommen der mittlerweile in sieben Sprachen übersetzten Declaratio vom 11. Februar 2013, vgl. auch das Video): "Fratres carissimi! Non solum propter tres canonizationes ad hoc Consistorium vos convocavi, sed etiam ut vobis decisionem magni momenti pro Ecclesiae vita communicem. Conscientia mea iterum atque iterum coram Deo explorata ad cognitionem certam perveni vires meas ingravescente aetate non iam aptas esse ad munus Petrinum aeque administrandum. Bene conscius sum hoc munus secundum suam essentiam spiritualem non solum agendo et loquendo exsequi debere, sed non minus patiendo et orando. Attamen in mundo nostri temporis rapidis mutationibus subiecto et quaestionibus magni ponderis pro vita fidei perturbato ad navem Sancti Petri gubernandam et ad annuntiandum Evangelium etiam vigor quidam corporis et animae necessarius est, qui ultimis mensibus in me modo tali minuitur, ut incapacitatem meam ad ministerium mihi commissum bene administrandum agnoscere debeam. Quapropter bene conscius ponderis huius actus plena libertate declaro me ministerio Episcopi Romae, Successoris Sancti Petri, mihi per manus Cardinalium die 19 aprilis MMV commisso renuntiare ita ut a die 28 februarii MMXIII, hora 20, sedes Romae, sedes Sancti Petri vacet et Conclave ad eligendum novum Summum Pontificem ab his quibus competit convocandum esse. Fratres carissimi, ex toto corde gratias ago vobis pro omni amore et labore, quo mecum pondus ministerii mei portastis et veniam peto pro omnibus defectibus meis. Nunc autem Sanctam Dei Ecclesiam curae Summi eius Pastoris, Domini nostri Iesu Christi confidimus sanctamque eius Matrem Mariam imploramus, ut patribus Cardinalibus in eligendo novo Summo Pontifice materna sua bonitate assistat. Quod ad me attinet etiam in futuro vita orationi dedicata Sanctae Ecclesiae Dei toto ex corde servire velim." In der vom Heiligen Stuhl angebotenen deutschen Übersetzung lauten diese Worte so: "Liebe Mitbrüder! Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewußt, daß dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Im Bewußtsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so daß ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muß. Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen." Damit steht fest, daß der vormalige Papst Benedikt XVI. so, wie vom Kirchenrecht (vgl. can. 332 § 2 CIC bzw. can. 44 § 2 CCEO, vgl. auch Universi Dominici Gregis, Nr. 77) und zur Gültigkeit eines solchen Rücktritts verlangt, frei gehandelt hat und diese seine Entscheidung auch hinreichend kundgemacht wurde. Was für mich eine Besonderheit darstellt, weil wir das in den kirchenrechtlichen Studien nie bedacht oder behandelt hatten und weil ich mir auch nicht vorstellen kann, daß es schon einmal in der Kirchengeschichte einen solchen terminierten Papstrücktritt gegeben hätte, ist eben die konkrete Frist vom 11. bis 28. Februar 2013, also als Papst im Präsens zu sagen, daß man zurücktrete, jedoch die Rechtskraft dieses Rücktritts erst 17 Tage später eintreten zu lassen. (Auch von daher bin ich der Ansicht, daß sämtliche historischen Vergleiche mit zurückgetretenen Päpsten nicht wirklich möglich sind.) Diese konkrete Festlegung eines Rücktrittstermines steht dem Papst kraft göttlichen Rechtes zweifellos zu, aber ich weiß nicht, ob schon jemand spekulativ an eine solche Vorgehensweise gedacht hatte. Wir hatten beim Studium immer gehört, daß ein Papst mit der freien und öffentlichen Erklärung seines Rücktrittes auch sofort sein Petrusamt vollständig verliere. Damit aber wurde insofern kirchenrechtliches Neuland betreten, als plötzlich die Möglichkeit im Raum stand, daß Benedikt XVI. noch bis um 19.59 Uhr diese seine Rücktrittserklärung widerrufen hätte können. Bekanntlich ist der Papst - abgesehen von Heiligsprechungen - bei Personalentscheidungen nicht unfehlbar, auch nicht was eine solche auf ihn selbst bezogene Entscheidung betrifft. In den kirchenrechtlichen Lehrbüchern war jedoch überall nachzulesen, daß ein Rücktritt nicht mehr rückgängig gemacht werden könnte, weil eben offensichtlich immer davon ausgegangen wurde, daß ein solcher Papst nach seiner Erklärung automatisch sein Amt verlieren würde, was ja auch weiterhin stimmt. Hätte Benedikt XVI. keinen Zeitpunkt genannt, dann wäre er nach den oben zitierten lateinischen Worten sofort seines Amtes verlustig gegangen, und noch am 11. Februar hätte alles für die Wahl des neuen Papstes vorbereitet werden müssen. Zwar war der von Benedikt XVI. gewählte Zeitraum von mehr als zwei Wochen sicherlich der richtigen Interpretation seines Rücktritts und einer gewissen "Verdauungsphase" auf allen Ebenen der Kirche (und der Welt) dienlich, aber ich sehe trotzdem bei solchen Fristen (um so länger sie laufen würden) einige Risiken, nämlich kirchenpolitischer Art, daß also bestimmte Gruppen noch bis zum letzten Moment versuchten, "ihre Leute" an diese und jene Stellen zu bringen, bevor die Sedisvakanz eintrete. Ja, ich gebe es ehrlich zu: schon am 11. Februar 2013 hat mir dieser konkrete, terminierte Rücktritt nicht gefallen, auch wenn mir kein Urteil zusteht und ich die Entscheidung des früheren Papstes Benedikt XVI. voll und ganz respektiere und als Katholik auch respektieren muß. Persönlich werde ich immer gegen einen Papstrücktritt sein, und in der Kirchenrechtswissenschaft wurde immer schon von einem sehr schwerwiegenden Grund ausgegangen, der notwendig wäre, um als Inhaber des Petrusamtes guten Gewissens auf sein Amt zu verzichten. Hinzu kommt für mich einfach die ganz normale Frage des "Insiderwissens": wer hat es zuerst gewußt, wer hat dementsprechend noch gehandelt, hoffentlich mehr im Guten. Die Frage stellt sich für mich auch deshalb, weil Bruder Georg Ratzinger schon vor Monaten in die Pläne seines Bruders eingeweiht worden sein soll, auf das Amt des Papstes zu verzichten. Andere wiederum gehen gewissermaßen von einer gemeinsamen Entscheidung aus, oder sie meinen als zuverlässige Analysten, daß dieser Schritt beim letzten Papst einfach immer schon zu erwarten war, doch es sei immer um den richtigen Zeitpunkt gegangen. Sie berufen sich auch auf eines der wichtigsten Bücher zum Verstehen des früheren Papstes, nämlich auf das Interviewbuch "Licht der Welt". Und doch bleibe ich bei meiner Meinung: diese Institution göttlichen Rechtes darf niemals in absoluter Weise an "Power"-Bedingungen physischer oder psychischer Art gebunden sein. Ich widerspreche auch den Schriftstellern Martin Mosebach und Eberhard Wagner, denn der selige Johannes Paul II. konnte sehr wohl und praktisch bis zum Schluß seinen Willen klar kundtun. Ich erinnere an das noch begangene Jubiläumsjahr 2000, ich erinnere an die 2001 in seiner Hauptverantwortung vorgenommene Verschärfung der kirchenrechtlichen Bestimmungen gegen (sexuellen) Mißbrauch, und ich erinnere nicht zuletzt an seine Entscheidung für eine Apostolische Visitation des Bistums St. Pölten in dem Jahr vor seinem Tod. Obschon dann eine immer größere Mehrheit von Gläubigen und Nichtchristen, ja die klar vernehmbare Mehrheit von Kirche und Welt die Rücktrittsentscheidung von Benedikt XVI. nach vielen Maßstäben bis zum letzten Augenblick würdigte, sah sich derselbe dann aber doch verpflichtet, seinen Schritt zu verdeutlichen und auch zu rechtfertigen. Ähnlich wie bei der vorletzten (geographisch einseitig empfundenen) Berufung von Kardinälen müssen also auch ernstzunehmende kritische Stimmen eingelangt sein, vor allem wegen des noch laufenden Jahres des Glaubens und wegen der nicht mehr veröffentlichten Enzyklika über die göttliche Tugend des Glaubens. Am wichtigsten empfinde ich dabei seine gestrige Ansprache zur letzten Generalaudienz vor hunderttausenden Gläubigen, also genau einen Tag vor dem Eintreten der Rechtskraft des Amtsverzichtes. Dabei sagte Benedikt XVI., daß er die Kreuzesnachfolge keinesfalls aufgebe und auch nicht in eine Art "Privacy" zurückkehre: "Als ich am 19. April vor fast acht Jahren eingewilligt habe, den Petrusdienst zu übernehmen, hatte ich die feste Gewißheit, die mich immer begleitet hat: diese Gewißheit, daß die Kirche lebt und zwar aus dem Wort Gottes. Wie ich schon mehrmals erzählt habe, vernahm ich in meinem Innern diese Worte: 'Herr, warum verlangst du das von mir, und was verlangst du von mir? Es ist eine große Last, die du mir auf die Schultern legst, aber wenn du es von mir verlangst, werde ich auf dein Wort hin die Netze auswerfen, in der Gewißheit, daß du mich leiten wirst, auch mit all meinen Schwächen.' Und acht Jahre danach kann ich sagen, daß der Herr mich wirklich geführt hat, er ist mir nahe gewesen, täglich habe ich seine Gegenwart wahrnehmen können. Es war eine Wegstrecke der Kirche, die Momente der Freude und des Lichtes kannte, aber auch Momente, die nicht leicht waren; ich habe mich gefühlt wie Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See Gennesaret: der Herr hat uns viele Sonnentage mit leichter Brise geschenkt, Tage, an denen der Fischfang reichlich war, und es gab Momente, in denen das Wasser aufgewühlt war und wir Gegenwind hatten, wie in der ganzen Geschichte der Kirche, und der Herr zu schlafen schien. Aber ich habe immer gewußt, daß in diesem Boot der Herr ist, und ich habe immer gewußt, daß das Boot der Kirche nicht mir, nicht uns gehört, sondern ihm. Und der Herr läßt sie nicht untergehen; er ist es, der sie lenkt, sicherlich auch durch die Menschen, die er erwählt hat, denn so hat er es gewollt. Das war und ist eine Gewißheit, die durch nichts verdunkelt werden kann. Und das ist der Grund, warum mein Herz heute voll Dankbarkeit gegenüber Gott ist, weil er es der ganzen Kirche und auch mir nie an seinem Trost, seinem Licht, seiner Liebe hat fehlen lassen. (...) Ein Papst ist nicht allein bei der Leitung des Bootes Petri, auch wenn er der Hauptverantwortliche ist. Ich habe mich beim Tragen der Freude und der Last des Petrusdienstes nie allein gefühlt; der Herr hat mir viele Menschen zur Seite gestellt, die mir mit Großherzigkeit und Liebe zu Gott und zur Kirche geholfen haben und mir nahe waren ... auch ich war unterschiedslos allen und jedem zugeneigt mit jener pastoralen Liebe, die das Herz jedes Hirten ist, vor allem des Bischofs von Rom, des Nachfolgers des Apostels Petrus. Jeden Tag habe ich jeden von euch mit väterlichem Herzen ins Gebet mit hineingenommen (...) An dieser Stelle möchte ich sehr herzlich auch den vielen Menschen aus aller Welt danken, die mir in den letzten Wochen bewegende Zeichen der Zuwendung, der Freundschaft, des Gebets geschickt haben. Ja, der Papst ist nie allein – das erlebe ich nun noch einmal in großer, das Herz berührender Weise (...) In diesen letzten Monaten habe ich gespürt, daß meine Kräfte nachgelassen haben, und ich habe Gott im Gebet angefleht, mich mit seinem Licht zu erleuchten, um mir zu helfen, die Entscheidung zu fällen, welche nicht für mein eigenes Wohl, sondern für das Wohl der Kirche die richtigste ist. Ich habe diesen Schritt im vollen Bewußtsein seines schwerwiegenden Ernstes und seiner Neuheit, aber mit einer tiefen Seelenruhe getan. Die Kirche zu lieben bedeutet auch, den Mut zu haben, schwierige, durchlittene Entscheidungen zu treffen und dabei immer das Wohl der Kirche und nicht sich selbst im Auge zu haben. - Lassen Sie mich da noch einmal auf den 19. April 2005 zurückkommen. Das Schwere der Entscheidung lag gerade auch darin, daß ich nun vom Herrn immer und für immer beansprucht war. Immer – wer das Petrusamt annimmt, hat kein Privatleben mehr. Er gehört immer und ganz allen, der ganzen Kirche. Sein Leben wird sozusagen ganz entprivatisiert. Ich durfte erleben und erlebe es gerade jetzt, daß einem das Leben eben darin geschenkt wird, daß man es weggibt. Vorhin habe ich davon gesprochen, daß die vielen Menschen, die den Herrn lieben, auch den Nachfolger des heiligen Petrus lieben und ihm zugetan sind. Daß er wirklich Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter rundum auf der ganzen Welt hat und in ihrer Gemeinschaft geborgen ist. Weil er nicht mehr sich selber gehört, gehört er zu allen, und alle gehören zu ihm. - Das 'immer' ist auch ein 'für immer' – es gibt keine Rückkehr ins Private. Meine Entscheidung, auf die aktive Ausführung des Amtes zu verzichten, nimmt dies nicht zurück. Ich kehre nicht ins private Leben zurück – in ein Leben mit Reisen, Begegnungen, Empfängen, Vorträgen usw. Ich gehe nicht vom Kreuz weg, sondern bleibe auf neue Weise beim gekreuzigten Herrn. Ich trage nicht mehr die amtliche Vollmacht für die Leitung der Kirche, aber im Dienst des Gebetes bleibe ich sozusagen im engeren Bereich des heiligen Petrus. Der heilige Benedikt, dessen Name ich als Papst trage, wird mir da ein großes Vorbild sein: Er hat uns den Weg für ein Leben gezeigt, das aktiv oder passiv ganz dem Werk Gottes gehört. - Ich danke allen und jedem auch für den Respekt und das Verständnis, mit dem ihr diese so wichtige Entscheidung aufgenommen habt. In Gebet und Besinnung werde ich den Weg der Kirche weiterhin begleiten, mit jener Hingabe an den Herrn und seine Braut, die ich bis jetzt täglich zu leben versucht habe und die ich immer leben möchte. Ich bitte euch, vor Gott meiner zu gedenken und vor allem für die Kardinäle zu beten, die zu einer so bedeutenden Aufgabe gerufen sind, und für den neuen Nachfolger des Apostels Petrus: Der Herr begleite ihn mit dem Licht und der Kraft seines Geistes. - Erbitten wir die mütterliche Fürsprache der Jungfrau Maria, der Mutter Gottes und der Kirche, daß sie jeden von uns und die ganze kirchliche Gemeinschaft begleite; ihr vertrauen wir uns an, in tiefer Zuversicht. - Liebe Freunde! Gott leitet seine Kirche, er stützt sie immer, auch und vor allem in den schwierigen Momenten. Verlieren wir niemals diese Sicht des Glaubens, die die einzig wahre Sicht des Weges der Kirche und der Welt ist. Möge in unserem Herzen, im Herzen eines jeden von uns immer die frohe Gewißheit herrschen, daß der Herr uns zur Seite steht, uns nicht verläßt, uns nahe ist und uns mit seiner Liebe umfängt. Danke!" Drei Tage zuvor hatte er beim Gebet des "Engel des Herrn" den zahlreich versammelten Gläubigen gesagt, daß er die Kirche nicht verlasse: "Darüber hinaus bedeutet das Gebet nicht, sich von der Welt und ihren Widersprüchen abzusondern, wie dies Petrus auf dem Tabor gern getan hätte, sondern das Gebet führt zurück auf den Weg, zurück zum Handeln. »Das christliche Leben«, so habe ich in der Botschaft für diese Fastenzeit geschrieben, »besteht darin, den Berg der Begegnung mit Gott immer wieder hinaufzusteigen, um dann, bereichert durch die Liebe und die Kraft, die sie uns schenkt, wieder hinabzusteigen und unseren Brüdern und Schwestern mit der gleichen Liebe Gottes zu dienen« (Nr. 3). - Liebe Brüder und Schwestern, ich fühle, wie dieses Wort Gottes in diesem Augenblick meines Lebens besonders an mich ergeht. Der Herr ruft mich, den »Berg hinaufzusteigen«, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, daß ich die Kirche im Stich lasse, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, wie ich es bis bislang versucht habe, doch auf eine Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist. Bitten wir um die Fürsprache der Jungfrau Maria: sie helfe uns allen, im Gebet und in der tätigen Liebe immer Jesus, dem Herrn, zu folgen." Und bereits zwei Tage nach der Erklärung seines Rücktritts hatte Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 13. Februar 2013 gesagt: "Liebe Brüder und Schwestern! Wie ihr wißt, habe ich mich dazu entschlossen, auf das Amt, das mir der Herr am 19. April 2005 anvertraut hat, zu verzichten. Ich habe dies in voller Freiheit zum Wohl der Kirche getan, nachdem ich lange gebetet und vor Gott mein Gewissen geprüft habe. Ich bin mir des Ernstes dieses Aktes sehr bewußt, aber ich bin mir ebenso bewußt, nicht mehr in der Lage zu sein, das Petrusamt mit der dafür erforderlichen Kraft auszuüben. Mich trägt und erleuchtet die Gewißheit, daß es die Kirche Christi ist und der Herr es ihr nie an seiner Leitung und Sorge fehlen lassen wird. Ich danke euch allen für die Liebe und für das Gebet, mit dem ihr mich begleitet habt. [Applaus] Danke! Ich habe in diesen für mich nicht leichten Tagen gleichsam physisch die Kraft des Gebets verspürt, die mir die Liebe der Kirche, euer Gebet bringt. Betet weiter für mich, für die Kirche und für den kommenden Papst. Der Herr wird uns leiten." Es gibt möglicherweise noch weitere Zitate des früheren Papstes, welche seine Rücktrittsmotivation während der von ihm gewählten Frist ähnlich verdeutlichen wie die soeben übernommenen Redeausschnitte. Als besonders schön und wichtig empfinde ich in diesem Zeitraum jedenfalls seinen frei gehaltenen lebendigen Rückblick auf die Zeit seiner Mitarbeit am XXI. Ökumenischen Konzil der Katholischen Kirche, am II. Vatikanischen Konzil, die zum jetzigen Zeitpunkt auf der Internetseite des Heiligen Stuhles leider noch nicht in Deutsch vorliegt. (Das ist auch ein leiser Vorwurf von meiner Seite: bis heute ist es offenbar nicht gelungen, daß die deutsche Sprache bei den Dokumenten des Heiligen Stuhles beispielsweise und ausnahmslos immer gleichzeitig mit der englischen, spanischen und französischen Übersetzung vorliegt.) Auch wenn Benedikt XVI. im letzten Moment (am 22. Februar mit Rechtskraft am 25. Februar 2013) leichte Modifzierungen an der für die Erwählung des Papstes relevanten Apostolischen Konstitution seines seligen Vorgängers vornahm, so liegt der in Rom wirkende Professor P. David-Maria Jaeger OFM richtig, daß es bisher kein Gesetz für einen "emeritierten Papst" bzw. einen emeritierten Diözesanbischof von Rom gebe. Es geht dabei auch um Vorrechte und die Frage einer Immunität. Man erinnere sich aber beispielsweise auch an den Fall der zurückgezogenen Einstweiligen Verfügung gegen das deutsche Satiremagazin "Titanic": der Rückzug erfolgte ja primär aus völkerrechtlichen Gründen, denn ein Völkerrechtssubjekt (= der Papst) kann sich unmöglich den Gesetzen eines anderen Völkerrechtssubjekts (= Deutschland) unterstellen, als ob er gewissermaßen eine "gewöhnliche Privatperson" mit staatsbürgerlichen Rechten wäre. Nun jedoch schaut die Sache anders aus, denn Benedikt XVI. ist nicht mehr der Heilige Stuhl und nicht mehr Inhaber des Petrusamtes: jetzt wäre eine solche Klage bis zum Schluß denkbar und durchziehbar und müßte doch mit dem (neuen) Papst abgesprochen werden, ja präzise gesprochen: der emeritierte Pontifex ist dem neuen Papst gegenüber zum Gehorsam verpflichtet. Und genau das hat er heute den Kardinälen gesagt: "Und unter Euch, dem Kardinalskollegium, ist auch der künftige Papst, dem ich schon heute meine Verehrung und meinen Gehorsam ohne Bedingungen verspreche." Noch viele Fragen könnte man hier ansprechen, die sich nun ergeben oder die schon diskutiert wurden. So wurde behauptet, daß der Rücktritt des Papstes das Petrusamt entsakralisiere (vgl. beispielsweise die Wortmeldungen der beiden wahlberechtigten deutschsprachigen Kardinäle Walter Kasper und Rainer Maria Woelki, des Historikers Prof. Thomas Großbölting und des Denkers Eberhard Wagner). Ja, man könnte von solchen inner- und außerkirchlichen Kommentaren her sogar fragen, ob nicht sogar diese Entscheidung dem eigenen Aufruf einer Entweltlichung der Kirche widerspreche, denn schließlich kann ein Amt göttlichen Rechtes wie jenes des Papstes niemals auf der Ebene eines UNO-Generalsekretärs gesehen werden, weder vom Auftrag noch vom konkreten Amt her. Doch Benedikt XVI. wollte es keinesfalls so verstanden wissen. Realistisch und kritisch sieht aber auch der bereits in Rom weilende wahlberechtigte Australier George Kardinal Pell den Rücktritt des vormaligen Papstes, der gestern den Abschied des Papstes bei der letzten Generalaudienz als sehr schön und authentisch miterlebte. Pell nahm am Petersplatz zu seiner kritischen Sicht Stellung und erklärte, daß er einfach ähnlich wie Benedikt XVI. die Vorteile und Nachteile einer solchen Rücktrittsentscheidung bedacht habe. Er akzeptiere die Rücktrittsentscheidung natürlich, aber dem Papst wäre sehr bewußt gewesen, daß sein Rücktritt einen Bruch mit der (bisherigen) Tradition darstellte, was zu einer leichten Destabilisierung führe. Aber Benedikt XVI. habe eben gefühlt, daß er aufgrund seiner Krankheit und Schwäche einfach nicht mehr die Kraft habe, die Kirche in diesen herausfordernden Zeiten anzuführen. Und am Beispiel des Kammerdienerverrates und der illegalen Kopien von zahlreichen Dokumenten macht Kardinal Pell fest, daß diejenigen Personen, welche in der unmittelbaren Umgebung für Benedikt XVI. regierten, dies "nicht immer brillant" gemacht haben. ("I think the governance is done by people around the Pope and that wasn't always done brilliantly." Wer Arbeitszeugnisse kennt, weiß, wie diplomatisch hier Pell formuliert.) Benedikt XVI. sei ein herausragender Lehrer gewesen, aber er hätte diese Dokumentenflucht (sowieso) nicht verhindern können. Und völlig richtig stellt Kardinal Pell fest, daß sich die Medienwelt in den letzten zehn Jahren weiter verändert habe: alles werde genauer betrachtet. (Man denke an die Entscheidung von Benedikt XVI., authentifizierte Twitterkonten zu eröffnen.) Wenn durch die Medien Korruption auch in der Kirche aufgedeckt wurde, so sei es eine Hilfe für die Kirche (gewesen). Kardinal Pell selbst wolle jemanden wählen, der zur Tradition der Kirche stehe und insbesondere die Glaubwürdigkeit im moralischen und disziplinären Bereich stärke und der auch fähig sei, die Welt anzusprechen. Er wolle einen Papst, der bereits mit der Regierung einer Diözese gute Erfahrung habe und fähig sei, die Moral der Römischen Kurie zu verbessern. Im Gegensatz zu Kardinal Pell rechne ich jedoch nicht mit einem früheren Beginn des Konklave, sondern ich sehe sogar die seit 25. Februar 2013 geltenden neuen Bestimmungen zur Vorverlegung des Beginns kritisch. Wichtig ist für (katholische) Christen jedenfalls, daß die Erwählung des Papstes kein demokratisch-säkularer Vorgang ist, sondern vielmehr machen die Anrufung des Heiligen Geistes und der ganze Rahmen aus dem genau geregelten Vorgang lediglich das notwendige und veränderbare Instrumentarium, wen Gott zum neuen Petrusnachfolger erwählt habe. Eine ganz eigene und sehr positive Wertung der Rücktrittsentscheidung nimmt indes der österreichisch-ungarische Denker Eberhard Wagner in seinem Blogbuch vor. In den beiden Teilen seines Eintrages (unter dem Titel "Linien der Kontinuität") hat er einmal mehr originelle Gedanken, die nirgendwo so nachlesbar waren oder sind. Es ist eine durchaus harte und fundamentale Kritik, die der Katholischen Kirche in seinen Augen helfen soll. Ich teile einige Punkte seiner Position nicht, vor allem nicht die grundsätzliche Kritik an der Seligsprechung des Vorgängerpapstes Johannes Paul II. (vgl. dazu auch meinen obigen Widerspruch zu Mosebachs Analyse, nach der Johannes Paul II. angeblich gar nicht mehr regieren hätte können), und ebenso ist klar, daß auch die letzten beiden allgemeinen Konzilien der Katholischen Kirche dogmatisch nicht "korrigiert" werden können, sondern es kann nur ein möglicherweise falsches Verständnis der Lehre beider Vatikanischen Konzilien korrigiert werden. Eberhard Wagner hat jedenfalls einige kritische Punkte erfaßt, die tatsächlich zur Krise der Kirche in der heutigen Gesellschaft und vor allem in unserer westlichen Kultur bzw. in der Internetkultur mitbeigetragen haben und immer noch beitragen. Seine positive Würdigung des Papstrücktritts reiht sich nicht opportunistisch in einen allgemeinen Lobes-Chor ein, sondern steht auf einem wesentlich durchdachteren Fundament. Denn es wäre zu wenig, den Rücktritt des Papstes nur gutzuheißen, weil er diese Entscheidung als Papst getroffen habe. Ein blindes Folgen ohne Nachdenken, obschon - wie schon oben gesagt - dieser Rücktrittsentscheidung keine Unfehlbarkeit zukommen kann, hilft der Kirche wenig. Sehr klug und antifundamentalistisch schreibt diesbezüglich übrigens Pater Engelbert Recktenwald in seinem Beitrag vom 15. Februar 2013 mit dem Titel "Zum Streit um den päpstlichen Amtsverzicht": "Eine senile Queen von England tut niemandem weh, ein seniler Papst wäre in der heutigen Zeit für die Kirche eine Katastrophe (...) Die Frage, ob der Papst von einer Möglichkeit Gebrauch macht, die mit der kirchlichen Lehre kompatibel und vom Kirchenrecht ausdrücklich vorgesehen ist, ist keine Frage der Theologie, sondern der Klugheit". Zurück zu Eberhard Wagner, er schreibt zum Abschluß seines ersten Eintrags anläßlich des heute rechtskräftigen Papstrücktrittes: "Die [Anm. von mir: bestimmte fromme Menschen] sofort davon sprechen, daß alles was sie erleben, im historischen Maßstab groß und außergewöhnlich sein muß. Weil sie selbst es ja sind. Also wurde auch Ratzinger sofort zum Superstar erhöht, wird auch sein Pontifikat - noch mehr fast als das seines Vorgängers - sofort zum 'großen Pontifikat' überhöht. Denn wenn es das nicht wäre - dann wäre ihre eigene Heiligkeit beschattet. Deshalb muß auch Benedikt XVI. sofort heiliggesprochen werden, wie man mancherorts hört - und warum? - Ganz offen: weil es für die erwähnte Form der Frömmigkeit gar nicht anders geht als daß alles, womit sie zu tun haben, dem sie das Papsttum (oder die Rechtgläubigkeit etc.) zusprechen (und DAS tun sie nämlich) auch heilig ist. Die Heiligkeit des Papstes Ratzinger ist also nur Ausdruck IHRER Heiligkeit. Ihr Hängen am Papsttum ist nicht Treue. Es ist die Forderung, die sich aus ihrer Selbsteinschätzung ergibt. Und da kann es nur verklärte Gestalten geben, mit denen sie es zu tun haben. Derselbe Grund, warum kaum noch jemand in der Kirche sein Amt ausübt, sein Amt, sondern das Konkrete, das was seine Aufgabe als Mensch wäre, der Gnade überläßt. Das ist eitle Vermessenheit, der wahre Krebsschaden der Kirche. Der sie überall niederreißt, weil das Heilige nicht mehr sichtbar wird. Nur noch die Menschen stehen da, und behaupten, sie wären die Kirche, ganz persönlich. Und ist es nicht seltsam? Dieses 'Wir sind Kirche' eint alle Richtungen, die man als einander widersprechend in der Kirche bezeichnet. Es ist ein Scheinwiderspruch. Die 'Konservativen' und die 'Progressiven' sind nicht unterschieden. Es ist ein Streit unter denselben narzißtischen Charakteren. - Die nirgendwo mehr ihre konkrete Aufgabe erfüllen, dem Wesen ihrer Sendung als Mensch treu bleiben, in allen Formen, Gestalten und Hierarchien. Sondern die sich über die Welt 'hinwegbeten'. Deshalb überall, wo man hinblickt, so katastrophales Versagen. Deshalb überall die Infragestellung fundamentalster Wahrheiten, die nur noch per ständig zu erneuernder Verordnungen halbwegs zurückgedrängt werden können, und müssen. Und Bischöfe, die das nicht tun, was sie zu tun hätten. Lieber Parallelstrukturen aufbauen, in denen sie ihre Phantasien von Frömmigkeit und Neuevangelisierung ausleben können, ohne die wirkliche Bürde ihres Amtes tragen zu müssen. Während sie das Schiff der Kirche allen überlassen, die ans Ruder drängen. Und das sind viele: Eine Kirche, in der der faktische Mensch in den Vordergrund geschoben wurde, muß zwangsläufig zum Karrieristenstadel verkommen. Und in einer solchen Kirche wird auch Gehorsam zur Hörigkeit. Oder zum frechen Ungehorsam. Denn genau dem Gehorsam, der Grundlage alles Erkennens, fehlt das Maß. Er wird in Wahrheit zur Okkupation dessen, dem man angeblich gehorcht, das aber nur dem eigenen Machtrausch dient, wird zum schizoid genutzten, infamen Feigenblatt. Vernunft verkommt zur Logorrhoe einer subjektiven Frömmlerei." Und im zweiten Eintrag geht Eberhard Wagner noch deutlicher auf den Rücktritt von Benedikt XVI. ein und schreibt: "Und deshalb hat Joseph Ratzinger mit seinem Rücktritt, in dem er erklärt, daß seine Natur die spezielle Gnade des Papstamtes nicht mehr tragen kann, seine vielleicht klarste und kräftigste Aussage als Theologe, Philosoph und Papst getätigt. Die den Nerv der Zeit traf, wie nichts sonst aus seiner Amtszeit, die schon aufgrund des Alters des 2005 Erwählten nur als Zwischenpontifikat zu verstehen war. - Ja vielleicht sogar noch viel mehr - ob er es bewußt so sah, oder nicht. Denn ob er es so beabsichtigte oder nicht, so hat er damit einen historischen Schritt gesetzt, indem er eine über hundertjährige Entwicklung, die bei weiten Bevölkerungskreisen zu einer längst unzulässigen Verklärung des Papstes führte, zu einem Ende brachte. Mit einem Schlag hat er eine Nüchternheit aufscheinen lassen, die nur gut sein KANN. Mit einem Akt hat er das Papstamt auf sein ihm zugehöriges realistisches Maß gestutzt, und - hoffentlich - vielerorts Ernüchterung bewirkt. - Der weiß, daß er nicht mehr in der Lage ist, den realen Anforderungen seines Amtes zu genügen. Das im Amt des Regierens, des Ordnens, des Kampfes der Autorität als Dienst an der Einheit besteht, der sich nicht mit frommen Formeln erledigt. Da braucht es konkrete Manneskraft. Denn es geht um das Amt, nicht um seine Person. Der deshalb bescheiden zurücktritt, weil er es real nicht mehr ausfüllen kann. Weil er offenbar noch Respekt vor der Würde hat, die er zu repräsentieren hat. - Wenn es heißt, daß sein Rücktritt historisch problematische Folgewirkungen haben könnte, indem nämlich das Papstamt 'entsakralisiert' wird, so ist das in dieser Hinsicht absolut wünschenswert. Indem die Kirche selbst nicht auf das faktische Vorhandensein ihrer Glieder eingeschränkt wird, sondern über allem ihre wahre, noch ungewirklichte Gestalt, der nie verstummende Anspruch neu gesehen wird (...) Damit aber wäre seine Entscheidung wirklich wegweisend, und viel deutlicher, als viele wahrhaben wollen: Denn Benedikt XVI. zerreißt damit (ob bewußt oder nicht) auch diesen unsäglich verqueren Schleier des Papismus, der - und mit welcher Paßgenauigkeit zur Zeit des Internet, der Ortslosigkeit, und damit der Unwirklichkeit - so unermeßlichen Schaden angerichtet hat. Der ganz sicher kein Weg der Neuevangelisierung - im Jahr des Glaubens! von diesem Papst ausgerufen! - ist. Wo die Kirche zum Eventverein entwürdigt, der Papst zur faktischen Identifikationsfigur der Vermassung, zum 'Star' abgehalftert wurde. Den es zuletzt sogar noch auf Twitter kostenlos zu beziehen gab (...) Vielleicht hören die Leut, ernüchtert, gezwungen zum Realismus auch in der Betrachtung des (nächsten) Papstes, nun endlich auf, pausenlos über den Vatikan zu diskutieren, anstatt in ihrer Pfarre das Kreuz zu schultern, von dem sie so gerne hätten, daß es jemand anderer für sie beiseiteschafft. Der Papst, zum Beispiel. Während man das Feld allen möglichen Umtrieben überläßt - WIR, wir haben ja unsere virtuelle Kirche, rechtgläubig und superfromm, per iPod. - Es ist krank, wenn der Gesundheitszustand des Papstes die Leute mehr interessiert als der ihres Pfarrers. Wenn die Leute in Internetforen und Sondertreffen über Zölibat und Enzykliken diskutieren, anstatt ihrem Pfarrer das zu sein, was seiner Stellung entspricht und jede Zölibatsdiskussion obsolet macht: Braut. Was aber auch ihr einziger Ansatz wäre, am Heil teilzuhaben, das die Kirche sehr real ist." Wer diese Beiträge liest und auf seine Weise versteht, weiß auch, was auf den nächsten Papst zukommt. Und dann erscheint ein Kommentar von Wolfgang Fellner in der Tageszeitung "Österreich" nur noch als widersprüchlicher Populismus und vollkommene Fehleinschätzung dieses Papstrücktrittes. Er geht letztlich und paradoxerweise von einer uralten theologischen Schule aus, die den menschlichen Inhaber des Papstamtes mit dem Stuhl des heiligen Petrus unauflöslich verheiratet sah. Was schreibt Fellner also heute, abgesehen davon, daß er sich wirklich völlig irrt bei seiner Meinung, daß Benedikt XVI. "keinerlei Konsequenzen zu den fürchterlichen Mißbrauchsenthüllungen" hätte folgen lassen: "Der beste Dienst, den dieser Papst seiner Kirche geleistet hat, war sein Rücktritt. Aber: wenn schon der Papst nicht mehr im Amt bleibt, bis der Tod ihn abberuft – warum muß dann jede Ehe halten, bis der Tod sie scheidet? Wenn der Papst frei entscheidet, wie er sein Leben führen will – warum nicht auch Homosexuelle? Und: wenn der Papst die Regeln Gottes reformiert und in Pension geht – warum dürfen dann nicht auch die Gläubigen die Kirche reformieren? Dämme. Mein Gefühl ist: mit diesem Rücktritt können in der Kirche ganze Dämme an so genannten 'heiligen' Verboten brechen. Nach Benedikts Abtritt hat sich die Kirche eine Flut an Reform verdient ..." Nein, und nochmals nein: das Papstamt ist kein Sakrament, und kein von Gott erwählter Mensch ist unauflöslich an das Amt des heiligen Petrus geknüpft. Und somit begeht Fellner hier eine (bereits bedenklich eingerissene) populistische Ebenenverwechslung. So sehen wir, wie unterschiedlich gescheit oder weniger gescheit ein solcher historisch einzigartiger Vorgang gewertet und verstanden werden kann. Wie schon an anderer Stelle festgehalten: ich respektiere diese päpstliche Entscheidung zu 100 %, aber innerlich kann ich weder die Motivation noch den Termin verstehen, muß ich aber auch gar nicht. Ich habe in jedem Falle volles Vertrauen in die Vorsehung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in bezug auf die Kirche, und genau das hat Benedikt XVI. in der ihm verbleibenden Amtszeit mehrfach in glaubhafter Weise gepredigt und dargestellt. Wer jedoch dem Prinzip "Einmal Papst, immer Papst" anhängt, muß gegen jeden Rücktritt eines Papstes sein. Da das Papstamt aber keine unverlierbare Weihe ist, ist dem verehrten Benedikt Joseph Ratzinger soeben dieses Amt voll und ganz verlorengegangen. Was also für die heilige Taufe, die heilige Firmung, für die Diakonatsweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe gilt, daß sie nämlich ein unverlierbares Prägemal an der unsterblichen Seele des Menschen hinterlassen, das gilt nicht für das Petrusamt. Deswegen gibt es dieses dogmatische Prinzip "Einmal Papst, immer Papst" auf die konkrete Person des (früheren) Amtsinhabers bezogen nicht. Und mit all diesen fehlbaren Gedanken und Hinweisen verbleibe ich mitten in der Fastenzeit als Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik, verbunden im Gebet für die Wahlkardinäle und den künftigen sichtbaren Stellvertreter Jesu Christi auf Erden! |
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Seit meinem letzten Geburtstag hat die (Katholische) Kirche mit all ihren Patriarchaten, Bistümern und anderen Territorien sowie mit all ihren 23 unterschiedlichen Riten wieder einen für die Verfassung der Kirche unerläßlichen Felsenmann als Papst und Nac
Tracked: Apr 14, 17:57