Am heutigen 16. Oktober 2013, dem Gedenktag der Heiligen Margareta Maria Alacoque, Hedwig und Gallus wurde der frühere Ortssprecher und amtierende Mesner Xaver Glaßner auf dem kirchlich verwalteten Friedhof in St. Marien Buchenhüll beerdigt und in der Buchenhüller Marienwallfahrtskirche das Heilige Requiem für seine unsterbliche Seele gehalten. Es hatte mich persönlich berührt, mit welcher Entschiedenheit, Gelassenheit und mit welchem Bewußtsein er zu Beginn seines letzten Weges die heiligen Sakramente und den Sterbeablaß empfangen hat. Aus diesem Anlaß und aufgrund seiner Persönlichkeit übernehme ich die beiden von mir verfaßten Texte in diesen Blogeintrag:
1. Nachruf (erstmals abgedruckt im
Eichstätter Kurier vom 15. Oktober 2013):
Großer menschlicher Verlust für Buchenhüll: glaubwürdige Persönlichkeit.
Mit dem am 25. Juli 1952 geborenen Xaver Glaßner verliert der Eichstätter Ortsteil Buchenhüll all zu früh eine bedeutende, prägende und glaubwürdige Persönlichkeit der jüngeren Geschichte. Wer „Xare“ persönlich kennenlernte, sei es schon in der Bundeswehrzeit oder später als Filialleiter der Sparkasse im Einzugsbereich von Titting, sei es als Ausbilder und leitenden Kameraden der Feuerwehr, des Kriegervereines, des DJK-Sportverbandes und anderer Gemeinschaften, sei es als Buchenhüller Ortssprecher (2002 - 2008) mit bestem Draht zum Oberbürgermeister oder zuletzt als Mesner der Wallfahrtskirche, konnte sich auf sein Wort, sein volles Engagement und seine gewinnende Kameradschaft absolut verlassen. Wenn jetzt die Buchenhüller Ministrantenschar ihrem sorgenden Mesner nachweint, so verweist dies auf seine lebenslang erprobte authentische Menschlichkeit, die aus Glaßners Blickwinkel jedem seine persönliche Chance gab. Xaver Glaßner hat es geschafft, seiner Familie, der Nachbarschaft und unzähligen Menschen im ganzen Landkreis Hoffnung und tragfähige Lösungen für ihr Leben zu vermitteln. Dabei war für ihn die Verbindung zum allmächtigen Gott keine bloße Redensart, und sein christliches Vertrauen in die Vorsehung Gottes zeigte sich besonders in der für ihn selbstverständlichen Mitfeier der Heiligen Sonntagsmesse. Auch seine letzten, von der Krankheit geprägten Lebenswochen nahm er bewußt als Christ und somit in großer Geduld an. Noch 2007 konnte er mit seiner Angelika zur Freude seiner beiden Söhne die Silberhochzeit begehen. Für ihn mußte der öffentlich bekannte christliche Glaube dann auch in politisches Engagement einmünden. Auf sympathische Weise und in kritischer Loyalität hat er die Belange seiner Gesinnungsgemeinschaft, der Christlich-Sozialen Union, immer und überall vertreten. Unvergeßlich bleibt sein exemplarischer Einsatz bei der Wahl zum Oberbürgermeister im Jahr 2006, als er im Ortsteil Buchenhüll mit dem damaligen CSU-Kandidaten Dr. Achim Janssen von Haus zu Haus marschierte und dem Wahlkampf im Ortsteil eine ganz persönliche Note gab. Ein besonderer Verdienst kommt ihm noch dadurch zu, daß er mit seiner Autorität bei zwei Diözesanbischöfen mehrfach und erfolgreich für die weitere seelsorgliche Betreuung der Marienwallfahrt Buchenhüll durch einen eigenen Seelsorger intervenierte. Nicht zuletzt der im Jahr 2004 aus Anlaß des 100jährigen Errichtungsjubiläums der Buchenhüller Lourdesgrotte sanierte und eingeweihte Dorfplatz - um nur eines der von Glaßner vorangetriebenen Projekte zu benennen - wird die Bewohner des Eichstätter Ortsteils noch lange in großer Dankbarkeit an ihren zum Erntedankfest am 6. Oktober 2013 verstorbenen Xare aus dem Buck erinnern.
2. Predigt in der Heiligen Seelenmesse:
Liebe Angelika, lieber Alexander, lieber Manfred, sehr geschätzte Verwandte, Nachbarn, Freunde, Kameraden, Mitarbeiter und Kunden unseres verstorbenen Mesners dieser Marienwallfahrt Buchenhüll, sehr geehrte Herren Bürgermeister Dr. Josef Schmidramsl (Eichstätt) und Martin Heiß (Titting) mit den geschätzten Eichstätter Stadträten, verehrter Herr Direktor Emmeran Hollweck, werte Abordnungen der Krieger- und Soldatenkameradschaft Preith-Buchenhüll und der Feuerschützengesellschaft Anlauterthal Titting, wobei ich den Mesnerverband der Diözese Eichstätt ausdrücklich entschuldigen soll, deren Leitung sich auf einer Fortbildung befindet - liebe Andächtige in Christus, dem Herrn!
„
Gott kann sich selbst nicht verleugnen“, so sagt es der heilige Paulus dem Timotheus in der Lesung vom vergangenen Sonntag, dem vom Papst zelebrierten großen Marientag in diesem Jahr des Glaubens, deren Worte wir soeben auch vernommen haben, und das heißt: Gott ist nicht nur die absolute Wahrheit; Gott ist von Seinem unvorstellbaren Wesen her absolut wahrhaftig. Und das ist eine der großen Aufgaben für jeden Menschen, sich dieser Wahrhaftigkeit Gottes immer mehr anzunähern. Und je mehr ein Mensch diese Berufung zur Wahrheit annimmt, desto glaubwürdiger wird er. Was würde unser früherer Ortssprecher Xaver Glaßner in dieser Stunde zu uns sagen? Er sagt: „
Jeder hat mich gekannt.“ Und ich denke, bei aller unterschiedlichen Erkenntnis gibt es Grundlinien im erfüllten Leben von Xare, die tatsächlich jeder erkennen konnte. Alle Lebensbereiche hat er nämlich durchflutet mit seiner radikalen Ehrlichkeit: Xaver Glaßner war zu jeder Stunde ein grundehrlicher Mensch, und manche werden sagen, daß er der ehrlichste Mensch war, dem sie je begegnet seien. Kein Wunder dann für uns als realitätsverbundene Christen, die wir aus dem Evangelium Jesu Christi wissen, welcher Widerstand auch seinen Jüngern entgegengebracht werde - kein Wunder, daß Xare mit dieser seiner Ehrlichkeit auch angeeckt ist. Aber das macht Persönlichkeit aus, das macht charaktervolle starke Persönlichkeit aus, die uns an zwei zu allen Zeiten gesuchte Kennzeichen erinnert: Glaubwürdigkeit und Unbestechlichkeit. Denn wenn wir überhaupt anderen Menschen - egal in welcher Position - auch nur ansatzweise vertrauen, dann können wir es - abgesehen vom klassischen Vertrauensvorschuß - eigentlich nur tun, wenn uns eine unbestechliche Glaubwürdigkeit aufleuchtet. Das ist es, was wir uns von Bischöfen und Priestern, von Politikern und Bankleuten, von Vorgesetzten und Mitarbeitern gleichermaßen wünschen. Und daran erkennen wir, daß echtes zwischenmenschliches Vertrauen mit dem religiösen Glauben verwandt ist. Deshalb hat das alles bei Xaver Glaßner so überzeugend zusammengepaßt: der Kirchgang am Sonntag und das Leben im Alltag nach den Prinzipien unseres katholischen Glaubens. Wahrhaftigkeit führt nämlich direkt zur Glaubwürdigkeit, und nur weil Gott sich in der Geschichte Israels als der absolut Wahrhaftige erwiesen hat, nur weil Gott sich in der endgültigen Heilsgeschichte mit Seinem ewigen Sohn bei Kreuz und Auferstehung als der endgültig Wahrhaftige erwiesen hat für alle Menschen, deshalb können wir überhaupt als Christen glauben. Darum sagt uns der heilige Paulus heute so deutlich: „
Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit Ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit Ihm herrschen. Denk daran, daß Jesus Christus, der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist; so lautet mein Evangelium, für das ich zu leiden habe.“ Zitat Ende. Und wenn wir durch das Evangelium soeben mit Maria und dem heiligen Evangelisten Johannes unter das Kreuz Jesu Christi gestellt wurden und uns jetzt anschicken werden, die unblutige Erneuerung desselben Kreuzesopfers Christi im heiligen Requiem für die Seele von Xaver gemeinsam zu begehen, darf nicht unerwähnt bleiben jegliche christliche Begleitung beim Sterben. Xaver hat sich in dieser seiner letzten Lebenswoche durch die 24stündige Anwesenheit seiner geliebten Gattin Angelika enorm gestärkt gefühlt, er hat dies wahnsinnig geschätzt, denn das ist wahre Freundschaft, das ist wahre Liebe, das ist der tiefste Sinn jeglicher Ehegemeinschaft. Eine uralte Weisheit ist und bleibt, daß sich erst in verdammten Krisenzeiten zeigt, wer wirklich Freund ist. Papst Franziskus hat es am vergangenen großen
Marientag - eine Woche nach dem Versterben Xavers zum Erntedankfest - so gesagt: der Weg der Liebe und des Glaubens geht über das Kreuz.
Maria hat dies von Anfang an verstanden, als Herodes den eben erst geborenen Jesus umbringen wollte. Dann aber wurde dieses Kreuz schwerer, als Jesus abgelehnt wurde: Maria hörte das Geschwätz, den Haß jener, die den Herrn nicht liebten. Und dieses Kreuz hat sie getragen. Als die „Stunde“ Jesu kam, da war der Glaube Marias die Flamme in dunkelster Nacht. In der Nacht des Karsamstags hat Maria gewacht. Ihre Flamme, klein und doch hell, brannte bis zum Morgen der Auferstehung, und als die Nachricht zu ihr drang, daß das Grab leer sei, breitete sich in ihrem Herzen die Freude des Glaubens aus, der christliche Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Und genau in diesem unerschütterlichen Glauben hat Xaver Glaßner sein Mesneramt in herausragender Weise ausgeübt, und so bleibt mir an dieser Stelle nur noch, auch im eigenen Namen Dir, lieber Xare, ein ewiges Vergelt's Gott zu sagen für Deine Beratung, Unterstützung und Freundschaft über mehr als zehn Jahre!
Dr. Alexander Pytlik, Seelsorger von
Buchenhüll