Saturday, February 8. 2014PREDIGT BEIM REQUIEM FÜR DIE SEELE VON DIÖZESANBISCHOF EM. PROF. KURT KRENN
Am Samstag, dem 25. Januar 2014, dem Fest der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus, verstarb Seine Exzellenz, der hochwürdigste Herr Diözesanbischof em. von St. Pölten, Univ.-Prof. Dr. Dr. Kurt Krenn. Am heutigen Tag wurden das feierliche Requiem für seine Seele und die katholische Beisetzung seines Leibes in der Gruft des Domes zu St. Pölten (Österreich) zelebriert. Die Predigt bei der Seelenmesse hielt sein Nachfolger Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng, der seit fast zehn Jahren, also seit der Zeit der damaligen Apostolischen Visitation des Bistums St. Pölten, für seinen erkrankten Vorgänger Bischof Krenn immer da gewesen war, sich immer um ihn persönlich gesorgt hatte, und dieser vielleicht von manchen als selbstverständlich angesehene Dienst soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. Die Worte des früheren Apostolischen Visitators Bischofs Klaus für seinen verstorbenen Vorgänger Bischof Kurt haben auch von daher ganz besonderes Gewicht, und ich übernehme die heutige Predigt desselben Bischof Klaus Küng von der Internetseite der Diözese St. Pölten für mein Blogbuch (Verlinkungen stammen von mir):
[PREDIGT VON BISCHOF KLAUS KÜNG FÜR + BISCHOF KURT KRENN:] Eminenz, verehrter Herr Nuntius, liebe Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst, hochwürdigste Äbte, Herr Landeshauptmann, Herr Bürgermeister, liebe Brüder und Schwestern! Bischof Kurt Krenn ist nach langem Leiden zu Gott heimgekehrt. Viele Jahre hat er seine schwere, allmählich fortschreitende Krankheit geduldig ertragen. Zunächst konnte er noch auf einem Stuhl sitzen, sehr bald war er im Rollstuhl; auch Sitzen ist ihm zeitweise schwer gefallen. Er, der Redegewandte, war sehr bald in der Kommunikation zunehmend eingeschränkt; in den letzten Jahren sagte er noch Ja oder Nein, manchmal ganz wenige Worte, wenn ein Besucher mit ihm sehr vertraut war. Zuletzt sprach er fast gar nicht mehr. Was er lange Zeit noch konnte: den Segen spenden mit bruchstückhaften Worten und einer gut erkennbaren Geste. Es war bewegend. Er ist ruhig zu Gott heimgegangen, wohl begleitet im Kreis seiner Verwandten. Die Schwestern, die ihn all die Jahre hindurch liebevoll betreut haben, waren dabei, auch einige Priester und längere Zeit ich selber. Wir beteten den Rosenkranz, sangen Marienlieder. Ich habe danach so manchem gesagt: Bischof Kurt ist so gestorben, wie man es sich nur wünschen kann. Die Worte Jesu, die wir im Evangelium gehört haben, erfüllen uns in Gedanken an ihn mit Freude: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ Bischof Kurt war ein streitbarer Bischof. Er hat es weder sich selber noch den anderen leicht gemacht, aber eines ist klar: sein Leben stand im Dienst der Kirche. Sein Wunsch war es, mit allen seinen Talenten und Fähigkeiten der Wahrheit zu dienen. Er hatte hervorragende Talente, das anerkennen fast alle, auch die meisten seiner Gegner. Vor kurzem wurde – von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen – ein neues Buch herausgebracht mit Vorträgen und Artikeln, die er großteils als Professor, einige als Bischof gehalten bzw. geschrieben hat: Sie zeugen von einem hohen intellektuellen Anspruch und einer hervorragenden Formulierungsgabe. Er hatte eine besondere Fähigkeit, die wesentlichen Zusammenhänge in den großen Themen aufzuzeigen. Schon in der Studienzeit beschäftigten ihn vor allem die Gottesfrage, die Würde des Menschen und das Wesen des Gewissens. Er war ein guter Kenner des heiligen Thomas von Aquin, dessen Gesamtwerk er in der Originalsprache, in Latein, gründlich studiert hat. Die Notizen, die er sich dabei gemacht hat, zeigen es. Er verschlang aber auch Werke wie die von Kant, Hegel und Wittgenstein. Er hat sich bei vielen Gelegenheiten in sehr kompetenter Weise über Lebensschutz und Familie geäußert. Als ich Kardinal Dziwisz über den Tod von Bischof Kurt informierte, sagte er zu mir: „Auf jeden Fall war er ein wirklich guter Philosoph und Theologe“. „Das ist wahr“, gab ich ihm zur Antwort. Er konnte sehr gut diskutieren. Das hat sicherlich manchmal polarisiert. Er konnte auch mit ganz einfachen Leuten reden, war ausgesprochen leutselig. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er zum Beispiel bei der Bischofskonferenz gerne mit den Chauffeuren plauderte. Er besaß die Gabe, die Dinge auf den Punkt zu bringen, und zwar pointiert. Das war wohl auch ein Grund, warum ihn manche Journalisten „liebten“. „Er fehlt uns“, hat mir einmal eine der Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellte Journalistin gesagt, als ich bereits in St. Pölten war. Ob das der Kirche und ihm selber immer gutgetan hat, ist eine andere Frage. Ein anderer Aspekt, der wahrscheinlich wenig bekannt und mir erst allmählich in St. Pölten bewusst geworden ist: In Diskussionen konnte er sich verhärten und ganz unnachgiebig werden; trotzdem war er jemand, der im Grunde genommen ein weiches Herz gehabt hat, mit viel Verständnis für die Schwächen der Menschen, manchmal fast zu viel. Er war auch verwundbar. Manche Probleme, die entstanden sind, erklären sich gerade auch daraus, dass er selbst verletzt wurde: Schon bei seiner Ernennung als Weihbischof in Wien, dann im Zusammenhang mit verschiedenen Auseinandersetzungen in der Verteidigung dessen, was für ihn unumstößliche Wahrheit war und es auch ist. Auch bei seinem Beginn hier in St. Pölten kam es zu schweren wechselseitigen Kränkungen. Dass dann seine Reaktionen für weitere schwere Verletzungen und auch Aggressionen auslösend gewesen sind, gehört wohl zur Tragik seines Lebens. Vielleicht wurde dadurch auch die Krankheit beschleunigt, die schon mehrere Jahre vor seinem Rücktritt mit ihren ersten Anzeichen bemerkbar war. Über seinem Bett waren in einen Wandteppich eingewoben die Worte seines Wahlspruches: „Christi misericordia pax nostra“. Als man merkte, dass sein Tod bereits nahe war, ist mir bewusst geworden, dass dieser Leitspruch auch für sein Sterben gilt und für uns alle. Sehr hilfreich war für mich, was Abt Petrus im Zusammenhang mit manchen medialen Äußerungen der letzten Tage über auf Bischof Krenn geschrieben hat. Er hat auf das bekannte Wort des Chilon von Sparta hingewiesen: „De mortuis nil nisi bene loquitur“ und darauf aufmerksam gemacht, dass es oft ungenau übersetzt wird, im Sinne, dass man von Toten nur das Gute berichten dürfe. Es wird dabei übersehen, dass bei diesem geflügelten Wort nicht „bonum“ steht – „das Gute“ –, sondern „bene“, das Adjektiv. Wir dürfen beim Gedenken eines Verstorbenen durchaus auch seine Probleme erwähnen, sollten aber mit Wohlwollen – bene – von ihm reden. In diesem Sinn ist es angebracht, dass wir das Gute sehen, das im Leben von Bischof Kurt ohne Zweifel vorhanden ist, dass wir für ihn beten und Gott bitten, er möge ihm den Frieden schenken, uns aber die Augen öffnen: viele der Anliegen, die Bischof Kurt vertreten hat, sind und bleiben von großer Bedeutung. Er war ein aufrechter und mutiger Kämpfer, der in vielen Dingen, in denen man nicht nachgeben darf, tatsächlich nicht nachgegeben hat. Es ist sicher auch richtig, wenn wir in dieser Stunde für die Kirche beten, um Versöhnung und Einheit und mit dem Blick in die Zukunft, damit wir treu dem Evangelium Christi die geeigneten Wege finden: einerseits die Einheit untereinander wächst – ohne sie kann man nichts erreichen – und andererseits eine neue Grundlage entsteht, auf der in den Umständen der Gesellschaft von heute die Kirche erneut wachsen kann. Beim Ad-Limina-Besuch hat Papst Franziskus in einer der Begegnungen uns Bischöfen gesagt, es sei wichtig, zu beten und wachsam zu sein. Daran kann und soll uns auch das Leben und Wirken von Bischof Kurt erinnern. Schließlich möchte ich von ganzem Herzen den Immaculata-Schwestern danken, die mit großer Hingabe Bischof Kurt in all den vergangenen Jahren betreut und gepflegt haben, ebenso den Angehörigen. Sie haben wohl all die Jahre hindurch oft zusammen mit Bischof Kurt gelitten und waren immer für ihn Rückhalt. Nicht vergessen möchte ich auch die Priester, die Bischof Kurt in seiner langen Krankheit seelsorglich begleitet haben. Besonders erwähnen möchte ich unseren Protonotar Alois Hörmer, der oft zusätzlich zu seinen eigenen pfarrlichen Verpflichtungen für Bischof Kurt am Sonntag die Heilige Messe zelebriert hat. Wenn wir Bischof Kurt nach der Eucharistiefeier in der Gruft beisetzen, dann tun wir es erfüllt mit wahrer Hoffnung. Paulus ruft uns zu: „Ihr seid mit Christus auferweckt“. Für uns soll es ein Ansporn sein: „Strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.“ Die Priesterweihe hat Bischof Kurt am Rosenkranzfest empfangen, seine Primiz hielt er in Santa Maria Maggiore, wo wir Bischöfe in der vergangenen Woche beim Ad-Limina-Besuch gedacht haben, und zum Bischof wurde er am Gedächtnis Maria vom Guten Rat geweiht. Er hat Maria sehr geliebt. Möge sie ihm und uns allen Fürsprecherin sein. [ENDE DER PREDIGT BEIM REQUIEM FÜR DIE SEELE VON DIÖZESANBISCHOF EMERITUS PROFESSOR KURT KRENN.] Trackbacks
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This is my free translation of the homily, held by Mons. DDr. Klaus Küng, Bishop of the Diocese of St.Pölten (Austria) during the Funeral Mass for his predecessor + Kurt Krenn:
Your Eminence, Honoured Apostolic Nuncio, dear brothers in the Episcopal, Priestly and Diaconal ministry, Very Reverend Father Abbots, Mr. Governor, Mr. Mayor, dear brothers and sisters! Bishop Kurt Krenn returned home after a long-lasting suffering. In patience he carried many years his cross of his illness, which slowly proceeded. At the begin of his illness he was able to sit on a chair, but very soon he was in a wheelchair; also to sit was complicated for him. He, the eloquent, was limited to communication very soon; During the last years he answered only with “yes” or “no”, sometimes some words, if the guest was very familiar to him. At the end of his life he nearly did not speak a single word. What did he do for a long time? To have given the Blessing of God with fragments of words and a clearly cognizable gesture. This was very tangent. He returned home to God in peace, well accompanied by his relatives. The sisters, who have taken care of him, were present, also some priests and for a longer time I was present, as well. We prayed the Rosary, chanted songs in honour of Virgin Mary. I told the people afterwards: Bishop Kurt died in this modus, which I wish everybody. The words of Jesus, which we listened in the Gospel, are fulfilling us in memory of him with joy: “In my Father ́s house are many rooms. If it were not so, would I have told you that I go to prepare a place for you?” (John 14:2). Bishop Kurt was a militant bishop. He was very strict with himself and with his next, and it is clear: His life was rooted in the service of the Church. His desire was to serve the Truth with all his talents and abilities. He had eminent talents, which have been accepted by most of the people, also by most of his enemies. Recently a new book was published - nearly not recognised by the public – with lectures and articles, which he held verbally mainly as professor and some of them as bishop, respectively some of them in writing, testifying his highly intellectual level and his talent to give eminent formulation. He had a particular qualification to outline important issues with its essential context. Already during his years of studies he deeply reflected the question of God, the dignity of human beings and the essence of the consciousness. He had a profound knowledge of Saint Thomas Acquinas, whose Opera Omnia-Corpus Thomisticum he studied in the original language, in Latin. His personal notes are outlining this fact. He “gulped” also the volumes of Kant, Hegel and Wittgenstein. In many occasions he commented the protection of life and family in a very competent manner. When I informed Cardinal Dziwisz about the decease of Bishop Kurt, he replied to me: “In any case he was in fact an excellent philosopher and theologian.” “This is true,” I answered him. He was well educated how to enter into discussions. Certainly this led sometimes to polarizations. He was able to hold conversations with simple persons, and he loved his flock. In my mind I am looking him in front of me when he, for example at a bishops-conference, held a talk with the chauffeur. He was talented to have brought up a case to its cross-point in clarity. Presumably, this was the reason, why some journalists “loved” him. “We are missing him”, a critical journalist told me one day, when I was already in the diocese of St. Pölten in actu. If this was for the benefit of the Church and for himself, is another question. Another aspect, which is most probably not very well known in public and which came into my mind as an important one, is the following: In his participation in discussions he became sometimes inflexible. Nevertheless, his heart was open with a lot of understanding for the weakness of the human beings, sometimes even too much opened. He was also vulnerable. Some problems, which occurred, had the "causa prima" in the fact that he himself was hurt: already at the nomination as auxiliary bishop of Vienna, later in connection with several disputes in the defence of that, what - according to his point of view - was the irrevocable Truth and what - according to an objective point of view - is the Truth in fact. Also at his begin here in St. Pölten it came to mutual hurt. It belongs to the tragic of his life, I assume, that in the consequence of it, his reactions were the reason of further severe injuries and also aggressions. Maybe, therefore, the illness was accelerated, which was already noted many years before his resignation with its first symptoms. Above his bed there is a tapestry showing the words of his Episcopal motto: „Christi misericordia pax nostra“. In the moment when one recognised that he was near to death, it has been clear to me that his Episcopal motto is also valid for his dying and for all of us. The comments given by the Abbot Peter in connection with some media-statements during the last days about Bishop Krenn were of great help to me. He drew the attention to the famous word of Chilon of Sparta: „De mortuis nil nisi bene loquitur“ and explained, that it is quite often translated erroneously in the meaning of reporting only the good things of a dead person. Hereto it is overlooked that at this winged word/dictum there is not the word „bonum“ – “goodness” –, but “bene”, the adjective. In memoriam, when talking about a deceased, it is allowed to mention also his problems, but it should be talked about him with benevolence – bene. In this sense, it is adequate that we are focusing the good things, which exist in the life of Bishop Kurt without doubts, and that we are praying for him and asking God that He might grant him peace and opening us the eyes: many of the intentions of Bishop Kurt are remaining of great meaning. He was a righteous and encouraged fighter, who, in fact, never indulged issues, which must not be indulged/accepted. It is certainly alright to pray for reconciliation and unity in this hour for the Church sub specie aeternitatis in order to find the right way in fidelity to the Gospel. On one side unity is growing among us – without unity nothing can be achieved – and on the other side a new basis is established, on which the Church in the situation of the society nowadays can grow anew. In one of the encounters Ad Limina Pope Francis instructed us Bishops to keep in mind the importance of prayer and vigilance. In this context we may remember the life and the actions of Bishop Kurt. Finally, I would like to express my cordial gratitude to the Sisters of the Immacolata, who took care in great devotion for Bishop Kurt during all the years with health-care and the relatives as well. During all the past years you suffered with Bishop Kurt together and protected him. Not to forget the priests, who accompanied Bishop Kurt during his long-lasting illness with pastoral care. In particular I would like to mention our proto-notary Alois Hörmer, who often celebrated the Holy Mass for Bishop Kurt on Sunday, in addition to his duties in his parish. Fulfilled with true hope we are going now to the sepulture of the deceased Bishop Kurt downstairs to the crypt. Paul is proclaiming for us: “You have been raised with Christ!” For us this shall be an impetus: “Seek the things that are above, where Christ is, seated at the right hand of God.” (Col 3:1). On the feast of Rosary Bishop Kurt received his ordination as priest, and he celebrated the first Holy Mass in Santa Maria Maggiore, where we, the Bishops, have thought of him last week Ad Limina Apostolorum in Rome, and he was ordained bishop on the day, when the Church is commemorating Mary as Mater boni consilii. He loved Mary very much. May Virgin Mary be his intercessor and for all of us. [END OF MY FREE TRANSLATION.] |
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